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Auerthal-Zeitung : 02.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189704024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-02
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 02.04.1897
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»sttttfchr »«»vfch«,. Deutschl»». ? * Der Kaiser hat am DienStaa den N «ich»ka«-ler «ud den Marine-Staat»- sekretttr Holl mann zu Borttägen empfangen, nachdem er tags zuvor mit Frhrn. v. Marschall konferiert hatte. E» scheint, daß die endgültige Ablehnung der Forderungen ftft SchtffSbauten und die dadurch bezeichuete politische Lage den Anlaß zu diesen Konferenzen gegeben hat. -Die kaiserliche Entscheidung über daS Sntlasfungsgesuch de» Staat»- sekretär» Hollmau« soll, wie die ,Gtaat»h.-Ztg.' erfahren haben will, nunmehr gefallen sein. Der Kaiser habe daS Gesuch unter der Versicherung seine» unerschütterlichen Vertrauen» und unter Worten wärmster Aner kennung ab gelehnt. * Wie au» FriedrichSruh berichtet wird, be findet stch Fürst BtSmarck auf dem Wege der langsamen Besserung. Er steht bereit» zeitweise auf und geht im Zimmer spazieren. Geheimrat Schweuinger ist von FriedrichSruh abgereist. -Da» Ausbleiben einer allgemeinen Amnestie (wenigsten» in Preußen) wird noch immer in der Presse behandelt. Eine lieber- fkllung der Gefängnisse soll eine der vielen Folgen sein, da jeder natürlich die Möglichkeit de» Strafausschub» bi» -um 22. März aus- genutzt habe. Die .Rhein. Wests. Ztg/ bemerkt zu der Frage, daß eine sehr weitgehende Amnestie erst am 18. Januar 1896 erfolgt ist, d. h. vor wenig mehr al» einem Jahre au» Anlaß der 25. Wiederkehr der Neuerrichtung deS deutschen Kaiserreiche». ES entspreche nicht den Traditionen der preußischen Krone, umfassende Amnestie erlasse innerhalb so kurzer Frist zu wiederholen, da durch eine so häufige Wiederholung Wert und Bedeutung einer Amnestie al» eine» besonders schönen Vorrecht» der Krone erheblich herabgedrückt werden würde. * Die ,Rhein.-Westf. Zig.' erklärt, sie sei zu der Erklärung ermächtigt, daß daS Gerücht, die Firma Krupp habe mit einem Konsortium den Bau der vom Reichstage abgelehnten K r e u z e r für eigeneRechnung übernommen, nicht zutreffend sei. -Die Beratungen über die Umgestal tung de» preuß. Medizinalwesens beginnen am 3. Mai. ES wird geplant, den „Kreisarzt* al» vollbesoldeten unmittelbaren Staatsbeamten anzustellen, der Gehalt nebst WohnungSgeldzuschuß erhalten soll; die Aus übung der Privatpraxis soll ihm nicht gestattet werden. Neben dem Kreisarzt sollen von der Justizverwaltung besondere GerichiSärzte ange- stellt werden. DaS Amt de» früheren Krcis- wundarztcs kommt in Wegfall. In jeder Pro vinz werden für Zwecke de» Gesundheitswesen» eine oder mehrere Untersuchungsanstalten auf Kosten der Provinz errichtet. * Am 30. März feierte der au» dem „Kultur kampf* her vielgenannte frühere preußische Kultusminister, jetzige Ober-Landes- gericbtspräfident Falk in Hamm sein 50 jährige» Amtsjubiläum. Oesterreich-Ungar». -Tie österreichische Thronrede zählt eine große Menge von Aufgaben für den neuen ReichSrat auf, die zum größten Teil sür da» Ausland keine besondere Be deutung haben; doch sei im allgemeinen be merkt, daß die Rede mitunter, so z. B. bei der Besprechung landwirtschaftlicher und sozialer Aufgaben, deS Ausbau» der Rechtsgesetzgebung, der Regelung de» finanziellen Verhältnisses der einzelnen Kronländer zum Reiche re., sehr leb haft an jetzige oder frühere gesetzgeberische Vor gänge in Deutschland anklingt. Spezifisch österreichisch ist vor allem natürlich der Aus gleich mit Ungarn, der die Hauptaufgabe de» ReichSrateS bildet. Spezifisch österreichisch ist auch der wiederholte Apell an die Abgeord neten, von nationalen Gegensätzen abzusehen und durch gemeinsames Handeln im Dienste der Reichsinteressen den Boden zu schaffen, „auf dem sich die Gegner in wechsel seitiger Anerkennung ihres Rechtes und ihrer Kraft versöhnen können.