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Auerthal-Zeitung : 17.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189701172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-17
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 17.01.1897
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Potttifche Kmrdfch«». Lentschl««». *Der Kaiser ließ sich am Donnerstag diejenigen Kadetten vorstellen, welche jetzt in die Armee eintreten. *Der König von Württemberg bat ckr daS württembergische Armee-KorpS die Ein- führung der in Preußen erlassenen Bestimmungen über die Ehreng « richte der Offiziere und die Einschränkung deL DuellwesenS im Offizierkorps befohlen. In Sachsen steht ein gleicher Erlaß deS Königs Albert für daS sächsische Kontingent unmittelbar bevor. *Die eigens zur Vertretung der Bundes staaten für die Beratung der Militärstr af- Prozeßordnung ernannten Bundes- ratSbevollmächtigten find zur Zeit in Berlin noch nicht eingetroffen. Die Verzögerung des Beginnes der Verhandlungen im Bundes rate hängt, wie die ,Frkf. Ztg.' schreibt, ohne Zweifel damit zusammen, daß Bayern über seine Anträge über Abänderung des Entwurfes sich noch nicht endgültig schlüssig gemacht hat. Jedenfalls waren in den letzten Tagen die Ab änderungsanträge der anderen Staaten bereits eingereicht, während eine Aeußerung Bayerns noch fehlt. Es wird aus der Verzögerung viel fach der Schluß gezogen, daß Bayern besonders umfangreiche Abänderungsanträge zu stellen gedenke. * Gerüchte von einer längeren Abwesenheit des Staatssekretärs v. Marschall werden als völlig grundlos bezeichnet. Freiherr v. Marschall, der in Locarno am Lago maggiore einen etwa achttägigen Aufenthalt nimmt, wird am 24. oder 25. d. in Berlin zurückerwartet. *Die Rohzuckererzeugung hat in den ersten 5 Monaten der neuen Kampagne die Produktion derselben Zeit des Vorjahres über troffen. Es find statt 12 802 527 Doppelzentner deren 13 855 673 produziert worden. * Der preußische Apothekerrat wird, wie die ,Pharm. Ztg/ erst hrt, im Mai dieses Jahres zu einer ersten Sitzung einberufen werden, deren Hauptgegenstand dcrßEntwurf zu einer neuen Arzneitaxe bilden soll. *Nach Meldung in Metz erscheinender Blätter haben infolge eines Ministerialerlasses die amtlichen Bekanntmachungen in der in französischer Sprache erscheinenden ,Gaz. de Lorraine' in Zukunft in deutscherSprache zu erfolgen. Nur in besonderen Fällen soll eine französische Uebersetzung zugegeben werden. Frankreich. *Eine große VersorgungSkasse für bedürftige Greise beabsichtigt Präsident Faure mittels privater Wohlthätigkeit zu errichten; er selbst zeichnet 100 000 Mk. Italien. * In Erwiderung der Interpellation Parenzo betr. die letzten Senatorenernennungen gab der Ministerpräsident Rudini eine Erklärung ab, an deren Schluffe er ausführte, es sei zweifellos, daß der Senat allzeit ein Palladium des Vaterlandes und der Freiheit sein und der Regierung helfen werde, sich von den extremen Parteien unabhängig zu machen; denn es sei durch die Wahlgesetze ein Wahlrecht hergestellt, durch welches das Uebergewicht den zahlreichsten Klassen und daher den extremen Parteien Stärke gegeben werde. Daher sei ohne Zweifel eine liberale, aber zugleich erhaltende Politik nötig, welcher, wie er hoffe, der Senat seine wertvolle Unterstützung leihen werde. ' * Wie die .Opinione' mitteilt, hat die italie ¬ nische Regierung den von dem General Baldissera aus Gesundheits- und Familien rücksichten nachgesuchten Urlaub nach Italien unter der Voraussetzung bewilligt, daß er die Lage der Kolonie im Innern und an der südlichen und westlichen Grenze für hin reichend gesichert ansehe, um keinerlei Befürchtun