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AimtlM-Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue, Zelle u. Umgehung. Erscheint Mittwoch», Areitag» u. «onntag» ölövuusmeutSPktt» inkl.drr g werthvollen Beilc en vierteljährlich mit Bringerlohn l> Mk. durch di« Post 1 «». Mt 3 AamittenSrättern: Aroystnn, K«te Ke ster, Aeitfpiegek. verantwortlicher Redakteur! Wmil Hegemeister in L u? (Erzgebirge). Redaktion u. Erpediiion Aue, Marktstrage. Inserate Di« einspaltig« Corvu-zeil« LV Pf. amtliche Inserate 28 Pfg. die Corpus-Zeil« Reklamen pro Zeil« 20 Pfg. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. No. 124. Sonntag, den 18. Oktober ,896. S. Jahrgang. Aus letzter Woche. V Die Pariser tolle Woche ist vorüber, die Franzosen sind aber noch toll und werden es wohl noch eine Zeit lang bleiben, bis sie merken, daß sie die Lackierten sind. Die letzte Anleihe, die Rußland in Frankreich ausnahm, betrug lumpige 400 Millionen. Sie wurde bekanntlich mehr als dreißigmäl überzeichnet. Jetzt wird Rußland eine Milliarde fordern zu den 7 bis 8, die es schon aus Frankreich herausgepumpt hat, und es ist selbstverständlich, daß die Franzosen mit größtem Vergnügen bereit sind, dem guten Freunde mit dieser Lappalie unter die Arme zu greisen. — Eine besondere Ehrung wurde in Frank reich dem Zarenpaare durch den Tod Trochus zu teil. ' Dieser Mann hat vor drei Dutzend Jahren gegen die guten Freunde gefochten und bei Sebastopol den Mala- kow-Turm erstürmt. Es war eine besondere Rücksicht des ohnehin lebenssatten Trochu, daß er jetzt starb und damit einen Theil seiner Schuld löschte. Der Zarin, be kanntlich eine hessische Prinzessin, hat Frankreich die Ehre angethan, sie zu einer englischen Prinzessin zu machen. Ihren Vater, Ludwig IV., der 1870 als Führer der hes sischen Divission bei Longwy die ruhmreichen Franzosen besiegte, hat man der „englischen" Prinzessin nicht weiter nachgetragen. Der Zar mit seiner Gemahlin weilt wieder für einige Tage auf deutschem Boden bei seinem Schwager, dem regierenden Großherzog von Hessen — Familienbesuch, wie Kopenhagen und Balmoral, Erholung von den Pa- . riser Strapazen und Anjubelungen! Neben dem Pariser " Zarenbesuch hat auf dem ganzen Gebiete der Politik in der verflossenen Woche nichts aufkommen wollen, obwohl in Hubertusstock ein Kronrat abgehalten wurde und man sich erinnerte, daß bisher sein 1888 immer bald naa> Ab haltung eibes Kronrats ein oder auch gleich zwei Minister zurücktraten. — Zu irgendwie entscheidendeu Kämpfen ist es weder aus Cuba noch auf den Philippinen gekommen, wenngleich die Spanier hier wie dort wiederholt gesiegt haben und die Regierung infolgedessen notwendig Geld braucht. Canovas wünscht, daß nur die amtlichen De- . peschen veröffentlicht, d. h. daß den Geldleuten Europas, die die neue spanische Anleihe decken sollen, Sand in die Augen gestreut wird. — Im Innern geht alles seinen alten unerfreulichen Gang: es geschieht zu viel Halbes; zu viel gewolltes Gute kommt nicht zur Durchführung, weil sich ihm das Einzelinteresse oder die furchtbare Gewalt, so man Trägheit der Masse nennt, entgegenstemmt. Die Nationalliberalen haben in Berlin ihren Parteitag ab gehalten, aber ohne Führer: vor allem fehlten v. Bennig sen und Hammacher. Der „Antrag Kanitz" ist als salon fähig erklärt und die „National-Zeitung" ist verleugnet worden. Sonst hat man nicht viel Freude gehabt. In Hessen haben Landtagswahlen stattgesunden, wobei die Sozialisten