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Auerthal-Zeitung : 26.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189703263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-26
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 26.03.1897
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D-Uttsch, Kxtzsch««. Deutschlmed. "Hunderte und aber Hunderte von Fest- berichten au» allen Teilen de» deutschen Vater landes, au» allen Orten, wo Deutsche wohnen, bekunden die patriotische Einmütigkeit, mit der die Hundertahrfeier, dies große Erinne- rungSfeft an de» neugeetntea Deutschen Reiche» ersten Kaiser, überall begangen worden ist. Daß da» große Fest in Berlin seinen Mittelpunkt fand, ist nur natürlich; seit Montag ist dort das herrliche Reiterstandbild des Kaisers ent hüllt, und um die EnthkllungSfeier gruppierten sich alle Festlichkeiten zur Erinnerung an den großen Toten. Der Sarkophag Kaiser Wilhelm» im Mausoleum von Charlottenburg war ein- gehkllt in einen Berg von Kränzen, die auS allen Teilen der Welt eingesandt worden waren. Hier machte am Montag morgen das Kaiserpaar zu erst einen Besuch und verweilte längere Zeit in stiller Andacht. Vormittags 11 Uhr fand die feierliche Enthüllung deS Kolossaldenkmals in Gegenwart der meisten deutschen Fürsten und ihrer Angehörigen statt und bald darauf wurde bekannt, daß vom 22. März 1897 ab da» ganze deutsche Heer eine einheit- lichedeutscheKokarde (neben der LandeS- kokarde) tragen solle. Diese Bestimmung ist einem hochherzigen Entschluß der deutschen Fürsten entsprungen, die damit von neuem ihr Zusammengehörigkeitsgefühl bekunden und dem Volke ein nachahmenswertes Beispiel geben. "Bei der Galatafel im königlichen Schlosse brachte der Kaiser einen Trinkspruch auS, in welchem er etwa folgendes sagte: Ein tiefes Empfinden gehe heute durch das deutsche Volk, so hätten sich auch die Fürsten zusammen- gefunden, um das Andenken deS großen, ver ewigten Kaisers zu feiern. Er spreche den ver sammelten Fürsten seinen tiefgefühlten innigsten Dank bewegten Herzens aus, dergleichen allen Vertretern der fremden Souveräne, die nicht hätten zurückblciben wollen; sie hätten teil nehmen wollen an der Feier, um von neuem dadurch einen Beweis zu geben, daß Europa» Fürsten und Völker ein gemeinsames großes Familienband umschlösse. Es sei nicht seines Amtes, seinen Großvater zu feiern, aber sein Geist schreite wohl heute durch sein Volk hin durch. „Wir denken seiner Demut und seiner schlichten Einfachheit und seiner Pflichttreue, wir denken seiner als des Sohnes der herrlichen, lieb.ichen Königin, als desjenigen, der gesagt hat, daß er mehr durch seine Demütigung als durch alle seine Erfolge gelernt hat. Für uns aber, Ihr hohen Fürsten und Verwandten, soll daS Andenken an ihn ein erneuter Ansporn sein, für unsere Völker zu leben und zu arbeiten, für die Ziele der fortschreitenden Kultur und zur Erhaltung des Friedens. In Freundschaft und Waffenbrüderschaft wollen wir die Gläser er heben mit dem Ruf: DaS deutsche Volk und Vaterland und seine Fürsten, Hurra!" * Ter Kaiser hat eine Erinnerungs medaille gestiftet, die dem Andenken an den hundertsten' Geburtstag seines Großvaters ge widmet ist und zugleich die militärischen Schriften desselben zur Veröffentlichung bestimmt. * Der Kaiserhat angesichts der patriotischen Bewegung, welche allerorten im Lande durch die Feier der hundertsten