gen einzuflößen. * In vatikanischen Kreisen verlautet, daß der P apst eine Encyklika über die Notwendigkeit der Errichtung internationalerSchieds- gerichte ausgearbeitet habe. Der Papst er wartet den geeigneten Augenblick, um die Ency- Ilika zu veröffentlichen. Ein solcher wäre viel leicht jetzt, nach dem Abschluß d«S Vertrages -wischen England und den Ber. Staaten, ge kommen. Sknstland. * Der NeujahrSempfang am russischen Hofe fand diesmal ohne Damen statt, da die junge Kaiserin seit einer Woche leicht er kältet ist und sich in ihrem jetzigen Zustand doppelt schonen muß. Eben deshalb soll diesen Winter auch nur ein großer Hofball stattfinden. Die Entbindung der Kaiserin wird, im Juni er wartet. Deshalb werden, wie verlautet, auch die Gegenbesuche der ausländischen Herrscher hinauSgeschoben, der des Kaisers Wilhelm angeb lich bis August. * Am 13. d. dem russischen Neujahrsfest, hat der Zar den bisherigen Gesandten am dänischen Hof, Grafen Murawiew, zum M inistcr des Auswärtigen ernannt. Die Presse ist darüber einig, daß dadurch die äußere Politik Außlands keine Veränderung erleidet. * Die Gründung einer „Internationalen Ge sellschaft für Ausfuhrhandel" steht in Rußland bevor. Die Gesellschaft will sich aus schließlich die Ausfuhr russischer In dust r i e a r t i k e l und die Regelung der Ge - treideauSfuhr zur Aufgabe setzen. Das Grundkapital ist auf etwa 2 460 000 Rubel fest gesetzt und soll in 2460 Aktien geteilt werden. Nach Bestätigung des Statuts durch den Finanz minister sollen sofort Agenturen in Japan, China, Frankreich, Deutschland, Bulgarien und der Türkei errichtet werden. «alranKnnte». * Beim Sultan soll eine hochgradige Ver- timmung gegen Frankreich und Rußland be- iehen, so daß er sich jetzt England zu nähern uche. — Die Beschlüsse der Botschafter zur Reformfrage dürften bis Ende Januar be endet sein und nach Billigung durch die Groß mächte als Ultimatum an den Sultan gelangen. — Bezüglich wirklicher oder vermeintlicher poli tischer Verbrecher scheinen jetzt gelindere Saiten aufgezogen zu werden. Neuerdings sind vier zum Tode verurteilte Gefangene, unter ihnen der Bischof von HaSkioi, in Freiheit gesetzt worden. * Der König von Serbien gewährte allen wegen Preßvergehen Verurteilten Amnestie; femer verlieh der König dem Kriegsministcr Mischkowitsch und dem Minister deS Innern Giorgjewitsch den Großkordon deS Pakowaordens. * Die bulgarische Regierung ist gegen wärtig in Verhandlungen zum Abschlüsse von Handelsverträgen mit England, Frank reich, Belgien und Italien begriffen. Diese Ver handlungen lassen ein baldiges Ergebnis er warten. Deutschland hat sich vorläufig darauf beschränkt, durch Notenaustausch seine Meistbegünstigung zu konstatieren. Aegypten. *Die ägyptische Regierung hat eine Verordnung erlassen, nach welcher Pilger soviel als möglich von der Wanderung nach Mekka abgehalten werden sollen, wenn sie sich nicht mit Mitteln zum Lebensunterhalte für sechs Monate versehen haben. Für den Fall des Ausbruchs einer Epidemie in Mekka ver bietet die Verordnung den Pilgern die Rückkehr nach Aegypten für die Dauer der Epidemie. Afrika. * In Marokko hat schon wieder die Ermordung eines Europäers statt gefunden. Drei Stunden von Tanger wurde ein Spanier, welcher auf einer Reise ins Innere begriffen war, ermordet. Der Beweg grund zur That war Beraubung. — Für die Zustände in Marokko bezeichnend ist auch die Meldung, daß kürzlich ein Haufe Mauren auf Soldaten der Garnison Melilla gefeuert hat und dann entflohen ist. Der Vorfall hat wenig Bedeutung, charakterisiert aber den Geist, der unter den Kabylen in der Nachbarschaft von Mililla herrscht. *Von Benin (Westafrika) kommt die