nicht nur die beiden Mainzer Sitze behauptet, sondern noch Offenbach dazu gewonnen haben. — Die Handwerkervorlage wird vielseitig zurückgewiesen, so daß nur geringe Aussicht besteht, sie im Reichstage durchzu bringen, wenn sie wirklich den Bundesrat anstandslos passiert. Die bundesrätliche Bäckerei-Verordnung, gegen . deren Rechtmäßigkeit Stimmen laut wurden, ist gerichts seitig als rechtsbeständig anerkannt worden. Die Einzel bestimmungen über das Detailreisen werden nun im Bundesrat bearbeitet. Selbstredend sucht nun ein jedes der davon betroffenen Gewerbe für sich eine Ausnahme herbeizusühren; würde der Bundesrat allen diesen An trägen stattgeben — und einer ist so berechtigt oder un berechtigt wie der andere! — so würde von dem ganzen ' Gesetze nichts übrig bleiben. — Das Jnvaliditäts- und Altersgesetz soll einige Aenderungen erfahren, die sich durch die Praxis als notwendig herausgestellt haben. Die De vise wird aber in Zukunft noch weiter lauten: „Kleben und kleben lassen." — „Uferlose Flottenpläne" tauchen zwar von Zeit zu Zeit auf, verschwinden aber immer bald wieder von der Bildfläche. Die Lenkbarkeit des Luftballons läßt noch immer einiges zu wünschen übrig. Das Fahrrad dagegen erobert stets weitere Kreise, so daß den Brauereien angst und bange wird; denn ein rich tiger Radler trinkt auf einer Dauerfahrt nur Milch und ' daß es nicht diejenige der frommen Denkart ist, zeigt ein gepfefferter Protest einer großen Radfahrer-Vexeintgung > dagegen, daß die Granitplatten größerer Städte immer noch den Straßenpaffanten zu Fuß freigegeben sind, wo durch natürlich den Radlern die schönsten Fahrbahnen vorenthalten werden. Die Königsberger Börsengarten- Affäre schwebt noch. — Der Besitzer eines Hahnes bei Dresden, der wegen des allzusrühzettigen Krähens seinem Herrn eine Strafanzeige wegen nächtlicher Ruhestörung zugezogen hatte, ist vom Schöffengericht freigesprochen, Herrn Nathan in Dessau dagegen ist der Kom.aerzien- ratStitel endgültig abgesprochen worden. Drwd. Ms dem Auerthal und Umgebung. Mittstettunge« von localem Interesse find »er Redaktion stets willkommen. DaS schöne Herbstwetter kommt den Bauherren sehr zu statten und jeder beeilt sich, seinen Bau u.irer Dach zu bringen. ES wird dies Jahr wieder viel gebaut im Auer- lhale. Nach allen Himmelsrichtungen sieht inan schöne Reu- bauten emporstreben. So werden die« Jahr wieder im Auerthale gebaut oder stehen schon vollendet da ca. 30 präch tige Wohnhäuser, wovon allein 12 in dcr Schneeberger Vor- stadt, darunter 4 prächtige Villen, und es ist nur zu begrüßen, daß die obere Seite der Schneeberger Straße für Pracht- bauten bestimmt ist, wir bekommen dadurch ein schönes Villen viertel. Die übrigen Neubauten vertheilen sich auf die Neu stadt, Wettiner-, Eisenbahn-, Bahnhofs- und äußere Markt straße, Markt, Schmelzhütte u. Zelle. Auch ließen die Firmen S. Wolle, F. W. Gantenberg, Erdinann Kircheis, Ernst Hecker nmsangreiche Erweiterungsbauten ihrer Fabriken vornehmen. Das Bauwesen blüht also dies Jahr wiederum in unserem Thale in früher nie geahnter Weise. Der Anbau der inneren Wettiner Straße ist soweit vorgeschritten, daß nur noch wenige Lücken auszubauen find, aus deren Stellen aber gleichfalls bereits die Bau tätigkeit begonnen hat, sodaß in aller Kürze die einen imposanten Anblick gewährende Front vollendet sein wird. Wer S Jahre nicht nach Aue gekommen ist, wird staunen über die palastähnlichen Gebäude, die hier wie