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Auerthal-Zeitung : 06.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189706062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-06
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 06.06.1897
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Ihr Geheimnis. 18) Roman a. d. Englischen d. Lady G. Robertson. lKonkeung.) Leonie stand auf und trat zu Gordon. „Walter/ sagte sie, „wollen Sie mir nicht verzeihen?" „Ja," erwiderte er, „ich will Ihnen ver geben , wie Gott unS Menschen auch unsere Sünden vergibt. Ich will nicht im Zorn von Ihnen scheiden, denn wir werden uns nie Wieder ¬ sehen, nie wieder. „Sie wollen mich doch nicht verlassen?" bat sie. „Sprechen Sie doch nicht von völliger Trennung, wir können doch Freunde bleiben/ „Wie grausam, wie egoistisch doch ein Mädchen sein kann!" sagte er. „Nein, so stark bitt ich nicht, ich werde inS Ausland gehen und ver suchen, Sie zu vergessen." Sie umklammerte seinen Arm. „Gehen Sie nicht fort," flehte sie. „Wie soll ich ohne Sie KLen?" „Das hätten Sie früher denken sollen, jetzt ist eS zu spät. Leben Sie wohl, und möge Gott Ihnen verzeihen, was Sie an mir ge sündigt haben." Sanft löste er ihre Hände und schritt davon, ohne einen Blick aus sie zu werfen, die er in Verzweiflung zurückließ. Für ihn gab eS nm einen einzigen Weg: er wollte weit fortgehen, wo er nie wieder etwas von dem Mädchen hörte, das ihn so schändlich betrogen hatte. Sein Stolz kam ihm zu HUfe und rettete ihn vor einer verzweiflungsvollen Thal. Sein Leben konnte er noch im Dienste Politische P»«dscha«. Deutschland. "Der Kaiser tritt seine diesjährige Nordlandreise am 4. k. von Kiel aus au. «Ein Besuch Kaiser Wilhelms in Rußland wird, wie die deutsche ,PeterSb. Ztg.' erfahren haben will, für den August erwartet und zwar zu den fotzen Manövern -wischen Bjolostok und Lomsha, wo für ihn Wohnung hergerichtet wird. Die Frage, ob den Kaiser auch der Reichskanzler Fürst Hohenlohe begleiten werde, sei noch nicht entschieden. Zu dengroßen Manövern um Bjolostok würden auch die Militär agenten und Militärattache«- der auswärtigen Staaten eingeladen werden. * Die Abreise des Prinzen Hein rich zu den Jubiläumsfeier l ich ketten nach England, die bekanntlich mit dem Kreuzer „König Wilhelm" erfolgt, ist auf den 12. Juni festgesetzt. * Frhr. v. Marschall und Graf Posa- dowSky, der Reichsschatzsekretär, find bereits auf Sommemrlaub. Herr v. Miquel hat gleichfalls einen dreiwöchigen Urlaub erbeten. * Den Kaiser Wilhelmkanal haben im Monat April 2191 Schiffe (gegen 1479 Schiffe im April 189k) mit einem Netto-Raumgehalt von 175 216 Registertons (1896: 112 475 Re- gistertons) benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringeuden ElblootsgeldeS, an Gebühren 89 635,70 Mark <1896: 59 647,58 Mk.) entrichtet. * DaS Staatshaushaltsgesetz für Preußen für dar Jahr 1897/98 ist unter« 31. Mai, also unmittelbar nach Abschluß der Etatsberatung im Herrenhaus, vollzogen und amtlich publiziert worden. Von dem ersten Quartal deS Rechnungsjahres, für welches dieses Gesetz in Kraft tritt, find also bereits zwei Monate verstrichen. Die Bestreitung aller Aus gaben ist in diesen zwei Monaten im Wider spruch zu formalen Bestimmungen der Ver- faffung erfolgt. DaS Gesetz erteilt hierfür in einem besonderen 8 4 in Micher Weise In demnität. * Der für Preußen in Aussicht gestellte Gesetzentwurf zum Schutze für die Forde rungen der