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Auerthal-Zeitung : 24.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189703248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-24
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 24.03.1897
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Schuldentilgung lahmleacn. Man hat gefragt, ob / g da» Zentruni einen politischen Handel treibe. Nein, da» thut e» nicht. Womit sollte e» handeln? Man denkt an die Rückkehr der Jesuiten. Die fordert da» Zentrum, ohu« einen Pfennig dafür zu bewilligen. Die Weltpolulk birgt die Gefahr in sich, daß man darüber die innere Politik au» den Augen verliert. Gerade darum halten wir an unserem Entschluß fest und lehnen die Forderung ab. Nach einer kurzen Erwiderung des Schatzsekre- tärt» Grafen Posadow»ky wird ein Schluß- > antrag angenommen. Es folgt die namentliche Abstimmung. Der Panzer »Ersatz König Wilhelm" wird in namentlicher Abstimmung mit 24ü gegen 91 Stimmen bewilligt. Dagegen stimmen die Sozialdemo kraten, die freisinnige und süddeutsche Bockspartei, die Polen, sowie die bayrischen Bauernbündler und die Antisemiten Hinchel und Köhler; dafür die Konservativen, die ReichSpartei, die Narionalliberalcn, ., » das Zentrum, die freisinnige Vereinigung und die < übrigen Antisemiten mit dem Adg. Ahlwardt. Bei dem nun folgenden Titel »Zum Bau de» Kreuzers >. Kl. 0" (1 Million Mark) bemerkt Staatssekretär Holtmann: Ich halte e» für wichtig, dem Reichstage vor Beginn Hy: Be ratung über die Kreuzer, nntzutcilcn, daß von den bisher für Kreuzer bewilligten Mitteln am Schlüsse des Jahre» auch nicht ein Psenneg übrig bleiben würde. Auch da» wird wohl für die Bewilligung sprechen. Abg. Bachem bemerkt, die Ausbrauchung aller bewilligten Mittel beweise doch nur, daß ungewöhn lich schnell gebaut worden ist. Damit schließt die Diskussion. Die Abstimmung über diesen Kreuzer ist wiederum eine namentliche. Sie ergibt die Ablehnung der Forderung mit 204 gegen 148 Stimmen. Dafür stimmen die Konservativen, die Reichspartei, die Nationalliberalen, die Antisemiten nebst dem Abg. Ahlwardt. ' i Mit demselben Stimmenverhältnis werden so dann debattelos ab gelehnt der zweite Kreuzer, der Aviso »Ersatz Falke" und die Torpedo-Tiviüon. Die Forderung des Titels »Zuschuß zu den ein maligen Ausgaben im ordentlichen Etat" hat die Kommission von 34 794 »67 Mk. auf 24 820 000 Mk. herabgesetzt. Staatssekretär Hollmann bittet, diesem Vor schläge nicht zu folgen. Tie Reduzierung der Summe könne nur dazu führen, daß die Neu- und Reparatur bauten verzögert werden. DaS würde dem Interesse der Marine zuwiderlaufen. Der Kommissionsantrag wird darauf angenommen. ' Der Nest des Extraordinariums gelangt debattclo» den KommissionSbeschlüsscu entsprechend zur Annahme. Darailf wird die Weiterberatung des Marine- -f- elats, von dem noch da» Ordinarium und die Ein- nahmen zu erledigen sind, bis Mittwoch vertagt. Pr««HItcher ?an»to,. Das Herrenhaus hielt am 20. d. eine einstündigc Sitzung ab, in der eine Reihe von Berichten der Eisenbahn- und der landwirtschaftlichen Verwaltung durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt wurde. Darauf vertagte sich das Hau» bis Ende April. Am 20. d. erledigte da» Abgeordnetenhaus . debattclos den Etat der indirekten steuern. Beim Etat der direkten Steuern erhob Abg. v. Eynern Beschwerde über die Art der Beanstandung von , § Deklarationen. Finanzministcr v. Miguel gab zu, daß Versehen vorgekommen wären infolge verkehrter Auslegung der Rcchtsbestimmungen. Er habe infolge dessen angeordnet, daß die Beanstandungen der Stcucrcrllärnngen nur in Form der