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Auerthal-Zeitung : 09.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189412095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-12
- Tag 1894-12-09
-
Monat
1894-12
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.12.1894
- Autor
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sich durch diese winzige Geldstrafe nicht abhalten lassen, sein Treiben fortzusetzen. Eine erhebliche Uarlo-Ersparnis läßt sich in vielen Fällen bei Versendung von Postpaketen, worauf wir bei der jetzt heran nahenden Weihnachtszeit und dem damit reger werdenden Paketverkehr Hinweisen wollen. Be kanntlich richtet sich das Porto für die über 5 Kilogramm schweren Pakete nach der größeren oder geringeren Entfernung vom Versendungs orte auS, zu welchem Zwecke 6 Zonen ange nommen sind, deren erste eine Entfemung vis zu 10 geographische Meilen, die zweite von 10 bis 20, die dritte von 20 bis 50, die vierte von 50 bis 100, die fünfte von 100 bis 150 und die sechste die Entfemungen über 150 Meilen hinaus in sich schließt. Für jedes angefangene Kilogramm über 5 Kilogramm wird nun ein Zuschlag von 5, 10, 20, 30, 40 oder 50 Pfennig (in der sechsten Zone) erhoben. Durch Teilung größerer Pakete, hauptsächlich der über 8 Kilo gramm schweren, in zwei oder mehrere, kann man sich nun eine ganz wesentliche Verringerung des Portos verschaffen, vorausgesetzt natürlich, daß die nötig werdenden Verpackungskosten (wie etwa Holzkisten rc.) diese Ersparnis nicht wieder auf heben. Ein gegen 9 Kilogramm wiegendes Paket z. B. würde nach der 4. Zone (50 bis 100 Meilen), in eine Sendung verpackt, 1,70 Mk. kosten, dagegen geteilt pro Paket 50 Pfg., was eine Ersparnis von 70 Pfg. ausmacht. Bei einem Paket von 9 bis 10 Kilogramm macht diese Ersparnis bereits in der 3. Zone 50 Pfg., in der 4. 1 Mk. und in der 6. Zone gar zwei Mark auS. Selbstverständlich müssen auch die werden auf 1 Begleitadresse befördert, es ip aber zweckmäßiger, jedem Paket ein« besonder« Vegleitadrefle beizugeben. X Gerichtshalle. Breslau. Die Strafkammer des Landge richts hat einen wegen der Verwendung zu leichter Gewichte angeklagten Lagerhalter des Konsumvereins frcigesprochen, weil nach Ent- scheidung der höchsten Gerichtshöfe „die Gewichte eines Konsumvereins den gesetzlichen Bestimmun gen nicht zu entsprechen brauchen . Sie können leichter oder schwerer sein, als die Normalgrcnzen bestimmen, da der Konsumverein in seiner Eigen schaft als geschlossene Gesellschaft (was er aber in Wirklichkeit fast nie ist. Red.) am Gewinn beteiligter Mitglieder nicht als Gewerbetreibender im Sinne des Gesetzes anzusehen sei. Winsen. Der „Wunderdoktor" Ast aus Radbruch ist von dem hiesigen Schöffengericht wegen Vergehens gegen 8 367 des Strafgesetz buchs zu 150 Mk. Geldbuße verurteilt worden. Von der Unmenge von Vergehungen, die dieser Paragraph erzählt, kann gegen Ast nur das Delikt des Feilhaltens und deS Verkaufs von Arzeneien ohne polizeiliche Erlaubnis damit zur Ahndung gekommen sein. Seine in geradezu ungeheuerlichem Umfange betriebene Kurpfuscherei ist durch dieses Urteil nicht berührt und er wird dankt es Norwegen, daß die Jagd des sogen. MumarkenwalS durch die Norweger und die Kunst in Verbindung stehend« Suanofabrikation eine so ungemein ergiebige Einnahmequelle ge worden ist. Swend Foyn war der erste Nor weger. der den Robbenfang im großen betrieb. Er erfand eine eigene Granate, die nach ihrem Springen im Innern des Walfisches GaS ent wickelt und dadurch das Sinken deS Tiere» verhütet. Auch eine Spielhölle! Der Polizei kommissar deS dritten Bezirks von Nizza wurde