Wiederkehr des Ge burtstages deS großen Kaisers insbesondere auch unter den alten, seiner Führung unterstellt ge wesenen Kriegern hervorgetreten ist, befohlen, daß auch den Veteranen der Feld züge 1864, 1866 und 1870/71 die von Aller- höchstdemselben gestiftete Erinnerungs- Medaille verliehen werden soll. Die Kosten der Herstellung der Medaille will der Kaiser aus l genen Mitteln bestreiten. "Der Großherzog von Baden stattete Sonntag dem Reichskanzler einen Besuch ab, Montag dcrPrinz-Regentvon Bayern und der Großhcrzogvon Sachsen. Der König von Sachsen empfing den Reichskanzler Montag nachmittag Leidenschaft und Liebe. 12) Roman von C. Belmar. (ForNetzung.) Cornaro war vollkommen Herr der Situa tion; dergleichen war ihm schon zu oft im Leben passiert, als daß es ihn hätte auS der Fassung bringen können; etwas unerwartet war ihm wohl dieser Besuch gekommen, aber un willkommen war ihm deshalb Melitta keines wegs. Es machte ihm Vergnügen, die Kleine zu sehen und er war durchaus nicht gewillt, sich dieses Vergnügen durch irgend welche AnstcmdS- skrupel verkürzen zu lassen. Er küßte ihr die Thränen von den Augen und faßte liebkosend ihre Hände: vertrauensvoll legte sie ihr Köpfchen an seine Brust, glücklich, ihm wieder ins Auge sehen zu können, den Ton seiner weichen, volltönenden Stimme zu vernehmen. ArmeS Kind! Arme Melitta! Wenn sie eine Ahnung gehabt hätte, wie viel Kummer und Pem ihr diese glückliche Halde Stunde der einst bereiten würde, sie würde den Mann, um deflentwillen sie diesen thörichten, unbesonnenen Schritt gewagt, «flohen haben wie ein giftiges Reptil, anstatt sich liebend in seine Arme zu werfeu und ihm unter Lächeln und Thränen zu erzählen, wie ihr nach ihm gebangt, wie sie sich nach ihm gesehnt. Plötzlich, mitten in ihrem zärtlichen Ge plauder tnnehaltend, hob sie ihre Augen mit jähem Erschrecken zu ihm empor; sie hatte die geordneten Mufikalien, den halbgepackten Koffer erblickt. vor der Galatafel im Berliner königlichen Schloß. Sm Dienstag und Mittwoch haben die mnsten Fürstlichkeiten Berlin verlassen. "Auf den Rücktritt Deutschlands vom europäischen Konzert scheint ein Artikel der,Post' vorzubereiten. Danach wür den die nächsten Tage zweifelsohne nicht ohne Ueberraschungen auf dem Gebiete der aus wärtigen Politik vorübergehen. ES scheine, daß eine Einigung über die zunächst Griechen land gegenüber zu ergreifenden Schritte zwischen den Großmächten nicht erzielt werden wird. Das Deutsche Reich hat — so heißt eS in der anscheinend offiziösen Auslassung — keinerlei Veranlassung, wenn die Bemühungen, den Frieden aufrecht zu erhalten, nicht die Untern tzung bei allen übrigen, weit mehr als eS selbst interessierten Mächten finden, diesen seine in selbstloser Weise angebotenen Dienste Wetter zu leihen. "Am Dienstag abend ist die Groß- herzogin Sophie von Sachsen- Weimar plötzlich am Herzschlage gestorben. AIS niederländische Prinzessin 1824 im Haag geboren, hat sie mit dem Grobherzoge in 53 jähriger glücklicher Ehe gelebt. Der greise 81jährige Großherzog wird den Schmerz um die teuere Lebensgefährtin um so schwerer ver winden, als ihm im November 1894 der Tod schon den einzigen Sohn nahm. Erbgroßherzog ist jetzt der Enkel Wilhelm Ernst. Die Ver storbene war eine treue Pflegerin der Künste und eine gute LandeSmuüer. "Die neuenRegimenter werden zum 1. April bekanntlich aus den bisherigen vierten (Halb ) Bataillonen