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Auerthal-Zeitung : 19.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189412190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-12
- Tag 1894-12-19
-
Monat
1894-12
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.12.1894
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Huntes Kverlri. Bürgerliche Verwandte der Kaiserin. Der älteste Bruder der Mutter der Kaiserin GerichishaUe. Leipzig. DaS Reichsgericht verhandelte gegen den Frhrn. v. Thüngen-Roßbach, der von dem Amtsgericht Berlin am 31. Mai zu 600 Ml. Geldstrafe verurteilt worden war. Der Rechts- beistand v. ThüngenS begründete die Revision deS Angeklagten und betonte hauptsächlich die Unzuständigkeit deS Berliner Gerichts. Reichs anwalt Golli beantragte die Verwerfung der Revision, da der Einwand der Unzuständigkeit vor dem 31. Mai hätte erhoben werden müssen. Die Berufung v. ThüngenS wmde verworfen mit dem Begründen, daß daS Berliner Gericht zuständig sei, da v. Thüngen nach der Zustellung der Anklage und Ablehnung seines Einwandes der Unzuständigkeit keine Beschwerde erhoben hatte. Braunschweig. Das hiesige Schwurgericht verurteilte nach zweitägiger Verhandlung den 68 Jahre alten Schlachtmeister und langjähriges Magistratsmitglied Stadtrat Thomas in Hassel felde im Harz wegen Brandstiftung und Ver sicherungsbetruges zu sechs Jahr Zuchthaus und 10 Jahr Ehrverlust. 'Freund AdSar trefflich zu eignen. So berichtet em ostpreußtscher Gutsbesitzer, Herr Otto Bru-deplin» au» Minge folgendes: „Ich hatte mir in diesem Sommer zwei junge Störche ge zogen. Ein Storchenpaar nistete bei mir auf einem- Heubaufen. Da kamen eine» schönen Tage» zwei „Nimrode* au» der Stadt zur Entenjagd hierher, denen e» ein „Vergnügen* machten, die Mutter-Störchin zu erschießen. Der alle Storch schien darüber voll tiefer Trauer, so daß er tagelang, wie ich beobachtete, die jungen Störche nicht fütterte. Da die armen Jungen furchtbar schrieen, nahm ich die Tier chen, die noch nicht stehen konnten, mV nach Hause und fütterte sie mit Fleisch und Fischen. Sinquartiert hatte ich sie im Pferdestall und dort wmden die beiden Störche so zahm, daß sie, als sie schon fliegen konnten, stets, wenn die Pferde angespannt wurden, mit diesen mit kamen, und wenn ich wegfuhr, ost neben dem Wagen meilenweit mitflogen. Ich kam schließ lich auf den Gedanken, sie in nötigen Fällen als Depeschenboten zu benutzen, nahm sie dann einzeln auf kleine Entfernungen von einer halben bis zu einer ganzen Meile mit und ließ sie mit Nachrichten nach Hause fliegen, wobei festgestellk wurde, daß sie eine Strecke von einer Meile in drei Minuten zurückgelegt hatten und immer pünktlich direkt nach Hause flogen. Vor kurzem, beim Eintritt deS Frostes, waren sie ein paar Wochen ganz eingesperrt, aber am 1. Dezember bei milderer Witterung ließ ich die beiden Störche wieder einmal an die Luft. Darüber waren sie ungemein lustig und flogen tüchtig umher; der eine Storch kam erst abends zurück. Ich nehme nun an, daß dieser Storch auch die Stadt besucht hat, und er wäre wahrscheinlich, wenn ihn nur jemand bei seinem Namen „Jakob* angerufen hätte, heruntergekommen und hätte mir die neuesten Nachrichten als Depesche mnbringen können.