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Auerthal-Zeitung : 30.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189704306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-30
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 30.04.1897
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V-ttttfchr Krmvfchim. Deutfchlamd. -Kats« Wilhelm hat die Auerhahnjagd im Schwarzwalde aufgegeben, da die groß- herzogliche badische Familie durch den un erwarteten Tod des Prinzen Wilhelm von Baden (der Liiere der beiden Brüder des GroßherzogS) in tiefste Trauer versetzt ist. Prinz Wilhelm ist im Jahre 1829 geboren, hat mithin ein Alter von 68 Jahren erreicht. — Der Kaiser ist nach Cronenberg -um Besuche seiner hohen Mutter, der Kaiserin Friedrich, gereist. "Wie jetzt aus Petersburg gemeldet wird, gedenkt dort Kaiser Wilhelm und seine Gemahlin Mitte August zu einem drei tägigen Besuch einzutrcffen. "Die Ernennung eines neuen chinesi schen Gesandten in Berlin ist noch immer nicht erfolgt, und liegt dafür bisher auch kein Anhalt vor, wer von der chinesischen Regie rung für diesen Posten ernannt werden soll. Die Verzögerung ist immerhin auffällig. Ob dieselbe durch die Ablehnung deS für diesen Posten von China bereits ernannt gewesenen Gesandten seitens Deutschlands oder durch sonstige Vorgänge oder Verhältnisse verursacht ist, emzieht sich der öffentlichen Kenntnis. Jeden falls erscheint uns die baldige Erledigung der Frage dieser Gesandtenernennung im auS- gleichenden, beide Teile befriedigenden Sinne sehr wünschenswert. *Zur Militärstrafprozeßreform wird wieder einmal in der Münchener .Allgem. Zeitung' versichert, daß der Entwurf dem Reichs tage alsbald zugehen werde. „Die Vorlage soll nunmehr eine Gestalt haben, die es nach der Ansicht eingeweihter Krei'e sehr wahrschein lich macht, daß sich eine Mehrheit dafür im Reichstag finden wird. ES besteht aber auch die vollste Neigung, die gesetzliche Verabschie dung des vielbesprochenen Entwurfs noch in . dieser Tagung, soweit sie bereits vergeschritten ist, und so viel auch sonst dringliche Arbeit des Reichstags harrt, herbeizuführen, schon damit die Geister endlich einmal wieder zur Ruhe kommen." — Andere Nachrichten lauten anders. Darüber wird man indes sehr bald im Reichs tage Klarheit erlangen. Oesterreich-Ungar». "Die Sprachenverordnung ist nun auch fürMShren erlassen worden. Die Er regung, welche alle deutschen Kreise Oesterreichs ob der Sprachenverordnungen vom 5. April ergriffen hat, hält noch an, sie ist in steter Steigerung begriffen, Kundgebung folgt auf Kundgebung, die großen Parteitage stehen noch bevor. Graf Badeni scheint sich um all das gar nicht zu kümmern, er geht scheinbar gleichmütig seinen Weg weiter. Italien. "Drei wegen Verdachtes der Mitschuld an dem Attentat gegen König Humbert verhaftete Personen find wieder freigelassen worden. *Ein Teil der italienischen Frei willigen, die den Griechen helfen wollten, ist in die Heimat zurückgekehrt und veröffentlicht im Neapeler .Pungolo' eine recht interessante Erklärung. Die Zurückgekehrten sagen, sie hätten sich von den sogenannten mace- donischen Aufständischen getrennt, weil diese eine unwürdige Bande ge wesen seien, die alles andere, nur nicht einen ehrlichen Krieg führen wollten. Die Grausam kett derselben gegen türkische Gefangene und Verwundete hätte sie derartig empört, daß nur eine Trennung übrig blieb. Dänemark. *Jn Dänemark ist der Budget- Konflikt als ausgeglichen anzusehen. In einer Sitzung der gemeinschaftlichen Finanz- Kommission des Reichstages erklärte der Minister präsident v. Reedtz-Thott, er könne, wenn auch mit großen Bedenken, die Finanzlage der Partei der Linken annehmen. Rußland. * Kaiser Franz Ioscph hat bei seiner am Montag erfolgten Ankunft in Petersburg fettens des KaiserpaareS und des Hofes die Ayr Geheimnis. 