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Freitag, den IS. Juli 1895 8. Jahrgang Ro. 84. Ernst Papst. Verantwortlicher Redakteur: Emil Heg« Redaktion u. «rpedition: Si tlll« Poftanftalten und Landbrt« nehmen Bestellungen an. genommen. Bockau. Bei der am 14lJuni er. stattgefundenen Berufs- und Gewerbezählung hatte der in 15 Bezirke eingetheilte Ort Bockau 602 Haushaltungen (gegen 561 im Jahre 1890) mit 1332 männlichen (1211 i. I. 1890) und 1440 (1382) weibl. Einwohnern; in Summa 2812. E» war demnach gegen da» Jahr 1890 eine Zunahme von 219 Personen zu verzeichnen. Lößnitz. Die Durchprüfung des bei der jüngsten Berufs und Gewerbezahlung gewonnenen Materials hat al- Einwohner zahl vc n Lößnitz ergeben 5765 (gegen 5876 bei letzter Volks zählung). Eibenstock. Die Stadtvertretung hat beschlossen, den sich auf 21,537 M. 82 Pfg. belaufenden Sparkaflenreinzewinn auf da- Jahr 1894 dergestalt Verwendung finden zn lassen, daß 3204 Mk. 97 Pfg. dem Sparkafsenreservefonds zur Erfüllung auf 50/§ der Einlagen, 4583 Mk. 21 Pf. dem Berlustreferve- fonds, 4583 Mk. 22 Pf. dem städtischen Dispositionsfonds über 17,000 Mk. und 9166 Mk. 43 Pf. der Stadtkasse zu gewiesen werden. dem Schießanger ca. 20 Stück kleine Luftballon-, wa- eine« fürchterlichen Knall verursachte. Die Entzündung ist zweifellos durch eine brennende L garre von einem vorübergehenden Herrn heroorgerufen worden. Außer einem Mann, welchem die Kopf haare und der Bart etwa- versengt wurde, ist ein Schaden nicht weiter zn verzeichnen. Wegen Fahrgeldhinterziehung aus der elektrischen Straßenbahn wurden im Laufe de» Sonntag- drei Personen zur Anzeige ge bracht. Ein bei einem hiestgeu Dachdecker beschäftigt gewesener 15 Jahre alter Handlanger wurde gestern «egen mehreren klei neren GelegenheitSdiebstühlen, die er in der Regel in denje nigen Häusern, wo er mit feinem Meister arbeitete, au-führtr, sistirt und abgeliefert. Ein von einer auswärtigen Behörde wegen Betrug- steck brieflich gesuchter Tischler au» Treuen wurde am Sonnabend Nachmittag auf dem Schießanger durch einen hiestgeu Schutz mann arretirt und zur Haft gebracht. Eine Anzahl junger Leut« belustigte sich Sontttag Nach mittag mit Gondeln auf de« Schwanentriche. Obwohl die selben nur in der Mitte gefahren find, blieben sie doch auf dem Grunde des Boden» fitzen. Nur mit Hilfe einiger Her ren gelang eS, den Kahn wieder in Gang zu bringen. Herr Büchsenmvcher Mothe» in Zwickau hat bei« Mit teldeutschen Bunde-schießen in Ehemnitz d-n ersten Pret» (500 Mk.) errungen. Die privllegirte Schützengesrllfchaft be reitete ihm gestern zu seiner Heimkehr einen «armen Empfang. — Am 6. Mai d. I. durchlief di« Stadt Ehemnitz die ' Kunde von einer That, welche kaum glaublich schien und in verschiedener Weise weiter besprochen wurde. Einem kleinen, nur wenige Monate alten Kinde sollte die Zunge herauSge- risfen, nach anderer Erzählung-weise herau-geschnitten worden sein. Vor d.m königl. Amtsgericht fand nun jene» Borkom- niß dieser Tag« die gesetzliche Sühne. Am 5. Mai d. I. unter nahm ein in Chemnitz wohnhaftes Ehepaar einen Ausflug mit zwei Kindern u..d übergab ein nur 4 Monate alte» Kind einer 73 Jahre alten Wittfrau zur Pflege. Beim Heimkom- men am Abend bemerkten di« Eltern an dem Kinde Blut spuren und später fanden sie im Bette die Zungenspitze de- Kinde». Die Untersuchung ergab, daß die Annahme, die alte Frau habe das Kind vorsätzlich in obiger Weise verletzt, nickt zm.ifft. Die Frau befand sich in dem Glauben, da» Kiud habe