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Auerthal-Zeitung : 14.10.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189410142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-10
- Tag 1894-10-14
-
Monat
1894-10
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 14.10.1894
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PslMfche Krmdscha«. Deutschland. * Der Kaiser wird am 18. d. nachmittag» in Berlin eintreffen und noch am Abend nach FriedrichShof zum Besuch der Kaiserin Friedrich abreisen. Am Montag begibt sich der Kaiser nach Darmstadt und von dort am Dienstag nach Wiesbaden, von wo er abends die Mckeise nach Berlin anzutreten und dort am Mittwoch, den 17. Oktober, einzutreffen gedenkt. »ZumReich»hauShalt»etat1895/96 ist jetzt weiter der Entwurf deS Etats deS Reichsamts deS Innern dem Bundesrat zuge- gangen. Außerdem liegt dem Bundesrat, der nach dem Gesetz vom 20. April 1892 bett, den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und wein ähnlichen Getränken, ermächtigt ist, Grundsätze aufzustellen, nach denen die zur Ausführung des Gesetzes bett, den Verkehr mit Nahrungsmitteln in bezug auf Wein, weinhaltige und weinähn liche Getränke erforderlichen Untersuchungen vor zunehmen sind, ein im Reichs-Gesundheitsamt ausgearbeiteter Entwurf einer Anweisung zur Vornahme dieser Untersuchungen vor. *Die Voruntersuchung gegen die Oberfeuerwerkerschüler muß jetzt nahezu beendet sein. Mehrere Artillerie-Regi menter haben seit Anfang dieser Woche die An weisung erhalten, Fahrscheine für die Rückkehr der ihnen angehörenden Unteroffiziere zu be schaffen. *Als eine Wirkung der zweijährigen Dienstzeit auf die Unteroffizier schulen ist es anzusehen, daß am 1. d. die Füsiliere aus den Unteroffizierschulen zu Pots dam, Jülich, Weißenfels und Ettlingen schon nach zweijährigem LehrkursuS in das Heer ein gestellt worden sind, wo sie nach weiterer guter Führung zu Unteroffizieren befördert werden, wie dies jetzt auch der Fall ist. Nur auf den Unteroffizierschulen zu Biebrich und Marien werder ist einstweilen noch der dreijährige Lehr kursus beibehalten, da man bei den jetzt ent lassenen Füsilieren erst den Einfluß der neuen Maßregel abwarten will. * Die Zahl der Konkurseröffnungen hat 1893 betragen 6733 gegen 7684 in 1892. Es entfallen 3381 auf Preußen, 919 auf Sachsen, 735 auf Bayern, 295 auf Württem berg, 235 auf Baden, 232 auf Elsaß-Lothringen, 111 auf Hessen und 107 auf Bremen. In den übrigen deutschen Staaten blieb die Zahl der Konkurseröffnungen unter 100. * Die sozialistischen elsässischen Kreis tagsmitglieder Rcichstagsabg. Bueb und Schrift setzer Doppler - Mülhausen weigerten sich in der Kreistagssitzung, den vorgeschrieben Eid der Treue gegen den Kaiser zu leisten, unter Hinweis auf ihre republikanische Gesinnung. Die Wahl beider ist infolgedessen ungültig. Oesterreich-Ungarn. ' *DaS ungarische Magnatenhaus be gann am Mittwoch die Beratung des Gesetzent wurfes bett, die staatliche Matrikel- führung und nahm den Gesetzentwurf mü 102 gegen 96 Stimmen als Grundlage der Spezialdebatte an. Darauf wurde die Vorlage nach kurzer Spezialdebatte in dritter Lesung mit überwiegender Mehrheit des Hauses angenommen. (Hiermit ist die Einführung der Zivilehe und der Zivilstandsregister genehmigt.) Frankreich. *Jn der Budgetkommission der französischen Deputiertenkammer erklärte der Kriegsminister, General Mercier, dank der im Budget vorge sehenen Kredite werde sich im Jahre 1895 der Effektivbestand der Armee auf 540000 Mann anstatt der bisherigen 505 000 Mann stellen. Der gegenwärtige Bestand sei übrigens für die Ausbildung der Truppen und für die Bedürfnisse einer Mobilisation ausreichend. Der Minister bat die Kommission, die von dem Berichterstatter 'vorgeschlagene Erhöhung der Kredite anzunehmen. Die Kommission lehnte jedoch diese Erhöhung ab. *Die ,Nat.