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Auerthal-Zeitung : 09.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189705090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-09
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.05.1897
- Autor
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«eist« Franz Kießling, der wegen köiwerltcher Leiden de» Leben» Mde war. Kießling lief de« kurz nach 9 Uhr von Mylau kommenden und nach dem oberen Lahnhof fahrenden Per sonenzuge entgegen; der Maschinenführer be merkte die» auch, war aber nicht mehr t« stände, den Zug zu halten, der nun über den Selbstmörder dahtnfuhr und ihm den Kopf vom Rumpfe trennte, sowie die linke Hand vom Arm abschnttt. Der Leichnam wurde alsdann auf gehoben und die Thatsache behördlich festgestellt. Part». Die große Sisenfabrik von Lreusol hat den Bau der Pariser Stadtbahn über nommen und läßt diese» Ereignis in der Pariser Presse al» einen Sieg über die deutsche Kon kurrenz auSposaunen. ES habe sich Nämlich eine deutsche Fiuanzgruppe um die bekannte Firma Siemens und die Berliner DiSkonto-Bank ge schart, um die Erbauung der Pariser Stadt bahn zu übernehmen, aber dieser Versuch sei an dem Patriotismus der ersten Firma der französischen Industrie gescheitert, welche Opfer zu bringen wußte, um diese» wichtige Unter nehmen nicht in deutsche Hände fallen zu lasten. Es sei schon schlimm genug, fügt der Matin' hinzu, daß die Firma Popp, die einen großen Teil von Paris mit elektrischem Lichte versorgt, in deutschen Händen sei, und daß 52 Millionen deutschen Kapitals darin angelegt seien. Loudon. Adelina Patti wird in der nächsten Saison einmal in London auftretcn. Sie erhält für den Abend, an dem sie drei Lieder fingen wird, 21000 Mk. Mailand. Au Leo Taxil, den Erzbetrüger, glauben noch immer einige Katholiken. WaS auS einer Zuschrift an den hiesigen .Offervatore Cattolico' hervorgeht, meinen fie, nicht Taxil habe am iS. April den Parisern von seinen Schwindelstreichen erzählt, der das gethan, fei ein Freimaurer gewesen. Leo Taxil aber werde von den Freimaurern gefangen gehalten. Stockholm. Durch Dynamit wurde bei Sundswall am Dienstag das Hau» einer Arbeiterfamilie in die Lust gesprengt, wobei die Frau des Arbeiter», eine 18jährige Tochter und ein 6 jähriger Sohn getötet wurden. Drei andere Kinder erlitten schwere Verletzungen. Athen. Ueber die schon kurz erwähnte griechische „Jungfrau von Orleans' wird be richtet: Am 2. Mai gingen 2500 von der Fa milie Botzaris organisierte epirotische Freiwillige aus Athen nach dem PiräuS, um von dort nach Epirus gebracht zu werden. An ihrer Spitze marschierte eine griechische „Jungfrau von Orleans" als Bannerträgerin in Freiwilligen- Uniform mft den gekreuzten Patronengürteln und der schwarzen Kappe. Sie heißt Helene Conftantidi, ist siebzehn Jahre alt und die Tochter eines Zahnarztes in Athen, welcher früher in Tiflis lebte. Sie soll eine vortreff liche Schützin sein und erhielt Schiebunterricht von den russischen Offizieren in Batum. Ihr Bruder begleitete fie. Beide find anti-dynastisch gesinnt. Sie will im Vordertreffen kämpfen. „Man folgt ihr begeistert." Kapstadt. Die Mitteilung des landwirt schaftlichen Sekretärs, wonach in Aliwal-North und in Burgersdorp die Rinderpest auSge- brochen ist, hat im Kap-Parlament große Be unruhigung hervorgerufen. Der Sekretär er klärte, daß im Herschel-Distrikt von 6000 nach dem Kochschen System geimpften Rindern 1800 gestorben seien, und daß die Seuche sich auS- I irrste und an Heftigkeit zunehme. Der Kor respondent der .Times' fügt