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Auerthal-Zeitung : 20.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189510204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18951020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18951020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-20
-
Monat
1895-10
-
Jahr
1895
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 20.10.1895
- Autor
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«ich, einen Beamten, einen Kampf gegen den Kaiser nicht geben könne. Abgesehen hiervon, war e» auch nicht angängig, daß ich eine Mei» «ung, die ich jahrelang gegen den Fürsten Bis marck vertreten, aufgav, weil der Kaiser sie teilte. Zu der Entlassung der Grafen Caprivi über» gehend, bemerkte Herr v. Bötticher noch: Der Kaiser hatte an den Fürsten Hohenlohe als einen künftigen Reichskanzler wohl schon lange gedacht, wenn auch nicht gerade für den jetzigen Zeit» punkt, wie denn überhaupt der Kaiser für jeden von uns den Nachfolger schon in Bereitschaft hat. Der Kaiser ist überhaupt sehr vordenkend, und wenn er zuweilen Ueberraschungen bereitet, für ihn gibt eS keine „Ueberraschungen." Ko« Nah rmd Fern. Der ehemalige Kanzler Leist soll nach Chicago abgereist sein, um sich dort als Rechts anwalt niederzulassen. (Wahrscheinlich hofft er ans zahlreichen Zuspruch von den dort ansässigen Negern!) Der Sperling etn Singvogel! Wie man aus Greiz berichtet, wurde in der jüngsten Sitzung des dortigen „Vereins der Naturfreunde" die Mitteilung gemacht, daß der Kriegsinvalide Pfeifer in Greiz einem ungefähr seit einem Jahre in Gefangenschaft gehaltenen Sperling das Singen beigebracht habe, wozu ihm eine früher durch die Zeitungen gegangene Notiz, daß der Haussperling von Natur aus alle physischen Vor bedingungen zum „Kunstgesang" ebenso wie die anderen Singvögel besitze, die Anregung gegeben habe. — Welch' freundliche Aussichten eröffnen sich da für alle Vogelliebhaber. Zum Schutze der Brockenflora gegen fortschreitende Vernichtung ist von dem zustän digen Amtsvorsteher in Schierke eine Polizei verordnung erlassen, die das Ausreißen und Ab- pflückcn von Pflanzen jeder Art auf dem Brocken kegel seitens Personen, die nicht im Besitze eines von der Revierverwaltung in Schierke ausge stellten Erlaubnisscheines sind, unter Strafan drohung verbietet. .Kirchenraub. In Hennersdorf bei Ohlau ist ein frecher Kirchenraub ausgeführt worden. Wahrscheinlich ein Fremder hat diese Umstände benutzt und die beiden Opferkastcn der Kirche gewaltsam geöffnet und des Inhalts beraubt. Es ist nur anzunehmen, daß der oder die Kirchcnräuber sich haben einschlicßen lassen und sodann die That vollführten. Die Höhe des gestohlenen Geldbetrages läßt sich nicht er mitteln, dürste aber nicht unbeträchtlich sein. Die polizeilichen Ermittelungen nach den Thätern sind im vollen Gange. Unterschlagung. Bei einer in der Deut schen Unionbank in Mannheim vorgcnommenen Revision stellte sich heraus, daß gegen 150 000 Mk. Effekten fehlen. Der Kassierer Richard Mayer, welcher seit einigen Tagen nach Italien beur laubt ist, ist der Unterschlagung verdächtig. Die Staatsanwaltschaft hat einen Steckbrief erlassen. Der Laternen-Anzünder auf dem Stahl roh — das ist das neueste, was die kommunale Entwickelung in Rudolstadt gezeitigt hat. All abendlich, wenn die Dämmerung herniedersinkt, kann man ihn dahingleiten sehen auf dem flinken Stahlroß, gleich einem Lanzenreitcr, den An zünder fest in der Faust. Kann man sich da wundern, wenn die Beleuchtung Rudolstadts schnelle Fortschritte macht? In einem Bache bei Senden fand man die Leiche des Schachtmeisters Koretzki auS Münster mit einer klaffenden Kopfwunde. Ob hier ein Unglück oder ein Verbrechen