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Auerthal-Zeitung : 07.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189409075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-07
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 07.09.1894
- Autor
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Ei» französischer Hauptmann vom 1K8. Linieninfanterie-Regiment in Toni ist nach der Schweiz durchgebrannt. Der Hauptmann, «in eifriger Spieler, hat 80000 Frank aus der RegimentSkasse gestohlen. Das Denkmal, daS die Königin Viktoria dem Prinzen Napoleon in Zululand errichten ließ, ist nach den ,Times of Natal' gestohlen worden. Offizierskorps und Presse in «riechen land. Infolge heftiger Angriffe auf daS griechische Offizierkorps wegen Ausschreitungen einzelner Offiziere sind am Montag nachmittag die gesamten Geschäftsräume der Zeitung .Akro polis' in Athen von einer großen Menge Offiziere und Gemeiner in Uniform vollständig zerstört worden. Geniesöldaten zertrümmerten mit Aexten sämtliche Möbel des zweistöckigen HquseS. Alle Bücher der Expeditton find vernichtet, die Druckerei untauglich gemacht worden. Der Schaden wird auf 200 000 Drachmen berechnet. Verletzt wurde niemand. Die-Kaffe wurde von den Tumultuanten versiegelt und der Behörde übergeben. Diese grobe Vergewaltigung, im Offizierverein geplant, mit voller Ueberlegung vorbereitet und von älteren und jüngeren Offizieren ausgeführt, er regte das peinlichste Aufsehen in der Stadt. Die Regierung erklärt, sie werde mit aller Schärfe gegen die meistenteils bekannten Frevler vorgehen. Ungeheure Waldbrände wüten in den nordamerikanischen Staaten Minnesota und Wisconsin. Es sollen dabei mehr als fünf hundert Menschen ums Leben gekommen sein. Der Schaden an Eigentum beläuft sich auf mehrere Millionen. Sechs Städte sind völlig zerstört worden. Bei Hinkley wurden auf einem Flächenraum von 5 Acres allein hundert- unddreißig bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen gefunden. Bei Skunk Lake wurde ein Eisenbahnzug von den Flammen überrascht; die Passagiere ergriff eine Panik. Zwölf derselben, die aus dem Zuge sprangen, fanden den Tod in den Flammen. Zahlreiche Menschen suchten in den Gewässern Zuflucht und ertranken. Gerichts Halle. Brandenburg. Wegen Beleidigung des kommandierenden Generals des 4. Armeekorps v. Hänisch hatte sich der Redakteur Simon von der ,Brandend. Ztg.' vor dem Schöffengericht zu verantworten. Es handelte sich um einen „Treib jagden" überschriebenen, aus der ,Freis. Ztg.' entlehnten Artikel, in dem behauptet war, daß der General als Pächter der Jagd im fiskalischen Forst im Herbst v. I. Soldaten, hauptsächlich vom 66. Jnfantcrie-Rcgimenl, als Treiber bei Jagden verwendet habe und zwar dieselben dazu kommandiert sein sollten. Durch die Aussagen der als Zeugen vernommenen Bataillonskomman- deurc wurde festgestellt, daß zwar Soldaten in größerer Zahl auf Ersuchen des Generals von Hänisch bei Treibjagden verweiset wurden, daß dies aber nicht auf Kommando, sondern infolge freiwilliger Meldung geschehen. Der Amts anwalt beantragte 100 Pik. Geldstrafe eventuell 10 Tage Gefängnis. Das Urteil lautete auf 20 Mk. Geldstrafe event. 