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Auerthal-Zeitung : 22.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189408221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-22
-
Monat
1894-08
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.08.1894
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Grrichtshallr. München. Wegen gefährlicher Bedrohung und Beleidigung stand, wie die Münch. N. Nachr.' schreiben, der Kutscher Z). in Niünchen vor Ge richt, einer jener massiven Rosselcnker, die die geschworenen Feinde der Pferdebahnen, des Telephons, sowie der Sonntagsruhe sind. Als ihm durch den Richter die Anklageschrift vorge halten wurde, meinte er: „Meine mildernden Umständ' mueß i' Eahna vcrzähl'n, na werd'n S' glei' anders spitz'n, Sic! In dem Hans, wo i' wohn', is lauter Gschlärf und nix als Bagaschi, die ließ'n Oan einasausen! Gott sei Dank san mer aber aa von hier und hell auf der Platt'n! A Fiaker bei der Stadt Miinka kennt a was vom G'setz, denn in koan G'schäft hat ma' so viel mit die G'setzer z'thuan, wia in der Lohnkntscherei. Sag' i' neuling'S zu an Stadt reisenden, der nach Schwabing um a Fufzgerl fahr'n möcht': er soll sich a Veloziped pump'n, na' kann er umsonst 'nunterfahr'n. Da zoagt mi' der Kerl wegen grob'n Benehmen an. Nachher wieder fallt vor acht Tagen Oaner über a magistratisches Sandhauferl in der Neuhauser- gass'n, kimmt akurat zu mir Hera und sagt: Kutscher, schnell in d'Wcstendstraß'n, i kann mi so nimmer sehg'n lassen. — Naa, sag' i, z'erst gengas ins Freibad oder in d' Roßschwcmm, na kcmnia's wieder, moana's vielleicht, i fahr' Unrat wäg'», Sie Schmutzian überananda? Bin scho' wieder anzoagt! A ganz a Feiner kimmt vor a paar Tag' und fragt: Kutscher, was kostet a Fahrt nach Nymphenburg? I sag': Stcigen's cina, gnä' Herr, döS sehgen's nachher schon! So, moant er, daß mi recht übers Ohr hauen! Wos, sag' i, a Mann, wie i bin, haut jemand'» übers Ohr? Verziag'n, sag' i, sonst hat's was, und derweil kimmt eahm mein Pcitschenschnürl wirklich a bisl ans Ohr, weil's Roß net g'stand'n is. War scho' wieder anzoagt!" — drohung und Beleidigung Ihre» Wohnung»- Nachbarn; waS haben Sie zu Ihrer Verteidi gung vorzubringen? — Angekl.: Daß i an Menschen bedrohen thua. dös iS a Unsinn, und beleidigen, dös gibt'S erst recht net, so viel G'setz kenn'i selber. Alsod'G'schichtisso: DerTapezierer dader t» a rechter Fadian ck o'gschmocher, seine Frau iS a Pris a überspannte und seine drei Buab'n san Pazi, wie d' Welt koa mehr tragt. Sunst kunt i' über die Familie nixn sag'n und döS wird doch koa Beleidigung sein, sonst wüßt' i' gar nimmer, was mer sag'n sollt. Die drei Buab'n thuen mir scho' a ganze Zeit her alles mögliche an. Zum Beispiel neulingS steht mein Rapperl eing'spannt vor'm HauS und i' nimm no' an Schluck Thaubeer z'wegern Bauchweh. Dös Rappel hab' i' erst kriagt und schaugt a wengl sperr auS. Wia i' autza kimm, steht a ganze politische Versammlung um mein Gaul und betrachten a Plakat, dös eahm ang'hängt hab'», und darauf steht: Hier wird dringend Haber verlangt. I' hab koan daraten von die drei Lumpen, sunst hätten'S a Heu aa kriagt, a langes. Der Tapezierer lacht mi aus, wia i' eahm die G'schicht erzählt hab'. A andersmal kimmt a Bauer und will mein Bräunl kaufa. I verlang a siebzig Mark! und sag eahm, daß der Braune lammfromm wär, da kunnt i zwanzig Zcug'n bringa. Der Pepi vom Tapezierer steht daneben und sagt: Ja, ja, Vetter, sell is wahr, schaugens nur d' Vorderfüaß an, der kniegelt scho drei Jahr vo' lauter Frommsein. Jetzt'» wird mir aus dem Handel aa nixn. Mein Gift könnas Eahna