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Auerthal-Zeitung : 09.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189705090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-09
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.05.1897
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U-lttisch- U»Pfchsm. Deutsckliuep. *Der Kaiser hat dem Präsidenten Faure ein in den wärmsten Ausdrücken ab- gefaßtes Belleidstelegramm aus Anlaß der furchtbaren Brandkatastropbe in Paris zugehen lassen. Faure hat in ebenso herzlichen Worten gedankt. »Kaiser Wilhelm Lat dem französischen Botschafter in Berlin wiederholt den Ausdruck seines BelleidS über daS furchbare Brand» unglückin Paris ausgesprochen, und den Fürsten Radziwill nebst Gemahlin nach Pari» gesandt, um sich und dieKatserin bei dem Leichenbegängnis der Opfer der Kata strophe vertreten zu lassen. Prinz und Prinzessin AlfonS von Bayern b/meben sich auch nach Paris. — Präsident Faure hat den deutschen Botschafter in Paris besucht und den selben versichert, wie tief er (Faure) durch die Kundgebung deSdeutschenKatserS gerührt sei. »Der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm feierte am Donnerstag seinen 15. Geburtstag. »Die Gerüchteübereineneue nnere Krise wollen nicht verstummen. Der Reichs kanzler Fürst Hohenlohe hielt am Mittwoch dem Kaiser zweimal einen Vortrag, morgens um 8 Uhr und nachmittags um 3 Uhr. Die Schwierigkeiten sollen in der Militär- Strafprozeß-Reform und im preußi schen BereinSgesetz liegen. Die Vorlage deS letztem im preuß. Abgeordnetenhaus« soll nun doch gesichert sein. Ein Wechsel in den höchsten Reichsämtern wäre wohl angesichts der auswärtigen Lage nach keiner Selle hin er wünscht. »Die Ernennung Dr. Fischer» zum Staatssekretär deS ReichsvostamtS steht anscheinend bevor. Die,Nordd. Allg. Ztg.' teilt das in folgender Form mit: Wie wir hören, wird angenommen, daß zum Nachfolger deS General-PostmeisterS Dr. v. Stephan der Unter- staatSsekretär im ReichS-Postamt Dr. Fischer ernannt wecken Wick. » Daß bei den Konferenzen in Paris über dieGurmafrage zugleich ein Ausgleich über alle streitigen Gebiete und Orte im ganzen innern Nigerbecken gesucht werden soll, wird von der,Post' bestritten. Davon sei an maßgebender Stelle nichts bekannt; eS handelt sich vielmehr, wie ausdrücklich versichert wird, lediglich um die Regelung der Gurmafrage. * Den deutschen Offizieren in Chile find auf ihre Reklamation in anbetracht ihrer erfolgreichen Arbeiten die Gehälter erhöht worden. Die Offiziere, mit Ausnahme deS Grafen v. Königsmarck, wollen nach eingeholter Genehmigung des Kriegsministers in Berlin ihr« demnächst ablaufenden Kontrakte «neuem. Oesterreich-Ungarn. »Die Kaiserreise nach Rußland hatte außer dem politischen noch einen weiteren Zweck der Einführung des Erzherzogs O tt o in das politische Leben. Erzherzog Otto hat die Reise als präsumtiver Thronfolger mit gemacht, wurde als solcher vorgestellt und aus genommen. Erzherzog Otto soll nunmehr in Oesterreich in den politischen Verwaltungsdienst eingeführt werden. Hierzu ist der Statt halterposten in Triest auSersehen. Die Lage des jetzigen Statthalters ist unhaltbar geworden, seine Beseitigung würde von den slawischen Volkstellen als Genugthuung empfunden werden, während man anderseits annimmt, daß die Italiener, welche nur einen Mann ihres Stammes als Statthalter sehen wollen, sich mit der Ernennung deS präsum tiven Thronfolgers zum Statthalter zufrieden geben müßten. »Die parlamentarische Lage in Oesterreich ist wegen der Sprachen verordnungen sehr