hinzu, es sei hohe Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die Pest sich deS ganzen Gebietes der Kapkolonie bis zur Küste bemächtigen wird. New Bork. Am 15. April wurde in Cleveland Hhio) der 70 Jahre alte John HobbeS mit der 62 Jahre alten Anna Pazig getraut. Die Braut lag auf den Tod krank im Sette, und eine halbe Stunde, nachdem die feier liche Handlung vollzogen war, gab fie den Geist auf. Anna Pazig war von ihrem Gatten ge- chieden und zwar vor nunmehr 30 Jahren. HobbeS war chr nächster Nachbar. Zwischen beiden entwickelte sich ein freundschaftliches Ver hältnis, das im Laufe der Zeit sich in Liebe Im Jahre 1875 verlobten fich Da« farchtbare Kraudunglück i« Vari«, das innerhalb weniger Mnuten den leicht ge bauten Wohlthätigkestsbazar einäscherte. ist in seinen Folgen viel schrecklicher, als die ersten Meldungen auch nur vermuten ließen. Bisher wurde amtlich festgestellt, daß 123 Personen umS Leben gekommen und 200 schwer ver letzt find. Unter den Toten, meistens denen der höheren Stände, befinden fich die Herzogin vonAlen « on (Schwägerin des Kaisers Franz Joseph), die Marquise Gallifet, die Baronin Reille. Der schwerverwundete General Munier verschied auf dem Transport nach Hause. Augenzeugen deS Unglücks schildern gräßliche Einzelheiten. SIS das Feuer außen bemerkt wurde, wunderte man fich, wie wenige Leute auS den Thüren kamen. Man glaubte, die Mehrzahl sei schon entflohen, bis das Ge wimmer auS dem Feuerherd Haufen Verbrennen der und Erstickender hinter den Thüren entdecken ließ. Die Fliehenden erschienen halb wahn sinnig. Die Hauptschuld deS Unheils wird nicht nur der Feuergefährlichkeit deS Materials zuge schrieben ; man findet eS unbegreiflich und leicht sinnig, daß nur vier Ausgänge offen waren, von denen einer durch das Feuer rasch ungang bar wurde, während die drei anderen fich rasch verstopften. Der Anblick der ersten in den Industrie- Palast geschafften Leichen ist schrecklich. Bei vielen ist der Oberkörper vollständig verkohlt, während die untere Körperhälfte und selbst die Kleider ganz unversehrt find. Wie Augenzeugen berichten, brach daS Feuer in der Abteilung auS, in welcher der Kinematograph vorgeführt wurde. Man glaubt, daß durch Herausspringen elektri scher Funken eine Gasexplosion entstanden ist. Der Ruf „Feuer!" verursachte eine furchtbare Panik. Einige Komiteemitglieder versuchten ver gebens, der Panik Einhalt zu thun. DaS Feuer «ericht-haU». Arie-berg. Der „Hörder Verein" in Hörde hatte in den Jahren 1895,96 55 400 Mk. zu viel Gemeindesteuern bezahlt. Die Stadt Hörde wollte diesen Betrag nicht zurückzahlen und ließ da» Oberverwaltungsgericht entscheiden. DaS Urteil lautete auf HerauSzahlung der Summe. Die Stadt hat zudem sämtliche Kosten zu tragen. Breme«. Die schon vorbestrafte, 74 Jahre alle Kartenlegerin und Kurpfuschen« Platte wurde vom Landgericht zu sechs Wochen Ge fängnis verurteilt, weil durch ihr Verschulden eine Bauersstau, der fie zur Heilung einer Armflechte eine Quecksilbersalbe verschrieb, an den Folgen einer Quecksilbervergiftung gestorben ist. Es wurde nm fahrlässige Körperverletzung angenommen. Leipzig. Der sogenannte Thorner LandeS- verratSprozeß, der schon seft Juli v. den Unter suchungsrichter beschäftigt, wird am 25. Mai d. vor dem vereinigten zweiten und dritten Straf senat des Reichsgerichts zur Verhandlung kommen. Angeklagt find der Schachtmeister Franz Fahrin auS Mocker bei Thom und der Militärinvalide und ehemalige Hilfsgerichtsdiener Theodor Albrecht auS Thorn. Die Anklage ist wegen Verrats militärischer Geheimnisse erhoben. Ucktz «ld Fer«. HHtiMMr. Al» Sitz der am 1. Januar 1896 P» Leben tretenden thüringisch - anhaltischen Lottert« wurde endgültig Socha bestimmt. H««b«rg. Au» der französischen Fremden legion zurückgekehrt find am Dienstag zwei Hamburger. Um vor einigen Jahre« sich dem Militärdienste in der Heimat zu entziehen, ließen fie fich in die Fremdenlegion anwerben. Da fie aber die Qualen in Ssrtka nicht mehr erwägen konnten, so desertierten fie auch von dort, durchquerten unter den fürchterlichsten Mühsalen, Entbehrungen und Strapazen die Wüste, um endlich — halb tot und fast nackt — i»! Tanger anzulangen. Dem dortigen deutschen Konstsul schilderten fie ihre Lage, gaben fich al» deutsche Deserteure zu erkennen und baten inständigst, ihnen die Reise in die deutsche Heimat zu ermöglichen. Dieser Wunsch wurde ihnen erfüllt; in Hamburg angekommen, wurden fie aber der Militärbehörde übergeben, welche sie jetzt al» unsichere Kantonisten im Heere ein stellen wird. Minden. Am DtenStag vormittag ist auf dep Zigarrenkistenfabrik der Gebr. Busch am Köhlenufer der unter hohem Druck stehende Jmprägnterkeffel, in-welchem die zu den Zigarren kisten zu verwendenden Brettchen gebeizt werden, explodiert. Ein Arbeiter blieb sofort tot, sieben wurden verbrüht und verletzt. Der getötete Arbeiter wurde durch die Gewalt der Explosion bi» in die Nähe der Weser geschleudert. Ballenstedt. Am 2. d. wurde der Rechts anwalt v. d. H., der unlängst sein 40 jähriges Berufsjubiläum feierte, in seiner Wohnung im Bett erhängt vorgefunden. Der Mann lebte in den denkbar günstigsten Verhältnissen und man glaubt, daß em Mord vorliegt, um so mehr, als der Entseelte mehrere Verletzungen am Körper anfwies. Düffeldorf. Vor einiger Zett wurden einem hiesigen Wirt 100 Mk. und eine goldene Uhr gestohlen, ohne daß eS gelingen wollte, deS Diebes habhaft zu werden. Jetzt erhielt der Bestohlene anonym per Postanweisung 100 Mk. gesandt; auf dem Abschnitt standen die Worte: „War in Not." Auch die Uhr wurde ihm später durch die Post wieder zugestellt. Stuttgart. Ein eigentümliches Zusammen treffen ist der Tod deS am 27. April verstor benen Prinzen Wilhelm von Baden mft dem am gleichen Tage erfolgten Ableben deS Zim mermanns Huber in Knielingen. Huber war der Meldereiter deS verstorbenen Prinzen im Ge fecht bei Null», wo der Prinz bekanntlich schwer verwundet wurde. Die Sektton hat er geben, daß die Verwundung deS Prinzen in lenem Gefechte zur mittelbaren Todesursache ge worden ist. Ulm. Ein Mord setzte die Einwohnerschaft deS Bezirksamts Neu-Ulm in Aufregung. Eine 77jährige Frau, die regelmäßig die Dorfkirche in Burlafingen besuchte, wurde in derselben ver mißt. AlS man nach der Greisin forschte, war die Wohnung' verschlossen und man fand die Bedauernswerte, durch acht Messerstiche schrecklich zugerichtet, tot vor. Alle Schränke waren aus geraubt und eine Summe von 500 Mk. fehlte. Der Thäter ist uoch nicht entdeckt. Kehl. Dieser Tage wurden durch spielende Kinder in einem zwischen dem Ort Sundheim und dem Fort Kirchbach liegenden Faschinen- Haufen Gipsformen für falsche Einmarkstücke und Metall gefunden. Offenbar hat man hier die Prägestätte für die in letzter Zeit in Straß burg und Umgegend mehrfach in den Kurs ge kommenen falschen Einmarkstücke entdeckt. Der Thäter hat sich durch die Wahl des abgelegenen Ottes bei einer allenfallfigen Entdeckung vor der Auffindung von ihn belastenden Gegenständen sichern wollen. Prag. Im Dorfe Lhota bei Horazdowitz brach am Montag in einer Mühle Feuer auS. Während die Feuerwehr mit der Räumung einer Stube beschäftigt