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Auerthal-Zeitung : 09.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189704096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-09
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.04.1897
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politische Kimksch««. Leuts«bland. * DaS Kaiserpaar wohnte am Dienstag in der englischen votschaftLkapelle zu Berlin der Trauerfeier für die verstorbene Gattin des eng lischen Botschafters LaScelleS bei; abends nahm der Kais er an einer Tafel beim italienischen Botschafter Grafen Lanza teil. "Die ,Hamb. Nachr.' widersprechen auf Grund eingezogener Erkundigungen der Mel dung. daß beim Fürsten BiSmarck in FriedrichSruh ein Glückwunschschreiben deSKaiserS etngcgangen sei. *DaS Reichs-Versicherung Samt hat an die Vorstände der gewerblichen uud landwirtschaftlichen Berufsgenossen schaften ein Rundschreiben gerichtet, wonach ihm jetzt alljährlich, und zwar gegen Schluß des Jahres, zugleich mit den RechnungSergeb- niffeu statistisches Material über die Folgen der Unfälle einzureichen ist. * Ebenso wie in Preußen soll auch im Reiche ein Fonds errichtet werden, auS welchem in Fällen der Hil'Sbedürftigteit den nicht unter daS eingebracht« Gesetz wegen anderweiter Be messung des Witwen- und Waisengeldes fallen den W i t w e n und Waisen der vor dem Inkrafttreten deS Gesetzes verstorbenen Mili - tärpersonen und Beamten eine Er höhung ihrer Bezüge in den Grenzen derjenigen Beträge gewährt werden soll, welche ihnen nach dem neuen Gesetze zu bewilligen gewesen wären, wenn der Ehemann oder Barer dessen Jrrkrast- treten erlebt hätte. Der Fonds soll mit einem Betrage von 200000 Mk. errichtet und nach träglich in den Reichshaushaltsetat eingestellt werden. * Eine allgemeine Regelung des SonntagSfahrkartenwesens auf den preußischen StaatSeisen- bahnen steht demnächst bevor. Es geht das aus einem Antwortschreiben hervor, das dieser Tage einen Braunschweiger Verein auf eine be zügliche Eingabe seitens der königlichen Eisen dahndirektion Magdeburg zuging. *Der Erbprinz von Reuß j. L. hat in einem Schreiben an den Stadtrat von Gera sich in den stärksten Ausdrücken gegen das anti nationale Auftreten der Regierung des Fürsten tums Reuß älterer Linie verwahrt. * Wegen der Entfernung der preußischen Fahne am 22. Mürz in Greiz ist der LandratSvertrcter Frhr. v. Ular-Gleichen seines Amtes entsetzt worden. Der Kaiser soll an den Fürsten Reuß ä. L. ein eigenes Handschreiben gerichtet haben. Oefterreickt-Ungarn. * Badeni hat gesiegt; er und alle andern Minister bleiben im Amte. Graf Badem will zunächst keine feste Majorität bilden, sondern es den Parteien überlassen, sich zu gruppieren nnd die Regierung auf Grundlage ihres Pro gramms und der Thronrede zu unterstützen. Inzwischen hat sich die Mehrheit der alten Rechten, bestehend aus Tschechen, Polen, der katholischen Bolkspartei, feudalen Großgrundbesitzern und Südslawen in einer Stärke von 230 Mann konstituiert und eine parlamentarische Kommission nach Art deS asten Exekutivkomitees der Rechten eingesetzt. Fraxkreickl. *Ueber die Reise des Präsidenten Faure nach Petersburg schreibt der .Eclair': Der Zar fei gewiß geneigt, den Präsidenten der Republik zu empfangen. Eine Einladung könnte er jedoch erst dann ergehen lassen, wenn er überzeugt iväre, daß das französische Parla ment dem Reiseprojekte zustimmt. Präsident Faure würde, um alle konstitutionellen Be denken zu beseitigen, von den Präsidenten des Senats und der Deputiertenkammer begleitet sein. * Zur Angelegenheit Alton meldet die .Libre Parole', Henry Maret habe dem Untersuchungsrichter