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Auerthal-Zeitung : 19.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189412190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-12
- Tag 1894-12-19
-
Monat
1894-12
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 19.12.1894
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V s . <F vn»< UN» vm», VM 0"-^- zösischen Delegierten war) het dem Kaiser noch in freundlichem Andenken stehe. Schweiz * Da der erste Antrag de» Schweizer Bunde»- rat» auf Einführung de» Zündhölzchen- Mo n o p o l» von dem Ständerat angenommen, von dem Nationalrat aber verworfen wurde, hat der Ständerat neuerding» eine Aenderung der Verfassung behuf» Einführung diese» Monopol beschlossen. Die Zustimmung de» Nationalrate» zu diesem Beschlüsse ist zweifelhaft. Italien. «Der Inhalt von Tiolittt»Papieren ist nun bekannt. Au» dem KaffenauSwei» der Banca Romana ergibt sich, daß da» Institut 1300 000 Lira „opfern" mußte, um da» neue Banlgesetz durchzubringen. Geld haben erhalten: CriLpi und dessen Kau über 100000 Lira, Lemni (Großmeister der italienischen Freimaurer) im ganzen 120 000 Lira; im Auftrage Tan- longo» wurden mehrere Hunderttausend an pseudonyme Personen gezahlt j Menotti und Ricciotti Garibaldi fitzen gleichfalls mit 240 000 und 19 500 Lira an der Kreide. Eine schöne Bescherung zu Weihnachten, nachdem e» noch in der italienischen Thronrede hieß, da» Jahr „werde unter allgemeiner Beruhigung der Gemüter zu Ende gehen." WaS that nun CriSpi gegenüber den niederschmetternden Enthüllungen? Er löste die Kammer auf, damit dieselbe, wie e» in dem Bericht an den König heißt, vor weiteren Ueberraschungen geschützt werde und Zeit gewinne, die für die Weisheit ihrer Ent schließungen nötige Ruhe wiederzufinden. Die Opposition kennzeichnet diese neueste Maßregel CrisplS durchweg als StaatSstreich. Giolttti soll nach Frankreich entflohen sein. Rußland. «In Petersburg wurde das Eintreffen einer außerordentlichen Gesandtschaft des Schah von Persien angekündigt, die dem Zaren Nikolaus II. die Glückwünsche deS persischen Herrschers zu seiner Thronbesteigung und wert volle Hochzeitsgeschenke überbringen wird. «Die letzten Tage der Herrschaft Gurkos endeten, schreibt die ,Gcrm.', mit einer eklatanten Niederlage im Kampfe gegm die katholische Geistlichkeit. Der General hat aus Petersburg vom Minister des Innern, Durnowo, folgendes Telegramm erhalten: „Petersburg, 22. November (alten Süls), 9 Uhr 15 Min.: Dem General-Adjutanten Gurko. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers bitte ich Sie, sich in die Angelegenheiten der katholischen Geistlichkeit nicht einzumischen und derselben keinerlei Befehle zu geben. Durnowo." Balkanstaaten. * In der bulgarischen Sobranje regen sich die Zankowisten. Es sind zwei mit 58 bezw. 56 Unterschriften versehene Amnestie- antrSge eingegangen, unter denen auch Namen der gegenwärtigen Mehrheit sich finden. Die Regierung sucht die Beratung noch zu ver schleppen, doch droht daS bisherige gute Wetter umzuschlagen. Asien. * Die Waziri-Stämme, die am 4. November die die Abgrenzungs-Kommission begleitenden indischen Truppen angegriffen hatten, lehnten endgültig die von der