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Auerthal-Zeitung : 08.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189701087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18970108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18970108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-08
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 08.01.1897
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Ooldtocke. 1) Nach dem Englischen von Arthur Röhl.*) In dem Hause des SchornstcinfegermcisterS Sim Blocker, das in einer der ärmeren Straßen von Colchester in der Nähe deS Bahnhofes stand, ging es stets, wie die Leute sagten, drunter und drüber. Und das kam, erklärte die öffentliche Meinung, hauptsächlich daher, weil die Ehefrau des Schornsteinfegers, Frau Prudenz Blocker, absolut keine Einteilung besaß, wie sie bei dem halben Dutzend Kinder, die sie, außer ihrem Manne, zu besorgen hatte, wohl hätte gebrauchen können. Sich eine Arbeit nach der anderen vor- -unehmen und eine nach der anderen fertig zu machen, daS war Frau Prudenz Blocker ganz unmöglich. Sie hatte immer und ewig so viele Dinge vor, daß ihr natürlich keines recht gelang. Sie wusch und kochte, scheuerte und flickte alles zugleich, und alles vergaß sie, wenn sie über die Ungezogenheiten ihrer Kinder, die gerade nicht die Wohlerzogensten waren, in Wut geriet und, wie sie sich selbst auSdrückte, mit einem Donnerwetter dreinzufahren begann. Hei, wie sich ihr Zünglein dann aber regte. Und wie sie rechts und links schallende Ohrfeigen austeilte und ihr Herdlein zu Paaren trieb, daß Stühle und Tische von den Flüchtigen umgestürzt wur den! Dann war Frau Blocker in ihrem Ele ment, dann zeigte sie, daß sie, wenn sie wollte, dem Gerede der bösen Nachbarn zum Trotz, doch auch einmal ganz bei der Sache sein konnte. *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. Nur schade, daß derartige Szenen, die in der Familie des Schornsteinfegers fast an der Tagesordnung waren, dein Glück des Hauses auch wenig förderlich waren. Im Gegenteil, wenn nach derartigen Auftritten Sim Blocker von seiner Arbeit heimkehrte, wüste Unordnung in allen Räumen deS Hauses und in jeder Ecke ein weinendes Kind, dafür aber kein Abendessen auf dem Tische vorfand, dann glaubte auch er noch einmal mit einem „Donnerwetter drein fahren" zu müssen, und dann ging das Fluchen, Keifen und Schreien von neuem los, bis der Hausherr dem Höllenlärm, den er selbst herauf, beschworen, entfloh, nach dem Wirtshaus eilte und seinen Zorn in der Kanne ertränkte. „Der Herr Schornsteinfeger geht heute wieder zu Biere. Paßt auf, im „Ochsen" drüben geht's heute wieder hoch her," meinte dann Herr Dewall, wenn er den Nachbar mit langen Schritten an seinem kleinen Laden, in dem er mit Sämereien aller Art handelte, vor beistürmen sah. Herr Dewall war ein alter, jovialer Herr, dem das Leben in dem Hause des Nachbar Schornsteinfegers, wenn es nicht gar zu bunt ward, eine eigene Freude machte. Allerdings hatte er gut lachen, wenn alles nebenan Zeter und Mordio rief. Er war weit vom Schuß. Und in seinem Hause hatten, so lange er denken konnte oder aber wollte, Auf tritte der Art nimmer stattgefunden. In seinem Hause, schmeichelte er sich, ging alles friedlich, ruhig und glatt, wie am Schnürchen. Herr Dewall war Gärtner, er besaß außer dem Laden, den hauptsächlich seine Frau verwaltete, draußen vor der Stadt am Eiscnbahndamm ein paar Morgen Gartenland, auf dem er sich den Tag über beschäftigte, um abends am runden Fa milientisch im Kreise der