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pfohlen, seine ausgedehnte Oekonomie ließ ihm wenig Zeit zum Feiern übrig. Triumphierend sah die Rätin den beiden vom Fenster nach. „Ich werde dennoch siegen/' murmelte sie. Am anderen Tage gab es Thränen bei Melitta. „Gestern bin ich um meinen Spaziergang gekommen und heute wieder und immer wegen dieser hochnäsigen Mnna, die mich so von oben herab behandelt, als sei ich ein kleines fünf» jähriges Mädchen. Konrad geh' nicht mit, ich bitte dich." „Das kann nicht sein, liebes Kind," sagte Konrad beschwichtigend; „ich habe einmal ver sprochen, nntzukommen, und werde auch mein Versprechen halten. Trdste dich, Kleine; mor» gen stehe ich dir für den ganzen Tag zur Ver fügung." „Wirklich, Konrad, wirklich? O, daS wäre herrlich! Wir gehen dann in den Wald. Morgen ist Sonntag, da habe ich den ganzen Tag frei; ist'S auch dein Ernst?" Sie trocknete hastig ihre Thränen und sah den jungen Mann forschend an. „Gewiß, Melitta," versetzte er herzlich; .und nun sei wieder gut und mäche ein freund liches Gesicht; ich werde trachten, bald heim- zukommen." Mnna empfing ihre Säfte mit bezaubern der Freundlichkeit; mit zärtlicher Fürsorge führte st« die Rättn zu einem beqoeweit Sitz, während sie mit Konpad ein heiteres Gespräch begann. Sie entschuldigte Päpa, welcher schon zeitig am Morgen in die Stadt gefahren fiel, dringender Geschäfte halber, doch hoffte fie, daß ihre Gäste so lange verweilen würden, bis Papa zurück sei. „Der Arme, er hat so unendlich viel zu thun," sagte sie, „der Baron will im Sommer herauskommen, um endlich einmal Ordnung in seine Angelegenheiten zu bringen. Er hat die Absicht, Gut Königsegg zu verkaufen." „Wir werden Sie deshalb doch nicht ver lieren ?" sagte die Rätin in fragendem Tone. Mnna lächelte. „Ich glaube kaum; wir beide, Papa und ich, sind gewöhnt, Königsegg als unser festes Heim zu betrachten; wie die Verhältnisse liegen, wird eS wohl auch immer so bleiben." DaS junge Mädchen warf einen verstohlenen Blick zu Konrad hinüber. „Wie schön wäre daS," sagte die Rätin leb haft. „So angenehme Nachbarschüft würden wir nicht so bald wieder bekommen. Wollen Sie nicht ein Lied fingen, Fräulein Mnna? Sie haben eine so schöne Stimme." Mnna erhob sich etwas zögernd. „Wenn der Herr Professor die Güte haben wollte, mich zu begleiten?" „Ich bin kein sonderlich» guter Spieler," sagte Konrad, dem jungen Mädchen zu dem «lamer folgend' „ich ntüß'an Ihre NachstM aMttrcn." Minna gilb keine Antwort; sie blätterte eine Welle in ihren Mufikheften, dann reichte fie ihm ein Blatt. > . „ „ „Kennen Sie dies?" fragte fie leise. ES war „Gretchens Lied am Spinnrad". Ein leichter Zug von Ironie lagerte sich um den Mund der junge« MamieS. „Ich kenne da» Lied," versetzte er. Minna begann zu fingen. Sie besaß eine schöne, klangvolle Stimme, und einen guten Vortrag, dennoch fühlte man unwillkürlich, daß die Sängerin nicht auS voller Seele sang; Mnna konnte leidenschaftlich werden, das wahre echte Gefühl eines warmen Frauenherzens besaß fie nicht. Die Rätin erschöpfte sich in Lobes erhebungen, Konrad sagte einige anerkennende Worte über Minna Stimme und bat noch um ein zweites Lied, aber Mnna lehnte eS ab. „Ein andermal," sagte fie, „ich bin heute nicht recht disponiert." Frau Wellendorf lehnte ihren Kopf zurück und schloß leicht die Augen. „Pardon," sagte fie, sich wieder empor- richtend, „ich fühle mich ein wenig ermüdet, die