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Auerthal-Zeitung : 03.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189703033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-03
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 03.03.1897
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Politisch- K-ndscha«. Le»ts«dl«»d. »Am 27. Februar fand beim Kaiser paar im königl. Schloß zu Berlin da» große histortscheSostümfest statt, daß einen Berliner Hvfball vor 100 Jahren nachahmt und damit al» Einleitung für die Centenar» Feierlichkeiten gelten darf. »Da» russische Ultimatum an Griechenland hat sowohl in Berlin wie in Wien einen sehr befriedigenden Eindruck ge macht. Man hofft, daß e» seine Wirkung auf die griechische Negierung nicht verfehlen wird. In Wiener diplomatischen Kreisen ist man be stimmt der Ansicht, daß Griechenland dem Willen der Mächte, an deren Spitze sich Ruß land gestellt hat, nicht länger Wider stand leisten wird. »In Berlin ist eine außerordentliche persische Gesandtschaft einaetroffen, um die Thronbesteigung deS neuen Schah» amtlich anzuzeigen. *Im Konsularkorps soll demnächst ein großer Personalwechscl erfolgen; vornehmlich würden die jetzt unbesetzten Berufskonsulate wieder besetzt. Offen find gegenwärtig da» Generalkonsulat Antwerpen und die Konsulate zu Manila, Serajewo und Tiflis. Auch scheint e», daß die Ernennungen für die neu im Etat dorgeschlagencn Konsulate zu Riga und zu Rostow am Don zugleich schon erfolgen werden. Wahrscheinlich wird auch die deutsche Stelle bei der ägyptischen Schuldenkommisfion dabei mit besetzt werden. »Die Vorlage über die Reform de» MilitärftrafprozesseSist, wie gemeldet, in den Ausschüssen deS Bundesrats durchberaten und wieder an das Plenum gelangt. Nach einer der »AugSb. Abcndztg.' ms München zugehenden Mitteilung wird im Bundesrate noch eine dritte Lesung stattfinden. Hieraus schließt die vielfach aus den bayrischen Ministerien be diente ,AugSb. Abendztg/, daß in der zweiten Lesung an dem Entwurf erhebliche Aenderungen vorgenommen worden sind. * DerReichStaghat sich bis zum 8. März vertagt, um seinen Kommissionen Zeit zu lassen, ihre Arbeiten zu fördern. * Die Kommissionen deS Reichs tag s werden vor dem 4. März nicht zusammen treten. Die zur Vorberatung deS neuen Handels gesetzbuches und der Novelle zum Unfallver- ficherungsgcsetz eingesetzten Kommissionen nehmen am 4. Mürz ihre Thätigkeit wieder mf. Die Budgetkommisston wird erst am 5. d., die Margarinekommission, die z>un Berichterstatter den Slbgcordneten Rettich (kons.) bestimmt hat, gar erst am 11. März wieder ihre Beratungen fortsetzen. *3n Kamerun soll ein großes Plan tagen-Unternehmen „Westafrikanische Pflänzlings- Gesellschaft Bibundi" ins Leben gerufen werden. Beteiligt daran sind mit ihren dort erworbenen Ländereien die Firma Jantzen, Thormählen und Dollmann, sowie Geheimrat Dr. Oechelhäuser. Ffrankreich. *Der freigesprochene Arton ver breitet wieder Furcht und Schrecken unter den Franzoseu. Eine formelle Erklärung Artons im Schwurgericht der Seine, er werde die Namen der 104 Parlamentarier nennen, welche die Summe von 1430 000 Frank als Panama- Beftechungsgelder erhalten haben, bildet jetzt den Gegenstand der lebhaften Erörterung. Die Erregung unter den Parlamentariern ist sehr groß. England. * Ueber die englische Mission nach Abessinien äußerte sich der Unterstaats- sekretär Curzon im Unterhause dahin, die Mission solle König Menelik der freundlichen Ab fichten Englands versichern und bemüht sein, freundschaftliche Beziehungen in politischer und kommerzieller Hinsicht zu fördern sowie gewisse Fragen zu regeln, die zwischen den britischen Behörden des Somaliküstenprotektorats und dem abessinischen