* -I« ungarischen Abgeordnetenhaus« meldete der Abgeordnete Pfarrer Kalmann einen Antrag an, in welche« die Stellung de» Ab geordneten Grafen Stephan TiSza al» Präsi dent der Jnduflrlcbank, de» Abgeordneten Hieronymi al» Präsident der Aararbank und de» Abgeordneten Enyedy al» Generaldirektor der letzteren Bank al» mildem Abgeord netenmandat unvereinbar erklärt wird. Wremkretch. * In der Angelegenheit Alton hat die Kom mission einstimmung beschlossen, die nachgesuchte Genehmigung zur gerichtlichenBer- folgung einzelner Deputierten zu er teilen. -Arton beschuldigt 31 Parlamen tarier, von denen neun tot, dreizehn nicht wieder gewählt, einer gegenwärtig Senator, fieben Ab geordnete find, nämlich außer Maret, Boyer und Naquet, Rouvier, Jullien Goirand und Clovi» Hugue». Auf die Frage, weshalb die letzten hier nicht gleichfalls verfolgt werden, entgegnete der Untersuchungsrichter, daß die Schuldbeweise für die drei Verfolgten ihm lückenlos scheinen, während sie für die vier anderen nur starke Ver mutungen, doch keine sichere Ueberzeugung ge statten. Er enthülle ferner, daß eine politische Partei für dieAuslieferungvonArtonS Schreibbuch 150000 Frank geboten habe und daß unter den Verstorbenen, die Arton be stochen hatte, Burdeau war. Diese letztere Enthüllung wirft zerschmetternd. Burdeau war Finanzminister, Kammervorfitzender, der persön liche Freund Casimir-Pöriers. Er wurde auf Staatskosten beerdigt, die Kammer bewilligte seinen Hinterbliebenen eine hohe Versorgung. Burdeau soll von Arton 75000 Frank be kommen haben. Italien. -Auch bei den Stichwahlen schneidet da» Ministerium gut ab. Unter den 62 Ge wählten befinden sich 35 Mnistertelle. Dänemark. -Bei der Einbringung der Apanage- Vorlage im Folkething erklärte der Führer der Linken, Christensen, die äußere Veranlassung zu der Vorlage sei die Verlobung desPrinzen Christian, die tiefere Ursache sei jedoch, daß die Volksvertreter den Wunsch hegen, der Er gebenheit der Bevölkerung gegenüber der Familie des König» Ausdruck zu geben. Spanien. -Die Insel Portorico war bi« jetzt noch ein sicherer Besitz für Spanien und von dem Aufstande auf dem nahen Cuba unberührt geblieben. Vielleicht erwachsen den Spaniern nun auch dort Schwierigketten. Ein Telegramm aus Portorico gibt an, daß 22 Aufständische, die einer Separatistenbandc angchören, die aus der Insel erschienen war, gefangen genommen wurden. Der Rest der Bande wird lebhaft verfolgt. * Nach offizieller Meldung aus C u b a find die Aufständischen in der Provinz Pinar del Rio von den Spaniern geschlagen und ihr An führer Rio ara, der Nachfolger Maceos, ver wundet und gefangen genommen worden. Batkanftaate». -Die Ankunft deS griechischen Kronprinzen bei der Armee an der Grenze soll den Zweck haben, einstweilen die Kampfeslust der Truppen zu zügeln und das Ansehen der höheren Offiziere zu heben. Der Kronprinz ist sehr beliebt. Verwirrt wird die allgemeine Lage durch daS Mißtrauen der meisten Mächte gegen die Türkei aus Anlaß der neuen Greuel in Kleinasien, durch anscheinend aufziehende Gefahren in Kon stantinopel seitens der Armenier und Griechen, mehr noch fettens des türkischen Pöbels und durch die Neigung des Sultans, arg kompro mittierte Persönlichkeiten öffentlich strafen und heimlich befördern zu lassen. -Die Verhandlungen zwischen den Großmächten über wettere gemeinsame Maßregeln gegenüber Griechenland werden noch imnzer fortgesetzt, ohne bisher eine Einigung