Bauhandwerker ist, wie ein Fachblatt berichtet, bereits im Justizministerium ausgearbeitet und dem Staatsministerium vor gelegt worden. Er enthält u. a. die bedeutsame Bestimmung, daß unter Umständen zum Schutze der Bauhandwerker auch in die Rechte der Hypothekengläubiger eingegriffen werden kann. Die Vorlage erstrebt eine Lösung der Frage im Wege der Reichs gesetz gebung mü der Maßgabe, daß die praktische Einführung der einzelnen Bestimmungen der Landesverwaltung für diejenigen Orte und Bezirke Vorbehalten bleibt, bei denen sich ein Bedürfnis zu solchen Maßregeln ergeben hat. *Das Ergebnis der Verhandlungen, welche von dem Oberpräfidenten v. Achenbach mit Vertretern der Nettesten der Kaufmannschaft, der Landwirtschaft und des Produktenhandels über die Wiedereinrichtung der Berliner Produktenbörse gepflogen worden find, wird in Regierungskreisen günstiger beurteilt, als vielfach in der Presse. Allerdings schienen an fangs unüberbrückbare Gegensätze vorhanden zu sein. Allein im Verlaufe der Verhandlungen traten mehr und mehr vermittelnde Auffassungen hervor. Insbesondere zeigten die Vertreter des Produttenhandels nicht nur Geneigtheit zu einer Verständigung, sondern traten auch mit positiven Vermittelungs vorschlägen hervor, welche eine geeignete Grundlage für wettere Verhandlungen darbieten. Unbedingt sicher soll indessen die Ausgleichung noch nicht sein. Oesterreich-Ungarn. *Der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Este ist soweit wieder hergestellt, daß der Winter- aufenthalt im Süden künftig entfällt und er seinen Aufenthalt in der Wiener Hofburg in der Nähe deS Kaisers nehmen wird. Die Ver lobung des Erzherzogs soll unmittelbar be vorstehen. * Die Session des österreichischen Abgeordnetenhauses, welche» infolge der Obstruktion der deutschen Fraktionen keine geordneten Sitzungen hatten konnte, ist am Mittwoch geschloffen worden. Die Schließung de» Parlament» hat, wie e» scheint, sämtliche Parteien de» Hauses befriedigt. Die Rechte fleht in der Schließung ein« Züchttaung der Obstruktions-Partei, wogegen anderseits die Linke in dieser Maßregel einen Erfolg ihrer Taktik steht und annehmen zu können glaubt, daß Badeni nunmehr genötigt sein werde, mit den Deutschen in direkte Unterhandlungen zu treten. Ffraukretch. *Um die Anwesenheit de» Staatssekretär» der Südafrikanischen Republik Dr. LeydS in Parts hat sich nach und nach ein vollständiger Sagenkreis gesponnen, der dem politischen Letter Transvaals alle möglichen Intrigen und Angriffspläne gegen England nach- sagte. Die neueste Legendenbildung hat sich der ,Figaro' geleistet, der von einer finanziellen Mission deS Dr. LeydS wissen wollte und eine Anleihe für die Südafrikanische Republik ankündigte. Die halbamtliche ,Agence HavaS' erklärt diese Meldung für unzutreffend. England. *Die Londoner Blätter befürchten, daß Rußland nach dem Friedensschlüsse der Türkei mit Griechenland die Frage der freien Durchfahrt durch die Dardanellen und Frankreich die ägyptische Frage auf werfen werden. Belgien. *Jn Belgien haben die liberalen Stadträte deS ganzen Landes sowie zahlreiche politische und militärische Vereine ihre Beteiligung an der Landeskundgebunaam13. d. zugcsagt. Die Kundgebung hat den Zweck, den König zur Auflösung deS Parlaments und zur Befragung der Wähler zu bewegen. Dänemark. *Das dänische Landsthing nahm in dritter Beratung die Budgetvorlage unver ändert an. Dieselbe wird nunmehr dem König zur Unterschrift