war, stürtzte die Decke ein und begrub elf Löschmänner unter den Trümmern. Zwei wurden getötet und die übrigen schwer verletzt. Reichenbach. Den Tod gesucht und ge- . funden hat im benachbarten Oberreichenbach der verwandelte. in der Mitte der fünfziger Jahr« stehende Weber-! beide, und der Tag der Hochzeit wurde fest- ... - ^sHt. Da erkrankte HobbeS, und die Trauung mußte verschoben werden. Es wurde nochmal» der Hochzeitstag angesetzt, da starb der Vater der Braut und aus der Trauung wurde wieder nichts. Mindesten» zwölfmal wurden die Vor bereitungen getroffen, aber wie durch ein »er- Längni» wurde nie etwa» au» der Hochzeit. Die Verlobung dauerte volle 20 Jahre. Ostern 1897 sollte endlich die Verlobung endigen. Da erkrankte Frau Pazig und am 15. April er klärte der Arzt, daß fie den Abend nicht mehr erleben werde. Sie bat ihren Bräutigam drin gend, den Wunsch ihre» Leben» zu erfüllen und fie zu seiner Frau zu machen. Dies geschah auch sofort und kurze Zeit darauf starb fie. artff rasend schnell um fich; innerhalb zehn Minuten stand der ganze au» Hol, und ge malter Leinwand bestehende Bau in Flammen. War schon der Anblick der aufgehäusten Leichen im WohtthätigkeitS-Bazar entsetzlich, so ist der schreckliche Eindruck, den der Saal de» Zndustrie-Palaste» macht, wo die Leichen zur Schau gestellt find, geradezu unbeschreiblich. Da fich der Saal im SbbruchSzustande befindtt, wurde der Loden mft Brettern belUt, über welche Decken auSgebreitet wurden. Aus diese legte man die Leichen in Reihen nieder, wie fie von den Smbulanzwagen Leibeigeschafft wurden. Man steht darunter gänzlich nackte Körper mit vor Schme» krampfhaft verzogenen Gliedern. An einigen Leichen hasten noch Kleidereste, die eine Feststellung ermöglichen. Alle find entsetz lich entstellt. Bei den meisten hat daS Feuer die Fleischteile gänzlich verzehrt, so daß nur noch Skelette Übrig blieben. Der Polizeipräfekt veröffentlicht die dringende Aufforderung an diejenigen Familien, welche Angehörige vermissen, der Behörde eine Mit teilung zu machen. Die zahllosen auS dem Schutt ausgegrabenen Gegenstände sind in dem Polizei-Kommissariat auf den ChampS ElyseeS niedergelegt. Vor dem Haupteingang deS Industrie- Palaste» find ungefähr 100 Särge in drei facher Reihe aufgestellt, um die verkohlten Leichenüberreste aufzunehmen, im Palaste selbst herrscht eine fürchterliche Atmosphäre, denn die schauerlich zugerichteten Leichen verbreiten einen unerträglichen Pesthauch. Immer und immer wieder steht man die aufs höchste erregten An gehörigen unter lauten Schmerzensausbrüchen sich über die von ihnen erkannten Toten werfen. Im Industrie - Palast dauert die Untersuchung der Leichen immer noch fort, denn in der bereit» teilweise niedergerissenen Halle liegen noch über 30 Verunglückte, deren Persönlichkeit wohl nie mals festgestellt werden dürste, derart find fie zu einer formlosen Masse verbrannt. Gemeinniitzise«. Schädlichkeit des in Krankenzimmer« stehende« Lrinkwaffers. Das Wasser nimmt die in der Lust befindlichen Krankheitsstoffe auf, und wer von dem Wasser trinkt, nimmt diese mit dem Wasser zugleich zu fich, sodaß schon ost ansteckende Krankheiten auf diese Weise ver schleppt wurden. Auch daS Wasser zu trinken, daS in Schlafzimmern stand, ist nicht ratsam, da die Lust deS Schlafzimmers meist ver dorben ist. Ob Linnen oder Baumwolle, das läßt fich auf höchst einfache Weise feststellen. Man nehme einen Faden und zwar die beiden Enden in je eine Hand, drehe nun langsam nnd vor sichtig auf und reiße alsdann den Faden mft einem gelinden Zug auseinander. Schon