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Auerlyal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue, Zelle u. Umgehung. Erscheint «ittwoch», «»nntn«« «»,nn«»«ttt»»ret« in«, der S «erthvollen Beilagen »ierleljährlich mit Bringerlohn » Mk. durch di« Poft 1 Mk. Mit 3 Aamittenölättern: Aroystnn, Kute Heister, Aeitspieget Berantwortlicher Redakteur: G»U -«-«»elfter in « ue (Erzgebirge). Redaktipn u. Expedition A««, Marktstraße. Ins««««« Die einspaltige Corvu-zeile »0 Pf. amtlich« Inserat« 2V Pfg. die Eorpue-Zeil« Reklamen pro Zeil« 20 Psg. AU« Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. No. 107. Mittwoch, den 9. September 1896. 9. Jahrgang. Au» der Welt. EeÜ V00 Jahren haben sich im Süden von Dalmatien die Helden der schwarzen Berge gegen die Türkenhercschaft gehalten, al» alle» um sie her weit und breit vor dem iWbmond im Staube lag; dann hat man jahrzehntelang ihrer geHwttet al» der .Hammeldiebe- von Beruf, dann wurde ihr souveräner Fürst plötzlich zum „einzigen Freunde Nußland«- ernannt und heute ist sein« Tochter Helene au», erkoren, auf dem Throne einer der fieben Großmächte Euro pa» Platz zu nehmen. Da» ist eine ganz hübsche Karriere, um die die Verlobte de» italienischen Kronprinzen von Hun derten ihrer prinzeßlicheN Kolleginnen beneidet werde» dürfte denen der Kirchenbaum den Weg zum italienischen Königsthron versperrt. Soweit vom irdischen Glücke überhaupt die Rede sein darf — denn schon der alte Heide Solon sagte, daß niemand vor seinem Tode glücklich sei — so hat Prinzessin Helene von Montenegro mindestens in ihrein Fache so viel Glück, wie jener hannoversche Hosschauspieler in Ostende, der dort zweimal die Bank sprengte nnd dabei die Summe von ltz-000 Mark gewann. Ob nun die Kritik noch ferner skn „Spiel" zu tadeln wagen wird? Weniger Glück oder vielmehr den kurzen Sonnenglanz des Glückes hat jener Schriftsetzer, der den Hauptgewinn der Berliner Gewerbe- auSstelllmgS-Lotterle davontrug, um einige Zeit später zu erfahren, daß die ganze Ziehung ungültig sei, da in der Gewinntrommel eine Nummer fehlte. Zwar hat ihn dir Direttion dadurch schadlos zu halten gesucht, daß sie ihm hundert Freilose schenkte — aber ob von denselben auch nur «in einziges herauskommt, ist nebelhaft -- daß ihm eins wiederum den Hauptgewinn bringen wird, ist fast so sicher wie die Gewißheit, den Südpol vor dein Nordpol zu erreichen oder wie der Sieg der Spanier über die rebellischen Cubaner. ES will scheinen, al» ob Herr CanovaS mit dem Feuer spielt, indem er fortgesetzt nicht nur spanische Siegesbülletins, die keine wirklichen find, an die Wand malt, sondem auch den RepubtikarvSmu» und Verschwörungen, welche in Wirklichkeit kaum existieren. Der alte Verschwörer FigueraS fragte 1870 gelegentlich seine» Exils in Bordeaux den dortigen Maire, wie man es anstellen müsse, um ein Freikorps zu bilden, was bekanntlich Ende genannten Jahres in Frankreich stark in Mode gekominen war. Ihm wurde die Antwort, er brauche fich nur zum Maire seines Ortes zu begeben und von diesem ein Zeugnis über sein politisches Wohlverhalten zu ver schaffen, dann stehe ihm die Bildung eines Freikorps zu. FigueraS aber meinte, in Spanien mache man die Sache anders; man begebe sich mit einigen Gleichgestellten Kam OrtSvorsteher, prügelte denselben durch, erkläre ihn is/?.r abgesetzt und sogleich bilde sich ein Freikorps fast von selbst. An dieser Art der Pronunciamentos wird man durch die spanischen Berichte der vergangenen Woche lebhaft erinnert. Der alte, oben skizzierte und in Spanien landesübliche Vorgang hat sich dort an verschiedenen Orten, wenn auch ohne