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Auerthal-Zeitung : 03.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189408037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940803
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-03
-
Monat
1894-08
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 03.08.1894
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i Hutungen, 4 Erkrankungen des Auges und Ent- ffrnung von Fremdkörpern, 20 Verbrennungen durch Sonnenstrahlen (Sonnabend) und drei Krämpfefälle. In diesen 768 Fällen sind Ver- bands-Erneuerungen, wiederholte Konsultationen, kleinere Verletzungen und innere Erkrankungen geringerer Natur, die alle in sehr großer Zahl vorkamen, nicht inbegriffen! — Bei dem Festzuge wurden die Sanitätsmannschaften in 134 Fällen verschiedener Art in Anspruch genommen. Eine« Beitrag zur Frage vom un lauter« Wettbewerb teilt der,B. L. Anz.' von zwei Firmen in einer kleinen Stadt in Schleswig mit. Die beiden hatten sich in einer recht eigentümlichen Weise Konkurrenz gemacht. Die Manufakturwaren - Firma S. hatte einen Posten Gardinen für 8 Pfg. das Meter ge- kauft. Um nun diesen Artikel als Lockmitel zu benutzen, annoncierte sie „Gardinen für 6 Pfg. das Meter". Ein Konkurrent F., der nebenan wohnt, beauftragte eine Frau, sich von diesen billigen Gardinen 20 Meter zu kaufen. Am nächsten Tage las man eine Annonce, worin die Firma F. „Gardinen für 4 Pfg. das Nieter" anbot. Der Kaufmann S. war nun neugierig, diese Gardinen, die noch billiger waren als seine eigenen, kennen zu lernen, und gab jemand den Auftrag, 20 Meter von diesen Gardinen „zur Probe" zu kaufen. Man kann sich seine Ueber- raschung vorstellen, als er seine eigenen Gar dinen wiedersah. Ein Hundertjähriger. Der etwa seit dem Jahre 1818 in Uelzen wohnhafte Rechtsanwalt Karl Stegmann ist am 28. Juli hundert Jahre alt geworden. Der Greis hat erst vor einigen Jahren seine Praxis völlig eingestellt und ist noch jetzt geistig sehr rüstig. Anläßlich einer Operation, der der Gerichtsvollzieher Sommer sich in Lübeck unter zog, um einen Knochensplitter aus seinem linken Arm entfernen zu lassen, wurde ein Stück Mantel tuch von 2 zu 5 Zentimeter Größe zu Tage gefördert. Sommer, der in der Schlacht bei Gravelotte am 18. August 1870 verwundet Uo« N«tz rrrrd Fern. Zur Choleragefahr. Bei der in Thom choleraverdächtig erkrankten Arbeiterfrau und der in Flatow unter choleraartigen Symptomen er krankten Frau wurde bakteriologisch festgestellt, daß nicht Cholera vorliegt; hingegen hat die Untersuchung das Vorhandensein von Cholera bei dem am Freitag in Thom verstorbenen Schiffer ergeben. Der am Donnerstag bei Bohnsack an Cholera erkrankte Holzwächter ist gestorben. Aus Schoensee (Kreis Kulm) ist vom Sonntag ein verdächtiger Todesfall gemeldet worden. Daß eS auf dem Turnfest zu Breslau sehr gemütlich zuging, ist bekannt. Aber auch jene „besondere Art" von „Gemütlichkeit" ist nicht zu kurz gekommen. Ueber die Thätigkeit der Smitätskolonne während des Festzugesund auf dem Festplatze liegen jetzt folgende amtliche Angaben vor: Auf dem Festplatze wurden im ganzen nicht weniger als 768 Fälle behandelt und zwar: 3 Knochenbrüche, 6 Verrenkungen, 21 Verstauchungen, 23 Kontusionen, 138 Wunden (Biß-, Stich-, Hieb-, Quetsch-, Riß- und Brand wunden), 144 Hautabschürfungen, meist durch Turnen am Barren während großer Hitze ent standen, 133 Entzündungen der Haut- und Unter hautgewebe, 21 Insektenstiche mü