Gouverneur von Harrar entstanden seien. ES sei nicht möglich, bei dieser Ge legenheit einen besonderen Vertreter der briti» en HandelSintercssen der Mission beizugeben, aber Rodd werde Weisungen erhalten, jenen Interessen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. »Nach Südafrika sendetGnaland neue Truppen. Gan» unerwartet hat da» in Aldershot stehende erste Bataillon de» Suffolk- reaiment» den Befehl erhalten, sich für die Ein schiffung nach Südafrika bereit zu halten. Dieser Befehlwird mit den „Wirren" tnTran»vaal in Zusammenhang gebracht. Svanien. »Während e» in Paris heißt, daß dort ein mit reichen Mitteln versehener Ausschuß der Karlisten wirke, hat soeben Don Karlo» au seine Anhänger einen offenen Brief gerichtet, in dem eS heißt: .Mit bebendem Herzen verfolge ich die Heldenthaten deS spanischen Heere», die, wie ich weiß, Euch ebenso begeistern, wie mich, der ich bedauere, nicht diejenigen begleiten zu können, welche für unser Spanien und unser gelbroteS Banner streiten. Sie können ganz sicher sein, daß weder ich, noch die Karlisten, die vor allem Spanier find, jemals ihren Triumphen, welche die deS Vaterlandes find, Hindernisse be reiten werden." * Von den Philippinen wird berichtet, daß in Manila wieder größere Unruhen stattfanden. Hausen von Tagalen und anderen Eingeborenen griffen die Gendarmeriekaserne und die Kaserne der Zollwächter an, auch machten sie einen Offizier und vier Spanier auf der Straße nieder. Die Truppen stellten die Ruhe wieder her, wobei zweihundert Auf ständische getötet und zahlreiche Personen ver haftet wurden. Balkauftaaten. * Der König von Griechenland soll beschlossen haben, die „Note der Mächte anzunehmcn". — Im Falle einer Ablehnung des Ultimatums will England den Mächten Vorschlägen, den Oberst Bassos durch die Drohung, die griechischen Schiffe vor Kreta in den Grund zu bohren, zur Räumung der Insel zu zwingen. Die Form der Meldung, König Georg werde die Note der Mächte „annehmen", sagt noch nicht, daß er den darin gestellten Forderungen entsprechen will. Daß sie erfüllt werden müssen, steht außer Frage, wenn die Mächte einig bleiben. Mit der Möglichkeit, daß König Georg sich zur Abdankung veranlaßt sieht, ist nicht nur bei den Kabinetten, sondern auch seitens der Höfe gerechnet worden. Der Thronfolger ist jedenfalls seinem Volke gegen über nicht durch vorschnelle Versprechungen ge bunden. * Die Vertreter der Mächte haben die Be - schwerde Griechenlands in bettest der Beschießung scharf dahin erwidert, daß die Verantwortlichkeit hierfür wie für alle künftigen peinlichen Möglichkeiten ausschließlich das in seiner bisherigen Haltung beharrende Griechen land treffe. *Dem kostspieligen Kriegsspiel der Pforte dürste nun auch bald ein Zie: gesetzt werden. Die Abreise des neuen Generalgouvcr- neurs von Kreta, Photiades Bei, nach seinem „Vilajet" wird infolge deS Protestes der Bot schafter unterbleiben. »Gegenüber von Gerüchten auS Sofia, wonach Bulgarien sich rüste, um bei einem Brande in Makedonien Beute zu machen, hat Fürst Ferdinand Gelegenheit genommen, seine Friedensliebe zu betonen. Auf die Glück wünsche, welche daS diplomatische Korps ihm zu seinem Geburtstage darbrachte, antwortete der Fürst, er fasse seine Mission als eine her vorragend friedliche auf. Sein Streben sei ein zivilisatorisches, humanitäres. Die Vertreter der Mächte würden in ihm stets einen Mitarbeiter bei dem gemeinsamen Friedenswerke finden. Amerika^ "Der auf Cuba in Hast befindliche amerikanische Staatsbürger Sanguily ist begnadigt worden. (Bekanntlich war im Repräsentantenhause der Ver. Staaten bereits eine Resolution eingebracht worden, durch welche der Präsident zu kriegerischen Maßnahmen er mächtigt werden sollte, falls Sanguily