nachhaltigen Erfolg, wiederholt. Wiederholt haben sich auch die Massakres auf Kreta, ob wohl dort die gesunde Vernunft ihren siegreichen Einzug vorzuberetten scheint, und die Reibereien zwischen türkischen Truppen und griechischen Banden in Macedonien. Hun derttausend Armenier sollen, wie jetzt im Lande bekannt wird, in den letzten Metzeleien umgekommen sein; wohl noch mehr dürfte der Zar durch die Meldung betroffen worden sein, daß die Einwohnerschaft ganzer Dörfer .gewaltsam zum Islam bekehrt worden sei, die bisher Kem orthodoxen Glauben anhing, die also der Zar zu feinen mittelbaren Unterthanen zählt. Da ist doch Grie chenland weit duldsamer; es hat seinem Konsul in Stettin den „Erlöserorden" verliehen und doch heißt der Mann Manasse. — Preußen hat im Lause vorletzter Woche seinen schneidigen Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff ver loren und auch der Reichstag verliert an ihm einen der wenigen „natürlichen" Redner. Er sprach immer so, wie ihm der Schnabel gewachsen war, ging stets ohne Um schweife aus den Kern der Sache ein und nichts lag ihm ferner, al» seine Reden durch Phrasen und Wortarabesken zu schmücken. Dagegen ließ er seinem manchmal recht scharfen Humor stets freien Lauf, hieb ohne große For malitäten recht gottesfürchtig um sich, vergriff sich auch wohl manchmal im Tone, machte das aber durch den ganzen Eindruck seiner kraftvollen eigenartigen Persön lichkeit wieder gut. Auch die, denen er recht herzhaft aus die Füße trat, waren ihm im Grunde ihres Herzens nicht sehr böse, ja, selbst in seinen heftigen Kämpfen Wit den Sozialdemokraten hatte sich eine gewisse Art au-gebildet, und der humoristisch-sarkastische KrtegSmini- ster wurde nie im Tone persönlichen Hasses angegriffen, «ie da» manchen Ministern vor ihm geschehen ist. Aus dem Auerthal und Umgebung. MUcheU«»,«* von local«» Jutereff« ftn» der »«dactia« stet» wi>tO»»ea. Morgen Mittwoch findet im „Hotel Blauer Engel" Hierselbst ein einmaliges GastspieldeS hier noch in bestem Andenken stehenden Opern-Ensembles des Herrn Dir Willi Schrader statt, welcher jetzt über vorzügliche Ge- sangSkräste verfügt. Als Solisten treten auf: Frau Ma rion Schrader-Hardon, 1. dramat. Sängerin vom Stadt theater in Magdeburg. Frau Moor-Schletterer 1. Kolo ratursängerin vom Stadttheater in Mainz, Herr HanS Mirsalis, 1. lyrischer Tenor vom Stadttheater in Halle. Zur Aufführung gelangen C. M. v. Webers prächtige romantische Oper „Der Freischütz" u. als Zugabe „Die schöne Galathee," komische Oper des beliebten Franz v. Supps. Costüme hierzu sind vom Obergarderobier des Chemn. Stadttheaters neu angefertigt. Die musikalische Leitung liegt in den Händen dz^-Hrn. Conzertmeisters Hendrik de Groote, aus A-eimar u. Pianist Bruno Schrader von der GrokheiHogl. Musikschule in Weimar, der Pflegestätte klassischer .Künste. Man kann sich dem nach einen sehr interessanten Abend versprechen. Am vergangenen Sonntag hielt der „Allgem. Turn verein zu Aue" sein diesjähriges Schauturnen im Schul hofe und der Turnhalle hier ab. Dasselbe war diesmal mit einem Wetturnen der Mitglieder und Zöglinge ver bunden, welch' ersteres bereits früh 7 Uhr begann. Nach der Kirche vollzog sich das Zöglingswettturnen, welches bis gegen Mittag währte. Das eigentliche „Schauturnen" wurde Nachmittags 3 Uhr durch den üblichen Auszug eingeleitet. Nach einem imposanten Aufmarsch ordnete man sich zu den Freiübungen, denen das Riegenturnen und da mittlerweile starkes Regenwetter eingetreten war, Kürturnen in der Turnhalle folgte. Das Publikum wohnte mit großem Interesse dem turnerischen Schauspiele bei. Die einzelnen Leistungen