Fahrt hat mich etwas angestrengt, die starke FrühlingSluft greift immer meine Nerven an." Minna eilte sofort an ihre Seite. „Legen Sie sich durchaus keinen Zwang auf, meine beste Frau Rätin," bat fie zärtlich, „wenn Sie ein wenig schlummern wollen, der Herr Professor und ich, wir werden mäuschenstill sein." „Nicht doch, nicht doch, da» wäre zu viel verlangt! Machen Sie mit Konrad eine Pro menade in den Park, ich bedarf nm für ein halbe» Stündchen der Ruhe;" Konrad biß sich in die Lippen; die Groß- mama verstand e» vortrefflich, ihn in die Enge zu treiben. . Die beiden jungen Leute -innen in den Park. Riflntt hattr ein Spitzentuch malerisch um ihren schönen Kopf neschkwgm, in der Hand trug fie einen Soiinetlschwm, asti Arm hatte fie ein zier liche» Körbchen hängen. , Politische Kimtzsch««. Lentschlan». * DerKatser empfing am Dienstag mittag die außerordentliche persische Gesandt schaft, welche die Thronbesteigung de» Schah» von Persien anzetgte. "Die Vertreter der sechs Mächte haben am Dienstag nachmittag die gemeinsame Note in Athen übergeben, die einesteils die Erklärung enthält, daß die Insel Kreta zu einem vollständtz selbständigen Staatswesen unter der Oberhoheit des Sultans umgestaltet werden soll, anderseits die Forderung, daß die griechischen Schiffe und Truppen binnen sechs Tagen das Gebiet bezw. die Küstengewässer von Kreta zu räumen haben. Der erste Schritt also, um auf Kreta wenigstens Ordnung zu schaffen, wäre ge schehen — was weiter passieren wird, muß ab gewartet werden. *Mit der Novelle zum Alter»- und In» validitätS - Versicherungsgesetz ist die Zahl der dem Reichstag vorliegenden Gesetze, die die soziale Versicherung betreffen, aui fünf gewachsen. In parlamentarischen Kreisen ist man der Ansicht, daß nicht eine ein zige dieser fünf Vorlagen noch in dieser Tagung verabschiedet werde. Die vier Gesetze, die bisher Vorlagen, find schon vor Wochen an eine Kommission verwiesen. Diese aber hat bisher nicht allein noch keine einzige davon in erster Lesung durchberaten, sondern noch nicht einmal eine grundsätzliche Einigung über den in ihnen enthaltenen Grundgedanken erzielen können. "DieReichstagsban-Kommission war am Montag vormittag im Reichstag zu- sammengetreten. Der Sitzung wohnten auch Staatssekretär v. Bötticher und Geh. Baurat Wallot bei. In der Sitzung hat es sich um die endgültige Abwickelung der Geschäfte deS Baues des neuen Reichstagshauses gehandelt. Zum 1. April wird nämlich die Reichstagsbauver- walmng aufgelöst. * Im Januar haben 357 Schiffe (gegen 391 Schiffe im vorigen Janu ir) mit einem Netto- Raumgehalt von 108011 Registern ns (1896: 53113 Negistertons) den K a i s er W ilh e lm - Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu brinaenden Elb- boolsgeldes, an Gebühren 56 995 Mk. (1896: 37 157 Mt.) entrichtet. "Nachdem seit Jahresfrist die preußischen Artillerie-DepotS Jüterbogk, Branden burg a. H. und Neisse mit Stabsoffizieren der Artillerie, die zur Disposition stehen, besetzt worden find, ist nunmehr auch die bayrische Heeresverwaltung für ihre Artillerie-Depots diesem Beispiel gefolgt. Oesterreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph ist am Montag früh 6 Uhr mittels Sonderzuges nach Kap Martin zum Besuche der Kaiserin Elisabeth ge reist. Man wird darin ein Anzeichen erblicken dürfen, daß weitere politische Verwickelungen nicht zu erwarten find. Italien. "Die Veröffentlichung des Dekretes