vor» liegt, ist noch nicht erwiesen; man neigt zu letzterer Annahme, weil das Wasser des Baches sehr seicht ist. Ueber den von drei russischen Grenz soldaten in dem preußischen Dorfe Polanowo verübten Raubmord, bei dem die Wirtin einer Schenke und deren Dienstmädchen erschossen wurden, wird noch berichtet: Die drei Misse- thäter sind von den russischen Behörden verhaftet und haben ihr Verbrechen eingestanden. Bereits am 14. d. nachmittags waren vier russische Offiziere mit den in Betracht kommenden Grenz mannschaften am Thatort. Von diesen bezeich ¬ nete die verwundete Tochter der erschossenen Witwe einen Soldaten bestimmt, einen anderen mit Wahrscheinlichkeit al» Thäter. Den dritten erkannte die Enkelin. Die Bezeichneten haben später, nach hartnäckigem Leugnen, ihr Verbrechen eingestanden. ES sind Tataren auS dem Kau» kasu». Die drei Soldaten hatten ihren Posten an der Grenze verlassen, ihre Abwesenheit aber während der That ist unbemerkt geblieben. Heimweh eine- Pferde-. Vor etwa fün Jahren hatte der Grundbesitzer G. im Kreise Ragnit von einem russischen Besitzer ein Pferd gekauft, das sich vollständig an die neue Heimat gewöhnt hatte. Vor einigen Tagen war eS plötzlich verschwunden, und alle Anzeichen wiesen darauf hin, daß eS die vor fünf Jahren ver lassene Heimat wieder ausgesucht habe, was durch eine Nachricht des Verkäufers auch bestätigt wurde. Trotz der langen Abwesenheit hatte das Pferd unter Durchschwimmung deS Memelstromes den Weg in seine über zehn Meilen entfernte Heimat wiedergesunden. Eine poetische Mordbrennerbande. Die Bewohner des Marchfeldes bei Wien sind seit einiger Zeit infolge des Treibens einer Mord brennerbande in großer Aufregung. In ver schiedenen Ortschaften, wie in Aspern a. d. Donau, Eßlingen, Glinsendorf, Markgraf-Neusiedl u. s. w. mehren sich die Brände in auffallender Weise; in letzterem Orte waren allein 27 Brände zu verzeichnen. Daß eine wohlorganisierte Mord brennerbande ihr Unwesen treibt, geht aus den in jüngster Zeit sowohl in Eßlingen als auch an anderen Orten zerstreut aufgefundenen Brand briefen folgenden Inhalts hervor: „Wir sein unser Dreißig, Zundeln than ma' fleißig. Bauern! Könnt'S machen, wias wollt's, Wegen dem brennt'S doch aufi und abi l D'Stadtlauerbrucken muß a g'sprengt wer'n! Was net brennt, wird g'sprengt." Jüngst nun wurde abermals in Eßlingen ein solcher Brandbrief gefunden, und schon in der Nacht darauf kamen vier große Brände zum Ausbruch, und zwar in Orth, Markgraf-Neu siedl, Aspern a. d. Donau und Groß-Enzers- '>orf. Bis jetzt hat die Polizei noch keine Spur von den Thätern gefunden. Bo« der Anrede „Friedrich" und „Johann" wollen gewisse Kreise der Gasthaus- Kellner nichts mehr wissen. In der General- Versammlung des internationalen Vereins der Gasthofsbesitzer, die kürzlich in Meran abgc- halten wurde, entwickelte sich eine interessante Debatte über eine Eingabe des Genfer Ver bandes der Hotelangestellten, die Anredeform der Gehilfen betreffend, welche die bisher übliche Form des Anrufes mit ihrem Vornamen als eine Entwürdigung ihres Standes bezeichneten. Sie verlangen, hinführo nicht mehr „Fritz" oder „Karl" oder „August" u. s. w., sondern bei ihrem Familiennamen gerufen zu werden, auch von den Gästen. Die Versammlung beschloß, diesem Verlangen der Gehilfen wohlwollend cnt- gcgenznkommen, um einer etwaigen „sozialen" Bewegung auszuweichen, es dem Takte der ein- zelneu Hotelwirtc überlassend, ihre Angestellten in der ihnen (den Hotelbesitzern) angemessen scheinenden Form anzureden. Belohnte Pflichttreue. Wie aus Olmütz geschrieben wird, stand vor einigen Tagen der Infanterist des 93. Jnf.