indischen Regierung gestellten Sühnebedingungen ab. Infolgedessen wird eine Expedition gegen die Waziris unternommen werden. * Prinz Kung, der Oheim des Kaisers von China, ist zum Präsidenten des großen Rates ernannt, wodurch er im wesentlichen eine Art Diktator-Stellung gewinnt. DieStelluna Li-Hung-TschangS hat sich befestigt. Der Hof hält ihn für unentbehrlich. ich dasselbe in Nizza that, waS Sie in Monaco thaten." „Wie meinen Sie das?" „Wie anders kann ich es meinen, als daß ich an denAeimlichen Spieltischen von Nizza mein ganzes Vermögen verlor. „Ihr — ganzes Vermögen?" tamerlan schwieg einen Augenblick. Er konnte das Entsetzliche noch nicht fassen. „Es wird Ihnen noch ein Rest geblieben sein," sagte er dann dumpf. „Nein." „Ein kleiner Rest." „Nicht ein Pfennig. Im Gegenteil, ich mußte dort schon borgen und erwartete von Ihrer Liberalität, daß Sie meine Schulden be zahlen würden." „Madame, Sie find eine Schwindlerin l" brauste Tamerlan auf. „Mein Herr, ich bin die Fürstin Luciferiua l" „Lucifer — Teufel! Was Sie wollen — jedenfalls haben Sie eS verstanden, mich in Ihre Netze zu locken. Geben Sre mich wieder frei. Ich will Ihnen alle» veqeihen, wenn Sie augen blicklich in die Lösung unserer Ehe willigen, denn eine reiche Heirat ist alles, wovon ich im Leben noch etwa» zu erwarten habe." -Ich habe überhaupt nm noch diese Ehe, an die ich mich anklammern kann. Niemals gebe ich Sie frei; mein find Sie und mein bleiben Sie Zeit ihres Leben»." Tamerlan sank stöhnend in einen Sessel. „Ich verlasse Sie — ich fliehe Sie!" rief er verzweifelt. * Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist fest Donnerstag genötigt, wegen einer E r - kältung daS Zimmer zu hüten. Er hatte sich dieselbe bei der Feier der Schlußsteinlegung des - ReichStagSgebäudeS zugezogen; doch ist Aussicht vorhanden, daß der Kanzler in wenigen Tagen so wett hergestellt ist, daß er wieder auSgehen kann. «Die Sonntagsruhe in gewerblichen Anlagen betreffend, veröffentlicht der,ReichSanz.' den Entwurf von Ausnahmebestimmungen für die 12. Gruppe der Gewerbestatistik (Nahrung»- und Genußmittel), der vor kurzem dem BundeSrat zur Beschlußfassung vorgelegt worden ist. «Wintermanöver einiger Truppen teile der 1. und 2. Garde-Jnfanterie-Division werden noch vor Weihnachten abgehalten. Nach dem bereits im vorigen Jahre seitens des fünf- zehüten Armeekorps Winterübungen stattgefunden haben, wird jetzt — mm sagt auf Initiative deS Grafen Haeseler — daS Gardekorps ein drei- biS fünftägiges Mwak abhalten, um zu erpro- ' ben, wie die neue Zeltausrüstung, die schon -- während der letzten großen Herbstmanöver so treffliche Dienste gethan, sich bei Frostwetter be währt, speziell, ob der Mann eine Kälte-Tempe ratur von 4 bis 6 Grad auch ohne Feuer nur bei Benutzung deS Zeltes ohne Nachteil erwägt. .