Seinen sein Pfeifchen zu schmauchen. Kein größerer Kontrast war denkbar, als der zwischen dem Dewallschen und Blockerschen Hause. Wo drüben Schmutz und Wirrwar herrschte, mar hier alles peinlichste Sauberkeit, Ruhe und Ordnung. „Kein Wunder!" meinte freilich Frau Blocker, „wenn man nur einen einzigen Sohn hat, kann das schon so gehen, aber ich mit meinen sechs Kindern! Wollte mal scheit, was Frau Dewall anfangcn würde, wenn sie an meiner Stelle wäre." Gleichwohl war auch in dem Dewallschen Hause eines SamStags abends Anfang Mai ein kleiner Krieg entbrannt. Zwischen Will Dewall und seinem Vater waren Meinungsverschieden heiten entstanden. Der alte Herr war glücklich und zufrieden mit dem, was er hatte, und der Knabe hatte für seine Zukunft höhere Träume. Herr Dewall war zufrieden, in seinem Garten vor dem Stadtthor Balsaminen zu züchten, Will gedachte sich einst der Rosenzucht zn widmen. „Ei was, Rosen!" hatte ihm der Vater ge antwortet. „Rosen gehören zur höheren Garten- baukunst, find nichts für solche kleine Gärtner wie wir." „Das sehe ich nicht ein," meinte Will. „Bist eben noch zu dumm dazu, Junge. Wirst aber schon noch mit der Zeit lernen, daß keiner größer wird als er wächst, 'S ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel bincinragen. Wirst wie dein Vater bei den Balsamincn bleiben." Politische Kuudscha«. Dmekschl«»». -Der Kaiser soll amNeujahrStage der Generalität gegenüber betont haben, daß eS in nächster Zen in Deutschland ernste militärische Aufgaben zu lösen gebe. Keine Ein richtung der Armee sei vollkommen, jede einzelne Organisation müsse ständig weiter ausgedehnt werden, da auch andere Länder Fortschritte machen, mit denen wir Schritt hasten müssen. * Eine Kabinettsordre ist am Neujahrstage, wie die .Köln. Ztg.' berichtet, zur Kenntnis der Armee gelaugt, die eine sehr bedeutsame Ergän zung der Einführungsordre zur der Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere im preußischen Heere enthält. Ihr Zweck ist, den Zweikämpfen zwischen Offizieren vorzubeugen durch nne Erweiterung der Befugnisse der Ehrenräte, die von jetzt an alle Streitigkeiten uitd Beleidigungen von Offizieren untereinander und mit solchen Personen, die nicht dem Ehrengericht unterstehen, endgültig entscheiden. Es handelt sich offenbar um die von, Reichskanzler bei der Erörterung im Reichstag am 17. November angekündigte Aendcrung. Inhalt und Tragweite derselben läßt sich nach der obigen vorläufigen Mitteilung noch nicht beurteilen. *Vom Bundesrat find einige Aus schüsse bereits zum 7. und 12. d. ein- berufen worden. In maßgebenden Bundes- ratskreiscn glaubt man, daß nach den gepflogenen Vorverhandlungen die Militär - Strafprozeß- Ordnung in ihrer von den Ausschüssen nun- " mehr gestalteten Fassung anstandslos durchgehen wird. Zutreffendenfalls würde die Vorlage dem Reichstag bereits im Laufe dieses Monats zugehen. *Nach Beschluß des BundeSrats soll, gleich wie im Vorjahre, eine Ermittelung deS Ernteertrages für daS Jahr 1896 im Deutschen Reiche stattfinden, die den Zweck hat, durch direkte Umfrage möglichst zuverlässige Angaben über die wirklich geerntete Menge an Bodenprodukten zu gewinnen. Die Erhebung wird Anfang Februar 1897 bewirkt. Gleich zeitig mit diesen Ermittelungen soll eine Er hebung über den Umfang der durch Hagelschlag verursachten Ernteschäden verbunden werden. Die Beteiligten find verpflichtet, den Erhebungs behörden, welche zm Jndividual-Umfrage schreiten müssen, willig die gewünschte», der Wahrheit cntfprechendcn Angaben zu machen. *Nach dem