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Auerthal-Zeitung : 31.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189701315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-31
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 31.01.1897
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kan t'datz eS zum offiziellen Abschluß deS Abkommens öffentlichung des "Abkommens dürfte schon in politische Unntzsch«, Le«tschl«»d. * Die einaelaufenen Berichte lasten erkennen, daß der Geburtstag der Kaisers nicht nur überall in Deutschland in geeigneter Weise begangen worden ist, sondern daß auch die Deutschen im Auslande die Gelegenheit er» griffen, ihren Patriotismus und ihre Anhäng» lichkeit an daS Vaterland zu bekunden. Tele graphische Berichte über derartige Feiern find sehr zahlreich eingelaufen. -Der Kaiser hat an seinem Geburts tage dem Finanzminister Dr. Miquel und dem Chef deS Zivilkabinetts, Dr. v. LucanuS den Schwarzen Adler-Orden verliehen. Mit dieser Verleihung ist der erbliche Adel verbunden. * Ueber dieMilitärstrafprozeßord- nung ist eS zu irgend welchen Verhandlungen im BundeSrate selbst oder im Ausschuß noch nicht gekommen. Es finden vielmehr vorerst nur vertrauliche Verhandlungen mit den Vcr- tretern einzelner Bundesstaaten statt. So ist z. B. ein Vertreter Württembergs, ein solcher Bayerns zu diesem Zwecke in Berlin. *Die deutsch-russische Zollk ferenz hat ihre Arbeiten so west beendet, nur noch einiger Formalitäten bedarf. Die Ver öffentlichung des Abkommens dürfte schon in naher Zukunft zu erwarten sein. *Die freifinnige Volkspartei hat zum Etat des Reichskanzlers den Antrag eingebracht, „den Henn Reichskanzler zu ersuchen, da« » reußische Staatsministerium zu veranlassen, Vorkehrungen zu treffen, welche öffentliche Verdächtigungen der obersten Staatsbehörden durch Organe der königl. preußischen politischen Polizei, wie sie im Prozeß Leckert-Lützow zu Tage getreten find, für die Zukunft ausschließen." Oesterreich-Ungarn. -Der,Nordd. Allg. Ztg/ wird aus Wien geschrieben: In gut unterrichteten politischen Kreisen verlaute, während der parlamentslosen Zeit solle Bürgermeister Strobach, der mit der Leitung kommunaler Angelegenheiten Schwierig keiten habe, zurücktrcten und Dr. Lueger Bürgermeister von Wien werden. DaS Blatt fügt hinzu, die Bestätigung der Nachricht bleibe noch abzuwarten. -In Oesterreich haben die Sozial demokraten, die einen in heftiger Sprache abgefaßten Wahlaufruf erließen, für die Wahlen der neuen fünften Kurie in allen Kron ländern, Dalmatien ausgenommen, Kandi daten aufgestellt. Ihre Kandidatenliste umfaßt 60 von den 72 Wahlbezirken der ge nannten Kurie. Es entspricht dies dem sozial demokratischen Grundsatz, möglichst in allen Wahlbezirken Kandidaten, und wäre es auch nur zum Zweck der Zählung der für dieselben abgegebenen Stimmen, aufznstellen. Frankreich. * Präsident Faure ist so gerührt durch die Aufmerksamkeit, die Frankreich durch den Be such Murawicws zu teil wird, daß er sich endgültig zu einer Reise nach Peters burg entschlossen hat, und zwar wird er nach dem .Nord' im Juli dorthin reisen. Ein Kriegs schiff wird ihn nach Rußland bringen, ein Panzergeschwader ihn begleiten. In seinem Ge folge werden General de Boisdefftc und Tournier und Admiral Gervais und Sallan- dronze sein. -Die Armee-Kommission der Deputierten- Kammer nahm am Mittwoch den Bericht ihres Referenten entgegen. Derselbe empfiehlt die Annahme des Gesetzentwurfes bett, die Bil dung vierter Bataillone. Im Ein vernehmen mit dem KricgSminister General Billot wurde der Gesetzentwurf einstimmig an genommen. England. -Bekanntlich hat das Warenmarken» gesetz von 1887 nicht die Wirkung gehabt, die man damit zum Schutze der