«Ein Besatzungswechsel soll, der ,Boss. Ztg.' zufolge, mf den zehn im Aus - lande kreuzenden Kriegsschiffen im nächsten Jahre eintreten. Der erste Ablösungstransport ' wird bereits gegen Ende März die Heimat ver lassen; die letzten werden die für die beiden afrikanischen Stationen im Oktober-November stattfindenden sein. Im gmzen werden gegen 900 Mann abgelöst. * Der neue preuß. Justizminister erläßt, gleich wie es sein Vorgänger gethan, eine Verfügung, wonach jHe Strafsache als Eilsache zu betrachten ist und die Termine in kurzen Fristen anzuberaumen sind. «Im mecklenburgischen Landtag lehnten Ke Stände die Forderung der Regierung ^7 betreffs Zurückerstattung der von den . mecklenburgischen Prinzessinnen bisher ge- zahlten Steuern ab. 7 / «AuS Deutsch-OstafrikaistdieNach- / richt eingetroffen, daß der Leiter des Eisenbahn baue» in Usambara, Bernhardt, in Geisteskrank heit verfallen sei. Auf telegraphischem Wege ist ein höherer Beamter zu seinem Ersatz bestimmt - worden. Oesterreich-Ungarn. «Nun soll eS mit einem Male wieder nicht wahr sein, daß in Ungarn überhaupt eine Mrnisterkrisis besteht. Auch kommt der Kaiser jetzt nicht nach Budapest. ' Frankreich. «Kaiser Wilhelm hat, wir vor einigen Tagen beim Tode Ferdinand v. LessepS', so jetzt wieder beim Ableben deS französischen Kammer präsidenten Burdtznu sein Beileid aus gedrückt, und zwar meSmfll in ganz offizieller Form. Der deutsche Botschafter Graf Münster begab sich zu dem Präsidenten der Republik Cäs ' " ' Politische Kuuftschau. Dentschland. «Der Kaiser hat sich am Sonntag nach- i mittag zur Jagd nach Neu- Gattersleben be geben. «Dem Reichskanzler Fürsten Hohen lohe U wie die »Post' mstteilt, durch den Kaiser au» eigener Entschließung ohne Antrag de» Fürsten für die Dauer seine» Amtes ein ' JahreSzuschuß von 100000 Mk. bewilligt, um damit teilweise den Ausfall zu decken, den der Fürst durch seine Berufung zum Reichskanzler erlittest hat. Die offiziöse ,Berl. Corr.' bemerkt, ,daß der Kaiser zwar die Absicht gehabt habe, dein Fürsten Hohenlohe die angegebene Ent schädigung zukommen zu lassen, der Fürst in- dessen gebeten habe, von diesem Gnadenbeweise Deutscher Reichstag. Am Freitag bildete den ersten Punkt der Tages ordnung der dringliche Antrag der Abgg. Schmidt- Elberfeld (fr. Bp.) und Ehni (fr. Vgg.), nach Castmir'Verier mepuonr z dm, in^ 35^r f«^di-'^ Cafinnr-Pener, um nn Auftrage deS deutschen > vierzehn Tage der Session eingebracht werden, gelten, Kaisers dessen Beileid über den Tod Burdeaus ! sofen, sic nicht schon vor dem Ablauf dieser Frist auszusprechen, der von der Berliner Arbeits- > zur Verhandlung gelangt sind, als gleichzeitig einge- konferenz (bei welcher Bmdeau einer der fran- bracht, lieber die Priorität unter denselben ent- Tausende kostete, hatte das Herz der stolzen Fürstin Luciferina so mächtig bewegt, daß sie, die selbst einen fürstlichen LuxuS entfaltete, sich herbeilieb, ihm ihre Hand zum Ehebund zu reichen. Dies geschah nach ihrer Rückkehr nach der Resi denz, wo Tamerlan mit seinem letzten Geld und einigem Kredit ein elegantes Quartier eingerichtet hatte, das Ihrer Hoheit aber noch immer nicht vornehm genug dünkte. Allerdings, bei einer Mitgift von 250 000 Mark kann man Ansprüche machen, zumal als echte Fürstin. Daß seine Gattin dies war, daran war nun kein Zweifel mehr, das hatten ihre Papiere bewiesen. Wie durfte Tamerlan da wagen, ihre anderweiten Angaben anzuzweifeln! Jede entfernte Anspie lung auf ihre Bermögensverhältnisse hatte sie mit fürstlichem Stolz und einem stereotypen „Davon später!" zurückgewiesen. Nun aber war es nachgerade Zett