vorstell'n. Aber d' Hauptlumperei kommt erst. An an schöna Morgen kimmt der Hausherr und kündt mir d' Wohnung und 'n Stall, weil er sein Haus von mir net verdächtig mach'» lass'» that. I schaug groß und kloan. Ja, sagt er, gengas nunter und betrachtens Eahnere Firma, Sie netter Herr! I spring aus' Bett und vor's Haus 'naus. I moan, der Schlag trifft mi', mei Schild war um an halb'n Fuß länger und unterm I. A., Lohnkutscher, steht: Hauptlieferant der ersten Münchener Pfcrdcschlüchtcrei, Nipperln L Is, Wien! Jetz'n bin i nauf zum Tapezierer. Willst augenblicklich den Schild wieder hcrricht'n, hab i g'sagt, oder i schneid di zu Kraut z'samma, du Wastl, du damischer! Der Kerl will von ein'm Schild nix wissen und schimpft mi an Narren und solchene Sach'n mehra. Jetz'n hab i halt ausdraht, was außa ganga is, aber i woaß ka Wörtl mehr davon. Jetzt haben S' die ganze Sach mitsamt die milden Umständ und i kann desweg'n g'wiß net g'strast werd'n!" — Nun wurde der Zeuge be fragt, ob er vor der Drohung in Furcht geraten sei und vermeint habe, der Angeklagte könne die Drohung verwirklichen. „Ja, warum nöt gar," meinte der Tapezierer, „das sind nur so 'Münchner Spruch', der hat g'moant, i spring gleich auf dös Kohl, b'hüat di Gott . . . fürcht'n, koan Schein von a Latem — g'lacht hab' i!" — Die milden Umständ' fanden Gnade vor den Richtern. A. wurde nur wegen Ruhestörung zu 5 Mk. Geldstrafe verurteilt. — „So is', wenn ma von die G'setzer was kennt! mit an Brand wär's g'fährlicher wor'n! So viel sag' i iatz'n scho': aner von dene Buabn wenn mir wieder in d' Händ kimmt, na' brich i cahms 's Knack wia an Kinihas'n. Solchene Malefizlumpen g'hörcn g'haut, na ... i will nix g'sagt haben!" Mit diesen Schlußworten schob sich unser Fiaker zur Thür hinaus. Der Tapezierer sagte unter der Thür: „Na, die G'schichte is ja ganz gnat naus- ganga, Sepp! Jetz'n trinka mer a Maß auf den Schreck'n!" — Der Fiaker starrte zuerst seinem Feind ins Gesicht, dann erwiderte er: „Zahlst du die Maß, oder willst scho' wieder an- fanga?" — „Frei», zahl' ich's." — „Na, laß i 's mir g'fall'n, sonst hätt's was. Guat'n Appetit, ihr Herren!" * Pari», Leipzig und Berlin seine Studien ge nossen hat. (Clanriearde ist als unbarmherziger I Pächterschinder bekannt.) . Dichter und Landbriefträger. Kürzlich i starb in Braunton (England) im Alter von » 76 Jahren der Landbriefträger Edward Capem, der unter dem Dichternamen „The Rural Postman of Bideford" weit und breit bekannt war. Er wußte sich die Langewelle seiner Tagemärsche in angenehmer Weise zu vertreiben, indem er Oden, Balladen, Lieder und selbst musikalische Komposi tionen von nicht geringem Werte anfertigte. Seine Gedichte erfreuten sich eines großen Erfolges und verschafften ihm ziemlichen Wohlstand. Gleich wohl soll er bis kurz vor seinem Tode als Land- briesträger weiter gewirkt haben; wahrscheinlich r regte die tägliche Bewegung in freier Luft seine .Phantasie an. Als Dichter bezog er von der v, Regierung ein Jahrespension von 1600 Mk. Auf dem Aetna droht ein neuer AuSbruch. Am Ostabhange deS Berges hat sich ein großer Krater geöffnet. Mord im Gerichtssaale. Bei der Ver handlung über die Scheidung der Sängerin Claudia Mariani von ihrem Gatten am 15. d. in Neapel versuchte der Mann seine Frau zu versöhnen, jedoch erfolglos. Zornig griff er zum Dolch und stach viermal gegen seine Gattin, die sterbend ins Spital gebracht wurde. Der Gatte wurde verhaftet. Ertrunken. AuS Toronto kommt die Mel dung, daß ein Vergnügungsboot von einem heftigen Sturm umgeworfen wurde, wobei 32 Personen ertranken. Der Brand der Bauholzlagerplätze in Chicago