2j Roman a. d. Englischen d. Lady G. Robertson. (Forts-vung.) Der Rechtsanwalt und sein Begleiter sahen einander an und ersterer sagte: „Es ist kein Zwusel möglich. Ich bin erst zu Ihnen ge kommen, als alles völlig klar lag, niemand und nichts kann Ihre Rechte mehr anfechten. Ich vermute, daß Graf Charnleigh, wenn er ein Testament gemacht hätte, den Hauptmann Paul Barlow zum Erben eingesetzt haben würde. Er war der einzige der näheren Angehörigen, den der Graf je gesehen hat." „Kannte er meinen Vater?" fragte Leonie. „Er hatte nur von ihm als einem tapferen jungen Offizier gehört. Er mochte eigentlich niemand leiden und zog sich von allen Menschen zurück." „Und dieser Hauptmann, wie heiß er gleichst" „Paul Barlow," erwiderte der Rechtsanwalt und sie wiederholte den Namen leise. Ob wohl in diesem Moment eine Ahnung . sie durchzuckte von dem Schatten, der ihr Leben trüben und ihr ihren Reichtum zu Last machen würde? „Ist er sehr enttLuscht S" fragte sie. „Ich weiß e» nicht. Er mag wohl geglaubt haben, daß er viel Aussichten hätte, aber er ist eine zu edle Natur, als daß er Gefühle de» Steide« überhaupt aufkommen ließe." „Ich hoffe sehr, daß eS ihm nicht zu schwer wird. ES würde mir leid thun, wenn mein Glück einem andern Kummer bereitete." „Hauptmann Barlow würde seine Ent- herzlichste Aufnahme gefunden. Der europäischen Welt kann die Zusammenkunft der Herrscher von Oesterreich und Rußland gerade unter den gegen wärtigen Umständen nur ein Gefühl der Be friedigung und Sicherheit erwecken. ES ist für die Ruhe unseres Erdteiles von höchster Wichtig kett, daß der Zustand gegenseitiger Beargmöhnung in den orientalischen Dingen, der längere Zett das Verhältnis der beiden Kaiserreiche kenn zeichnete, ein Ende gefunden hat und statt dessen das übereinstimmende Streben sich zeigt, auf die Verfolgung aller Sonderinteressen auf der Balkanhalbinsel zu verzichten und den gegen wärtigen Zustand daselbst nach Kräften vor einer gewaltsamen Aendcrung zu bewahren. * Graf Biurawiew ist nunmehr endgültig zum Minister deS Auswärtigen er nannt worden. (Bisher war er nur „Verweser des Ministeriums der auswärtigen Angelegen heiten.") Gleichzeitig erfolgten zahlreiche Ordens verleihungen an das Personal der russischen Diplomatie im Ausland. Balkanstaaten. * Nachdem nunmehr vollständigere Berichte über die Kämpfe zwischenTürken und Griechen vom 24. und 25. d. vorliegen, ist kein Zweifel mehr, daß die Griechen auf der ganzen Linie geschlagen find, daß sie mit mehr Mut und Tapferkeit, als mit ausreichenden Mitteln den von Norden her an dringenden Türken entgegen getreten sind, daß sie TurnavoS und Larissa geräumt und sich auf ihre nächste — wie cs heißt sehr feste — zweite Verteidigungslinie PharsaloS zurückgezogen haben: „fluchtartig", wie die türkischen, „in größter Ordnung", wiediegriechischenBerichtesagen. Durch diesen Ausgang ist auch dem Vordringen dergriechi- schen Abteilungen im Westen, inEpiruS, wo sie unzweifelhaft Erfolge den Türken gegenüber errungen hatten, Halt geboten worden und auch die Aktion der griechischen Flotte ist gelähmt. Die Türken haben jetzt schon erreicht, was sie erreichen wollten und würden wahrscheinlich jetzt eine Vermittelung der Mächte annehmen. In Griechenland aber scheint der KriegSmut noch nicht gebrochen; ohne seine Dynastie zu gefährden, werde König Georg noch nicht nach geben dürfen. Schon jetzt