Nachricht von einer furchtbaren Katastrophe, die eine englische Expeditton betroffen hat. Am 1. d. rückte ein Zug von der Küste über Sapele nach Benin ab. Er hatte eine friedliche Mission. Er bestand aus dem stellvertretenden General- - fü ltig avgelehnt. Die obligatorische Schuldentilgung oll im Etatsjahr 1897/98 mindestens V- Prozent jeweils nach dem StaatShauShaltS-Etat ergebenden Aste«. * Der indische Korrespondent der .Daily Mail' schildert in grausigen Zügen die indische Hungersnot. In Jubbulpore liegen Männer und Frauen, zu Skeletten abgemagert, hilflos und elend, sterbend auf den Straßen. Die erforderliche SraatShilfe wird aufhundert Millionen Mark geschätzt. Englands WohllhätigkeitSsinn bethätigt sich jetzt in glänzendster Weise. Bisher waren vom Lord mayor in London schon 600000 Mark ge sammelt. konsul Phillips und neun anderen Personen. Der Zug hatte eine Anzahl Krumänner und ein geborene Träger. Die Jacht deS General konsuls, -Ivy", ist nach Benin zurückgekehrt hat die Meldung gebracht, daß der gesamte Zug von den Leuten deS Königs ermordet worden ist. Benin City liegt 60 englische Meilen stromaufwärts am Beninflufse. ES ist eine große Stadt, der Sitz einer mächtigen Theo kratie von Fetisch-Priestern. Benin City war lange wegen seiner Menschenopfer berüchtigt. Der Ort liegt innerhalb der Nigerküstenschutz herrschast. tung de« Abg. Molkenbuhr entgegen, daß die Reeder sich durch Herabsetzung der Heuerlöhne einen un berechtigten Vorteil verschafft hätten. Die Jahre -vor 1895 seien für die Reeder sehr ungünstig ge wesen. Er könne nur zum Frieden raten; denn bei einer Besserung de» Reedereigeschäft» würdm auch die Löhne der Arbeiter steigen. Abg. Hüpeden (wild) nimmt nochmal» Anlaß zu einer Auseinandersetzung mit dem Abg. Frhrn. v. Stumm, wobei er sich so weit von der Tages ordnung entfernt, daß ihn der Vizepräsident Schmidt wiederholt mahnm muß, zur Sache zu kommen. Abg. Brühne (Zentr.) fragt an, ob und wann in Elsaß-Lothringen daS UnterstützungSwohngesetz Angeführt werden soll. Staatssekretär v. Bötticher antwortet, daß die darauf bezüglichen Verhandlungen noch uicht zum Abschluß gebracht seien. Auf eine Bemerkung de» Abg. Brühne, daß e» auch zweckmäßig sei, wenn daS Nnterstützung»- wohnsitzgesetz in Bayern Angeführt würde, weist der bayr. Bevollmächtigte zum BunoeSrat, Ministerial direktor v. Herrmann, darauf hin, daß zur Einführung dieses Gesetze» in Bayern auch die Zu stimmung deS bayrischen Landtags notwendig ist. Dieser habe jedoch das Ersetz als für Bayern un zweckmäßig erklärt. Abg. Höffel (freikons.) bemerk, wenn erst der Streit zwischen HeiinatS- und UnterstützungSwohnfitz im übrigen Deutschland ausgesochten sein werde, werde auch Elsaß-Lothringen sich einer Regelung dieser Frage nicht weiter entziehen können. Abg. Beckh (fr. Vp.) tritt für dir Aufrecht haltung des bayrischen HeimatSgesetzeS ein. Abg. Grillenberger (soz.) erklärt sich gleichfalls für die Aufrechthaltung deS HeimatS- gesetzcS in Bayern und bemerkt, daß für die Ab schaffung dieses Gesetzes sich nur die Anhänger de» Bundes der Landwirte interessierten. Abg. v. Kar dorff (kons.) weist diese Be hauptung als unrichtig zurück. Damit ist die Debatte erschöpft. Der Titel Gehalt deS Staatssekretärs wird bewilligt. Bei dem Titel Unterstützung deS deutschen FiichereivereinS mit 80 00t) Mt. regt Abg. Freiherr v. Heyl (nat.