hat einen weitaus größeren Umfang gehabt, als ursprünglich angenommen wurde. Es fielen an drei Mllionen Kubikfuß Bauholz den Flammen zum Opfer, ferner zahlreiche Säge mühlen, Getreidespeicher und Fabriken. Unter den letzteren befindet sich auch diejenige der Firma Siemens und Halske. Mehrere Personen wurden während des Brandes verwundet; ein Leutnant der Feuerwehr erlag den erhaltenen Brand wunden und ein Zuschauer wurde infolge einer Explosion ins Wasser geschleudert und ertrank. Der Verlust wird auf 1800 000 Dollar ge schätzt. Karo« Ungern-Kternbrrg. Es ist jetzt gelungen, die Persönlichkeit des gefürchteten Anarchisten festzustellen, der sich, ge stützt auf einen gestohlenen Paß, für einen Baron Ungern-Sternberg ausgab. Derselbe ist ein Russe polnischer Herkunft und heißt Japolkowski. Ueber seinen Lebensgang werden folgende An- ,, „„ gaben gemacht: In Petersburg weilte er von Richter: Heute handelt es sich um die Be- i 1886 bis 1890, in Belgrad und Sofia *1892. Anfang 1893 begab er sich nach Men, bald darauf nach Bern, um angeblich Medizin zu studieren. Im Juni 1893 ging er nach Bourg m Frankreich, wo er für die französische Fremden legion angeworben wurde. Nur wenige Tage stand er bei dieser in Sidi-Bel-AbbeS, Algier. Dann wurde er fahnenflüchtig und ließ am 17. Juli in Oran den oem Baron Sternberg gestohlenen Paß visieren. Unter diesem Namen erhielt er am 19. Juli (1893) In Marseille und folgenden Tages in Nizza Unterstützung von den dortigen russischen Konsulaten. AlSdann folgt sein Aufenthalt in Basel, Straßburg und Lüttich. Letzteres verließ er am 16. November, um sich vom 17. bis 24. in Berlin aufzuhalten. Von hier ging er auf wenige Wochen nach Wilna und kehrte am 24. Dezember nach Belgien zurück. Am 28. April floh er von Lüttich nach Maastricht unter dem Namen Richter, dann nach Amsterdam, wo er sich Stein nannte und seine Briefe unter dem Namen Auber erhielt. Die Anklage, die der Untersuchungsrichter in Lüttich gegen ihn er hoben hat, umfaßt sieben Punkte, aus denen hervorgeht, daß der Gesuchte einer der gefähr lichsten Anarchisten der That ist, wie sein Lebensgang beweist, daß er seine stets reichen Geldmittel zweifelsohne aus der anarchistischen Kasse bezogen Kat. Japolkowski soll Ende August in Belgrad erkannt, verhaftet, nach dem Gefängnis deS russischen Konsulats in Nisch transportiert, dort aber ausgebrochen sein. Er soll nach Saloniki entwischt sein und dort Auf nahme auf einem amerikanischen Dampfer ge funden haben, dessen Kapitän die Auslieferung des Flüchtigen verweigert und mit ihm an Bord abgedampft sein soll. Ei« billiger Kunstdünger für die Landwirtschaft. Die großen Kosten des Kunstdüngers beein trächtigen die landwirtschaftlichen Reinerträge so bedeutend, daß nichts mehr dem bedrängten Ackerbau nützen kann, als billiger Kunstdünger, d. h. solche wirksame Dungmasse, die der Land wirt unter Zuhilfenahme billiger Abfallstoffe selbst Herstellen kann. Ein derartiger billiger Ab fallstoff, der sich zur Bereitung eines Kunstdün gers recht gut eignet, ist die Gerberlohe. Die selbe ist gerade im verbrauchten Zustande am wirksamsten, und von vielen Gerbern, denen sie ost nur im Wege ist, sehr billig, ja ost kostenlos nur gegen die Abfuhr zu haben. Die Gerber lohe gibt bei richtiger Behandlung einen sehr guten Kompost. Doch wäre es sehr falsch, wenn man dieselbe gleich auf den Acker brächte, denn dazu hat die Lohe zu wenig schnellwirkende Pflanzennährstoffe neben manchen nicht nützlichen, sondern schädlichen Einwirkungen auf den Boden. Sie lockert den Boden zwar und geht allmählich in nährenden Humus über, doch wird