geworden, seiner hohen Gattin zu entdecken, daß die Nähe von Monaco seinem Nizzaer Aufenthalt und seinem Vermögen verhängnisvoll geworden sei, und Tamerlan that dies mit jener Offenheit, die ein charakteristisches Zeichen tiefster Ver zweiflung ist. Natürlich malte sich auf den Zügen der alten Fürstin daS jäheste Entsetzen. W „Monaco!" rief sie au». „Daher Ihre häufige Abwesenheit. O, hätten Sie da» doch nicht aethan." „DaS meine ich auch," entgegnete Tamerlan kühl. „Aber Sie wollten ja durchaus die Be gegnung in Nizza; und nun ist e» wohl zu spät su allem Bedauern." „Um so schrecklicher," sprach die Fürstin, „da Gin Traum vom Glück. S5j (Fortsetzung.) Hertha, die Schwergeprüfte, wollte mit ihrer Vergangenheit vollständig brechen und ab rechnen, und um das zu können, mußte sie vor allen Dingen ihre Schuld an Tamerlan tilgen. Auch von ihm wähnte sie sich bedroht, und unter der Furcht, noch einmal verhaftet zu werden, wollte sie nicht länger leben. - Frau Luckner hatte auch schon viel Kummer gehabt im Leben; sic war eine schweigsame - Frau uud gar nicht neugierig. Sie sagte eS ' nicht, aber man sah eS ihr an, wie glücklich sie war,. Hertha um sich zu wissen; wer selbst so von Herzen verwaist ist, empfindet am lebhaftesten ist diesem Punkt, und Frau Luckner hatte nicht "nur den Gatten, sondern auch mehrere Kinder durch" den Tod verloren. Auch in Herthas Herz ' -zog «ehr und mehr der lang entbehrte Frieden ? ein. Sie freute sich, nach so vielen Drangsalen diese» Asyl gefunden zu haben, und war fest entschlossen, darin auch zu bleiben. Wenn Frau Luckner^ sich erst von ihrer Mtrdigkett und tadel- losen Führung überzeugt hatte, mochte Flora Almer» immerhin auch sie mit einem anonymen Brief beschicken. Es kostete sie dann gewiß nur einiger "aufklärenden Worte, um Frau Luckner» gute Meinung zurück zu gewinnen und sich im Gegenteil dadurch noch mehr in ihrer Gunst zu - befestig««. Enthüllungen. - Harn Tamerlan-Aufwand in Nizza, der ihn scheidet da» So»." Nachdem Adg. Schmidt den An trag kurz begründet hatte, erkannte Abg. Gröber (Zentr.) die bestehenden Uebelständ« bei Einbringung der Initiativanträge an und beantragte Verweisung de» Anträge» an die G«schäft»ordnung»kommtsston, gleichzeitig einen von ihm eingebrachten Antrag auf gänzliche Abänderung de» HSV der Sftschästsordnung empfehlend. G» sprachen noch die Abgg. Samp, Enneeceru» (nat.-lib), Rintelen (Zentr.), Singer (so,.). Beid« Anträge wurden an die Geschäftsordnung» - Kommission verwiesen. — Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildete die Jnter- pellatton Paasche und Friedberg (nat.-lib.) -Welch« Maßregeln in bezug auf die Abänderung de» geltenden Zuckersteuergesetze» denken die ver- bündeten Regierungen zu ergreifen, um die Schä digungen, wrlche der deutschen Landwirtschaft und der deutschen Zuckerindustrie durch die aus ländischen Besteuerung-formell de» Zucker» er wachsen, zu beseitigen?" Zur Begründung führt Abg. Paasche au», e» handle sich um eine große Notlage der Zucker-Industrie. Er er innere daran, daß der Schatzsekretär die Zu sicherung gegeben habe, die Exportprämien bestehen zu lassen, wenn da» Ausland die seintgen erhöhe oder sonst seine Zuckergesetzgebung