gewisse Geständr.isse gemacht und anerkannt, daß er mit Arton in verschiedenen Punkten übcreinstimme, abgesehen jedoch von dem Gelde, das er erhalten haben solle. Im übrigen habe Ptarel bestätigt, daß er aus Ge fälligkeit für Alton, feinen damaligen Freund, zugestimmt habe, die Pauamagcsellschaft zu be günstigen, als Berichterstatter der Kommission habe er dann den Bericht verlesen, den die Panamagesellschaft zu diese» Zweck ihm zuge stellt habe. Sr habe nicht gewußt, daß dieser Bericht der Hand BurdeauS entstamme. Gunnte«. "Die spanische Regierung hat General Wehl er telegraphisch angewiesen, die Ein- ftihrung der Reformen auf Cuba vorzu bereiten. * Nachdem der Aufstand auf den Philip pinen vollkommen niedergeschlagen zu sein scheint und auch auf Cuba Ruhe wieder ein- -utehren beginnt, lassen sich die gewaltigen militärischen Anstrengungen über schauen, die Spanten im letzte» Jahre gemacht hat. Vom 1. März 1895 bis -um 21. März d. wurden nach Cuba 187 282 Mann geschickt, nach Portorico in derselben Zeit 4827 Mann. Nach den Philippinen gingen vom 16. September 1896 bis zum 27. Februar d. 26 622 Mann ab. Die Verluste deS kubanischen Heeres be tragen 14 012 Mann, von diesen fielen aber nur 1314 auf dem Schlachtfeld, 704 starben an ihren Wunden, 13 004 fielen dem gelben Fieber -um Opfer. DaS Heer auf den Philip pinen hatte bis Ende Februar nur 260 Mann Verluste zu beklagen, doch konnten die letzten Kämpfe noch nicht berücksichtigt werden. Die cubanischen Aufständischen haben nach spanischer Schätzung 14 332 Tote verloren, also ungefähr ebenso viel wie die Spanier, die Tagalen 7900, von denen sehr viele den Metzeleien deS Generals Polavieja zum Opfer gefallen sind. Portugal. * Von portugiesischer Sette werden in be stimmtester Form die Gerüchte von einer Ver äußerung oder Abtretung von Loren« Marquez (Delagoabai) an England für unbe gründet erklärt. * In Portugiesisch-Westafrika haben nach amtlichen Meldungen aus Bolama die portugiesischen Streitkräfte eine Niederlage durch die Eingeborenen von Guinea erlitten. Drei Offiziere und mehrere Soldaten leisteten acht Stunden hindurch Widerstand. Die portu giesische Fahne wurde gerettet. Es werden Verstärkungen vom Grünen Vorgebirge und von Angola erwartet. Stufiland. * Der russische Justizminister hat bestimmt, daß von nun an die zur V er b änn u n g nach Sibirien bestimmten Gefangenen mit der Eisenbahn von Moskau über Rjäsan, Rjashst, Pensa, Ssamara, Ufa und Tscheljabinsk, und von da weiter auf der sibirischen Bahn trans portiert werden sollen. Der alte historische Gefangenen - Traft, der von Moskau über Nischni-Nowgorod, Perm, Tjumen und Tomsk führte, hat damit seine blut- und thränenreiche Rolle ausgespielt. Balkanstaaten. "Nach offiziösen Wiener Mitteilungen soll die Blockade deS Athener Hafens nun doch stattfinden; es seien bereits ent sprechende Messungen an die Admirale ergangen, welche die Verhängung der Blockade unverzüg lich ins Werk setzen sollen. In unterrichteten diplomatischen Kreisen wird die Stichhaltigkeit dieser Nachricht stark bezweifelt; mau versichert, daß Rußland und Frankreich mit König Georg Verhandlungen führen, damit der König Oberst VassoS und dessen Truppen von Kreta zurückziche, worauf die Mächte den Antrag Griechenlands, in Kreta eine Volksab stimmung abzuhalten, erörtern werden. Das Resultat ist zweifelhaft. In Athen hat man genaue Kenntnis, daß ein großer Teil der Kreter heute gegen die griechische Oberherrschaft ist und Selbstverwaltung wünscht. Die Ver worrenheit der Situation ist um nichts geringer. * Inzwischen ist die allgemeine Aufmerksam keit nach der thessalischen Grenzc ge