von den Spaniern nicht herausgegeben würde.) Afrika. * In Marokko und zwar im Westen wie im Osten deS Landes herrscht ersichtlich Auf regung. Ausschreitungen und Unordnungen werden von verschiedenen Setten gemeldet. So wurde der Kaid de» Stamme» der Uled Freidi mtt seiner ganzen Familie in seinem Palast ermordet. ES soll ein Rachraft seitens der Bevölkerung vorltegen. Gleichzeitig find unter den Kabhlen in der Umgebung von Melilla Unruhen ausgebrochen. Letztere Bewegung würde bedenklicher aufzufassen sein, als die Vorgänge an der Westküste, welche möglicher weise lokalen Anlaß haben können, während die Sabylen bei Melilla sich entweder gegen den Sultan empört, oder gegen die Spanier ge wendet haben müssen. Deutscher Reichstag. Am 26. d. wird zunächst die Beratung de» Etats der Verwaltung der ReichS- Eiienbahnen fortgesetzt bei den Einnahmen. Aba. Bueb (soz.) behauptet, bei dm rcichS- ländischen Eisenbahnen würde unter der preußischen Verwaltung der fiskalische Gesichtspunkt immer mehr hcrvorgekchrt. In Baden sehe man die Kilometer hefte allgemein als eine große VerkehrSerlcichterung an. Die preußische Verwaltung frage aber in erster Linie nicht nach solchen, sondern nach möglichst hohen Ueberschüssen. So blieben die elsaß-lothringischen Bahnen hinter den benachbarten badischen Bahnen zurück, und die Bevölkerung fühle sich, geschädigt. Die Einnahmen werden bewilligt.— Bei den Ausgaben fordert Abg. Bueb die Verlegung des Sitzes der Zentralverwaltung von Berlin nach Straßburg. Ehe diese nicht erfolge, könne man aus eine Er füllung der Wünsch« nicht rechnen, die die reichs- ländische Bevölkerung in bezug auf Verkehrs- und Betriebsverbcssernngen hege. DaS Personal sei un genügend und auf den Bahnhöfen herrschten gräu liche Zustände. Bei stärkerem Andrang würden nicht nur Soldaten, sondern anch Zivilpersonen, die für die dritte Klasse bezahlt hätten, in Güter- oder ögar Viehwagen brsördert. Ter Firma Stumm habe man weiter die Anlegung einer Anschlußbahn gestattet, obwohl die Geleise über Terrain gingen, das ihm aarnicht gehörte. Auf Anfrage des Abg. Förster (Antis.) er widert Geheinirat Wackerzapp, eS sei für die rcichsländischen Eisenbahnbeamten in den letzten Jahre» sehr viel geschehen, insbesondere anch für die Militäranwärter, von denen besondere Petitionen vorlägen. Es scheine keine Notwendigkeit zu weiteren Ausbesserungen in den nächsten Jahren varzuliegeu. Abg. Frhr. v. Stumm (frcikons., persönlich): Die Behauptung, daß seine Verwaltung ein Geleise über ihm nicht gehöriges Gelände gelegt habe, sei vollkommen unwahr. Auf eine weitere Anfrage des Abg. Bueb er klärt Minister Thielen, er würde ,ich nicht ver anlaßt fühlen, dem Redner zu antworten, nachdem derselbe einmal geäußert, die ziffcmmäßigigcn An gaben der Reichseisenbahnverwaltung seien nichts als Redensarten. Er müsse aber hier darauf Hin weisen, daß die Prüfling, die früher für die Maschinentechniker bestand, «(geschafft sei. Die Abgg. Hammacher (nat.-lib.) und Bueb (soz.) empfehlen allmählich dem Beispiel Preußens zu folgen und nur eine Klasse von Sekretären zu verwenden. Geheimrat Wackerzapp bemerkt, die Ver waltung der Reichseisenbahncn beabsichtige allerdings, hier dem Beispiele Preußens zu folgen und nur zwei Kategorien von Düreaubcamten zu schaffen, nämlich SSkretäre und Bürcau-Assistenten. Aba. Förster empfiehlt die Gleichstellung der Kanzlisten erster und zweiter Klasse. Geheimrat Wackerzapp erwidert, die Kanz listen erster Klasse hätten die schwierigeren und ver antwortlicheren Arbeiten zu erledigen, daher recht- fertige sich ihre bessere Bezahlung; die Stellen erster Klaffe seien übrigens in den letzten Jahren mehrfach vermehrt worden. Abg. Bueb rügt die zu lange Arbeitszeit und den Mangel an Sonntagsruhe für daS Stations, Strecken- und Telegraphen-Personal. Minister Thielen: Daß einzelne Beamten kategorien generell überbürdet oder in ihren Ein- kommenSverhältnissen schlechter gestellt seien als die anderer Bahnverwaltungen, mllffe er entschieden in Abrede stellen. Abg. Hammacher lnat.