ändere. Dieser Fall sei eingetreten. Wir ermäßigen unsere Prämien, Oesterreich und Frankreich seim aber damit nicht nach gefolgt und die Ver. Staaten behandelten sogar den deutschen und österreichischen Zucker besonder» schlecht und belegten ihn mit Extrazöllen. Die Zucker industrie gehe dem Ruin entgegen, wenn man nicht etngreise. Auch die Landwirtschaft, welche sich in so hohem Grade dem Rübenbau zu gewandt, leide schwer unter dieser Krise. — Schatzsekretär Graf PosadowSky legt seine Stellung zu dem Antrag bar und gibt zum Schluß die Erklärung ab, daß der Reichskanzler die be fürchtete Zuckerkrisi» zum Gegenstand sorgsamster Prüfung gemacht habe und bereits, um solchem Unglück vorzubeugen, mtt den preußischen Ressorts über Mittel zur Abhilfe in Verhandlung getreten sei. Sollten diese Verhandlungen zu einer Einigung führen, so wird der Reichskanzler sich ebenso mit den verbündeten Regierungen in Verbindung setzen, um die Frage zur Entscheidung zu bringen. — Nach dem noch die Abgg. Richter und Graf Kanitz, sowie nochmals Graf PosadowSky gesprochen, äußerte sich noch Staatsminister Frhr. Marschall v. Bieberstein namentlich über die Zucker-Zoll- Politik der Ver. Staaten; er hofft, daß dieselben ebenso loyal ihre Verpflichtungen gegen uns erfüllen werden, wie wir unseren Vertrag von 1828 erfüllt haben. Nach einem Schlußwort de» Abg. »ock - Gotha wird die Debatte vertagt. In der Sitzung vom 15. d. wird die Besprechung der die Zuckersteuer betreffenden Interpellation be endet. ES folgt der Bericht der Geschäftsordnungs- Kommission über da» Schreiben des Reichskanzlers betr. die Frage der strafrechtlichen Verfolgung des Abg. Liebknecht wegen Majestätsbeleidigung. Der Präsident macht Mitteilung von einem Anträge Adt (nat.-lib.) und Genossen, auf Erweiterung der Disziplinargewalt des Präsidenten des Reichstag». Abg. Dr. Pieschel als Berichterstatter der Kom mission erläutert sehr ausführlich die Gründe, aus denm dieselbe zur Ablehnung des Antrages gekom men sei. Man war einig darin, daß das Verhalten des Abg. Liebknecht die Gefühle des Hauses ver letzt habe und ein Verstoß gegen die Würde des selben sei, aber daß man die juristische und krimi nelle Seite der Frage nicht zu prüfen hätte. — Abg. Roeren (Ztr.) betont, daß man bei dem Antrag seine persönlichen partiotischen Gefühle zu rückdrangen müsse und nur der Wunsch zur Ableh nung des Antrages geführt habe, die konstitutionelle Freiheit der Abgeordneten zu wahren. Der Antrag sei nicht von der Staatsanwaltschaft allein gestellt worden, sondem zweifelsohne mit Zustimmung des obersten Chefs der Justizverwaltung, deshalb müsse man ihm prinzipiell entgegentreten. Er müsse es bedauern, wenn die Einstimmung in das Hoch auf j den Kaiser nicht mehr eine friwillige und loyale wäre,! sondern durch Gefängnisstrafe erzwungen werden müßte. Der Sinn des Art. 30 könne doch nur sein,! den Abgeordneten im Reichstage völlige Immunität zu gewähren. — Reichskanzler Fürst Hohenlohe betont, daß das Vorgehen des Staatsanwalts nicht zu der Konsequenz führen könne, daß der Staats anwalt etwa nun nach jeder Sitzung die Verhandlungen daraufhin prüfen werde, ob etwas Strafbares vorgckommen fei. ES habe sich in der Sitzung