gebildet. Es wird jetzt eine Uebersicht über diese Formationen veröffentlicht und die damit im Zusammenhang stehende Ver legung von Truppenteilen. Beim GardckorpS kommt nur daS Augustaregiment später von Spandau nach Berlin, bleibt jedoch vorläufig noch in Spandau. "Eine Nachtragsforderung für Unterbeamtenbesoldungen wird in dem .Hamb. Korresp.' in Aussicht gestellt. ES wird nicht als ausgeschlossen betrachtet, daß in einem Nachtrag zum Reichshaushaltsvoranschlag noch eine Reihe von Wünschen zur Berücksichti gung gelangen werden, die aus den Kreisen der Unterbeamten als besonders dringend bezeichnet worden sind. "DK parlamentarisch «Geschäfts- läge hat sich während der jüngsten Tage ziemlich geklärt. Gutem Vernehmen nach hofft man am 27. d. mit der dritten Lesung deS Reichsetats zu Ende zu sein, woraus am 29. d. die Hand werker Vorlage und nach ihr das Jnv aliditätsgefetz in Angriff genommen werden würden. Auch die Beratung über einen neuen Militärservis tarif wird angekündigt. Gesetzlich soll derselbe alle 10 Jahre neu festgestellt werden. Mit rück wirkender Kraft auf den 1. April 1887 ist der jetzige am 28. Mai deS letztgenannten Jahres festgesetzt worden; eine ähnliche Bestimmung wird wohl auch diesmal getroffen werden. Sie empfiehlt sich deshalb, iveil man sonst eventuell in einem Etatsjahr nach zwei verschiedenen Tarifen rechnen müßte. "Der „Deutsche Gastwirtsver band" hat an den Reichskanzler folgende Petitionen gerichtet: 1) Um Aufhebung der Ver ordnungen, wonach Bestrafung des Wirts ein tritt, sobald sich Personen unter 16 Jahren, auch in solchen Räumen einer Wirtschaft auf halten, von denen aus der Tanz zu übersehen ist; 2) um Beschränkung bezw. Aufhebung der Konzesfionserteüungen zum Schankbetriebe an Materialwarenhändler, Krämer rc.; 3) um ge eignete Maßnahmen zur Bekämpfung des un unerlaubten gast- und schankwirtschaftlichen Ge werbebetriebes von Einwohnern der Kur- und Badeorte. Oefterreich-Umgarn. * Der Kaiser von Oesterreich wird, der .Nowoje Wremja' zufolge, am 28. April von Wien abreiscn und am 30. April in Peters burg eintreffen. Nach dreitägigem Aufenthalt dort werd« dann der Kaiser nach Deutsch land Meisen, -um Besuch de» Kaiser» Wilhelm. Fraukreictz. "In der Deputiertenkammer richtete ArgelK» eine Anfrage an die Regierung über die gericht liche Untersuchung in der Angelegenheit Arton und sagte, e» müsse prompte Gerechtig- kett geübt werden. (Beifall auf allen Seiten.) Juftizminister Darlon erklärte, der UntersuchungS- lichter sei bestrebt, die Untersuchung prompt zu Ende zu führen; der Untersuchungsrichter gehe in voller Freiheit vor. Auf jeden Fall sei die Ehre bei Parlaments über jeden Angriff er haben. * Mehrere Blätter beschäftigen sich eingehend mit der Frage der Befestigung NancyS. ES scheint, daß in dieser Hinsicht in Armee- kreisen Meinungsverschiedenheiten bestehen, denn im ,SKcle' spricht sich ein höherer Offizier gegen die Befestigung au», deren Wett sehr proble matisch sei, während im.Gauloi»' der ehemalige Kriegsminifter General du Baratt darlegt, daß die Befestigung der Grenzstadt «ine unabweiS- liche Notwendigkeit sei. Jtalte«. "Nach den bisher vorliegenden Berichten über die Wahlen zur Deputierten- kammer am Sonntag find 297 Ministettelle, 70 Mitglieder der konstitutionellen Opposition, 17 Radikale und 16 Sozialisten gewäh't. Ferner find 97 Stichwahlen erforderlich, auch noch die Wahlergebnisse