englischen Industrie gegen die ausländische, besonders die deutsche, Konkurrenz zu erzielen gedachte. Das „ilsäe io vermau^", das seitdem den deutschen Fabrikaten in England ausgeprägt Werde« muß, hat nicht, wie beabsichtigt war, als Brandmarkung dieser Erzeugnisse gewirkt, sondern vielmehr al» Reklame für dieselben. Nun denken die englischen Industriellen darüber nach, wie sie diesen lästigen Warenstempel wiwer los werden können. Im Unterhaus« beantragte der Sbg. Sir Hovart Vincent, das Warenmarkengesetz dahin zu ändern, daß fremde Waren nicht mehr mit dem Namen deS Ur sprungslandes bezeichnet werden, sondern nur die Worte „Ausländisches Erzeugnis" als Marke tragen sollen. Der Präsident deS Han- delsamteS Ritchie erklärte sich dagegen. Der Antrag Vincent wurde darauf mit 153 gegen S7 Stimmen abgelchnt. Dänemark. -Eine neue Zarenreise wird signa lisiert. Nach Meldungen aus Kopenhagen hat der russische Minister des Aeußern, Gras Murawiew, bei seinem jüngsten dortigen Auf enthalt gegenüber befreundeten Personen die Hoffnung ausgesprochen, daß die Verhältnisse eS ihm erlauben dürften, mit dem Zaren die dänische Hauptstadt in wenigen Monaten wieder zu besuchen. Svaniea. * Den spanischen Botschaften ist auS Madrid über die Lage auf Cuba folgende tele graphische Mitteilung zugegangen: General Weyler durchzieht an der Spitze von vierzehn Truppenbataillonen die Provinzen von Havana und Matanzas nach allen Richtungen, so daß sich die meisten Führer der Aufständischen in die Provinz Las Villas, unter Zurücklassung von Toten, Pferden und verschiedenem Material in Rio de Havana zurückziehen mußten. Zahl reiche Flüchtlinge befinden sich in Marismas. In den erstgenannten Provinzen gibt es gegen- wärtig keme organisierten Rebellenbanden mehr und überhaupt keine größeren Scharen der selben, so daß man diese Gebiete als fast voll ständig beruhigt ansehen kann. In den Zucker fabriken, die sich hinter der Linie der Truppen befinden, wurde die Arbeit wieder ausgenommen. -Von einer Art Jeanne d'Arc, die den Aufständischen auf den Philippinen erstanden, berichten die spanischen Blätter aus Manila. Es ist die Gattin des kriegsrechtlich erschossenen Jnsurgentenchcfs Rizal, eine Eng länderin von Geburt. Sie ist am Haupthcrd des Aufstandes, in Jmus eingetroffen, und ent flammt die Eingeborenen durch ihr Auftreten und ihre zündende, wilde Freiheit atmende Rednergabe. Ihr Ruf hat sich bereits über die ganze Inselgruppe verbreitet. Balkanktaate». * Nach Berichten aus Konstantinopel richtete das dortige jungtürkischeKomitcc an hochstehende Zivil- und Militärfunktionäre ein Schreiben mit der Aufforderung, einen Wechsel in dem gegenwärtigen, für das Reich verderblichen System herbeizuführen, da sonst das Komitee eine Aktion beginnen mußte, welche dem Reiche zum Schaden gereichen möchte. * Aus Kreta wird gemeldet, daß große Scharen Aueständischer von den Bergen Herabsteigeu, nm die Einführung derReformen zu erzwingen. Aus Griechenland find neue Unterstützungen und Waffensendungen ange meldet. Es herrscht erneut große Panik, die Bevölkemng fieht mit Angst und Bangen den nächsten Tagen entgegen und bringt die meiste Zeit des Tages hinter verschlossenen Thüren zu. -Durch Erlaß deS griechische Kriegs ministers werden die Reservisten des Jahr ganges 1891 auf den 2. Mai zur Fahne ein berufen werden. Der einbcrufene Jahrgang soll den Truppenteil fürdasLagervonThcben bilden. Amerika. -Der Sekretär des MarineamtS in Washington ist der Frage näher getreten, ob man die Schrecken der Seegefechte nicht durch eine Organisation vermindern könnte, die es erlaubt, den Verwundeten außerhalb der GcfechtSsphäre Hilfe zu bringen. Sofern dieser Gedanke die erwünschte Verbreitung und Be