richtet. Selbst an jenen politischen Stellen, die vorläufig an eine griechische Kriegs erklärung nicht glauben wollen, gibt man zu, daß mit dem Eintritt ernster Zwischenfälle angesichts des GegcuübcrstehenS beider Armeen gerechnet werden müsse. Wie aus Athen ge meldet wird, hätten mehrere Diplomaten den König Georg benachrichttgt, daß die Blockade nicht in unmittelbarer Aussicht stehe. Aus diesem Grunde sei die Bekanntgabe der angeb lich beschloss««» Kriegserklärung einstweilen unterblieben. »Die vom serbischen Gesandten dem türkischen Minister des Aeußern überreichte, in deftiger Sprache abgefaßte Note betr. die an der albanisch-serbischen Grenze vorgefalleneublutig en Zusammen stöße, wurde von Tewfik Pascha rundweg abgelehnt mit dem Hinweis, diese Form widerspräche durchaus dem üblichen diplomati sch« Tone. » Die ,Agence HavaS' meldet aus Konstanti nopel, daß eine außerordentliche Kommission zur Untersuchung der Vorfälle in Tokat ge bildet wäre, und daß dieselbe sofort die Ver haftung von 140 Mohammedanern und 4 Armeniern hätte vornehmen lassen. " i .. 7 A«* de« Ketchstase. Der Reichstag überwies am Montag den Antrag Slncker u. Gen. (sreis. u. südd. Vp.) betr. Gleich stellung der Offiziere mit den ReichSbeamlen bezüg lich der Kommunalbesteuerungen an die Budget kommission und erledigte den Vertrag mit der Schweiz betr. Errichtung von Nebenzollämtcrn auf badischem Gebiet in erster uNd zweiter Lesung. Darauf wurde die zweite Beratung des Handels gesetzbuchs begonnen und bis zum 8 287 nach den Beschlüssen der Kommission gefördert. Ani 6. d. wird die zweite Beratung desneuen Handelsgesetzbuches fortgesetzt bei 8 238, der von der Zusammensetzung des Aussichtsrat» der Aktiengesellschaften handelt. Die Kommission hat hier folgenden Zusatz an genommen : »Die Mitglieder deS Vorstandes und die Beamten der Gesellschaft dürfen an der Wahl des AnfsichtSratS nicht teilnehmen." Abg. Frhr. v. Stumm sreikons.) beantragt, die Geltung dieser Zusnhbestimmung auf die Gesell schaften zu beschränken, deren Aktien nicht auf den Namen lauten. Aba. Gamp (sreikons.) beantragt die Streichung einer Bestimmung des Paragraphen, nach welcher der Beschluß auf Absetzung eines AusfichtSratSmitgliedeS einer Mehrheit bedürfen soll, die mindesten» drei Vierteile des bei der Beschlußfassung vertretenen Grundkapitals umfaßt. StaalSsikcetnr N ieberding erklärt, er habe zunächst Bedenken gegen den von der Kommission angenommenen Zusatz gehabt, namentlich in bezug auf die kleineren Gesellschaften. Diese Bedenken würden aber abgeschwächt, wenn der Antrag Stumm zur Annahme gelangte. Er bitte deshalb das Haus, diesem Antrag zuznstimmen. Dagegen könne er die Annahme des Antrags Gamp nicht besiirworten. Sie würde dazu führen, daß die Zahl der anständi gen Leute, die sicli zur llebernahnic eines Anfsichts- ratSamls bereit finden ließen, beschränkt würde. Tas liege aber nicht im Interesse des soliden Gc- fchäftS. Er bitte daher, den Antrag Gamp ab- znlelmen. Bei der Abstimmung wird der Antrag Gamp ab - gelehnt, der Antrag Stumm angenommen, sodann aber der KommissionSzusatz mit der dadurch herbeigciührten Acnderung abgelehnt. Große Heiterkeit.) Im übrigen wird 8 238 unverändert angenommen. — Ebenso deballeloS 8 233. Zil 8 240 hat die Kommission folgenden Zusatz angenommen: „Besteht die Vergütung (deS Arss- sichtsrats) in einem Anteil am Iahresgeminn, so ist der Anteil von dem Reingewinn zu berechnen, welcher nach Vornahme sämtlicher Abschreibungen und Rücklagen sonne nach Abzug eines für die Aktionäre bestimmten Betrages von vier vom Hundert des eingezahlte.i Grundkapitals verbleibt." Abg. Frhr. v Stumm beantragt