unlängst benachrichtigt, daß in der vierten Etage des Hauses Nr. 25 Rue Delille bet der Frau Marie Seassand ein Hazardspiel insgeheim statt finde. Der Polizeikommissar begab sich an Ort und Stelle und überraschte sechs Frauen beim Lottospiel. DaS Lotto und eine Summe von 70 Centimes wurden mit Beschlag belegt und ein Protokoll ausgenommen. Mord. Vor einigen Tagen wurde in London auf offener Straße ein Mädchen er mordet. Am 4. Dezember ist nun in Irland als deS Mordes verdächtig ein 21 Jahre aller Mann namens Reginald Saunderson verhaftet worden. Derselbe ist der Sohn eines hochange sehenen Friedensrichters in Irland. Der berühmte Bergsteiger Whymper, dem das Matterhorn und der Chimborasso nicht viel zu schaffen machten, hat endlich seinen Meister gefunden l Im heimischen England ist er dieser Tage auf eine Ersteigung gestoßen, an der seine Kunst scheiterte und von der er mit gebrochenem Schlüsselbein abstehen mußte. Im Lokalblatt von Birkenhead liest man: „Ein seltsamer Unfall ist am Montag abend in Birkenhead Edward Whymper, dem berühmten Bergsteiger, zuge- stoßen. Whymper sollte in der MusiHalle einen Vortrag über seine Bergsteigererfahrungen halten. Ms er die etwas steile Treppe zur Plattform hinaufstieg, trat er daneben, fiel die Treppe herab und brach sein Schlüsselbein. Hoffentlich erholt sich Herr Whymper bald und wetzt die Scharte, die sein Bergsteigerruhm erlitten, durch Bezwingung eines noch unbesiegten Bergriesen aus." Ein gewandter Hoteldieb hat in der Nacht zum Freitag in einem der vornehmsten Hotels in Rom mit Erfolg operiert. Er ver schaffte sich des Nachts Eingang in drei Hotel zimmer, betäubte die Inhaber durch Chloroform und stahl ihnen dann ihre Wertsachen. Dem Marchese Ridolfi entwendete er 4700 Lira, dem Marchese Pallavicini 1280 Lira, dem Advokaten Gianpietri die goldene Uhr mit Kette. Der Brieftasche des Advokaten hatte der Gauner nicht habhaft werden können, da sie jener unter seinem Kopfkissen verborgen hielt. Am Freitag morgen 7 Uhr verließ der Gauner unbehelligt das Hotel, während seine Opfer erst gegen zehn Uhr aus ihrer Betäubung erwachten. Der Dieb wird als ein elegant gekleideter, blonder Mensch im Alter von 30 Jahren geschildert. deutender Menschenmengen, außerdem mit feinen Restaurants und mit Küchen, in denen die Zu bereitung der Fische vor den Augen des Bubst- kumS geschehen soll. Man verspricht sich hiervon «ine Förderung deS Fischabsatze» in Deutschland, der hinter der Zunahme der Fischdampferflotte zurückgeblieben ist, was besonder» im Sommer stet» zur Ueberproduktion führt. Die «rderschütterungen in «-lebe« find jetzt wieder recht an der Tagesordnung: in einer der letzten Nächte sind eine ganz« Reihe im Senkungsgebiete empfunden worden. Da neben schwankt der Erdboden fast unablässig, und au» den Riffen der Häuser bröckelt fortge setzt Kalk und Mörtel. In der Rammthorstratze, die zwar schon seit Monaten zum SenkungS- aebiete gehört, aber erst seit kurzem besonders stark unter den Zerstörungen zu leiden hat, find GaSarbeiter fortgesetzt an der Arbeit, um die bald hier, bald dort sich zeigenden Brüche auS- -«bessern. Mehrere Häuser find von Gasgeruch erfüllt. Wie erzählt wird, hat der Markscheider deS kgl. OberbergamtS zu Halle, der fortwährend Messungen vom SenkungSgebiete aufnimmt, sich schon über den Stadtkreis hinaus begeben müssen, nm den Beginn der SenkungSerschemungen fest- zustellen. Zum Duell herauSgefordert wurde nach den ,Berl. N. Nachr/ der verantwortlich« Redak teur der.AugSb. N. Nachr/ von einem pensio nierten Major, well der Redakteur den „Sang an Aegir" als Dilettantenarbett bezeichnet hatte. Mr