rücksichtigung findet, würde der im Jahre 1864 in Genf abgeschlossenen Konvention zur Linde rung von Leiden der Verwundeten auf dem festen Lande eine völkerrechtliche Konvention »ur Seite treten, welche den Fortschritt in der Humanisierung de» Krieges auch auf die See zu übertragen Hütte. Afrika. -AuSGanstbar wird gemeldet, daß trotz aller englischen Ableugnungen der Sultan Hamud den Muhamed am 19. d. plötzlich schwer erkrankt war, so daß von eng lischer Seite sogar daS Gerücht verbreitet wurde, die plötzliche Erkrankung deS Sultans sei auf einen von dem unter deutschem Schutz in Dar- eS-Salaam lebenden „EintagSsultan" Said Chalid angestifteten BergiftungSversuch -nrückzuführen. Erst als die Engländer die Haltlosigkeit dieser Fabel einsahen, wurde die ganze Meldung als auf Erfindung beruhend dargestellt. Deutscher Reichstag. Am 28. d. wird die zweite EtatSberatuna fortgesetzt mit dem Etat der Reichrpost- und Telegraphenverwaltung. Beim Titel „Staatssekretär" beantragt die Budgetkommission folgende Resolution: „Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß die Annahme und Bestellung gewöhnlicher Pakete von der Reichspost an Sonn- und Feier tagen, mit Ausnahme der Weihnachtszeit vom 18. bis 3V. Dezember, auf Eilsendungen beschränkt werde." — Die Petitionen aus Erhöhung des Post- gewichtS für einfache Briefe beantragt die Kommission, den verbündeten Negierungen zur Erwägung, die jenigen wegen Ermäßigung der Fernsprechgebühren als Material zu überweisen. Abg. Müller- Sagan (fr. Vp.j: Auch in diesem Jahre liegen uns wieder eine Reihe von Petitionen von Postbeamten nm Gehaltsaufbesserung vor. In der Frage der Erhöhung des PostgewichtS für ein fache Briefe verhält sich die Posrverwaltung noch immer ablehnend. Nur daS eine hat der Staats sekretär zugestanden, daß in Zukunft ein halbes Gramm Uebergewicht noch nicht als doppelporto- pflichtig gerechnet werden soll. Der Ausfall, den der Staatssekretär befürchtet, wäre sofort gedeckt, wenn der neue Postzcitungstarif recht bald in Kraft gesetzt würde, welcher die Lasten den Leistungen der Post entsprechend verteilt und nicht die billigen kleinen Blätter in ungebührlicher Weise begünstigt. Dringend der Neuregelung bedarf feiner die Frage der Fernsprechgebühien. Der Satz, den die Ver waltung jetzt mit Rücksicht auf die Verzinsung der in den Fcrnsprechlinien angelegten Kapitalien fest halten zu müssen glaubt, ist entschieden zu hoch. Abg. Hug (Zcntr.) wünscht gleichfalls eine Er mäßigung der Telephongcbnhrcn im Interesse d-r kleinen Städte, in denen es den großen Städten gegenüber so außerordentlich wenig Anschlüsse gebe. Staatssekretär ».Stephan: Ich will noch mals erklären, daß einer nochmaligen Ermäßigung der Fernsprechgebühren, nachdem dieselben bereits dreimal herabgesetzt worden, sehr erhebliche Gründe entgegen stehen. Es ist richtig, daß die Gebühren herabsetzung eine VerkchrSsteigcrilng zur Folge hat, aber es steigern sich auch die Ausgaben. Die Fern sprechgebühren sind übrigens bei uns niedriger als in der großen Mehrzahl der anderen Länder. — Redner verliest eine statistische Ueberstcht über die Zahl der hergestellten Anschlüsse im Deutschen Reich, aus der er als Resultat feststellt, daß ein Gespräch etwa 3^/4 Pfg. koste, was nicht zu hoch sei. Abg. Gamp (freik.): Es wäre unverantwortlich von uns, wenn wir durch Erhöhung des PostgewichtS sür einfache Briefe einen EinnahmcauSfall von 4 Mll., durch die Ermäßigung der Telephongcbühren einen weiteren von 6 Millionen herbeiführcn wollten. Wir müßten geradezu im Gelde schwimmen, wollten wir in dieser Richtung vorgehen. Damit, daß Pakete, die außerhalb der Poststunden ausgcgebcn werden, ein Strafporto von 1,20 Mk. bezahlen, bin ich einverstanden, eine