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Auerthal-Zeitung : 22.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189408221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-22
-
Monat
1894-08
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.08.1894
- Autor
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Stimmen herannahender Männer, weshalb ihm nichts übrig blieb, als zu entfliehen. In aller Stille löste er bei dem Wucherer in der Stadt die Schuldverschreibung ein, welcher auch dann nicht über das vorteilhafte Geschäft sprach, daß er ge macht, als Jakob eingezogen wurde, wodurch dessen Angehörigen die kleine Wirtschschast erhalten blieb. Die geraubte Uhr, die er prahlend seinen Wirtshauskumpanen gezeigt, wurde zum Verräter an ihm. Da man auch noch einen großen Teil des Geldes bei ihm fand, gab es ein kurze Ge richtsverhandlung, die mit seiner Verurteilung zu zwanzig Jahren schweren Kerker endete. Und nach dieser ihm so ewig lang gewordenen Zeit stand er abermals an der Stelle, an welcher er einst den Mord verübt, und nun war eS ihm auf einmal, als wem das Fürchterliche gestern erst geschehen. Mit auf die Brust gesenktem Kopfe schritt Jakob dann wieder dahin. Plötzlich sah er einen Mann von hoher, kräftiger Gestalt auf sich zu kommen. Derselbe hatte einen langen, bis auf die Brust reichenden Bart und ein freies, offenes Gesicht, aus welchem Biederkeit und Herzensgüte sprachen. Er trug ein rotes Wams, über dem sich ein breiter grüner Hosenträger befand, schwarze gemslcderne Beinkleider, nebst roten Strümpfen, einen Ledergürtel, auf dem sich die Buchstaben A. und H. eingestickt befanden, einen kurzen grünen Rock ohne Knöpfe und einen runden, schwarzen Hut mit einem breiten Rande. Er mochte in dem gleichen Alter wie Jakob stehen, der glühenden Auges in daS vom vollen Monden lichte beschienenes Gesicht des Daherkommenden starrte. Dasselbe schien ihm so bekannt, und «Senngefunöen. 21 (Fortsetzung.) Nachdem Jakob den Juden scharf angeblickt, erbot er sich, ihn selbst dahin zu führen. Unter dem Weiterwandern erzählte dieser, daß er nach Italien wolle, wo er Verwandte habe; innig endete er seine Rede: „In Tirol, ist eS gut zu wandem auf dem Lande, da es gibt hier nur ehrliche Menschen, denen ist heilig das Hab und Gut des Nächsten. Gott segne solch ein Volk!" Als der Jude ausgesprochen hatte und empor blickte, schrie er entsetzt auf: „Gott meiner Väter, errette mich und lasse mir werden Hilfe!" Mit gezücktem Messer stand Jakob vor dem Juden, und bevor dieser noch ein Wort weiter sprechen konnte, drang ihm schon der blanke Stahl in die Brust; dann brach er verröchelnd zusammen, nur noch staminelnd: „Mein Blut komme über dich und brenne unauslöschlich auf deiner Seele I" Gleich darauf lag er bleich und stumm im Moose, die glanzlosen Augen starr auf Jakob gerichtet, welcher m unheimlicher Scheu auf sein Opfer niederblickte. Erst die Habgier und seine verzweifelte Lage bewogen ihn dazu, den Er mordeten auch zu berauben. ES gab eine reiche Beute, denn der breite Ledergurt des Juden war gefüllt mit Gold und Silbermünzen. Aber auch eine prächtige Uhr mit Kette fand sich vor. Als er eben daran gehen wollte, die Leiche in einen nahen Abarund zu schleudern, vernahm er die glühendes Feuer auf der Seele. Glaubt ja nichL daß der Jakob ein räudiger Hund geworden! Ich dulde keine verächtlichen Blicke und keine bösen Worte und wenn mich eins trifft, so will ich mich dafür rächen, blutig rächen!" Wo war nun der bereuende Sünder?! Die ganze Wildheit, die ihn einst als jungen Burschen