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Auerthal-Zeitung : 29.07.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189407292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-07
- Tag 1894-07-29
-
Monat
1894-07
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 29.07.1894
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V-lttische Ku«K schau. Deutschland. * Das Kaiserpaar wird am 4. Sep tember i>l Königsberg zur Denkmalsenthüllung eintreffen und am 5. September dort der Kaiser parade beiwohnen. * Der portugiesische Gesandte in Berlin war von seiner Regierung beauftragt worden, bei der deutschen Reichsregierung em inter nationales Schiedsgericht wegen der Besetzung der Kionga-Bucht durch den kaiserlichen Gouverneur von Deutsch-Ost- afvika in Vorschlag zu bringen. Da aber nach der deutschen Auffassung in dieser .Hinsicht eine Streitfrage überhaupt nicht besteht, Kionga viel mehr auf Grund der Vereinbarung mit dem Sultan von Sansibar als deutsches Gebiet zu gelten hat und von irgend einem Eingriffe in portugiesische Rechte nicht die Rede sein kann, so ist von der deutschen Regiemng die Ein setzung eines Schiedsgerichts rundweg ab gelehnt worden. * Der Ernte-Urlaub in der Armee wird, trotz der zweijährigen Dienstzeit, nicht in Wegfall kommen. Seitens eines General-Kom mandos ist bereits angeordnet worden, daß auch in diesem Sommer bei den Infanterie-Regimentern ein Ernte-Urlaub bewilligt und bei den einzelnen Kompanien 36 bis 40 Mann auf die Dauer von 14 Tagen, event. in Abteilungen, beurlaubt werden. *Jn den Blättem wird darauf aufmerksam gemacht, daß nach dem jüngst veröffentlichten Bericht über den Reichshaushalt 1893/94 die Auszahlung von Unter st ützungen an die Angehörigen eingezogcner Uebnngs- mannschaften hinter dem Voranschlag zu rückgeblieben ist. Hiernach scheint eS allerdings, daß das Gesetz vom 10. Mai 1892 vielfach nicht genügend bekannt ist. Stach den Bestimmungen dieses Gesetzes erhält zwar jeder die Unterstützung, ohne daß er etwa seine Bedürftigkeit nachweisen müßte, aber nur auf Verlangen. Offen bar versäumen es viele, ihren Anspruch recht zeitig anzumclden * Zur geplanten Neuorganisation der Handelskammern hat der preuß. Handels minister auch in einem Antwortschreiben auf ein Gesuch der Glatzer Gewerbetreibenden um eine besondere Handelskammer dahin geäußert, es werde eine durchgreifende Revision des Handels- kammergesetzes beabsichtigt, wobei vornehmlich die Errichtung obligatorischer Handelskammern und die Begrenzung der Handelskammerbezirke jn Frage kommen würde.-/ * Der Reichstagsabgeordnete für Metz, Dr. Haas, hat seinen einheimischen Freunden seinen Entschluß mitgeteilt, auf alle Fälle sein Mandat beizubehalten und dem Verlangen seiner altdeutschen Wähler, das Mandat niederzulegen, nicht nachzugeben. (Haas hat bekanntlich seinen Sohn auf eine französische Offizierschule geschickt.) Frankreich. *Die Deputiertenkammer hat das An archist e n g e s e tz mit.268 gegen 163 Stimmen angenommen. Pie Annahme im Senat ist zweifelhaft. *Der Pariser Polizeibehörde ging von der Londoner Polizei angeblich nochmals die Meldung zu, daß mehrere sich im Auslande aufhaltende Anarchisten Attentate vor bereiten, die in Paris ausgeführt werden sollen. Hieraufhin hat die französische Regierung be schlossen, innerhalb 24 Stunden alle fremden Anarchisten auszuweisen. * Frankreich leistet dem russischen Knutenreiche Schergendienste. Auf das Verlangen der