Ausnahme müßte aber für die Nrzucisendungcn auf dem Lande gemacht werden. Staatssekretär v. Stephan: Sobald wir den Wunsch des Abg. Gamp erfüllen, werden Tausende von Rufe erschallen, die diese Ausnahme sür sich ebenfalls beanspruchen. Es handelt sich hier um außergewöhnliche Leistungen, für die eine außer gewöhnliche Taxe wohl angebracht ist. Abg. Singer (soz): Ich glaube, der Wunsch des Abg. Gamp wäre leicht durchzusühren, seine Er füllung würde auch kaum einen erheblichen Ausfall zur Folge haben können. Der Staatssekretär ver hält sich auch hier ablehnend, weil momentan eine Reduzierung der Einnahnien eintretcn könnte. Er betrachtet die Post- und Telegraphenverwaltung als ein Institut rein fiskalischer Plusmachcrei. Ich bin im Gegensatz zu ihm überzeugt, daß eine Ver billigung der Fernsprechgebühren einen nennenswerten Ausfall überhaupt nicht zur Folge hat. Er würde /r»P «e,deckt wttdmmttch die Vermehrung der Anschlüsse. Die von der Budgetkommisfion vorgeschlagene Refo- lutio« empfehle ich Ihnen zur Annahme. Ei» soll dadurch eine Entlastung der Postbeamten, eine Er weiterung der Sonntagsruhe herbeigesührt werden, di« noch itnmrr nicht genügend durchgesührt ist. I» Betteff deS TelepbonanschlufseS darf kein Unterschied bestehen zwischen dem Aristokraten und dem Arbeiter, e» sei denn der der früheren oder späteren Anmel dung. Auch im Briefverkehr sollen ähnliche Bevor zugungen einzelner vorkommm. Endlich möchte ich noch um Auskunft darüber bitten, ob eS wahr ist, daß in Frankfurt a. M. Kinder unter 18 Jahre« bei der Paketbestellung verwendet worden find. UnterstaaiSsekretär Fischer: Die Behauptstng, daß in Frankfurt Kinder in größerer Zahl beschäf tigt worden sind, habe ich in der Kommission für unwahrscheinlich erklärt. Die Ermittelungen haben ergeben, daß sechs Knaben, von denen aber keiner unter 14 Jahren war, in der Weihnachtszeit täglich einige Stunden mit dem Bekleben der Pakete be» schäsiigt worden sind. Abg. Singer hat sich sodann über die mangelhafte Durchführung der Sonntags ruhe beklagt. ES sind verschiedene Regelungen em» getreten. Wir halten auch nicht aus finanziellen Rücksichten mit der Stellenvermehrung zurück, wir schlagen Ihnen beispielsweise in diesem Etat ein« Vermehrung um etwa 5000 etatSmäßige Stelle« vor. WaS der Vorredner über angebliche Bevor zugungen erzählt hat, muß ich in da» Gebiet der Phantasie veriveisen. Abg. Lingens (Zrutt.) empfiehlt möglichst strikte Durchführung der Vorschriften über die Sonntagsruhe und tkunlichstc Ausdehnung derselben. Abg. Werner (Antis.) wünscht besonders Besol- dungsausbesserung der Nnterbeamten, Erhöhung der Gewichtsgrenze für einfache Briefe, Ermäßigung bei Fernsprechgebühren, baldige Vorlegung eines Poft- zeitungStarifS und Abschaffung des Gratifikations wesens. Abg. Hammacher (nat.-lib.): Ich will die Debatte zurücklenken auf die Frage der Erhöhung des RormalgewichlS für einfache Briese. Herr Gamp hat ja den Staatssekretär in seiner ablehnende« Haltung unterstützt. Aber es kann unmöglich be hauptet werden, daß auS der Erhöhung des Bries gewichts oder der Ermäßigung der Fernsprecheinrich tung dauernd eine Herabminderung der Einnahmen erwachsen könnte. ES hat sich bei jeder Herab setzung der Eiscnbahntarife, mit denen ja eine gewisse Analogie vorhanden ist, gezeigt, daß nicht Mindereinahmen, sondern Mehreinnahmen ein traten. WaS das Normal-Briefporto anbctrifft, so ist dasselbe eingeführt worden zu einer Zeit, al» unsere Papierindustrie noch in der Entwicklung be griffen ist. Jetzt fabrizieren wir sehr gutes Papier, aber auch schwereres. Deshalb allein ist auch die Erhöhung deS Normalgewichts geboten. ->" Staatssekretär v. Stephan: Die verbündeten Regierungen bringen den