gespannt. Ein Gerücht will wissen, da an eine ersprießliche Thätigkeit des Parlaments nicht zu denken sei, erwäge die Regierung ernstlich eine Vertagung des Ab geordnetenhauses bis zum Herbst, um eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen zu untemehmen. Ein anderes ! Au« de« Reichstage. Am Mittwoch beschäftigte sich daS HauS mtt der zweiten Beratung des AuSwanderungsgcsetzeS. Bei 8 1 (Konzession-Pflicht) entstand eine Art Generaldebatte, die Abg. Lenzmann mit der Er klärung eröffnete, die freisinnige VolkSpartei werde gegen daS Gesetz wegm seines Polizeicharakter» stimmen. 8 1 wurde gegen die Stimmen der Frei sinnigen und der Sozialdemokraten angenommen. 8 2 wurde auf Antrag Schädler (Zentr.) dahin amendiert, daß für die KonzesstonSerteilung der Reichskanzler nicht mehr allein, sondern nur in Ge meinschaft mit dem Bundesrat zuständig ist. Di« Debatte wurde bei 8 3 abgebrochen. Am 6. d. wird die zweite Beratung des Aus wanderungsgesetzes fortgesetzt. Die Dis kussion über die zusammen zur Beratung gestellten 88 3, li und 11 dauert noch fort. — 8 3 handelt von der persönlichen, 8 6 von der lokalm Begrenzung, 8 11 von der Beschränkung und dem Widerruf der Konzession. Abgg. Freseund Barth beantragen zu 8 3, die Versagung der Konzession nur zuzulasscn, wenn gegen den Nachsuchenden Thatsachen vorliegen, die seine Unzuverlässigkeit bezüglich des Gewerbebetriebes darthun; zu 8 6, daß der Reichskanzler nur zur Untersagung der Beförderung von Auswanderern nach bestimmten Ländern rc. befugt sein soll; zu 8 11, daß der Widerruf der Konzession nur erfolgen soll, wenn der Unternehmer dm Erfordernissen de» Gesetzes nicht mehr genügt. Abg. Frhr. v. Hobenberg (Welfe) bean tragt zu 8 11, daß der Widerruf der Konzession an die Zustimmung de» BundeSratS geknüpft wer den soll. Abg. Nadbyl (Zentr.) beantragt zu 8 6, daß bei überseeischer Beförderung die Erlaubnis nur für bestimmte EinschiffungShäfm erteilt werdm soll; zu 8 11, daß der Widerruf bei SiedclungSgescllschaften jederzeit, bei anderen Unternehmungen nur mit Ge nehmigung deS BundeSratS soll eintretcn können. Abg. Bachem und Schädler (Zentr.) bean tragen, daß die Erlaubnis zu dem Untemehmen unter Zustimmung des BundeSratS jederzeit be schränkt oder widerrufen, die Genehmigung zur Be stellung eines Stellvertreters vom Reichskanzler allein soll widerrufen werden könnm. Abg. Frhr. v. Hodcnberg (Welfe) befür wortet seinen Antrag und tritt außerdem für den Antrag Nadbyl zu 8 6 ein. Abg. Bebel (soz.) wamt davor, die Bestim mungen in ihrer Wirkung zu überschätzen, die hier in Frage stehen. Sie würden dazu führen, daß einige kapitalistisch organisierte Gesellschaften Koloni sationspolitik zu ihren Zwecken treiben würden. Direktor im Auswärtigen Amt Rcichardt bestreitet, daß daS AuswandernngSgesetz den Cha rakter einer Kolonisationsvorlage haben solle. Von der Annahme der vorliegenden AbänderungSanträge bitte er abzusehen. Abg. Barth (frs. Vgg.) würde gegen ein SpezialisierungSverfahrcn nach Art des hamburgi schen und bremischen im Prinzip nichts einzuwendcn haben. Das hier vorgeschlagene gehe aber zu weit. In erster Linie stehe daS Interesse der Auswanderer, dann erst komme das nationale Interesse. Er bitte Serücht will wissen, vadent wecke in nächst« Zett schon um seine Entlasspng einkommen, da seine Lage unhaltbar ki- Henn außer mtt d« Gegnerschaft d« DestWeushat der Minister präsident eS tt» betreffs« Festsetzung der Quote beim Ausgleich mit Ungarn, d. h. betreff» d« Verteilung d« gemeinsamen Ausgaben für Heer. Flotte und auswärtige Angelegenbeiten