-lib.) kann bezüglich der Telegraphisten nicht anerkennen, daß die der Reichs lande ebenso gestellt seien, wie die in Baden und in Preußen. Abg. Werner (Antis.) empsiehlt die Berück sichtigung der Wünsche der Lokomotivführer aus Besserstellung in Rang, Gehalt, Kohlen- und Meilen geldern. j Minister Thielen weist darauf hi», daß die > preuß. Verwaltung den Beamten doch erhebliche i Vorteile gebracht habe, die sie früher nicht gehabt. Die Wichtigkeit der Stellung der Lokomotivführrr werde von der Verwaltung »ollkomnien ^«ürdcht, aber es liege doch kein Anlaß vor, sie aus den übrig,» Bcamtenkategoricn herauSzugreisen und mit Gehn»- erhvhungen zu bedenken. Die Abg. Frhr. ». Stumm und Frhr. Hehl zu Herrnsheim (nat.-lib ) erkennen die Vm>- züglichkeit der preuß. Verwaltung durchaus an. Das Ordinarium wird darauf nach weiterer unwesentlicher Debatte bewilligt. — Im EMa- ordinarium beantragt die Bndgetkomuüssion die Streichung einer Forderung in Hohe von 1 Million Mark für eine erste Rate zum Bau der Bahn »an Busrndorf nach Dillingen. Minister Thielen tritt mit, daß hie Atter- effenten sich in letzter Zeit bereit erklärt hatten, ihren Zuschuß zu erhöhen. Sowohl die reichS- ländtschen Interessen, wie die der preußischen Bahn verwaltung, und nicht zum mindesten da« Interesse der LandcSverteidignngskommisfion «achten eS daher erwünscht, Gelegenheit zu nochmaliger Darlegung der Gründe zm haben, au» denen der Verwaltung die baldige Inangriffnahme deS Baue» erwünscht er scheint. Er bttte die Fordemng daher nochmal» der Kommission zu überweisen. Die Forderung wird darauf an die Kommission zurückverwiesrn. — Der Rest de» Extraordinarium» wird debattelo» bewilligt. — Damit ist der Etat der Eisenbahnverwaltung erledigt. ES folgt da» aus dem Etat deSRcichSamt » de» Innern noch rückständige Kapitel „Reich S VersicherungSamt". Die Kommission, ar., welche dasselbe nachträglich verwiesen worden «ar, beantragt unveränderte Bewilligung und Annahme folgender Resolution: „Ten Henn Reichskanzler zu ersuchen, in dem nächstsährigen Etat beim Reichö- VersicherungSamt einen Test der remunerierten richterlichen Beamten durch ctatSmäßig angestcllte Niehler zu ersetzen." Abg. Brühne (soz.) bringt Beschwerden über die Ausführung der VersicheiungSgesctze vor. Abg. Graf Kanitz lkons.) bedauert, daß die Novelle zum Jnvaliditäts- und AltcrS-Versichcnings- gesey noch immer nicht eingegangen ist. Präsident Frhr. v. Buol »eilt mit, daß die Novelle soeben während der Sitzung dem Hause zu gegangen ist und voraussichtlich morgen an die Mit glieder verteilt werden werde. Abg. Rösike (wildlib.) möchte für künftige Fälle das Reichsversicherungsamt bei dieser Bera tung vertreten sehen, um Kollisionen zwischen diesem und dem Reichsamt deS Innern zu vermeiden. Redner wünscht ferner wcitergchende Förderung der auf Unfallverhütung gerichteten Bestrebungen der Berufs - Genossenschaften und die Einrichtung eines Museums für Unfallverhütungs-Vorkehrungen. Staatssekretär v. Bötticher erwidert, er habe sich für das Zustandekommen eines solchen Museums lebhaft interessiert, der Reichsschatzsekrctär habe aber nicht die nötigen Summen bewilligt. Von Kollisionen zwischen ihni und dem Präsidenten des Reichsver- sichernngSamtes könne gar keine Rede sein, lieber die VcrwallungSthätigkeit könne er ebenso gut Aus kunft geben. Mit der Resolution könne er sich ein verstanden erklären, und er hoffe daS gleiche von den verbündeten Regierungen. Das Kapitel „RcichSversicherungSamt"wird darauf bewilligt, die von der Kommission beantragte Resolution angenommen. In dritter Lesung werden sodann noch dcbattc- loS an g en om me n das Gesetz betr. die Be schlagnahme vonDienst- undArbeits- lokn zu Gunsten unehelicher Kinder und die Kon- vcrticrnngsvorlage. ES folgt die zweite Beratung des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsvcrwaltung nebst Einsührnugsgesetz. Abg. Bassermann (nat.