da» Gummihütchen der Milchflasche verschluckt; sie hielt dann die Zunge de» Kinde» für da» Gummihütchen und in der Meinung, diese» mit de« Finger und einem Mester her- auSzuziehrn, brachte si« dem Kinde die schweren Verletzungen bei und schnitt ihm die Zunge ab. Zwar ist da» Kind mit dem Leben davon gekommen, doch ist e» verstümmelt und frag lich, ob e» jemals sprechen lernen wird. Die Angeklagte wurde «egen fahrlässiger Körperverletzung zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Burgstädt. Beim Baden in der Mulde hat der beim Gutsbesitzer Fritzsche in Arnsdorf in Dienst stehende Sohn de» Gutsbesitzer» Kühn in Burkersdorf gestern Nachmittag seinen Tod gefunden. — 200jährige» Post-Jubiläum. Daß Sachsen in der Reihe der Staaten steht, die am frühesten der Einrichtung von Po sten Vorschub leisteten, ist eine allgemein bekannte Thatsache. Al» August der Starke im Jahre 1694 den churfürstlichen Thron bestiegen hatte, war es eine feiner ersten Regierungs sorgen, dem Postwesen eine nach den damaligen Verhältnissen thunlichst« Aufbesserung zu Theil werde.. zu lasten. Dazu gehörte vor allem di« Wegcdrsferuug uu» die Bestimmung der an den Wegen gelegenen Haltepunkte der fahrenden Post nach Wegestun ven. So erhielt der Postme.strr Ludw. Daser im Jahre 1695 den Befehl, auf der Straße von Dresden über Meißen nach Lelpzig Post- und Wezesäulen fetzen zu lasten; r» waren di« ersten, dir die Entfernungen mit einiger Genauig keit erkennen ließen. E« «arrn starke, viereckige, ziemlich 1 Elle breite Säulen von Eichenholz, die nach oben einen giebel artigen Abschnitt trugen, unter welchem sich an der Säule unmittelbar darunter da» eingrschnittene chursächstsche Wappen zeigte. An dieser der Straße zugekehrten Schriftseite der Säule war unterhalb diese» Wappen» zunächst die Jahreszahl 1695 tief eingeschnitten und schwarz gefärbt; «eiter darunter zeigten sich in gleicher Ausführung die Namen der Haltepunkte von Leipzig bis Dresden mit betgefügten Angaben der Ab stände von Leipzig in Stunden. Der letzte Haltepunkt be schloß die Reihe der Orte und da« Ende der Scala machte auch damals schon (vor 200 Jahren!) «in Posthorn. DaS Setzen dieser Eichensäulrn «ar aber nur die erste Etappe auf dem Wege, den August der Stark« unter eigener künstlerischer Bethätigung und mit Hilfe de» bekannten Pastor Zürner energisch fortsetzte und der schon für da» letzte Jahrzehnt sei ner Regierung handgrrlftiche Vortheile gewährte. Die Ent fernungen «urden immer genauer sestgestellt, die dazu nöti gen Instrumente verbessert und geschmackvoll« steinerne Säu len nicht nur zwischen Leipzig und Dresden, sondern auf allen Straßen des Sachsenlande- aufgestellt, von - denen hi« und da, z. B. in Johanngeorgenstadt auf dem Markte, in Moritzburg, in Löbau, in Görlitz, in Pirna, in Gottleuba, in Freiberg und sonst welche vorhanden find. Zwickau. Vorgestern endete das vom Wetter und von der Theilnahme des Publikum- bi» zur letzten Minute begünstigte diesjährige Vogelschießen. Vormittag» gab Herr Zimmermeister Albin Queck als Schützenkönig im Gasthof zum Paradies da» allgemeine Königsfrühstück, zu dem 100 Personen geladen waren. Zahlreiche Trinksprüche, in erster Linie auf den neuen Schützen könig und sein Haus, sowie treffliche Tafelmusik würzten das reiche Mahl. Um 3 Uhr folgte der Abmarsch der Gesellschaft nach dem Festplatz, dann da- Schlußschießen auf den Gesellen vogel, wobei Herr Albin Köhler die KöntgSwürde erwarb, ferner um 8 Uhr die feierliche König-Proklamation im Saale