2 Tage Hast und Publikattonsbefugnis für den Beleidigten. Köln. In Köln hatte bekanntlich jüngst ein Mann, den die Antisemiten fälschlich für einen Juden ausgaben, dadurch Aergernis erregt, daß er den Vorraum der St. Georgskirche in scham loser Weise verunreinigte. Die Kölnische Straf kammer hat diese That mit 6 Monat Gefängnis und einer Woche Haft geahndet. Au» Wien. Ueber die Ursache der Entweichung des Fessel ballons „Hannover", der, wie schon gemeldet, den Oberleutnant Zdenko Dworak mit sich führte und nach dreizehnstündiger Fahrt an der kroatisch bosnischen Grenze in einem Walde, nachdem er einige Zeit am Boden schleppte, gelandet ist, wird Wiener Blättern folgendes berichtet: Auf der Felixdorfer Heide werden gegenwärtig Schieß versuche auf Fesselballons unternommen. Es ist bei den Schießübungen Brauch, daß, während auf den einen gefesselten Ballon mit Granaten gefeuert wirb, ein anderer Fesselballon mit einem oder mehreren Offizieren in der Gondel zur Beobachtung und Feststellung der Schieß- ergebniffe in der Nachbarschaft hält. Etwa vierzig Soldaten leiten an langen Stricken den Ballon zum Schießplatz. In der Gondel fitzt der leitende Offizier, und wenn man zu einer Telegraphen leitung kommt, kommandiert er, daß vier Leute die von ihnen gehaltenen Stricke loslassen. Das geschieht, und der Offizier zieht nun die frei gewordenen Stricke so weit zu sich herauf, bis er sie über die Telegraphendrähte werfen und die unten wartenden Leute anweisen kann, die Stricke jenseits der Drähte wieder zu ergreifen. So geht es ununterbrochen Wetter, bis alle Stricke und die sie haltende Mannschaft jenseits der Telegraphenleichng sich befinden und der Trans port bis zum nächsten Hindernis fortgesetzt werden kann. Man war mit dem Ballon „Han nover" am 30. August gegen 8 Uhr in der Nähe von Felixdorf mit der Ueberquerung einer Tele graphenleitung beschäftigt. Von der Gondel aus kommandierte Oberleutnant Dworak die Mannschaft und alles vpllzog sich in Ordnung. Da auf einmal ein Schrei — der Ballon hob sich mit rasender Schnelligkeit in die Lust, die Soldaten fielen zu Boden und zwei von ihnen sah man an den Halteseilen mit dem Ballon in die Höhe steigen. Zum Glück hatten beide noch die Geistesgegenwart, sich blitzschnell an den festgehaltenen Stricken auf den Erdboden herunter- zulaffen, nachdem der eine schon bis zur Höhe von etwa 15 Bieter, der andere etwa 30 Meter emporgerissen worden war. Mit aufgeschundenen Händen kamen sie unten an. Der Ballon ,,Hannover" stieg aber binnen wenigen Minuten m eine ungeheure Höhe und wurde von einem starken Luftzug donauabwärts getrieben. Oberleut nant Dworak hatte nach und nach sieben Partien zu vier Mann jenseits der Tclegraphenleitung auf gestellt und diese Mannschaft für schwer genug gehalten, den Ballon auf der Erdoberfläche zu sichern. Um nun schneller von der Stelle zu kommen, befahl er den übrigen Leuten, die Stricke loszulassen und unter der Telegraphen leitung durchgehend sie auf der anderen Seite wieder zu erwarten. Das plötzliche Loslassen der Stricke durch zehn bis zwölf Personen gab jedoch dem Ballon einen solchen Ruck nach auf wärts, daß einigen der anderen Soldaten der Strick gleichfalls entrissen wurde. Oberleutnant Dworak trieb nun in ungemessene Weiten davon (450 Kilometer) und zwar ohne Nahrung, ohne einen Tropfen Getränk. Der Offizier scheint jedoch die unfreiwillige Luftreise glücklich über- standen zu haben und auch während der Schleif fahrt des Ballons unverletzt geblieben zu sein, da er seine Landung selbst drahtlich melden konnte. Girre politische Räubergeschichte. Es ist keine Wahrheit von heute; je größer und ausgedehnter ein Staat ist, mit einen, unr so ärgeren Gesindel hat er sich herumzuschlagen. Namentlich die beiden Westmächte England und Frankreich, die so oft genötigt waren, im Laufe der letzten Jahrzehnte behufs Wahrung ihres Prestige überseeische Expeditionen zu unternehmen und exotische Kriege gegen barbarische oderhalb barbarische Völkerschaften zu führen, könnten dar über ein Lied singen. Der Handlungsort der sklandalösen