-lib.) beantragt, diese Vorlage ov Vivo anzunehmen. » Abg. Stadthagen (soz.) erklärt sich mit! diesem Anträge einverstanden. Die Vorlage wird darauf einstimmig en bloa angeno m me n. Ebenso findet die neue Grundbuchordnung aus Antrag des Abg. Basscrmann mit großer Mehrheit ev Vi,»:- A »nähme. Nächste Sitzung: Montag, 8. März. Preußisch»» gandta». Das Abgeordnetenhaus verwies am Freitag die Vorlage betr. Eingemeindung Breslauer Vororte an die Gemeindckommission und begann hierauf die Be ratung deS Landwirtschaslsetats, wo beim Titel „Ministcrgehalt" von den Abgg. v. Mendcl-Steinsels und Gamp (kons.) die Ablpcrrung der Grenzen gegen die Vieheinfuhr, Aushebung der Getrcidc- transitlägcr und Verschärfung der Margariucgesetz- gebung befürwortet wurde. Im Abgeordnetenhaus,: wurde am 27. v. die Spczialbcratung deS Etats der landwirtschaftliche. Verwaltung fortgesetzt, wobei viele Wünsche und Be schwerden betreffs der Hebung der Landwirtschaft laut wurden. Leidenschaft und Liebe. 2s Roman von C. Belmar. (ForNetzuu».) „Ich will eS wohl glauben," sagte die alte Dame, Minnas wolligen Scheitel streichend, „daß eine alte halblahme Frau keine sonderliche Anziehungskraft für ein junges Mädchen besitzt. Ich bin egoistisch in dieser Hinsicht. Ich möchte Sie, liebe Minna, stets um mich haben; eS ist für mich ein wahres Labsal, in Ihr freund liches Gesichtchen blicken zu können. Melitta ist so wild und ungestüm, daß ich froh bin, wenn sie nicht in meiner Nähe weilt. Ach, wenn daS Kind Ihnen nur ein klein wenig gleichen wollte!" Es war eine bekannte Thatsache, daß die Frau Rätin ihre Enkelin nicht leiden mochte; die arme Melitta hatte schlimme Tage bei der alten Dame, die jede Gelegenheit benutzte, um daS Kind auSzuschelten und auf älle mögliche Art und Weise zu quälen. Nur dem Einfluß ihres SohneS OSkar ge lang eS, die arme Kleine vor weiteren Aus schreitungen zu schützen und die an Haß grenzende Abneigung in Schranken zu halten. Such jetzt zog sich OSkarS Stirn in düstere Falten, al» er seine Mutter so sprechen hörte; führte die alte Dame zu ihrem Lehnstuhle und gab dem Ge spräche eine andere Wendung. Konrad verhielt sich äußerst schweigsam; er wollte seiner Großmutter zeigen, daß er keines wegs geneigt sei, ihren Wünschen bezüglich Minnas zu entsprechen. Allein die Frau Rätin war eine Frau, die einen gefaßten Plan nicht so leicht aufgab; durch List und Klugheit hoffte sie mit der Zeit dennoch ihr Projekt verwirklicht zu sehen, schon deshalb, weil sich Sohn und Enkel so sehr dagegen sträubten. Mit sechzehn Jahren hatte sie Herrn Wellendorf geheiratet; sie war damals eine vielbewunderte Schönheit gewesen, zwar auS gutem aber armen Hause. Herr Wellendorf war reich und hatte eine gute Karriere vor sich; daS war der Hauptgrund, der sie bewogen, ihm ihre Hand zu reichen. So jung sie noch war, so sah sie doch ein, daß von allen ihren Bewunderern sich wohl nur sehr wenige dazu verstanden hätten, eist schönes aber gänzlich mittelloses Mädchen zur Frau zu nehmen. Herr Wellendorf besaß die Mittel, ihr eine sorglose, angenehme Existenz zu bieten, er liebte sie und war ganz der Mann dazu, sich von einem Weibe beherrschen zu lasten. Ein solcher Gatte war dem herrschsüchtigen Mädchen