schwerer Ent zündung, 11 Muskelzerrungen, 3 Hitzschläge (schwere Fälle), 65 Ohnmächten, 10S innere Er krankungen, 3 Gehirnerschütterungen, 63 Nasen sonderbaren Bereinigung gehören SO angesehene Bürger deS Städtchens, und die öffentliche Meinung stimmt ihnen bei. Aste«. "Die Japaner erziele» den Chinesen gegenüber schnelle Erfolge. Nicht nur, daß sie am vergangenen Freitag ein chinesisches Kriegs schiff gekapert und ein Transportschiff in den Grund geschossen haben, wurden auch am Mon tag von Blokadeschiffen bei Taku mehrere chinesische Dampfer zum Sinken gebracht und ein Landungsversuch der Chinesen an der koreanischen Küste zurückgeschlagen. wurde, hat seit dieser Zett ohne Wissen da» Stück Manteltuch in dem betreffenden Körper« teile bei sich gesthrt. Anarchistisches Attentat. Bei den Ma« növern in Äufto Arfizio (Lombardei) hat ein Soldat namens Muracchioli aus dem Hinterhalt mit Gewehrschüssen den Bersaglieri«Leutnant Didonati schwer verwundet, einen Soldaten ge tötet und drei anderen Kameraden leichtere Ver letzungen beigebracht, worauf er sich selbst er schoß. Muracchioli war Steinarbeiter in Massa- Carrara und Anarchist, ebenso wie sein Bruder, welcher bei den dortigen anarchistischen Ruhe störungen gefangen genommen und zu zehnjähri gem Kerker verurteilt worden war. An der stnnifchen Küste zeigen sich in diesem Jahre besonders viele Adler und in ein- 'zelnen Gegenden im Innern treten daselbst Bären häufiger als sonst auf. Bei Korkessari wurde vor kurzem ein mächtiger Adler von mehr als zwei Meter Flügelspannweite erlegt. Meister Petz tritt bei seinen Raubzügen mit bemerkens werter Frechheit auf. So fiel dieser Tage ein mächtiger Bär in der Nähe der Stadt Jensu eine Schafherde an und verfolgte sie bis -um Dorfe Silkonek, wo die mit Heugabeln und Beilen bewaffneten Bauern dem Räuber ent gegentraten, doch gelang eS ihm, die Bauern schar in Schach zu halten und seinen Rückzug ungefährdet anzutreten. Aus finnischen Truppen wurden Jäger-Abteilungen zur Bärenjagd ge bildet. Einer interessanten Unterredung mit Eiffel entnehmen wir die Aeußerung, daß bei den modemen Eisenkonstruktionen dem aufge wandten Kapital ein bestimmter Prozentsatz von — Menschenleben entspricht. „Sie können bei 1000 000 Frank durchschnittlich ein Menschen leben rechnen. Beim Eiffelturm, der 6'/, Mill. Frank kostete, war ich auf sieben Unglücksfälle mit tätlichem Ausgang gefaßt, allein er forderte doch nur vier Opfer. Die neue Forthbrücke in London dagegen, die 45 Millionen Frank kostete, forderte 55 Menschenleben. Die Abtragung meines Turmes wird mindestens drei Menschen leben kosten, wenn nicht sechs, um den „Fehl betrag" beim Aufbau einzubringen. Die geplante Brücke zur Verbindung Amerikas mit dem asiatischen Festlande würde meiner Berechnung nach 800 Millionen Frank und 800 Menschen leben erfordern." Durch den Genuß von Schierling, der anstatt Petersilie bei Zubereitung der Speisen verwandt war, ist in Mont-Saint-Martin bei Longwy eine ganze Familie von sieben Per sonen vergiftet worden. Vier junge Mädchen starben trotz ärztlicher Hilfe in wenigen Stunden unter heftigsten Schmerzen. Die drei anderen Kranken schweben noch in Gefahr. Der Sechsfingerklub in London hat bereit 347 Mitglieder, die sämtlich die nötige Zahl von elf Fingern aufzweisen im stände sind. Zwischen einer Brigantenbnnde und einer Abteilung Landgendarmen kam es bei Palermo zu einem Zusammenstoß, bei dem sechs Briganten getötet wurden. Eine aufregende