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Auerthal-Zeitung : 12.10.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189410129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-10
- Tag 1894-10-12
-
Monat
1894-10
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 12.10.1894
- Autor
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drei Soldaten wurden zu drei Jahp Festung verurteilt. Auch wegen kleinerer Vergehen kommt man vor das Kriegsgericht, wenn man z. B. ein Taschentuch verliert. Beim Eintritt verpflichten wir unS auf 5 Jahre, aber man macht 10 bis 15 Jahre daraus. ES gibt hier eine Festung „travaur pudUva-, da fleht man die Gefangenen von morgens früh bis abends spät Steine klopfen. Männer mit grauen Bärten, Lahme, die Stehen tragen, Einäugige rc. sind darunter und werben mit Stockschlägen angetrieben. Wenn sie ihre vorgeschricbene Anzahl Steine nicht ge klopft haben, kommen sie in Eisen, d. h. Hände und Füße werden ihnen auf dem Rücken festge schlossen. So bleiben sie liegen, bis sie in Ohn macht fallen. Eine andere Strafe ist die: Bei der großen Hitze werden sie an einem schatten losen Ort an die Sonne geworfen, und es wird ihnen Zucker ins Gesicht gestreut, damit sie von Fliegen und Insekten gequält werden. Flehen -- sie dann um einen Trunk Wasser, wird erst ge fragt : Woher bist du? Ist es dann ein Deutscher, dann fragen sie: „Habt ihr die fünf Milliarden schon vergeudet, ihr Spitzbuben?" Gestern fragte' ich einen Preußen, der im Eisen lag, der ant wortete mir: „Lieber Landsmann, ich habe 42 Jahre Strafarbeit und jetzt 190 Tage dunkles Zellengefängnis durchzumachen!" Ein Kapitän warf einen anderen Gefangenen 20 Tage indaS. Eisen und 60 Tage in dunklen Zellenarrest. An eine Kirche oder geistlichen Trost ist da nicht zu denken! Dies alles schreibe ich mit der Vcr- sicherung, daß es wahr ist! Ich entbehre es sehr, daß mir niemand aus der Heimat schreibt. Wie gern hörte ich etwas aus meinem Vater lande, von meinen Verwandten und Freunden und wie es in der Gemeinde, in der Umgegend und in Deutschland mit der Arbeit steht! Ich bitte, fragen Sie bei Gelegenheit Albert S., ob er nicht 20 Pf. übrig hat für einen, der sein Spielgefährte in der Jugend war und nun nach Afrika verschlagen ist? Ich würde ihm so gern wieder schreiben: Wir haben 8 Sous Löhnung für den Tag, dafür müssen wir uns auch Putz zeug verschaffen. Ein Sou ist 4 Pf. Wir armen Soldaten haben kaum satt zu esseir.und was wir haben sollen, bekommen wir nicht. Ich muß mein Brot verkaufen, wenn ich eine Dose Wichse haben will." Ans der framöstscken Fremdenlegion. Es ist schon ost genug vor dem Eintritt in die französische Fremdenlegion gewarnt worden; von Zeit zu Zeit ist es aber immer wieder gut, der Jugend vorzuhalten, was sie in Algier und Tongking erwartet. Der folgende Brief eines Legionärs, der der,Post' zur Verfügung gestellt wird, ist sehr dazu geeignet; wir geben ihn mit einigen Kürzungen. Der Brief ist vom 4. Juli d. datiert und lautet: „Als Ihr Schreiben ankam, befand ich mich gerade im Hospital. Nach einigen Tagen konnte ich das Krankenhaus verlassen und mußte nun sogleich mit den: ersten Transport nach Tongking in Asien. Das große Kriegs schiff „Anamit", das schon so ost die Reise nach Tongking gemacht hat, nahm uns, zusammen 250 Alaun, auf. Am 1. Juli 1892 fuhren wir aus dem Kriegshafen Algier fort, und am 28. August kamen wir in Henau (Henoi) an. Unterwegs an Bord starben 32 Mann am Fieber. Von der schrecklichen Hitze unter dem Acquator kann ich Ihnen keine Schilderung machen. An dem Tage, als wir unter dem Aequator fuhren, starben allein 11 Mann von der Sonnenhitze. Ich bin mit Gottes Hilfe glücklich durchgekommen und gesund geblieben. Große Schlachten werden hier nicht ausgefochten, nur einzelne Gefechte und tägliche Verfolgungen gibt es. Die Tiger und Panther bringen unS auch viele Verluste. Es werden fast jeden Tag Soldaten von den wilden Bestien zerrissen. Es werden oft ganze Kompanien nach den wilden Tieren ausgeschickt, aber am Tage hat es keinen Zweck, da halten sich die Tiger versteckt. 