Militäretat für 1897/98 würde sich die Etatstärke des deutschen Heeres für das genannte Etatjahr auf 23 088 Offiziere, 78 217 Unteroffiziere (Zahl- meistcr-Aspiranten, Spielleute, Lazarettgehilfen und sonstige) und 479 229 Gemeine belaufen. Eine Verstärkung gegen das laufende Etatjahr würde nur bei den Offizieren, und zwar um 401, und bei den Unteroffizieren um 163 ein- rreten. Zu dieser Etatstärke treten noch 2107 (1896/97 : 2090) Mlitärärzte, 1078 (1102) Zahlmeister, Militär-Mufikinspizient, Werkstätten- Vorsteher bei der Luftschifferabtcilung. 583(528) Roßärzte, 1045 (1061) Büchsenmacher und Waffenmeister, 93 (93) Satüer. An Dienst pferden würden nach dem Etat-Voranschlage 97 850 (1896/97: 97 378) vorhanden sein. * Der Staat Bremen hatte im Bundes- ein Bettag, der durch eine Anleihe aufgebracht werden müßte. Mit einer solchen Anleihe glaubt aber die Regierung vor dem endgültigen Ab- schluffe der Baluta-Vrdnung nicht hervortreten zu sollen. -Im österreichischen Abgeordnetenhause er klärte am Montag Brenner, als Obmann deS landwirtschaftlichen Ausschusses, Ws eine Inter pellation deS Abg. Steiner, er sei bereit, alles aufzubieten, um die Vorlage wegen des Ge treideterminhandels noch vor Ablauf der Session fertig zu stellen und dem Hause ein zubringen. Nfraukreich. -Bei den Wahlen am Sonntag für die teilweise Erneuerung deS französischen Senats wurden 64 Republikaner, 21 Radikale und 12 Konservative gewählt. Die Republikaner und besonders das Kabinett Msline haben Vor teile errungen. Die Konservativen haben Ver luste erlitten, die Radikalen nicht den erhofften großen Sieg erfochten. " Aus Madagaskar wird gemeldet, daß der dort kommandierende französische General entschlossen sei, die Königin Ranavola abzusetzen, well sie ber der Neujahrsfeier im königlichen Palast eine Demonstration für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Insel veranstaltet hat. Italien. *Der König Humbert ist vollständig wieder hergestellt. Er nahm am Familien- Frühstück teil und hat am Montag die Minister zur Entgegennahme der gewöhnlichen Vorträge empfangen. Belgien. -In Belgien hatte sich die Meinung ver breitet, König Leopold hätte bei den offiziellen Neujahrsempfängen Rücktritts gedanken geäußert. Mehrere Blätter hatten diese Gerüchte wicdergegeben. Jetzt werden sie von Brüssel aus für reine Erfindung er klärt: .Der König habe auch nicht die geringste Anspielung auf einen Mcktritt gemacht. Luxemburg. -Der Großherzog Adolf von Luxem burg hat sich an den deutschen Kaiser mit der Bitte gewandt, ihm die noch im könig lichen Staatsarchiv zu Wiesbaden befindlichen Urkunden und Akten betreffend die verschiedenen Linien des Hauses Nassau, die wertvolles ge schichtliches Material enthalten, für das nassauische Hausarchiv zu Weilburg zu überlassen. Im Abdankungsvertrag des Herzogs Adöff mit der Krone Preußen wurde ihm das Hausarchiv zu gesprochen, doch ist ein großer Teil im Wies badener Staatsarchiv verblieben, aus welchem er jetzt verabfolgt werden dürste. § Spante«. *Auf den ^Philippinen füsilieren die Spanier wacker weiter. Nach einer amtlichen Depesche aus Manila find daselbst am Montag dreizehn Personen, die des Verbrechens der Ver schwörung angcjklagt waren, erschossen worden. Balkanstaaten. * Der Sultan will es auf einen neuen Konflikt mit den Mächten ankommen lassen, indem er die Zustimmung zu dem Beschlüsse, den der Ministerrat über die Aufnahme von Ausländern in die kretenfischc Gendarmerie ge faßt hatte, verweigerte. rat beantragt, für die Bremer Börse von der Einsetzung