vom 6. Dezember nicht um Aeußerungest gehandelt, sondern um Handlungen und Thatsachen. Der Reichstag müsse in die Lage versetzt werden, zu entscheiden, ob er die Verletzung seiner monarchischen Gefühle ahnden wolle oder nicht. Eine Majestätsbeleidigung liege vor, da den sozial demokratischen Abgeordneten vor der Sitzung mit geteilt sei, daß em Hoch auf Se. Majestät aus- gebracht werde. Wenn Liebknecht behaupte, er sei nur aus Versehen und einem Zufall sitzen geblieben, so müsse er doch sagen, warum er die» nicht dem Sause mttgeteilt habe, al« Abg. Singer in «in/ so häßlichen »äse die Demonstration zu bl gründen suchte. - Graf Mirbach tritt energi'/ ftir dte Genehmigung de» Antrag» rin. / Abg. Singer.(so,.); Der Vorredner hat alsoe' fach di« Billigung für etmn Vrrfassungßbruch a, gesprochen, denn «» handelt sich nicht bloß um i Amnunttät de» einzelnen Abgeordneten, sondern ' allen Dingen bm die Auftechterhaltung und As sührung der verfaffung. Allerding» beruht uns., Haltung auf der Konsequenz unserer Anschauung«! aber wir fallen dadurch nicht au» dem Rammk. der jetzigen Dausordnung heran», denn auf dies; (der linken) Seite de» BundeSrat» sitzen Männe- welche Vertreter von Republiken sind und ml dem Grafm Mirbach wohl nicht einverstandest sinN Der Reichskanzler meinte, e» fei nicht« andere» übrig geblieben, al» die Hilft der Gerichte aniuruseiH Da» kommt schließlich darauf htnau», daß «in Gen» dann hier stationiert wird, der vei jüer Ung«-' Hörigkeit, gegen die der Präsident nicht rinschreite« kann, den Uebelthäter zum Hause hinausbefördert. Da» ist allerdings ein besondere« Zeichen de» neuesten Kurse». Dem Zentrum dürste e» nicht unbekannt sein, daß ein ihm nahestehender LandeSvertreler^ Herr Ruhland, beim Hoch auf dm Monarchen fitze« geblieben ist. Ja, e« soll sogar einmal ein Minister bei einem Hoch sitzen geblieben sein. Redner verwetft auf die Aeußerung de» Präsidenten de« österreichische« ReichSratS Chlumecki, eine» durchaus Konservativen, und empfiehlt die Annahme de» Kommission»an1rage». Der Antrag Adt würde, wenn er vielleicht darauf hinauskommen sollte, einen Abgeordne en von der Ausübung seines Mandates zeitweilig auSzuschließen, ebenfalls zum Berfaffungsbruch führen; denn der Reichstag hat nicht das Recht, ein Mitglied auszu schließen von seiner Thätigkeit im Hause. — Minister des Innern v. Köller erwidert dem Vorredner und stellt dem Hause die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung des Antrages anheim. — Abg. Gamp (freikons.) bemerkt, nirgend« in der Ver fassung sei bestimmt, daß die Abgeordneten ihrem ordentlichen Richter entzogen werden dürfm. ES handle sich nicht um ein Disziplinarverfahren; alle Gesetze unterscheiden zwischen Disziplinär- und Strafvergehen. Er bitte, den Antrag Adt zu ge nehmigen. — Abg. v. Bennigsen (nat.