waren vortreffliche, die Frei übungen, wie auch das Riegen- u Kürturnen wurden mit großer Schneidigkeit ausgeführt, namentlich im Kür turnen konnte man staunen über die Kraft u. Gelenkig keit, mit denen einzelne hervorragende Turner ihre He bungen ausführten. Abends fand ein großer „Commers" im „Bürgergarten" statt, dem auch Herr Bürgermeister vr. Kretzschmar beiwohnte, und sich sehr anerkennend über die vortrefflichen Leistungen aussprach. Turnerische Uebungen wechselten mit Gesangsvorträgen des Turner Sängerklubs und launigen Reden ab, sodaß sich der Abend zu einem äußerst fröhlichen, gestaltete. Dann wurde die Preisvertheilung verkündet: Es errangen den Eichenkranz mit Diplom die Turner Schürer mit 60b/g, Kehr mit SS^, Otto mit 47»/^, Baum garten mit 462/g Punkten, während als Nächstbeste mit Kranz ausgezeichnet werden konnten, ö. Guido Helmbold mit 45 Pkt. 8. Paul Vetterlein mit 44»/g Pkt. und 7. Emil Mädler mit 43^ Pkt. Im Zöglings-Wettturnen gingen als Sieger hervor und erhielten einen Kranz die Turner 1. Ernst Bretschneider (43 Pkt.), 2. Franz Franke (42^/z), 3. Curt Berthold (39'/,), 4. Hugo Strößner (36^), 5. Rudolf Meyer (32^), 6. Hermann Becher (30) und 7. Bernhard Deiß (29). Außerdem konnten noch von den zahlreichen Theilnehmern die Zöglinge Otto Seifert und Johannes Reich (je 28'/^) an 8. Stelle, Ernst Mehl horn jund Rudolf Ehrlich (je 27) an 9., Fritz Teichert (26l/z) an 10., Johannes Schmidt (26) an 11., Ernst Lötzsch (25), an 12. und Emil Rudorf (231/2 Pkte.) an 13. Stelle belobigend erwähnt werden. So verlief der Commers in fröhlicher Weise. Montag Abend beschloß ein solenner Ball die schöne Feier. Möge die Turnsache Eine große Illumination der ganzen Stadt beschließt das Fest. — Ein wichtiger Gedenktag für die Oberlausitz ist der 21. August, an welchem Tage 550 Jahre vergangen sind, seitdem die fünf oberlausitzier Städte Bautzen, Görlitz, Lauban, Kamenz, Löbau und das damals noch zu Böhmen gehörige Zittau zu dem berühmten Sechs städtebund zusammentraten. Der Sechsstädtebund, der zunächst eine Einigung zur Herstellung des Landfriedens war, erweiterte bald seine Thätigkeit nach den verschie densten Richtungen. In dem in der Mitte des Landes gelegenen Löbau versammelte man sich, so ost es das Bedürfnis mit sich brachte, und beriet dort über Steuer angelegenheiten, über Handwerkerbewegungen, welche den einzelnen Städten gefährlich zu werden schienen, über Streitigkeiten mit dem Adel, über Einsetzung eines neuen Landvogtes, kurz über Alles, was das Wohl und Wehe des Landes betraf. Der Bund hatte stets, um seinen Beschlüssen Nachdruck zu geben, eine stattliche militärische Macht hinter sich. Seine Probe bestand der Sechsbund im Hussitenkriege. Damals bewiesen sich die Städte, welche überaus kräftig durch den Adel unterstützt wurden, als das festeste Bollwerk gegen die verwüstenden Heerscharen der Hussiten. Die Sechsstädte blühten immer mächtiger empor. Der Großhandel, der Brauereibetrieb, die Tuch macherei häuften in den Städten Kapitalien zusammen, wie wir sie in unserer vorgeschrittenen Zeit kaum auf zuweisen haben. Aber auch Kunst und Wissenschaft wur den eifrig gepflegt. In jener Zeit entstanden viele herr liche Bauten, von denen namentlich die Görlitzer Peters- kirche zu nennen ist. Innerhalb des Bundes brachen aber leider auch mehrmals heftige Streitigkeiten aus, namentlich Bautzen und Görlitz waren es, welche um den Vorrang stritten. Auch der zwischen Görlitz und Zittau geführte bekannte Bierkrieg (1491) sei erwähnt. Doch die Städte fänden sich immer wieder zusammen, Venn sie wußten wohl, daß ihre Stärke auf