unterbreitet werden. DaS ange nommene Budget enthält auch einen Staats zuschuß an das Internationale Friedens- büre au in Bern. Die ReichStagssesfion ist nunmehr beendet. Gvanie«. *Die Königin-Regentin unterzeichnete am Mittwoch das Dekret, durch welches die Tagung der CorteS geschlossen wird. — Inzwischen hat eine Depesche auS Havana den Spaniern unangenehme Ueberraschungen bereitet. Man war in Madrid auch wohl überall der Meinung, der cubanische Aufstand sei als erloschen anzusehen. DaS scheint ein arger Irrtum zu sein, denn eine Proklamation des Generals Weyler kündigt jetzt größere Operationen im östlichen Teil der Insel an und verfügt verschiedene Maßregeln, durch welche den Aufständischen alle Hilfsmittel ent zogen werden sollen. Balkanftaaten. *Der Kronprinz von Griechen land hat die Reise nach London zum Regie- rungsjubilänm der Königin Viktoria aufgcgeben. Es mag ihm nicht angenehm sein, unmittelbar nach den wenig ruhmvollen Ereignissen auf dem Kriegsschauplatz mit den Vertretern von ganz Europa zusammenzutreffen. *Ein Jrade des Sultans erkennt an, daß der Waffenstillstand um vierzehn Tage verlängert wurde. Derselbe hat am 20. Mai begonnen. *Am Donnerstag hat in Konstantinopel die erste Sitzung, in der über den Friedens schluß verhandelt wird, in Gegenwatt der europäischen Botschafter stattgefunden. * Ueber die künftige Organisation Kretas finden, wie im englischen Unterhaus der Lord des Schatzes Balfour ausführte, unter den Mächten Erwägungen statt, es sei aber noch nicht möglich gewesen, mit der Pforte darüber zu verhandeln, da zunächst noch über den Waffenstillstand und die Friedeusbcdingungen verhandelt werden müsic lieber die Zurück ziehung der türkischen Truppen von »ireta und anderer nutzen, aber daS, waS ihm Wett ver lieh, war dahin. Sein Entschluß, abzureisen, stand fest, und als Hauptmann Barlow ihn erstaunt nach dem Grunde fragte, bekam er nur eine kurze Antwort. Waller Gordon entschuldigte sich unter dem Vorwande, daß ein am Morgen er haltener Brief ihn zwinge, nach Hause zu kommen. Paul war im ersten Augenblick sehr er staunt, dann fing er an, den Zusammenhang zu ahnen. „Leonie hat ihm einen Korb ge geben," sagte er zu sich, „und deshalb soll unsere Verlobung noch nicht veröffentlicht werden." Diese Ueberzeugung stimmte ihn milde und freundlich gegen Sir Gordon. Er half ihm bei seinen Reisevorbereitungen und als sie sich auf dem Bahnhof zum letzten Mal die Hand reichten, bat Paul, gelegentlich Nachricht von Sir Gor- donS Ergehen zu erhallen. „Das kann ich nicht versprechen," erwiderte dieser. „Ein schweres Leid hat mich niederge drückt ; sollte ich eS je überwunden haben, so werden Sie von mir hören, sonst nicht." Diese Worte verfolgten Paul Barlow lange, er konnte sie nicht wieder vergessen und stets dachte er in seinem Glück des Mannes, dessen Liebe zurückgewiesen war. Wochen und Monate wartete er auf einen Brief, al» aber keiner kam, mußte er emsehen, daß der Kummer de» Freunde« immer noch derselbe sei. Wie lange Leonie noch ihrem Schmerz freien Lauf gab, wußte fi« selbst nicht. Endlich stand sie auf und schritt langsam dem Hause wieder zu. Jetzt hatte sie alle Brücken hinter sich ab dte Bildung einer genügend«» Streitmacht zur Aufrechterhaltung der Ruhe auf Kreta würden jetzt Erörterungen gevflogen. *Sine im griechischen Interesse «bettende Korrespondenz verbreitet folgende Meldung: Di« bulgarische Regierung hat den griechisch türkischen Krieg dazu