-Ztg.' meldet, daß 8000 Mann französischer Truppen teils in Toulon, teils in Algerien zu sofortiger Einschiffung bereit stehen. Die französische Regierung wartet nur da» Telegramm Le MyreS au» Mada gaskar ab, daß die Verhandlungen mit den HovaS resultatlos geblieben, um ein Expeditions korps zu entsenden. Den Oberbefehl erhält General DeSbordeS. Die Truppen bestehen auS Marine-Infanterie, Feldartillerte, Turko» und Fremdenlegionären, wozu wahrscheinlich noch Senegalschützen treten werden. Man glaubt mit Sicherheit an da» Scheitern der Mission Le MyreS, der bereit» in Tamatave eingettoffen sein dürste. Malte». »Papst Leo empfing am Mittwoch den spanischen Parteiführer Castelar in einstündiger Audienz, wobei der Papst seine Politik gegenüber Frankreich und Spanien dar legte, das demnächstige Erscheinen von Encykliken für Nordamerika und Südamerika ankündigte und den lebhaften Wunsch ausdrückte, zu dem internationalen Frieden beizutragen. Der Papst machte auf Castelar den Eindruck vollkommener Gesundheit und Frische. Nach der Rückkehr in das Hotel empfing Castelar den Besuch deS Ministerpräsidenten CriSpi. Portugal. »Der Auf st and der Eingeborenen in Mozambique (Portugiesisch-Ostafrika) gegen die Portugiesen nimmt an Ausdehnung zu. Am Dienstag vormittag wurden in der Nähe der Hafenstadt Lourenzo Marquez mehrere Europäer und eine große Anzahl verbündeter Koffern ermordet. Dre Raubzüge in der Um gebung der Stadt dauern fort. Rußland. »Das Befinden des Kaisers von Rußland scheint sich wieder verschlimmert zu haben. Professor Lehden ans Berlin reiste am Mittwoch abend nach Livadia zur ärztlichen Behandlung des Kaisers ab. Professor Leyden wird voraussichtlich den Kaiser nach Korfu be gleiten. »Ein russisch-afghanischer Zu sammenstoß wird nach langer Pause wieder einmal aus dem vielumsttittenen Pamir- gebiet gemeldet. Nach den.Times' rückte der russische Oberst Ionow mit kleiner Truppenmacht über den Murghabfluß in die Thäler ein und forderte die Räumung des ganzen Gebiets rechts vom Panjabflusse. Es wurden Schüsse mit der afghanischen Grenzwache gewechselt. Nachdem der Vorfall nach Kabul gemeldet worden, befahl der Emir den Rückzug der afghanischen Truppen über den Panjab. Seitdem haben die russischen Behörden ihre Truppen nach dem rechten Murghabufer zurückberufen. Die Afghanen haben die Thäler nicht geräumt. Afrika. »In Marokko kann kein Europäer mehr, nicht einmal ein nach Völkerrecht unantastbarer Gesandter, einen Schritt über das Weichbild der Küstenstädte hinaus ohne bewaffnete Begleitung thun, wenn er nicht Leib und Leben riskieren will. So muß die dortige Regierung Truppen nach Tanger senden, um den neuen engli - scheu Gesandten, Saton, ohne Belästigung nach Fes zu bringen. Und dennoch ist man um das Schicksal des Gesandten besorgt. Die Kabylen zeigen sich dem Eindringen der Europäer in die Stadt sehr feindlich. Amerika. »Neuseeland folgt jetzt dem von den Ver. Staaten gegebenen Beispiel in der Be handlung der chinesischen Kulis. Die Ver. Staaten haben denselben schon 1882 den Stuhl vor die Thür gesetzt. Bisher waren es die Neuseeländer zufrieden, vom bezopften Sohne des himmlischen Reiches eine Kopfsteuer