ungültig mußte kürzlich eine Er neuerungswahl für den Gemeindekkchenrat der Ortschaft Altfelde erklärt werden — well zu ihr ein einziger Wähler erschienen p)ar. Tot aufgefuude« wurde, wie auS Rostock berichtet wird, der Rittergutsbesitzer Brunst auf Körchow. Er lag im Gutsforste mit Wunden bedeckt. Ob Mord oder Unglück vorliegt, wird erst die Untersuchung ergeben. Ei« heiteres Stückchen passierte kürzlich in einem Nachbarstädtchen von Waldshut. Dort kam abends ein Fremdling an, der durch sein Benehmen dem dort stationierten Gendarmen auffiel. Ms er ihn kontrollierte, stellte eS sich heraus, daß der Fremdling kein Wort deutsch verstand, daß dagegen alle Papiere, die er bei sich trug, den Namen deS Gendarmen enthielten. Der herbeigeholte Ortspfarrer, der in solchen Dingen den Dolmetscher machen muß, klärte die Sache dahin auf, daß der Fremdling ein Franzose und der Liebhaber der Tochter des Gendarmen sei, die er in Paris kennen gelernt und die er besuchen wollte. Der zukünftige Herr Schwiegerpapa hat denn auch seinem Schwieger sohn bei einer Flasche Wein den Segen gegeben. Furcht vor Strafe. In Baireuth hat sich «in Unteroffizier vom 7. bayrischen Infanterie- Regiment aus dem Fenster des zweiten Stockes der Kaserne gestürzt. Der Unglückliche war so fort tot. Das Motiv zu dem Selbstmord soll Furcht vor einer kleinen Strafe gewesen sein. Sechzigtausend Mark für eine Stadt- ^.^vcht verlangt eine Berner Familie, reichs- länKsihen Blättern zufolge, und zwar für eine Vogelschau-Perspektive von Mühlhausen i. E. Die Ansicht rührt wahrscheinlich von Johannes Zetter auS dem Ende des 17. Jahrhunderts her (Original-Zeichnung). Sie wurde vielfach er wähnt, war aber nirgends zu finden, bis sie jetzt durch Zufall unter alten Familien-Papieren in Vern entdeckt wurde. Für den obigen Preis ist fie der Stadt Mühlhausen angeboten worden; heruntergehen will man in Bern nicht. Ob die Stadt aber für die alte Zeichnung so viel aus legen wird, erscheint fraglich. Der jüdische Freiherr v. Köuigswarter in Men wurde nebst seinem Sohne am Donners tag durch den Kardinal Schlauch von Groß wardein getauft. Die nach Bestimmung deS Vaters des Freiherrn v. Köuigswarter in diesem Falle verschiedenen Wohlthätigkeits-Anstalten zu fallende Million Gulden wurde ausgezahlt. D«r als Begründer des Walfischfangs und als Erfinder der Harpunkanone in Norwegen volkstümliche Schiffsreeder Swend Foyn ist im Mter von 85 Jahren in Tönsberg gestorben. Seine Erfindung bedeutet in der Geschichte des Walfischfanges eine neue Epoche, und dieser ver A«« Harkrrr- wkd geschrieben: „Zu dem „Wunderdoktor* Schäfer Ast in Radbruch kommen jetzt täglich achthundert bi» tausend Fremde. Mit größter Ausdauer stehen die Leute trotz Wind und Wetter stundenlang wartend vor AstS Häuschen, und eS kann nicht auSbleiben, daß mancher, der gesund nach Radbruch gefahren, mit einer tüchtigen Erkältung heimkehrt. Je mehr gegen den so „berühmt^ gewordenen Schäfer geeifert wkd, desto größer wird der Zuzug nach seinem Wohnort, und die Radbrucher freuen sich dessen, fie verdienen doch alle etwas dabei. Biel Geld verdienen die Radbrucher mit dem Beherbergen der weit hergekommenen Gäste, doch müssen diese vielfach für die Nacht mit einem Stuhl oder einem Strohlager vorlieb nehmen. DaS ,Stader Tagebl.' erhält von einem Herrn, der in Rad bruch war, folgende Zuschrift: „Kranke bezw. solche, die etwaige Heilung ihres Leidens von dem sogenannten Wunderdoktor in Radbruch er warten sollten, können nicht dringend genug da vor gewarnt werden, jetzt eine Reise nach dem fraglichen Orte zu unternehmen, da, abgesehen von der Fragwürdigkeit einer