50 Frank stehen jedem zu, der einen Tiger oder Panther erlegt. Längst würde ich Ihnen, lieber Pfarrer, geschrieben haben, aber es sind viele Schwierig keiten und außerdem werden die Briefe nach Deutschland heimlich geöffnet und gelesen. Findet sich etwas darin, das gegen Frankreich gerichtet ist, so wird man vom Kriegsgericht nach Kale- donicn verbannt, wo so viele arme Deutsche sind, die Europa niemals Wiedersehen. Im vorigen Jahre sangen drei Deutsche, die ganz einsam zu- fammensaßen, das Lied: „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?" schwerer Anfall derselben veranlaßte mich, den Arzt zu holen, der ihr etwas verschrieb. Er sagte gleich, es sei nicht billig, aber es müsse be schafft werden. Wir hatten kein Geld im Hause, von den Nachbarn konnte ich nichts bekommen und so nahm ich, kurz entschlossen, unser letztes disponibles Stuck, ein Kleid meiner Mutter, vom Nagel, um es zu versetzen. Das aber wollte der Pfandleiher nicht nehmen. Ich klopfte bei mehreren an und überall wurde mir derselbe Bescheid. Meine Verzweiflung stieg mit jedem Mißerfolg. Meine Mutter hatte den Anfall überwunden und mir gesagt, daß ich es lassen sollte, es wäre nicht mehr nötig. Aber ich glaubte dem Arzte mehr und fürchtete das Schlimmste für sie, wenn es mir nicht gelang, das schon bestellte Medikament gestern noch ab zuholen. Endlich brach ick in Thränen aus und stand so weinend vor dem zuletzt betretenen Hause. Da trat jene Dame an mich heran. Ich glaubte sie schon früher da gesehen zu haben, als ich in das Haus hineinging. Sie befragte mich in der teilnehmendsten Weise nach der Ursache meines großen Schmerzes, dies machte mich uiitteilsam und ich vertraute ihr, ohne meinen Namen zu nennen, genug an, um ihr Herz in innigstem Mitleid zu bewegen: „Ihnen thut wahrlich eilige Hilfe not," sagte sie, „und wer weiß, ob Sie bei längerem Zögern Ihre Mutter noch lebend antreffen. Ich möchte Ihnen gern .helfen, habe aber zufällig auch kein Geld bei mir um» wohne zu entfernt, um mir rasch welches beschaffen zu können." Mein Herz, daS sich mit neuer Hoffnung be lebt hatte, zuckte schmerzhaft, mein Mut ver Gerichtshalle. Berlin. Die Annahme, daß der höchste jüdische Feiertag einen Zeugen berechtige, einer gerichtlichen Vorladung nicht Folge zu leisten, ist von einer Berliner Strafkammer als unrichtig zurückgewiesen worden. Die Betreffenden erhiel ten eine Geldstrafe von 40 Mark wegen Nicht erscheinens zudiktiert. Berlin. Ein ganz eigenartiger, für weite Kreise bemerkenswerter Lotterieprozeß beschäftigte das Kammergericht. Ein in Preußen wohnender Schlächtermeister K. spielte bei demHauptkollekteur B. zu Schwerin ein Los der Mecklenburgischen Landeslotterie und sandte nach Empfang des selben den entsprechenden Bettag in der Regel wegen Bestechung anzeigen werde, weiter 1, 2, 8, 4 5 und schließlich S Mk. Dieses Geld er- warb Karl auf unehrliche Weise, und dies war für den abgefeimten Walther ein neuer will kommener DrohungSgrund. „Du hast deinen Vater bestohlen und mich mit dem Geld be stochen, jetzt kommst du in die Besserungsanstalt, wenn ich eS sage," raunte der kleine Vampyr seinem zitternden Opfer zu, und zeigte ihm eine bereits fertiggeschriebene Anzeige an die Polizei. DaS Opfer ließ sich weiter auSpressen, zahlte dem Nimmersatt auf dessen fortwährende vei- nigende