erfüllte, tobte abermals in seiner Brust. Und was er sich im Kerker so fest vorgenommen, die Mißachtung der Menschen geduldig zu erwägen und diese durch ein rechtschaffenes Leben all mählich mit sich zu versöhnen, das war wie ein Hauch bei der ersten Begegnung mit einen; Hcimatgenossen entschwunden und nichts als Haß uud Rache wohnten nun in seiner Brust. Jetzt schritt er stolz dahin, die Brust hoch ausgeweitet. Er meinte, daS Zusammentreffen mit seinem einstigen Jugendfreunde sei gut ge wesen, da eS ihm die Stimmung gegeben, sich bei seiner ersten Begegnung mit den Seinen auf die rechte Art und Weise zu verhalten; unge beugter Trotz sollte dabei herrschend sein. Seinem Vater wollte er kein Wort schuldig bleiben, wenn es ihm einfallen sollte, ihm zürnend entgegen zu treten, ja er wollte ihn zusammenschlagen, wenn er ihn beschimpfen würde. Aber auch von der Mutter und von Weib und Kind wollte er sich nichts BöseS sagen lassen. Während Jakob so zornmütig dahinschritt, lag der kleine Friedhof mit seinen Kreuzen und Leichensteinen im vollen Mondenglanze da und schien die Menschen zur Milde und Versöhnlichkeit zu mahnen. Jakob sah jedoch nicht nach dem Garten Gotte», sondern in stamm Trotze wild vor sich hin. N<« Uah «>d Fern. Die Errichtung des Denkmal- für die 44 Toten der „Brandenburg"-Katasttopbe fand am 6. d. auf dem Marine-Garnisonfriedhof in Kiel statt. DaS Massengrab, auf dem sich der Obelisk erhebt, ist jetzt von einer steinernen Ein fassung umschlossen. Auf dem von der Marine gestifteten drei Meter hohen Denkmal erblickt man unter der Kaiserkrone einen goldenen Anker, der von zwei Lorbeerzweigen umschlossen ist. Dem Bibelwort: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone deS Lebens geben," folgt die Widmung: „Den am 16. Februar 1894 an Bord S. M. S. „Brandenburg" Ge bliebenen zum Andenken. Das Denkmal wägt am Fuße die Namen aller 44 Getöteten. In der Nähe deS Massengrabes sind bereits für die gefallenen Offiziere seitens der Verwandten prächtige Einzel-Denkmäler Errichtet worden. Bet einer Explosion in dem Berschereck- schen Feuerwerkslaboratorium in Vorderhufen bei Königsberg i. Pr. wmden am Donnerstag nachmittag die Frau des Besitzers und zwei Kinder getötet. Berschereck lebensgefährlich und sechs andere Personen mehr oder minder erheb lich verletzt. Durch Opium hat sich in Hasselfelde am Südharz ein Knecht vergiftet. Er hatte etwa 300 Opiumtropfen zwecks Beruhigung von Brech durchfall auf einmal zu sich genommen, während er nur je 20 Tropfen in geeigneten Zwischen räumen nehmen sollte. Der in demselben Hause bedienstete Knecht H., der ihm die Tropfen besorgt hatte, erhing sich Ms Gram über dm traurigen Vorgang. Ein furchtbares Unglück ereignete sich am Donnerstag in Dortmund. Der Kaufmann Hülle schoß dem eigenen Sohne, seinem einzigen 8 Jahre alten Kinde, eine Kugel in den Kopf. Als Hülle einem Bekannten den Mechanismus eines Gewehres erklären wollte, ging der Schuß los und die Kugel drang dem Kleinen in den Kopf. Der Unterprimaner am Gymnasium zu Mainz, Gruber aus Appenheim am Rhein, er tränkte sich am Donnerstag, weil er nicht nach Oberprima versetzt worden war. Explosion durch Blitzschlag. In Friebel bei Breslau schlug am Freitag der Blitz in das Warenhaus des Kaufmanns Schönian. Das in einem Schuppen befindliche Pulver explodierte und sprengte das Gebäude in Luft. Die be nachbarten Häuser wurden beschädigt. Eine Klaviersteuer soll nach der,Bresl. Ztg.' in der Stadt Kreuzburg in Oberschleflen eingeführt werden. Kreuzburg zählt bei einer Einwohnerzahl von 7558 Seelen