benutzt, einen bedeutenden Schritt bezüglich dervölltgenLoSlöfung Bulgariens auS dem SuzeränitätSver- HLltniS zur Türket nach vorwärts zu thun. Zunächst toieS sie mit Entschiedenheit die Zu mutung zurück, daß sich auch Bulgarien al» im Kriegszustände mit Griechenland befindlich be trachten sollte. Thatsächlich hatte die Pforte dem diplomatischen Agenten Bulgarien» in Äon- stanttnopel nahegelegt, die bulgarische Regierung möge während der Dauer deS Krieges wenigsten» die in Bulgarien befindlichen Konsuln Griechen lands ihre- amtlichen Charakters entkleiden, waS man jedoch in Sofia als unmöglich bezeichnete. Gleich dmauf aber versandte der bulgarische Ministerpräsident Stoilow ein Rundschreiben an sämtliche Balkanstacüen (auch an Griechenland), worin er erklärte, die bulgarischen Behörden seien angewiesen, künftig keinerlei amtliche Schriftstücke (Pässe u. s. w.) anzunehmen, welche von türkischen Behörden und Konsulaten im Namen des Sultans, al» deS SuzeränS Bul gariens, beglaubigt seien. (Die Angelegenheit verlangt Aufklärung.) "Der griechischen Regierung erwachsen jetzt neue Sorgen durch das Auftreten von Räuberbanden. Einer Depesche der,Time»' aM Athen zufolge wird durch daS Auftreten von Räuberbanden an verschiedenen Punkten Beunruhigung hervorgerufen, doch habe die Landbevölkerung zu den Waffen gegriffen und die Räuber bisher im Schach gehalten. Die Regierung sende Gendarmerie und Truppen ab. Amtlich werde die Zahl der Briganten auf 850 angegeben, sie sei aber wahrscheinlich größer. I«validenpr«fio«e». Die Katastrophe auf der Eifelbahn lenkt von neuem die Aufmerksamkeit auf die Versorgung der Invaliden unseres HeereS. ES dürste fest stehen, daß von den etwa 50 mehr oder weniger schwer verletzten Reservisten ein Teil dauernd an seiner Gesundheit geschädigt bleibt. Die Höhe der hierfür zu gewährenden Entschädigung richt« sich nach dem Grade der erlittenen Ein buße an der Erwerbsfähigkeit, die ein Militär arzt festzustellen hat. Diese Entschädigung kommt jedoch in Wegfall, sobald der Pensionär sein Fortkommen im Reichs- oder Staatsdienst sucht bezw. findet. Seit Jahren bitten die in diesen Diensten befindlichen Pensionäre, daß ihnen die für immer zugesprochene Pension auch wirklich so lange belassen bleibt, als ihr Leiden anhält, auch wird um eine allgemeine Erhöhung der Einzelsätze gebeten, wogegen finanzielle Be denken geltend gemacht werden. Es ist nun anzunehmen, daß auch einige bei Gerolstein ver unglückte Reservisten gezwungen find, ihr Fort kommen im Reichs- oder Staatsdienste zu suchen, weil sie ihrem bisherigen Berufe nicht mehr gewachsen find. Es zeigt sich in solchem Falle die Hätte des Penfionsabzuges in seiner ganzen Größe, denn während dem gutgestellten Kameraden die Pension bis anS Lebensende verbleibt, wird sie dem Minderbegüterten dafür abgezogen, daß er sich daS zum Leben Erforder liche bei einer Reichs- oder Staatsbehörde zu suchen gezwungen ist. Nach Art. 2 88 33e und Art. 11 8 106 der Novelle zum Penstonsgesetze vom 22. Mai 1893 erleiden die im Kommunal dienst angestellten Pensionäre fett dem 1. April 1893 den Abzug ihrer Pension nicht mehr. Es erscheint daher notwendig, daß die angezogenen Bestimmungen auch nunmehr auf die im Reichs und Staatsdienste befindlichen Pensionäre aus gedehnt werden, zumal es sich nicht um eine „erdiente" Militärpenfion, sondern um ein Jn- validenpflegcgeld handelt. Uon Nah «nd Fern. Schleswig. Der Ausschuß für die Er richtung eines