Anbohrungen noch 10, 15 und 20 Mk. und stahl diese Beträge aus der Kominode deS Vaters. Dieser, ein Witt und Spezereihändler, witterte schon längst Diebe im Hause, dachte aber nicht an den dreizehnjährigen Sohn. Inzwischen will Karl von der jetzigen Stiefmutter seines Blutsaugers, einer kaum siebzehnjährigen Frau, die zu dieser Zeit noch Dienstmagd in Walthers Heim war, gehört haben, jetzt werde er aber sicher „verklagt", nun gehe es ins Gefängnis mit ihm, wenn er nicht sofort 30 Mk. herbei schaffe. Karl brachte auch noch dieses Opfer und noch weitere 6 Mark; dann kam die Katastrophe: der Vater erwischte den Dieb und jetzt kam alles an den Tag. Karl kam nun zwar nicht ins Gefängnis und auch nicht in die Besserungs anstalt, aber Walther und seine nette Stiefmutter vor die Strafkammer, und diese schickte die Hehlerin auf einen Monat inS Gefängnis nnd den mißratenen und verführten Jungen in die Besserungsanstalt. Die Richter nahmen an, daß der Bursche unter dem Einfluß der Stiefmutter die Erpressungen verübt habe, obgleich die Frau nichts von der Sache wissen wollte. Sie mußte aber eingestehen, daß sie von dem Jungen ost Geldbeträge bekommen habe, die er „beim Spiel gewonnen hätte". Die große Jugend der Stief mutter schützte sie vor einer strengeren Strafe, die sie wohl verdient hätte. gehen oder sich als Dienstmädchen vermieten. Ihre Mutter muß verrückt sein, Ihnen solche Dinge in den Kopf gesetzt zu haben. Feine Handarbeiten — lächerlich!" In Herthas Antlitz flammte eS auf vor Zorn und Scham, ihr Auge blitzte. „Ich habe dann meiner Mutter keine Vor schriften zu machen," sagte sie mit erstickter Stimme, „und habe das Vertrauen zu ihr, daß sie weiß, wamm sie mich so und nicht anders erzogen hat. Vielleicht war sie nicht immer die arme Frau, die sie heute ist. Sie bezog bis vor wenigen Jahren von einer auswärtigen Regierung eme Pension —" „Na, na," brummte der Untersuchungsrichter und warf einen verwunderten Blick auf die zarte Gestalt der Gefangenen. „Mag ja sein, mag ja alles sein. Dennoch entbindet Sie das nicht von der Verpflichtung, zu arbeiten, wenn Sie keine andere Revenüen mehr haben, und sich das Brot redlich zu verdienen, daS Sie essen wollen." „Ach und wie gerne, Herr Richter, möchte ich daS," fiel Hertha ein. „Aber, meine arme Mutter — ich kann sie nicht verlassen und sie will auch nicht, daß ich arbeite." Der Untersuchungsrichter zuckte die Achseln. Ein solches Verhältnis schien 'ihm in diesen Kreisen vollkommen unverständlich. „Berichten Sie also den Vorgang," sagte er, den Gegenstand abbrechend. „Wir müssen zu Ende kommen; wie kamen Sie auf die Straße und nach dem Pfandhause?" „Dieme Mutter, welche schon seit einem Jahr lr-nk ist." erwiderte Hertha, „kämpfte in der letztest Zett mit Atemnot. Ein ungewöhnlich sagte, ich sank halb ohnmächtig gegen die Mauer. Sie that einen raschen Griff nach ihrem Arm. „Ich will Ihnen etwas sagen," sprach sie hastig, „hier habe ich, was Ihnen Hilfe bringen und mich einer kleinen, unbedeutenden Verlegenheit entreißen kann, — dieses Armband! Versetzen Sie eS! Nehmen Sie hundert Mark darauf, es hat den fünffachen Wett. Sie haben doch eine auf Ihren Namen lautende Legitimation bei sich?" Ich bejahte. „Gut," sagte sie, „Sie haben nun die Mittel in der Hand, um Ihrer kranken Mutter augenblicklich Hilfe zu bringen. Ich will Ihnen zehn Mark von dem Gclde geben und verlange sie weder zurück, noch Ihren Dank dafür, weshalb ich Ihnen auch meinen Nanien nicht nenne. Mr den Pfandschein händigen Sie mir aus! — Wollen Sie das thun?" ' Ob ich es wollte, Herr Richter! Zehn Mark! Sie waren in diesem Augenblick ein Vermögen für mich. Ich bezwang meinen Stolz, ich rang meine Bedenken nieder, ich