finden täglich vor dem königl. Schlosse in Athen Massen ansammlung statt. Nach allen Meldungen, die von Athen kommen, ist die Lage derkönig - liche Familie kritisch. Das Griechen volk hat eS unangenehm empfunden, daß der König fich.nicht selbst an die Spitze der Truppen gestellt hat. Man gibt dem Kronprinzen schuld an den Niederlagen. Dieser ist vom Ober kommando entbunden und der eigentliche General- stabSchef Generalmajor Makrus seiner Stellung enthoben worden. Afrika. *Es scheint wirklich beinahe so, als ob Frankreich drauf und dran ist, an der marok kanischen Grenze, das Spiel zu wieder holen, mit dem es seiner Zett die Erwerbung deS Protektorats über Tunis einleitete. In Algier verlautet nämlich angeblich, die Häupt linge der im Aufstande begriffenen marokkanischen Grenzstämme hätten den Generalgouverneur Cambon um daS französische Protektorat gebeten. "Transvaal sieht sich gegen England vor und befestigt seine Hauptstadt PrLtoria durch Anlegung von Forts. Was England nicht auf diplomatischem und gewaltsamem Wege erreichen konnte: die Abschneidung Transvaals vom Meere, daS scheint es durch sein Gold er langt zu haben, indem es die Delagoa- Ba i von Portugal für „Handelszwecke" auf längere Zeit entweder pachten will oder schon ge- pachtet hat. _ Deutscher Neichstag. Am 27. d. begrübt Präs. Frhr. v. Buol die Mitglieder und weist darauf hin, daß noch eine grobe Mille von Arbeiten der Erledigung harre. Der Präsident gedenk! indann des.Hinscheidens des Grobherzogs von Mecklenburg-Schwerin, durch welche« da» kaiserliche Hau» und da« ganze Reich in tiefe Trauer versetzt worden sei, sowie de« Hin scheiden« de» Staatssekretär» v. Stephan. — Die Mitglieder ehren da« Andenken beider durch Er heben von den Sitzen; auch die anwesenden Sozial demokraten schließen sich von dieser Kundgebung nicht au». Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Lesung be« Nachtragsetats für 1897/98 nebst dem dazu gehörigen An l e i h eg es e tz. Abg. Bebel (soz.): Ich glaube nicht, daß sich heute das Hau« auf eine eingehende Erörterung der Militärfordernngen wird einlassen wollen. Ich hoffe aber, die Prüfung der Forderungen wird nicht be einflußt werden durch eine durch die Presse gehende Mitteilung, nach welcher von Allerhöchster Stelle diejenigen al« vaterlandSlo« bezeichnet worden sein sollen, die die Marinesorderungew nicht im vollem Umfange bewilligt haben. Wir sind un« bewußt, daß wir dem Vaterlande besser dienen, wenn wir seine Bedürfnisse und seine Kräfte eingehend prüfen und un« unser Votum nicht einfach diktieren taffen. Abg. Richter (fr. Vp.): Die Frage der Ver mehrung des Arttlleriematerials ist bereits in der Budgetkommission erörtert worden. Sic ist für un« von großer Wichtigkeit und bedarf eingehender Er wägung. Denn für un« ist da« Material für die Wehrkraft de« Lande« von größerer Bedeutung, als «in paar Kreuzer. Wir haben gerade deshalb für nötig gehalten, bei den Manneforderungen in diesem Jahre wesentliche Abstriche zu machen. Wir stehen dieser Forderung nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, halten aber eine eingehende Prüfung für erforderlich, und ich beantrage deshalb die Verweisung des Nachtragsetats an die Budgetkommission. Abg. Bachem (Zcntr.) schließt sich diesem An träge an. Angesichts der sich ständig steigernden Anforderungen für da« Seer und die Marine ge biete sich eine eingehende Prüfung von selbst. — Da mit schließt die Diskussion. — Der Nachtragsctat nebst dem Anlcihcgcsctz wird der Budget-Kommission überwiesen. Nach debatteloser Erledigung einiger Rechnungs sachen folgt die zweite Beratung der