Denkmals für den Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein macht bekannt, eS würde im Sinne der Tochter des Herzogs, der gebrochen. Waller wm ihr verloren, sie hatte alle besseren und edleren Regungen in sich er stickt und konnte sich nun der Art von Leben, welche sie erwählt hatte, hingeben. Sie plante neue Feste, noch glänzender als das erste, aber welches Vergnügen würde sie davon haben, wenn Sir Gordon nicht dabei wäre. Sie dachte an Reisen, sie wollte nach Paris, nach Italien, dort würde und mußte sie ja auf andere Ge danken kommen. So vergingen einige Tage, an denen die verwunderten Bemerkungen ihrer Hausgenossen über Sir GordonS Fernbleiben qualvoll für Leonie waren. Dann kam ein Diner, auf dem die Thatsache, daß er nach Aegypten abgereist sei, so eingehend besprochen wurde, daß eS ihr schien, als wollten die Vermutungen sich nie erschöpfen. „Du hast mir ja garnichts von Str GordonS Abreise erzählt," sagte Nelly Day am Abend zu ihr. „Du hättest mir doch soviel Vertrauen schenken können, Leonie. Ich kann mir ja den ken, weshalb er fottging. Und ich glaubte so fest, daß du ihn liebtest." „Glaubtest du daS? Ich habe kein Herz, Nelly, oder «S ist wenigstens kalt wie EiS. Sir Gordon hat die Heimak für immer verlassen und du würdest mir einen Gefallen thun, wenn du ihn nie wieder in meiner Segenwatt er wähntest." Nelly verstand die Situation vollkommen: ES w« Leonie schwer geworden, Sir Gordon zurückzuweisen, sie wollte nicht daran erinnert sein. Sollte eS möglich sein, daß sie doch Paul den Vorzug gab? 7 - * K Nelly sollte nicht lange im unklaren bleiben. Wenn die Verlobung auch noch niemand be kannt sein sollte, so verriet Paul das Geheim nis mit jedem Wort und Blick. Und eines Morgens, al» Nelly unvermutet eintrat, sah sie, wie er ÜeonieS Hand in der seinen hielt und küßte. Einen Augenblick blieb sie wie gelähmt stehen. Sie kannte Leonie zu gut, um nicht zu wissen, daß diese bei aller ihrer Leichtlebigkeit nie jemand Freiheiten erlauben würde, der kein Recht dazu hatte, sie sich zu nehmen. Sie machte die Thür leise wieder zu und ging in ihr Zimmer. Sie mußte allein sein, um ihren Schmerz zu überwinden. Nelly hatte eS sich ja immer nicht einge stehen wollen, daß PMS Liebe Leonie gehörte, sie wußte nur zu gut, daß dieselbe dort keine Erwiderung fand und diese Gewißheit hatte ihr stets neue Hoffnung gegeben. 14. Drei Monate später wurde die Verlobung veröffentlicht und eS herrschte nur die eine Mei nung, daß eS eine ausgezeichnete Lösung der romantischen Erbschaftsgeschichte sei. Lady Cham- leigh hätte ja bessere Partien machen können, aber eS wm doch immerhin gerecht, daß Paul nun durch seine Heirat in den Mitbesitz der Erb- chast kam, und wahrscheinlich würde er sich päter auch noch den Namen beilegen dürfen, >amtt die alle Familie nicht auSstürbe. PM Barlow wm so selig, daß er immer fürchtete, sein Glück könnte nicht von Bestand sein. Er liebte Leonie nur um ihrer selbst willen und hätte e» lieber gesehen, wenn sie mm ge- Kalserin Auguste Viktoria, sein, dem Herzog et» Denkmal in Form einer wohühätigen Stiftung zu errichten. Kussel. Im Kreise Hünfeld de» Regte- rung»bezirk» Kassel waren vor einigen Jatzen mehrere größere Güter in Rentenaüter umge- wandelt worden. Die Lag« der meisten Besitzer der Güter ist eine recht traurige, ein großer Teil ist schon in Konkurs geraten und hat Hau» und Hof verlassen. Der Vorstand der Land- wittschaftSkammer in Kassel