über die Frage einer Blockade griechischer Häfen i Au» de» Reichstage. Der Reichstag erledigte am Montaap den Etat in dritter Beratung Zum Postetat wurde eine vom Abg. Müller-Sagan (fr. Vp.) eingebrachte Resolution angenommen betr. gleiche Behandlung der Zivil und Militöranwärter au» dem Stande der Post assistenten bei Zulassung zum Sekretärexamen. In vorgerückter Stunde wurde noch die vom Abg. CzarlinSki (Pole) u. Gen. eingebrachte Interpellation betr. Auflösung von WSHlerversammlungen im Kreise Schwetz (Weftpr.) vorgenommen. Staats sekretär v. Bötticher beantwortete die Interpellation. Am 30. v. tritt das Hau» in die Besprechung der Interpellation der Abgg. v. CzarlinSki u. Gen. (Polen) bett, die Auslösung von Wihlcrversa m nilungen im Wahlkreise Schwetz, weil Redner sich in denselben der polnischen Sprache bedienten. Abg. Roeren (Zentr.) gibt zu, daß zwei von den Versammlungen nicht förmlich aufgelöst, son dern förmlich geschlossen worden seien. Im übrigen meine der Staatssekretär, die Sache sei erledigt durch den Erlaß des prcuß. Ministers deS Innern, sie gehöre jedenfalls nicht vor den Reichstag, son dern vor den preuß. Landtag. ES handelt sich aber um Versammlungen, die ans Grund des 8 17 deS ReichSwahlgcsetzeS zum Zweck der Vorbereitung einer Wahl abgehalten weiden sollten. Deshalb gehört also die Sache unzweifelhaft vor den Reichstag. Die polnischen Staatsbürger haben daS Recht, auch ihrerseits die Vorbereitungen zu einer Wahl zu treffen und sich in ihrer Muttersprache zu ver ständigen. Der preuß. Minister des Innern hat dafür zu sorgen, daß polnisch sprechende Gendarmen da sind. Er könnte ja sonst die ganze Versamm lungsfreiheit dadurch illusorisch machen, daß er immer nur deutsch sprechende Gendarmen in die Versammlungen schickt. Man darf aber doch die polnische Bevölkerung nicht machtlos machen, sie nicht in eine Art von Belagerungszustand versetzen. Auf diesem Wege wud man jedenfalls mit German!» sierungSvei suchen kein Glück haben. Staatssekretär v. Bötticher hebt nochmal» hervor, daß die Angelegenheit durch dm preußischen Minister des Innern geordnet sei. Eine weitere Debatte über die Angelegenheit habe daher keinen Zweck. Der Entscheidung des Ober-VerwaltungS- gerichtS vom Jahre 1876, daß der Gebrauch der polnischen Sprache an sich die Auflösung einer Ver sammlung noch nicht rechtfertige, haben sich die Ver waltungsbehörden natürlich gefügt, aber die Ent wickelung habe inzwischen dazu geführt, daß das staatliche Neberwachungsrecht völlig illusorisch ge macht wird. Darunter leide das Staatsinteresse. Wenn uian nicht gleich die Klinke der Gesetzgebung in Bewegung gesetzt habe, so sei daS daraus zurück- z «führen, daß man die Erwartung hege daS Ober- Lei waltungsgericht werde bei erneuter Prüfung der Sache zu einer anderen Entscheidung gelangen. Falls sich diese Erwartung nicht erfülle, so müsse man allerdings die Gesetzgebung zu Hilfe nehmen und er hoffe, daß die gesetzgebenden Faktoren alsdann ihre Beihilfe zur Erzielung von Bestimmungen bieten werden, die zur ordnungsmäßigen Ausübung des AufsichtSrechtS über Versammlungen und Vereine nötig sind. Abg. Frhr. v. Hodenberg (Welse) beschwert sich über die völlige Spstemlosigkeit in dem polizei lichen Verhallen den Versammlungen der Deutsch- Hannoveraner gegenüber. Diese werden oft schlechter behandelt, als die Sozialdemokraten. Mau löse sogar Versammlungen aus, weil ein Hoch auf den Herzog schlagencn 5000 Mk. von Cumberland ausgebracht werde. zur Position „RegiernugSrälc" einschließlich geil Abg. Strzoda (Zentr.) tritt für daS Recht Es blieb überall bei den KommisfionSbeschlüssen. Am Montag begann das Abgeordnetenhaus die Beratung des Etats des