-lib) spricht ebenfalls für Annahme deS Antrages. Der Reichstag dürfe sich nicht gefallen lassen, daß hier, wo etwa zweimal im Jahre ein Hoch auf den Kaiser auS- gebracht werde, die Gefühle des Anstande» und die Würde des Hauses verletzt würdm. -- Die Abg. Richter (ft. Vgg.) und Rickert (ft. Vgg.) erklären sich für Ablehnung de» Antrages Adt. Abg. Liebermann v. Sonnenburg (Antis.) erklärt namens seiner politischen Freunde, daß fie für dm Antrag der Geschäftsordnungskommission stimmen würden; er selbst würde dagegm stimmen, um für dm Affront eine Gcnugthuung zu schaffen. — In namentlicher Abstimmung wurde, entsprechend dem Anträge der Geschäftsordnungskommission, die Genehmigung zur Strafverfolgung des Abg. Liebknecht während der Dauer der Session mit 168 gegen 58 Stimmm ver sagt. Dagegen wurde die Resolution Adt, nach der die Disziplinargewalt des Präsidenten verstärkt werden soll, vom Hause gegen die Stimmen der Linkm zum Beschluß erhoben. Uo« Uah «rrd Fern. Ein frecher Dieb. Die Welt wird schlechter mit jedem Tag! Nicht einmal vor der Thcmi»' heiligen Hallen empfinden die Spitzbuben fromme. Scheu. Mit eben so viel Ruhe wie Frechheit stahl dieser Tage ein Spitzbube aus einem Be ratungszimmer im Moabiter Gerichtspalast den Ueberzieher eines Richters, und bald darauf ver schwand einem Schöffen sein Ueberzieher! In dem umfangreichen Vttrcherprozetz gegen Mendel Treuherz und Genossen, wurde gegen den Hauptangeklagten auf drei Jahr Ge fängnis, 4500 Mk. Geldstrafe und fünf Jahr Ehrverlust, gegen Spiegel auf zwei Jahr Ge fängnis, 3000 Mk. Geldbuße und drei Jahr Ehrverlust, gegen Bruck auf 1 Jahr Gefängnis, 900 Mk. Geldbuße und Ehrverlust, gegen zwei weitere Angeklagte auf Gefängnis von 2 Monat und 14 Tagen erkannt. Gin« rohe That wurde am Dienstag abend auf der Eisenbahnfahrt von KaiserS- waldau nach Liegnitz ausgeführt. Zwei russische Arbeiter waren mit einem Arbeiter aus dem Kreise Neustadt in Streit geraten, in dessen Verlauf die beiden jenen faßten und, nachdem ein dritter die Koupeethür geöffnet hatte, ihn auS dem in voller Fahrt befindlichen Zuge warfen. Der Arbeiter wurde schwer verletzt auf gefunden, die beiden Unholde wurden bei der Ankunft in Liegnitz festgenommen. „Dennoch find Sie mein Gatte," entgegnete die Fürstin kühl, und da Sie, wie Sie selbst sagen, nur noch von einer reichen Heirat etwa» zu erwarten haben —" „Habe ich eben nichts mehr zu erwarten," fiel Tamerlan ein. „So scheint e»; wenn Sie nämlich unver nünftig find." „Unvernünftig? Es ist wohl vernünftig, bei Ihnen zu bleiben?" „Das vernünftigste, waS Sie thun können. Mein Name gilt viel, wenn Sie ihn zu ver werten verstehen. Haben Sie keine glückliche Hand im Spiel?" „Ich habe mich noch nicht versucht." „Ich werde Ihnen sagen, wie man spielt, um zu gewinnen, immer zu gewinnen. Durch mich gelangen Sie in wirklich vornehme Gesellschaft, und da giebt es Herren genug, die gerne und hoch spielen. Die ziehen wir heran zu einem heimlichen Spielklub, den ich organisieren werde durch Sie." „Ich verstehe," sagte Tamerlan dumpf. „Ich soll für alles stehen und Sie, Sie sollen leer ausgehen, wenn e» zum Umschlag kommt." „Natürlich," bestätigte die Fürstin. „Einer muß doch da sein, der da» Vermögen verwaltet und nach dem Hausstand steht, wenn der andere — im Ausland weilt." „Im Ausland? Im Gefängnis meinen Sie?" „Bah! Wer wird denn dahin-gehen, wenn er noch die Mittel zur Flucht besitzt und rechtzeitig gewarnt wird. Ich werde Ihnen sagen^wann eS Zeit ist, Ihr Bündel zu schnüren." „Wie wollen Sie das thun?"
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