-Rcgts. Franz Zoufal aus Kladek bei den Heumagazinen auf Posten, als Erzherzog Eugen, ganz in Gedanken ver sunken, eine Zigarre rauchend, dem Posten ent gegenkam. Für jedermann ist das Rauchen in der Nähe der Heumagazine auf das strengste verboten. Getreu seiner Pflicht machte der Posten dem Erzherzog in entsprechend militärischer Art die Meldung von dem Bestehen dieses Verbots. Zwei Tage später wurde der Mann zum Divi sionsrapport befohlen und war nicht wenig über rascht, als der Erzherzog in leutseligster Weise dessen strenge Pflichterfüllung lobte und ihm außerdem einen blanken Dukaten in die Hand drückte. Explosion auf einem Schieftplatze. Auf dem Schießplätze der französischen Artillerie in Bourges zersprang am 14. Oktober ein neues schweres Geschütz beim Probeschießen mit einer Melinitgranate. Das Geschützrohr wurde in kleine Stücke zertrümmert. Die vereinigten Gchueidergrsellen 1« BervierS, von denen die meisten zu Haus« für BekleidungSgeschäfte arbeiten, beschlossen dir Gründung einer Werkstätte für arbeitslose Schneider. In einem von ihnen an die Bürger schaft gerichteten Rundschreiben heißt eS: Von allen Handwerken ist das unsrige ohne Zweifel eines der beklagenswertesten, besonders im Winter. Jetzt schon können die Arbeitgeber, welche Hre Lager überfüllt haben, den Arbeitern keine Be schäftigung mehr geben. Die Ursache hierfür liegt m der hierzulande herrschenden Handels stockung. Dies hat uns auf den Gedanken gebracht, eine Werkstätte für Arbeitslose zu er richten, die vom 1. Dezember bis Ende Februar geöffnet sein wird. Um Arbeit zu schaffen, soll die Einwohnerschaft gebeten werden, ihre Klei dungsstücke in dieser Werkstätte ausbessern zu lassen. Der Erfinder deS Niederrades, das vor 10 Jahren unter dem Namen „Rover" zum ersten Mal in den Verkehr kam, Starley, gab zu diesem 10jährigen Jubiläum am Montag in London ein Festessen, an dem sich eine Anzahl Fahrrad-Fabrikanten und Freunde deS Fahr rades beteiligten. In einem Trinkspruch wurde der Geschichte des Fahrrades gedacht, von dem „Schaukelpferd" an, das im Jahre 1818 vor geführt wurde, bis zu den heutigen Sicherheits rädern im Luftschlauch, für deren mechanischen Bau das Rover-Rad in der Hauptsache maß gebend geblieben sei. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß vor 25 Jahren der nach malige Discount Sherbroke als ein Sonderling angesehen wurde, weil er in dem Picadilly- viertel auf einem Fahrrad erschien, das heute mit Recht als Knochenrüttler verschmäht wird. Heutzutage treten in England königliche Personen und Mitglieder der höchsten Gesellschaftskreise das Pedal, ohne Aufsehen zu erregen. Durch Elektrizität getötet. Der Elektro techniker Franklin Popp zu New Dock wurde am 15. d. durch einen 3000 Volten starken Strom getötet, als er eine von ihm selbst er- undene Maschine in Betrieb setzen wollte. GrrichishaUr. Erfurt. In dem Beleidigungsprozeß gegen den Ersten Staatsanwalt am Erfurter Land gericht, den der sozialdemokratische Redakteur Hülle angestrengt hatte, wurde der Staatsanwalt der Beleidigung schuldig gesprochen und zu 50 Mk. Geldbuße verurteilt. Dem Beleidigten wurde daS Recht der Publikation zugesprochen. Münster. Vom Schwurgericht ist der Landmann Terwellen wegen Mordes, den er am Sedantage zu Laer an der Dienstmagd Schulte verübt hatte, zum Tode verurteilt worden. Oels. Der seltene Fall, daß in einer An klagesache wegen Mordes ein freisprechendes Schwurgerichts-Urteil aufgehoben und in einer neuen Verhandlung ein Todesurteil gefällt wird, hat hier gewaltiges Aufsehen erregt. Vor den Geschworenen standen zum zweiten Male der Slellenbesitzer Wilhelm Hunger und dessen Frau Johanna Hunger zu Klein-Bisdauschke wegen Ermordung der Witwe Rosine Hein. Beide standen bereits am 10. und 11. April vor den hiesigen Geschworenen, wurden aber damals