bett, die Ausschreibung von allgemeinen Neu wahlen für die Kammer wird in den ersten Tagen des März erfolgen. Unmittelbar darauf wird das Kabinett sein Programm, und zwar in Form eines Schreibens des Ministerpräsi denten Rudini an seine Wähler, der Oeffentlich- keit übergeben. Die Wahlen sollen am 21., die Stichwahlen am 28. März stattfinden. Der Zu sammentritt der neuen Kammer ist für den 3. oder 5. April in Aussicht genommen. "Die Freilassung der italieni schen Gefangenen des Königs Menelik vollzieht sich unter den von Anfang an vereinbarten Bedingungen. Anderseits hat es Menelik d r italienischen Regierung vollständig überlassen, die Entschädigungssumme zu bestimmen, die ihm für den Lebensunterhalt der Gefangenen gewährt werden soll. Laut einer Mlldung der .Agenzia Stefani' aus Aden fin*> weitere »echsundneunzig von Menelik freigelaffen.' i alienischc Gefangene ! in Harrar eingettoffen. Die Ankunft derselben in Zeila dürfte gegen den 12. März erfolgen. I * Der Papst empfing am Montag anläß lich deS Ja hr eStag e S seiner Krönung die Kardinäle und Bischöfe. Sein Befinden ist vorzüglich. SSelgteA. * Der belgische Gesandte in Lissabon, frühere Ministerpräsident deBurlet, ist in NivelleS gestorben, (vurlet war bekanntlich während seiner Mntsterzeit mehrmals vom Schlage gerührt worden.) Spanien. * Die politische Lage in Spanien ist in hohem Grade gespannt. Der unleugbare Mißerfolg in Cuba läßt sich nicht mehr verheimlichen. Die angekündigten großen Er folge existieren nur in der Phantasie, in Wirk lichkeit hat man nichts erreicht. Die Thätigkeit deS Generals Wevler beschränkte sich darauf, an der Spitze von 20000 Mann planlos hin und her zu schweifen, und ist eS sehr zu befürchten, daß die tropische Regenzeit wieder sich einstellen wird, ohne daß die Pacifizieruna der Insel auch nur einen Schritt weiter gediehen wäre. Die öffentliche Meinung und die Regierung verdrießt natürlich die Sachlage in hohem Maße. Letztere verbirgt, so gut sie kann, ihre Gefühle, aber in ersterer kommt die herrschende Unzufriedenheit immer deutlicher zum Ausdruck. Allgemein wird General Weyler für die uner quickliche Gestaltung der Dinge auf Cuba verant wortlich gemacht, jedenfalls steht die Thatsache fest, daß er sich seiner Aufgabe keineswegs ge wachsen gezeigt hat, weder als Politiker, noch M Soldat. Es ist deshalb natürlich, wenn das Gerücht von seiner Abberufung immer be stimmter auftritt. Balkanttaate». "Thatsächliche Nachrichten von Kreta liegen in Menge vor, indessen find fie wenig entschei dend und lassen sich auch nicht auf ihre Richtig keit prüfen. Scharmützel zwischen Insurgenten und Türken sind an der Tagesordnung; die fremden Schiffe wollen wieder eingreifen, wenn die besetzten Orte angegriffen werden. Indessen rüstet die Türkei weiter, wenn auch nach dem Muster der „österreichischen Landwehr". "Zur Vorgeschichte der kretischen Wirren erfährt die ,Nordd. Allg. Ztg.' auS Wien von maßgebender Sette: „Sofort nach dem Bekanntwerden der Entsendung der griechi schen Flottille unter dem Kommando des Prinzen Georg nach Kreta wurde von einigen Mächten der Vorschlag gemacht, die Einfahrt der Flottille in die kretischen Gewässer mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern, doch sei dieser Vorschlag auf heftigen Widerstand gestoßen und es konnte über denselben keine Einigung sämt licher Btächtc erzielt werden. Daraus konnte man ersehen, daß eine und die andere