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Aus der Entwicklungszeit der Braunkohlenhochtemperaturverkokung Von ERICH RAMMLER, Freiberg Freundschaften können aus verschiedenen Wurzeln erwachsen: aus schlichten Sympathien, aus übereinstimmenden Neigungen in Kunst und Sport oder schließ lich aus dem Dienst an einer gemeinsamen Lebensaufgabe. Eine Freundschaft der letzteren Art kann Männer trotz verschiedenen Charakters, unterschiedlicher Tem peramente, abweichender Denkweise miteinander verbinden, und gerade solche Unterschiede können oft den zündenden Funken des Fortschrittes auslösen. Die Arbeit an einer gemeinsamen großen Aufgabe, nämlich die Braunkohlen- hochtemperaturverkokungzu entwickeln und großtechnisch zu realisie ren, war es, die Bilkenroth und mich zusammenführte. Mil dem Jahre 1948 lief die Forschung für die sowjetische Besatzungsmacht an den Instituten der Bergakademie aus. Hofmann und Bilkenroth kamen zu jener Zeit nach Freiberg, um über die Wiedererweckung des Erfahrungsaustausches in der Braunkohlenindustrie und über ein neues Anlaufen der Braunkohlenforschung in unserem Lande mit uns zu beraten. Noch ohne Forschungsauftrag ließ ich noch im Jahre 1949 — fußend auf den Vorarbeiten von Hock, Conzelmann, Vollmaier, Bilkenroth, Haase und von mir selbst — im Institut für Technische BrennstolTver- wertung experimentelle Studien über Braunkohlenhochtemperaturverkokung be ginnen; sie fingen an, ein offizielles Gesicht zu erhalten, als das Institut beauftragt wurde, dem Verfahrensvorschlag des Kollektivs Klein auf Mischverkokung von Stein- und Braunkohle nachzugehen. Im Verlaufe dieser Arbeiten fanden einige Aussprachen zwischen Bilkenroth, der damals im Auftrag der Deutschen Wirt schaftskommission die Forschung im Industriezweig Kohle betraute, und mir statt, bei denen wir uns, die wir uns zwar von früher her, aber doch nur flüchtig kann ten, in der wachsenden Erkenntnis, daß eine gemeinsame Aufgabe für uns heran wuchs, näher kamen. Gelegentlich eines Besuchs von Minister Selbmann in Frei berg im Frühjahr 1950 legte er uns auf, im Hinblick auf die beabsichtigte Ent wicklung der Metallurgie in der im Vorjahr ins Leben getretenen Deutschen Demo kratischen Republik die Braunkohlenverkokung als die Forschungsarbeit Nr. I zu behandeln. Kurz darauf fand eine eingehende Besprechung zwischen Bilkenroth und mir in Freiberg statt. Inzwischen hatte sich die Perspektive in der Metallurgie kon kretisiert; die Staatsführung beabsichtigte, eine Roheisenerzeugung auf der Basis des Niederschachtofens unter Anwendung der Entwicklungsarbeiten von Säuber lich für die Verhüttung armer Eisenerze zu erstellen. Damit war nun der For schungsarbeit über die Herstellung von Braunkohlenhochtemperaturkoks, die schlechthin aus der Erkenntnis begonnen worden war, daß die Deutsche Demo kratische Republik bei ihrem Mangel an backenden Steinkohlen einen Braun- kohlenhochtemperalurkoks brauchen könne, ein konkretes Nahziel gestellt, näm-