Uebersichtcn der Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete für 1894,95 und 1895 99. Abg. Bebel kommt hier auf den Prozeß Peters zurück. Daß die Vergehungen deS Manne» so milde beurteilt worden seien, erkläre sich wohl nur daraus, daß als Zeugm nur diejenigen ver nommen wurden, die an dm Grausamkeiten mit teilgenommcn habm, die über die Gelöteten mit PcterS zu Gericht gesessen. Einem geordneten Ge richtsverfahren entspreche dies jedenfalls nicht. Das selbe habe aber doch emeben, daß gegen die getöteten Schwarzen in keiner Weise ein zu Recht bestehende- Urteil gefällt worden. Es sei immer nur von einer Art von Kriegsgericht gesprochen worden. Deshalb habe auch der hiesige Gerichtshof angenommen, daß PeterS einen Gewaltakt begangen habe. ES sei also damit sestgestellt, daß er einen Mord begangen habe. Jedenfalls fordere er eine eingehende Prüfung der Frage, ob nicht auch auf Grund deS Strafgesetz buchs gegen PeterS noch ein Verfahren einzuleiten sei. Er fordere daS um so mehr, als gegen andere Leute, wie kürzlich gegen Koschemann, recht empfind liche Strafen verfügt worden seien, obgleich daS Urteil allgemein für viel zu hart gehalten werde. Staatssekretär v. Bötticher: Mir sind die Akten über den Prozeß Peters nicht zugänglich ge worden. Ich bin aber überzeugt, daß die Staats anwaltschaft, wenn sich aus den Akten etwas ergeben sollte, ivas einen Anhalt zu einem strafrechtlichen Vorgehen bieten könnte, ihre Schuldigkeit thun wird. Die NeichSbehörden werden einem solchen Vorgehm nicht hindernd in den Weg treten. Abg. Lcnzmann (fr. Vp.) ist mit dem Abg. Bebel der Ansicht, daß Dr. Peters wegen Mordes strafrechtlich zur Verantwortung gezogm werden müsse. Er fordere sogar, daß die Neichsregierung seine sofortige Verhaftung veranlasse, damit er nicht entwische. Direktor im Auswärtigen Amt Hellwig erklärt, die Frage sei von der RcichSregierung eingehend er wogen worden, ob gegen PeterS auch strafrechtlich vorqegangen iverden solle. Man habe die Frage aber verneinen müssen, denn die Thaten seien am Kili mandscharo verübt ilnd müßten nach den Anschauun gen der dortigen wilden Völkerschaften beurteilt wer den. Nach diesen aber handle eS sich nicht um einen Mord in unserem Sinne. Abg. Bebel erklärt eS für beschämend, daß wir dahin gekommen seien, in der Beurteilung von Strafthaten uns nach den Anschauungen der Wilden zu richten. Peters sei doch ein Deutscher und habe die deutschen Gesetze zu achten. Abg. Bachem (Zentr.): Auch ich muß darauf bestehen, daß die Frage eingehend geprüft werde, ob gegen Peters nicht noch strafrechtlich vorzugehen sei. Man darf sich dabei nicht etwa darauf stützen, daß bei den Wilden keine geschriebenen oder gar ge druckten Gesetze bestehen. Es kommt vielmehr darauf an, ob man die Handlungen PeterS' in jenen Gebieten für erlaubt hält, und wa» geschehen wäre, wenn man ibn den dortigen Bewohnern zur Aburteilung überlassen hätte. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Lenzmann und Bebel wird die Debatte geschlossen; die Rech» nungsübersichtcn selbst werden genehmigt. ES folgt die erste Beratung des Gesetzentwurf» betr. die anderweite Bemessung de» Witwen- und WaisengeldeS. Der Mindestbetrag de» Witwengeldes soll da nach von 160 auf 218, der Höchstbetrag von 1600 auf 8000 Mk., da» Waisengeld von 92 auf 44 Mk., für Doppelwaisen von 54 auf 72 Mk. er- höht werden. Abg. Stadthagen (soz.) hält die Erhöhung de» Mindestbetrage» aus nur 216 AL- für durch aus unzureichend. Der Reichstag, hab« früher bereits die Erhöhung auf 450 Mk. gefordert. Zum mindesten sollte man den Mindestbetrag auf 360 