zu Lasten beider Staaten, mtt d« Abneigung eine» großen Teil» d« Rechten gegen Ungarn -u thun. Frankreich. »Die Abkühlung in den Beziehungen Frankreichs zu Rußland ist eine zweifellose Lhatsache, und man Wick schwerlich fehlgehen, wenn man die letzten Petersburger Vorgänge nicht als Ursache dafür, sondern als Symptom eines bereits vorher eingetretenen Zustandes anfieht. Unter diesen Umständen ist eS sehr begreiflich, daß von d« beabsichtigten Reise deS Präsidenten Faure nach Rußland nicht mehr gesprochen wird, und wie der,Poltt. Korresp.' aus Kopenhagen gemeldet Wick, find dort MS Petersburg au» guter Quelle Nach richten eingelaufen, denen zufolge von d« Ab stattung deS Gegenbesuches des Präsidenten der französischen Republik beim russischen Kaiserhofe für dieses Jahr Abstand genommen werde. England. »DaS Unterhaus verwarf mtt 227 gegen 186 Stimmen die Bill bett, die Einführung deS Acht st undentageSfür die Bergwerks- arbeit«. Belgien. »Der Congoftaat hat Wick« einmal einen unliebsamen kolonialen „Zwisch en- fall" zu verzeichnen. Nach amtlich« Meldung hat Mitte Februar eine Ableitung eingeborener Soldaten bei dem Orte Ndirfi im Uelle-Gebiet gegen ihre Vorgesetzten gemeutert, wobei d« Major Leroi und vier Offiziere gelötet wurden. Spanien. » AufManila haben die Spant« Jrdang, daS letzte Fort d« Aufständischen, genommen. Balkanstaate«. * Die GroßmLchte find nun gewillt, auch ohne von Griechenland zur Vermittelung an gerufen zu sein, in den griechisch-türki schen Konflikt einzugreifcn. Sie sehen sich dazu durch die an idynastische Strömung in Athen gedrängt. Sämtliche Mächte find fest entschlossen, eine Entthronung deS Königs Georg selbst auf die Gefahr hin, Truppen in Athen landen und militärisch einschreiten zu müssen, zu verhindern. In Wiener unterrichteten Kreisen wird erklärt, daß alle diese Schwierigkeiten, namentlich die Strömung gegen die Dynastie in Athen durch Erzielung eines fürGriechen- land ehrenvollen Friedens behoben wnden könnten. Ein solch« Fricke müßte aber zur Voraussetzung haben, daß die siegreichen Türken keinerlei übermäßige Ansprüche an die besiegten Griechen stellen und daraus erwächst Wied« die Gefahr, daß sich die Kriegspartei in Konstantinopel gegen den Sultan erhebt. »Auch die zweite Verteidigungs linie der Griechen, bei Pharsala, st am Donnerstag von den Türken genommen worden. Den vollen Umfang d« neuen griechi- chen Niederlage wird man also «st durch weitere Berichte schätzen lernen. Hoffentlich wird diese emeute ernste Mahnung nicht wirkungslos in Athen verhallen. Die griechische Regierung hat alle Ursache, jetzt in größter Elle die Vorbe dingungen zum Friedensschluß herzustellen. »Me verlautet, entdeckte die griechische Regierung eine Verschwörung zur Ab- etzung od« Ermordung des Königs, vobei ein Freiwilliger die Haupttolle spielt. ES ttrsiert das Gerücht, daß die königliche Familie daS Land bald verlassen vücke. Im Marmorpalais zu Petersburg wür- >en bereits Gemächer hergestellt zur Aufnahme >« Königin Olga, die wahrscheinlich zunächst ihre ! Kutter, die Großfürstin Mexandra Josephowna, aufsuchen würde. * König Alexander von Serbien be ¬ findet sich gegenwärtig in da montenegrinischen Hauptstadt Cettinje. Man «war« keine B«» lobung «tt et«r montenegrinische« Prinzessin. Amerika. »Derfünfte Weltpost ko nareß ist am Mittwoch in der Bundeshauptstadt d« B«. Staaten von Nockamerika, Washington, zusammengetreten. SS find die Vertret« aller zivilisierten Nationen d« Erde zum gemeinsamen Ausbau eines großen FrickenSwerkeS dort ver sammelt; auch China und