Finanzministerium» mit der BesoldungSverbesscrungsvorlage. Hierzu war eine Anzahl von Abäuderungsantkägen eingegangen. Finauzmiuister v. Miquel erklärte sich mit den Kom- x Missionsbeschlüssen einverstanden und bekämpfte alle Abändernngüanträge. Das Abgeordnetenhaus beendigte am Dienstag die Generaldebatte über die Besoldungsvorlage. In der Spezialberatnng erklärte sich Finanzminister v. Miquel einverstanden mit dem KommissionSbeschluß betr. Gehaltserhöhung der UnterstaatSsekrrtäre um nur 3000 Mk. statt der von der Negierung vorge- "" Die Spezialdcbatle wurde bis i zur Position „NegieruugSrälc" einschließlich gefördert.. er»iev zu habe«. Nach «le vor scheint e» England zu sein, da» seine Zustimmung von Bedingungen abhängig macht, deren Annahme den andern Mächten unmöglich ist. - Eine der ,Pol. Sorr.' au» Athen -»gehende Meldung bestätigt, daß König Georg und die Königin ihre Stellungen al» Lbef» russischer Regimenter nieder gelegt haben, mit dem Beifügen, daß dieser Schritt bereits vor einiger Zeit erfolgt sei und daß überhaupt die persönlichen Beziehungen zwischen dem griechischen und russischen Hofe gänzlich in Stockung geraten seien. Amerika. - In den Ber. Staaten ist zum ersten Male die bisherige milde Praxi» gegenüber der von amerikanischen Bürgern versuchten Unterstützung der Insurgenten verlassen worden. Wie au» New Jork berichtet wird, ist Dr. Lui», der über führt wurde, eine Freibeuter-Expedi tion für Cuba ausgerüstet zu haben, zu 18 Monat Gefängnis und 500 Dollar Geld strafe verurteilt worden. ber Polen «in, sich in versammlimaen der polnischen Sprache zu bedienen. In Oberschleflen such« »an auch die polnisch« Spracht zu unterdrücken, und «an hoffe, dann um so leichter die Katholiken zu Pro testanten bekehren zu können. Staatssekretär v. Bötticher erklärt, von solchen Bestrebungen sei ihm absolut nicht» bekannt, fit würden auch in eine« paritätischen Staate -an, unangebracht sein. Er könne versichern, daß e» dem König von Preußen und seiner Negierung absolut fern liegt, solche Bekehrung»versuch« vornehmen zu lass««. Abg. v. Jazd, r« Ski (Pol«) führt an, in d«r «inm am Montag vorgrbrachttn Versammlung, in LirSk, s«i d«r Gendarm keineswegs liebenswürdig aufgetttten. Er habe geäußert, er handle i« Auf trage de» Amtsvorsteher». Er hab« aber thatsäch- lich dessen Zustimmung zu der Auflösung erst später eintzebolt. Die Gleichheit vor dem Gesetz« scheine für die Polen in Preußen nicht zu bestehen. Skg. Stadthagen (soz.) sieht schon in dem Verlangen, sich einer bestimmten Sprache zu be dienen, eine Beeinträchtigung dr« Versammlung», recht». Komm« in einer Versammlung etwa» Gesetz widrige» vor, dann könne die Polizei ein Verfahren einleiten. Aber die Auflösung widerspreche der all gemeinen Wahlfreiheit. Die Regierung müsse dafür sorgen, daß sie Beamte zur Verfügung habe, die die Sprache der Versammlung verstehen. Sei sie dazu nicht fähig, so sei da» doch ein recht traurige» Zeichen für dir Behörde. Eine Handhabung der Ver sammlungsfreiheit, wie sie in Preußen bekannt ge worden sei, zeuge von ein« großen sittlichen und geistigen Verwahrlosung der Beamten. Vizepräsident Schmidt erteilt dem Redner eine Rüge wegm d« letzten Aeukerung. Abg. Pachnicke lfrf. Vag.) bewerft, daß auch in Hintcrpommern Bauernversammlimgen in letzt« Zeit wiederholt widerrechtlich aufgelöst worden seien, weil sie dem Amtsvorsteher und einzelnen Großgrund besitzern unbequem gewesen seien. Abg. Lenzmann (frf. Vp.) tritt ebenfalls für die Versammlungsfreiheit rin. Die Versuche der Behörden, mit Hilfe deS VersammlungSrcchtS Ser- manisierungSversuche zu machen, sei e» gegen Polen, sei e» gegen Elsaß-Lothringer, müssen in jedem Falle znrückgewiesen werden. Da» sei