Suche löschen...
Auerthal-Zeitung : 20.07.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189407207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-07
- Tag 1894-07-20
-
Monat
1894-07
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 20.07.1894
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Das Mädchen kam dann nach Zitz, ebenfalls zur W--- L« "-L-" AL -Ä. s»r> i M^^ÄLÄL?,. Anzüge des Mädchens zeigten sich bei dem Kinde ganz plötzlich auffallende Krankheitserscheinungen. Der Arzt stellte alsbald fest, daß ein Versuch vorläge, das Kind zu ersticken. Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich auf das Kindermädchen, das nach einigem Leugnen auch eingestand, den Versuch gemacht zu haben, das Kind durch Er sticken aus der Welt zu schaffen, indem es ihm Nase und Mund zuhielt. Es gab auch zu, die beiden Kinder in Carow auf diese Welse getötet zu haben. Welche Beweggründe das Mädchen für seine grausigen Thaten gehabt hat, ist un bekannt. Anarchistenfurcht in der Schule. In Düffeldorf haben sich einige Schulkinder den dummen Scherz erlaubt, an die Wandtafeln Dynamit-, Brand- und Morddrohungen zu schreiben und dadurch große Aufregung hervor gerufen. In der zweiten Mädchenklaffe der Maxschule kam es sogar zu einer wilden Flucht, als man aus einiger Entfernung einen Schuß fallen hörte. Auf der Straße sammelten sich Usrr Mich »rrd Fern. vlidfchitde«. Während eine» heftigen Ge witter-, va» am Sonnt«» abend über den Harz niederging, schlug der Blitz in den Stallungen der Quedlinburger dritten Eskadron des Send- litz-Kürassterregiment», dessen Chef bekanntlich Fürst BiSmara ist. Fünf Pferde wurden vom Blitz getötet. 21 rissen sich loS und stürmten in die Berge der Umgegend, wo sie zur Zeit ge sucht werden. Der Dachstuhl der Stallung brannte in einer Ausdehnung von 14 Fenstern Front nieder. Da- Feuer ist noch nicht völlig gelöscht. Die vereinzelten Cholerafälle in Ost- Deutschland, so wird offiziös geschrieben, er scheinen zur Begründung ernsterer Besorgnisse um den öffentlichen Volksgesundheitszustand nicht anaethan. Sie find samt und sonders auf Ein schleppung über die russische Grenze zurückzu führen. Da eben jetzt auf der Weichsel und den sonstigen preußisch-russischen Grenzflüssen ein sehr starker Holzverkehr herrscht, und die Schiffer und Flößer bekanntlich aller Warnungen unge- achtet noch fortwährend durch Begehung gröb lichster Diätfehler, namentlich durch den Genuß von ungekochtem, ungereinigtem Flußwasser, die Krankheit geradezu herausfordern, so erscheint damit daS häufigere Vorkommen einzelner Krank heitsfälle genügend erklärt. Im großen und ganzen ist der deutsche Osten auch jetzt noch völlig cholerafrei, da die konstatierten Fälle durch sofortige Anwendung der angezeigt erscheinenden Maßregeln ihres für wettere Kreise bedrohlichen Charakters entkleidet sind und ein Choleraherd diesseits der russischen Grenze überhaupt zur Zeit nicht vorhanden ist. Ein schwerer Nnglücksfall hat sich am Sonntag auf dem Schießplätze zu Falkenberg ereignet. Der Kanonier Jankorski von der 6. Batterie des oberschlestschen Feld-Arttllette- RegimentS Nr. 21 und der Gefreite Werner von der 7. Batterie des schlesischen Feld-Artillerie- Regiments Nr. 6 machten sich im Walde in der Nähe der Ziele an einem blind gegangenen Geschosse zn schaffen, welches explodierte, den JankorSki tötete und den Werner schwer ver wundete. Eine jugendliche Mörderin, ein Schul mädchen aus Ziesar im Kreise Jerichow, ist in dem Nachbardorfe Zitz verhaftet worden. Dem Mädchen waren früher in dem Dorfe Carow bei Verwandten zwei kleine