russi schen Regierung ist der russische Nihilist Naza ret, welcher vor 20 Jahren nach Sibirien ver bannt wurde und von dort entflohen ist, in Paris in Haft genommen. *Dic mit der Prüfung der Erfindung Turpins beschäftigte Kommission forderte den Erfinder auf, Experimente mit seiner Erfindung zu machen. Jn militärischen Kreisen ist man der Ansicht, daß dieselbe auf dem Rakctcnprinzip beruhe. *Die im französischen Verkehr gangbaren fremden Münzen haben infolge der neueren, gegen fremde Scheidemünzen sich wendenden Matzregeln eine wesentliche Einschrän kung erfahren. An den französischen Staats kassen werden folgende Münzen genommen: österreichisch-ungarische, spanische, russische Gold münzen, ferner alle Goldmünzen der dem lateini schen Münzbunde angehörigen Staaten. An Silbermünzen alle Fünfftanfftücke; an silberner Scheidemünze alle fett 1865 geprägten Stücke zu 20 und 50 Centimes, sowie zu 1 und 2 Frank. Alle diese fremden Münzen anzunehmen sind nur die öffentlichen Kassen verpflichtet, für daS Publi kum besteht diese Verpflichtung nicht, da in Frankreich nur daS einheimische LandeSgeld legalen Kurs besitzt. England. * Zwischen der Regiemng der Vereinigten Staaten und der englischen Regie rung hat ein Depeschenaustausch über die Korea-Angelegenheit stattgefunden. SeitcnS der Regierung in Washington wird erklärt, die Entsendung der amerikanischen Kriegsschiffe er folge lediglich zum Schutze der amerikanischen Interessen; dock ist in Washington das Gerücht verbreitet, daß die Regiemng eine andere Aktion beabsichtige. Schweden-Norwegen. *Die Session des norwegischen Storthings wurde am Mittwoch geschlossen. Vor Schluß der letzten Sitzung wählte das Storthing die Mit glieder der Konunission, die die Bewaffnung der Armee und derFlotte besichtigen soll. Rußland. *Die Vermählung deS russischen Thronfolgers mit der Prinzeß Alix von Hessen soll, wie der ,Pol. Korr/ nunmehr aus russischen Hofkreisen bestätigt wird, wahrscheinlich bis zum Januar des nächsten JahreS hinaus geschoben werden. — Die Meldung, daß die Prinzessin Alix sich weigere, ihren Glauben öffentlich abznschwören, ist bisher unwidersprochen geblieben. Balkanstaaten. * Zwischen Serbien und Rumänien droht ein diplomatischer Konflikt auszubrechen. Die von Serbien durchgeführte Lösung des rumänischen SalzlieferungSvcrtrages (die in Serbien zum Abgänge des Monopol direktors Patschu führte), wird nach einer Mel dung der ,Voss. Ztg/ in Bukarest als ein mög licherweise zum Abbruch der diplomatischen Be ziehungen führender Vertragsbruch aufgefaßt. * Bei den am Sonntag in mehreren Städten Bulgariens stattgehabten Gemeinde ratswahlen wurden überall die Regierungs- kandidaten gewählt. Widdin feierte den Wahl sieg durch Freudcn-Kundgebungen, die die ganze Nacht andauerten. Wahrscheinlich war hierdurch das in Sofia verbreitete, völlig unbegründete Gerücht vom Ausbruche von Unruhen in Widdin veranlaßt. Amerika. * Die Regierung der Ver. Staaten von Nordamerika hat den Admiral Walker mit dem Kreuzer „Philadelphia" von Honolulu zurück berufen. Es soll kein anderes Kriegsschiff nach Hawai an dessen Stelle gesendet werden. Daraus schließt man, daß die Ver. Staaten sich nicht in die Angelegenheiten der Jnselgmppe ein mischen wollen. Afrika. *Der neue Sultan von Marokko ist am Dienstag in Fes cingczogen und hat dort sofort seinen älteren Bruder Muley Omar samt dessen Umgebung verhaften lassen, da dieser im Verdacht steht, sich in eine