Heilung der Leiden, daS Unternehmen auch mit Lebensgefahr ver knüpft ist. Schreiber dieses ist Augenzeuge davon gewesen, wie ein Mann im Gedränge dort zu Tode gekommen ist und eine Frau durch Er drücken rettungslos in dem Orte daniederliegt. ES sollen bis jetzt fünf derartige Unfälle dort vorgekommen sein." — Die Harb. Anz. und Nachr/ bestätigen diese Erklärungen und bemerken dazu: „Der Unfug in Radbruch dauert nicht nur fort, sondem nimmt einen Umfang an, der auf die Intelligenz westester Kreise daS traurigste Licht wirft. Infolge des Gedränges kommen in der Wohnung des Ast täglich Ohnmachtsanfälle vor und heute morgen hatten wir sogar einen Todesfall. Ein Mitglied der Hamburger Feuer wehr, ein großer starker Mann, der sich schon zwei Tage in Radbruch aufgehalten hatte, ohne zu dem „Wunderdoktor" gelangen zu können, fiel heute morgen bei der Thür im dichtesten Gedränge plötzlich tot um; wahrscheinlich liegt ein Herzschlag vor. Heute morgen haben von Hamburg und hier nicht weniger als 352 Per sonen den „wunderthätigen" Schäfer ausgesucht. Einige Frauen sollen sich dort seit Montag auf halten, ohne die gewünschte Audienz zu er halten." ZUlrrlri. Eft» Weiher Panther ist deut pariser" Jardtn deS Plante» vom rusfischen Fürsten Gagarin geschenkt worden. Der Fürst hat da» Tier auf der Pamir-Lochfläche eingefangen. Wie daS Schneehuhn uiw der weiße Alpenhase seltsame weiße Formen der Alpenregion find, so ist auch der weiße Panther eine solche alpine Abart der tiefer wohnenden Art. DaS pracht volle große Tier ist in Europa das erste in seiner Art. Der kälteste bewohnte Punkt der Erde. Zur Zett, da man sich überall auf den Winter vorbereitet, ist e» wohl am Platze, daran zu er innern, daß der Mensch, wie er in den höchsten Tropen lebt, so auch m den kältesten Gegenden sein Leben fristen kann. Bekanntlich nimmt die Kälte gegen den Nordpol nicht gleichmäßig zu; es wird sogar vermutet, daß am Nordpol eis freies Meer ist. Die größte Kälte hat man bis jetzt im ostsibirischen Eismeer gefunden und in Ostsibirien ist es auch, wo sich der Ort befindet, der bei tiefster Temperatur ein ständiger Wohn platz von Menschen ist. Nach Prof. Wild von Petersburg ist dies Werchojansk, das 67,34 Grad nördlicher Breite und 133,51 Grad östlicher Länge von Greenwich, liegt; über dem Meere liegt eS 107 Meter. An diesem Orte hat sich Prof. Wild ein ganzes Jahr aufgehalten, um dessen Temperatur zu studieren. Nach seinen Aufzeichnungen beträgt die mittlere Teuweratur: im Januar — 51,3, im Februar — 46,3, im März - 47,7, im April — 15,8, im Mai — 0,1, in, Juni -ft 9,6, im Juli -ft 13,8, im August -ft 6,4, im September — 1,6, im Oktober — 20,2, im November — 40,1 und im Dezember — 49,9 Grad Celsius. Das gibt ein Jahresmittel von 19,3 Grad unter Null. Welche Anpassungsfähigkeit muß der Mensch haben, wenn er es in einem Klima aushalten kann, dessen „Wonnemond" stetig auf dem Gefrierpunkt steht und dessen Winter 5 Monate lang mehr als 40 und 50 Grad Kälte aufweist! Der Gründer der japanischen Marine Im Jahre 1597 rüsteten die Holländer eine kleine Flotte aus, die den äußersten Orient erforschen sollte. Der erste Steuermann eines dieser Schiffe war ein Engländer, namens Adams. Von den fünf Schiffen, die in einem holländischen Hafen die Anker gelichtet hatten, kam nur eines in Japan an, und zwar das, auf dem sich der Steuermann Adams befand. Die Bemannung wurde gefangen genommen; aber im Jahre 1600 berief der Mikado den Steuermann, der ihm als ein intelligenter Mann bezeichnet worden war, an seinen Hof. Adams wurde sehr bald eine wichtige Persönlichkeit in Japan; er unterwies die Japaner im Bau