freigesprochen, namentlich auf die günstige Aussage einer Haupt belastungszeugin, einer Frau Labitzke hin. Letztere ist später von Gewissensbissen geplagt worden und hat zugegeben, daß sie aus Furcht vor dem Angeklagten bei der ersten Verhandlung nicht richtig ausgesagt habe. Die Furcht der Zeugin scheint ihre Berechtigung gehabt zu haben, denn thatsächlich ist, nachdem sie anfänglich eine un günstige Aussage gemacht hatte, ihr Haus ange zündet worden und abgebrannt. Die 71jährige Frau Labitzke ist inzwischen wegen fahrlässigen Meineides zu 3 Monat Gefängnis verurteil« worden, und das Verfahren gegen die beiden Angeklagten mußte wieder ausgenommen werden. Bei der erneuten Verhandlung wurde folgendes festgestellt. Die Witwe Rosine Klein lag bei den Angeklagten in Altenteil und hatte von ihnen täglich Milch, Butter und andere Nahrungsmittel außer freier Wohnung zu erhalten. Sie wurde am 31. Dezember 1894 früh morgens auf dem Hofe des Hungerschen Hauses ermordet und k gräßlich zugertchtet vorgefunden. Da kein Raub begangen war, lenkte sich der Verdacht damals l sofort auf die AuStraggeber, die Hungerschen Eheleute. Rian fand an dem Zaun ihres Hause» frisch ausgeschnittene Stellen, an denen augen scheinlich blutige Stellen ausgewaschen worden waren. Im Stalle wurde ein Knüttel gefunden, an welchem der Gerichtschemiker Dr. Jeserich- Berlin Blutspuren nachwies. Der Angeklagte hatte anfänglich behauptet, daß eS sich um da» Blut einer geschlachteten Ziege handle; jetzt be hauptete er, daß es sein eigenes Blut sei und von einem Schnitt in den Finger herrühre. An einem anderen, gleichfalls dem Angeklagten gehörigen Knüppel hatte Dr. Jeserich Blut und Haare der Ermordeten vorgefunden. Die An geklagten stellten dir ungeheuerliche Behauptung auf, daß der Gendarm und der Ortsvorsteher dieses Blut absichtlich und nur zu dem Zwecke, um sie zu belasten, an den Knüttel geschmiert hätten. Natürlich wurde diese Behauptung von den Betreffenden mit Entrüstung zurückgcwiesen. Die schwerste Belastung der Angeklagten lieferte > aber die alte Frau Labitzke. Die'e hat, als die Frau Hein ermordet wurde, Schläge gehört, ist dem Geräusche nachgegangeu und hat gesehen, wie die Angeklagten, die sie genau kannte, die Ermordete unter sich hatten. Die Angeklagten behaupten demgegenüber, daß man von dem Labitzkeschen Nebenhause Vorgänge auf ihrem, der Angeklagten, Hofe überhaupt nicht sehen könne. Die nach dieser Richtung hin angestellten Versuche haben das Gegenteil erwiesen. Die Vernehmung der alten Frau Labitzke gestaltete sich sehr dramatisch. Sie sagte diesmal mit voller Bestimmtheit aus, daß sie, durch das Bellen ihres HundeS und das Geräusch von Schlägen aufmerksam gemacht, aus ihrem Hause geschlichen sei und auf dem Nachbarhofe ganz deutlich die Angeklagten erkannt habe, die sich mit der am Boden liegenden und röcheln den Frau Hein zu schaffen gemacht hätten. In der früheren Verhandlung habe sie auS grenzen loser Furcht nichts Belastendes ausgesagt. Nach ihrer ersten Aussage sei ihr das Haus über dem Kopf angezündet und seien dabei die Thüren von außen verschlossen worden, damit sie mit verbrennen solle. Ihr Mann sei bei diesem Brande auch sehr schwer verletzt worden, und aus diesem Grunde habe sie große Furcht ge habt. Nachher habe sie das Gewissen geplagt, sic habe keine Nacht ruhig schlafen können und die Ermordete immer im Traume gesehen. Nach- dem sie ihr Gewissen erleichtert, habe sie endlich ihre Ruhe wieder gefunden. Der Ehemann der Labitzke lag zur Zeit des ersten Hauptvcrhand- lungstermins noch an seinen schweren Verletzun gen im Krankenhause. Er bestätigte, daß ihm seine Frau am kritischen Tage sofort erzählt habe, was sie auf dem Hofe der Angeklagten gesehen, daß