eines Staatskommissars Ab stand zu nehmen. Gleichwohl ist der ent sprechende Antrag Bremens ebenso wie der Hamburgs im Bundesrat abgelchnt worden, während Sachsen, Wüttemberg und Baden die beantragte Ausnahme bewilligt wurde. Oesterreich-Ungar«. -Die Reform der Artillerie hat auch in der österreichischen Armee zu Er örterungen Anlaß gegeben. Aus Darlegungen des Sachverhaltes, die zur Orientierung des Publikums bekannt gegeben werden, wäre an eine Verwirklichung der Reform vorläufig nicht zu denken, obgleich dgraus abzielendc Studien schon längere Zeit gemacht werden. Die Er neuerung des Artilleriematerials würde etwa liundert Millionen Gulden Kosten verursachen, -Der türkische Budgetschwindel wird drastisch durch die Meldung illustriert, daß der Unterstaatssekretär in der Hauptverwaltung der indirekten Steuern, Vetram Effendi, auf die Stelle eines Nntcrstaatssekretärs im Finanz ministerium verzichtet hat. Er begründet diesen Schritt mit dem Hinweis auf die offenbare Unrichtigkeit des Budgets, indem er erklärt, daß niemand ein solches Finanzprogramm durchführen könne. Gleichzeitig machte er gel tend, daß sein Gesundheitszustand eine zwei jährige ärztliche Behandlung erfordere, er bitte deshalb um einen Urlaub oder um seine Ent lassung. Amerika * Der amerikanische Kreuzer „VesuviuS" und das Depeschenboot „Delphin" wurden nach den Gewässern von Florida beordert, um die dort 1 bereits durch zahlreiche Schiffe vertretene a »leri - Po« Uah Kern. Kiek. Jetzt, nachdem das alte Panzersahr- zeug „ArminiuS" auS der Lifte der Kriegsschiffe gestrichen worden, erinnert die ,M. Z.' daran, daß dieses Schiff auS den Erträgen der Flotten sammlungen erbaut worden war. AlS das preuß. Marineministerium im Jahre 1865 öffent- lich Rechnung über den Gesamtertrag der frei- willigen Spenden für die Flotte ablegte, ergab sich einschließlich der Zinsen ein Bettag von 458 536 Thlr, 1 Sgr. und 8 Pf. Mit dieser Summe wurde dann im wesentlichen der Bau des „ArminiuS" bestritten, eines Schiffes, das zur Zeit seiner Fertigstellung allen vorhandenen Panzerschiffen Europas ebenbürtig war. Rohweiu. Eine besondere Art von Gaunern macht sich in hiesiger Gegend bemerkbar. In Böhrigen sprachen zwei Fremde, angeblich Gärtner, welche auf der Wanderschaft nach Dresden begriffen waren, beim Gärtncreibefitzcr Lange um eine Unterstützung an und erhielten diese. Der eine Handwerksbursche ging hierauf zu Fuß nach Roßwein, während der andere vor der Lehmannschcn Tuchfabrik ohnmächtig zusammenbrach. Bemitleidet von den Arbeitern, wurde der Fremde mit Speise und Trank ge stärkt und durch eine Sammlung mit 5 Mark beschenkt. Der ganze Vorgang des Handwerks burschen stellte sich jedoch später als Schwindel heraus; der Fremde hatte die Ohnmacht nur simuliert. Der Betrüger fuhr per Bahn nach Roßwein, konnte jedoch nicht wieder ermittelt werden. Dasselbe Manöver hat bereits ein Unbekannter in voriger Woche mit gleichem Er folge in Berthelsdorf veranstaltet. Güstrow. Die Arbeiterwitwc Bewitt und deren Liebhaber, der Viehhändler Brüggemann aus Neubrandenburg, die am 27. Oktober 1896 vom hiesigen Schwurgericht wegen Giftmordes, begangen an dem Ehemann der Bewitt, zum Tode verurteilt worden waren, wurden am Aiontag durch den Scharfrichter Reindel auS Magdeburg hingerichtet. Emden. Ein furchtbarer Unglücksfall er eignete sich dieser Tage am dem Hunte-Ems- Kanal. Drei Kinder vergnügten sich mit einem großen Torfschlitten, indem sie auf demselben einen ziemlich steilen Abhang hinabfuhren. Plötzlich geriet der Schlitten mit den