dies besser und schneller erreicht, wenn man die Lohe erst anderweitig verwendet oder zur Düngung vor bereitet. Das kann zunächst geschehen, wenn man die getrocknete Lohe erst als Streu benutzt, in diesem Falle hat man noch einen doppelten Nutzen davon. Sie wird dann am besten in Ställen verwendet, in denen der Dünger lange liegen bleiben muß, und schüttet man hier die Lohe unterst auf den Boden und bedeckt sie dann mit Stroh oder anderer Streu. Es ist das nötig, weil andernfalls die in der Lohe noch enthaltenen Gerbstoffe die Haut der Tiere reizen würden. Die trockene Lohe kann aber als Streu mit Stroh bedeckt, auch in Ställen, zumal in Pferdeställen benutzt werden, die täglich ge reinigt werden, doch thut man gut, den mit Lohe vermischten Dünger dann in eine Art Kompost haufen aufzuschütten und etwas mit Jauche zu begießen. Am schnellsten kann aber die Lohe in einen guten Kompost umgewandelt werden, wenn man sie mit Kalk und Erde mischt: und zwar setzt man erst den zwanzigsten Teil der Loh menge an Kalk zu und nach sechs Wochen mischt man ungefähr den zehnten Teil Erde zu. Es ist zu empfehlen, dieses Gemisch noch mit Pferde mist zu mengen und dann gewöhnlicherweise in Haufen aufzusetzen, die hin und wieder mit Jauche zu begießen und einige Mal umzustechen sind. Durch dieses Verfahren wird ein Kompost hergcstellt, der in vier bis fünf Monaten zur Verwendung gelangen kann und dann an Güte dem besten Stalldünger nicht nachsteht. Diejenigen Landwirte, die die Herstellung dieses Kunstdüngers oder Kompostes im großen betreiben wollen und denen eS dann schließlich oft an genügender Menge Gerberlohe fehlt, können der Gerberlohe in nassem Zustande und gleich im Anfänge, also ehe sie mit Erde, Kalk oder Dünger vermischt ist, auch ein Drittel oder ein Viertel Sägespähne beimischen, die in wenigen Tagen ebenfalls von der Lauche der Lohe durch zogen wird. Die Lohe muß aber sehr feucht und die Sägespäne trocken bei der Vermischung sein. Gemeinnützige». Zigarren nur in einer Spitze rauche«! Nach dem neuesten Bericht des preußischen Ge werbe-Inspektors für die Regierungsbezirke Merseburg und Erfurt geschieht die Herstellung von Zigarren ost in Räumlichkeiten, die der Ge sundheit und dem Fabrikat äußerst schädlich sein müssen. ES wurde z. B. festgestellt, daß ein ge fährlich an der Schwindsucht leidender Mann, im Bette sitzend, auf einem Brette unter Husten und Ausspeien Zigarren drehte. In einer Fabrik deS Regierungsbezirks Erfurt wurde eine Arbeiterin getroffen, die mit Ausschlag an der Nase und sonstigen Gesichtsteilen behaftet war. Da der hinzugezogcne Kreisphysikus bei der Arbeiterin Lupus feststellte und die Uebertraguug dieser Krankheit auf die von der Arbeiterin angefertig ten Zigarren nicht für ausgeschlossen hielt, mußte die Arbeiterin mit Hilfe der Polizeiverwaltnng von der Anfertigung von Zigarren ausgeschlossen werden. Ratten zu vertreiben. Man bereitet von grobem Mehl, Wasser und GlaSsplittern einen Teig und bäckt ihn mit Rübenöl zu einem Kuchen. Die Stücke desselben legt man an solche Plätze, wo sich die Ratten am meisten sehen lassen. — Ein einfaches und billiges Rattenvcrtilgungsmittcl soll die Pfeffernmnz- pflanze sein, deren Geruch die Tiere nicht ver tragen können. Hat man genannte Pflanze nicht zur Hand, so genügen einige Tropfen Pfeffermnnzöl, die man auf wollene Lappen träufelt und dann in die Schlupfwinkel der Ratten steckt. Eine ähnliche Wirkung haben auch die Stengel und Zweige der Hundszunge, die im Juni und Juli blüht. — AIS ein sicheres und giftfreies Vertilgungsmittel für Ratten und Mäuse gilt auch die Meerzwiebel