willkommen; sie sagte „Ja", ohne auch nur die geringste Nei gung für den Mann zu fühlen, mit dem sie sich fürs ganze Leben verband. Wellendorfs Stellung führte das junge Ehe paar in die Residenz. Die junge Frau stürzte sich gierig in einen Strudel von Vergnügungen, ohne sich darum zu kümmem, ob diese Lebens weise auch ihrem Gatten zusagte. Wellendorf betete seine Frau an; er erfüllte alle ihre Wünsche und brachte namhafte Opfer, um die geliebte Gattin zufrieden zu stellen. Jahre vergingen so; die Eh« Wellendorf» wurde mit drei Kindern gesegnet, zwei Knaben und einem Mädchen. Die junge und schöne ! Frau kümmerte sich kaum um ihre Kinder. Für sie gab eS weder ein Familienleben, noch eine Häuslichkeit; sie gehörte der Welt und ihren Freuden an, alles andere hatte kein Interesse für sie. Der Gatte wagte leise Vorstellungen, daß eS ihm unmöglich sei, den an ihn gestellten Anforderungen Genüge zu leisten; die junge Frau lachte ihm jedoch inS Gesicht. „Du bist ja reich," sagte sie; Zoll ich mein Leben zwischen den engen vier Wänden ver trauern ? Ich bin jung und schön, ich will mein Dasein genießen." ES kam zu unliebsamen Austritten zwischen Mann und Frau; die Kinder waren der Pflege gemieteter Personen überlasten und wuchsen auf, ohne je die mütterliche Zärtlichkeit gekostet zu haben. Die fortgesetzten Reibungen machten die Liebe des Gatten erkalten, er wurde mürrisch und verdrießlich, und so ging denn schließlich ein jedes seinen eigenen Weg. Die Gattin spielte die Modedame, der Gatte ging in seinen Klub oder blieb zu Hause bei den Kindern, die dem Vater eine etwas scheue Zärtlichkeit entgegen brachten. „Papa war stets so still und traurig und Mama nie daheim." Robert, der älteste, wählte die militärische Karriere und vermählte sich frühzeitig mit einer reichen BankierStochtcr, eine Wahl, welche voll kommen die Zustimmung der Mama hatte. OSkar widmete sich der Oekonomie; sein Vater hatte ihm ein kleines Gut gepachtet, welches der junge Landwirt mit großem Eifer bewirtschaftete. Die Tochter wurde ein reizendes Geschöpf an Schönheit. Das wahre Ebenbild ihrer Mutter. Frau Wellendorf hoffte, sie würde einst «ine glänzende Partie machen und baute große Hoff nungen auf die Zukunft. — ES kam anders als sie erwartet hatte. Bertha verlobte sich mit der Einwilligung des Vaters mit einem armen aber braven jungen Manne und wurde trotz des lebhaften Widerspruches der Mutter dessen Gattin. Die Tochter schied auS dem elterlichen Hause ohne den Segen der Mutter; Frau Wellendorf wollte von ihr nichts mehr wissen. Wellendorf war unterdessen Rat geworden; zunehmende Kränklichkeit zwang ihn. seine Stellung aufzugeben, der plötzliche Tod seine» ältesten SohneS hatte ihn tief erschüttert, seine VermögenSverhällniste befanden sich gänzlich zerrüttet, er war em lebensmüder, gebrochener Mann geworden. In kurzen Worten sagte er seiner Frau, daß sie die Residenz verkästen müsse, um mtt ihm zu seinem Sohne OSkar auf daS Land zu ziehen, denn er sei nicht mehr im stände, den kostspieligen Haushalt so wie bisher wetterzuführen. Frau Wellendorf geriet in Verzweiflung, sie konnte und wollte um keinen Preis die glän zende Lebensweise, die sie bisher geführt, auf geben; ihre Schwiegertochter war ja reich, diese mußte helfen, fie konnte die Mutter ihres ver storbenen Gatten unmöglich darben lasten. Aber auch hier scheiterten Frau Mellendorfs Hoffnungen. Der Vater der jungen Frau fallierte und erschoß sich au» Verzweiflung dar über, daß er seinen Verpflichtungen nicht gerecht werden konnte; die Tochter gab alles her, um den Namen ihres Vaters zu retten; ihr blieb nur eine keine Rente, von welcher fie mit ihrem Sohne Komad lebte.
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