Nachprüfung erfolgen sollten, um alles Verletzende zu vermeiden. Auch d.r Etat der direkten Steuern wurde ganz erledigt. Nächste Sitzung Mittwoch. Ksttttfche Deutschland. *Zu» Montag abend hatte der Kaiser diejenmenM italtederdeSRetchrtaae» in» Schloß geladen, die am 18. Januar vorigen Jahre» daselbst erschienen waren, im wesent lichen also diejenigen Parlamentarier^ die ihre Karlen im Schlosse abgegeben haben. * Der württembergische Kriegsminister Frhr. Schott v. Schottenstein ist in Berlin eingetroffen. ES wird daraus geschloffen, daß die Beratungen über den Entwurf einer Militär.Strafprozeß-Reform im Bundesrat wieder ausgenommen werden. * Zu der Meldung über die Unterzeichnung der internationalen SanitätS-Konven- tion ist noch nachzutragen, daß die Vertreter Deutschlands, Oesterreich-Ungarns, Frankreichs, Englands, Italiens, LllxembnrgS, Montenegros, Holland», Portugal», Rumäniens, Rußland» und der Schweiz förmlich zu Protokoll erklärten, ihre Regierung« würden die in der Konvention vorgesehenen Maßnahmen, soweit wie möglich, vor d e m für die Ratifikation der Konvention festgesetzten Zeitpunkte in Anwendung bringen. * ES ist bereits bekannt, daß der Dort- mund-EmS-Kanal nahezu 15 Millionen Mark mehr kostet, als veranschlagt war. Dem preuß. Adgeordnetenhause ist jetzt der Gesetz entwurf zugcaangen, welcher die Negierung er mächtigt, diesen Mehrbetrag durch Anleihe auf zubringen. Oesterreich-Uugar». * Der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich find am Freitag von Mentone nach Wien zurückgereist. Der Kaiser über sandte dem Präsidenten Faure ein Tele gramm, in welchem er seinem Danke Ausdruck gibt für die vielen Aufmerksamkeiten, die der Kaiserin und ihm erwiesen worden seien. *Den diesjährigen Kaisermanövern bei TotiS werden außer dem Kaiser Wil helm die Könige von Sachsen, Serbien und Rumänien als Gäste deS Kaisers Franz Joseph beiwohnen. Kaiser Wilhelm nimmt nach den Manövern einen zwei- bis dreitägigen Aufenthalt in Budapest, ivo aus diesem Anlässe besondere Feste geplant werden. Von Budapest reist der deutsche Kaiser zu den Jagden nach Bellie. *AnBuntscheckigkeit derPartei- schattierungen läßt der neue österreichische ReichSrat nichts zu wünschen übrig. Bis her find 260 Abgeordnete gewählt, deren Partei zugehörigkeit bekannt ist. Diese sind nach Vartcistellung: 36 Klerikale, 27 Christlich- Soziale, 1 Mitglied der Gewerbepartei, 1 kleri kaler Tscheche, 5 klerikale Italiener, 2 liberale Italiener, 15 klerikale Slowenen, 1 radikaler Slowene, 39 Jungtschechen, 1 radikaler Jung tscheche, 1 tschechischer Agrarier, 14 Sozialdemo kraten, 27 Deutsch-Fortschrittliche, 19 Deutsch- Volkliche, 4 Deutsch-Nationale (Schöncrer- Kouleur), 26 Polen (Polen-Klub), 3 Anhänger der polnischen Volkspartei, 6 Anhänger oer Stojalowski - Partei, 11 Ruthenen (5 radikal, 6 gemäßigte), 6 Rumänen, 4 Kroaten, 6 kroatisch serbische Kompromißler. Frankreich. *Die Pariser Blätter melden, der Unter suchungsrichter Poitevin sei aus London mit allen Papieren Artons zurückgckehrt. Er äußerte einem Berichterstatter gegenüber, die Papiere bestätigen sämtlich die Ent hüllungen ArtonS. In Kammerkreisen ver lautet, angesichts der Erregung und des Unbe hagens, welche die Alton-Angelegenheit im Par lament hervorgerufen habe, würden einzelne Deputierte interpellieren, falls die Untersuchung sich hinziehen sollte. Sagland. *Jn einer soeben erschienenen Brandschrift eifert Gladstone über die Zwangsmaßrcgcln gegen Griechenland, obgleich er einst, als er am Ruder war, selber an solchen teilgenom men hat. „Sollen wir uns an die Schürze der beiden Kaiser hängen?!" fragt er, indem