des Schützen hause«, verbunden mit Prämtenvertheilung aus den Stiftungen der Gesellschaft und hierauf Einzug der Gesellschaft, verbunden mit der Eyrenbegleitung de- Schützenkönig». Während des Vogelschießen» wurden durch die Schutzmann schaft 89 Personen wegen verschiedener Vergehe« sistirt bez. in Haft genommen. Unter den sistirten befinden sich 53 männl, und 86 weibl. Personen. Bon dem Schießanger allein find 46 sistirt worden, darunter 8 wegen Diebstahl». Einem Haudelsmam» «xplodirten Sonntag Nachmittag auf Erlckeini muewoa»», Kretta-s u »-««»»»-. MvsuuementSpreiS l-ckl.der 3 weribvollen Beiiaqen »ierteliährlit »ii Bringrrlohn 1 ME» 20 Pf. »ukib di« Post 1 M. 25 Bk» (Eingesandt.) Die Homöopathie gewinnt immer mehr Anhänger in allen Kreisen. So ist erst vor Kurz « Ihre Turchlaucht di« Gr« mahlin de» Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe in Wilna dem homöopathischen Verein beigetreten. Die Homöopathie heilt durch innere Medizin, ohne Brennen und Beizen, und vrr- wendet keinerlei für den menschlichen Organismus nachwir- kenl>e Arzeneic , wie Queckstlb r, Jod, Höllenstein u. s. w., welche leider bei dem gewöhnlichen alleopathische« Verfahren fast immer in Anwendung kommen. Di« Diät, «eiche bet der homöopathischen Heilwetse beobachtet wirb, legt de« Patienten keinerlei Entbehrungen und Berufsstörungen auf. vielfach ist durch homöopathische Behandlung vollständige Heilung ringetrrten in Fällen, wo der Kranke erfolglos ost viele Aerzte eonsulirt hatte. Einer der bedeutendsten homöopathischen Aerzte ist gegenwärtig Herr Dr. volbrdtng in Düffeldorf, K-ntg-allee 6. Lurch vorzügliche (auch brieflich«) Kuren sehr schwerer Lungenleiden (Lungentuberkulose), Kehlkopfletden, schwierigen Fällen von Skrophulos« uns veralteten Beinfchädrn (offene Wunden), hartnäckige« Magenkrankheiten, Augenkrank heiten u. s. w. hat sich Herr Dr. volbrdtng einen ganz bk- d.utrndeu Ruf «worben, so daß dir Presse schon ost Gelegen heit hatte, seiner rühmlichst zu gedenken. Da» wasfergeld für da- 2. Vierteljahr 1895 ist bis spätestens den 2V. Vs». Mounts an unsere Stadtsteurreinnahme abzuführen. Aue, am 15. Juli 1895. Der Wach der Stadt. vr. Kretzfchmar. Mit S Aamilieuökättern: Arostfinn, Arrte Heister, Aettfpiegel. w io p in Lu« (Erzgebirge), karttstraß«. Pflichtseuerwehr Aue. Nächsten Montag, den 22. Juli diese» Jahre» «efaMMtüVung. Sammeln am Spritzenhaus pünktlich halb 8 Uhr Abends. Aue, den 16. Juli 1895. Aus dem AuerthaL und Umgebung. vrieedetivnOi« »»« »»tat,« Inerrepe Nr»» »" Redntttn« stets n inr»»««i» — Am 5. und 6. August wird die 2. Elaste der 126. königl. sächsischen LandeSlotteri« gezoge,. Di« Loose hierzu sind dis zum 28. Juli zu erneuern. Etwaige Loosinhaber, welche infolge der eintretenden Gerichts- und Schulferien nach auswärts gehen, seien deshalb an die rechtzeitige Erneuerung ihrer Loose erinnert. .... — Man hat jetzt häufig Gelegenheit, zu beobachten, wie Hunde, di« vor Handwagen eingespannt sino, vergeblich, wenn sie* rasten, mit langauSgestreckter Zunge nach einem Tropfen Wasser lechzen oder sobald rS ihnen gelingt, in die Nähe der Rinnsteine zu gelangen, girr , deren schmutziges Wasser schlürfen. Wenn man den Vögeln im Winter guiterplätze bereitet, so sollte man doch auch für di« Zie» Hunde, die treuen Gehilfen der gewerblichen Arbeit sorgen. Auf jedem Hunde fuhrwerk müßte sich rin Gesäß befind », daß den Hunden zur Stillung ihre». Durste» Master vorgesetzt werden kann. Die« erfordert einfach da» menschliche Mitgefühl, ganz abgesehen davon, daß auch die Gefahr de» Ausbruche» der Tollwuth ^ahe liegt, wer» ven unter der Arbeitslast und Hitz« leiden den Tieren nicht ihr Recht wird. » — Es wir^ gewiß Vielen von Jntereffr sein, zu ersahren, daß nach dem «»geänderten Forst- und Arlbstrafgesetze vom 24. April 1894 Nr. 1 lautet: Wer Holz, Moo» oder Streu irgend einer Art in fremden Waldungen oder Gehölzen ent wendet, oder einer Ho.ze.ttwendung an einzelnen Bäumen, Sträuchern oder Gebüschen sich suMdiz macht, oder wer Felo- und Garten s.