nämlich die Hungerschen Eheleute die Hein erschlagen hätten. — Auf Grund der umfangreichen Beweisaufnahme kamen die Ge schworenen zu einem Schuldigspruche gegen beide Angeklagte. Der Gerichtshof verurteilte infolgedessen unter Aushebung des früheren sreisprcchenden Urteils die beiden Angeklagten zum Tode und zu Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Kunles Allerlei. Wildpret frisch zu erhalten. Streut man ftisch gemahlenen Kaffee auf Wildpret, so kann man eS dadurch mehrere Tage wohl schmeckend und frisch erhalten. Man reinige jedoch zuvor das Wildpret, d. h. wische das Blut ab, bedecke die verwundeten Teile mit Löschpapier, wickle die Köpfe ein und dann streue man gemahlenen Kaffee über und zwischen die Federn oder den Pelz. Ein Kaffeelöffel voll Kaffe ist ausreichend für ein Paar Rebhühner, zwei Kaffeelöffel voll für einen Hasen. Hierauf wickle man das Wildpret sorgfältig in Papier ein und es wird sich in der ungünstigsten Witterung ftisch und wohlschmeckend erhalten. Ebenso kann man alles Wildpret, welches, in Körben oder Kisten verpackt, versandt wird, frei vom üblem Geruch erhalten. Neues Wort. „Wie! Sie haben Ihre Köchin schon fünfzig Jahre? Da kann sie ja ihre goldene „Kochzeit" feiern." schwer fallen, auf deinen Vorschlag einzugchen. Es widerstrebt meinem Gefühl, Wanda näher zu treten, ganz abgesehen davon, daß es mir peinlich wäre, Bossart zu begegnen; Wanda ist mir nicht sym pathisch." „Rühre doch nicht die alten Geschichten wieder auf!" rief er ärgerlich. „Uebrigens, was Bossart anbetrifft, so fürchte nicht, daß ihn dein Anblick aufrcgen wird! Er hat sich merkwürdig schnell getröstet, sodaß man fast zu der Annahme kommt, seine Werbung um dich habe nur in der Phan tasie des Inspektors existiert " „Ach Paul", unterbrach sie ihn bittend, „wie kannst du diesen braven Mann so verdächtigen! Nie und nimmer würde ich ihn einer Lüge für fähig halten! — Daß Bossart an WandaS Seite daS Glück suchte und auch hoffentlich ge funden hat, welches ich ihm nicht gewähren konnre, gereicht mir zur größten Beruhigung, und auch du freust dich gewiß, daß Wanda Ersatz gefunden hat für die getäuschten Erwartungen, die sie durch dich erfahren; erst dann konnte ich meines Glückes von Herzen froh werden, als ich erfuhr, die beiden hätten sich gefunden. Wenn es dir unangenehm ist, an die Vergangenheit zu denken, so wollen wir nie mehr dergleichen Er innerungen heraufbeschwören, aber daS eine muß ich nochmals betonen, eS wäre mir eine Pein, mit Wanda zu verkehren. Schon früher verursachte mir ihre Nähe Unbehagen; ich fühle mich bedrückt, wenn ich nur an sie denke, und könnte mir selber deswegen zürnen. Vielleicht hat die Befürchtung, daß sie durch mich Herze leid erfahren, dies Vorurteil in mir erzeugt." „Nun, wie du willst," sagte er verstimmt, die Arme kreuzend und sich in die Sophacckc zurücklehnend, „ich will dir weder zureden, noch dich zu etwas zwingen, was dir widerstrebt, — jedoch bitte ich dich, von nun an mit Geduld die Einsamkeit zu ertragen. Willst du mit Wanda nicht verkehren, so laß es bleiben, anderen ge eigneten Verkehr wirst du schwerlich in der Nähe finden, denn ich hoffe, daß du meinen einen speziellen Wuusch, auf Inspektors zu verzichten, ein- für allemal respektieren wirst. So laß dir denn deine Häuslichkeit genügen, — ich kann dir nicht mehr bieten, — ich habe dich an mein Herz genommen, dich in gesicherten Wohlstand eingeführt, ohne zu fragen, woher du kamst woher du stammst. Hast du noch nie darüber nachgcdacht?" „Ach, Paul," rief sie laut auffchluchzend, „wie kannst du so hart mit mir reden!" Langsam an ihm niedergleitend legte sie die Stirn an sein Kinn, beide Hände vor daS zuckende Gesicht chen haltend. „Habe ich dir denn je