er sich in Ausdrücken gegen Kaiser Wilhelm und Spanien. *Jn Spanien gärt es an allen Eck^n und Enden. Zu den Umtrieben der Karlisten, die möglicherweise bald zu einer Rebellion führen werden, kommt nun auch noch die autonomistischc Bewegung in Katalonien. In Barce lona steckten zahlreiche Personen die katalanische Mütze auf, und einige Frauen trugen Bänder in den katatonischen Farben. Mehrere BlL.ur erklären, die Bewegung werde gefährlich, weil die föderierten Republikaner mit der katalanischen Partei gemeinsame Sache machen; die Blätter fordern die Negierung auf, mit Takt und Energie zu handeln. * Die Nachrichten auS Cuba werden immer trostloser. Die Aufständischen gehen jedem ernsten Zusammenstöße aus dem Wege, die Währungsverhältnisfe geraten in zu nehmende Verwirrung, der Einfnhrhandcl liegt danieder, der Ausfuhrhandel erst recht. Dazu kommt noch, daß zwar viel von der bevorstehen den Einführung von R formen in der Verwal tung der Insel gesprochen wird, daß aber iw Grunde niemand an eine Verwirklichung d.« Reformen glaubt; man nimmt vielmehr all gemein an, daß alle Versprechungen weit mehr darauf berechnet find, die Schreier in den Ver einigten Staaten zu beruhigen. Wenn diese Zustände noch längere Zeit in dieser Weise an dauern, geht die schöne Insel ihrem vollstän digen Verderben entgegen. Balkanstaaten. * Die Lage im Orient hat sich nicht geändert und es wird auch wohl niemand er warten, daß die Blockade Kretas einen sofortigen Erfolg hat. — Die Türken legen die macedonische Küste entlang Torpedos, um die Ausschiffung griechischer Truppen zu ver hindern. — Infolge der Aufforderung des Admirals Canevaro begaben sich vier Führer der aufständischen Kreter an Bord des italienischen Flaggschiffs. Der Admiral hielt eine Ansprache an sie, in welcher er mit ihnen die Verkündigung der Autonomie besprach. Die Insurgenten weigerten sich jedoch, eine andere Lösung als die Einverleibung in Griechenland anzunehmen. *Die Besetzung Kretas durch die Truppen der Mächte macht einer Meldung der ,KöIn. Ztg.' zufolge fortdauernd Schwierig keiten, da bisher keine der Mächte geneigt war, einen diesbezüglichen Auftrag anzuuehmcn. Zar Nikolaus ergeht, die sich nicht «iedergeben lassen. Italien. * Näher und näher kommt der Tag, der Italien eine neue Volksvertretung schenken soll, und dichter und dichter regnet e» Programme, Manifeste, Mitteilun gen u. s. w. Wer bei Rudini lieb Kind ist, dem thut auch die offiziöse .Agentur Stefane, den Gefallen, seine Bankettrede u. dergl. unent geltlich an Italien» Völker und darüber hinan» zu versenden; die Oppositions-Kandidaten müssen schon in die eigene Tasche greifen oder in die ihrer an der Wahl ihres Schützlings interessierten Hintermänner, jenerFinanzleute,die einen Abgeord neten „gründen", wie irgend ein rentables Geschäft gegründet wird. Phrasen, Phrasen, nicht» als Phrasen find alle die Reden, die — wie e? im Lande der Zitronen Gebrauch ist — natürlich ihren Wählern goldene Zeiten versprechen, um sie . . regelmäßig anzuführen. Deshalb geht eigentlich nur noch ein sehr kleiner Teil der Wählerschaft überhaupt auf den Leim, zu wählen; die große Mehrheit bleibt zu Hause, es sei denn, daß die vom Kandidaten ange botenen Maccaroni gar zu köstlich duften oder daß der Preis der einzelnen Stimme derart steigt, daß es sich wirklich lohnt, zu „wählen". Belgien. *Jn Brüssel spricht man, wie daS ,Kl. Journ.' meldet, von der Möglichkeit einer B e - gegnung deS Kaisers Wilhelm mit dem Präsidenten Faure im Laekener Königsschloß anläßlich der Brüffcler Ausstellung, wozu beide Staatshäupter ein persönliche» Einladungsschreiben des Königs