Szene spielte sich dieser Tage im Hafen von Konstantinopel ab. Kohlen schlepper und Lastträger sahen ihren Erwerb durch die Anlage des Kais bedroht, und so ver suchten sie, als der erste Dampfer am Kai an legen wollte, das mü Gewalt zu verhindem. Die Polizei konnte nichts ausrichten und so wurde Militär herbeigezogen, das die Menge zerstreute, wobei mehrere Personen schwer ver wundet wurden. Darauf beschlossen die Leute, eine Deputation an den Sultan zu senden. Auf dem Wege nach dem Palais trat ihnen Hassan Pascha mit einigen Polizei-Offizieren entgegen und ließ die Bittsteller in einen Moscheehof treten. Kaum hatte der letzte die Schwelle über schritten — so erzählt der ,Pest. Lloyd' —, da schließen sich krachend die Thore — und keinen sieht man wieder. Zu wenig Sträflinge! Aus Temesvar wird dem .Wiener Fremdenbl.' telegraphiert: Der Justizminister forderte die Strafgerichte dringend auf, die Verurteilten aus den Kerkern der Bezirksgerichte in die Strafhäuser abzuliefern, da diese beinahe leer stehen! — Die Verordnung Carnot «worden sei. Dadurch scheine sich die Lage verschlimmert zu haben. *AuS Aerger darüber, daß seine Partei genossen Graf Mackau und de Mun für das Anarchistengesetz gestimmt haben, „enthüllt" jetzt Paul de Cassagnac die interessante That- fache, daß diese Leute seiner Zeit mit Boulanger bis m alle Einzelheiten einen Staats st reich verabredet hatten, der den Sturz der Republik und die Wiedererrichtung der Monarchie zum Zwecke batte. * Der mit der Verteidigung CaserioS be traute Advokat Podreider hat auf diese Verteidi gung verzichtet, da ihm Caserio verboten hat, dieselbe auf das Argument der Geistes krankheit zu stützen. Belgien. * Der Urheber der Lütticher Dynamitattentate, der angebliche Baron Ungern-Sternberg, hat sich der Polizei trotz aller Nachforschungen immer noch zu entziehen gewußt. Nunmehr hat sie einen Preis von 10000 Frank demjenigen zugestchert, der den Aufenthalt dieses Anarchisten, dessen wirklicher Name als Jahogolski angegeben wird, mitteilt. Dänemark. *Die Silberhochzeit des dänischen Kronprinzenpaares wurde am 28. Juli in Kopenhagen gefeiert. Prinz Heinrich vertrat seinen Bruder, den Kaiser Wilhelm, bei den Festlichkeiten. Italien. * Die Freisprechung der Angeklagten im Banca Romana-Prozeß erregt, wie im ganzen Auslande die größte Verwunderung, so in Italien selbst die allgemeinste Entrüstung. Es ist in der That auch ein starkes Stück, ge ständige Diebe und Betrüger, über die die öffentliche Meinung ihres Volkes bereits längst den Stab gebrochen hatte, von aller Schuld und Strafe freizusprechen. Die großen Diebe, die durch die Verhandlungen dieses Prozesses unheilbar bloßgestellt wurden, die ehemaligen Minister Giolitti, Lacava und Grimaldi, hat man überhaupt nicht vor die Schranken des Gerichts gefordert und nun läßt dieses auch noch die „kleinen" Panamisten laufen, nachdem die wiederholten Versuche, diese ganze im höchsten Grade peinliche Affäre ohne Richterspruch totzu machen, an dem einmüngen Widerspruch deS Landes gescheitert waren. Spanien. *Der Stadtrat von Saragossa hat seine Entlassung genommen, weil die Re gierung in einem zwischen der Stadt und der Militärverwaltung ausgebrochenen Konflikte die Partei der letzteren genommen hat. Es handelt sich bei dem Konflikte um angebliche Besitzrcchte der Militärverwaltung auf ein Stück Land, das auch von der Stadt als Eigentum beansprucht wird. Die Bürgerschaft ist so erregt, daßernste Tumulte nicht