hier, die Worte „sowie nach Abzug eines für die Aktionäre bestimmten Betrages von vier vom Hundert des eingezahlten Grundkapitals" zu streichen. Staatssekretär Rieberding kann den Kom missionszusatz als eine Verbesserung nicht anerkennen. Er bitte um Annahme des Antrag» Stumm. Würde dieser nicht angenommen, so würden unter Umständen Jahre hindurch die AufsichtSratmitglieder einer großen Anzahl von Aktiengesellschaften dem 'Unternehmern ihre Dienste ohne Vergütung widmen müssen. Nachdem Abg. Trimborn (Zentr.) einen Ab- ändernngSantrag eingebracht, wird die Beratung dieses Paragraplien ausgesetzt, bis dieser Antrag ge druckt vorlicge. Die 88 243 - 259 werden debatteloS ange- n o in m c n. Nach 8 269 müssen — den Kommissionsbeschlüssen gemäß — di« Ansprüche der Gesellschaft an» der Gründung gegen di« Gründer u. s. w. oder an» der Geschäftsführung gegen die Vorstands- und SuffichtSratS-Mitgliedrr geltend gemacht tverden, wenn e» in der Generalversammlung mit einfacher Stimmenmehrheit beschlösse» oder von einer Minder heit verlangt wird, deren Anteile den zehnten Teil de» Grundkapital» erreichen. — Die Regierungs vorlage hatte im letzteren Falle statt »den zehnteu Teil" besagt: »den fiinftm Teil". Abh Frhr. v. Stumm beantra-t, die Regie rungsvorlage witderherzusttllen. Nach längerer Debatte wird der Antrag Stumm abgelehnt, 8 260 bleibt also unverändert nach den KommissionSbcschlüssen bestehen. Ohne wesentliche Diskussion gelang« die 88.261 bl» 292 nach den KommissionSvorsKlagin, zu, U« - nüü ü! E« Nach 8 293 haben die Liquidatoren nach Be endigung der Liquidation und Legung der Schluß rechnung da» Erlöschen der GrsellschaftSfirma zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden, Bücher und Papiere sind auf die Dauer von zehn Jahren zur Aufbewahrung zu geben. Abg. Stephan (Zentr.) beantragt hier folgenden Zusatz: „Stellt sich nachträglich noch wettere» der Verteilung unterliegendes Vermögen heraus, so hat aus Antrag eine» Beteiligten da» Gericht deS Sitze» der Gesellschaft die bisherigen Liquidatoren erneut zu bestellen oder.andere Liqui datoren zu berufen." Der Antrag Stephan wird darauf ange nommen; ebenso der dadurch geänderte 8 293 und sodann ohne Debatte die 88 294—388. Die 88. 339—343, welche die Anwendung ein zelner Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs für bestimmte Rechtsgeschäfte der Kaufleute aus schließen, hat die Kommission gestrichen. Abg. Len,mann (fts. Vp.) beantragt die Wiederherstellung der Paragraphen. Lübeckischer Gesandter Klug mann bemerkt, die Streichung der Paragraphen würde eine Schädi gung deS deutschen KausmannSstande» dem Aus lände gegenüber herbeisührcn; er müsse deshalb die Wiederherstellung der Paragraphen empkehlen. Nach kurzer Debatte werden die 88 339—341 und 343 gegen die Stimmen eines Teils des Zen trum» und der Sozialdemokraten, sowie einzelner Mitglieder der Frcikonservativen wiederherge- stellt, 8 342, welcher das ÄündigungSrecht bei Schulden, die mit mehr al» 6 Prozent zu verzinsen sind, betrifft, bleibt — dem Kommissionsantrag ent sprechend — gestrichen. Tie 88 344- 465 gelangen debattelos zur An nahme. Nunmehr wird die Besprechung deS 8. 