Leopold er hielten. Italien und Frankreich weigern sich auS Rücksicht auf die Volksstimmungen, desgleichen wollen Rußland und England nicht heran. Die Be setzung de» Gouverneurposten» sei bisher nicht zu förmlichen Vorschlägen gediehen; doch stehe keineswegs ein griechischer Prinz in Frage. Amerika. * Die Revolution in Uruguay nimmt immer größeren Umfang an. Nach einer früheren, von der gegenwärtigen Regierung stammenden Meldung sollten die Aufständischen bereits geschlagen und auf der Flucht begriffen sein ; nach einer Meldung de» .Reut. Bür ' da gegen hat am Donnerstag zwi'cheu den Revo lutionären und den Regierungstruppen ein größeres Gefecht stattgefunden, in dem gegen 1000 Mann getötet und verwundet sein sollen. DaS Gefecht endete mit dem Siege der Aufständischen. Afrika. * Der Verfassungskonflikt in Transvaal ist beendigt. Nach einem Telegramm aus Prätorta haben die Richter deS hohen Gerichtshofes der TranSvaal-Negicrung einen Brief gesandt, worin sie versprechen, daß sie nie mehr die Machtbefugnis für sich in An spruch nehmen wollen, die Gültigkeit der Gesetze und Beschlüsse deS BolkSraadS anzu fechten. A«» de« Ueichstage. Die Beratung de» Marine-Etat» wurde am Freitag fortgesetzt. RcichSschatzsekrctär Gras Posa- dowskq hob hervor, daß da» Reich fortgesetzt seine Schuldenlast vermindere und wohl in der Lage sei, die Marineforderungen sämtlich zu bewilligen. Abg. v. Volkmar (soz.) sprach sich entschieden gegen jede Mehrforderung für die Flotte au». Die Nbgg. Richter (frs. Vp ) und Frhr. v. Hodenberg (Welse) forderten den Reichstag auf, zum mindesten die Ab striche der Bttdgetkommission aufrecht zu erhalten. Die Abgg. v. Bennigsen (nat.-lib ), v. Leipziger. Graf Limbnrg-Stirum und v. Plötz (kous.l traten für die Bewilligung der Marineforderungen ein. Am 20. d. wird die zweite Beratung de» Marineetats fortgesetzt. Abg. Barth (fr. Vgg.) warnt davor, sich von Schlagworten wie „Weltpolitik", „uferlose Flotten pläne" in Schrecken setzen zu lassen. Der Staats sekretär der Marine möge aber in Zukunft nicht wieder mit unklaren Forderungen kommen. Ohne Zweifel werde die Mehrheit des Reichstage» der Forderung des einen Panzers zustimmen. Es handele sich nur um den Streit bezüglich der beiden Kreuzer und der Abstriche an den zweiten und dritten Raten, die die Budgetkommission vorge nommen hat. W Shnlb die Abstriche für die zweiten und dritten Raten vorgenommeu sind, vermag ich nicht einzusehen, denn ie später ein angefangenes Schiff fertig werde, um so teurer werde cs. Der eigentliche Streitpunkt ist nur, sollen die beiden Kreuzer dieses oder nächstes Jahr gebaut werden. Frhr. v. Marschall habe bei der Verteidigung der Kreuzcrforderung auf unsere Handelsflotte und darauf hiugewiesen, das; unser Handelsverkehr mit zivilisierten Ländern znrückgehcn werde, weil man ihn nicht genügend schützen könne. Das stimme in keiner Weise mit den Thatsachen überein. Man könne durch noch so große Kriegsflotten das ganze Gebiet des überseeischen Handels nicht schützen. Neber die Frage, ob man die Kreuzer bewilligen soll oder nicht, könne man in den engsten Kreisen ver schiedener Meinung sein, sie aber zu einer großen Frage aufzubauschen, liege nicht der geringste An laß vor. Staatssekretär Hollmann bemüht sich nach- zuwcisen, daß er nicht mehr fordere, als was zu er warten gewesen sei. Tie Forderungen seien nur Folgen früherer Bewilligungen. Die hohe Summe komme nur daher, daß in früheren Jahren viel ver säumt worden ist. Ter Staatssekretär polemisiert dann weiter gegen einzelne Ausführungen der Abgg. v. Vellmar und Richter. Abg. Frhr. v. Stumm (sreikons.) führt auS, daß