und die davon zubereiteten Präparate. Krnrte» Allerlei. Eine eftbare elektrische Batterie. Die Ehre dieser neuesten Erfindung gebührt einem englischen Mechaniker; sie ist in der That ebenso neu als zeitgemäß in diesem Segensjahre für Gurken, Kürbisse und Melonen. Der erfindungs reiche Engländer hat ein elektrisches Läutewerk durch Melonen in Thätigkeit gebracht. Er setzte zwölf durchgereiste Melonen auf zwölf große Gläser, die als Isolatoren dienten. Die Batterie bildete er, indem er immer mittels Drahtes Ms Platina die Spitze der einen Melone mit der BasiS der andern in Verbindung setzte. Damit brachte er die für die Batterie nötige Spannung heraus; der Strom, den er erhielt, war stark ge nug, ein elektrisches Läutewerk zum Klingeln zu bringen. Offenbar ist es indessen nicht daS „Gemüse", sondern die Obstsäure, die den Sitz des elektrischen Stromes abgibt; man könnte wohl auch mit zwölf Schüsseln Gurkensalat eine Batterie Herstellen. Das „Saure mit dem Nütz lichen" zu verbinden ist jedenfalls saisongemäß, und die saure Gurkenzeit käme so zu ihrem Recht! Reiche Leute. Auf Gold zu essen, gilt als das höchste Zeichen von Reichtum. Gegen wärtig können sich in New York dreizehn Familien den LuxuS erlauben, ausschließlich auf Gold zu speisen. Der Wert dieser Geschirre be läuft sich auf durchschnittlich je eine Million Mark. Aus einem Bestellbrief. „Verehrter Herr! Seit ich mich mit Ihrer Seife wasche, habe ich keine andere mehr in die Hand genommen. Bitte, schicken Sie mir postwendend noch ein Stück, da das letzte seit 14 Tagen alle ist! Ihr ergebener Reinlich, Schreiber." Aber auch der langbärtige, stattliche Mann hielt im Dahinschreiten ein Selbstgespräch, daS gleichfalls wenig erfreulich war. „Das war der Jakob Burgmaierl Jetzt erst fällt's wie Schuppen von meinen Augen! Es stimmt auch alles zu, sind doch die zwanzig Jahre um, zu denen er verurteilt wurde. — Er war als Knabe mein liebster Spielkamerad. So tief zu sinken, mein Gott, mein allbarmherziger Gott! Es thut mir leid, daß ich ihn nicht gleich erkannt, hätte ihm gern ein freundliches Wort gesagt, hat er doch seine That schwer genug gebüßt, und dann wird er wohl auch ein anderer geworden sein! — Ich gönne ihm die Rückkehr ins Vater land, aber jetzt hätte er nicht kommen sollen, wo es gilt, die letzten Vorbereitungen für den heiligen Kampf zu treffen. Webe dem treuen Tiroler Volke, wenn ihm in dem gewesenen Raubmörder Jakob Burgmaier ein Verräter ent stehen sollte l" * * In der Wohnung deS Burgmaierschen Hauses herrschte tiefe Stille. Auf dem Tische brannte nn kleines Oellämpchen, daS nur spärliches Licht -verbreitete. In einem Kinderbette schlummerte ein ungefähr dreijähriges Mädchen, vor dem mit gefalteten Händen betend ein altes Mütterchen saß. Als sie damit zu Ende, blickte sie gedanken voll empor zur Decke und bald darauf klang alles, was sie so tief bewegte, in den Worten aus: „Endlich werde ich meinen Jakob Wieder sehen!" Dann geriet sie in» Träumen und da stiegen > Helle, lichtstrahlende Bilder auS längst vergangenen Zeiten vor ihr empor, und sie begann all' die entschwundenen seligen Stunden nochmals im Geiste zu durchleben. Ach wie lieb und gut war er als Kino gewesen! Stets ließ sie die Rückerinnerung nur bis an die Grenze seines Knabenalters schweifen und nur das erste Jahr seiner Ehe fügte sie mitunter noch hinzu, nach her aber kam finstere, rabenschwarze Nacht. Wie sie nun so dasaß, da war es ihr, als sehe sie ihren Jakob als frischen Knaben vor sich, wie er dereinst am heiligen Weihnachts abend, als er mit freudegeröteten Wangen vor dem keinen, strahlenden