von Schiffen nach euro päischem Muster und bewährte sich so sehr, daß man ihm die Rückkehr nach seiner Heimat nicht gestattete. Obwohl er bereits in England ver heiratet war, heiratete er doch eine Japanerin und vermachte, als er starb, ein großes Ver mögen seinen beiden Frauen. Dieses Muster eines Ehemannes war der wahre Gründer der japanischen Marine. Spekulativ. Amtmann (zu einem noblen Fremden, der an verbotener Stelle gebadet hat): „Sie werden 5 Mark Strafe bezahlen!" — Amtsdiener (leise): „Sie, Herr Amtmann, thun Sie's schon für 3 — der kommt wieder!" Neue Tchröpfmethode. Arzt: „Nun, haben Sie Ihrem Manne die Blutegel gesetzt, wie ich Ihnen gesagt habe?" — Frau: „Nee, überm Setzen haben mer halt Streit gekriegt — und nachher war's nit mehr nötig!" Unselige Beredsamkeit. „ . . . . Wie, Emmy, du bist noch immer ledig ?" — „Ach ja! Und so viele Herren wollten schon mit Mama sprechen!" — „Aber?" — „Sie ließ keinen dazu kommen." Bericht eines Gerichtsvollziehers. „Die , , , Exekution ist leider fruchtlos ausgefallen, weil über 10 Kilogramm schweren Pakete in 3 und sich der Verklagte bereits am Tage vorher in mehr Pakete geteilt werden. Bis zu 3 Paketen! einer anderen Sache erhängt hatte." Lamerlan, der mit den 25 000 Mk. die Mittel «langt hatte, um das Geheimnis ihres Daseins «ufzuklären und fie ihrem Elend zu entreißen, wandte sich von ihr, einem häßlichen allen Weibe zu, die das Glück hatte, reich zu sein. So ver« Weden waren die Ziele, denen diese beiden auf verschiedenen Wegen zustrebten; Rudolf kehrte pw Arbeit wieder um, um daS seine zu er reichen , und Tamerlan vermehrte zu demselben Zwecke ganz überflüssigerweise seine Dienerschaft. Freilich, wenn letzterer sein Ziel erreichte, war er wirklich, wofür er so lange gegolten, ein viertelmillionär, während Rudolf in dem gleichen Falle auS seinen kleinen Verhältnissen zeitlebens nicht mehr herauskam. Es fragte sich nur, wer dann der Glücklichere war; und diese Frage konnte Mr die Zeit beantworten. . 14. Auf schlüpfrigem Pfad. Hertha war von Ravenhorst wirklich nach der Residenz gereist, in der sie mit Hilfe TamerlanS eine passende Stellung zu finden hoffte. Unter wegs aber fand sie Zeit zu überlegen, daß eS doch eigentlich sehr beschämend für fie sei, TamerlanS Beistand noch einmal in Anspruch zu nehmen, und was sollte fie ihm sagen, was verbergen? Sie war ja in dem Glauben be- fangen, daß die Entdeckung ihres HerzenSge- heimnisfeS durch die Baronin ihre Entlassung Herbcigeführt hatte; und jenes mochte sie ihm doch nicht Preisgeben. Von den: begangenen Diebstahl war sie ahmmgslos. Ebenso hatte sie anfänglich beschlossen, in dem Hause Nummer 28 in der M.-Straße wieder Wohnung zu nehmen, aber auch davon kam fie wieder zurück. Die Nachbarn, die von ihrem Glückswechsel wußten, hätten sich ihre eigenen Gedanken über ihre Um kehr zu den alten Verhältnissen gemacht, und diese wären doch nur zu Herthas Ungunsten Ms- gefallen. Zuletzt noch dachte fie an ihre un würdige Freundin Flora Almers, und die Mög lichkeit einer Widerbegegnung Wit derselben flößte ihr Furcht ein. WaS konnte nicht der Haß eurer solchen schlechten Person zur Schädigung ihres guten Rufes thun! Besser, fie entzog sich demselben und jeder Demütigung durch Ent fernung auS der Residenz. Wohin aber sollte fie von dort sich wenden? Natürlich konnte es auch nur eine große Stadt sein, in der fie ein bescheidenes Fortkommen zu finden und unbemerkt zu bleiben hoffen durste. Nach kurzer Ueberlegung faßte fie Hamburg als daS nächst gelegene Ziel ins Auge. Da gab eS sicher Beschäftigung in Menge und von dort konnte sie jeder Zeit rasck und mit