d« Oranjefreiftaat, die biSh« dem Weltpostverein noch nicht ange hörten, waden demselben voraussichtlich nun mehr beitteten. Aste«. »In Afghanistan ist e» Wied« einmal zu einem Zusammenstoß mtt den Ruffen ge kommen, bei dem mehrere Menschen ihr Leben einbüßten. Me au» Mekched gemeldet wird, hat zwischen ein« russischen, zum Postdienst kommandierten Truppen-Abteilung und ein« afghanischen Grenzwache gnade im Süden von Haschtadan, wo vor einigen Jahren Genaal Mac Lean die Grenzlinie festsetzte, ein Zusammenstoß stattgefunden. Der Punkt, wo der Kampf stattgefunden hat, ist noch ungewiß. Zwei Russen und ein Afghane sollen getötet sein. Wettere Bedeutung ist wohl dem Zwischenfall nicht beizumessen. Am Mittwoch setzte daS Abgeordnetenhaus die Beratung deS KultuSetatS beim Kapitel „Höheres Schulwesen" fort. Die Debatte drehte sich haupt sächlich um die Frage der Gehaltsaufbesserung der Gymnasiallehrer und die Reform deS Gymnasial unterrichts. Im Abgeordnetenhaus« wurde am Donnerstag das Kapitel „Elcmentarschulwesen" de» KultuSetatS beraten. Die Verhandlungen zogen sich so in die um Annahme seines Antrags. Länge, daß das Kapitel erst in einer Abendsitzung Abg. Lieber (Zentr.) verweist aus die Anträge ! zur Annahme gelangte. Nadbyl und Bachon-Schädler, welch« di« Stellt»« de« Zentrum« zu dem SpezlalifierunaSprtnzip der Vorlage kennzeichneten, «in Teil semer Freund« sehe schon in der Bindung der Entscheidung de» Reichskanzler» an die Zustimmung de« Bundesrat» eine ausreichende Sicherheit. Er mit dem andern Teile halte ab« auch eln« Aenderung de« 8 6 in» Sinne de« Anträge» Nadbyl für notwendig. , Aba. Lenzmann (ft. Bv.)r Da» ganze Ge setz sei durch und durch umeif, und er werde am Schluffe d« zweiten Lesung die Zurückverweisung dkSselben an di« Kommission beantragen, damit diese sich üb« die Grundzüge ein« neuen Vorlage «inwe. Nach kurzen weiteren Debatten wird di« Dis kussion geschlossen, ß 3 wird, unter Ablehnung de« Anträge» Frese-Barth, unverändert angenom men; ebenso K 6 unt« Ablehnung d« Anträge Frese-Barth und Nadbyl. Der Antrag Hodenberg zu 8 11 wird zurückgezogen, die Anträge Nadbyl und Frese-Barth werden abgelehnt, der Antrag Bachem-Schädler wird angenommen. — Die Fassung d« Regierungsvorlage ist damit erledigt. 8 4 gelangt debattelo» zur Annahme. In 8 b (Voraussetzungen für die Erteilung d« Erlaubnis) beantragt Abg. Bachem an Stelle de» Mindestbeiträge« von 50000 Mk. al» Sicherheit die gleiche Summ« al» Maximalbetrag zu setzen, und außerdem den Nachweis zu fordern, daß d« Betreffende Reed« iß. D« «sie Teil deS Antrags Bachem wird ab - gelehnt, d« zweite (Nachweis, daß d« Rach suchende Reederist) angenommen; ebenso der dadurch geänderte 8 5. 8 6 gelangt debattelo» zur Annahme, «7 wird auf Antrag des Abg. Bachem ohne Diskussion abaelehnt. 8 8 (ErlaubniScrteilung an SiedelungSgesell- schäften) beantragt Abg. Cuny, allgemein festzusetzen, daß au« besonderen Gründen Ausnahmen zugelassen werden können. Der Antrag Cuny wird angenommen, ebenso d« dadurch modifizierte 8 8. — Die 88 3, 10, 12 und 13 gelangen debattelo» zur An nahme. — Unter Ablehnung von vorliegenden Abänderungsanträgen d« Abgeordneten Metzger und Gerisch (soz.) werden die 88 14—36 an genommen. 8 37 betrifft die vom Bundesrat zu erlassenden Vorschriften über die Ausrüstung, Kontrolle u. s. w. d« Schiffe. ! Abg. Gerisch (soz.) beantragt hi« einen Zusatz, nach welchem diese Vorschriften im .RtichSgesetzblattt zu veröffentlichen und dem Reichstag bei seinem nächsten Zusammcntreten vorzulcgen sem sollen. Direktor Reichardt hat gegen die Annahme diese» Antrages nicht» einzuwenden. Der Antrag Gerisch wird darauf angenom men; ebenso der dadurch abgeänderte 8 37 und sodann debattelo» 8 38. 