um so notwendig«, weil eine reichSgesctzliche Regelung de» VerrinSrecht» einstweilen nicht zu erwarten ser und die Reform des preußischen VercinSgcsetzeS in dem Punkte, in dem sie am dringendsten sei, noch immer auf sich warten lasse. Staatssekretär v. Bötticher weist dm Bor wurf zurück, als hätten die verbündeten Regie rungen ihre Zusage nicht erfüllt, daß eine Korrektur deS VcreinsrcchtS ein trete» solle. Die preußische Regierung sei allerdings mit ihr« Vorlage noch im Rückstände, sie sei aber jetzt mit der Schlußredaktion derselben beschäftigt, und der Vorredner dürfte somit nicht mehr lange auf da» Erscheinen der Vorlage zu warten habm. Nach kurzen AuSsührungm der Abgg. Werner (Antis), v. JazdzewSki (Pole) und Bebel (soz.) schließt die Besprechung. — Die Interpellation ist damit erledigt. Das Hau» tritt nunmehr in die erste Beratung der Novelle zur Gewerbeordnung, mittels der eine Organisation de» Handwerks herbei geführt werden soll. Abg. Hitze (Zentr.) führt au», da» Zentrum bedauere, daß die früheren preußischen Vorschläge nicht ausgiebig« berücksichtigt wären. ES sei jedoch ' in eingehender Beratung zu der Ansicht gekommen, daß eS eine Verzweiflungspolitik sein würde, fall« man alle» ablehnen wollte in der Hoffnung, daß später mehr bewilligt werdrn würde. DaS jetzt Ge botene wolle man als Abschlagszahlung betrachten. Redner kritisiert alsdann di« Vorlage im einzelnen, wobei er zu verschiedenen Punkten weitergrhende Vor schläge befürwortet. Abg. Augst (südd. Vp.) nimmt eine fast durch weg ablehnende Stellung ein. Speziell verwirft er die ZwangSinuung nnd spricht den Wunsch au», daß die Vorlage über die Kommissionsberatung nicht hinaus kommen möchte. Eine bange, schwere Pause entstand. Endlich sagte Malttta mit müder, gebrochener Stimme: „Wohlan, e» sei; ich will Volkmann alles er zählen, und liebt er mich dann noch, will er mich dann noch zur Frau, so will ich die Seine werden.* „Unselige, das wirst du nicht thun! Du mußt ihm sagen, daß du ihn liebst, daß du mit tausend Freuden bereit bist, sein Weib zu werden.* „Ich, ich soll lügen! Ich soll Spott treiben mit den heiligsten Gefühlen de» Menschen?* rief Melitta außer sich. „Großmama, daS ist erbärmlich von dir, mir solches zumuten zu wollen - das thu' ich nicht, und wenn du mich hundertmal der Undankbarkeit zeihft —" Sie hielt mit hochgeröteten Wangen und blitzenden Augen inne; am ' Eingänge de» Gartens zeigten sich zwei männliche Gestalten — Onkel Oskar und Volkmann Die Rätin folgte der Richtung von Melitta» Blicken; sie sah, wie beim Anblicke der beiden Männer eine weichere Stimmung über da» Mädchen zu kommen schien; mit Blitzesschnelle hatte die alte, intrigante Frau einen neuen Plan gefaßt; sie stand auf, so rasch sie konnte, und wa» sie nie gethan, ihren Arm um Melitta» Schulter legend, ries sie den langsam Näher tretenden nm freundlicher Stimme entgegen: „OSkar, eine Ueberraschung: Melitta hat mir soeben ein Geständnis gemacht. Herr Vollmann, da» schüchterne Kind wollte Ihnen nicht die Wahrheit gestehen, sie hat mir alle» gesagt — sie liebt Sie und kennt kein größere» Glüch al» Ihre Frau zu werden. . . . Wenn Leidenschaft und Liebe. löj Roman von C. Belm ar. (Forts«,»»«., „Melitta, dein Herz hängt noch an Cornaro?