auS 61 Kollegien ausstehend. Unter den Gewählten befinden sich Rudini, Branca, Gianturco, Luzzatti, Guicciardini, Prinetti und Sonnino. Die Minister deS Unterrichts, der Finanzen ferner der UnterstaatS- sekretär deS Krieges, sowie Jmbriani find zwei mal gewählt, sämtliche Unterstaatssekretäre, sowie Zanardelli, Cavalotti, Giolitti und Menotti Garibaldi wiedergewählt. Gpame». * Auf den Philippinen hat nach einer spanischen Meldung in der Provinz Manila ein blutiges Treffen stattgefunden. Die Regierungs truppen nahmen die Stellungen der Aufständi schen, die 300 Tote und zahlreiche Verwundete hatten. Die Spanier zähsten 20 (!) Tote und Verwundete. Balkcmstaaten. "Mit dem europäischen „Konzert" ist e» zu Ende, wenn die Köln. Ztg.' richtig informiert ist. England soll sich weigern, an der Blockade Kretas teilzunehmen. Dagegen schlägt England vor, die Mächte sollten Griechen land und die Türkei auffordern, ihre Truppen je 50 Kilometer von der Grenze abzuzichen. Sollte Griechenland sich weigern, so würde Eng land zur Blockade von Volos bereit sein. Was die Türkei anbelangt, so sollten hauptsächlich Rußland und Oesterreich ihren Einfluß geltend machen. Im Falle des Widerstrebens der Türkei wäre England zu allen Zwangsmaß- regeln gegendiePfortezu haben. Da zu kommt, daß die Gärung in Mace - donien bedenklich anwächst. * Die türkis che Flotte ist endlich aus gelaufen. Sechs Panzerschiffe, ein Torpedo jäger und ein Torpedoboot sind nach Gallipoli in See gegangen. Die an den Kais ver sammelte Menschenmenge sowie die Mannschaften der Schiffe brachen wiederholt in Hochrufe aus — jedenfalls auS Verwunderung darüber, daß die „alten Kasten" wirklich riskieren in See zu gehen. Die G«thiilln«g de» National- Drnkmal». Am Montag vormittag 11 Uhr hatte sich vor dem Berliner KönigSschloffe eine stattliche Versammlung eingcfuudcn. Um das Kaiserpaar hatten sich zahlreiche deutsche Bundessürsten und Vriuzcu, ausländische Fürstlichkeiten und alle höheren Reichs- und Staatsbeamte geschart. Von allen Seiten zog mit klingendem Spiel ! das Militär heran, dessen Fahnen zu beiden „WaS bedeutet dies?" fragte sie mit zittern der Stimme. „Ich habe Briefe bekommen, die mich schleunigst nach PattS rufen," versetzte Cornaro, indem er ihre Hand an seine Lippen führte. „Nach PattS? Mein Gott! DaS ist so wett nein, nein, das kann nicht sein, das ist doch wohl nicht möglich! Du scherzest, nicht wahr, du scherzest?" Sie war aufgesprungen und blickte ihn mit gefalteten Händen bittend an. „Sei nicht kindisch, Melitta! Ich kann doch nicht immer hier bleiben. Ich muß mich wieder in der Oeffentlichkeit zeigen; mein Künstlerruf leidet unter diesem Berschollensein, ich habe lange genug gefttett." „WaS soll mit mir geschehen?" fragte sie leise. „Du kehrst zu deinen Studien in die Resi denz zurück; im Winter sehen wir unS wieder — es ist doch nicht so lange bis dahin, wenn ich komme, wirst du schon eine fettige Künstlerin sein." Er hatte diese Worte in einem scherzenden Tone gesprochen und wollte nun, ihre Hand er greifend, sie wieder an seine Sette ziehen, aber Melitta riß sich heftig los. „So leicht wird dir daS Scheiden?" fragte sie bitter. „Aber um Himmelswillen, Melitta, einmal muß geschieden sein — ich kann doch nicht ewig hier bleiben und auch du mußt in die Haupt stadt zurück — ich verspreche dir recht ost zu schreiben." Sie schüttelte traurig den Kopf. „Versprich