* Bei Verfolgung von Schmugglern, die Schweine aus Holland nach Preußen einschwärzten, wurde der 23jährige Wilhelm Melissen auS Havert (Kreis Geilenkirchen) durch Grenzauf seher tötlich verwundet. Quacksalberei. Dieser Tage starb im Wiener Kinder-Hospital daS dreijährige Söhn chen der Eheleute Hammerschmied unter Ver- gistungSerscheinungen. Das Kind war vor etwa 14 Tagen aus dem Bette gestürzt und die Mutter erklärte, sie habe auf Anraten einer Nachbarin ihrem erkranken Söhnchen — Schieß pulver als Medizin verabreicht! Dann sei eS dem Kinde „so schlecht* geworden, daß man es dem Spital übergab. Die deutsche Kaiserin hat der am ver gangenen Sonntag eingeweihten deutschen evan gelisch-lutherischen Kirche in Paris eine Bibel zum Geschenk gemacht. Der Wortlaut der Wid mung, die dre Kaiserin auf das erste Blatt schrieb, lautet: „Für die neue deutsch-evangelische Kirche Augsburger Konfession in Paris zum Tage ihrer Einweihung am S. Dezember 1894. Luc. 22, 40. Betet, auf daß ihr nicht in An fechtung fallet. Luc. 12, 33. Fürchte dich nicht, du kleine Heerde, denn cs ist unseres Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Auguste Viktoria. I. L." Die Worte „in Anfechtung fallet* und „euch daS Reich zu geben* hat die Kaiserin unterstrichen. Mord aus Irrsinn. Vor beiläufig zehn Tagen fand man im Stadtteil Kensington in London die Leiche einer Frau namens Margaret DaweS mit durchschnittener Gurgel auf der Straße liegen. Die Polizei war ratlos, den Mörder aufzufinden. Jetzt hat er sich selbst an gegeben. Es ist ein 21 jähriger junger Mann, namens Reginald Saunderson. Er stammt aus guter Familie; sein Vater ist Friedensrichter und seine Mutter die Tochter deS Grafen Clon mel!. Sein Onkel ist daS bekannte wische Par lamentsmitglied Oberst Saunderson. — Der jugendliche Mörder ist schon geraume Zeit geistes gestört gewesen. Seine Familie hatte ihn des halb in die Maison de Santö in Hampton Wick geschickt. Am 25. November gelangte er auS der Anstalt, weil er sagte, er wolle in die Kirche. Statt dessen aber reiste er nach London, wo er spät abends das unglückliche Opfer seiner Mord wut traf. Nach begangenem Verbrechen ver same Unterstützungsgeschichte gelangte in t Strafkammerfitzuna in Wittenberg zur ?n Kenntnis. Der Arbeiter Mall«, v« flick in Halle rine Zuchthausstrafe va- L der in Wittenberg wieder al« Ange- eführt wurde, hatte im vorigen Jahre -auSstrafe auf der Lichtenburg abzu» ort erhielt er von seinem Stiefbruder, ich in der Strafanstalt Liebenwerda e feine Familie) einen Brief, worin gefangenen Bruder, unter dem Bor- eS ihm im Zuchthause besser gehe, al» em draußen, um eine Unterstützung bat. Zuchthäusler hat dem Bittenden m der Mk. von seinem Ueberverdienst Über der demselben auch von der Direktion dt worden ist. inrichtung. Der weg« SattenmordeS Tode verurteilte Tagelöhner Wölverscheid llb» Mayen wurde am Freitag früh um acht Uhr in Koblenz, auf einem Hofe des Arrest- Hauses von dem Scharsrichter Reindrl- hinge- richtet. I« Abwesenheit der Etter« fanden vier Kinder einer Arbeiterfamilie in Stavenhagm den Erstickungstod bei einem Brande, der durch Spielen mit Streichhölzern hervorgerufen war. Verhaftung. Zwei Ungarn, die von der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts, denBuschauer Doppelmord begangen zu haben, verfolgt wurden, find in Kiel verhaftet worden. Bon einem furchtbare« Ungkücksfall, der sich in dem sächsischen Städtchen Gottleuba »»getragen hat, wird berichtet: In der dicht bei der Stadt gelegenen Fischermühle war da« Dienstmädchen König aus Naundorf in Stellung. An einem der letzten Abende vertrieb sich die selbe mit ihrer Kollegin die Zett: die Mädchen suchten sich in eiligem Lauf zu fangen und dabei lief die König in den unteren Raum der Mühle und geriet in