drei Kin dern auf das bereits morsch gewordene Eis des des Kanals. Die Decke brach ein, und die Kinder stürzten ins Wasser, wo sie ertranken. Der Vater, welcher auf daS Hilfegeschrei der Kinder zu Hilfe eilte, brach ebenfalls ein und fand mit seinen Lieben den Tod. Mannheim. In Atrip erschoß bei dem Neujahrsanschießen der Dienstknecht Peter Schweickert seinen eigenen Bruder und ver wundete dessen Braut schwer im Gesicht. Schweickert ist verhaftet worden. Ludwigshafen. Der Vikar der prote stantischen Pfarrei, Osthelder, bat sich durch einen Messcrschnitt in den Hals entleibt. Der Lebensmüde litt schon einige Wochen an Ver folgungswahn. Baireuth. Im Bahnhofe Treuchtlingen (Mittelsranken) ist in der Nacht zu Sonntag ein Schnellzug mit einem Pcrsonenzngc zusammen- gestoßen. Mehrere Waggons entgleisten, einer geriet in Brand. Ein Reisender wurde leicht verletzt: der Materialschaden ist bedeutend. kant sch e Flotte zu verstärken, welche sich bemüht,dieF re tbeuter-Expedition en nach Tuba zu verhindern. Der .New Nork Herold* meldet aus Jacksonvtlle, daß daS Flibustierschiff „Commodore" bei Newsmyrna infolge eines Lecks gesunken ist, welches die Be satzung nicht auSbessern konnte. Die gesamte Mannschaft wurde gerettet. -Wie stark Tuba durchdenKrieg ver wüstet worden ist, beweist eine Meldung der ,TimeS* auS Havana. Danach wird der ge samte Ertrag an Zucker auf der Insel Cuba für 1897 auf 150 000 Tons geschätzt gegen eine Ernte von 1100000 Tons m, Jahre 1894. Die gesamte zu erwartende Tabakernte wird auf 75 000 Ballen geschätzt gegenüber 500 000 Ballen im Jahre 1895. Afrika. * Der Angoni - Aufstand ist von den Engländern unterdrückt. Die aus Ostafrika eingettoffene Post bringt die Mitteilung, daß die englische Streitmacht in der Stärke von 350 Mann auf mehrere Tausend Angonis unter dem Häuptling Chekufi gestoßen sei und daß letztere nach einem Kampf von 20 Minuten in die Flucht geschlagen wurden. Chekusi wurde gefangen genommen und nach kurzem gericht lichen Verfahren als Mörder von christlichen Eingeborenen der Handelsstation am Zambefi hingerichtet. Dir Pest r« Indien. Die in Indien zum Ausbruch gekommene Pest ist viel ernstlicherer Natur, als nach den Berichten angenommen wurde. Nach einer dem .Daily Mail' aus Bombay zugegangenen Depesche hat die Sterblichkeit in jener Stadt eine geradezu Entsetzen erregende Höhe erreicht, und die dadurch unter den Eingeborenen erzeugte Panik droht noch andere schwere Kalamitäten herbcizuführcn. Obwohl der Bericht, der die Sterblichkeit auf 100 vom 1000 angibt, wahr scheinlich auf Uebertreibung beruht, so ist doch die Thatsachc außer Zweifel, daß die Epidemie furchtbar in Bombay wütet: daß 130 Todes- iälle in zwei Tagen vorkamen, ist ein genügender Beweis dafür. Die Eingeborenen, unter denen allein die Pest bisher aufgetreten ist, find so vom Schrecken erfaßt, daß alle von Bombay fahrenden Züge mit Flüchtenden überfüllt find, und daß bereits 200 000 die Stadt verlassen haben. Die Pest kommt um so ungelegener, als die seit einiger Zeit ausgebrochene Hungers not in einzelnen Gegenden bereits zahlreiche Opfer fordert. Und es ist die Gefahr vorhan den, daß die von Furcht gejagten Menschen, die der Pest zu entgehen suchen, sich nach Distrikten flüchten, wo die Hungersnot herrscht, und daß hier durch Ansteckung ein Elend erzeugt wird, wie man es seit der Besitznahme Indiens durch die Engländer noch nicht erlebt bat, denn zu Hungersnot und Pestilenz würden sich Unruhen der schlimmsten Art gesellen. Ueberdies hat die Hungersnot in ihren, Gefolge