zu er heben, wie es die übrigen australischen Kolonien thun. Jetzt will der Arbeitsminister von Neu seeland weiter gehen, da der Arbeitsmarkt zu überfüllt ist und die Kopfsteuer die Konkurrenz der Chinesen wenig hindert. Er hat deshalb eine Vorlage eingebracht, wonach Chinesen über haupt nicht mehr auf Neuseeland wohnen sollen. Es erhebt sich dabei allerdings eine Rechtsfrage, ob ein solches Gesetz nicht der Genehmigung der (englischen) Reichsregierung bedarf. Aste». » Vom koreanischen KriegSschau- Norr Nah «ad Ferm. Rost-Beef Ueber dem Umfang der Ver wendung von Pferdefleisch in Berlin erhält die ,Allg. Fleischer-Ztg.' von einem mit der Roß schlächterei sehr vertrauten Gewährsmann Mit teilungen, die beweisen, daß in einer Anzahl Restaurants und Speisewirtschaften, wie in dem Betriebe der fliegenden Wursthändler in ausge dehntester Weise Pferdefleisch unter falscher Flagge in den Verkehr gebracht wird. Sogenannte „Fleischnepper", die von Pferdemetzgern Pferde fleisch aufkaufen, vermitteln den Verkauf bei Restaurateuren und Speisewirten, beidenen vielfach die Praxis besteht, das Fohlenfleisch ihren Gästen als Kalbfleisch vorzusetzen. Ein sehr schwunghafter Handel wird mit Pferdelebern bettieben. Einige gut besuchte billigere Restaurants verarbeiten Fohlen fleisch und namentlich Pferdelebern in Mengen. Fast noch schlimmer steht es mit der sogenannten Knoblauchswurst, heißen Wiener und ähnlichen in öffentlichen Vergnügungslokalen verkauften Wurstsorten. Es gibt Sommerlokale, tn denen niemals Wurst von Rindfleisch, sondern stets nur Wurst verkauft wird, zu deren Herstellung Pferdefleisch verwandt worden ist. > Deserteur und Schwindler. In Stettin wurde um 5. Oktober der österreichische Ober leutnant PinSky aus Karolinenhof bei Prag in Haft genommen. Derselbe hielt sich während der Flottenmanöver in Swinemünde auf, nannte sich „Graf Perani" und gab sich als Vertreter der österreichischen Marine aus; er verkehrte in den besten Kreisen, verschwand aber plötzlich unter Zurücklassung einer Zechschuld von mehreren Hundert Mark, die er in einem Gasthofe ge macht hatte. Es gelang, denselben in Ducherow festzunehmen, doch entwich er und tauchte unter anderem Namen in Pasewalk wieder auf, wo selbst er noch acht Schwindeleien ausübte und dann verschwand. Inzwischen wurde die öster reichische Behörde von dem Treiben in Kenntnis gesetzt unb diese machte die Mitteilung, daß ein Oberleutnant Pinsky desertiert und wohl mit dem angeblichen Graf Perani identisch sei. Am 4. Oktober erschien in der Wohnung eines Kauf manns in Stettin ein Mann, der sich Ingenieur Prüfer nannte, der in Abwesenheit des Kauf manns von dessen Frau die leihweise Ueber- lassung eines Anzuges verlangte und sich als älteren Bekannten des Kaufmanns ausgab; er wurde aber abgewiesen und der Polizei Anzeige gemacht, diese verhaftete den Schwindler in einem Gasthof; es stellte sich heraus, daß eS der ge suchte Oberleutnant Pinsky war. Die Bekannt schaft des Kaufmanns hatte derselbe flüchtig bei dem Flottenmanöver gemacht. Ei« seltener Fall. Das in Stolp in Garnison stehende Husaren - Regiment Fürst Blücher von Wahlstatt (Pommersches) Nr. 5 hat seinen gesamten Rekrutenbedarf durch Dreijährig- Freiwillige gedeckt; es sind am 1. Oktober 190 Mann eingestellt worden. . ' Unterschlagung. Ein. Einnehmer deS Kreises Flatow hat sich mehrfacher Fälschungen und großer Ursterschlagungen schuldig gemacht. Er hat die an ihn gezahlten Summen mcht voll an den Kreissparkassen - Rendanten in Flatow