Pilze aus der Erde herausgeschossen sind und nun mehr schöne Zierden unserer Stadt bilden. Nachdem nun die neue Schule in der Schneeberger Vorstadt bezogen, wird sich die Bauthätigkeit der nächsten Jahre zunächst dortfestsetzen, die Firma S. Wolle beabsichtigt amSchle- maer Wege im nächsten Frühjahr nicht weniger denn 24 neue Wohnhäuser zu erbauen und hat sich damit die beste Lage ausgesucht. Die Schneeberger Vorstadt ist ja das freieste und ge sündeste Stück unseres Luerlhales, wo der Rauch der Fa briken nicht austrifft und die ichöne freie Lage am Waldes- der." Diesen neuesten „Sport" veranstaltete Herr Müller, der Gastwirth der „Bergschänke" in Zitzschemig am Sonn tage. Zum „Start" hatten sich 21 Sportler gemeldet, von denen aber, wohl in Folge des eingetretenen schlech ten Wetters blos 18 liefen. Die Strecke war von der „Bergschänke" bis zum Gasthof „Grüne Weide", Neu- Coswig, dort Einnahme eines Cognacs und dann wieder zurück. Die Preise bestanden in zwei Stammgläsern, einer langen Pfeife und einem Spazierstock, Aus dem Zwickauer Steinkohlenrevier. Auf einem Oberhohendorfer Steinkohlenwerke verunglückte der För dermann Windisch aus Niederplanitz u. erlitt Contusionen der Schulterblätter und Unterschenkel. Der Verunglückte wurde nach dem Kreiskrankenstift gebracht, woselbst er, vermuthlich an inneren Verletzungen, gestorben ist. Windisch ist 22'/z Jahr alt und ist unverheirathet. Netzschkau. In die Raubanfall-Affaire gegen den Agenten Winkler scheint Licht zu kommen. In Greiz wurde der von der Staatsanwaltschaft zu Plauen steckbrieflich verfolgte Schlosser Hoppe aus Böhrnigen festgenommen. Derselbe ist verdächtig, am 6. August, den Agenten Winkler auf der Elsterberger Straße angefallen, ihn niedergeschla gen und beraubt zu haben. Die Beschreibung des Räu bers stimmt auf Hoppe genau, auch ist derselbe zur kriti schen Zeit in hiesiger Gegend vagirend umhergezogen. Neukirchen. Auf einem Baume in der Nähe der Grä- fenmühle hatte sich ein großer Geier niedergelassen. Das Geschrei und Flüchten des Geflügels hatte auf die Nähe des Räubers aufmerksam gemacht. Ein herbeigeholter Schü tze holte ihn mit einem wohlgezielten Schutze vom Baume herunter. Es ist ein großes Exemplare dieses Raubvo gels, der eine Flügelspannung von 1,50 Meter hat. Oelsnitz i. V. Aus einem Steinkohlenwerke verun glückte der 18jährige Feuermann Grummt tödtlich. G. hatte einen leeren Hunt aus der Fallortplatte nicht ange hängt und die Barriere nicht geschlossen und so ist der Hunt unvermuthet fortgegangen und hat G. 24 Meter mitge- schlrift, wobei ihm der Kopf eingedrückt wurde. Oktober. Früh 7 Uhr. 750 740 730 730 720 Bewölkt 710 Temperatur n. Cels. am 1V. Octobr. -s- IV 17. „ -s- 2« Wetter ain 16.;Octobr. „ 17. „ Wetterhäuschen aus der König- Albert-Brückc. Sehr trocken 750—W Beständ. schön Schön Wetter Veränderlich Regen (Wind) Biel Regen Sturm W ind ri chtung am 16. Octobr. „ 17. „ S. S.-O rande sich mit einer herrlichen Ansicht über unser Thal der- M g s bündet. In einigen Jahren wird dort eines dw schönsten ———— Stadtviertel entstanden sein. Mögen alle Bauherren bald Svaromtterstanv am Käufer oder gute Miether finden, damit der Um rnehmungs- geist, der unter ganz oedeutenden Opfern w ,er Aue ver größern und verschönern hilft, den gebührenden Lohn fiude. Morgen Sonntag Abend wird unter entsprechenden Feierlichkeiten, wozu auch die auswärtigen Gesangver eine, welche der Jubelfeier diesem Sommer beigewohnt, eingeladen