Macht doch gehofft hatte, es werde Griechenland ge lingen, eine vollendete Thatsache zu schaffen, der gegenüber die Mächte nichts auszurichten ver möchten. Würde dieser Vorschlag angenommen worden sein, dann würde die Lösung der kretischen Frage viel einfacher gewesen sein." * Eine Abordnung von st9 Kretern unter Führung des Bischofs von Retimo, DeniS, über reichte dem König Georg eine Adresse, in welcher es heißt, die Autonomie Kretas würde der Insel keine endgültige Beruhigung bringen und würde nur dazu dienen, eine neue Revolution und neue Gefahren für den europäischen Frieden vorzubereiten. Aus diesen Gründen sei das kretische Volk fest entschlossen, den gegenwärtigen Kampf fortzusetzen, um die Vereinigung mit Griechenland zu ver wirklichen und ein für allemal der auf der Insel herrschenden Anarchie ein Ende zu machen. Die Abordnung erklärte femer, daß selbst die Musel manen auf Kreta die Vereinigung als einzige zweckmäßige Lösung anzusehen begonnen hätten. "Der neue türkische Militär-Gou verneur von Kreta, Tewfik Pascha, ist in Kanea eingetroffen und stattete alsbald den Konsuln Besuche ab. Die Nützlichkeit seines Kommens ist recht zweifelhaft und die Not wendigkeit seiner Antrittsvisiten angesichts seiner baldigen Wiedcrabrcise sehr fraglich. "Aus Athen meldet die .Köln. Ztg.', daß der Kronprinz nach Thessalien abreise, um den Oberbefehl zu übernehmen. Alle Parteien seien darin einig, die jetzige Politik aufs kräftigste zu unterstützen. DaS Ministerium sowie der König müßten dieser Stimmung Rech nung tragen. - , * Dem Besuch, den gegenwärtig der junge Serbenkönig Alexander seinem fürst lichen Nachbar Ferdinand von Bulgarien in Sofia abstattet, legt man eine hohe politische Bedeutung bei. Er war schon fest dem vorigen Jahre geplant, und -war im Anschlüsse an den Besuch deS Fürsten von Montenegro in Bel grad, bei dem der Gedanke einer Liga der slawischen Balkan st aaten angeregt wurde. Bei dem jetzigen Wirrwarr mag es dem Sultan immerhin unbehaglich sein, zu sehen, daß zwischen Serbien und Bulgarien, die sich bisher recht unfreundlich gegenübcrge- standen haben, intimere Beziehungen angeknüpst werden. Amerika. "Präsident Cleveland hat eine Pro klamation erlassen, durch die der Senat zu einer Extra-Session am 4. März einberufen wird, um seinen Nachfolger ins Amt einzuführen. Asten. * Die Goldwährung soll nun auch in Japan eingeführt werden. Die Regierung beschloß die Annahme der Goldwährung bei einem Wertverhältnis von Gold zu Silber von 32'/, zu 1. Die im Umlauf befindlichen Silber- Den sollen allmählich eingezogen werden. Die lleinsten Goldmünzen sollen 5 Yen (etwa elf Mary betragen. Die Vorlage soll im Oktober eingebracht werden. Preußischer Gau»»«,. Am Montag überwies das Abgeordnetenhaus einm Antrag Knebel (nat.-lib.) bett. Regelung deS PensionS- und Neliktenwesens der Gemeindebeamten der Rhein provinz an die Gcmeindekommission. ES folgte die Interpellation de» Zentrums bett, den Quebracho- Zoll. Der Saudelsuiinister Brcseld wie» auf die Handelsverträge hin, die einen, Zoll auf Quebracho entgegenslSndcn. In der darauf folgenden Besprechung wurde von verschiedenen konservativen und Zentrums- Abgeordneten die Notwendigkeit des QuebrachozollS betont. Im Abgeordnetenhanse teilte am Dienstag auf eine Interpellation der Konservativen Minister Brefcld mit, daß die Handwerkervorlage etwa Mitte 'März den, Reichstage zugehen werde. Ein Antrag