* „Nein, nein und abermals nein! Ich ver achte, ich verabscheue ihn! Aber die Ent täuschung war zu groß, ich werde nie mehr tief und innig fühlen können —* „Nun ist » genug mit diesen Albernheiten,* unterbrach sie die Rätin rauh. „Du heiratest Volkmann und damit hat die Sache ein Ende. Du bist ein undankbares phantastisches Ding, daS nur an sich denk und für seine nächsten Angehörigen weder Herz noch Gefühl hat. — Onkel Oskar hat sich für dich geopfert, und jetzt, da du ihm seine grenzenlose Güte vergelten könntest, jetzt weigerst du dich einer bloßen kindischen Laune willen, ihn von jahrelanger Sorge und Qual zu befreien; bedenke dies wohl, Melitta, er hat dir eine Heimat geboten, und du willst nun diejenige sein, die ihn auS seiner Heimat vertreibt. Bedenke wohl, was du thust, ehe e» zu spät wird; die bitterste Reue würde nicht im stand« sein, diese» Vergehen zu sühnen* Die Großmama schwieg. Ihre Augen hefteten sich fest, mit beinahe drohendem Ausdruck auf di« gebeugte Gestalt deS jungen Mädchen», da» blaß und bebend, unfähig eine» Wortes der Erwiderung, dasaß. Die alte Frau hatte sich in einen Gartrn- ftuhl, Melitta gegenüber, niedergelassen nnd be obachtete mit forschenden Blicken da» bleiche Gesicht de» jungen Mädchen». du mich Lügen strafst, so erzähle ich sofort alles," flüsterte ihr die Rätin ins Ohr, indem sie sich anscheinend liebkosend über sie neigte. Melitta schauderte. Sie wußte, die alle Frau war im stände, ihr Geheimnis preiSzu- geben. Hier gab es kein Zögem mehr: ent weder — oder! Halb ohnmächtig lehnte sie in den Armen ihrer Peinigerin, während Volkmann zu chr trat und mit glückstrahlenden Augen fragte: „Melitta, teure Melitta, darf ich hoffen?" Sie nickte stumm; die Lüge wollte nicht über ihre Lippen. Volkmann erfaßte Melittas Hand und sich an Onkel OSkar wendend, hielt er in einfachen, herzlichen Worten um sie an. Der jubelnde, fröhliche Klang seiner Stimme ries tausend Qualen in der Seele deS jungen Mädchens wach — aber der entscheidende Schritt war einmal geschehen, sie konnte nicht mehr zurück. — Die Großmama sah mittriumphierendem Lächeln zu, al» wenige Tage später Volkmann den Verlobungsring an Melittas Finger steckte — diesmal war e» nach ihrem Willen gegangen, sie hatte gesiegt! Melitta lebte die kurze Zett bis zu ihrer Vermählung wir in einem Traume dahin;, sie sah Onkel Oskar» herzinnige Freunde über diese Wendung der Dinge und e» kam dann eine ge wisse Beruhigung in ihre Seele, daß ihr Opfer dennoch nicht umsonst gewesen; sie sah, wie glücklich sich ihr Verlobter fühlte, und eine leise Hoffnung beschlich sie, als könne sich alle» noch zum Besten wenden. Der Großmama «ich fie au», wo sie nur ! konnte. Der Anblick der allen Frau rief tausend quälende Erinnerungen in ihr wach; eine heim liche Angst bemächtigte sich ihrer jedesnial, wenn die Rätin mit ihrem Verlobten sprach. Wie, wenn die Großmama ihm alles erzählte? Wie schlecht, wie niedrig würde fie in seinen Augen dastehen! Er würde fie verachten, verstoßen, und doch begann sie eS schon al» ein Glück zu betrachten, daß sie seine Gattin werden sollte. 7. Melitta» Hochzeitstag kam heran; als fie an VolkmannS Seite vor dem Mar stand und der Priester ihre Hände segnend ineinander legte, da gelobte fie sich, dem Manne, dessen Namen fie nun trug, mit unerschütterlicher Treue anzu hängen in Leid und Freud', in Sorge nnd Not, bis der Tod einst daS Band lösen würde, durch da» fie nun an ihn gekettet worden. Es war beschlossen worden, daß daS junge Paar eine Hochzeitsreise nach Italien und den gräßeren Städten Deutschlands unternehme, mau wollte Frühling und Sommer auf Reisen ver bringen und erst im Herbste -um Lindenhof« zurückkehren. Volkmann wollte von ein« Uebergabe de» HofeS vorläufig nichts wissen. . , „Wir übernehmen dann beide die Leitung," sagte «, al» Onkel OSkar davon sprach, nun einmal betreff» deS Lindenhofe» inS Reine zu kommen; „ich führe die Bücher, du, Onkel, leitest das Aeußm, wir werden schon aut miteinander auskommen; ich habe weittragendere Pläne für die Zukunft al» du glaubst * /> „Die wären?* fragte Wellendorf gespannt.
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