Verschwörung gegen den jungen Sultan eingelassen zu haben. Asien. * Der Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen China und Japan ist erfolgt. Die .Central News' melden aus Schanghai, daß japanische Kriegsschiffe bereits zwei oder drei Punkte der Koreaküste bombardiert haben. Der Kampf zwischen der japanischen Besatzung in Söul und den koreanischen Truppen nehme seinen Fortgang. Im Falle der Kriegserklärung würden die Großmächte verlangen, daß die Vertrags häfen von einem Angriffe verschont bleiben. Die Flotten der europäischen Mächte würden sich einigen, um dies zu erwirken. Uah ««d Fern. Zur Affäre v. Rotze wird neuerdings ge meldet, daS Untersuchungsverfahren bezüglich der anonymen Briefe habe neuerdings insofern eine weitere Ausdehnung angenommen, als von dem Korpsgericht neue Zeugenvernehmungen vorge nommen würden, um den wirklichen Thäter zu ermitteln. Früher habe sich daS Gericht nur mit der Person deS Herrn v. Kotze beschäftigt. Die Nachforschungen, die nun über den ursprüng lichen Rahmen deS Verfahrens hinaus statt finden, versprächen vielleicht eher eine Klärung der rätselhaften Angelegenheit. Die Familie v. Kotze sei immer noch unausgesetzt bemüht, den Schuldigen zu ermitteln. Zur Choleragefahr. Jn Elbing sind alle Flußbadeanstalten zur Verhütung der Weiterver breitung der Cholera geschlossen worden. Wegen der drohenden Choleragefahr ist auch die von den Pionierbataillonen Fürst Radziwill und Nr. 18 in der Zeit vom 4. bis 19. August d. beabsichtigte Pontonierübung auf der Weichsel abgesagt worden. Bei dem Durchloche« der Fahrkarten während der Fahrt vom Trittbrette aus sind in den letzten Tagen in der Nähe von Plauen i. B. abermals zwei Eisenbahnschaffner vom Zuge herabgestürzt. Glücklicherweise kamen beide mit einigen leichten Hautabschürfungen davon. Wegen Unterschlagung von 28 000 Mk. Konkursgeldern ist in Waldenburg der Rechts anwalt Steiner verhaftet worden. Bon der Erfurter Ausstellung. Nach einer vorläufigen Schätzung werden die für das Ausstellungs-Unternehmen nötigen Ausgaben die Summe von 550 000 Mk. erreichen. Dem stehen bis jetzt Einnahmen von etwa 340 000 Mk. gegenüber, so daß demnach in der Zeit bis zum 1. Oktober, an welchem Tage die Ausstellung geschlossen wird, 210 000 Mk., oder täglich etwa 3000 Mk., eingenommen werden müssen, wenn ein Defizit ausgeschlossen bleiben soll. Erfreu licherweise ist infolge des zahlreichen Besuches die Aussicht vorhanden, daß das Untemehmen nicht mit einer Unterbilanz abschließt. Der ehemalige russische Konsul in Königsberg, v. Nölten, der bis vor etwa anderthalb Jahren der Vertreter von Rußland war, ist dieser Tage von der Polizei ansgewiesen worden und hat die Stadt bereits verlassen. Seine Frau, eine geborene Polin, hält sich zur Zeit in einem Badeorte bei Königsberg, Neu häuser, auf und hat täglich ihre Ausweisung seitens des Landrats des Kreises zu gewärtigen. Man bringt diesen Vorgang in Verbindung mit einem Besuche deS Herrn v. Nölten im Kriegs hafen Pillau, wo er in Gesellschaft eines Herrn, der ein russischer Admiral gewesen sein soll, vor einigen Wochen gesehen worden ist. Test dieser Zeit ist es den Offizieren der Königsberger Garnison, verboten, gesellschaftlich mit dem russi schen Ehepaar weiter zu verkehren. Herr von Nölten und Gemahlin waren in Königsberg außerordentlich beliebt und wurden in den ersten Familien empfangen. Noch ganz kürzlich konnte man die Baronin v. Nölten bei einem Wohl- thätigkeitsfeste