ücht« oder Obst u d andere Booenerzeugnisse oder Düngemittel von Feldern, Wiesen, Rainen, Weiden, PlKtzen, Wegen, Dämmen, Gräben, Böschungen oder Wal dungen, Gehölzen, Gewässern, Gärten, Ovst-, Wein- Park oder Kirchhofanlagen over von Orlen ähnlicher Art entwen de-) erhält bei einem Werthbetragr bi» mit 50 Pfg. 2 Tage, über 20 Pfg. bi- mit l Mk. 4 Tage, über 1 Mk. bi» mit 2 Mk. 6 Tage, über 2 Mk. bi» mit 3 Mk. 8 Tage, über 3 Mk. bi» mit 6 Mk. 14 Tage, über 6 Mk. bi» 9 Mk. 3 Wochen Gefängnißltrafe. Der Versuch ist strafbar. Bet einem Werthbetragr von mehr als 9 Mk. ist die Entwendung nach dem Strafgesetzbuch für da» deutsche Reich zu beurtbeilen. — Die in diesem Jahre zum aktiven Dienst auf 10 Wochen einzuberufende Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschul- amtI üben in eigener Kompagnie bei dem 5. Infanterie-Regiment Nr. 104 in Chemnitz und bei dem 7. Jnsanterie-Regiment Nr. 10B in Leipzig in der Zeit vom 5. Avg .st bis 13. Oktober. — Je näher die Ferienzeit herannah , um so mehr nimmt auf den Bahnhöfen die Anlieferung größter Stücke von Reise gepäck zu. Nur wenige Reisende unterstützen die Eisenbahnver- ,iwaltung durch rechtzeitige Aufgabe des Gepäcks, die meisten /-kommen erst kurz vor der Abfahrt des Zuges auf dem betr. Wahnhofe an, und es ist dann schwer, die Wünsche jeoeS ein zelnen Passagiers sofort zu befriedigen. Namentlich bei den ^Schnellzügen wird dieser Uebelstand schwer empfunden. Auch beider Reffe in die Sommerfrischen, bei der häufig nahezu die i gaM häusliche Einrichtung mitgenommen wird, empfiehlt es Uich, die Aufgabe des Gepäcks möglichst zeitig zu bewirken. - Was der wüthende Sturm der vorigen Woche in den Obst- , . gen der Umgegend für Schaden augericltet hat, ließ sich > onntag bei einem Gange durch die Fluren deutlich erkennen. t gesäet lagen die halbreifen g.üchte neben abgerissenen , großen Aesten am Boden und der Schaden ist um so größer, als die Früchte in ihrer jetzigen Entwickelung sich kaum als Wiehfutter verwenden lasten. Schaarrn von Kindern strömten Herbey um das Fallobst zu sammeln. Die Gier, mit welcher manche die unreifen „Kriebse* aßen, läßt die Warnung berechtigt H<t«nen, sich vor dem Genuß unreifen Obstes zu hüten, .da , ^"vurch choleraähnliche Darmkrankheileu hervorgerusen werden. — Bon den kleinen Zwanzigpsennigstücken hat es schon seit Langem geheißen, sie sollten eingrzogen werden, weshalb denn mch die Annahme derselben im Privat-Geschäst-verkehr sehr läufig verweigert worden ist. Wenn aber dir Absicht der Siu- lehung seiner Zeit wirklich bestanden haben sollte, so ist st« och wieder aufgegeben worden, nachdem der Vorrath der großen iwanzigpfennig-Nickelstücke im Staatsschatz zur Neige gegangen st. Die kleinen Silbermünzen gelang n jetzt von den Haupt- affen au» wieder in stark vermehrter Zahl in Umlauf und wtdO auch veü allen Banken und Kaffen anstandslos in Zahlung Auerthal -Zeitung. WgkMiim Alljkign für dir Mt Air, We, Aierha»Nn nd dir mlikMdn GrWstril.