daS große Räderwerk. DaS andere Mädchen wartete auf daS Wiederkommen der König, bis plötzlich daS Mühlengetriebe still stand. AlS die Gesellen herbeieilten, fanden sie das Mädchen zermalmt im Räderwerk hängen. DaS große Treibrad mußte erst mit einer Winde s> die Höhe gehoben werden, ehe eS gelang, die ecksetzlich verstümmelte Leiche auS den Zähnen der Räder zu befreien. Mord und Selbstmord. Der 70jährige Papiermeister Krauß m Pößneck, der >egen Mittellosigkeit ausgewiesen worden, hat seine 40jährige Tocher und sich erschossen. Ueber die Seiltänzer - Gesellschaft Familie Knie, die letzthin in der Pfalz austrat, hat Fortuna ihre Huld ergossen. Ein Mitglied der Gesellschaft soll in einer Lotterie 300 000 Mark gewonnen haben, was zur nächsten Folge hatte, daß die ganze Gesellschaft vorerst ihre „künstle rischen Leistungen* an den Nagel hängte. Explosion. In der Petroleum-Raffinerie in Godramstein erfolgte eine Kessel-Explosion. Die Fabrik brennt. Weitere Explosionen werden .äis-^'t. Mehrere Arbeiter sind verletzt. Der '".' "^'elnerie gegenüberliegende Bahnhof ist gefährdet.^ Romantische Heiratsgeschichte. AuS Baden, 12. Dezember, schreibt man: Wie ein Roman liest sich folgende wahre Begebenheit. Vor einigen Jahren trat in Nosbach die bild schöne jugendliche Tochter eines höheren Medi zinalbeamten als Diakonissin in eine Kranken anstalt ein und unterzog sich ihrem schweren, verantwortungsvollen Beruf mit der größten Aufopferung. Vor etwa Jahresfrist kam in jene Krankenanstalt ein höherer Offizier und altadltger Gutsbesitzer zur Pflege, da er an einem Gehirn- typhuS sehr gefährlich erkrank war. Die Pflege dieser neuen Insassen fiel der jungen Diakonissin zu, deren liebevoller, unermüdlicher Samariter dienst die Wiedergenesung des Kranken zur Folge hatte. Der Offizier hatte aber während seiner Krankheit eine tiefe Herzensneigung zu seiner schönen Pflegerin erfaßt, die von dieser erwidert wurde. In den nächsten Tagen feiert daS glück liche Paar, nachdem einige Schwierigkeiten über wunden, fröhliche Hochzeit. Der Storch als Depeschenbote. Für die Mission der Brieftauben scheint sich auch schaffte « sich Seid von einem Schulvorßrher, dessen Schule er früher besucht hatte. Dmck bestritt er die «eise nach Jttand, wo er einen Freund seiner Familie aufsuchte. Hier batte er nicht» Eiligere» zu thun, al» einem Bekannten zu schreiben, daß er den Mord in Kensington verübt habe. Stock und Messer, die neben der Leiche aufgefunden worden waren, ließen bald keinen Zweifel an der Richtigkeit de» Geständ nisse» übrig. Saunderson ist nach London ge bracht worden. Am letzten SamStag stand er vor dem Untersuchungsrichter, wo er gleichfalls sein Verbrechen eingestand. An seinem Irrsinn ist nicht zu zweifeln. Das neue russische Kaisersqiff „Stan dard*, da» soeben in Kopenhagen gebaut wird, ist die größte Lustjacht, die je gebaut wmde. DaS Schiff ist 425 Fuß lang — der „Polar stem* nur 850 — hat zwei mächtige Maschinen von 10000 Pferdekräften und soll 20 englische Meilen in der Stunde laufen. Die Besatzung besteht au» 20 Offizieren, 350 Unteroffizieren und Matrosen. DaS Schiff, dessen innere Räume mit der größten Pracht auSgestattet sind und da» eine Reihe prächtiger SalonS enthält, hat zehn Mill. Frank gekostet. Nach einer vom Zaren Nikolaus getroffenen Bestimmung soll daS Schiff am 11. März, dem Geburtstage Alexanders Hl., vom Stapel laufen. Sein eigener Richter. Wegen eine» an einem dreizehnjährigen Mädchen begangenen Sitt- UchkettS-VerbrecheuS war der frühere Chef der Riäsaner GouvernementS-Gendarmerie-Verwal- tung, Oberst Serbin, vor dem Moskauer Bezirks gericht angeklagt. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage. Während der Gerichtshof sich zur Urteilsfindung zurückzog, tütete sich Serbin durch einen Schutz m die rechte Schläfe. Auf siebe« Baumwoll-Dampfern brach bekanntlich in der Nacht zum 6. November in Savannah (im nordamerikanischen Staate Georgia) fast gleichzeitig Feuer aus. Die Dampfer waren von Arbeitern in Brand gesteckt worden. Zwei von den brennenden und wieder vom Feuer be freiten Baumwolldampfern sind nunmehr in Bremerhaven angekommen. Der erste derselben ist auch entladen worden, ohne daß sich in der Ladung wieder Feuer gezeigt hätte. Auf dem zweiten Dampfer dagegen, „Castlegarth*, wurde, als man mit dem Löschen der Ladung be ginnen wollte, im Vorderraume abermals Feuer entdeckt, weshalb die vordere Abteilung von der herbeigeeilten Feuerwehr sofort vollständig unter Wasser gesetzt wurde. Der Dampfer war erst tagS zuvor besichtigt und für feuerst« erklärt worden. ES kann daher nicht behauptet werden, daß daS jetzt zum Vorschein gekommene Feuer an Bord dieses Dampfers mit dem auf ihm in Savannah angelegten Brand im Zusammenhang stehe, obwohl gerade bei einer Baumwollladung diese Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen wäre. Fürsten Hugo ob, als er sich mit Mathilde Freiin v. Brennig, jetzigen Frau v. Brauneck morganatisch vermählte; und Prinz Kraft von Hohenlohe-Ingelfingen heiratete Ml. Lass« Thiem, die für sich und ihre Nachkommen den Name« v. Lobenhausen erhielt. Weniger bekannt ist, daß die zweite Schwester de» Reichskanzler», Prinzeß Amalie v»n Hohenlohe-Schilllngöfürst, geb. zu Schillingsfürst am 81. August 1W1, bei Gelegenheit der Hoffeste in Berlin, al» sie al» Dornröschen in einem lebenden Bilde stand, einen Maler Lauchert kennen lernte, von ihm gemalt wmde, dadurch häufiger mit ihm zu sammen kam und schließlich ihrer Familie er klärte, den Künstler heiraten zu wollen. Di« Ehe zwischen dem Maler und der Prinzessin wurde sehr glücklich. Seit dem Tode ihre» Gatte« ltbt die Witwe in Gotha. Sine Tante der Kaiserin, Prinzessin Henriette, ist bekanntlich mit Prof. ESmarch vermählt. Schädliche Nachwirkungen de» Diphtherie- Heilserums sind nach ärztlichen Mitteilungen in Frankreich und Belgien nicht beobachtet worden. Professor Roux verwendet zur Erhaltung de» Serum» Kampher, während Behring ihm ein Prozent reine Karbolsäure zusetzt. So liegt die Vermutung nahe, daß die schädlichen Nach wirkungen der Serum-Behandlungen, Aber die man in Deutschland klagt, eine Folge der direken Einführung der Karbolsäure in daS Blut find. Sin probate» Mittel gegen Appetit losigkeit soll kürzlich der Engländer Pictet er- funden haben. „Bekanntlich" hellte Dr. Map- man Erkältungen, indem er SiS auf daS Rück grat legen ließ. Pictet hat nun folgende Ver suche angestellt, und zwar zuerst mit Hunden. Er warf sie in eine Wanne mit kaltem Wasser, und schon nach kurzer Zeit merke er, daß die Hunde Heißhunger bekamen. Er selbst litt seit sechs Jahren an Magenschwäche und gänzlicher Appetitlosigkeit. Nun probierte er selbst dieses Mittel, indem er sich in einen dicken Pelz ein hüllte und dann in einen Eiskeller hinabstieg. Kaum wm er einige Minuten unten, al» er bereits Hunger verspürte; schon nach 8 Minuten ging er wieder hinauf, und zum ersten Male seit Jahren aß er sein Mittagbrot Mit Ver gnügen und Appetit. Seitdem hält er sich vor jeder Mahlzeit einige