nahm das Anerbieten an. „Sie kennt meinen Namen nicht und ich nicht den ihren," sagte ich mir. Ich werde sie aber doch noch eines späteren Tages ermitteln und ihr mtt Dank und Zinsen zurückgebcn, was sie mir heute lieh. Denn in diesem Augenblick faßte ich den festen Entschluß, mich einer solchen Notlage nicht mehr auszusetzcn und meine Mutter dahin umzustimmen, daß sie mir eine geringere häusliche Arbeit gestatte, die denn doch regel mäßigen Verdienst abwirft." „Zu diesem Entschluß kommen die Menschen gewöhnlich erst, wenn es zu allem zu spät ist," wars der Richter ein. „Und nun kehrten Sie in das Pfandhaus zurück?" erst kurz vor den ZiehungStagen ab. Das letzte Mal geschah dies sogar erst am Morgen deS ersten ZiehungStages, so daß daS Geld erst am anderen, dem Schlußtage der Ziehung, an B. gelangte. Da letzterer die Auszahlung eines gleich am ersten Tage auf daS LoS mit 5000 Mk. gefallenen Gewinnes an K. verweigerte, so reiste dieser selbst nach Schwerin, präsentierte dort sein LoS bei der Lottenediremon und erhielt auch von dieser den Geivinn auSgezahlt. Nun klaate aber B. auf Herausgabe deS letzteren gegen K., indem er seinen Anspruch zunächst auf die dem Lose aufgedruckt gewesene Bestimmung stützte, daß, falls nichts anderes vereinbart fei, diejeni gen Lose, die bis zum ZiehungStage nicht be zahlt seien, für seine eigene Rechnung spielen. — Das Berliner Landgericht erkannte indes auf Abweisung der Klage, indem eS zunächst der Ansicht war, daß der zwischen den Parteien ge schlossene Kaufvertrag, da er sich auf Lose einer in Preußen verbotenen Lotterie bezog, nach preußischem Recht ungültig sei, woraus auch die Ungültigkeit der Nebenabrede folge, auf welche die Klage sich stütze. Auch die Ausführung des Klägers, daß es sich um eine nicht angenom mene Offerte handle, so daß sich das Los auch außervettraglich in seinem Besitze befinde, sei un zutreffend, denn wenn auch nach preußischem Recht der vorliegende Los-Kaufvertrag ungültig sei, so berechtige dieser Umstand doch noch nicht den Kläger, von dem nach den Gesetzen seines Staates gültigen und für ihn bindenden Ver trage einfach zurückzutrcten. Wolle man aber an nehmen, daß der Kaufvertrag auch für den Be klagten nicht bindend sei, so würde doch immer hin zum Verlangen auf Herausgabe des infolge des verbotenen Losankaufs erfolgten Gewinnes nicht der Beklagte, sondern event. nur der Fiskus berechtigt sein. Sodann habe Kläger die Prä mien regelmäßig unpünktlich erhalten und trotz dem angenommen. Erhübe damit stillschweigend zu erkennen gegeben, daß es ihm trotz der Ver fallklausel auf die größere oder geringere Pünkt lichkeit nicht ankam, und er wäre mithin ver pflichtet gewesen, den Beklagten zur rechtzeitigen Zahlung für die Folgezeit aufzufordern, wenn er von dem stipulierten Recht Gebrauch machen wollte. Dies habe Kläger aber nicht gethan. Außerdem sei aber auch die Absendung der Prämie erfolgt, bevor der Beklagte von der Ziehung seines Loses Kenntnis haben konnte, und es müsse, zumal im Vertrage nicht angegeben ist, welcher Tag eigentlich mit dem „Ziehungs tage" gemeint wird, die Zahlung als rechtzeitig geschehen erachtet werden rc. — Hiergegen legte B. Berufung ein, über die vor dcni 7. Zivilsenat des Kammcrgerichts verhandelt wurde. — Der Senat hat nun nach längerer Verhandlung und Beratung die Vorentscheidung aufgehoben und den Beklagten nach dem Klage anträge zur Herauszahlung des Gewinnes ver urteilt. Er nahm an, daß die Zahlung der Lotteriedirektion zu Schwerin allerdings nicht ans einem unerlaubten Geschäft geschehen sei, da die bett. Lotterie in Mecklenburg gesetzlich er laubt sei, erachtete anderseits aber dafür, daß ein Vertrag zwischen den beiden