nicht weniger als 500 Klaviere. Mord uud Selbstmord in Impflingen. Der 23jährige aus Berlin gebürtige Lehrer Julius Scherer hatte sich heimlich mit der 21jäh- rigen Tochter eines Gutsbesitzers K. in Impflin gen ohne Wissen der Eltem verlobt, doch wurde das Liebesverhältnis, als die Eltem dahinter kamen, nicht gebilligt. Vielmehr sollte die K. einen Lehrer aus einem Nachbarorte heiraten, und so faßte das junge Paar den Entschluß, gemein sam zu sterben. In der in der Schule zu Impf lingen belegcnen Dienstwohnuug des Lehrers wurden Scherer und seine Braut erschossen auf gefunden. Aus einem zurückgelassenen Briefe des Sch. geht hervor, daß der junge Mann im Einverständnis mit dem Mädchen dieses zuerst mit dem Revolver erschossen und dmn sich selbst in gleicher Weise getötet hat. Der Fürst von Monaco wN die Spiel banken demnächst aufgeben und die Spielgesell schaft will nach Lissabon übersiedeln und dort eine Spielhölle eröffnen, für deren Konzession sie dem Staat und der Stadt Lissabon hohe Ab gaben geben muß. — Ob's wahr ist? da» heißt große Strecken, die durch einen Kanal in 24 Stunden unter Wasser gesetzt werden können. Die Befestigungen bilden einen 1v Kilo meter langen Gürtel um die Stadt. Alle Forts sind mit schweren Kanonen in Panzertürmen und mit bombensicheren Pulvermagazinen ausgerüstet. Ferner findet sich eine Reihe von größeren Batterien, die um panzerbrechendem Geschütz armiert find. Die ganze Anlage, die allen An forderungen der Kriegskunst entspricht, hat zwölf Millionen Kronen gekostet, trotzdem find über ihren strategischen Wert die Meinungen sehr geteilt. Italien. * Der Vernehmen nach soll der Kron prinz auf Wunsch deS Königs von Neapel nach Palermo als Divisionskommandeur ver setzt werden. — Nach Privatmeldungen soll ein königlicher Erlaß unmittelbar bevorstehen, durch welchen den von den Kriegsgerichten in der Lunigiana und Sizilien zu einjährigem Kerker Verurteilten ein Drittel der Strafe er lassen wird. Die Geldbußen find für alle aufgehoben. Die höheren Strafurteile bleiben wenigstens vorläufig aufrecht erhalten. Demnach scheint es, als ost der Sozialistenführer und Abgeordnete de Felice und mehrere andere Sozialisten, die gleich ihm als angebliche Ur heber der Aufstände in Sizilien zu den harten Strafen von 15, 18 und 20 Jahren Kerker ver urteilt wurden, keine Aussicht auf Begnadigung in absehbarer Zeit haben. * In dem eroberten Kassala beginnen die Italiener sich einzurichten. Der ,Agenzia Stefani' wird aus Massauah gemeldet, daß das Fort in Kastala vollendet und ausgerüstet ist. Es herrscht dort mhaltend Ruhe und die Ver kehrslinien seien gesichert. Ruhland. »Die nihilistischen Umtriebe in Rußland haben nach einer Petersburger Meldung der ,Kreuz-Ztg.' in der letzten Zeit zu- genommen. Berichte hierüber gelangen nur des halb nicht in die Oeffentlichkeit, weil die ge machten Entdeckungen geheim gehalten werden und Mittellungen durch die Presse strengstens untersagt find. Unter den anläßlich der Hochzeits feierlichkeiten in Peterhof Verhafteten sollen sich zwei Ms Frankreich zugereiste Nihilisten befinden, deren Dingfestmachung Winken der französischen Polizei zu danken sei. Amerika. * Der Senat der Ver. Staaten genehmigte den Gesetzentwurf betreffend daS Verbot der Zu lassung und die Deportierung auswärtiger Anarchisten. Dieser Gesetzentwurf tritt an die Stelle des früher von dem Senate ange nommenen entsprechenden Entwurfs. Afrika. * Zum Kaffernaufstand in Südafrika wird gemeldet: Die berittene Polizei versuchte von Transvaal der Garnison von Agatha, das durch die