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Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue, Zelle u. Umgehung. F^Äng« ». ««««tngs Mit 8 Aamikienstlättern: Aro^stnn, Ante Heister, Aeitspieget. r»« einspaltig? «»rvu-zeile ro Pf. amtiich. Inserat« 2b Pfg. die «orpus-Zeil^ inkt. d«r S »«rttzv-Stn v«ila-«n vi«rt«lj»hrlich ^r.nNv.rtlicher «td.ft.ur: P»U in » u« (Erzgebirge). ,p'° "Lrch^Vl Ä' ««d'Nt- ». Spedition «»., «arktstraße. 'll' ^Ln B.st7llung°k No. 23. Freitag, den 19. Februar 1897. 10. Jahrgang. Aus letzter Woche. Ungeheuere Schneefälle, Schneeverwehungen, starker Frost, EiSvrrftopfungen, dann Thauwetter und drohende Dammbrü- ch«, und Uederfchwemmungen — alle diese nicht gera de angenehmen Erscheinungen gab uns alle eineeinzige Win- trrwoche zu tosten. Der Frühling, der blondlockige Knabe, mag nur nicht allzufrüh erscheinen und nicht allzuschnell, sondern er mag langsam und bedächtig auftreten, etwa wie r» die anfängliche Art dieses Winters war, denn sollst be kommen wir bei dem massenhaften Schneelager eine Wassers not, in Vergleich zu welcher dle durch das Lied verewigt« der -roßen Seestadt Leipzig das reine Waisenkind ist. Hat doch die vergangene Woche selbst die alte Wahrheit zuschan- den «erden lasten, daß die Statur keine Sprünge mache. -- Wenn, wie am vergangenen Montage, zwischen nwrgruS 6 und mittag» 1 Uhr eine Temperaturdifferenz von 20 Grad beobachtet werde» tonnte, so ist das ein Sprung, wie er selbst in einem Zirkus ersten Stanges kaum je ein Gegenstück findet und wie ihn die neuere Politik vollends garnichl kennt. In dieser entwickelt sich alles mit einer schneckenar tigen Langsamkeit — welches Bild die kleinen Schleimtiere nicht übel deuten wollen! Diese kommen bei aller Langsam- kett doch wenigsten» vom Flecke und schließlich auch ans Ziel. Das gleiche rühmende Zeugmß kann man aber dem Sultan mit seinen Reformen und dem General Weyler mit seinem Siegeszug« gegen die cubamschen Insurgenten nicht nachrühmen. Der arme Sultan allerdings hal'S schlimm. Will er reformieren, so rebellieren seine alttürkischen Umer- thanen, die das Prwrlegium de» Lhristenschnldens nicht aus- geben wollen; verzögert er aber die Res or men — jlnd er rhut da» ehrlich«« Herzen» — ,o drohen die Junglülxken mit Rebellion, die sich nach den anregende» Freuden eines pa>> lamentarischen Regiment» sehnen, womöglich auch nach Di äten, woraus sogar unsere R«tch»tag»abgevrdl,elen seit länger , ab» 30 Jahren schmachten und die sie doch schon so ost, so ost für sich beschlossen haben, ohne beim hartherzigen Bun- de»rat Gegenliebe zu finden. Die Diätenlosigkeit ist bekannt lich schuld daran, baß der Reichstag so häufig beschlußun fähig ist, was nur dann nicht der Fall ist, wenn große Sa chen wir die Leckert-Lützow-Taus ch-Affäre behandelt werden, wobei man entweder der Regierung ordentlich den Stand- Punkt ... der einzelnen Partei klarmachen will oder hoffen darf, vom BundeSratStifche aus interessante Reden zu hören. Nun, bei der Besprechung der oben erwähnten Affäre haben die Herren Abgeordneten, die 'mal wieder aus allen Teilen Deutschland« herbeigrströmt waren, ihre Rechnung gefunden und der Reichsökonom Schulze .mit'n tz" auch, der schon daran war, die Flinte ins Korn zu werfen. Die Tage AhlwardtS find eben nicht mehr, wo man sich im Reichstage so oft recht gut amüsierte. Heute werden schon langweilige , ' Gesetze und Etats beraten, in vergangener Woche hatte man zwei Tage lang das neue Handelsgesetzbuch beim Wickel. — Dir Vorbesprechungen und teilweise auch die Vorbereitungen für die würdige Eentenarseier Kaiser Wilhelms des Ersten Huben schon vreljach begonnen und es besteht kein Zweifel, daß Deutschland den 22. März dieses Jahre« nut dem Her