8 39 handelt von der Zusammensetzung de« sach verständigen Beirats. Dir Mitglieder de» letzteren sollen danach vom Bundesrat ernannt und alle zwei Jahre neu gewählt werden. Ein hierzu gestellter Abänderungsantrag de« Abg. Bachem wird abaelehnt. 8 39 bleibt unver ändert. Die 88 40 — 48 gelangm debattelo» zur Annahme. Hinter 8 48 beantragt Abg. Graf Kanitz (konf) einen neuen Para graphen einzufügen, in dem Zuchthausstrafe bi» zu zehn Jahren für die Anleitung weiblicher Personen zur Auswanderung, um sie der Prostitution zuzu führen, bestimmt wird. Neben dn Zuchthausstrafe soll aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und auf Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt wnden müssen, und begründet denselben kurz. Abg. Bebel beantragt einm Zusatz zu dem Antrag Kanitz, nach dem auch die Agenten und Agentinnen solch« Personen wegen Beihilfe bestraft werden sollen. Abg. Förster (Antis.) beantragt einen weiteren Zusatz, nach dem dn geschädigten Person eine Butze fti» zu 6000 Mk. soll zugesprochen werden können. Stach kurzer Debatte wird der Antrag Först« abgelehnt, die Anträge Bebel und Kanitz da gegen einstimmig angenommen. Der Rest de» Gesetze» gelangt debattelo» zm Annahme. Die Beratung der dazu vorliegenden Resolutionen wird bis zur dritten Lesung ausgesetzt. Ayr Geheimnis 6j Roman a. d. Englischen d. Lady G. Robertson. Lady Leonie Charnleigh lernte mitlerweile sich in ihre neue Stellung einlcken. Sie war eine gelehrige Schülerin und unter Lady FanshaweS Anleitung nahm sie alle die kleinen Dinge schnell an, durch die eine vornehme Dame sich auSzeichnet und von andern unter scheidet. Lady Fanshawe widmete sich ihrer Aufgabe mtt großer Hingebung, sie achtete auf jede Kleinigkeit, und als der Frühling wieder kehrte, war Leonie eine vollendete Dame der großen Welt. Lighton Hall war früher sein« großen Gast freundschaft wegen bekannt gewesen und Leonie wünschte ihm diesen Ruhm zu «hatten. „Wie schön müßte ein Gartenfest hier sein I" rief sie eines Morgen» MS. „Bunte Lampion» an den Bäumen, die Springbrunnen bengalisch erleuchtet und Musik, die durch Gebüsch ertönt! O, Lady Fanshawe, können wir nicht ein Garten fest veranstalten?" „Nicht ehe Sie bei Hofe vorgestellt find, Lady Charnleigh," «widerte die Dame, „ich weiß, wa» sich für Ihre Stellung schickt, Sie dürfen nicht vorh« in größeren Gesellschaften erscheinen." Leouie seufzte. Sie sehnte sich nach Ab wechselung/ die paar kleinen Gesellschaften, die ß» »«gemacht hatte, genügten ihr nicht, die tt»« Mädchen, welche Lady Fanshawe nach Li«tM Hall eingeladen hatte, langweitten sie, M» fi« konnte die Zett nicht abwarten, wo sie sich in ihrem vollen Glanz der Welt zeigen durfte. Das Leben, welche» die jungen Damen in Lighthon Hall führten, war ein führ stilles, ein förmiges, und Leonie verbrachte einen großen TeU deS Tages damit, die Kunstschätze zu studieren und die prächtige Umgebung des HauseS nach allen Richtungen zu durchforschen. „Sie werden im Laufe d« Zett einsehen," sagte Lady Fanshawe eines Tages zu ihr, „daß diese ruhigen Monate eine wichtige Vorbereitung für Ihr künftiges Leben find. Benutzen Sie dieselben, so werden Sie Ihren Platz im Leben würdig ausfkllen, im andern Fall dagegen wer den die Menschen immer fragen, woher Sie stammen, weil Ihnen die besonderen Manieren fehlen, die man sich nur im Verkehr d« großen Wett aneignet." Leonie mußte diesem AuSsvruch recht geben