-lib.) wie im vorigen Jahre die Aen- derung des Vertrages mit Holland über die Lachs fischerei an. Staatssekretär v. Bötticher bemerk, daß die Unterhandlungen über die Angelegenheit, die zunächst zwischen der preuß. Negierang und Holland geführt würden, noch schweben. Der Titel wird bewilligt. Bei dem Titel JnvaliditätS- und Altersversiche rung erklärt Staatssekretär v. Bötticher auf eine Anfrage des Abg. v. Staudy (kons.), daß die Ausschüsse des Bundesrats an der veröffentlichten Vorlage bett. Abänderung des JnvaliditätS- und AllerSversicherungsgesetzeS einige Aenderungen be schlossen hätten, daß aber die Vorlage in etwa 3 Wochen daS Plenum deS BundeSratS beschäftigen werde. Der Titel wird bewilligt. Bei dem Titel Untersuchung von Seeunfällen bemerkt Staatssekretär v. Bötticher, die neue Scemannsordnnng fei von der technischen Kommission für Seeschiffahrt bereits durchberaten; er könne aber noch nicht sagen, wann sie an den Reichstag ge langen werde. Der Titel wird bewilligt. Bei dem Titel Statistisches Büreau bemängelt Abg. Lenzmanu I fr. Vp ), daß den Sekretariats assistenten die diätarische Dienstzeit nicht angcrechnet werde, und wünscht ein schnelleres Aufrücken der Beamten. Reichsschatzsekretär Graf v. PosadowSky be merkt, daß diese Fragen in der ganzen Reichsverwal tung einheitlich behandelt würden. Auf eine Anregung des Abg. Werner (Antis.) führt Staatssekretär v. Bötticher aus, daß gerade die Sckretariatsassistcnten im Statistischen Amt in den letzten Jahren Aufbesserungen in verschiedener Richtung erfahren hätten. Nach weiterer unerheblicher Debatte wird auch dieser Titel bewilligt. Aus dem Reichstage. In der am Mittwoch fortgesetzten zweiten EtatS- beratung kam die Bäckereiverordnung zur Sprache, derm alsbaldige Aushebung von mehreren Seiten, namentlich vom Abg. v. Kardorff <frk.) verlangt wurde. Staatssekretär v. Bötticher teilte mit, daß die er betenen Gutachten der Einzelregierungen über die Wirkungen der Verordnung noch nicht sämtlich ein gegangen seien; die bisher vorliegenden seien nicht übereinstimmend; auf keinen Fall sei gegenwärtig eine völlige Beseitigung der Verordnung zu er warten. Betreffs der Lohnt erhältnisse der Arbeiter in der Konfektionsbranche erklärte der Staatssekretär, daß die Einführung eines Lohnbuches und die Aus dehnung der sozialpolitischen Gesetze auf die Heim arbeiter geplant sei. Am 14. d. wird die Spezialberatung deS Etats des ReichSamtS deS Inncrn bei dem Titel „Staatssekretär" fortgesetzt. Abg. Reißhaus (soz.) kommt auf die Be schwerden der Konfektionsbranche zurück, deren Be rechtigung jetzt durch die Kommission für Arbeiter statistik klar erwiesen scheine. Namentlich die Lage der Arbeiterinnen sei so traurig, daß der Staat unbedingt eintreten müsse. Vor allem müßten die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter genau geprüft werden. Die Wohnungen vieler Konfektionsarbeiter seien Herde epidemischer Krankheiten. DaS Koali tionsrecht habe für die Konfektionsarbeiter noch immer keine Bedeutung; bei jedem Versuche, sich zu organisieren, stießen sie aus Widerstand. Es seien eben alle zu sehr abhänging von den Unternehmern. Abg. Werner (Antis.): Wir sind der Meinung, daß der Staat als größter Arbeitgeber vorangehen muß, um die Lage der Arbeiter auskömmlich zu ge stalten. ES muß ein Minimallohn scstgesevt werden, ferner für die verschiedenen Betriebe ein Maxinml- arbeitStag. Die Sonntagsruhe muß auf das strengste durchaefnhrt werden. Man muß ferner die Zuchthausarbeit beseitigen. Wir müssen aber weiter auch darauf dringen, daß uns bald ein Vereinsgesetz vorgelegt werde, wie eS uns versprochen ist. Abg. Schönlank (soz.) beschwert sich über die fortgesetzten Versuche der sächsischen Regierung, das Koalitionsrecht der Arbeiter illusorisch zu machen. Eine ganze Reihe von sächsischen Vereinen sei bereits aufgelöst worden, weil ihnen Arbeiter angehören. Abg. Graf Stolberg (kons.): Die sozialdemo kratischen Redner haben mit