ausgeschlossen sind. *Don Jaime, der Sohn der Präten denten Don Karlos, hat — wie jetzt erst bekannt wird — unerkannt eine Rundreise durch ganz Spanien gemacht! Er soll sich über den Stand der karlistischen Sache sehr befriedigt aus gesprochen haben! Balkanstaateu. *AlS Programm der neuen bulga rischen Regierung bezeichnete Minister präsident Stoilow in einer in Philippopcl ge haltenen Rede die Erhaltung der nationalen Dynastie, die Aufrechterhaltung der Verfassung und der Gesetze, sowie die Besserung der Finanzen. Die Regierung werde die Anleihen nur zu den bei ihrer Aufnahme angegebenen Zwecken ver wenden, die direkte Steuerlast vermindern und die indirekten Staatseinnahmen zu erhöhen suchen. Amerika. * In Iowa hat sich eine „Law and Order- Liga" gebildet, die jeden B i e r - und Schnaps- trink er von seiner verderblichen Leidenschaft für geistige Getränke heilen will. Jeder derselben soll durch freundlichen Zuspruch veranlaßt wer den, sich zu gänzlicher Enthaltsamkeit zu ver pflichten, und hilft das nicht, so sollen den Sündern hundert Rutenhicbe aufgezählt werden, eine Prozedur, die so häufig wiederholt werden soll, bis Heilung eingetreten ist. Zu dieser V-lMsch- Kandscha«. Deutschland. * Der Kaiser trat am Dienstag an Bord ver „Hohenzollern" die Heimreise nach Wilhelms haven an, wo die Ankunft Mittwoch früh erfolgte. — DaS Manövergeschwader, das am Montag abend in Hetgolam» vor Anker gegangen war, hatte sich Dienst« vormittag wieder in See begeben, um dem Kaiser entgegenzufahren. * Der diesmalige Aufenthalt deS Kaisers in ToweS wird im ganzen etwa 14 Tage dauern. Am sogenannten „Pokaltage" wird der Kaiser Goodwood besuchen, um dem dortigen Rennen um den Vokal beizuwohnen. Msdann wird der Kaiser wieder an den Wettfahrten des Royalklub teilnehmen. Während seiner Anwesen heit in Cowes wird der Kaiser auf seiner Jacht wohnen. Die Königin wird zu Ehren ihres kaiserlichen Enkelsohnes verschiedene Festlichkeiten in Osbome veranstalten. *Der Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal, Gen.-Jnsp. der HI. Armee- Inspektion, trat am Dienstag in sein 8b. Lebens jahr ein. Unter den aktiven Generalen nimmt der greise Generalfeldmarschall die erste Stelle ein; er ist am 30. Juli 1810 zu Schwedt a. O. geboren und blickt" auf eine Dienstzeit von 67 Jahren zurück. Den Rang eines General feldmarschalls bekleidet er seitdem 15. März 1888. "Nach den neuesten Veröffentlichungen be trug bis zum 1. IM d. die Zahl der zurück gewiesenen Ansprüche auf Altersrente von der Gesamtheit der angemeldeten 13,5 Pro- zent, die der zurückgewiesenen Ansprüche auf Invalidenrente 21,5 Prozent. * Eingaben, die, wie die ,Rhein.-Westf. Ztg.' mitteilt, aus Handelskreisen an den Reichskanzler gelangen, weisen auf den i« mittleren und lleineren Verkehr empfindlich hervortretenden Mangel an Zehnmarkstücken hin, welches Geldstück namentlich bei den wöchent lichen Lohnauszahlungen an die Arbeiter schwer zu entbehren sei. Der Reichskanzler wird um eine möglichst baldige Beseitigung dieses Uebel- standes ersucht. Aehnliche Gesuche sind früher bereits an den preuß. Finanzminister gerichtet worden, hatten aber keinen Erfolg. * In Schaumburg-Lippe, wo soeben an der Hand der mit dem preußischen EUt- eignungsverfahren gemachten Erfahrun gen ein Enteignungsgesetz erlassen ist, hat man das lediglich auf dre Wahrung der Privatinter- effen beschränkte Planfeststellungsver fahren mü dem Entschädigungsverfahren ver bunden und beides in