abgeführt, dann aber in den an ihn zur wetteren Beförderung gesandten Büchern den unterschla genen Bettag zugcschrieben. Ferner hat er Sparkassenbücher, in denen neue Einlagen zuge-' platze liegen keine neuen Meldungen vor. Man wkd in Zukunft übrigens vom „Kriegsschauplätze in China" reden müssen, da die Chinesen Korea gänzlich geräumt haben. Sn der Nokdgrenze sollen 5000 Russen den Japanern gegenüber stehen. (Wie die ersteren dorthin gelangt find, verschweigt die betreffende Meldung.) » Auch die zweite Kriegsanleihe, die Japan aufzunehmen gedenk, soll nicht, wie ursprünglich gemeldet wurde, im Auslande, son dern in Japan selbst gedeckt werden. Da die meisten japanischen Minister gegen die Auf nahme einer auswärtigen Anleihe waren, so wurde beschlossen, eine solche im Bettage von 50 Millionen Dollar im Jnlande aufzunehmen. Diese Summe soll in Verbindung mit den vor- geschlagenen Zuschlagssteuern die Staatskasse auf mSgesamt 180 Millionen bringen. schrieben werden sollten, gar nicht dem Rendanten zugesandt, sondern den Bettag selbst eingetragen, die Unterschrift gefälscht und daS Geld hinter sich gebracht. Die Unterschlagungen sollen unge fähr 5000 Mk. betragen. Selbstmord. Der 65jährige Amtsgerichts- sekretär Goll in Würzburg, ein treuer Beamter, versuchte sich in einem Anfall von Geistesstörung im Justizgebäude zu erhängen. Er tötete sich dann durch zehn Stiche in den Unterleib mit einem alten Bajonett. Die Ursache soll Lebens überdruß sein. DaS MieSbacher Haberfeldtreibeu. Bo« Personen- die aus den bayrischen Vorbergen kommen, wird erzählt, daß daS jüngste Haber- feldtteiben bei Miesbach ungewöhnlich stark war; eine Spitze des Treibens habe sich gegen den Hof gerichtet. — Die nach NicklaSreuth entsandte Strafeinquartierung ist nach anderthalbtägigem Aufenthalt zurückgezogen worden. Die Stadt Glogau hatte die Verpflichtung überuvmmen, einen auf einem neuerworbenen Gelände befindlichen, dem MilttärfiSkuS gehörigen Patronenschuppen etwa 20 Meter weit nach dem Telle der Galgcnschanze hinüberzurücken, der dem Fiskus verbleibt. Dieser Tage wurde nun der Versuch gemacht, das ganze über 600 Zentner wiegende Gebäude auf Rollen fortzubewegen. Der Versuch gelang vollkommen; der auS Fach werk erbaute Schuppen konnte mehr als einen Meter weit vorwärts geschafft werden, ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Nachttäglich sind jedoch Bedenken aufgetaucht, ob es sich nicht empfiehlt, die Ziegel aus dem Fachwerk zu ent fernen, um das Fortrücken zu erleichtern. Blitzschlag.' Bei starkem Gewitter hat der Blitz die Telephonleitung in Witten zerstört und das Postgebäude in Brand gesetzt. Ein Verhafteter in Kiel schleuderte in der Nacht zum Mittwoch den Schutzmann Lau über die große Brücke am keinen Kiel ins Wasser, so daß Lau erkrank. An Nordschleswig ist ein Ansiedlungs- verein für deutsche Landwirte zu Rödding ge gründet worden. Viele dänische Bauern sind in letzter Zeit nach Dänemark gezogen, und da die Einwanderung von Dänen verboten ist, stehen Bauernhöfe verhältnismäßig billig zum Verkauf. Der Verein vermittelt den Ankauf; Kauflustige haben sich an Amtsrichter Petersen in Rödding zu wenden. Verweigertes Quartier. Ein merkwürdi ger, bis jetzt in Frankreich noch nicht vorge- kommener Fall hat sich im Dorfe Raincy bei Paris während der letzten Herbstmanöver zuge- ttagen. Einigen Soldaten, die mit Quartier scheinen versehen waren, verweigerten die Ein wohner die Aufnahme, und die Soldaten mußten trotz der vorhergegangenen anstrengenden Uebung