Affäre, von der wir in folgendem sprechen, ist die Negcrrepublik S. Domingo, deren Präsident, der Neger Henreaux, von Frank reich wohl nun die verdiente Züchtigung em pfangen dürste. Vor einigen Jahren ließ sich in S. Domingo ein Franzose, der Kapitän Boimard, nieder, um dort eine Seifenfabrik zu gründen, wozu er gemäß der Landesgesetze und der Verträge das volle Recht hatte. Boimard ließ nur den einen Umstand aus den Augen, daß der Präsident der Negerrepublik, Heureaux, an den in S. Domingo bereits bestehenden zwei Seifenfabriken beteiligt war. Sofort kehrte sich der Grimm des schwarzen Tyrannen gegen seinen unglücklichen Konkur renten, der nun in der unerhörtesten Weise be lästigt und verfolgt ward. So erhöhte Heureaux eigenmächtig, trotz des bestehenden Handelsver trages mit Frankeich, den Zoll der von Boimard aus Europa bezogenen Waren, um ihm die Aus führung seines Unternehmens unmöglich zu machen. Allein dies war nur das Vorspiel der von Heureaux geleiteten Intrige. Die Firmen zu Havre, mit denen der Kapitän Boimard in Verbindung stand, erhielten plötzlich gleichlautende Briefe, in denen sie benachrichtigt wurden, daß die finanzielle Lage des Kapitäns die kritischste sei, und daß sie gut thun würden, ihre Schuldforderungen sofort emzuziehen. Diese Briefe, das Werk des Negerpräsidenten, trugen die Unterschrift einer gewissen Gregorio Nivas, der zur Zeit, als die Briefe abgesendet wurden, bereits seit neunzehn Monaten tot. war. Eines Abends nun. erschien ein Beamter Heureaux' bei Boimard mit der Aufforderung, auf der Stelle die'200 000 Frank zu bezahlen, die er den Voll machtgebern schulde. Da auf S. Domingo der Code FrantzaiS in Geltung ist, legte Boimard gegen dieses Vorgehen wohl Protest ein, erklärte sich aber trotzdem bereit, die erwähnte Summe schon am nächsten Tage zu Mttag zu erlegen. Statt ihm dies zu gestatten, legte man in aller Frühe sowohl auf die 100 000 Frank in Wert papieren, die sich in seiner Kasse befanden, als auch auf seine sämtlichen Waren und Materialien vorräte widerrechtlich Beschlag. Bald darauf ließ Heureaux sämtliches Hab und Gut Boimards, seine Fabrik, seine Pflanzung und seine sonstigen Jmnwbilien konfiszieren. Als der so empörend Verfolgte sich konsequent weigerte, die Quittung über 200 000 Piaster zu unterfertigen, von welcher Summe Heureaux einen reichen Anteil erhalten sollte, ließ der schwarze Despot den Unglücklichen in ein licht- und lustloses unterirdisches Ge fängnis, in die gefürchtete Culebra werfen, wo fünf angekettete, zum Tode verurteilte Raub mörder die Gesellschaft Boimards bildeten. Volle zweiundzwanzig Monat schmachtete der Unglück liche, dessen auf eine Million geschätztes Ver mögen während dieser Zett zu Schandpreisen verzettelt ward, in diesem schauerlichen Kerker, und wenn er wunderbarerweise am Leben blieb, so kann er dies nur seiner eisernen Konstitution verdanken. Die Rettung brachte ihm der fran zösische Admiral Abel de Libran, der mit seinen Schiffen wegen einer anderen Schurkerei Heureaux' vor S. Domingo erschien, und dem einer der Wächter Boimards, ein eingeborener Soldat, glücklich einen Bries des schuldlos Schmachten den überbrachte. Ja hat denn aber Frankreich, wird man wohl allgemein sagen, keinen Vertreter auf S. Domingo, daß sich der scharzc Despot die Verübung eines so schändlichen Willküraktes erlauben durste ? Nun denn, mit dieser Frage rollt sich auch sofort jene Skandalaffärc aus, die in die engste Verbindung mit deni Namen des einflußreichen Präsidenten der mächtigen Oompagnio Drausattantique, Herrn Eugen Pereire, gebracht wird. Allerdings besitzt Frankreich ein Konsulat