240 mit dem oben mitgeteilten „Antrag Stumm" fortgesetzt. Der inzwischen verteilte Antrag Trimborn lautet: „Erhalten die Mitglieder des AussichtSratS für ihre Thätigkeit eine Vergütung, die in einem Anteil am Jahrcsgewinn besteht, so ist der Anteil von den, Reinge winn zu berechnen, daS nach Vornahme sänttlicher Ab schreibungen und Rücklagen, sowie nach Abzug eines für dir Aktionäre bestimmten Betrages von min destens vier vom Hundert des eingezahlten Grund kapitals verbleibt. — Ist die den Mitgliedern des AussichtSratS zukommende Vergütung im Gesellschafts verträge festgesetzt, so kann eine Abänderung des Ge- sellschaflsverrrages, durch welche die Vergütung sternb- gcsetzi wird, von der Generalversammlung mit ein facher Stimmenmehrheit beschlossen werben. Den Mitgliedern des ersten Aufsichtsrates kann eine Ver gütung für ihre Thätigkeit nur durch eine» Beschluß der Generalversammlung bewilligt werden. Ter Be schluß kann nicht früher als in derjenigen General versammlung gefaßt werden, mit deren Beendigung die Zeit, für welche der erste AuffichtSrat gewählt ist, abläuft." Der Antrag Stnmm wird abgelehnt, der. Antrag Trimborn einstimmig angenommen. Ter Rest deS Handelsgesetzbuches, sowie das Ein- sührungSgesetz zu demselben werden darauf aus An trag des Abg. Gamp I'ioc angenommen. - Die Beratung der von der Kommission bean tragten Resolutionen wird bis zur dritten Lesung ausgesetzt. Prrutzifcher Da» Abgeordnetenhaus überwie» am Montag die Vorlage betr. Acnderung des Reglements für die preutz. Ossizierswitwenkaffe an die verstärkte Budget kommission und erledigte daraus in dritter Beratung die Städte- und Landgemeinde-Ordnung für Hessen- Staffan. Am Dienstag überwie» da» Abgeordnetenhaus die Vorlage betr. Neubau der Berliner Eharitee und Verlegung deS Botanischen Gartens an die Bubgel kommission. Die zweite Beratung des Antrags v. Schenckendorff betr. Förderung deS gewerblichen FortbilduugSschulwesenS endete mit der Annahme deS Antrags in der Kommissionsfafsung, dazu noch Annahme einer Resolution v. Plettenberg bett. Ein führung des Religionsunterrichts. Leidenschaft und Liebe. 18j Roman von C. Belm ar. Merlsetzuii,.) „Ja, ich habe die Absicht, die Hüttenwerke zu verlaufen, denn für meine Frau ist es zu viel, sich um alles zu bekümmern. ES geht jetzt drunter und drüber zu. Sie werden wohl wissen — wo der Herr fehlt —" Balbtng zog die Schulte« leicht in die Höhe. „Ich habe nicht gerade unzuverläßliche Beamte, aber dennoch ... die Hüttenwerke hab« mir schon manche Sorge bereitet .... wenn Sie mir nicht zu wenig bieten ... ich will Ihnen entgegenkommen, so viel ich kann; ich hoffe, wir werden bald «nig werden." Während dieser Reden saß Konrad be obachtend da; er bemerkte, wie der Hausherr dem feurigen Weine zusvrach und hastig ein GlaS nach dem andern leerte: Frau Balbtng war eine aufmerksame Zuhörerin; augenschein lich interessierte auch sie das abzuschließmde Geschäft im höchsten Grade. „Und nun ist'S genug," sagte Balbtng heiter. „Scheu Sie sich die Hüttenwerke an, ich werde meinen Beamt« die Weisung erteilen, Sie überall herumzuführen; in wenigen Tagen kommt mein Rechtsanwalt, dann können wir das weitere besprechen. Wollen die Herren mein Anvesm besehen? Meine Frau wird Ihre Fichrerin sein, unterdessen besorgt Tante Amanda ein« kleinen Imbiß — ich bitte, keine Wider rede, Sie werd« doch einem armen Krank« nicht die Freude verderben wollen, zwei so liebe Gäste bei sich -u bewirten." Ohne unhöflich zu sein, konnte man unmög lich eine so freundliche Einladung auSschlagen. Vollmann dachte an seine geliebte Melitta und nahm sich im stillen vor, den Besuch nach Möglichkeit abzukürzen. Rosina erhob sich ruhig, um die Herren nach den Wirtschaftsgebäuden zu führen; den Moment ersehend, da die Herren an Tante Amanda einige Worte richteten, beugte sie sich rasch zu ihrem Gatten und sagte in flüsterndem Tone: „Raimund, ich beschwöre dich, trinke nicht zu viel, hafte dich zurück." Balbing schob Sie unwillig zurück. „Verschone mich mit deinen Ermahnungen," sagte er rauh. Eine leichte Röte stieg in RofinaS Gesicht: allein sie gab keine Antwort