Kinder' zur Beaufsichti gung anvertraut worden. Beide Kinder von ein bis zwei Jahren starben kurze Zeit nacheinander. Die rechte Gabe. »I (Fortsetzung.) „Nun, ich hatte auch just mein Lebensglück begraben, mein einziges Kind, einen lieben Knaben, meinen alleinigen Trost, nachdem sein Vater, den ich bald nach Anitas Vermählung geheiratet, in einem Seesturm verunglückt war. Die Geschwister waren wohl versorgt, die Ellern tot, niemand bedurfte meiner, nichts fesselte mich besonders an die Heimat, aber dir konnte ich von Nutzen sein. Und du warst solch ein zartes, jämmerliches Geschöpfchen, daS die zärtlichste Pflege nötig hatte. Anita hatte mich beschworen, dich nicht sobald zu verlassen; so ging ich denn mit dir in das kalte, fremde Land, in dies düstere, freudlose Haus, in dem du nie einen Strahl echter, warmer Lebenssonne gesehen hast, mein armes Kind." Liebkosend glitt Inez' kleine Hand über die arbeitgewohnte Rechte ihrer treuen Pflegen». „Ich hätt's jedoch nimmer gedacht, daß ich mein schönes Gebirgsdörfchen gar nicht Wieder sehen sollte," sprach diese weiter. „Als du vier Jahre alt geworden, stellte mir dein Vater frei lich die Rückkehr anheim, aber mein Herz liebte nichts mehr als dich, und von deinem Vater, der sich nie wieder von jenem Schicksalsschlage er holte, war doch schwerlich die rechte Sorglichkcit für dich zu erwarten, das sagte mir mein schlichter Verstand, und ich konnt's nicht über mich ge- Winnen, dich einer fremden gleichgültigen Diene- rin zu übergeben. So blleb ich, dein Vater war'S wohl zufrieden, aber eine zweite Anita konnte ich nicht auS dir machen. Du warst von klein auf ein sonderliches Kind, daS seine eigenen Wege ging und sich gar vor dem Vater ver steckte, wo es ihn sah. Freilich, er hatte keine Art, mit Kindern umzugehen, und war und blieb in seinen Grain versunken. Was wunder, wen» auch du nicht lachen lerntest! Ach, und deine schöne Mutter hatte ein so herzliches, kinderfrohes Lachen. Ich mein Herzblatt, ich gäbe wer weiß was, wenn ich dich einmal so recht herzerquickend lachen Hütte. Ich glaub's schon, daß du's nicht kannst, wie hättest du es lernen sollen in dem traurigen Hause. Aber Umecht ist'S, bitteres Umecht," murmelte sie vor sich hin, indem sie eifrig das Feuer schütte. Inez, die bisher lautlos zugchött, legte jetzt mit seltener Weichheit ihren Arm um Juanita, indem sie liebevoll flüsterte: „Wie gut du bist, Juanna, was hast du alles um mich dahinge geben und entbehrt!" „Sprich nicht davon, Kind," wehrte diese. „Und was lvar's denn auch, konnte ich dich denn glücklich machen? O, wie mich dein freudloser Ernst oft dauert, mein miner Liebling! Freilich, wir Menschen können nicht alle gleich sein, und unser Herrgott wird ja wohl seine Absicht gehabt haben, als er dich so anders machte. Aber die Heiteren. Sorglosen unter unS haben eS so viel leichter im Leben, die komnien dem Glück immer lachend halbwegs entgegen; an den Stolzen, Eigenwilligen geht'S gern vorbei, und du bist eine, die es ziehen läßt und nicht mal den Kopf danach wendet/ Inez richtete sich hoch auf. „Ich würde niemals etwas halten, was nicht deS Fesselns wert wäre, oder auch ich irgendwie nicht fcsthallen dürfte, da hast du recht," antwortete sie stolz. „Ja, ja," seufzte Juanna, „weiß schon, du hast deine besonderen Gedanken, die immer direkt allem bequemen Weltgebrauch widersprechen. So was mag ja vielleicht edel und groß sein, aber wenn mau dabei leidet, so ist's just doch nicht das rechte, meine ich. Deine Mutter dachte nicht so, sicher wm sie aber in ihrer schlichten Natür lichkeit sehr viel glücklicher