Recht auf die schlechten Wohnungsverhältnisse in den großen Städten hin gewiesen. Diese Verhältnisse sind aber die einfache Folge deS Zusammensttömens ländlicher Arbeiter in die Städte. Die Sozialdemokaten können sich ein Verdienst erwerben, wenn sie die Arbeiter dazu be wegen würden, auf dem Lande zu bleiben. Abg. Molkenbuhr (soz.) bringt den Ham burger Streik zur Sprache und behauptet, daß auch bei dieser Gelegenheit das Koalitionsrecht der Arbeiter in schwerster Weise angctastet worden sei. In widerrechtlicher Weise hätte mau von seiten der Behörden die Arbeitgeber unterstützt, indem das Frci- hafengebiet zur Unterbringung der Ersatzarbeiter frei gegeben wurde. Reichs - Schatzsekretär Graf v. PosadowSky stellt die letztere Behauptung dahin richtig, daß die Ersatzarbeiter auf Schiffen untergebracht waren, was durch keine Bestimmung verboten gewesen wäre. Im übrigen hätten die Behörden sehr recht daran gethan, ! nach Möglichkeit den Schaden, den der Hamburger! . . , . . Streik nicht bloß Hamburg, sondern auch dem In- und vom Etatsjahre 1898/99 ab Prozent der sich lande zufüge, zu mildern. Staatssekretär v. Bötticher tritt der Behaup- > Staatsschuld betragen. Pr»utzlsch»r Gan»»«,. Im Abgeordnetenhause wurde am Mittwoch die zweite Beratung des SchuldentilgungSgcsctzcS be gonnen. Minister Miquel meinte, ihm wäre eS lieb, wenn man de» Prozentsatz der Schuldentilgung auf ' r Prozent beließe (die Kommission hat Prozent beschlossen) und den AuSgleichsfond nicht ganz ab- lehnlc. Am Donnerstag nahm da» Abgeordnetenhaus die Gokdkocke. öj Nach dem Englischen von Arthur Röhl. lFortsetzuna.t „Doch daß ich nicht vergesse, was ich Ihnen sagen wollte. Denken Sie sich, die Leute sagen — mir hat'S Frau Middelmatscy erzählt — Ihr Sohn Georg, ja, ja, Ihr Sohu, Frau Nachbarin, lief meiner Esfie nach und — alle Wetter, das wollte ich mir verbeten haben." „DummeS Gerede!" rief die Witwe ärger lich zurück, während Frau Blocker, sich deS Fleisches auf dem Feuer entsinnend, daS daheim anbrennen konnte, ohne ihre Antwort abzu warten, atemlos wieder zur Ladenthür hinaus- stürzte. „Dummes Gerede! Die Leute find toll und albern. Mein Georg Ihrer Esste nachlaufen! Das wäre noch einmal! Um gekehrt, Frau Effenrättn, wird ein Schuh daraus." * » * . Ein Gewitter zog sich zusammen. Essie sah, daß das Antlitz der Witwe bewölkt war und daß ingrimmige Blitze aus ihren Augen schossen, wo immer sie sie erblickte. Essie war der alten Frau aufrichtig zugethan. Sie war ihr für alles, was sie ihr Gutes er wiesen, von Herzen dankbar, und deshalb schmerzte eS sie unaussprechlich, zu merken, daß ihre gute alte Gönnerin sich von ihr abwcnden zu wollen schien. Essie sann bei sich nach, ob und wie sie gefehlt und wie sie sich hätte auf führen können, allein sie sagte sich, sic habe sich keinerlei Vorwurf zu macken. Sie begriff nur ' nicht, wie Frau Dewall, die doch sonst so offene Augen besaß, die Manöver ihres Sohnes nicht durchschaute. Sie wußte eben nicht, wie Liebe blind macht, ob sie es zu Hause zur Genüge an ihrer Mutter gesehen, die, so roh und brutal Blocker gegen sie war, nie etwas Böses gegen ihn aufkommen ließ, und wenn sie windelweich geprügelt worden war. Zu den Leuten, die sie schreien gehört und bedauerten, meinte sie: „Ei waS I ES ist ja nicht so viel Aufhebens wert! War ja alles nur Spaß von dem großen Un hold, dem Blocker!" „Wenn ich bitten darf, Fräulein," rief Frau Dewall, als die Schornsteinfegerin mit ihrem Kochlöffel RcißauS genommen, höhnisch in die Küche hinein, wo Essie ihre Arbeit besorgte. „Wenn ich dich bitten dürste, niit einem Wisch lappen in den Laden vorzukommen und den Schmutz aufzuwischen, den deine