Verkehrsinteresscn gewiß alles Wohlwollen entgegen, aber sie haben auch noch andere Faktoren zu berücksichtigen, die Landwirtschaft, die Industrie, v?r allem aber die Finanzen. ES sind, wie ich bereits anführte, 10 Millionen Ausfall zu befürchten. Darin liegt für uns ein Wall. Darauf wird die Weiterberatung vertagt. Don Uah und Fern. Kiel. Am 28. Februar begeht die Tante der Kaiserin, Prinzeß Henriette von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Augustenburg, mit ihrem Gemahl, Dr. Johannes Friedrich August von ELmarch, Geheimen Medizinalrat, Generalarzt 1. Klasse und Univerfitätsprofessor zu Kiel, daS Fest ihrer silbernen Hochzett. Stettin. Während deS Militärzapfenstreiches kam eS in Stettin zu Ausschreitungen seitens der Menge. ES wurden insgesamt 20 große Geschästsläden demoliert, viele Waren gestohlen, auch eine Person verletzt. Karlsruhe. Wie mitgeteilt wurde, ist der Leutnant v. Brüsewitz, nachdem das erste Er kenntnis des Militärgerichts die Bestätigung de» Kaisers nicht gefunden Hat, nunmehr zu 3 Jahr und 20 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Wie man annimmt, wird er die Strafe in Frei bürg i. B. abbüßcn. — Anscheinend ist die Verurteilung nur wegen Totschlags im Affekt erfolgt. Der 8 113 deS Reichsstrafgesetzbuchs, der auch auf Militärpersonen Anwendung finde!, lautet: „War der Totschläger ohne eigene Schuld durch eine ihm zugefügte Mißhandlung oder schwere Beleidigung von dem Getöteten zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur That hingerissen worden, oder find andere mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnis strafe nicht unter 6 Monaten und höchsten» von 5 Jahren ein." Die Serri« »0« Molfenshagen. SZ Novelle von Luise Cammercr. (Fortsetzung.) „Sie haben von meinem Unfall gehört und diesem verdanke ich Ihre Teilnahme, nun ver stehe ich," sagte er herzlich, „sei er gesegnet um deS Guten willen, und nun mein verehrtes Fräulein, bevor ich Ihre Güte annehme: mein Name ist Oswald von Finkenstein." „Wenn mir der Zufall auf der großen Heerstraße des Lebens ein Menschenkind m den Weg führt, dem ich einigermaßen zu Gefallen leben kann, geschieht eS, ohne vorher nach Rang uttd Würden desselben zu fragen," sagte fie mit feinem Spottlächeln, während dieser Spott als Funke scheinbar im Auge weiter glomm, „bei Menschen, die der leidige Zufall für kurze Zeit zusammenführt, thut ja der Name auch nichts zu Sache." „Sie thun daS Gute, um deS Guten, nicht um des DankeS willen/ erwiderte er leicht be schämt, „wie könnte cs auch anders sein, doch glaube ich nicht, daß meine Vorstellung eine urige Auffasfung zuläßt." „Ich bin ja selbst nur Gast hier," beruhigte fie heiter, „erst heute habe ich mir größere Rechte erworben, indem ich Patenstclle bei dem -kindchen der Haudftau vertrat. Die junge Wirtin ist die Tochter meiner Amme und im gleichen Alter mit mir," setzte fie erklärend hinzu. „Dem Kindchen mag daS Leben leicht wer den," kam cs erregt von seinen Lippen, „da eine gütige Fee ihm den ersten Weg zu letten sich herbeiläßt und die ersten Glücksboten an seine Wiege niederlegt l" „Die freisinnige Menschheit achtet solch ge heime Mächte nicht mehr," erwiederte sie heiter, „fie zieht sichtbare Beweise geheimnisvollem Walten vor, ich muß gestehen, daß auch bei mir die Märchenpoefie verschwand, als ich zu denken begann." Er nickte zustimmend und nahm von all dem Guten, das sie ihm bot. „Wie traulich und wohnlich eS hier ist," bemerkte er, sich umblickend, „ein ganz heimat licher Friede überkommt mich!" Die Ausschmückung deS ZimmerchenS war eine äußerst einfache, aber dennoch anheimelnd. Ueber dem braunen Ledersopha hingen im dunklen Rahmen die verblichenen Bilder der Vorfahren des Wirts. Ein