die Hand eines Schieds gerichts gelegt. *AuS Südwestafrika bestätigen süd afrikanische Blätter die Friedensunterhandlungen zwischen Major Leutwein und Hendrik Witboi. Es soll danach vorerst ein zweimonatlicher Friede abgemacht sein auf Grund von persön lichen Unterhandlungen zwischen Leutwein und Witboi. Oesterreich-Ungarn. * Die Beisetzung des Erzherzogs Wil helm wird voraussichtlich schon am Donnerstag erfolgen. Auf kaiserlichen Befehl wurde bereits die Einbalsamierung der Leiche vorgenommen, da wegen der nach dem Absturz erfolgten statten inneren Blutungen sonst eine baldige Verwesung zu befürchten gewesen wäre. Das Leichen begängnis dürste einen äußerst pomphaften Charakter erhalten, da an demselben zahlreiche Truppenteile, unter andern auch eine Deputatton der russischen reitenden Artillerie-Brigade, deren Chef der Verstorbene gewesen, teilnehmen werden. Frankreich. *Die radikal-sozialistische Gruppe der Kammer veröffentlicht ein Manifest, in dem die Radikalen sich gegen den Vorwurf ver wahren, das Jnterpellattonsrecht mißbraucht zu haben. Alle von ihnen vorgebrachten Inter pellationen seien notwendig gewesen. Die Kammer habe nichts zu stände gebracht, da die Majorität über nichts eine bestimmte Meinung gehabt habe. In dem Manifest wird ferner das Bedauern aus gesprochen, daß nicht einer der ältesten Diener der Demokratie der Nachfolger des Präsidenten Die rechte Kcrbe. 14) (Fortsetzung.) Es war die furchtbare Tragik der Sünde, gleichsam mit dem Schleier der Gnade um das reuevoll gebeugte Haupt. Harald starrte noch immer wie verzückt auf das wunderbare Antlitz der Peri. Als Andy endlich ungeduldig zum Fortgehen drängte, murmelte er träumend: „Ob ein solches Gesicht unter den Lebenden atmet?" „Davon magst du dich leicht zu überzeugen, wenn du einfach den Meister, der ja hier in Karlsruhe leben soll, fragst, ob er nach einem Modell geschaffen hat." i „Das Wort klingt hier völlig profan. Ein i gewöhnliches Modell konnte unmöglich diesen er greifenden Ausdruck geistiger Qual wagen. Nein, eS muß ein Bild genialer Phantasie sein." >,Fragen wir doch. Suchen wir den Meister Wallmor auf, auch ich möchte ihn wohl kennen lernen." „Ein Erfahren nach dem Ursprung dieser Peri möchte die Illusion stören," wehrte Harald — „ich wünsche in der That nichts zu erfahren, waS fie mir menschlich näher bringen könnte." „Du bist sonderbar. Bitte, begleite mich zu dem Meister," behärrte Andy mit ihrem üblichen Widerspruchsgeist. „Wir brauchen schließ lich aar nicht nach der Perl zu fragen, wenn dir daS so peinlich ist. Wallmor mag meine Büste modellieren." „Deine Züge find entschieden weniger wirk sam für die Skulptur als dre Malexei. So an« - . . . , , , - -. ziehend sie sind, sie entbehren der klassischen Regelmäßigkeit. Glaube mir, gerade deine Hauptreize, die eigentümliche Farbe der Augen, das zarte Kolorit deines Gesichts, die liebliche Lebendigkeit des Mienenspiels würden im Mar mor verloren sein. Ich bin überzeugt, Wallmor wird dir dasselbe sagen." „Nun, so lassen wir ihn entscheiden." „Weil du weißt, daß dein Köpfchen so ziem lich alles durchzusetzen weiß," lächelte Harald gutmütig. „Also du führst mich zu ihm?" froh lockte sie. „Welche neue Laune, Andy! Könnte dann nicht wenigstens die Mama —" „Aber ich bitte ja dich, Harald." Sie sah, etwas Seltenes ihm gegenüber, mü überaus lieblichem Blick zu ihm auf. „So muß ich dir wohl zu willen sein; doch eine Bedingung dagegen: Keine Frage nach der Pen, Andy." „Es