zen feiern wird, nur Reuß-Sreiz nicht; die Regierung will nicht. Bekanntlich hat schon 1866 Reuß-Greiz gegen Preu ßen mitgrkämpft und einmal wurde in Berlin sogar der »Kladderadatsch' konfisziert, weil er eine Karrikaturzeichnung auf die damalige Landessürstin Karolrne verbrochen hatte. DaS find sehr unangenehme «Mansche Erinnerungen, die ei- nen trüben Schatten aus dir Geschichte der Einigung Deutsch. landS werfen, zumal das „bayrische Vaterland" (nicht das wackere Bayernland, sondern das ui München unter diesen» Titel erscheinende Blatt) dein Verhalten der Regierung von Neuß-Grerz feinen .... Siegt beigedrückl hat, der sich seit langer Zeit übrigens auch im Reichstage druckt. Welch ein Verlust für die deutsche Volksvertretung, wenn Köpse wie Ahlwardt, der große Juden-, und Siegt, der große Preu- ßrnsrrffrr, feiern! Weil gerade von Ahlwardt die Rede ist, .. man kommt dabei ganz von selbst aus Diätenlosigkeit und Dalles! . . so mag erwähnt sein, baß dir neuen Unruhen auf Kreta nur in dem Dalle» de» Sultan ihr««» Grund ha ben. Al» die ersten Meldungen von den» Wirderausbruch der kretmsischen Rebellion in Konstantitropel eintrasen, gab der Gcoßhrrr Befehl, 3000 Mann Truppen nach Kanea ein- tzufchiffrn. Aber leider tonnte dieser Befehl nicht zur Aus führung gelangen, da der Sultan nicht bar bezahlen konnte und die Schiffsgesellschasten vom Pumpen nicht« wisse» woll ten. Letzter« haben schuld, wenn darau« weitere Berwicke« lungen entstehen und Kreta gar an Griechenland käme. Die deutschen Gläubiger Griechenland« wären mit dieser Wendung gewiß einverstanden: sie würde» die Insel zweifellos Verne- geln lasten, bi» sie mit ihren Forderungen befriedigt find. — Der Hamburger Streik hat endlich rin Ende gefunden,; die Arbeiter haben elf Wochen hindurch Hunger, Kälte und — Die Sächsische Vieh-VerficherungS-Bank zu Dresden als größte Anstalt ihrer Branche, hat im verflossenen Ge schäftsjahre wieder recht bedeutende Erfolge erzielt. DaS Versicherungskapital Mark 26,086,875, die Prämienrinnahme Mark 883.059 SO Psg., sowie die Prämien-Reserve Mark 140,670 49 Psg. sind erheblich gestiegen und sämmtliche berechtigten Schäden wurden in voller statutarischer Höhe mit der enormen Summe von Mark 672,933 64 Pfg. prompt regulirt, d. h. die Beiträge den einzelnen Beschädig ten am Orte ihres Domicils «direkt ausbezahlt. Bei den festen, billigen Prämien sind Nach- oder Zuschüsse vollständig ausgeschlossen und können die Versicherungsgrlder behufs Er leichterung in zinsfreie» Terminen gezahlt werden. Die solide und bestfundirte Bank konnte am 1. Januar d. I. mit einem für Schäden reservierten Netto-Betrage von ca. Mark 320,000 ihr 25. Geschäftsjahr beginnen. Vorstehende Thatsachen bilden mit die Ursache, daß die Bank einen so enormen Zugang neuer Mitglieder vom kleinsten b>« zum größten Viehbesitzer zu verzeichnen hat. Aus deui Auerthal und Umgebung. Mittbettu«,»« »»« lncalem Jutereff« find »er Neduettu» stet« wiaremme«. Nach einer uns zugegangene» Mittheilnng soll da» Kgl. Ministerium de« Inner« die Ver schmelzung der Landgemeinde gelle mit der Stadtgemeiude Aue bereit» genehmigt habe« «nd durfte die Einverleibung «nnmehr nicht mehr lange auf sich warte» laste». Der diesjährige Gautag des Erzgeb. Turngaues fin det Sonntag, den 28. Februar ds. Ihr«, nn Hotel Vic toria in Aue von mittag 12 Uhr ab statt. Anträge find beim Gauvertreter Herrn Lehrer Herklotz in Eibenstock anzubringen. Entbehrungen aller Art durchkosten müssen und die deutschen ZeitungSleser alle Redewendungen dem heldenhaften Verhal- ten der Arbeiter von den in Champagner schwelgenden Ar beitgebern, anderseits von dem Uebermute der Streikführer und der socialen Ausgabe der Arbeitgeber, die Kraftprobe zu