ihrem treuen Zusammenhalten beruhte. Verhängnisvoll für den Sechs städtebund sollte der schmalkaldische Krieg werden, in dem die Gesamt-Oberlausitz ihrem Lehnsherrn König Ferdinand Hilsstruppen gestellt hatte. Durch irgend ein Mißver ständnis, an dem die Städte unschuldig waren, wurden die sechsstädtischen Truppen unmittelbar vor der ent scheidenden Schlacht bei Mühlberg abgelohnt und zurück gezogen. Dies erregte den Zorn des Königs in dem Maße, daß er die Oberlausitzer Städte des Hochverrats für schuldig hielt. Das führte zu dem unheilvollen „Pönfall". Die Städte verloren an dem unglückseligen 7. September 1547 alle ihre mühsam errungenen Frei heiten und Rechte, alles Geschütz, alles Pulver, alle Land güter und mußten die ungeheure Strafsumme von 100 000 Gulden erlegen (Görlitz 40 OOO, Budissin und Zittau je 20000, Lauban 10,000, Löbau und Kamenz je 5000). Innerhalb der nächsten zehn Jahre gelang es jedoch den reichen Städten vom Bunde, wieder einen großen Teil der ihnen entrissenen Güter und Rechte an sich zu bringen. Bei der Regierung zu Prag hatte sich nämlich das Be dürfnis nach Geld recht fühlbar gemacht; wäre das nicht der Fall gewesen, dann wäre der Ruin der Städte für alle Zetten besiegelt gewesen. Die kleineren und wenig bemittelten unter den Sechsstädten, welche zu diesem Zwecke die nötigen Gelder nicht aufbringen konnten, blieben arm für alle späteren Zeiten. Der Bund der in unserm Auer-Thale wachsen, blühen und gedeihen, um dem Vaterlande ein starkes, kräftiges gesundes Ge schlecht mit fröhlichem Sinn und frischer Thatenkrast heranzubilden. Sechsstädte überdauerte diese gefährliche Krisis, die großen Umwälzungen am Anfänge unseres Jahrhunderts haben jedoch die alte Vereinigung nach 470jährigem Bestehen zerrissen. Mt Rücksicht auf die bevorstehende Kartoffelernte bringen wir hiermit in Erinnerung, daß nach H 368,6 des Reichs- strafgesetzbttcheS mit Geldstrafe bis zu SO Mk oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft wird, wer an gefährlichen Stellen in Wäldern oder Heiden oder in aefährlicher Nähe von Ge bäuden oder feuerfangenden Sachen Feuer anzündrt. Eltern und Erzieher find für ihre Kinder verantwortlich. Aus Sachsen und Unisiebuna. Die Bergstadt Annaberg rüstet sich in würdiger Weise zur Feier des 400jährigen Jubiläums, das am 20. und 21. Septbr. stattfinden wird. Das Programm ist ausgegeben: „Am Tage vor dem eigentlichen Feste finden die Feierlichkeiten in den Schu len statt; am Sonntag, den 20. September VormtttagS ein Ktrchenzug, dem sich ein Festgottesdienst mit Chorge sängen anschltetzt. Sodann folgt Mittags ein Conzert aus dem Marktplatze und nachmittags ein großes Kirchen konzert „Haydns Schöpfung". Für Montag, d. 21. September Vormittags ist der historisch«Festzug in Aussicht genommen, der sich zudem Festplatz« de» Volksfestes bewegt, das den Nachmittag für fich beansprucht. Meteorologische». Barometerstand am Früh 7 Uhr. Ses ro tem ber SV Wetterhäuschen aus der König- Albert-Brücke. Sehr Nocken 7SO—-- Beständ. schön 'M Schön Wetter Veränderlich 730—M Regen (Wind) U Biel Regen Sturm 710—M I I I Temperatur n. Lels. am ü. Septbr. -i- 11« „ 7. „ -s- 13° W- „ 8. „ -s- 11° Windrichtung — 730 am t>. Septbr. L .W. „ 7. „ W. „8. „ R.-R.-L. Wetter am V. Septbr. Schön „ 7. . Bedeck, „8. „ Schöll. 8siävu-v»MLstv AK. 1.35 bl« lS.Sd p. Mel. -- sowie schwarz«, weiß und farbige He»»»»««-. Gei», von SO Pf. bi« Mk. lS.SS p. Mei, - glatt, geilreisl, karri.rt, gemustert, Damast« etc. (ca. LIO oersch. Qual, und 2vüv versch. gar» de«, D«ssln« tc.), »«et«- unö »t,u«eN,i in» llau». Muster umgehend. 1 8. »«naodorg (b.Lirivd.