Christbäumchen stand. Wie sie so daran dachte, umspielte ein leises Lächeln des Glücks ihren Mund. Doch plötz lich wurde sie aus ihren Träumen aufgeschreckt durch das rasche Oeffnen der Zimmerthür, in welcher ein hoher, kraftvoller Mann erschien. Mit zitternder Stimme fragte sie denselben: „Was willst du, Fremder, kommst du zu mir?" Ausweichend und betroffen entgegnete der Mann: „Wie mir scheint, sind die Burgmaiers von hier ausgezogen. Du kannst mir wohl nicht sagen, wo sie jetzt wohnen? „Die alte Burgmaierin bin ich'selber — doch die Stimme, die bekannte Stimme!" „Mutter, meine Mutter!" klang eS mark- und beincrschütternd durch das Zimmer. „Jakob l JesuS, Maria und Joseph! die Gnad', die viele Gnad'!" Schon hing das alte, gebrechliche Mütterchen lachend und weinend am Halse deS zurück gekehrten Sohnes, über dessen Wangen gleich ¬ falls stromweise die Thränen rannen. Dann sank er an der Mutter auf die Kniee nieder, indem er flehte: „Mutter, kannst du mir vergeben und noch einen Funken Liebe für mich fühlen?" Da legte sie ihm die Hände aufs Haupt und nachdem sie einen stammen Segensspruch ge murmelt, begann sie: „O du mein liebes Kind, wie schwer hast du leiden müssen! Aber ich habe ja tausend fach mitgelitten! Nicht war, ich bin recht alt geworden? Damals war ich noch frisch und stark. Tag und Nacht habe ich die vielen Jahre hindurch gefleht, der Herr möge es mir vergönnen, dich noch einmal zu sehen. Du brauchst nun eine gute Mutter gerade so nötig, wie dereinst, als du noch ein hilfloses Kind warst. Sei versichert, ich habe'immer in treuer Liebe an dich gedacht, an welcher du dich nun wieder empor richten sollst!" „Und wo ist der Vater und wie denkt er über mich?" kam eS bang fragend über Jakobs Lippen. Kaum hörbar hauchte daS aste Mütterchen: „Der schläft droben auf dem Kirchhofe, und auch dein Weib und deine Tochter Rosel find ihm inS Jenseits nachgefolgt. Sie haben in ihrer Sterbestunde noch dein gedacht, und mich gebeten, dir ihren Segen zu überbringen!" Mit einem Schmerzensschrei vemrub Jakob sein Gesicht in den Händen der Mutter. So viel Liebe und Treue lag also droben auf dem kleinen Friedhöfe für ihn begraben! Die ihn in der Todesstunde noch gesegnet hatten, die hatte er bei seiner Heimkehr seinen wilden Trotz fühlen lassen wollen! Hier im Vaterhause hatte sein Herz sich zum ersten Male wieder ganz zurecht gefunden. Nach einer langen Welle erst erhob er sich und als eS geschah, sah er im Leinen Bett da schlummernde Mädchen liegen. Nur mit zitternder Stimme vermochte er zu fragen: „Mutter, wem gehört daS Kind?" „'S ist ja dein Enkelkind, 's ist daS Kind deiner Tochter Rosel, deren Nameu eS auch führttz nimm's als ein liebes Vermächtnis von ihr an!" Sein Enkelkind! Er war also während seiner Kerkerhaft Großvater geworden! Erschüttert kniete er an dem Bette des Mädchens nieder und faßte innig dessen Händchen. Da schlug eS plötzlich die Augen auf und sah ihn verwundert an Hierauf fragte eS mit zarter Stimme: „Bist du der Großvater, der Heimkommen sollte?" Jakob konnte nur stumm dazu nicken. Das Kind aber fuhr fort, indem es seine Aermchen zärtlich um seinen Hals schlang: „Ich will dich aber auch recht lieb haben, recht von Herzen lieb!" In wortloser Rührung drückte er da- Köpf chen de- lieblichen Mädchen» innig an seine Brust. 2. Goldiger Sonnenschein fiel durch da» Bogen fenster in das hohe, getäfelte Gemach, in dem sich der Baron Gottwald Thurming mit seinen bilden Nichten befand. Er war ein Mann von ungefähr sechzig Jahren und auS seinem Gesicht sprachen Geist und HerzenSgüte.
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