mir nichts, bleibe hier, laß mich nicht allein! O, wenn du wüßtest, wie einsam ich mich immer gefühlt habe. Sei barmherzig, geh' nicht fort —" ihre Stimme brach in leidenschaftlichem Schluchzen. Cornaro wurde ungeduldig. Er erhob sich und trat zu der Weinenden. „Thränen, nichts als Thränen," sagte er unwillig, „so hast du dich nie gezeigt — du warst stet» so heiter, so fröhlich und heute scheinst du keine andere Sprache zu kennen, al» Schluchzen und Weinen." „Hab ich keine Ursache dazu?" ftagte sie vorwurfsvoll. „Närrchen, nimm nur nicht alle» gleich so tragisch." Er machte einen Versuch, sie in seine Arme zu schließen, Melitta wich hastig zurück. „Hast du mir sonst nicht» zu sagen?" rief sie, tief Atem holend. „Ich habe dir doch schon gesagt, im Winter komme ich zurück, dann können wir un» täglich sehen und sprechen: wir geben einige Konzerte miteinander — meme kleine Melitta wird rasch eine Berühmtheit werden." Ein bitteres Lächeln flog um Melittas Mund. Da» Wort, welche» sie mit atemloser Spannung erwartet hatte, war noch nicht über seine Lippen gekommen. In ihren süßen LiebeSträumen hatte sie e» sich stets so schön gedacht, daß, wenn die Zeit herankam, da sie beide ihrem Berufe fotzend, zurück in die Welt mußten, er sie in seine Arme schließen würde: „Bleibe bei mir und werde mein Weib." Nun war sie da, diese Zett, da er wieder in die Oeffeutlichkett zuräckkehrte. Er ging, aber ohne sic, er dachte gar nicht daran, 'sie mit sich zu nehmen, er ließ zurück, sie war wieder allein und verlassen. Tiefes Weh erfüllte ihr Herz; Scham und Stolz verboten ihr zu sprechen und doch wieder drängte sich ihr ungestüm die Frage auf die Lippen: „Weshalb willst du mich nicht zu deinem Weibe machen?" Sie wandte sich langsam ab und trat an da» Fenster. Dort drüben lag der grüne stille Wald, der so ost Zeuge seiner Schwüre und Beteuerungen gewesen -7- wie rasch war daS Glück ent schwunden, von dem sie geglaubt, eS werde ihr treu bleiben, daS ganze Leben hindurch — nach kurzer Seligkeit schon war es dahin — „für immer?" so ftagte sie sich schaudernd. Die staubige Dorfstraße entlang rollte ein eleganter Wagen daher; Melitta starrte noch immer in stummer Verzweiflung hinab, die Equipage kam näher — eine Dame neigte sich au» dem Gefährt, neugierig -tt dem jungen Mädchen emporsehend. Cornaro war hinter Melitta getreten, un willkürlich machte er eine Bewegung, um sich zurückzuziehen, al» er die Dame im Wagen sah — e» w« zu spät, die Dame hatte beide erkannt: spöttisch lächelnd grüßte sie hinauf, im nächsten Moment war der Wagen ver schwunden. Melitta trat totenbleich vom Fenster. „DK Baronin Königsegg," sagte sie mit tonloser Stimme. Cornaro machte eine Bewegnng de» Un willen». „Da» ist deine Schuld," sagte er un- Seiten de» noch verhüllten Nattonal-Denkmal» Aufstellung nahmen. Unter lautloser Stille kommandierte sodann der Kaiser mit lauter Stimme: „Tambour», anschlagen zum Gebet". Die Wirbel Metten, die Trompeter der Kavallerie fielen ein. Dann ertönte au» de» Kaiser» Munde da» Kommando „Stillaestanden" und nun intonierte auf der Nordseite de» Denk mal» der Korlecksche Bläserchor den Choral „Lobet den Herrn". Während diese Klänge er tönten, Kat Generalsuperintendent v. Faber au» der vor dem Denkmal stehenden Gruppe der Geistlichkeit hervor, entblößte sein Haupt und sprach mit laut schallender Stimm« ein längere» Gebet. Nach demselben erfolgte