bestehen etc. etc. etc., gründlich genoffen. Der Hamburger Senat hat nun eine Untersuchung über die Mißstände im Hafen angeordnet. "DaS hätte er schon vor zehn Wochen thun sollen, dann wäre gewiß die kolossale Beeinträchtigung des Hamburger, ja zum Teil de« ganzen deutschen Handels unterblieben und das Massenelend vermieden worden, das solch' ein langer Riesenstreik leider im Gefolge zu haben pflegt. Drwd. Der Brand der «reuzkirche in Dresden. Dresden, den 16. Februar. Feuer in der Kreuzkirche' Der Rus elektrisierte sowohl die Feuerwehr, als diese heute nachmittag kurz nach 3 Uhr von» Kreuztürmer die Meldung erhielt, daß auf eine noch unaufgekärte Weise Feuer auf dem Dachboden des Got teshauses ausgebrochen sei, als auch die gesamte Bürgerschaft, nachdem sich diese Schreckensnachricht mit Windeseile nach allen Stadtteilen verbreitet halte. Auf die weitere Meldung „Groß feuer"! rückte alle verfügbare Mannschaft der Feuerwehr nach dem Brandorte aus und fand hier bereit» »nächtige Rauch wolken aus den einzelnen Dachfenstern hervorbrechen. Mil Ruhe und Umsicht wurde gegen den Brandherd vorgerückt und bald war die Galerie des Dache» von Feuerwehrleuten umsäumt, die sich alle Mühe gaben, die Schlauche nach der Höhe zu bringen und sie durch die Fenster zu letten, ,da ein Angriff von innen durch dre Rauchmassen unmöglich war. Das kupferne Dach begann bereits um 4 Uhr an einzelnen Stellen zu glühen und kurz nach dem Glockenschlage stieg eine mächtige Feuersäule hinter dem Turin« zur Höhe und warf ein Funkenmeer über die nächste Umgebung. Rascher erfolgten jetzt die Kommandos, denn auch am First züngel ten bereit» Flämmchen heraus. Auf dem Turme hielten 2 Wächter die TageSwacht. Einer derselben begab sich kurz vor Uhr zur raucherfüllten Trepp« hinunter, während der andere, auf die Sicherheit des Turmes pochend, auf sei nem Posten verblieb uno noch Vzb Uhr durch die Viertel- glocke verkündete. Immer reicher entfalteten sich die Rauch massen und höher schlugen di« Flammen, als auch dieser Türmer seinen Rückweg antreten wollte. Zu spät! Ein gif tiger Schwaden und rußige Rauchwolken drangen eben in das Glockenhaus und von da zur Turmerwohnung, diese durch brechend und das Freie suchend. Mit atemloser Spannung verfolgte inan die Bewegungen des Mannes, der auf der Turmgallerie ängstlich umherirrte. Die Feuerwehrleute ho- den zwei mächtige Steigleitern zum Sun» der Kirche und wollten damit dem Bedrängten zu H.lfe kommen. Da durch zuckte die Masse ein Schrei. Der Türmer schwang sich über die Brüstung der Gallerte, erfaßte den Blitzableiter und klet terte an demselben hinab, bis ihn» die Feuerwehrleute bei stehen und ihn in Sicherheit bringen konnten, unten aber in der Flur eine« Hauses der Pfarrgasse lag in Krämpsen keine Frau, während sein Schwiegervater, der bisherige Türmer Schindler, versicherte, „daß doch sein Traum bei semem neulichen Jubiläum rn Erfüllung gehen werde — nämlich daß er noch eme neue Kreuzkirche bauen sehe." Weiter griff das zerstörende Element um sich und vernichtete binnen wenigen Stunden das Gebälk der Kirche. Einen schaurig schönen Anblik gewährte es, wenn der Grünspan des Kupferdaches wie Baryt in grü nem Feuer ausleuchtete, dann dunkelrot wurde und schließ lich die Flammen heroorbrachen. Einer der Ersten, der auf dem Brandplatze erschien, war Prinz Friedrich Au gust, der sich auf das angelegenste nach allem erkundig te. Ebenso sandte König Albert seinen Flügeladjutanten nach dem Brandplatze. Niemand ahnte, welche furchtba re Verheerung da- Feuer im Inneren bereit« angerichtet. Kurz vor tz Uhr entstand, während man noch mit der Rettung der Ktrchengeräte und der Kirchenbücher beschäs. ttgt war ein Bersten und Krachen, dann erfolgte ein