sei! Aber auch das ist nur eine Laune, Harald!" * * * Komtesse Andy, die selber mit reicher Phan tasie und lebhafter Empfänglichkeit begabt war, vermochte sich sehr warm für hervorragende Pro dukte des Geistes oder des Genies zu begeistern. Sie war, so zu sagen, gleich Feuer und Flamme für den Schöpfer der Peri uiw ruht nicht eher, bis sie ihren Verlobten bewogen, fie schon in den nächsten Tagen zu dem Bildhauer zü führen. Zudem bot den Anlaß dieses Besuches eine interessante Unterbrechung ihres wenig be friedigten Lebens, an dem Reue und Sehnsucht heimlich zehrten. Sie fanden den Künstler augenscheinlich leidend in seinem Atelier. Er saß bleich und fröstelnd vor dem Kamin, in dem, trotz des milden Herbsttages, ein mächtiges Feuer loderte. Vor seinem Sessel stand ein mü Papierrollen be deckter Tisch, die er müde durchsah. Andys Fuß zögerte unwillkürlich auf der Schwelle des düsteren Ateliers. In ihrem er wartungsvollen Gesicht spiegelte sich unverkenn bar eine große Enttäuschung, als ihr Blick den unheimlichen Raum überflog und auf der zu- sammengesünkenen Gestalt des Meisters haften blieb, der in seinem Aeußeren so wenig den ge waltigen Künstler verriet, als den sein Wett ihn erscheinen ließ. Da man sie indes bereits gemeldet, so war eine Flucht nicht gut möglich. Es blieb nichts übrig, als sich dem kränkelnden Meister zu nShern und so that sie daS entschlossen mü der ihr eigenen unwiderstehlichen Liebens würdigkeit? Und Andy verbreitete Lichtwellen um sich her, wo immer sie hinkam. Das schwarze, ge spenstische Atelier schien wie belebt von ihrer blendenden Erscheinung, und WallmorS düsteres, leidendes Gesicht hellte sich auf, als sie ihn mit ihrem sonnigen Lächeln nun begrüßte und mit ihrem lieblich klingenden fremden Accent, mit dem sie das Deutsche redete, ihr Entzücken über sein herrliches Werk aussprach. Sie könne nicht anders, fie müsse ihm selber danken für die geniale Schöpfung. Ein gewinnend freundlicher Zng milderte Wallmors ernstes Gesicht, als er erwiderte, er'n Beifall aus so lieblichem Mund und kunstbe geistertem Herzen thue ihm wohl. Auch Harald gab mit überzeugender Auf richtigkeit sein inniges Gefallen an dem Werke zu erkennen. Er würde sich glücklich schätzen, das selbe käuflich zu erwerben, sofern der Meister nicht schon darüber verfügt habe. „ES war im Grunde nicht meine Absicht, mich dessen zu entäußem," versetzte Wallmor zögernd. „Eine letzthin auftretende Schwäche meiner Gesundheit läßt mich indes anders darüber denken. Ich habe wohl nicht mehr viel von meiner Kraft zu erwarten und besitze eine Tochter, die ich m möglichst gesicherter Lage zurücklassen möchte." ,,So bitte ich düngend, die Pen unter jeder Bedingung erwerben zu dürfen," ereiferte sich Harald. „Ich überlasse sie in der That keinem lieber, Herr Graf," versetzte Wallmor sichtlich befriedigt, z „Es ist mir tröstlich, gerade dieses Werk wahrhaft gewürdigt und nicht lediglich als Schaustück bewachtet zu wissen, mü dem man sich brüstet — weil der Künstler zufällig in der! Mode ist. Viele meiner Werke habe ich leider in pietätlose Hände geben müsse», und doch, wie schmerzt es, sie gewissermaßen nm zu Götzen der Eitelkeit geschaffen zu haben." „Solcher ProfanismuS liegt mir wahrlich fern," versicherte Harald ernst. „Ihre edle Kunst ist mir heilig und Ihre Pen wird zu den Kleinodien gehören, die man mit dem Herzen hütet." „Diese Gesinnung thut mir herzlich
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