da» Kommando de» Kaisers: „Abschlagen." Dann zog der Monarch den Pallasch unter dem Kommando „Still ge standen, Gewehr über." Mit einem Ruck flogen die Gewehre iu die Höhe. „Alle Mann top," kommandierte der Kaiser weiter, und hurtig eilten die Mattosen an die Masten oer Hülle. „Laßt sie fallen," «tönte daS wettere Kommando, und langsam senkte sich jetzt die Hülle von dem stolzen Retterdenkmal de» glorreiche» Helden- kaiserS. Man merkte e» dem Kais« an, wie tief er von dem weihevollen Emst deS Augenblick» er faßt war, und eine gleiche Ergriffenheit be herrschte die ganz« Festversammlnng. Al» nun aber der Kais« ^Achtung, präsentiert da» Ge wehr" kommandiert hatte, die Tnippen mit lautem Huna da» Denkmal begrüßten, die Tambours die Wirbel rührten, die Musik die Nationalhymne anstimmte, d« Donner der Kanonen ertönte nnd alle Glocken Berlins zu läuten begannen, da brach auch der Jubel der Menge mit elementar« Gewalt lo». Schnell hatten inzwischen die hurtig über die Stufen eilen den Matrosen die Hülle geborgen. Während der Dann« d« Geschütze weit« tönte, nahmen die Truppen „Gewehr über" und der vläserchor intonierte den Choral: „Groß« Sott, wir loben dich", womit der eigentliche Ast der Weihe sein Ende fand. „Zum Parademarsch antteten!" hieß eS nun; die beiden jüngeren Prinzen Adalbett und August Wilhelm traten in die Fahnen- Kompanie ein, die mit d« Standartenschwadron und den Truppen vom Lehrbataillon und der Marine am Denkmal vorbei zu den übrigen Truppen zurückmarschierte, um hier an die Spitze der Paradeauistelliing zu treten. Die beiden jugendlichen Prinzen versuchten tüchtig Schritt zu halten und lächelnd ruhte d« Blick des nach- reitenden Kaisers auf seinen jungen Söhnen, wenn der eine oder d« andere einmal ein paar Sprünge machen mußte, um wieder in Reihe und Glied zu kommen. Al» d« Kaiser den Denkmalsplatz verlassen hatte, traten die Kaiserinnen mit den Fürstlichkeiten vom Kaiser stand herab und begaben sich »um Denkmal, um an dessen Stufen herrliche Kränze niederzu legen. Sieben der Kaiserin Auguste Viktoria schritt Prinz Oskar mit dem Kranz d« kaiser lichen Prinzen. Bald hatten sich die Stufen dicht gefüllt mit den duftigen Spenden der Liebe und Verehrung aus Fürstenhand. Auch die drei russischen Regiment« brachten Kränze, zwei silberne und einen goldenen. Bewundernd ruhte d« Blick der Kaiserin auf dem wirkungs vollen Kunstwerk, das sie mit d« Kaiserin Friedrich eingehend von allen Setten besichtigte. Der Prinz blieb während der ganzen Zeit an ihrer Seite und bekundete da» lebhafteste Inter- esse für die Einzelheiten de» Denkmals. Hinauf nahm der Kais« die Parade üb« die Gardetruppen ab. Da» militärische Schauspiel, das sich jetzt vor der Festversammlung ab spielte, war ein wahrhaft grandioses. Wohl selten hat sich eine Parade in so glänzendem Rahmen abgerollt. Die vier ältesten kaiserlichen Prinzen traten nach dem Vorbeimarsch auS der Fahnenkompanie au» und begaben sich zu ihrem kaiserlichen Vater, um neben ihm d« Parade beizuwohnen. Der Vorbeimarsch dauerte nicht weniger wie 1'/- Stunden. Al» die letzten Truppen den Platz verlassen, grüßce d« Kaiser militärisch seine Gemahlin und die Fürstlichkeiten, reichte vom Pferde jovial dem Meist« BegaS die Hand und ritt dann in das Schloß hinein. Vom Schießplatz auS erfolgte dann da» Ein bringen der Fahnen und Standarten.
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