als du. Doch lassen wir das, noch ist das Glück für dich nicht da, und kommt cS dereinst, so wird die heilige Jung stau dir helfen, das Rechte zu thun; sie wird dir einen braven, tüchtigen Mann bescheren, daS ist ja mein tägliches Gebet." Inez lächelte jetzt. „Du glaubst, nm in der Ehe findet man das Glück?" „Aber wo denn sonst?" fragte Juanna mit naivem Erstaunen. „Machen dich etwa deine Steine glücklich?" „Nein," antwortete Inez fest, „auch die nicht, aber sie trösten mich, ist daS nichts?" Juanna zuckte die Schultern. „Nicht alles, du wirst's ja dereinst erfahren. Jetzt aber geh' zur Ruhe, mein Herz, schlafe die trüben Gedanken fort, du flehst so blaß und müde aus." Inez erhob keine Einwendung, sie fühlte sich in der That tief abgespannt. Trotzdem fand sie nicht rasch den erquickenden Schlaf. Die Auf regungen deS Tages ließen auch jetzt den über müdeten Nerven keine Ruhe. Aengstliche Träume webten sie in einen Halbschlummer, der erst gegen Morgen in einen festen, wohlthuenden Schlaf überging. So schlief sie, zu Juanitas großer Genugthuung bis weit in den Hellen Tag hin ein, und das düstere Atelier, welches sie sonst zu früher Stunde zu betteten pflegte, erschien heute unheimlicher denn je, da nun auch die lebende Statue der jungen Bildhauerin fehlte. Auch Arnold Wallmor lag ruhelos in dieser Nacht. Wohl hatten ihm ehedem die Matter von Trauer und schmerzlicher Sehnsucht nach der ewig Verlorenen knmmervoll durchwachte Nächte bereitet, jetzt war es die Reue des auf geschreckten Gewissens, die den Schlaf verscheuchte. Zum ersten Male quälte ihn der nagende Selbst vorwurf, daß sein Schmerz egoistisch gewesen sei, daß er ihn groß gezogen habe, wie einen ver hätschelten, illegitimen Liebling, der ihn die nächsten Pflichten gegen sein einziges, recht mäßiges Kind versäumen ließ. An den Glauben auf ein Wiedersehen klammerte sich sein sehn süchtiges Herz; doch wenn Inez' Mutter dereinst Rechenschaft von ihm forderte Über daS Kleinod, welches sie ihm zurückgelassen, daS er in seiner blinden Unzugänglichkeit so grausam vernach lässigt, so mußte er beschämt bekennen: Ich habe die Seele unseres KindeS nicht gehütet — ich kenne sie nicht." Dieser Gedanke peinigte ihn plötzlich namen los. Er gelobte sich, die Baterpflicht fortan ernst und heilig zu nehmen. ES mochte dennoch nicht zu spät sein, Inez' Liebe zu gewinnen. Die scheue Ehrfurcht, mit der sie bisher zu ihm auf gesehen, die er gleichgültig entgegengenommen, beschämte ihn jetzt. Und doch, als er am nächsten Morgen früh zeitig sein Atelier betrat, gewahrte er der Tochter ungewohnte Abwesenheit fast mit Erleichterung. Ein Mensch seiner Jahre ändert sich schwer. DaS V-lMfch» UAAdfch«. Deutsch!*«». *D« Kaiser hat auch in diesem Jahre Äue Einladung de» ErzbeqogS Albrecht von Oesterreich zur Teilnahme an den während der ersten Septembertage in den Bellyer Forsten stattfindenden HtrschjaKen erhallen und ange nommen. * Die Kaiserin wird, wie nach der ,Kiel. Ztg.' jetzt feststeht, am Freitag in Kiel eintteffen uiw sich am selben Tage mit Sonderzug Über Hamburg nach Wilhelm-Höhe bei Kassel begeben. * In Berliner politischen Kreisen will man willen, daß sich da- preuß. Staatsministerium in seiner Frestag-Sitzung, an der auch der Reichs kanzler Graf Caprivi teilnahm, mu der Frage internationaler Maßnahmen gegen die Anarchisten beschäftigt habe. AIS Thatsache dürste e- nach der,Magdb. Ztg.' zu bewachten sein, daß Graf Caprivi in der letzten Zeit mehr fache Besprechungen mit dem französischen Bot schafter Herbette hatte, der von seiner Regierung den Auftrag gehabt haben