Mk. erhöhen. Abg. Frhr. v. Stumm (sreikons.) bittet, zu weitgehenden Anträgen de» Vorredner» und seiner Freunde jedenfalls nicht Folge zu geben. Neichsschatzsckrctär GrafPosadowSk» warnt auch davor, eine Parallele zwischen den Witwen- und Walseugcldern der Hinterbliebenen von Beamten und den Renten auS den VcrsichcrungSgesetzen an Witwen und Waisen von Arbeitern zu ziehen. Die Verhältnisse seien in beiden Fällen außerordentlich verschieden. Abg. Stadthagen (soz.) kann nicht zugeben, t daß die Verhältnisse so wesentlich verschiedene seien, daß sich eine Art von NuSuahmerecht für Arbeiter waisen rechtfertigen ließe. ReichSschatzickretär Graf PosadowSky weist darauf hin, daß gerade bei den höchsten Beamten da» Witwengeld unverhältnismäßig niedrig sei. Die höchste Pension betrug 18 000 Mk. Tas Witwen geld müßte danach auf ein Drittel bemessen werden, also aus 6000 Mk. Es betrage aber zur Zeit nur 1600 Mk. und solle auch durch die Vorlage nur auf 3000 Mk. erhöht werden. Damit schließt die Beratung. — Ein Antrag auf Verweisung an eine Kommission ist n'cht gestellt. Die zweite Lesung wird somit ohne Kommissions beratung im Plenum stattsinden. Am Dienstag beriet das Abgeordnetenhaus den Antrag betr Aushebung der Zollkreditc für Getreide und Mühlenfabrikate. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. P-« Nah «nd Fern. Wiesbaden. Der Kapellmeister Dr. Merk, der sich durch drei Revolverschüffe zu töten ver suchte, ist durch die Kunst der Aerzte so weit wiederhergcficllt, daß er mit seiner Schwester, die ihn im Krankenhanse pflegte, nach seinem HeimatSorte Graz abreisen konnte. Kiel. Der Schoner „Augusta", von Kiel nach Landskrona bestimmt, ist bei einem Sturm an der Südrüste Schwedens gescheitert. Das Schiff ist verloren, die Mannschaft wurde ge rettet. Magdeburg. Der KreiSphyfikus Dr. Böhm wurde am Freitag zu einem Kranken gerufen, um dessen Ueberführung in die Irrenanstalt in der Sudenburg zu veranlassen. Der Kranke schien die Veranlassung des Besuches zu ahnen und schlug, ehe es jemand verhindern konnte, mit einem Stocke den Arzt über den Kopf, so daß dieser mit einer klaffenden Wunde das städtische Krankenhaus aufsuchen mußte, wo er jetzt an den Folgen der Verwundung daniederliegt. Barmen. Einen komischen Anblick gewährte ein Einbrecher, der bei einem Metzger einge brochen war, um sich mit Speckseiten und Schinken u. s. w. zu verproviantieren. Der Spitzbube floh nämlich, als er entdeckt wurde, in den Keller und sprang dort in der Angst vor seinen Verfolgern in ein Faß, vaS er wohl leer glaubte, das aber mit Pökellauge gefüllt war. Ein benachrichtigter Polizeibeamter zog ihn her vor und triefend gings zur Polizeiwache. Der Anblick erregte große Heiterkeit. Plauen i. Vogtl. Stadtdiakonus Noßke stürzte sich am Montag vormittag von der Elsterthalbrücke bei Jocketa ab. Der Grund zu der unseligen That ist in Schwermut über den Verlust der Gattin zu suchen. Roßke wurde völlig zerschmettert aufgehoben. Siegen. AIS in den Räumen deS Zellen- gefängnisseS auf dem Brückbcrg die aushebungs pflichtigen Insassen der Strafanstalt vorgcführt wurden, betrug die Zahl derselben laut.Sieg bote' 170. , täuschung nie zeigen," bemerkte der Rechts anwalt. „Wenn ich so reich sein werde, könnte er einen Teil deS Geldes bekommen. Ich brauche nicht alles." Mr. Clemens lächelte. Vielleicht fiel ihm ein anderer Ausweg ein. „Ich glaube kaum, daß daS nötig sein wird," sagte er. „Hauptmann Barlow ist nicht unvermögend und hat außerdem sein Einkommen als Offizier. Er ist augenblicklich mit seinem Regiment in Malta." „In welchem Verwandtschaftsgrade stehen wir zu