Brütt (kons.), der die Regierung um Abstellung der Miß stände bei den Fähren des Kaiser Wilhelm-Kanals ersucht, wurde nach einer entgegenkommenden Er klärung eines Regierungsvertteters einstimmig ange nommen. ES folgten Petitionen. Nächste Sitzung Freitag. Diplomatischer Depescheaverkehr. Das Haupttelegraphenamt in der Jäaerstraße zu Berlin vermittelt alle Berichte und Mitteilun gen unserer auswärtigen Botschafter und Ge sandten an die Regierung. Alle diese äußerst wichtigen Telegramme, die ausnahmslos an das Auswärtige Amt in Berlin gerichtet find, treffen im unteren Saale des HaupttelegraphenamtS ein, da dort sämtliche Leitungen auS Wien, Paris, Petersburg, Rom, London, Pest, Mailand re. enden. Diese liegen dort auf Hughes-Apparaten, die sofort die Telegramme in Druckschrift liefern, weshalb dieser Saal auch der Hughessaal ge nannt wird. Einer unserer Botschafter, z. B. in Petersburg, Wien, Rom, Paris, London oder Konstantinopel, hat von dem dortigen Minister des Auswärtigen wichtige Mitteilungen erhalten und teilt fie unserer Regiening mit. Ein Hughes- Apparat im Saale knackt — z. B. von Rom — der Apparat wird in Gang gesetzt, Berlin meldet sich, und der römische Kollege sagt: „Mr. kommt 88" (d. h. wichtiges Staatstelegramm"). Dann geht es loS: „88 Berlin von Rom Nr. 2577 (jetzt achtet der Berliner Beamte gespannt auf daS Folgende) 220 Worte, 5 Uhr 20 Min. nach mittags. An daS Auswärtige Amt, Berlin." Und dann folgen Zahlen, nichts als lauter fünf stellige Zahlen, und als Schlußwort der Name des Botschafters. Diese Zahlentelegramme wer den auf besondere Formulare derart übertragen, daß in der 1., 3., 5. re. Reihe die Zahlen stehen, während in die Zwischenreihen das Chiffrebüreau die Worte an Stelle der Zahlen setzt. Jede Zahl bedeutet ein bestimmtes Wort. Hat Berlin das Telegramm empfangen, so wird es kollationiert, d. h. vollständig nach Rom zurücktelegrapblert, damit der römische Beamte sieht, ob Berlin auch alles richtig ausgenommen hat. Einem solchen ,88"-Telegramm folgen aber in politisch aufgeregter Zett ost Dutzende, die natürlich den Borrang vor allen andern Depeschen haben. Po« U«h Frr». Kiel. Am Sonntag fand die Silberhochzeit feier de» Professor Esmarch mrd seiner Gemahlin, geb. Prinzessin von Schleswig-Holstein, der Tante der Kaiserin, statt. DaS Kaiserpaar, die Kaiserin Friedrich und viele deutsche Festlich keiten sandten Glückwunschtelegramme. Sn dem Mahle nahmen Prinz Heinrich von Preußen, mehrere andere fürstliche Personen, viele Kollege» deS Professors und die in Kiel anwesenden Admirale teil. Nürnberg. Zum deutschen BuudeSschießen in Nürnberg hat der Prinz-Regent von Bayern einen goldenen Münzenhumpen zur Ehrengabe gereicht. Strassburg. Der Registrier-Ballon, der am 18. Februar hier aufgestiegen, ist jetzt erst in dem Walde an der Straße Rosenthal- Frankenberg im Kreise Marburg aufgefunden worden. Die Apparate stellten eine Höhe von 14 000 Meter und eine Temperatur von sechzig Grad Kälte fest. Magdeburg. Der Verein zur Erhaltung der Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen hielt am Freitag seine regelmäßige Jahresfitzung im Rathaus zu Magdeburg ab, nachdem am Morgen und am Tage vorher die Sitzungen der Denkmälerkommisfion stattgefunden hatten. AuS dem Jahresbericht ist zu erwähnen, daß die Stadtgemeinden Magdeburg, Halle a. S., Nordhausen, Mühlhausen und Halberstadt, sowie 17 Landkreise dem Verein beigetteten find; da