und bemühte sich, ihre Bildung zu »«vollständigen. Eines Morgens im April sagte Lady Fan shawe : „Nun find e» nur noch einige Wochen bis zum großen Empfang bei Hofe, Lady Charnleigh. Wir müssen über Ihre Toilette be raten. Natürlich müssen Sie die Charnleighschen Diamanten tragen." Als nun der ersehnte Augenblick in greif bare Nähe gerückt war, überkam es daS junge, in Armut und Entsagung ausgewachsene Mäd chen wie ein Schwindel. S e hätte lachen und weinen mögen. Lady Fanshawe sah in ihr er regtes, strahlendes Gesicht und sagte plötzlich: „Sie müssen.sich bald glücklich verhciraten, Leonie. Ich bin überzeugt, daß Sie Glück geben und empfangen werden." waren nur Toilettenfragen gewidmet. Leonie wurde bei Madame Verton eingeführt, und diese versprach, zu d« Vorstellung bei Hofe ein Kleid zu liefern, das die Schönheit der jungen Dame zur vollen Geltung bringen würde. „Wir werden gleich in den Strudel der Geselligkeit kommen," sagte Lady Fanshawe. „Sie wecken sich vorsehen müssen, Leonie, daß Sie Ihre frischen Farben nicht einbüßen." „Ach, find das nicht herrliche Aussichten?" rief daS junge Mädchen aus. „Wenn eS auch andere ermüden mag, mich sicherlich niemals. Ich habe das Gefühl, als ob ich immer ver gnügt und leichtlebig bleiben würde." „Wie viele haben dieielbe Auffassung gehabt und gaben doch nachher zu, daß die Freuden der Welt sie enttäuscht haben." „DaS wnde ich nie. DaS Leben scheint mir, so herrlich. Lassen Sie mich doch den Becher l der Freude leeren, so lange er schäumt." „Leonie," sagte Lady Fanshawe freundlich, „Sie find sanguinisch, Sie erwarten zu viel, und die Enttäuschung ist nachher um so bitt««." „O bitte, predigen Sie mir das nicht," bat; daS junge Mädchen. Sie «griff eine Rose/ und fuhr fort: „Sie würden doch auch diese Blume nicht warnen, sich an ThM und Sonnen schein zu laben. Welche Enttäuschung sollte e» wohl für mich geben?' Lady Fanshawe schwieg. Sie sah wohl ein, daß jeder Mensch seine Erfahrungen selb« machen muß, und daß e» vergeblich sein würde ein junges Mädchen vor den Gefahren d« Wel zu schützen. Die große Kom bei d« Königin und dal Diese lachte. „Heiraten, weshalb ?" sagte sie. „Ich habe ja alles, was ich mir wünsche; ich wüßte nicht, was man mehr braucht. WaS könnte ich durch eine Heirat noch gewinnen?" „Vielleicht ändern Sie Ihre Ansicht noch, wenn Sie nicht etwa ganz anders veranlagt find, als sonst die jungen Mädchen. Ich war in mein« Jugend gewiß nicht romantisch, aber in Ihrem Alter schien mir die Liebe das Höchste auf der Welt zu sein." „Vielleicht habe ich zu wenig davon gehört, bei Miß Templeton war daS ein ganz ver botenes Thema. Wenn bei einem d« jungen Mädchen ein Liebesbrief gefunden worden wäre, so würde sie schwer bestraft worden sein." „Miß Templeton hat ganz recht darin. So lange Mädchen zur Schule gehen, sollten sie sich nicht mtt solchen Dingen beschäftigen." „Und deswegen verstehe ich nichts davon," sagte Leonie lachend, aber der Ausdruck ihrer Augen harmonierte nicht ganz mtt ihren Worten. * * * Endlich hatte d« Mai seinen Einzug gehal ten, und die London« „Saison" stand vor ihr« Eröffnung. Sie versprach eine sehr glänzende zu werden. D« neue Stern am gesellschaft lichen Himmel hatte große Anziehungskraft und alle, die von der romantischen Geschichte der jungen Lady Charnleigh gehört hatten, waren gespannt, ihr Debüt zu sehen. Ihr ging nicht nur der Ruf groß« Schönheit voraus, sondern sie sollte auch liebenswürdig und geistvoll sein. Die ersten Tage ihres Aufenthalt» in London ,
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