wieder abziehen. Die infolgedessen von der Militärbehörde gerichtlich belangten Einwohner sind jetzt zu einer so mäßigen Geldbuße verur teilt worden, daß diese gelinde Strafe allgemein Mißbilligung hervorgerufen hat. Depositendieb. Der Banker Gamllle in Saint-Waastla-Hougue ist mit den gesamten bei ihm hinterlegten Geldern im Bettage von 850 000 Frank durchgegangen. Die Geschädigten sind zumeist Fischer und Landwirte. Ei« Sohn Lulus? ,Petit Marseillais' will Beweise dafür in Häudett haben, daß der im Zululand gefallene kaiserliche Prinz von Frankreich einen Sohn hinterlassen- habe. Die Mutter, Miß Watkyns, sei keineswegs, wie man behauptete, eine Näherin oder Putzmamsell ge wesen;, das seien Gerüchte, die gewisse hoch- . gestellte Personen in England ausgestreut hätten. Das Blatt führt u. a. folgende - Stellen .aus Briefen des Ptinzsn an Miß Watkyns an: „Ich habe mich über daS von. Ihnen Gesagte sehr gefrem. Ich möchte ein großer Mann sein, dann würde ich aus Ihnen ein großes Frauchen machen ! Jedenfalls bitte ich nicht nur Ihrer, sondern alles dessen würdig zu sein, was die Vorsehung mir vorbehält." "Derartiges, meint das Blatt, schreibt man nicht an ein Arbeiter mädchen. Miß Watkyns hätte zuerst die Stellung ihres Geliebten nicht gekannt und erst nach einer zufälligen Begegnung des Prinzen in der Straße ''mit Lord Beaconsfield davon erfahren. Jeden-. Gi« Traum vom Glück. 7s ^'rtiepuna-, „Für Ihre Mutter ist gesorgt worden, man hat ihr eine Wärterin bestellt." „Ach, wahrhaftig? O, wie gut von Ihnen!" Sie machte eine Bewegung gegen den Richter, dieser aber erhob abwehrend seine Hand. „Ich habe daS nicht veranlaßt," sagte er, — „die Polizei! Und welche Pfandhäuser be suchten Sie, ehe Sie nach demjenigen gingen, in dem Sie verhaftet wurden?" Hertha sann einen Augenblick nach und gab dann die Adresse an. ' „Demnach hätte also die Fremde da» Kleid Ihrer Mutter mitgenommen?" „Unzweifelhaft!" „Beschrewen Sie e», da» kamt -um Verräter Verden." „Wenn sie e» sonst nicht weggeworfen hat." „Dennoch — beschrewen Sie es!" Hertha gab die Beschreibung. Der Unter suchungsrichter nickte zum ersten Male befriedigt. „Da befindet sich Ihre Aussage in voller Uebereinstimmung mit derjenigen Ihrer Mutter," sagte er. „Man hat meine Mutter vernommen ?" fragte Hertha ängstlich. „Wozu die Angst?" erwiderte er spöttisch. „Sie hatten ja vollauf Zeit, sich zu verabreden und Ihre Aussagen in Einklang zu bringen, ehe Sie überhaupt an die Ausführung des gewagten Unternehmen» gingen." Hertha wollte noch etwas erwidern, aber er schnitt ihr mit den Worten: „das Verhör ist beendet," die Antwort ab. Er gebot dem Ge richtsschreiber, das Protokoll zu verlesen, und Hertha, es zu unterschreiben, was diese that. Sie wurde hierauf in das Untersuchungs gefängnis abgeführt. Ihre angstvolle Frage nach dem, wa» nun mit ihr geschehen würde, blieb unbeantwortet. L EinFrauenherz. Dor einem palastähnlichen Hause im Westen der Stadt hielt eine geschlossene Equipage. Am Schlage glänzte ein Adelswappen, die Pferde waren reich mit Silber geschirrt, zwei Diener saßen auf dem Bock. Die Ungeduld der feurigen Renner bekundete, daß die Equipage hier schon längere Zeit gehalten hatte. In einem Salon der ersten Etage des palast artigen Hauses saßen zur selben Zeit zwei Damen in lebhaftem Gespräch, die eine im Straßen kostüm, die andere in eleganter Haustoilettc. Die letztere war offenbar die Hausherrin. Sie war eine Dame von mittleren Jahren, stattlich, schön und mit einem Zug tiefen Leidens in