auf der Insel S. Domingo, dem zur Zeit, als der Kapitän Boimard eingekerkert wurde, der Konsul Langlade Vorstand. An diesen wendete sich auch Boimard, als der Präsident der Negerrepublik willkürlich den Zoll der für die Fabrik aus .Europa bezogenen Rohmaterialien bedeutend er höhte. Herr Langlade, der bisher ein recht be schauliches Leben geführt hatte, ließ sich durch diesen Willkürakt nicht im geringsten in seiner Ruhe stören. Da er nun sah, daß er bei seinem Konsul nichts ausrichten könne, wandte sich nun Boimard mit einer Eingabe an die Kammern von S. Donnngo — die Negcrrepublik hat selbstverständlich auch ein sogenanntes Parlament — hatte aber die Unklugheit, in jener Eingabe auch folgendes zu sagen: „Da der hiesige Ver treter Frankreichs den französischen Interessen nicht den nötigen Schutz gewährt, sondern sie gern vernachlässigt" . . . Heureaux, der mit dem Konsul auf dem besten Fuße lebte, hatte selbstverständlich nichts Eisigeres zu thun, als diese Eingabe Langlade zu zeigen, worauf dieser Mustervertreter eines Großstaates in Wut entbrannte und den Ent schluß faßte, sich, an seinem Landsmanne zu rächen. So konnte denn der schwarze Tyrann ungestört seine Schandthat begehen. Nicht weni ger als zwölf Briefe richtete Boimard ms seinem Kerker an Langlade, die sämtlich einfach beiseite geworfen wurden. Natürlich unterrichtete dieser Herr auch seine Regierung nicht von dem Falle Boimard und verübte eine noch größere Schänd- lichkett. Kurze Zeit darauf von. seinen Borge- etzten, denen er öfters Grund zur Unzufrieden heit gegeben hatte, abberufen und in Pension eschickt und provisorisch durch einen Herrn Maffon, Agenten deS HauseS E. Pereire etsetzt, schrieb Langlade vor seiner Abreise' aus S. Domingo auf den Umschlag deS Aktenbündels Boimard olgendeS: ,,Fascikel Boimard. Erst nach Er nennung eines wirklichen Konsuls zu eröffnen." Maffon befolgte diese Weisung so gewissen haft, daß er von dem Falle deS unglücklichen Gefangenen nicht einmal dem Admiral Abel de Libran Meldung machte, als dieser im Hafen von S. Domingo erschien, um von ihm wegen des zum Schaden der „Banque Dominiquaine" verübten Raubes — man kann dem schurkischen Vorgehen Heureaux' gegen diese von französischen Kapi talisten gegründete Bank keinen anderen Namen geben — Genugthuung zu fordern. Glücklicher weise aber, wie schon erwähnt, erhielt der Admiral den Brief des Gefangenen und entsendete sofort einen Fregatten - Kapitän, um letzteren aufzu suchen. Dem biederen Seeoffizier schwoll das Herz vor Entrüstung, als er Boimard in seinem Kerker erblicke und seine Leidensgeschichte hörte. „Sie Elender würden verdienen, daß man Sie durchpeitschen würde!" — fuhr der, in der Diplo matensprache nicht sehr bewanderte Marine-Offi zier den interimistischen Konsulatsverwalter in höchster Auflegung an. Boimard wurde nun endlich der Form halber unter Anglage der falschen Crida vor das Tribunal gestellt, aber natürlich fleigesprochen. Die ganze europäische Kolonie begleitete den von seinen Leiden endlich Erlösten triumphierend zu dem Schiffe, das ihn nach Europa brachte. Höchst charakteristisch ist der Umstand, daß die Europäer mit dem geladenen Revolver in der Faust Boimard daS Geleite gaben, weil man noch in letzter Stunde einen Mordanschlag gegen letzteren befürchtete. Krnrtes Allerlei. Gurkenbowle soll jetzt im kaiserlichen Hof halt das bevorzugte Getränk sein. Der Kaiser hat dasselbe während seines jüngsten Aufenthal tes in England bei den Offizieren seiner Königs- Dragoner kennen gelernt und das Rezept zur Bereitung mit herüber gebracht. Lord Rosebery, der englische Premier- Minister, hat