riesiger, altmodischer GlaS- schrank gestopft voll blinkender, blitzender Zinn- und Porzellangegenstände, einige bequeme Polsterstühle, ein harter Eichentisch und einige hochaufgetürmte Betten bildeten die Einrichtung, und dennoch umfaßte dieser Raum die ganze Welt der Wirtsleute. Die junge Dame erhob sich und öffnete die Fenster, die nach dem Walde lagen. Schon neigte die scheidende Sonne sich, ihre Strahlen fluteten über die ' annenspitzen und Buchenwipfel und ruhten vergoldend auf dem wogenden Korn. auS dem zahllose Blumenaugcn grüßten. Auf der Blütenpracht der Blumen lag ein rosiger Schimmer. In Licht und Glanz zer floß die ganze Natur. Der Blick des jungen ManneS hing wie gebannt an der anmutsvollen Gestalt, die von Glut überhaucht in der Fensternische stand. Sic neigte ihm das schöne Haupt zu und sagte träumerisch: „Sie waren lange in der Fremde, daS thut nicht gut! Wer das Groß artige erschaut, darf darüber das Liebliche nicht vergessen. Wer sich der Heimat entfremdet, wird ihr fremd im Fühlen und im Denken. Meine Kindheit, meine ganze Jugend ist mit dem Dörf chen hier verknüpft, ich glaube, die Sehnsucht wird mich immer Hierher zurückziehen!" Er lächelte ihr zu. „Haben Sie schon ein Stück Welt gesehen?" Sie schüttelte verneinend da» schöne Haupt. „Ich weiß nur, daß ich in der Residenz einst fast das Atemholen verlernt habe," erwiderte fie faust. „Herzbeklemmend, erstickend war die Lust, die ich dort geatmet: man hat mir immer viel Freiheit geschenkt, die strengen Penfionsrcgeln und starren Mauern erdrückten mich fast. Ich bat und flehte, bis ich aus der Pension zu- rückkehren durste. Der Eindruck blieb für immerdar l" Wie hold und schön fie war und wie be stickend ihre Stimme klang, ja, wo fie weilte, >a konnte auch seine Welt sein. Der Zauber hrer Persönlichkeit würde ihm auch daS ein- achstc Dörfchen zur Heimat machen. Doch ämpfte er auch für die Schönheit draußen. „Die Residenz ist nicht die Welt," entgegnete er mit feinem Lächeln, „ein Urteil über, Unge konntes ist meist beschränkt, ost gar vom Vor urteil geleitet. Die Welt ist da, wo himmel hohe Berge unS an unsre Niedrigkeit erinncm, wo die Sonne sich in sttaßlendcn Gewässern fpiegclt, wo der Himmel azurblau über blühenden Orangen- und Myrtenhainen thront, wo alle» . atmet in Blüte und Dust, wo bunte, märchen hafte Gestalten an nnserm trunknen Auge vorüberziehcn, wo fremde, eigenartige Weisen in unsre Ohren tönen und unser Fühlen betäuben und berauschen!" „Und uns den klaren Sinn verminen," .er gänzte fie leise, traurig, „wer solches erschaut, dem wird wohl die Heimat eng und dürftig, der wird sich immer in ihr glücklich fühlen, und auch Sie werden wieder hinauSziehen. Und. doch, so schön Ihre Schilderung, ich möchte den ewig blauen Himmel nicht! Ich würde mich nach deutschem Winter, nach Schnee und Eis und Schellengeläute sehnen und bei dem" Flüstern der Orangen- und Myrtenhaine würde mich die Sehnsucht nach dem Rauschen meiner Eichenwälder überfallen! „Ans Vater land, anS teure, schließ dich an, daS halte fest mit deinem ganzen Herzen, hier find die starken Wurzeln deiner Macht, dort in der fremden Welt bist du allein! e.n schwaches Rohr, da» jeder Sturm zerknickt!" — Wie tief empfunden sind diese Worte unsres unsterblichen Dichter». Sie mag wohl ihren Reiz haben, die schöne Welt da draußen, aber man soll sich darin nicht verlieren, man schuldet dem Vaterland Pflichten, wenn man Besitztum hat!" Er blickte in daS erregte, holde Gesicht, in die leuchtenden Augen, und eS wurde ihm s» warm, so wohl zu Mut, wie seit langen Jahren nicht. Der Wirt störte da» traumverlorene Bei sammensein. „Gnädiger Herr, Ihr Wagen ifi gerichtet l"
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