to- sende« Bersten von Mauerwänden und Gewülbteilen und der Dachstuhl stürzte ein und der erst vor 2 Jahren erneute herrliche Bau, der Stolz der Dresdner Kirchen gemeinde, war ein glühender Schutt- und Trümmerherd, au« dem Feuersäulen und Rauchwolken zur Höh« stie gen. Al« ein glückluher Umstand ist es immerhin noch anzusehen, daß vollkommene Windstill« herrschte, sodaß eine eigentliche Gefährdung der umliegenden Häuser nicht e«ntrat. Die Hitze in denselben war jedoch teilwei se sehr groß. Di« Kirche war mit 1 586 000 Mk. versi- chert und fi< ist nunmehr «ine Ruine. Der Preis der citratlösliche» PhoSPHorsLnre im Thomasmehl. Die Beharrlichkeit, mit welcher von verschiedenen Seiten gegen das Thomasmehl gearbeitet wird, mutz jeden nicht voreingenommenen Be- urtheiler eigei.thümlich berühren. Die Thomasmehlsabrikanten haben sich seinerzeit ohne Zaudern be reit erklärt, die Garantie kür oi« Eitratlöslichkeit ines bestimmten Pro» centsatze« Phophorsäure in der Thomasschlack« zu übernehmen, trotz der ihnen dadurch erwachsenden Konen uno trotz der großen Unsicherheit der Analyse tei der noch neuen Untersuchsmethod«; sie haben seiner den Preis der Phosphorsäui« herabgesetzt, so daß alle phosphorsäurereichen Düngemittel, einschließlich der Superphosphate jetzt auf dem Dünger markte so billig zu haben sind, daß ein ähnlicher Preisfall bei anderen Handelsartikeln niemals dagewesen ist. Trotzdem ruhen di« Angriss« nicht, und da sich gegen die vorzügl'che Wirksamkeit de« Thomasschlaeken- mehls nichts einwenden läßt, so nörgelt man immer wieder im Preise herum und gruppirt dabei die Zahlen meist in recht willkürlicher Weis«. Aelleren, aus den ersten Jahren der Jnbrauchnahme de« Thomas- mehls stammenden, heut« längst beseitigten Anschauungen folgend, will man der citrattöslichen Pyosphorjäur« eine geringere Wirkung al ber wasser öslichen zuzusprechen. Das ist «ine ganz unhaltbar« Annahme, denn sie steht in direktem Widerspruch« zu den Erfahrungen der land- wirthschastlichen Praxis und der eract.n wissenschaftlichen Forschung. Von der Düngung der Wiesen nnd der zum Anbau der schmetter- lingsblüthigen Pflanzen bestimmten Aecker, sowie der mittleren, leich ten und moorigen Bodenarten ganz abgesehen, da in diesen Lagen da« Thomasmehl ganz unbestreitbar der gegeben« Dünger ist, übertrifft di« ritratlöslich« Phosphorjäur« bei gleicher Geldausgabe in iorer Wir» kung di« wasserlöslich« bei Wintersaaten aus alle» Bodenarten; unb daß sie m anderen Fällen ber wasserlöslich n gleich gesetzt werben muß, wir» burch solgenben Ausspruch des Geh. sttegierungsralh» Pros. D>. Märcker erhärtet: „Zunächst meinte man, daß da» Thomasmehl im wesentlichen nur sür d«>r leichteren, für sandigen uno moorigen Boden geeignrt, baß sie nur da wirksam sei, wahren» es sich auf besserein Booen weniger bewährte. Da« ist indessen nicht richtig; cie citratlüsliche Phosph»,- säur« kommt in ihrer Wirkung in alle» Bodenarten ter Superphosph >t» Phophorsäure vollkommen gleich." In unterrichteten Kreisen weiß inan sehr gut, daß alle Thomas mehle, di« bei ber halbstündigen Lösungszeit in der schwach btmessenen Etrralflüssigkeit «iwa 8d°/g löslich« Phosphorsäur« gebe», bei zwetstün» oiger Lü>ung«dau«r üb-100«/, liefern, sodaß schließlich di« Gesammt- phoephorsäur« oe» Thomasmehls oer wasserlöslichen in der Wirkung gleichkomml. Meteorologisch« s. »«»»«eterft»»»» am! Früh 3 Uhr. s ebruar L'! ' WetterhäuSch«, auf »er König» «lbert-vräcke. Sehr Nocken 7bO --- Beständ. schön D Schön Weller —A veränderlich 730—M Regen (Wind) viel «egen Sturm 710 s T em peratur n-Telfius s- am 17. Febr. — 8»- A-740 " - 5» - - » 'N Windrichtung. 730 am 17. F«br. R. W- , 18. „ «. S-720 - - - Wetter W-7.0 «>"" Srbr. Schön. Io. „ W