eine besondere Vorliebe für Hunde. Pariser Blätter fügen jetzt der Nachricht von seiner bevorstehenden Reise nach Paris folgende Anekdote von ihm bei. Als er vor Jahren eine Ueberfahrt von Liverpool nach Dublin machte, fiel sein Lieblingshund „Mutton", von dem er sich niemals trennte, über Bord, „Halt, Kapitän, halt, stoppt die Maschine!" ruft Lord Rosebery dem Kapitän zu. Aber dieser antwortet, daß er die Maschine nur stoppen dürfe,, wenn ein Mensch über Bord gefallen sei. „Nun, das kann gleich geschehen," ruft darauf der Lord, und mit einem Satz ist er im Wasser. Slun muß der Kapitän wohl oder übel beidrehen lassen, und der zu künftige „Premier" wurde samt seinem Hunde heil und gesund wieder an Bord geholt. Das beste Honorar. In einer Gesellschaft rühmte sich Alexander Dumas, für seine Artikel stets sehr hohe Honorare erlangt zu haben. „Das ist ganz hübsch," sagte ein ihm Unbe- kannter zu ihm, „was war denn das höchste, das Sie erzielten?" — „Zehn Frank für die Linie," versetzte Dumas. — „Bah! das ist gar nichts," fuhr der andere fort, „ich habe für eine Linie eine halbe Million Frank bekommen." — „Wirklich?" erwiderte Dumas mit ungläubigem Lächeln, „waS sind Sie dSnn?" — „Eisenbahn- Ingenieur !" ' Zwei Tage vor der Hochzeit erhält die achtzehnjährige Wally W... von ihrer intimsten Jugendfreundin Emmy Besuch. „Und wohin werdet Ihr eure Hochzeitsreffe machen?" fragte diese die glückstrahlende Braut. „O, wir werden nur in der allernächsten Umgegend von Berlin bleiben." „Nicht möglich!?" erwiderte Emmy, „ich dachte, Ihr geht mindestens nach Italien." „Aber, ich bitte dich," kommt es fast beleidigt von der Freundin Lippen, „mit einem Manne, den ich so wenig kenne!" Ms sie gerade einsam und gedankenvoll in ihrem Zimmer weilte, erschien Auguste, welche zärtlich den Arm um den Hals der Schwester schlang. Als sie das erglühende Gesicht der selben bemerkte, begann sie voll tiefster Innigkeit: „Johanna, es gab eine Zeit bei uns, wo eine jede Freude, ein jedes stille Leid teilnahmsvoll im Herzen der Schwester Wiederklang. So soll es abermals werden. Du bist die Jüngere, deshalb mache du den Anfang. Ich sehe dich seit einiger Zeit still und traurig neben mir einhergehen und auch deine Wangen sind blaß geworden, gleich den meinen. Hast du mir denn garnichtS anzu- vertraufn?" Da ließ Johanna ihr Gesicht am Herzen der treuen Schwester ruhen, indem sie ihr alles mitteilte, waS ihr Herz erfüllte. In namenloser Zärtlichkeit blicke Auguste ihr in die blauen Augen, die ihr in feuchtem Glanze entgegen schimmerten. Als Johanna mit dem Geständnisse ihrer Liebe zu Ende war, ließ sie auch ihr 'schweres Leid ausklinaen. „Auguste, unr blüht kein Glück, denn der eitle Ruhmesglanz geht ihm über sein Vaterland und seine Liebe!" Vor Schluchzen konnte sie nicht weiter sprechen. Nach einer Welle hob ihr Auguste das Gesicht empor und küßte ihr die Thränen aus den Lugen; dann begann sie, ihre Rührung unter drückend: „Ich habe dir etwas Arstein Betreffende» mitzutellen." „Ist «S etwas Gutes oder BöseS?" klang baiA die Fra^e, worauf Auguste mit leichtem „Vor der Hand ist eS etwas Unangenehmes, das sich zum Guten wenden kann: Arnstein soll heute nachmittag in Gegenwart der gesamten Offiziere die Erklärung abgeben, daß er bedauere, durch sein eigenmächtiges Handeln der militärischen Gerichtsbarkeit vorgegriffen und das Ehrgefühl der Soldaten verletzt zu haben." „Das wäre ehrlos von ihm, wenn er eS thäte!" rief Johanna außer sich vor Schmerz und Zorn. Auguste wartete ab, bis dieselbe wieder ruhiger geworden, dann begann sie, ein Schreiben hervorziehend: „Was Arnstein zu thun gedenkt, weiß