beim Aufdrehen nimmt man wahr, was Baumwolle, denn der auS solcher bereitete Faden geht viel leichter auseinander als der linnene. Aber auch die durch den Riß entstandenen Enden zeigen ein verschiedenes Aussehen. Der Leinenfaden reißt kurz ab und seine Enden bilden ein anS geraden, nicht fich windenden Fädchen bestehen- den Büschel, der gerissene Baumwollfaden ander seits zeigt gekräuselte, zweigattig fich windende Enden. Nach einigen Versuchen mft Linnen und Baumwolle prägen fich diese charakteristischen Merkmale so dem Auge ein, daß man mit leichter Mühe jederzeit sofort feststellen kann, ob ein reines Leinengewebe oder ein Mschgewebe aus Baumwolle oder Linnen vorliegt. Knntes Allerlei. Zwei Engagements wurden für die kommende Saison in London abgeschlossen, deren Honorare selbst den Londoner Musik kreisen zu hoch erscheinen. Adelina Patti und PaderewSki erhalten je für ein einmaliges Auf treten 21000 Mk. Die Patti soll an dem be treffenden Abend nur drei Lieder fingen, und doch hat fie erst nach langen Verhandlungen zugestimmt. Toldatenschwnr. Soldat (zu seiner Köchin): „Du hast mich betrogen I Keine Wurst der Wett mehr soll mich an dich fesseln!" -.«»> > Bach hinter dem PenfionSgatten fich nach einem solchen Leben gesehnt hatte, und wie ihre kühn sten Wünsche in Erfüllung gegangen, ja wett, weit übertroffen worden waren. Sie hatte Schönheit, Jugend, Bildung und einen TUel, was konnte ihr daS Leben noch Wetter geben? Dann fielen ihr plötzlich Lady Fanshawes Worte ein. Liebe! — daS fehlte noch, um ihr Leben vollkommen zu machen. In welcher Weise dieselbe wohl an fie herantreten würde? ES müßte hübsch sein, einen Mann zu finden, der fie liebte, der fie bewunderte und zu jeder Zeit bereit wäre, ihre Wünsche zu er füllen, jemand, der nur für sie lebte, wie eS in Romanen heißt. Aber vorläufig war fie zu frieden auch ohne daS, fie hatte ja alles, was fie begehrte. Immer mehr sah fie ein, daß Reichtum zu allem führt, und sie freute sich dessen. Nicht auS besonderer Liebe zum Gelde — die Jugend ist selten geizig, — aber c» ge währte ihr alles, was fie ersehnte: Luxu» und Vergnügen. Als Lady Fanshawe ihre Schutzbefohlene am Abend festlich geschmückt vor fich stehen sah, mußte fie fich selbst sagen, daß dieselbe vollendet schön war. Ihr Kleid war wieder auS weißem Stoff mft Silber und weißem Heidekraut gar niert. Dazu trug fie ein Boukett von den schönsten Chrysanthemum. DaS liebliche Gesicht strahlte in jugendlicher Erwartung, und die dunklen Augen glänzten. DaS anziehendste war ober die natürliche, vornehme Anmut, welche jede Be wegung auSzeichnete. Deshalb war Lady Leonie Lharnletgh auch Königin de» Festes und unter den Schöne» die erste Auftreten der jnngen Dame Charnleigh bildete lange den Gesprächsstoff der vornehmen Welt. Das junge Mädchen hatte die Herzen im Fluge gewonnen. Sie trug ein kostbares weißes Seidenkleid, über und über mit Silber gestickt und dazu den berühmten Charnleighschen Dramantenschmuck. Alle stimmten darin überein, daß ihr unter allen den Schönheiten der erste Preis gebührte. „Ich hoffe," sagte fie zu Lady Fanshawe, asS fie nach Hause zurückgekehrt waren, „daß ich meine Sache gut gemacht habe. Ich habe mir wenigstens Mühe gegeben, an Ihre Lehren zu denken." „Ich kann Sie nicht» mehr lehren, Leonie, Sie find jetzt in die große Welt eingefkhtt und Ihr erstes Auftreten war ein durchschlagender Erfolg." Leonie» Gesicht strahlte. „DaS freut mich," sagte fie. „Und nun ruhen Sie sich aus, damit Sie heute abend für den Ball der Heyogin Rock hampton frisch find. So beliebt