gegen haben von 132 kreiseingesefsenen Städten erst 19 die Mitgliedschaft erworben. Bon 275 zahlenden Mitgliedern find 1896 6237 Mk. Bei- träge eingegangen, während an die Denkmals kommission 8000 Mk. abgeliefert werden konnten. Annaburg. Unter den Zöglingen desMilitär- Knaben-Erziehungs-Jnstituts grassiert Influenza. Gegen 140 Schüler liegen an derselben danieder, so daß daS Lazarett nicht auSreicht und der größte Teil in der besonders dazu hergerichteten Turn- Halle untergebracht werden mußte. Verschiedene Schulklassen sind geschlossen worden. Allerdings tritt die Krankheit nicht besonders bösartig auf. Auch viele Schulkinder und Personen im Orte find davon befallen. Bochum. Der zwanzigjährige Maurer Albert Slotta wurde am Montag stütz durch den Scharfrichter Reindel-Magdeburg hingerichtet. Slotta hatte am 18. August unweit Reckling hausen den fünfzehnjährigen Maurerlehrling Pfefferland ermordet und demselben 450 Mark, die er für seinen Meister zur LohnauSzahlung geholt, geraubt. — Auf zahlreichen Zechen deS Ruhrkohlen reviers überreichten die Arbeiter, gemäß den Bochumer Beschlüssen deS christlichen BM- arbeiterverbandes, verschiedene Forderungen; ins besondere wird eine 10 prozentige Lohnerhöhung gefordert. Jena. Am 26. v. hat hier zwischen einem Offizier und einem Referendar ein Pistolenduell stattgefunden, bei dem letzterer tödlich verwundet worden sein soll. Meissen. Ein schweres Verbrechen ist am Morgen deS 27. v. in einer Villa in der Nähe von Meißen verübt worden. Der Lehrer Pfordt wurde ermordet, seine Tochter Dora schwer, ein jüngerer Sohn weniger erheblich verletzt. Leipzig. Eine schreckliche That vollbrachte am 27. v. in später Abendstunde die im Vor orte Reudnitz wohnhafte Frau eines Schirr meisters. Sie begoß sich — vermutlich in einem Anfalle von Wahnsinn — über und über mit Petroleum und steckte sich dann in Brand. Im Krankenhause ist die Frau am nächsten Morgen ihren schrecklichen Wunden erlegen. — Aus Lebensüberdruß erschoß ein 33 jähriger Besitzer einer Luftschaukel seine Frau und richtete dann die Mordwaffe gegen sich selbst. Die Leichen des Ehepaares, da» drei kleine Kinder hinter läßt, wurden am Sonntag morgen gefunden. Leidenschaft und Liebe. Sj Roman von C. Belma r. <gorisr»a»».< Auch heute bewegte sich Minna kokett; die schmachtenden Blicke blieben unerwidert, das süße Lächeln wurde ignoriert, nichts vermochte Konrad aus seinem Gleichmute zu bringen. Mißmutig erhob sich endlich das Fräulein; keine Bitten der Großmama vermochten fie länger zurückzuhalten. Sie empfahl sich, nachdem sie der alten Dame das Versprechen abgcnommen, schon am nächsten Tage nach Gut KönigSegg zu kommen Die Rätin sagte bereitwilligst zu. „Darf ich meinen Enkel mitbringen?" fragte sie lächelnd. Minna errötete. „Der Herr Professor ist uns stets willkommen," sagte sie leise, — „tch wagte es nicht, ihn ein zuladen, da er immer in seinen Studien ver tieft ist." „Er kann sich schon einmal einen freien Nachmittag aünnen," meinte die Rätin — „ich arme, alte Frau brauche einen Begleiter" — damit schnitt sie wohlweislich jeden Vorwand Konrads ab. Seufzend ergab sich der junge Mann in sein Schicksal. Er war viel zu sehr Gentleman, nm merken zu lassen, wie peinlich ihm dieser Besuch wurde. In einigen gewähNen Worten sprach er seinen Dank für die Einladung an», als er das Fräulein zu ihrem wagen begleite; Onkü OSkar hatte sich bald nach der Ankunft Mnna» em