Frau Mutter hereingebracht hat." Essie gehorchte. Die Witwe sah kalt und spöttisch zu. „Vielleicht," fuhr sie fort, „hättest du auch die Güte, die Treppe, die noch eben ganz sauber gewesen, schnell zu scheuem, gewisse Damen — ich will sie nicht nennen — kleben so voller Schmutz, daß sie von jedem ihrer Tritte eine Spur zurücklassen." Die im Innersten gekränkte Witwe kannte kein Erbarmen. „Familienfehler," fuhr sie giftig fort. „Kann keiner dafür! Erbt sich fort von Geschlecht zu Geschlecht! Der eine hat die schwarze Seite draußen, so daß jeder eS sieht, wie zum Beispiel die Dame, von der ich spreche, ohne daß ich sie nenne; der andere hat seine schwarze Sette drinnen und tänsckt niit seiner äußeren Erschei nung vertrauenswürdige Menschen." Essie stand vom Scheuern auf. „Und das ist noch schlimmer, bin ich der Ansicht," schloß die Alte, „-als von draußen schmutzig zu sein. Schade, schade, daß man sich so täuschen muß. Allein — irren ist menschlich." Essie hatte über einen heiklen Punkt längst mit ihrer Herrin zu sprechen gewünscht. Bisher hatte die alte Dame in EsfieS Ehr lichkeit unbedingtes Vertrauen gesetzt und ihr auch den Schlüssel zur Kasse gegeben. Der Schlüssel hing an einem Nagel im Hinterzimmer, so daß Frau Dewall ebenso gut wie Essie ihn finden konnten, wenn Geld zum Wechseln ge braucht wurde, was, da manchmal der eine, manchmal der andere im Laden bediente, sich kaum anders entrichten ließ. Frau Dewall mußte dem Mädchen vertrauen, und Esfie hatte sich deS Vertrauens, wie eS zu ermatten ge wesen, noch stets würdig gezeigt. Seit kurzem fand Essie jedoch, daß abenS die Kasse nie recht stimmen wollte. Frau Dewall war keine große Buchhalterin und notierte sich nicht genau, was fie den Tag über verkauft. Essie jedoch schrieb sich jeden Posten auf eine Schiefertafel, er kundigte sich jeden Abend bei ihrer Herrin, waS diese verkauft, und konnte so am Schluß die Kaffe einigermaßen bestimmen. Nun entdeckte sic aber seit einiger Zett alltäglich Differenzen, wie sie fie nimmer gekannt, und ihr Verdacht lenkte sich auf Georg. Er wußte, wo der Schlüssel hing und konnte, wenn beide, Frau Dewall und Esfie, abwesend waren, ihn ruhig nehmen. Esfie aber konnte den Schlüffe! nicht in die Tasche nehmen, well, wie gesagt, Frau Dewall auch manchmal im Laden war und sich überhaupt ohne Zustimmung der Herrin eine solche Aenderung der Geschäftsordnung nicht vornehmen ließ. Essie war ratlos. Wie konnte fie der Witwe diesen ihren Verdacht Mitteilen? Und doch mußte fie es thun. Georg Dewall war es gelungen, bereits einen falschen Schein auf sic zu werfen. Wer weiß, wozu er noch fähig war. Uebrigcns stand fie fett einiger Zeit mit ihrer alten Gönnerin auf so gespanntem Fuße, daß es kaum darauf ankam, ob ihr Verhältnis sich noch etwas weiter lockerte Daher faßte sich Esfie zur Aus sprache ein Herz. „Frau Dewall," sagte fie, „hat jemand außer Ihnen und mir noch den Schlüssel zur Kasse?" . „Natürlich nicht. Aber warum d" „Weil jemand hinzukommt." „Wie willst du daS wissen?" „Ein paar Tage lang vermute ich eS schon, weil mir daS Geld nie richtig stimmt. Heute morgen nun hatte ich in der Schillings- Schwinge fieben Schillinge zu liegen, und jetzt find nur noch fünf dann." „So? DaS ist ja recht schön, wird wohl daS alte Sprichwort auch wieder wahr sein: Der Herausfinder ist der Sünder. Oder hast du vielleicht jemand anders in Verdacht? Denkst du, ich bestehle mich selber?" „Ich frage auch nur," antwortete Esfie, „ob Sie vielleicht die zwei Schillinge Herausnahmen, etwas damit zu bezahlen. DaS können Sie ja. Ich möchte eS nur wissen — wegen «einer Rechnung."
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