darauf und trat zu dm Herren. Es war in der That eine Musterwirtschaft, welche Frau Balbing den staunenden Herren zeigte; alles reinlich, nett, von Ordnung und Wohlstand zeugend. „Und Sie, mein« Gnädige, leiten alles allein?" fragte Volkmann überrascht. „Dann müssen Sie sehr viel Energie und eine uner müdliche Ausdauer besitzen. Frau Rosina lächelte. „Ich bin von Jugend auf gewöhnt, bei der Oekonomie thätig zu sein; mein Vater besaß eine ziemlich große Besitzung und unter seiner Anleitung mußte ich mich mit all« jenen Dingen beschäftigen, die sonst den Frauen fern lieg«: ich bin in der Feldwirtschaft ebenso gut bewandert als die beiden Beamten, welche mir zur Seite stehen, ich verstehe mich auf Vieh zucht, Milchwirtschaft, kurz auf alles, waS ins Ockonomiefach schlägt, aber ich spreche keine fremde Sprache, ich bin nicht musikalisch, ich kann weder zeichnen noch malen, mit einem Worte, die schönen Künste find mir ein fremdes j Feld. Ich habe die Mutter frühzeitig verlor« und mein Vater hatte nur Sinn für daS Praktische; ich erhielt im ganzen eine mehr männ liche Erziehung und tummle meinen Rapp« gleich dem besten Reiter." Ein etwas spöttischer Seitenblick streifte bei den letzten Worten Konrad. Dieser nahm den hingeworfenen Handschuh sofort auf, indem er ihr erwiderte: „Ah, die kühne Retterin von heute früh, daS waren Sie, meine Gnädige; wenig hätte gefehlt, so würden mich die Hufe Ihres stolzen Rappen erbarmungslos zerstampft haben." Frau Balbing lachte; ihr Gesicht wurde da durch ungemein verschönt, vielleicht um so mehr, als daS Lächeln ein recht seltener Gast auf ihren Zügen war. „Ich dachte, Sie hätten mich nicht erkannt, Herr Professor," sagte sie unbefangen; „ich bttte noch nachttäglich um Entschuldigung, allein Sie waren so sehr in Gedanken vertieft, daß Sie meinen lauten Zuruf gar nicht beachteten — meine Schuld wäre eS nicht gewesen, wenn Ihnen ein Unfall zuaestoßen wäre; da» war aber nicht möglich, denn ich verstehe eS, ein Pferd zu parieren/ Sie hatte den letzt« Satz mit einem gewissen Selbstbewußtsein gesprochen, sodaß Konrad» Aerger auf» neue rege wurde. Bolkmann betrachtete lächelnd dm Professor; er erkannte den sonst so besonnenen Konrad nicht wieder. Frau Balbing wandte sich noch immer lächänd an Volkmann: „Ich höre, Sie sollen eine reizende Frau besitzen," sagte sie; „falls Sic sich nicht scheuen, ihr Kleinod in die Ge sellschaft einer Amazone zu bringen, win d« Sie mir citie große Freude bereiten, wenn Sie uns recht bald mit Ihrer Frau besuchen würde»; wenn Sie daS Hüttenwerk kaufen, kommen Sic ohnehin in unsere nächste Nähe, wir werden jedenfalls gute Nachbarschaft haft«/ Volkmann sagte bereitwillig zu; e» lag crwas Ruhiges, Festes und Selbstbewußtes in dein Wesen dieser Frau, was ihn nnwillkürlich für sie einnahm. Er hatte ohnedies schon an einen vassenden weiblich« Umgang für Melitta ge dacht, ohne zu einem befriedigenden Resultate gekommen zu sein. In Rosina Balbing sah er die Frau, die am besten seinen Wünschen entsprach; mochten diö Leute schwätzen wie sie wollt« und sie ein Mannweib nennen, weil sie daS Ungewöhnliche an dieser Frau nicht zu schätzen verstanden; sic war gewiß ein ehr«haste» Weib, ohne Falsch und Trug, ohne die geringste Spur von Koketterie, schlicht und recht ihr« Pflicht« nach- lebend, und eine solche Freundin wollte Volk mann für Melitta haben. Nachdem alles besichtigt war, führte Frau Balbing die Herr« zu ihrem Satt« «rück. Ein schmackhafter Imbiß stand schon bereit; Wein und «untere Gespräche würzt« da» kleine Michl. * Balbing war ein vorzstglicher Gesellschafter,
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