Minuten im Eiskeller auf. Seine Appetitlosigkeit und seine Magenschwäche sind gänzlich verschwunden. Augenblicklich trifft er Vorrichtungen, um ein Zimmer zu diesem Zweck für seine Pattenten einzurichten. Das Kriegshandwerk steht bei den Chi nesen keineswegs in Ehren und der Krieg selbst gilt nicht nm als ein Unglück, sondern als ein Frevel von feiten dessen, der ihn hervorgerufen hat. Den Kindern in der Schule werden die KriegSthaten nicht als Heldentaten geschildert, sondern als menschenmörderische Handlungen, als Greuelthaten, von denen beide kriegführenden Teile bettoffen werden. Ein Regent, der sich entschließt, zahlreiche Existenzen der Zerfleischung auf dem Schlachtfeld zu widmen, gilt für unklug und ungerecht. Ein General, der eine Schlacht gewonnen hat, muß in China Trauer anlegen, mit Rücksicht auf daS viele Blut, daS sein Er folg gekostet hat. Diese friedlichen Kundgebungen stehen allerdings in kaffem Widerspruch zu der grausamen Behandlung, die die Chinesen gegen wärtig ihren japanischen Gefangenen zu teil werden lassen. Sein Beruf. Leutnant (zu einem Rekruten, der wieder- auS dem Arreste kommt): Wa» sind Sie denn eigentlich in Ihrem Berufe?* — Rekrut: „Photograph." — Leutnant: „Darum Ihre Vorliebe für die Dunkelkammer l* „Davon ein andermal. Wollen Sie ein Leben in Glanz und Luxus führen und in wirk lich vornehmer Gesellschaft verkehren?" Oder wollen Sie jetzt von mir auf die Straße gehen, um — im Elend zu enden?* Tamerlan wm nachdenklich geworden. „Die Wahl in diesem Punkte ist so schwer nicht," sagte er. „Aber ehe wir zu diesen Verhältnissen gelangen! — Sie haben nichts mehr, ich nichts mehr, und wir müssen doch leben, auf einem großen Fuße leben, um jene Leute an unS heran ziehen zu können/ „Ganz recht. Sagen Sie mir aber nur, ob Sie meinem Vorschlag zustimmen und mich tu meinem Unternehmen unterstützen wollen Da andere findet sich dann schon." WaS blieb Tamerlan Wetter l Er sagte zu. Nun trat die fürstliche Gemahlin mit der er staunlichen Enthüllung hervor, daß sie nie an Tamerlan» «roßen Reichtum geglaubt und ganz genau gewußt habe, wem sie ihre Hand reichte. Sie plante diese» Unternehmen schon lange nnd wolfte Tamerlan erst ganz ruinieren, um ihm demselben geneigt zu machen. Nun er seine Zu stimmung gegeben, könne sie ihm auch anver- ttauen, daß sie die Mittel zur Errichtung eine» heimlichen Spielklub» noch habe, sich derselben ab« auch zu keinem anderen Zwecke entäußern werde. Heurigen» solle Tamerlan nicht immer «m sie gefesselt sein. Wen« sie genug errafft hatte«, wollten sie teilen und nach verschiedenen Richtungen auSeinandergehen. Dieser Zusatz erleichterte wesentlich die not wendige Berständigung zwischen den beiden würdigen Gatte«, die hiernach mit allen Mitteln stöhlen, sondern auch Diamanten auS solchen herausgebrtzchen und durch falsche Steine er setzt. Hier hat sie den Verdacht auf den Neffen gelenkt, der, ein durchaus achtbar« jung« Mann, infolgedessen mit sein« Tante, als deren Erbe er lange galt, zerfallen ist. Sie hat fern« ein Armband von ,hr versetzen wollen und sich dazu einer Unglücklichen bedient, deren Notlage sie benutzte; ÄS diese — eine gewisse Hertha Fried berg — dann »«haftet wurde, hat sie dies ge schehen lassen. Doch glaube ich, ist die Anklage gegen dieselbe wegen Mangel an Beweisen zurückgenommen worden." „Traurig, sehr traurig," sagte da Arzt. „Aba. warum leben Sie in dn Stadt? Sie hab«, doch ein Schloß in der Provinz." „Und mehr Äs eine». Sie ab« liebt da» rauschende Weltstadtleben