einen Vor wurf daraus gemacht, daß ich so viel allein bin? Habe doch Geduld mit mir, ich will mich ja recht bemühen, so zu werden wie du willst! Sage mir nur, was ich thun soll, was ich sein soll, um deine Zufriedenheit zu erlangen. Ich fühle, ich ahne, daß mein Sein nicht ganz deinen Wünschen entspricht, mache mich doch aufmerksam, lehre mich dir ganz zu Gefallen zu leben!" — „Sieh," fthr sie sich aufrichtend fort und blickte ihm flehend ins Auge, „du bist ost so sonderbar, so scheu, als hättest du mir et was zu verheimlichen. Du weißt ja, daß ich dem eigen bin, dir mit jeder Faser meines Herzens ergeben; — drückt dich etwas, so ver traue es mir an, — hast du Kummer, so laß mich daran teilnchmen!" „Ich weiß nicht, wo du hinaus willst," unterbrach er sie ungeduldig, ihrem Blicke aus weichend, „ich habe dir nichts zu verbergen. Laß uns von etwas anderem reden," setzte er mit geheuchelter Gleichgültigkeit hinzu, „es macht mir keine Freude, dieses unerquickliche Thema weiter zu besprechen. Ich kann und will dir keinen Vorwurf machen, im Gegenteil, ich kann nur lobend hervorheben, daß du deinen häus lichen Pflichten auf das genaueste nach kommst. Was zu unserer gänzlichen Verständigung noch fehlt, daS wird die Zeit vielleicht auch noch schaffen. Wenn ich einmal rauh gegen dich werde, so nimm dir daS nicht allzusehr zu Herzen. Das Leben hat auch Schattenseiten, und eine ideale Ehe, wie sie dir in deinen Mädchenträumen vorschwebte, gibt eS nicht. Die Wirklichkeit schafft anderes als die Phantasie, du wkst diese Erfahrung noch oft machen müssen. Wenn dich solche Enttäuschungen mit Bitterkeit erfüllen, so denke, daß du dies deiner eigen artigen Individualität zuzuschreiben hast. Die Welt wird nicht auS ihren Fugen gehen und die Menschheit nicht von ihren Schwächen lassen, weil dir selbst die Natur gute, reine Gesinnungen einpflanzte l" Nachdenklich, was er wohl mit diesen Worten sagen wollte, schlang sie beide Arme um seinen Leib, ihr Köpfchen fest an seine Schulter schmiegend. So verharrte sie eine Weile, hoffend, er würde wie sonst nach einem Wortwechsel ihren Kopf zwischen seine Hände nehmen, sie küssen und ihr einige gute Worte sagen. Doch nichts der gleichen erfolgte, und merkend, daß er heute un gewöhnlich verstimmt war, erhob sie sich endlich und drückte einen innigen Kuß auf seine Stirn, indem sie ihm bittend und zutraulich ins Auge schaute. „Bist wieder gut?" tönte es wie herziges Vogelgezwitscher von ihren Lippen. „Ja, mein Kind," nickte er mit einem An flug von Freundlichkeit. „Doch jetzt — möchte ich wohl noch schnell etwas genießen; ich werde nachher gleich aufbrechen und noch einmal bei Tonn vorsprcchen. Vielleicht finde ich dort je mand, der sich an meinem Vorhaben beteiligt." „Ach, das wäre gut!" rief sie lebhaft. „Es würde mir Sorge machen, dich allein auf dem Anstande zu wissen; die Schmuggler sollen es jetzt ja wieder ganz arg treiben." „Das laß dich nicht beunruhigen," entgegnete er lächelnd, „die werden mir sicher nichts anhaben; sie danken Gott, wenn sie unbehelligt ihre Ge schäfte erledigen können." „Nun, das beruhigt mich ungemein," sagte Teresa erleichtert. „ES erfaßt mich immer Grauen, wenn ich allein spät abends am Fenster stehe und die dunklen Gestalten über daS Feld oder gar an unserem Hause vorübcrhuschen sehe; eS ist doch etwas Häßliches, dieses lichtscheue Thun!" Sinnend blickte er ihr nach, als sie sich nun entfernte, um ihm die Mahlzeit herzurichten. Bald hatte Teresa daS Abendbrot aufgctragen, daS ziemlich schweigend verzehrt wurde, und dann machte sich Paul zur Jagd fertig. Erst gegen Morgen kehrte er von seiner nächtlichen Partie heim, «u cr (Fortsetzung folgt.'
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