hat nunmehr be schlossen. dem Minister diese Zustände zu schil dern um» um Abhilfe zu bitten. Gerolfted». Seit dem Eisenbahnunglück werden noch immer einige Reservisten vermißt. Die Vermutung liegt nahe, daß diese Vermißten bei der Dunkelheit in der Lerwirruug und dem Drange, möglichst schnell von der Unglücks- und Jammerstätte zu entfliehen, in dem nahen Kyll- fluffe ihren Tod gefunden haben. Die Mög lichkeit, daß auch in den nahegelegenen beiden .Weihern mit ziemlich beträchtlicher Tiefe und starkem Flußschlamme der Tod einige Opfer forderte, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Ma« ist bemüht, die Gewässer mittels einer Maschine zu entleeren, um so genaue Gewißheit zu er langen. Bonn. Ein Pistolenduell hat am Mittwoch früh im Cottenforst stattgefunden, wobei der Assistenzarzt Reufing den früheren Assistenzarzt Fischer erschoß. Jena. In Jena starb 80 Jahre alt Wil helm Roux, der über 50 Jahre ÄS Fechtmeister an der Universität unterrichtet bat. Er hat insbesondere auf die Einführung deS Hiebkom ments hingewirkt und die Methode dieser Fecht weise vervollkommnet. Seine Schüler zähle» nach Tausenden. Jriedrichshagen. Die Tochter de» Eigen tümers G. feierte am Dienstag ihren zwölften Geburtstag, und aus Anlaß des Festes gaben die Eltern einen Kinderkaffee. Der zehnjährige Sohn Max des Gastgebers fühlte sich bei der Verteilung des Kuchens dadurch zurückgesetzt, daß seine Schwester einen Streifen des süßen Gebäckes mehr erhielt als er. Schmollend zog sich der Kleine in ein benachbartes Zimmer zurück und kam nicht wieder zum Vorschein. Als nach kürzerer Zett Herr S. den Knaben herein holen wollte, fand er ihn an der Thürklinke erhängt vor. Die sofort angestellten Wieder belebungsversuche seitens des hinzugerufenen Arztes erwiesen sich als erfolglos. Gotha. Vor einigen Tagen hatte sich in Sundhausen eine Zigeunertruppe, die einige Bären mit sich führte, am sogen. Gänseteich ge lagert. Die Bären waren an drei Meter langen Ketten an Bäumen festgelegt, mußten trotzdem aber der zahlreich erschienenen Dorfjugend ihre ihre Künste vorführen. Zwei von Walters- Hausen bei Gotha heimkehrende Männer fanden an den Kunststücken der Tiere auch Gefallen, und der eine der Männer ließ sich beikommen, den größeren Bären mit Brot zu füttern, waS Meister Petz sich auch gefallen ließ. Plötzlich aber erfaßte der Bär den Mann mit den Tatzen, zog denselben an sich heran und biß auf den Unglücklichen ein. Die furchtbaren Schmerzens- schreie lockten die Mitglieder der Spielettruppe aus den Wagen, denen es auch gelang, den Schwerverletzten zu befreien. Der Mann ist an einem Arm und an beiden Oberschenkeln gräß lich zugerichtet. Krefeld. Der Mörder des in Duisburg in voriger Woche erstochenen Polizei-Sergeanten Meyer, der Ziegeleimbeiter CasperS aus Ober hausen, ist hier verhaftet worden. Der 24jährige Bursche hatte in der Zwischenzett an verschie denen Einbrüchen in der Umgegend von Wesel teilgenommen. Bochum. Ein Fabrikarbeiter in Frintrop geriet mü seiner Ehefrau in Streit und in eine so große Wut, daß er zum Revolver griff und seine Frau durch eine Kugel in den Rücken lebensgefährlich verwundete. Hierauf schoß der Mann sich selbst eine Kugel in den Kopf. Beide find den Verletzungen erlegen. Elberfeld. Von einem Zuge der Elber felder Thalbahn wurden zwei Frauen über fahren, von denen eine sofort getötet, die andere tödlich verletzt wurde.
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