Prozcßparteien nicht zu stände gekommen sei, da seitens des B. lediglich eine Offerte vorgelegen habe, deren Be dingungen K. nicht erfüllte. Dieser habe sonach den Gewinn auf das Los zu Unrecht cinkassicrt und hinter sich. — Die Sache ist, da nämlich der Anteil des K. an dem Losgewinn von 5000 Mk. unter 1500 Mk. beträgt, nicht mehr revisibel und die Entscheidung daher eine definitive. Elberfeld. Eine bemerkenswerte Erpressungs geschichte aus Solingen wurde durch eine Ver handlung vor der hiesigen Strafkammer bekannt. Der 13jährige Volksschüler Walther H. beob achtete eines TageS, daß sein Schulkamerad Karl S. in der Klasse seine Hausarbeit ver botenermaßen verbesserte, und drohte, er wolle es dem Lehrer melden. Karl opferte sein Bar vermögen von 2 Pf., damit Walther schweige. Für diese geringe Belohnung konnte dieser sich aber nur für einen Tag verpflichten, und er wiederholte am nächsten Morgen seine Drohung. Karl zahlte jetzt 10 Pf. Da aber der Appetit mit dem Essen kommt, verlangte Walther in den nächsten Tagen noch 15, dann 25, 50 Pf., und unter verstärkter Drohung, daß er ihn jetzt auch Behanzin sei (?) und nicht der frühere König »on Dahomey. DaS fehlte gerade noch! Der Gefangene von Martinique bereitet den Fran- tosen ohnehin schon große Unannehmlichketten und jetzt, soll der Liebe Mühe nicht einmal einem echten Könige gegolten haben! Siver -er Hauptanziehungspunkte der Antwerpener Weltausstellung, Alt-Antwerpen, ist in Flamuten aufgcgangen. Bei dem Brande deS in den Gärten der Weltausstellung gelegenen „Alt - Antwerpen" sind fünf oder sechs Häuser dieses Teils der Ausstellung gänzlich zerstört worden; die Häuser waren von Holz und Stein pappe hergestellt. Die Erdgeschosse waren von Handelsleuten bewohnt, während in dem obern Stockwerke die Kostüme zu dem „Einzuge Karls V. in Antwerpen" aufbewahtt wurden. Die Kostüme find ein Raub der Flammen geworden. Menschen find bei dem Brande nicht zu Schaden gekommen. Montag abend 8 Uhr war der Brand von der Feuerwehr bewältigt. Die Ordnung wird vom Militär aufrecht erhalten. Diebstahl. Von einer Sendung des HauseS Krupp an die Finanzbehörde von Verona im Be trage von einer halben Million Lire wurden unterwegs fünf Säcke gestohlen. Sin- „gemütliche" Ortschaft ist Perdasi- difogu in den östlichen Pyrenäen, auf katala nischem Gebiet gelegen. Dort wurde vor einigen Tagen der Gememdesekrctär erschossen, wobei bemerkt werden muß, daß das im Zeitraum von zwei Jahren schon der dritte Sekretär ist, der dort ermordet wird. Die Einwohner haben eS jedoch nicht ausschließlich auf die Sekretäre ab gesehen, wie aus dem Umstande zu entnehmen ist, daß in den letzten acht Jahren auch fünf Gemeinderäte und zwei Bürgermeister von meuch lerischer Hand umgcbracht worden sind. Wie es scheint, geschähul von jeher in der Gemeinde verwaltung von Perdafidifogu große Unterschleife, die Räte, Bürgermeister und Schreiber stahlen um die Wette. Da beschlossen die Einwohner, die untreuen Verwalter für immer „aus dem Wege zu schaffen". So war nach und nach wieder Ordnung in der Verwaltung der Gc- meindegüter geschaffen worden. In letzter Zeit jedoch hatte sich der Sekretär einige Unregel mäßigkeiten zu schulden kommen lassen, und auch er teilte das Schicksal seiner Vorgänger. Wenn dieses heroische Mittel für alle spanischen Stadt- und Gemeindeverwaltungen in Anwen dung gebracht würde — das gäbe eine schöne Schlächterei. In die Luft gesprengt. In Salisbury (Pennsylv.), unweit von Lancaster, ist das Wohnhaus des Steinbruchbesitzers Leim mittels Dynamit in die Lust gesprengt worden. Das ganze aus Steinen aufgcfühtte Haus wurde zer trümmert. Leim selbst und seine Gemahlin fanden dabei ihren Tod. Das Dienstmädchen