die gegenwärtigen Forderungen für die Marine keineswegs den Nahmen dessen überschreiten, was unbedingt notwendig erscheint. Die Finanzlage sei so günstig, daß aus ihr ein Hindernis nicht her geleitet werden kann. Tic Parteien, die diese For derung zu Fall bringen, versündigen sich an der Wehrkraft der Nation und der Sicherheit des Reich». Abg. Bachem (Ztr.) legt Verwahrung gegen die Angriffe ein, die im Abgeordnetenhause gegen den Reichstag gerichtet worden sind. Reichstag und Landtag seien doch keine Kaffeekränzchen, wo man gegeneinander losziehe. An der sachlichen Stellung des Zcntrnms hält Redner fest. Die Bewilligung der Forderungen würde den ganzen Effekt der Uon Nah und Fern. Kiel. Ueber daS Vermögens des Professors Lehmann-Hohenberg, des Freundes des Herrn v. Egidy und Gründers des deutschen Volks bundes, soll Konkurs eröffnet worden sein. Mühlhausen i. Th. Seit Juli 1893 war der frühere Buchhalter und Reisende einer hiesigen Zigarrenfabrik namens Wilhelm Korn aus Saarbrücken verschwunden, nachdem er Unterschlagungen in Höhe von 900 Mk. be gangen hatte. Dieser Tage kehrte er nach Mühl hausen zurück und stellte sich freiwillig der Polizeibehörde. K. hatte nach seinem Ver- ; schwinden bei der Fremdenlegion in Algier Dienste genommen, ist aber vor kurzem aus Marseille, wo er sich als Kranker befand, deser tiert, um sich den furchtbaren Strapazen, denen die Soldaten der Fremdenlegion ausgesetzt find, zu entziehen. Leidenschaft und Liebe. 11j Roman von C. Bclmar. „Sie sehen allerliebst, reizend aus," wieder holte Frau Walther schon zum sechsten Male. Melitta verstand erst jetzt, waS fie meinte, ein flüchtiges Lächeln umspielte ihren hübschen Mund. „Wird er mich auch reizend finden?" wagte sie sich. ES klopfte an der Thür. „Herein!" rief Frau Walther — „Melitta, eine Uebcrraschung für Sie." Die Thüre öffnete sich. „Onkel Oskar!" rief Melitta - das klang so ganz wie im Jubeltone der dahin ge schwundenen, süßen Kindcrzeit, da Onkel OSkar noch ihr Lehrer und Beschützer gewesen. „Melitta, mein liebes Kind l" Er hielt die schlanke Mädchcnqestalt in den Armen und preßte einen väterlichen Kuß auf die reine Stirn. „Onkel, nie floh bin sch, daß du gekommen bist!" flüsterte sie, sich dichter an ihn schmiegend. „Warum hast du nicht geschrieben?" Melitta unterbrach ihn hastig. „Sei nicht böse," bat sie tief errötend, „rch weiß nicht, warum ich dies unterließ — ich bin des Erfolges nicht sicher. — Wenn mein Versuch mißlingt —" „Davon ist keine Rede," fiel ihr Frau Walther inS Wort, „ich habe mit dem Professor gesprochen, er ist deS Lobe» voll über Ihr Spi.l, Sie werden einen glänzenden Erfolg haben." Frau Walther behielt recht; Melitta konnte sich eines glänzende» Erfolges rühmen. Ihre Leistung schloß sich würdig an jene Cornaros an. „Mögen diesem ersten Lorbeerblattc zu Ihrem Ruhmeskranze noch viele andere folgen," sagte der Künstler lächelnd zu ihr, als er sie aus dem Könzertsaal führte — „ich werde stets mit Stolz daran denken, daß ich derjenige ge wesen, an dessen Seite Sie zuerst an die Oeffent- lichkeit getreten sind." Melitta senkte schweigend ihr Köpfchen auf das Boukett, welches er ihr beim Kommen überreicht hatte, sie wollte sprechen, ihm einige Worte des DankeS sagen, die Stimme versagte ihr, ihre Augen füllten sich mit Thränen, hilf los wie ein Kind sah fie zu ihm empor. Er neigte sich tiefer zu ihr herab, sodaß sein Arm ihre heiße Wange streifte. „Ich muß Ihnen Lebewohl sagen," flüsterte er, „morgen reise ich nach Königsegg." Melitta erbebte heftig. Noch einmal schlug sie ihre Augen zu ihm auf, aber diesmal mit einem so glücklichen, strahlenden