an der Seite der Frau Regie rungspräsidentin fungieren sehen. Folgende Warnung veröffentlicht der badische „Schutzverein gegen wucherische Aus beutung des Volkes": Galizische Händler bieten in Inseraten der Tagesblätter „frische, seine Tafelbutter" sowie „feinsten Blütcnhonig" zu auffallend billigen Preisen unter Nachnahme an. Bei dem „Schutzverein gegen wucherische Aus beutung des Volkes" für das Grobherzogtum Baden sind schon mehrfache Beschwerden einge gangen von solchen, die auf die genannten Inserate Bestellung gemacht hatten. In einem Falle war dem Besteller statt des „feinsten Scheibenblütenhonigs" eine Ware von total ungenießbarer, ekelhafter Beschaffenheit zugc- gangen. Ein Besteller von neun Pfund „seiner Tafelbutter" erhielt gegen Nachnahme des Preises von neun Pfund ein Paket, das nur 6'/, Pfund enthielt, und auch daS war keine feinste Tafel butter, sondern eine ungenießbare Ware, übel riechend und von einer Menge Unrat durchsetzt. Reklamationen der Geschädigten waren erfolglos. Der Schutzverein hat die kaiserlich - königlich* österreichische Staatsanwaltschaft um strafrechtliche Verfolgung angegangen. , Mehrere Herren an- Hilde-Hei«, dar unter ein Senator, so erzählt das ,Braunschw. s Tgbl.', hatten küMch eine Vergnügungsreise nach Paris unternommen und waren auch schließ- j lich in ein Cafö chantant geraten, wo u. a. eine ' Original-Negertmppe austrat. Der Herr Senator,! der mit den übrigen Herren dicht vor der Bühne , saß, fand, daß einer der Neger eine überraschende Aehnlichkeit mit einem Moritzbcrger Einwohner habe, und teilte dieses den übrigen Herren mit. Bewußter Neger führte nun seinen grimmigen Tanz ganz in der Nähe deS Heim aus und '' sang dazu in eintöniger Weise: „Herr Senator, eck kenne Sei, Sei sind ut Hilmßen (Hildesheim), Eck bin vom Barge" (Moritzberg). Welchen Lacherfolg dieser wilde Gesang bei den Hildesheimer Zuhörern hatte, kann man sich denken. Die Pariser nahmen natürlich alles; für echt. Zwischen einem Radfahrer «nd eine« Reiter fand abermals am Montag in Köln ein spannender Wettlauf über eine Strecke von 32 Kilometer statt. Sieger blieb der Reiter. , Der unterlegene Radfahrer, der Meisterfahrer ' von Schlesien und Posen, Seger, legte die / 80 Runden des Kölner Sportplatzes umfassende Strecke in 61 Minuten 14'/» Sekunden zurück, > sein Gegner, der Cowboy TexaS-Jack, dem fünf Mustangs zur Verfügung standen, in 60 Minuten 34 Sekunden. Er wechselte in der ! Zeit 69 Mal die Pferde. Der Radfahrer Pinkert auS Hamburg suchte am Montag in seinem Wasserfahrrad über - den englischen Kanal zu setzen. Er fuhr vom vom Kap GriS Nez ab und kam neun englische Meilen weit; dort las ihn in der Nacht zum Dienstag ein Boulogner Fischerboot ans. Pinkert war seekrank geworden und konnte sich infolge dessen nicht rühren. Sein Fahrrad scheint sich aber bewährt zu haben. Ein vierstöckiger Nenba« ist in der Nacht zum Mittwoch in der Neustraße in der Vorstadt St. Georg zu Hamburg eingestürzt. Es wurde niemand verletzt. Die Straße ist durch Trümmer gesperrt. Die unter dem Name« „Geldspind knacker" bekannten Einbrecher, die in den letzten Wochen nicht weniger als 16 Geldschränke in Hamburger Kontoren beraubt haben, find zum Teil im Gewahrsam der Polizei. Nachdem anfangs voriger Woche in Magdeburg eine ver dächtige Persönlichkeit verhaftet worden war, bei der man Juwelen und SchmuckgegenstSnde vor fand, die aus den genannten Einbruchsdiebstählen hcrrühren, hat man jetzt auch in Bremen mehrere Personen verhaftet, von denen eine ihre Beteili gung an den Geldschrankdiebstählen bereits ein gestanden hat. Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich am Sonntag in der Nähe von Schwindegg in Oberbayern. Das dreijährige Söhnchen des Bahnwärters Hütter spielte mit seinem größeren Bruder in der Nähe des Bahnwärterhäuschens und wollte beim Herannahen eines Zuges zu seinem Vater, der auf der anderen Seite des Geleises auf seinem Posten stand, noch hinüber laufen. Hierbei wurde der Knabe von der Maschine ersaßt und über die Böschung in den Graben geschleudert, wo er mit zerschmettertem Kopse liegen blieb. Jn die elterliche Wohnung > gebracht, starb das Kind alsbald. Der Schrecken des Vaters, der das Unglück mit ansehen ; mußte, jedoch seinem Kinde nicht bcispringen '' konnte, war unbeschreiblich. Den Führer des ' Zuges trifft nicht die geringste Schuld, da er wegen der Kurve bei diesem Bahnwärterposten / nichts sehen konnte. Aus Rache wurde in der Sonntagsnacht / ein junger Bursche in Bach in Bayern auf dem Heimweg vom Wirtshause von zwei Alters- > genossen überfallen, gebunden und geknebelt. , Sic steckten ihm dann durch die Füße eine - Stange und hängten ihn so auf. Ein am Mon- L tag zur Arbeit gehender Zimmermann fand den? unglücklichen Burschen und befreite den Bewußt losen aus seiner Marter. Der Präfekt von Paris hat eine scharfe Die rechte Kabe. 12) (Fortsetzung.) „Welch eine Frage, Andy!" versetzte die Gräfin kalt. „Und wenn ich Felix dennoch heiratete?" „Das hieße deine Eltern verlieren und mit ihnen alles, was dir überhaupt Lebensbedingung ist. Du kannst das Schicksal nicht soweit heraus fordern wollen. Die Pflicht gegen deinen Vater, ja die Pflicht der Selbsterhaltung verbietet es dir. Latz dich warnen, Andy." Das Mädchen antwortete nickt. Sie trat an das Fenster und drückte in stummer Qual die Hände gegen ihre pochenden Schläfe. — Ihre Augen irrten zum dunklen Nachthimmel empor, mit einem Blick der Verzweiflung. — „Wie wird er eS tragen? O, mein Gott, er hat mich so lieb und — ich, ich scheine so schul dig gegen ihn," murmelte sie angstvoll. Ihre Hände sanken schlaff herab. Sie drückte die brennende Stirn gegen die kalten Scheiben, heiße Thränen stiegen in ihre Augen. „Wünschest du, daß ich deinem Vater den ehrenvollen Antrag mittcile, den sein verzogener Liebling erhalten?" klang der Mutter ironische Frage zu ihr hinüber. Andy zuckte auf. „Vorbei!" seufzte sie. Sie wischte die Thränenspuren von den Wimpern und richtete sich gefaßt empor. Dann trat sie zu der Gräfin hin mit den entschlossenen Wor ten: „Warte noch einige Tage, bis ich in der That von einem ehrenvollen Anträge nach eurem das kürzeste Gedächtnis der Welt. mit die die aller sophistischen Beschönigungen ihrer Mutter, daß er schwer leiden würde um das so schnell dahingestorbene Glück, schmerzlicher wohl als sie selbst. Und dies heiße Mitleiden mit ihm ließ sie nur um so dringender darauf bestehen, ihm selber so schonend als möglich die Unausführ- barkeit seiner Wünsche zu künden, mmn schon sie anderseits vor seinem schmerzlichen Zorn zitterte. Als er dann im Laufe des Vormittags sich melden ließ, sie überraschenderweise allein im Salon fand uud sich mit einem herzinnigen „Meine Andy I" über ihre Hände neigte, da wich sie-mit heimlichem Entsetzen zurück. Was hatte sie unternommen, wie konnte sie ihm denn selber den hohen Glauben an ihre Liebe morden wollen! Unendlich