wurde lebensgefährlich verwundet und wird den erhaltenen Verletzungen wohl auch erliegen. Wahrscheinlich haben italienische Arbeiter, die von Lenn entlassen wurden, das grausame Ver brechen verübt. Ein verwegener Bankraub ist in Bloom field, im Staate Indiana verübt worden. Die Räuber sprengten die Thür des Bankgebäudcs mittels Dynamit ein und raubten 5000 Dollar. Der Sheriff mit seinen Leuten verfolgte die Räuber. Bluthunde begleiteten den Sheriff. Die Räuber wurden eingeholt und einer wurde erschossen. Er hatte 1100 Dollar von dem gestohlenen Gelde bei sich. Die beiden anderen Räuber entkamen. „Nicht in dasselbe. Die Dame meinte, daS wäre zu auffallend und könne mein Eigentums recht an dem kostbaren Pfände als zweifelhaft erscheinen lassen. Ich sollte sie nach einem Pfandhaus führen, in dem ich mtt dem Kleide noch nicht gewesen war." „Was Sie thaten?" „Was ich that!" „Und das Kleid Ihrer Mutter? Wo ließe» Sie das?" „Die Dame nahm es in Verwahrung." „Und als Sie herunterkamen, war jene ver schwunden ?" Ja." Ünd Sie hatten keine Ahnung, daß daS Arm band nicht Ggentum der Dame, daß es ge stohlen war?" „Würde ich mich dann wohl in die Gefahr begeben haben, es zu versetzen?" „Warum nicht? Not kennt kein Gebot, und das scheue, ängstliche Wesen, das man an Ihnen im Pfandhause beobachtete, spricht eher dafür, daß Sie wußten, um was es sich hier handelte/ „Ich dachte an die meiner hanende, kranke Mutter, und daS ließ mir keine Rübe." „Sie sollen auch einen Fluchtversuch gemacht haben." „Aus keinem andern Grunde." „Und ist Ihnen der Gegenstand so gleich gültig, den die Ihnen fremde Person mtt fort genommen, oder wissen Sie, daß Sie ihn jeder zeit und wo wieder bekommen können?" „Ich denke nur noch an meine Mutter, « sonst nichts mehr!" r s -zortteyaiiq folgt.» Kirnte» Allerlei. Eine boshafte Geschichte erzählt man sich jetzt in Paris von dem dieser Tage ver storbenen Thcaterdirektor Viktor Koning. Koning war als junger Mensch mtt der Dchazet shhr befreundet. Der alte Roqueplan bemerkte daS und hänselte den strebsamen Jüngling eist wenig: „Sie sind also der Liebhaber der Döjazet?" — Koning stammelte verlegen etwas vor sich.hin. — Roqueplan aber sagte ernst: „Sie brauchen sich dessen nicht zu schämen. Ich war ebenfalls ihr Liebhaber, als ich so jun^war wie Sie!" Eine Helmholtz-Anekdore. Von Hermann v. Helmholtz, dem jüngst gestorbenen Fürsten der Wissenschaft, erzählt man eine hübsche Geschichte, die nach dem,Schwäb. Merk.' den Vorzug der Wahrheit hat. In seinem Salon versammelte sich um den Gelehrten eine Schar von Geistern, die mit dem Hausherrn und liebenswürdigen Wirte auch dem Reiche der Kunst und Litteratur huldigten. Eines Abends meinte ein Verehrer der Poesie Heines, wie weich und schön bereits die Alliteration: „Heinrich Heine" klinge. „O," erwiderte der Hausherr, „das ist noch gar nichts gegen die Alliteration, die ich jeden Taff als Professor in Heidelberg auf den Briefumschlägen lesen durste, denn da lautete es: Hochwohl geboren Herrn Hoftat Hermann Helmholtz, Heidelberg, Heumarkt!" Eine liebevolle Gattin. Der Frau eines Patienten, der in einem Krankenhause Aufnahme gefunden hatte, war, wie es üblich ist, mitgeteilt worden, daß an ihrem Manne eine bedenkliche Operation vorgenommen werden müsse. Die Frau gab ihrem Wunsche, daß die Operation nicht vollzogen werde, in folgendem, an die Oberwärterin gerichteten Schreiben Ausdruck: „.... bitte, dem Herrn Professor doch mitzu- , teilen, daß mein Mann nicht soll bei Lebens- ........ r Aber ein Verräter, ! zeiten operiert werden. Sollte er sterben, so der es doch gehört hatte, meldete es und die > habe ich nichts dagegen."
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