dem aus drucksvollen Gesicht. Besonders auffallend an ihr war daS schneeweiße Haar, zu dem die großen, dünken Augen, in denen ein düsteres Feuer glühte, in lebhaften Kontrast traten. Die andere Dame war um einige Jahre jünger, war auch eine gebietende Erscheinung und von jener vollendeten Schönbett, die man an klassischen Bildwerken bewundert. Sie ließ aber auch so kalt wie diese, bis man sie sprechen hörte. Ihre einschmeichelnde, weiche Stimme von bestrickendem ich noch immer gehofft, daß er eines Tages zu , mir zurückkehren und mein Kind mir wieder geben werde, meine herrlich znr Jungfrau er blühte Elvira. Und nun erfahre ich das!" „Wie alt würde Elvira jetzt sein?" „Sechzehn Jahre! O, erinnere mich nicht an fiel Damals, als sie als dreijähriges Kind von dem eigenen Gatten mir entrissen wurde, nächt licherweile entführt, glaubte ich, daß ein größe rer Verlust und Schmerz mich nicht treffen könne. Aber als mit meines Gatten Leben auch die Hoffnung schwand, sie noch einmal an mein so lange verwaistes Mutterherz drücken zu dürfen, als ich wußte, daß mit ihm auch sie mir ge storben war, da erst brach ich vollends zusam men, da erst empfand ich die Unersetzlichkeit ihres Verlustes. Ich hätte mein eigenes Leben hin geben mögen, um daS ihre zu erhalten, aber das war mir M nicht vergönnt. Und so ist sie tot und ich bin verurteilt, mein liebeleeres Dasein in Einsamkeit zu beschließen." Die Gräfin reichte ihr die Hand. „Ich ver- stehe deine Klage, teure Freundin," sagte sie. „Dein Neffe — „O, sprich mir nicht» gegen ihn," unterbrach sie die andere lebhaft. „Er ist mcht, wie du! wähntest, ein leichtsinniger Mensch, der mir nur! schmeichelt um meine» Geldes willen und heim- ' sich ein ausschweifende» Leben —" , Die Gräfin blickte sich ängstlich um und gab ihrer Freundin eia Zeichen, nicht so laut i zu sein. „Ohne Sorgen," erwiderte die Baronin. „Rudolf ist nicht hier; ich «warte ihn erst heute au» Pari» zurück/ . Wohllaut verscheuchte rasch den Gedanken an ihre Empfindungslosigkeit und fesselte noch tirfer in den Bann ihrer junonischen Schönheit. „Ja, du hast recht, Elvira," sagte sie soeben zu der andern, in deren Auge eine Thräne zitterte, „so etwas vergißt sich nicht, vergißt sich nie, und dreizehn Jahre vermögen solche fürs Leben empfangenen Eindrücke nicht zu verwischen. ES ist also gar kein Zweifel an dem Tode deine» Gatten?" „Nicht der leiseste. Willibald von Raven ist tot. Ich habe mich bei der Mitteilung deS Aus wärtigen Amts nicht beruhigt und selbst in Rio de Janeiro Erkundigungen einziehen lassen. Vor zwei Jahren fiel er im Kampf mit den Indianern des Parana, wohin er sich mit einer Gesellschaft von Abenteurem begeben hatte, um eine lohnende Silbermine zu entdecken. Er fand dort .sein Grab. Alle wurden niedergemacht. Die Leich name ließen die barbarischen Wilden liegen. Raven, der in Brasilien unter einem anderen Namen lebte, wäre unbekannt geblieben, wenn man nicht seine sämtlichen Papiere an seinem Körper gefunden hätte. Diese wmden durch die ihnen zu Hilfe geeilten Soldaten weiter be fördert und gelangten so an den Konsul in Rio de Janeiro, der sie an da» Auswärtige Amt übersandte. Bon diesem erhielt ich sie zugleich mtt der betrübenden Kunde/ „Und darin fandest du keine Aufzeichnung über deine von ihm vor dreizehn Jahren ent führte Tochter?" „Nein. O, meine teure Elsa, da» eben machte den Schlag doppelt schwer und da» Nachfolgeiwe kaum erträglich. Durch elf lange Jahre hatte
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