kindlich und unschuldsvoll stand sie vor ihm in dem weißen, rotumsäumten Morgcnkleidc, während das offene Haar in natürlichen Locken über ihre zarten Schultern flutete. Gleich einem Engel deS Lichts war sie anzuschauen. Entzückt von soviel Holdseligkeit, wollte er sie stürmisch in die Arme schließen. Der harte Blick eisiger Abwehr, der jedoch nun seiner lachenden Glückseligkeit begegnete, ließ ihn er schreckt zurückfahren." „Was ist'S Andy?" stammelte er erbleichend,' „deine Eltem —" Da hatte sie eS schon verraten. Schonend, gelinde wollte sie die bittere Wahrheit sagen, ,hm nicht gleich den ersten seligen Atemzug ab- schneiden. Aber in dem Trotz der Verzweiflung, der sie urplötzlich übermannt, hatte sie die Herr- Sinne berichten kann. Ich — ich möchte den Papa nicht enttäuschen —" „Andy!" rief die Gräfin erfreut, „mein gutes, liebes Kind!" „Das deiner Erziehung doch entsprechen muß, nicht wahr, Mama?" Andy lachte bitter auf. „Jawohl, ich werde Graf Harald heiraten und — Felix das Herz brechen." „Keine Uebertreibung, mein Kind. Das Menschenherz, und vor allem das eines leicht lebigen Künstlers, ist garnicht solch zerbrechliches Ding, wie du es in Romanen lesen magst. Es kann und muß recht vieles überwinden, und dem Manne wird solch ein Kampf, wenn es überhaupt dazu kommt, überdies gar leicht gemacht." „Ein herrliches Ding, so ein zäher Muskel," spottete Andy. „Ich werde ihm sicher jedes Rebellieren fortan abgewöhnen." „Um so sorgloser und befriedigter wirst du dein Leben genießen," versicherte die Gräfin nüchtern. „Und nun verschlafe diese erste kleine Enttäuschung. Morgen will ich wieder meine alte, fröhliche Andy sehen." „Morgen?" wiederholte Andy erschauernd. Sie biß die Zähne zusammen, wie in innerem Schmeiz. „Morgen wollte Felix sich die Ent scheidung holen. Du wirst mir erlauben, Mama, ihn zu empfangen und eS ihm selber zu sagen, daß ich überhaupt kein Herz zu vergeben habe." „Wozu die erneute Aufregung? Du thätest besser, ine Affäre mit einer ku»en schriftlichen Erklärung abzuschließen, sosem daS überhaupt nötig ist." „Ich möchte ihn noch einmal sehen, Mama, ich machte einen dummen Streich, wenn du es mir verbötest," rief Andy mit heiß flimmernden Augen. Die Gräfin wußte, daß es nicht ratsam sei: ihrer ezcentrischen Tochter bis zum äußersten entgegen zu sein. Mt einem unruhigen Blick in Andys blasses, trotziges Gesicht gewährte sie, „Es sei, sosem du durchaus dir die nutzlose Szene nicht ersparen willst und ich dir im übri gen sicher trauen darf." „Sei ruhig, Mama, die Vemunft hat über meine Zukunft nun endlich entschieden." „Und sie allein ist die Basis eines reellen Glückes," tröstete die Gräfin, indem sie der Tochter die Stirn zum Gutenachtkuß entgegen neigte. Andy streifte sie mechanisch mit kalten, zit ternden Lippen. Ihr war's, als sei der beste Teil in ihr erstorben mit der Erfüllung dieser Lehre. „Heute schmerzt es, morgen ist'S vergessen," murmelte die Gräfin, als sie sich allein sah. „Ich kenne Andy. In Gefühlssachen hat sie Während Felix den dämmernden Tag freudiger Zuversicht begrüßte, schloß Andy, eine ruhelose Nacht verbracht, mit Grauen überwachten Augen vor dem einbrechenden Morgenlicht. Wie sie sich auch sehnte und härmte um der gestrigen glückvollen Stunde willen im füllen Walde, der nie eine ähnliche folgen sollte, ihre Sorge um Felix war dennoch größer als das eigene Leid. Sie wußte, trotz
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