ich nicht, denn er konnte mir nm heimlich diesen Brief für dich übergeben!" Johanna erbrach ihn rasch. Kaum hatte sie zu lesen begonnen, so zog eS wie leuchtende Verklärung über ihr Gesicht. Nachdem sie zu Ende, fiel sie der Schwester um den Hals, indem sie jubelnd rief: „Auguste, nun ist er mein, mein für immer!" Der Brief lautete: „Verzeihe, daß ich abermals daS trauliche Du gebrauche. Ich verlasse sofort die Stadt; da eS fluchtartig geschehen muß, ist eS mir nicht vergönnt, Dich noch einmal zu sehen. Die Er klärung meines Austrittes erhält der General, wenn ich mich bereits weit von hier befinde. Ich will nun für Dein Vaterland Tirol die Waffen führen, um mich Deiner, Du hohes, edles Mädchen, würdig zu erweisen. Sollte ich in dem heiugen Kampfe fallen, so gönne mir eine Thräne. Ich hoffe jedoch, daß uns bald daS reichste Glück erblühen werde. 'Mit tausend Grüßen Erwin von Amstein." Strahlenden Auges blicke Johanna hinüber zu den von goldigem Sonnenlicht beschienenen Bergen und als es geschah, da gab es auch in ihrem Herzen nichts als hellleuchtenden Sonnen glanz. Als aber nachher auch Auguste der Schwester ihre Liebe anvertraute und erzählte, was fie gethan, um Fritz von der Gefangenschaft zu bewahren, da blicke diese bewundernd, aber auch voll tiefster Rührung auf das kühne, auf opfernde Mädchen. Innig umschlungen saßen die beiden dann noch lange beisammen, und 'während es geschah, zog Erwin von Arnstein in schlichter Tirolertracht auf engen Felsenpfaden den hohen Bergen zu. Als er endlich. auf kleiner Alpentrift ausruhend stehen blieb, ließ er die Blicke zur Stadt hin unter schweifen und da war es ihm auf einmal, als tauche ein blondes Mädchenbild, vor ihm empor, aus dessen blauen Augen ihm entgegen leuchtete: „Ich habe dich lieb, von ganzem Herzen lieb!" Bevor er weiter schritt, schwenkte er z> ^ ^ruße den Hut der Stadt entgegen. Er zog< .. aus, um im heißen Kampfgewühl als hoyen Preis daS teure Mädchen zu gewinnen, ohne daran zu denken, daß ihm anstatt desselben eine blutige Todesrose werden könne. * * * . Seltsame und schauerliche Kunde ging durch das Land Tirol und drang von Hans zu Haus, bis empor zur einsamsten Älpcnhütte. Schon in uralter Zeit gab es eine Weissagung, daß zu St. Agatha auf der Wiese bei Lana einst ein Lärchenbäumchen emporwachseu wLde und wenn es so groß geworden, daß man ein Pferd daran hängen könne, dann werde es einen solch' fürchterlichen §flieg im Lande geben, daß Menschen und Pferde im Blute waten und daß selbst Weiber den Männem zu Hilfe eilen werden, um die Schlacht zu entscheiden. Und nun sollte dieses Lärchcnbäumchen wirklich in solcher Größe auf der Wiese stehen. Weiter hieß es auch, man habe vor wenig Tagen am frühen Morgen in einem Gasthause des Sarnthalcs auf einem Tisch eine mit Blut gemalte Hand gefunden. Diese An zeichen wurden dafür genommen, daß sich die Weissagung bald erfüllen werde. Die Stunde der Erhebung rückte immer näher, ohne daß die Franzosen und Bayern eine Ahnung davon hatten. Aber auch Jakob Burg- maier, der gewesene Raubmörder, konnte bisher nichts erspähen,' obwohl er sich alle Mühe gab. Trotz des besten Willens hatte er dem fran zösischen Polizeibeamten, der ihn als Spion ge worben, noch nicht die geringste Mitteilung machen können, und doch schien es ihm förmlich in der Lust zu liegen, daß sich rings im Lande etwas Gewaltiges vorbereitc, über das er keine Klarheit erhalten konnte. Seit einigen Tagen mußte er aber doch etwas ausgekundschaftet haben, denn nun leuchtete triumphierender Hohn aus seinem Gesicht. » » Horlieptm, folgt.»
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