auch die Feste bei ihrer Durchlaucht find, so werden viel Gäste diesmal nm komme«, um Sie zu sehen und zu beobachten." Leonie ging in ihr Zimmer und legte fich auf ihr Ruhebett. Die glänzende Szene deS vormittags zog noch einmal an ihrem Geiste vorüber, und manche Gedanken reihten fich daran. Vor einem Jahr war fie noch eine arme Lehrerin, der die unfreundliche Vorsteherin das Leben so schwer machte, und heute hatte die Königin fie durch einige huldvolle Worte aus gezeichnet. Sie dachte an die Zett, wo fie am Schönste. Lady Fanshawe hatte recht gehabt; viele Gäste waren nur erschienen, um die junge Erbin zu sehen, und eS gab nicht ein einziges abweichendes Urteil: alle waren entzückt. Die Herzogin von Rockhampton begrüßte fie auf das herzlichste, fie machte fie mft allen bekannt, und als fie ihr ihren Sohn, Lord Faleon, den einstigen Erben der Herzogswürde vorstellte, flüßtetten manche, daß e» den Eltern nicht un erwünscht sein würde, wenn er einmal Leonie Charnleigh heimführte. Dieser war alles ein so neue», farbenprächti ges Bild, daß fie mit der glücklichsten Mene alle Huldigungen hinnahm. Sie amüsierte fich herrlich und schämte fich nicht, e» zu zeigen. Lord Faleon, welcher viel an ihrer Seite wm, sagte: „Ich habe noch nie einem Ball so viel Retz abgewonnen, wie dem heutigen," und ste erwiderte freudig: „Für mich wird eS immer der schönste bleiben, denn eS ist mein erster." In einer Tanzpause fragte der Sohn deS Hause»: „Haben Sie schon die Farne im Eß zimmer gesehen?" und al» fie verneinte, führte er fie dorthin, froh, einige Minuten allein ihre Gesellschaft zu genießen. „ES ist eine ausgesprochene Liebhaberei meiner Mutter," erklärte er, „fie sucht die selten sten Exemplare zu bekommen, und einige von diesen find heute aufgestellt, um bewundert zu werden." Der Eßsaal wm von unzähligen Wachs kerzen erhellt und die Farnmuppe aufs schönste arrangiert. Leonie fand fie entzückend, aber ihre Aufmerksamkeit wurde bald abgezogen. Ihre Blicke fielen auf einen Herrn, der in da» Ansehen eines Bildes vertieft war, welches er bewunderte oder gleichfalls scharf studierte. ES war eine große, auffallende Gestalt und das edel geschnittene Profil hatte einen Ausdruck, der Leonie wünschen ließ, er möchte den Kopf wenden, damit fie auch seine Augen sehen könnte. Sie wm so in ihre Gedanken versunken, daß fie nicht hörte, was Lord Faleon mit ihr sprach, bis dieser plötzlich abbrach und sagte: „Ich bitte um Verzeihung, Lady Charnleigh, Sie find offenbar so vertieft, daß ich nicht durch meine Unterhaltung stören will." „Nein, ich muß mich wegen meiner Unauf merksamkeit entschuldigen," entgegnete fie. Gerne hätte fie gefragt: „Wer ist jener Herr dort?" aber fie besann sich. ES wäre doch wenig höf lich gewesen, Lord Faleon merken zu lassen, wie sehr fie fich mit dem Fremden beschäftigt hatte, während er mit ihr sprach. Leonie Chmn- leigh wurde schon weltklug. Der Fremde wandte fich in diesem Augen blick um, und als er Lord Faleon sah, begrüßte er ihn herzlich. Darauf wurde er Leonie als Sir Walter Gordon vorgestellt. „Ich habe Ihren Namen so oft nennen hören, Lady Carnleigh, daß eS mir eine Ehre und Freude ist, Sie hier zu treffen," sagte er mft wohllautender Stimme, und ein pam klare, kluge Augen sahen dabei in die ihrigen. Ste wm schon an Komplimente gewöhnt, aber hier sagte ihr etwa» im Klang seiner Stimme, daß die» wahr empfunden sei. Ehe eine Unterhaltung in Gang kam, erklang ein Walzer auS dem Ballsaal, und Lmd Faleon sah bestürzt au« g« « (Fortsetzung
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