den Engländern bereits ein Aergernis ganz eigener Art gebracht. Die Russen haben sich nämlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, unter dem Deckmantel der Menschenliebe und der Wohlthätigkeit aus der Kalamität für sich selbst politisches Kapital zu schlagen. Von verschiedenen russischen Zeitungen sind Geldsammlungen zum Besten der Not leidenden — natürlich aus reinem menschlichen Mitgefühl — ins Werk gesetzt worden; und Zitkow, der Hauptveranstalter dieser Liebesgaben für das indische Volk, schlägt vor, daß das Korn, welches mit Hilfe des gesammelten Geldes an- zukausen ist, von der Freiwilligen Flotte nach Indien geschafft und dort durch eine Abordnung der russischen Gesellschaft vom Roten Kreuz ver teilt werden soll. Auf Wunsch deS Zaren wird außerdem im Januar in Petersburg ein Konzert gegeben werden, dessen Ertrag gleichfalls für die Notleidenden in Indien bestimmt ist. Was die Engländer mit bezug auf diese von den Russen für das Wohl der Indier bezeigte Besorgnis am meisten argwöhnisch macht und beunruhigt, ist der Umstand, daß die Gesellschaft vom Roten Kreuz mit der Verteilung der Gaben beauftragt werden soll, denn man erinnert sich nur zu gut einer mnsteriösen philanthropischen Mission der Gesellschaft vom Roten Kreuz, die nach Abessinien angeblich zur Pflege von Kranken und Ver wundeten geschickt wurde, und die sich schließlich als eine politische Mission vom reinsten Wasser entpuppte und ganz augenscheinliche politische Erfolge davongetragen hat. Daß die Herren vom Roten Kreuz — wenn sie die Reise unter nehmen sollten — außer dem russischen Korn auch recht schöne russische Empfehlungskarren politischer Färbung zurücklassen würden, darüber braucht man wohl kaum zu zweifeln. Daher rufen warnende Preßstimmen der Regierung sehr eindringlich zu: Seht dem geschenkten Saul ja recht gründlich ins Maul! John Bull wird offenbar daS in allen Himmeltzgegenden aus- tretende Schreckgespenst russischer Maulwurfs- arbeit gar nicht mehr loS. „Dann möchte ich gleich lieber Schornstein- feger geworden sein, als Gärtner." Und diese Antwort hatte den Alten denn so unmutig gemacht, daß er polternd und ohne gute Nacht zu sagen sein Bett aufsuchte, in dem er etwa gegen Mitternacht durch wimmernde Laute auf der Straße in seiner endlich mit Mühe gefundenen Ruhe gestört ward. Als er ausstand, um sich zu überzeugen, von wem die Klagelan te ausgingen, daS Fenster seiner Schlafstnbe aufmachte und auf die Straße hinausblickte, sah er zu seinem Schrecken ein Mädchen halbnackt auf den Steinstufcn seiner Haustreppe hocken; und wie er die jammcmde Gestalt näher ins Auge faßte, glaubte er Essie, die älteste Tochter des Schornsteinfegers von nebenan, zu erkennen, worauf er Lärm scklug und rasch seine FamUie, seine Frau und seinen Sohn, an das Fenster rief. „Gehe gleich in deine Stube zurück, Will, und ziehe dir deine Kleider an," sagte seine Mutter. „Ich werde heruntergehen und dem armen Kind aufmachen. Der Säufer, ibr Vater, hat sie auf die Straße gejagt. Will, du wirst heute nacht mal vor dem Küchenherd schlafen und ihr dein Zimmer einräumen." „Gut, Mutter." Urau Dewall zündete ein Licht an, kleidete sich zur Notdurft an, ging in den Laden hinab und machte die Ladenthür auf. Sie hielt ihr Licht hoch und blickte auf die Straße hinaus. Auf der Treppe hockte das Mädchen In ihrem langen, weißen Hemd. Der Kopf war ihr auf die Kniec gesunken, die sie, wie in Verzweiflung, mit den Armen umschlungen hielt. Ihr gelbes ' / "k
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