sind die Nagelung der neuen Fayne des Ge sangvereins Liederkranz in dem Salon der Brauerei statt finden, der sich ein Commers anschließen wird. Das Einschla gen der vielen kostbaren Nägel u. die Weihe oer sonstigen reichen Geschenke dieser Jubelfeier wird für jeden Theil- nehmer interessant werden. Aus Sachsen und Umgegend. Chemnitz. Wegen zehn Pfennigen hat sich der Col- porteur Brauer schwere Gefängnißstrase zugezogen, Brauer benutzte die electrische Bahn und unterließ es, einen Groschen in den Zahlkasten zu werfen. Der Fahrgeld preller war vom Wagenführer beobachtet worden und wurde durch einen Schutzmann verhaftet. Diesem gegen über legte er sich einen falschen Namen bei und leistete, als er nach der Wache gebracht werden sollte, noch Wider stand. 4 Monate Gefängniß waren sein Lohn. Penig. In allgemeiner Ueberraschung wurden hier am Donnerstag eine ziemliche Anzahl, man spricht von 16, Verhaftungen vorgenommen. Einige Geschäftsleute, Bäcker und andere Personen, darunter sogar ein wohl habender Eisenbahnschaffner, wurden hinter Schloß und Riegel geschafft und dürften dort auch längere Zett ver bleiben müssen, denn sie gehören sämmtlich zu einer gro ßen Diebes- und Hehlerbande, die Jahre lang Spuren ihrer Thätigkeit hinterlassen hat. Man weiß jetzt end lich, wem man die in letzter Zeit so oft gemeldeten Diebstähle von Getreide, Kartoffeln, Gänsen, Futter, Bier u. s. w. zuzuschreiben hat. Schönefeld. Auf dem Bahnhof der Eilenburger Linie trug sich ein Unfall mit tödtltchem Ausgange zu. Der 25jährtge Baynarbeiter Tieg gerieth während des RangtrenS beim An- und Abkoppelnder Wagen zwischen zwei Puffer und war sofort todt. Dem BedauernSwerthen war der Brustkasten eingedrückt und der linke Fuß über fahren. Der Ärzt konnte nur den Tod constattren. Jedenfalls ist das Unglück durch einen Fehltritt des Betroffenen herbeigeführt worden. Der Bedauernswerthe ist in Stötteritz wohnhaft und hinterläßt eine Frau u. ein Kind. EoSwig. „Wettrennen in Holzpantoffeln u. Lylin- Kirchliche Nachrichte« von Aue. Borm. halb 9 Uhr Beichte: k. Thomas. 9 Uhr Hauptgottcsdicnst mit Feier des heil. Abendmahles. Predigt über 1. Mose 18, 20—32: k. Thomas. Nachmittags halb 2 Uhr KatechismuSnnterredung mit der confirmirten Jugend: Diac. Oertel. Abends 8 Uhr ev. luth Jünglingsvereiu. Mittwoch, den 21. Oktbr. abends halb 9 Uhr Bibelsiunde im ev.-luth Männer-Berein über Tim. 2: e. Thomas. Kirchen-Uachrichte« für Klösterlriu-Ielle. Vormittag 9 Uhr Lesegottesdienst. Unserer heutigen No. liegt ein sehr wichtiges Pro spekt über die preisgekrönten electr. Heilapparate zur Selbstbehandlung bei Krankheiten von Herrn Gustav von Mayenburg in Dresden-Neustadt bei. Wir rathen, ihn als Werthpapter aufzube wahren und genau durchzulesen. vuatae «tut Vsrlttiuron Serbe«- uns Rintarrtokke. , Lrefvrt doppelbreit, solider Qualität ä LS Pfennige per Meter »olick.r aailiUt v.rl.naon <toxpo1br.it, b.Ibvoll.n, , kr.n.o In. N.iu>. > t Vv kkz. pr. tlotsr. t NO ritz. p.r U«t«r Conde, CheviotS, Diagonal (Gclegenycitskauf) ä SS Pfg. pr. Meter versenden in einzelnen Metern franko ins HanS, Modeoilder gratis. SLIIistSkS ch o»., franttur, am «am. Separat-Abtheilung für Hcrrenkleiderstoffe: (3 Burkin von M. L,SS Psg., Cheviots v. I SS Pfg. pr. Meter. Schwarze und farbige reinseidveI LÜH «n-KI vi ävr-81oLf« LH» Spezialität: „Brautkleider" kruno Svlivlloudvravr. vkoianlt«. Jedes Maaß zu Fabrikpreisen. i»»»»» «uaker perle- un<i »p»mi«s,i. E»m»»