wenig Kosten nach der Residenz zurückkehren. WaS wollte sie hier noch? WaS fesseve sie an diese? Sie redete sich ein, daß daS Hei matsgefühl in ihr die Oberhand habe; aber in Wahrheit war es der Gedanke an Rudolf, der fie kotz ihres Zerwürfnisses mit demselben nach der einzigen Stadt zurückzog, in der fie einander jederzeit und unbemerkt begegnen konnten. Sie waren, wie Rudolf seiner Tante gestanden hatte, im Groll auseinander gegangen, und Hertha sagte sich, daß eS unweiblich von ihr sein würde, wenn fie nach einer solchen Begegnung noch eine Annäherung an Rudolf suchen wollte; dennoch wurde eS ihr ganz Unmöglich, schon jetzt an eine Trennung fürs Leben zu glauben. Das ver anlaßte sie, sich nicht zu wett von der Residenz zu entfernen. Sie wollte gelegentlich selbst zu sehen, wie er ihre Trennung nahm und ob der Bruch seiner Zeit Mr erfolgt war, um sich der neuen Sonne, Elvka von Raven, zuzuwenden. Dieses alles überlegt, blieb Hertha Mr so lange in der Residenz, um dem Grabe ihrer Mutter einen Besuch abstatten zu können. Dann reiste sie wieder ab, und zufällig zu derselben Zett, wo Rudolf von einer anderen Sette die Residenz betrat, um fie zu suchen und ihr sein Umecht einzugestehen. In der großen Seehandelsstadt war HerthaS erste Sorge um ein passendes Unterkommen. Sie fand ein solches bei einer Frau Kröning, deren Mann angeblich als Kapitän zur See reiste. Die Frau bewohnte eiy elegantes Quartier auf St. Pauli. Sie sagte, sie mache kein Ge schäft auS dem Vermieten und suche auf diese Weise Mr eine mständige Mitbewohnerin ihrer zu großen und für fie zu öden Wohnung. Ihr Gatte reise in fernen Meeren und komme ost jahrelang nicht nach Hause, so daß sie sich sehr vereinsamt fühle. Wenn Hertha mit ihr nur m Freundschaft leben wolle, brauche fie ihr auch gar keine Miete zu entrichten. DaS wäre gewiß manchem jungen Mädchen sehr verlockend erschienen. Aber nicht so Hertha. Sie wollte ihre Freundschaft nicht verkaufen, waS sie damit gewissermaßen doch gethan hätte. „Es soll an einem herzlichen Entgegenkommen meinerseits nicht fehlen, liebe Frau Kröning," sagte sie; „aber umsonst würde ich die Wohnung auf keinen Fall nehmen. Ich will Ihnen also ein oder zwei Zimmer abmieten; diese aber müssen mk gehören, wenigstens muß ich darin ganz ungeniert wohnen können. Wollen Sie das, dann zweifle ich nicht, daß wk unS sehr bald verstehen und eines Tages auch Freundinnen sein werden. Anderenfalls müßte ich mich zu meinem aufrichtigen Bedauern nach einem anderen Quartier umsehen." „Ach nein, nein, thun Sie das nicht, Fräulein Friedberg," rief Frau Kröning in herzgewinnen dem Ton; zugleich ergriff sie HerthaS beide Hände und blickte ihr so innig inS Auge, daß jene aufrichtiges Mttleid mit der Vereinsamten empfand. „Bleiben Sie bei mk," fuhr diese in demselben Tone sanfter Bitte fort. „Sie-haben gleich, als ich Sie zuerst erblickte, einen so an genehmen Eindruck auf mich gemacht, daß ich Sie ungern wieder fortlasien würde. Sie können ja auch Miethe bezahlen, alles wa» Sie wollen, Mr bleiben Sie hier." Hertha war schon halb gewonnen, fie stand unschlüssig zwischen Thür und Angel. Diesen Vortheil erspähend, schlug Frau Kröning einen anderen Ton an. Sie schilderte Hertha die Ge fahren, welche einen alleinstehenden, anständigen Mädchen in einer so großen, fremden Stadt auf allen Seiten drohten. Sie könne auch zu schlechten Leuten kommen, die ihr Vertrauen miß- brauchen und ihr alles abnehmen, um fie end lich erbarmungslos auf die Straße zu stoße«, wenn fie sich ihrem Willen nicht in allen Dingen fügte. Eorttetzun, folgt.)
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