und nicht zum mindesten, glaube ich, wegen d« sich hi« bietenden vielen Gelegenheiten zu Diebstählen." „So machen Sie kurzen Prozeß und stellen Sie ihr die Wahl zwischen Provinz und Staat»- gesängni». Ich denke denn doch, daß sie da» erstere vorziehen wird. Hi« müssen Sie jedoch bei jedem ihrer AuSaänge besorgt sein, daß man sie in einem Geschäft abfaffen und al» Laden diebin verhaften kann." , „Der blMe Gedanke treibt mir alle» Blut zum Herzrn. Sie haben recht. Ich werde mein« ganze Kraft zusammennehmen und ihr jene Alternative stellen. Vielleicht bringt sie da» zm Einsicht " „Und wenn Ächt, so bleibt Rnen nm noch die List. Locken Sie sie sott unter einem beliebig«« Borwand«, nach ein«« der Lüge und Intrige danach strebten, sich die gewünschte große Stellung in der Gesellschaft zu erringen, wozu ihnen ihr angeblich fabelhafter Reichtum, der Rang der Fürstin und die Leicht gläubigkeit solcher Menschen, wie die Baromn, die besten Förderungsmittel wurden. Eine andere gleich sehr verblüffende Ent hüllung machte fast zur selben Stunde der Graf von Saldern seinem Hausarzt, dem Sanitätsrat Grabowski. Beide Herren befanden sich mein« großen Erregung. Das Gespräch drehte sich um die abwesende Gräfin. „O, eS ist entsetzlich!* rief eben der Graf; „und gibt e» nichts, gar nicht», Doktor, um dies« verbrechttischen Neigung entgegen zu wirken?* Der andere zuckte bedauernd die Achseln. „Gegen Kleptomanie, woran nach Ihren Ent hüllungen die Frau Gräfin leidet," sagte «, -gibt es kein andere» Mittel 'ÄS -- Be strafung." „Schimpf und Schande vor d« Oeffenllich- kett, ich verstehe,* sagte d« Graf; „und gerade dem will ich meine Gattin Ächt auSsetzen. Wenn sie nm mich bestehlen wollte, ließe ich e» hin geben, da» wäre ein AnttagSvergehen; aber sie bestiehlt auch Fremde und verfährt dabei mit einem ungewöhnlichen Raffinement. Sie verdäch tigt andere, um selbst nicht verdächtigt zu werden, was um so schlimm« ist, da ihre Meinung bei ihren Meundinnen allgemeine Geltung hat. Da ist zu« Beiwiel die Baronin von Raven, wegen welch« ich sie besonder» scharf in» Verhör ge nommen. Der hat sie — nebenbei bemerk ihre intimste Freundin — nicht nm Juwelen ge- Ihr« entlegensten Schlösser, womöglich einem Keinen Jagdschloß, wo sie am beste« bewacht werden kann, halten Sie sie dort mit Gewalt zurück. ES ist der einzige Rat, den ich Ihnen noch erteilen kann." „Lassen Sie nm gut sein, Doktor, ich werde mit ihr reden und das ärgste zu verhüten suchen. Sie liebt mich und liebt ihre Kind«, wie sie anderseits auch meine ganze Liebe besitzt; da dürfte ein Appell an diese ihre Liebe dock noch daS wirksamste sein. Von anderen weiß ich zwar nicht, inwiefern sie geschädigt sind und ihnen Ersatz werden muß, ab« d« Baronin und ihrem Neffen werde ich jede Genugthuung geben, sie müssen vor allen DingeN Wied« mitein ander versöhnt werden." „Die Baronin ist ja eine einsichtsvolle, herzensgute Mau," sagte d« SanitätSrat, „und da sie außerdem die intimste Freundin d« Gräfin ist, wird sie selbst dazu Mitwirken, diese ihrem gefährlichen Wahn zu entfremden? Er wollte gehen. „Ich gehe gleich mit Ihnen," sagte d« Graf, „um meinem Entschluß nickt noch einmal «Are» zu Waden. Mein nächst« Weg geht -nr Baronin. Inzwischen wird meine Gattm zwmck- kehren. Ich werde Ihnen von dem Ergebnis uns«« Unterredung noch Mitteilung macken. Eventuell werden Sie al» Arzt noch! et«. Macht wort sprechen müssen.' So gingen sie fort. l-m-tietz», folDt.) . A
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