Ausdruck, daß er sofort erriet, er habe ihr damit eine Freuden botschaft hinterbracht. Er wollte sie fragen, aber der Professor ließ ihm keine Zeit dazu; der gute Mann war außer sich vor Freude, er nannte Melitta seinen „Stolz", seine „Hoffnung für die Zukunft" und ließ die beiden gar nicht zu Worte kommen. Endlich machte sich Eornaro loS; er ver sprach dem Professor, ihn am folgenden Tage zu besuchen, und empfahl sich von Melitta, welche im Korridor, von ihrem Oheim erwartet wurde. CornaroS Boukett mit beiden Händen fest an ihr Herz drückend, so kam Melitta heim; die Lobsprüche und freudigen Ausrufungen verhallten ungestört an ihrem Ohre, in ihrem Herzen jauchzte und wogte cs mit unnennbarer Lust — „er ivird in meiner Nähe weilen, ich werde ihm Wiedersehen." — Sic war nun diejenige, welche mit fieberhafter Hast zur Abreise trieb, mit einem Riale hatte sich ihrer eine unendliche Sehnsucht nach dem Lindenhofe bemächtigt. Onkel Oskar ließ fie fragelos gewähren; er hatte eine Menge Gcschäftssorgen im Kopfe, die ihm keine Zeit ließen, über Melittas seltsames Betragen nach zudenken. Wenige Tage nach dem Konzerte reiste man ab, Melitta glück- und freudestrahlend, Onkel Oskar filmend, grübelnd, ob ihm die neue Speku lation wohl gelingen würde. Die Großmama empfing die „kleine Künst lerin," so nannte fie fortan Melitta, mit einem spöttisch-freundlichen Lächeln; die alte Dame sah brillant auS und schien sich der besten Gesundheit zu erstellen. Um Melitta kümmerte fie sich ebensowenig wie früher, und da Onkel OSkar bald nach ihrer Ankunft auf dem Lindenhofe eine längere Ge- schäftsreise antrat, so blieb Melitta sich wieder wie gewöhnlich allein überlassen. Diesmal schien Melitta ihre Verlassenheit nicht so bitter zu empfinden. DeS Vormittag» spielte fie Klavier, am Nachmittage unternahm fie wette Spaziergänge, von denen fie meist erst spät abend» heimkehrte. Die Großmama fragte nie, wo sie gewesen, und sonst gab e» niemand, dem Melitta über ihr Thun und Treiben Rechenschaft schuldig gewesen wäre.' . --r—- Wenn sich jemand die Mühe genommen hätte, das junge Mädchen zu beobachten, so würde derselbe die Bemerkung gemacht haben, daß Melitta täglich frischer und rosiger erblühte. Auf dem jungen Gesicht lag ein eigener Aus druck von Glück und Zufriedenheit, die dunkel grauen Augen leuchteten in einem ihnen sonst fremden Glanze, die Haltung der schlanken, ge schmeidigen Gestalt war sicherer, selbstbewußter geworden, die Knospe hatte sich über Nacht zur liebliche Rose entfaltet. Sie liebte und wußte sich wieder geliebt! Auf einem ihrer Ausflüge war fie mtt Eornaro zusammengetroffen, und seit jener Zett war er ihr steter Begleiter. Seinen süßen Liebcsworten lauschend, schritt fie an seinem Arme durch den duftigen grünen Wald, ein namenloses Glück mtt sich im Herzen tragend. In den Zweigen der Baumkronen über ihrem Haupte sangen und zwitscherten die Vöglein und cS dünkte ihr, al» sängen fie ttur das eine Lied: „Er liebt mich, er liebt mich!" Der weltgewandte junge Künstler hatte bei dem jungen unerfahrenen Mädchen leichtes Spiel, die ganze Seele de» KindeS lag wie ein aufgejchlageneS Buch offen vor ihm da. Sie hing mit enthusiastischer Begeisterung an dem, Manne, dem ersten, der ihr von Liebe sprach. Widerstandslos ließ fie sich von dem süßen Zauber umstricken, der ihr gan^S Sein ge- sangen nahm, für-fie gab e» «in Gestern, kein Morgen, sie lebte nur für heute, für die be glückende Gegenwart. Einige Wochen schwanden so in raschem Fluge dahin; Eornaro weilte längst nicht mehr auf Gut Königsegg. Um mtt Melitta ungehin-
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