aufständischen Kaffem belagert wird, zu Hilfe zu kommen, wurde aber zurückgcschlagen. Sämtliche Farmen der Bauern längs des Letaba- Flusses sind niedergebrannt. Die Kaffem hatten die Postwagen an und bemächtigen sich der Maulesel. Asien. * Einer Meldung der .Times' aus Schanghai zufolge setzt Japan die Tmppensendungen nach Korea fort, wo sich jetzt schon 50000 Japaner befinden sollen. Das Kriegsfieber in Japan ist allgemein; Presse und Volksredner befürworten bei der erregten Bevölkemng ehr geizige Pläne, so die Eroberung Chinas und der Mandschurei. Die japanische Regiemng beobachtet vollständige Heimlichkeit bett 'fs aller militärischen Bewegungen und stramme Zensur über alle Veröffentlichungen. Australien. *Die Lage aufSamoa ist unverändert. Die Anhänger König Malictoas und die Aana- Rebcllen stehen sich fortgesetzt feindselig gegen über. Ein regelrechtes Treffen hat nicht statt gefunden, aber häufig Scharmützel. Die Feld arbeiten werden vernachlässigt, eS droht ein Not stand, und Räubereien sind an der Tagesord nung. Malietoa besuchte jüngst mit Gefolge den Die Brandstiftungen tm Arsenal z« Loulo« waren als Werk der Anarchisten be zeichnet worden. Eine nähere Untersuchung läßt aber fast mit Gewißheit darauf schließen, daß ein Beamter daS Feuer legte, um die Papiere zu vernichten, durch die seine Veruntreuungen hätten herauSkommen können. Die Juweliere und «delstetnhündler Brüssels und Antwerpens befinden sich seit DienStaa in nicht geringer Aufregung, weil nun-, mehr feststeht, daß sie einen Verlust von 500 000 Fränk endgültig erleiden. Ein bekmnter Brüsseler Diamantenmakler hatte vor etwa Jahresfrist eine große Menge wertvoller Diammten und Edel steine in Brüssel und Antwerpen sich liefern lassen, und da er stets regelmäßig bezahlt hatte, - so waren alle seine Bestellungen ausgesnhrt worden. Gleich darauf verschwand er. Alle Nachforschungen blieben vergebens; da erfuhr man vor acht Tagen, daß der Makler sich in Buenos Ayres befindet und auf großen« Fuße lebe. Sofort erhob die belgische Regierung Klage und beantragte die Auslieferung des Flüchtlings. Er wurde festgenommen und die Brüsseler und Antwerpener Juweliere waren in froher Hoffnung, wenigstens einen Teil des Ver lustes decken zu können, aber — das argentinische Gericht hat jetzt die Auslieferung verweigert und den Makler Ms dem Gefängnisse entlassen. Ei« bescheidener Anarchist. Kürzlich empfing der Großhändler Grisar in Antwerpen folgenden Brief: „Mein Herr! Ich werde mich heute nachmittag gegen 5 Uhr bei Ihnen einfinden. Halten Sie einen Bettag von 25 Frank zu meiner Verfügung. Im Falle der Verweigerung oder Benachrichtigung der Polizei ist eme Bombe bereit, um das Haus in die Lust zu sprengen. Ein Anarchist." Grisar übergab daS Schreiben der Polizei. Als der Briefschreiber im Gisarschen Hause erschien, wurde er verhaftet. Er ist mittellos; er be jahte die Frage, ob er Anarchist sei, mit der Erklärung, daß er es nicht mehr sein werde, sobald man ihm 100 000 Frank gäbe. , Ein recht angenehmes Gesetz! Kürzlich wurde einem Amsterdamer Bürger ein Diamant ring im Werte von etwa 200 Gulden gestohlen. Der Dieb wurde von der Polizei ausfindig ge macht, als er den Ring einem Hehler für 60 Gulden verkauft hatte. Der Ring wurde bei dem Hehler beschlagnahmt. Als der Dieb ver haftet wurde, war er noch im Besitz von 50 Gul den. Nach der Verurteilung des Thäters zu einer Gefängnisstrafe wurden auf Befehl des Gerichts die 50 Gulden dem Dieb und der Ring dem Hehler zurückgegeben, während der rechtmäßige Eigentümer das Nachsehen hatte! Dieses Verfahren