einander?" fragte Leonie. „Sie find Vetter und Koufine im vierten Grad, wenn man das überhaupt noch als Verwandt schaft gelten lassen will. Ich habe ihm gleich mitgeteilt, daß kein Testament gefunden worden ist. Es ist jetzt ein halbes Jahr verflossen, seit der Graf starb und wir haben nichts undurch sucht gelassen, nirgend sand ich eine Spur. Keine Bemerkung, keine Andeutung, nichts was darauf hinwieS, daß letztwillig verfügt worden ist. Ihre Rechte find unantastbar und Sie können morgen, wenn Sie wollen, als Besitzerin in Liahton Hall einziehen." „Es ist mir alles so neu!" rief sie auS. „Wie soll ich mein Leben gestalten?" „Haben Sie keine Verwandten von Ihrer Mutter Seite?" „Nein," erwiderte sie, indem die mühsam verhaltenen ThrLnen heroorbrachen, „ich stehe ganz allein auf der Welt." „Dann sollten Sie gleich eine altere Dame al» Gesellschafterin engagieren. Sie können nicht allein leben. Vielleicht weiß Miß Templeton Ihnen einen Rat zu geben." Der Rechtsanwalt stand auf und verbeugte sich förmlich. „Mein Geschäft ist erledigt," sagte er. „Nun gestatten Sie mir, der erste zu sein, der Sie als Lady Charnleigh begrüßt. Möge das Glück, welches Ihnen heute zufiel, sich als dauernd erweisen und ein reiches Leben vor Ihnen liegen." Auch Mr. DunScombe sprach seine Glück wünsche aus. „Wenn Sie erlauben," fuhr der Rechtsan walt fort, „werde ich morgen wicderkommen und hören, was Sie beschlossen haben. Ich bitte ganz über meine Dienste zu verfügen." Mit einer höfllichen Verbeugung verließen die beiden Herren den Salon, und Leonie blieb in tiefes Nachdenken versunken stehen, bis ein Geräusch sie aus ihren Träumen weckte. 2. „Miß Rayner," sagte eine unfreundliche Stimme, „wenn Sie den Salon nicht mehr für Ihre Gäste brauchen, darf ich ihn vielleicht für meine Herrschaft zurecht machen?" Diese unverschämte Art, mtt der die Dienst boten ihr so ost begegneten, hatte daS junge Mädchen bisher stets empört, heute überhörte sie diese Aeußerung gänzlich. DaS Dienstmädchen ärgerte sich, daß ihre Worte so wenig Eindruck machten. „Ich habe eS nie erlebt," fuhr sie fort, „so lange ich schon im Hause bin, daß eine Gou vernante sich solch« Freiheiten herau»nimmt. Ich werde es Miß Templeton erzählen, sobald sie kommt." Leonie verließ lächelnd das Zimmer. „Wenn sie wüßte, wer ich bin," dachte sie, „wie höflich würde sie sein, wie vor mir krie chen. Ach wie groß ist doch die Macht des Geldes." Sie ging langsam in den Garten. Sie mußte allein sein mit ihrem Glücksgefühl und das düstere HauS erdrückte sie. War es denn Mög lich ? Vor kaum zwei Stunden hatte sie hier ge sessen und ihr Leben verwünscht. Und jetzt? Hatte eine gütige Fee ihr Flehen gehört nnd in Erfüllung gehen lassen. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit ihrem neuen Besitz. Wie eS wohl in Üighton Hall aussehen mochte, ob sie ein schönes Schloß be wohnen würde, und wie ihr das Leben dort gefiele. „Wenn ich nur einen Menschen hätte, der sich mtt mir meines Glückes freute," rief sie auS, „jemand, mit dem ich darüber sprechen könnte, und der Anteil an mir nähmet O, Mutter, Mutter, wärest du noch bet mir, und könntest mich leiten und führen!" Lange saß sie auf dem Rasen und fttMe sich die neuen Verhältnisse klar zu machen. WS sie endlich ins Haus -«rückkehrte, rief ihr SWnne, daS Mädchen, schnippisch zu: „Ihr The« .steht seit einer Stunde im Schulzimmer, MißßWner, er wird jetzt wohl kalt sein." Sie laMc in dem Gedanken, wie bald «Ees MMM« Mrde, und spann thrm Dem« Mtt!r?EVWMmple- ton zurückkam. Diese Dame war von großer Figur, eckig iu
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