entsprach vollständig dem hier zu Lande geltenden Gesetz; denn will der Be stohlene wieder in den Besitz seines Eigentums kommen, so muß er es von dem Hehler zu kaufen suchen und dieser kann einen beliebigen Preis machen; nur dann, wenn der gestohlene Gegen stand sich noch im Besitz des Diebes befindet, wird er dem Eigentümer zur Hand gestellt; da gegen wird das dafür empfangene Geld als Eigentum deS Diebes bewachtet. Zwar kann der Eigentümer innerhalb acht Tagen auf den ge stohlenen Gegenstand Beschlag legen lassen, aber dies ist eine reine Zivilforderung und deren Geltendmachung kostet hierzulande sehr viel Geld. Deshalb machen viele Bestohlene der Polizei gar keine Anzeige, da sie wissen, daß sie nur in den seltensten Fällen ihren Zweck erreichen. Diebe und Spitzbuben aber können sich keine besseren Gesetze wünschen. Irischer Zorn und englisches Phlegma. Die Wandelgänge des englischen Oberhauses waren dieser Tage der Schauplatz folgender Szene: Der irische Aba. Dr. Tanner lauerte dem Lord Clanricarde auf. Ms dieser kam, er goß Dr. Tanner eine solche Flut von Schmäh worten auf den bestgehaßten Mann Irlands, wie sie nur ein Ire fertig bringen kann. „Abschaum der Erde" war vielleicht das am wenigsten ehrenrührige Beiwort. Lord Clanricarde blieb unbeweglich. Er beschränkte sich darauf, einen Schutzmann zu fragen, waS das für ein seltsamer Gast wäre. Dann ging er seiner Straße. Dr. Tanner ist angeblich ein hochgebildeter Mann, einer der bedeutendsten Acrzte von Cork, der in doch konnte er sich den langen Bart nicht zu demselben reimen. Als er noch einige Schritte von dem stattlichen Manne entfernt war, wandte auch dieser forschend seine Blicke auf Jakob, doch geschah es mehr ängstlich prüfend, da dieser nicht die tiroler Landestracht, sondern die graue Sträf lingskleidung trug, in welcher man ihn entlassen. Scheu wollte Jakob rasch vorüber schreiten, als ihm ein freundlicher Gruß entgegen scholl, auf den er dankend erwidern mußte. „Wo geht die Reise hin, so ganz allein?" wurde ihm noch die Frage, worauf er antwortete: „JnS Dorf hinab!" Es schien, als wenn der Langbärtige noch etwas fragen wollte, denn er blieb einen Augen blick zweifelnd stehen; dmn aber entfernte er sich mit einem stummen Gruße. Aber auch Jakob ging wieder weiter und zwar hoch erregt. Nach einer Weile drehte er sich um und sah dem stattlichen Mann prüfend nach; doch auch dieserhatte ein Gleiches gethan. Ms sich beider Blicke be gegneten, nahmen sie rasch den Weg wieder auf. Während heiße Glutwellen Jakobs Dangen über zogen, rief er wild vor sich hin: „DaS war der Andreas mS dem SandwirtS- hause, der Andreas Hofer war'S! Das Gesicht hätt' mich, d«S langen BarteS wegen, täuschen können, die Stimme aber nie und nimmer! Wir sind zusammen aufgewachsen und waren treue Genossen, bis — bis ich eben meine eigenen Wege ging! Er hat mich so eigen angeschaut, und als er endlich ersehen, wer ich bin, da ging er wieder weiter, ohne sich mehr um mich zu kümmern. Er verachtet mich, der Tugendspiegel, aber auch alle andern werden mich verachten, und daS ertrag ich nicht, denn das brennt wie PslMfch» Krmdfcha«. Deutschland. »Am 18. d. hielt der Kaiser ms dem Tempelhofer Felde bei Berlin die Herbstparade über da» Gardekorps ab. . »Der Kaiser soll sofort nach seiner Ankunft in Kiel in Berücksichtigung der Verseuchung der Danziger Gegend telegraphisch einschneidende Aenderungen der geplanten Kaisermanöver der Armee und der Flotte, soweit solche in der Danziger Gegend stattfinden sollten, angeordnet haben. »Nach Wiener Meldungen verlautet dort, daß anläßlich der Anwesenheit deS Grafen Caprivi in Karlsbad eine Begegnung zwischen ihm und dem Grafen Kalnoky stattfinden werde. Ort und Zeit seien aber noch nicht be stimmt. Dergleichen Meldungen über Minister- Zusammenkünfte tauchen regelmäßig alle Jahre um diese Zeit mf. Auch wenn sie stattfände, würde diese Begrüßung in der Sommerfrische einer aktuellen politischen Bedeutung entbehren. »In den Wohnungen Berliner An archisten sollen, wie ein MS polizeilichen Quellen schöpfender Berichterstatter meldet, ge füllte Bomben aüfgefunden worden sein. Es soll dies im Osten Berlins geschehen sein. Ferner sollen bei einem Mechaniker D. in der Langen straße Schriftstücke entdeckt worden sein, die dar- thun, daß die Berliner Anarchisten in regster Verbindung mit den in Frankreich lebenden Ge noffen stehen. Die Berliner Anarchisten sollen Ms einem von einer Witwe W. gepachteten, in der Nähe deS Zentralviehhofes Gelegenen Ge lände ihre geheimen Zusammenkünfte abgehalten haben. Im übrigen deuteten behördliche Vor sichtsmaßregeln darauf hin, daß die Polizei auch von der beabsichtigten Verwendung des Spreng stoffes unterrichtet ist. »In bezug Mf den Branntwein- handel unter den Nords e efis ch ern auf . hoher See wird von der Reichsregicrung auf die Vereinbarung aufmerksam gemacht, die zur Unter drückung dieses Handels zwischen dem Deutschen Reiche, Belgien, Dänemark, England und den Niederlanden getroffen ist. Es wird darauf hin gewiesen, daß die Bestimmungen dieser Verein barung ohne Rücksicht Mf die Nationalität deS Schiffes oder Fahrzeugs auch innerhalb der zur Nordsee gehörigen deutschen Küstengewässer An wendung finden. Frankreich. »Komplotte gegen daS Leben des Ministerpräsidenten Dupuy sollen entdeckt worden sein. Drei Anarchisten in Barce lona waren dazu bestimmt, Dupuy während seines Auefnthaltes in Vernet-les-Bains mittels Dynamit zu töten. Die spanische Polizei hat die französische Regierung sofort benachrichtigt und ihr daS Signalement der Verschworenen mit geteilt. Die Pariser Polizei hat erfahren, daß ein zweiter Anschlag, um Dupuy in Vernet-les- Bains zu ermorden, in Frankreich geplant wurde. Die Schuldigen sind der Polizei bekannt. In Vernet-les-Bains wurden umfassende Vorkehrun gen zum Schutze Dupuys getroffen. Belgien. * In Belgien ist eine lebhafte Wahl bewegung im Gange. An den kommenden Wahlen wird sich zum ersten Mal die arbeitende Klasse beteiligen und vielleicht den Ausschlag geben. Daher werben schon jetzt alle Parteien um ihre Stimmen. Die Klerikalen und die christlichen Demokraten suchen die katholisch ge sinnten Arbeiter und die Bauern, die gemäßigten Liberalen die liberalen, die Radikalen die sozia listischen Arbeiter an sich zu ziehen. Dieser Wettbewerb macht die Arbeiterpartei natürlich anspruchsvoll. Sie fordert als Preis für ein Wahlbündnis viele Deputiertensitzc und hat be schlossen, in allen Wahlkreisen eigene Kandidaten aufzustellen und den Wahlkampf aufzunehmen. Dänemark. »Die Befestigungen um Kopen hagen werden in den nächsten Tagen zu Ende gebracht. Die Herstellung derselben hat fast zehn Jahre erfordert. Sie bestehen aus fünf großen befestigten, mit Wassergräben versehenen Forts und sogenannten „Ueberschwcmmungsgebieten", Befehlshaber des britischen Geschwaders in de« australischen Gewässern au Bord de» Flagg schiffe» .Orlando". Gr «suchte den Admiral, das britische Protektorat üb« Samoa zu prokla mieren. Natürlich kann nicht davon die Rede ein, daß der Admiral der Aufforderung des von Um. DEM».« r-tz-
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