soll, hier bezüglich der Anarchistenstage zu sondieren. Ob sich unsere maßgebenden Stellen etwaigen inter nationalen Abmachungen nach dieser Richtung anschlicßen werden, darüber scheint noch nichts endgültiges festzustehen. *Die Bedeutung deS deutschen Handel- nach Korea wird vielfach unterschätzt. Nächst Japan, China und Rußland, den unmittelbar benachbarten Ländem, sandte Deutschland dort hin die meisten Schiffe, so 1891 neunzehn Dampfer von 7656 Tonnen, England dagegen nur zwei Dampfer mit 1430 Tonnen. Den Wett der eingefühtten Waren deutschen Ursprungs berechnet Konsul Hiller für 1891 — daS letzte berechnete Jahr — auf 818 540 Mk., so daß deutsche Interessen sehr wohl dort vorhanden find, die aber so gut wie gar nicht geschützt werden können, weil wir in jenen Gewässern als Seemacht gänzlich ohnmächtig find. * Der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Columbien ist am Freitag in Kraft getreten. Er bleibt bis zum 13. Juli 1904 in Geltung und von da ab für je ein weiteres Jahr, wenn nicht zwölf Monate vor Ablauf dieser Frist die Kündigung durch einen der beiden Staaten erfolgt. * Der Jesuiten an trag ist, wie seiner Zeit schon angedeutet wurde, im Bundesrat nicht einstimmig abgelehnt worden, sondem eine Stimme wurde für seine Annahme abgegeben. Die damals ausgesprochene Vermutung, diese eine Stimme sei die deS Fürstentums Reuß L. L., bestätigt jetzt die in Greiz erscheinende »Landes zeitung für das Fürstentum Reuß ä. 8/ *Der Ausschuß des Kolonialrats hielt vor einigen Tagen eine Sitzung ab, in welcher beschlossen wurde, Vorschläge zu einer Ausdehnung der Fahrten der Wörmannlinie bis nach Südwestastika aufzustellen, und zur tele graphischen Verbindung des Schutzgebiets mit Deutschland die Herstellung einer Landtelegraphen linie vom Norden der Kapkolonie nach den wichtigsten Stationen von Südwestastika und der Tsoakhaub-Mündung empfohlen wird. Zu gleich wurde in Aussicht genommen, zum Ausbau dieser Mündung eine Gesellschaft ins Leben zu rufen. * Gegenüber der von verschiedenen Blättern gebrachte» Mitteilung, daß die HeereS-Ver- waltung die Absicht habe, eine eigene Aluminiumfabrik für den Armeebedarf anzulegen, ist der »Reichsanz.' in der Lage, zu erklären, daß diese Mitteilung auf Erfindung beruht. * Die Wohlthätigkeitsanstalten der ReichS- post-undTelegraphenanstalten haben auch im vergangenen Jahre wieder eine groß artige Thätigkeit entfaltet. Nach dem soeben erstatteten Jahresbericht für 1893 verteilte die Postunterstützungskaffe an 11400 Personen, meist Unterbeamte, Postillone und deren Hinter bliebene, gegen eine halbe Million Mark. Außer dem wurden 30 254 Unterbeamte aus den etats mäßigen Mitteln unterstützt. 1'/« Millionen Mark wurden ferner von den Kleiderkaffen für Unterbeamte als Beihilfen verausgabt. Die I ihre Kinder ab,»holen. Wie die Untersuch»« ergab, hatte in der Nachbarschaft jemand aU Spatzen geschossen. «t» zwölfjähriger Kaabe hat sich am Donnerstag in UNna erhängt. In seiner LÄch« fand sich ein Zettel, auf der der jugendlich« Selbstmörder seme Swresse verzeichnet hätte. Za« Fall Crome wkd au» Grimma be richtet, dass der Fähnrich Lasse, der ermordet« Stiefsohn Crome», ein Vermögen von etwa 250 000 Mk. besessen hat, da» nach seinem Tode der Frau CromeS zugefallen ist. Hiervon hat Trome unmittelbar nach dem Tode Lasse» 116 000 Mk. erhoben, um damit Verpflichtungen zu erfüllen, die für ihn sehr drückend waren. Der auf Crome lastende Verdacht ist durch diese Thatsache noch wesentlich bestärkt worden, und wenn er auch ein Geständnis vor seinem Tode nicht abgelegt hat, so gilt er doch in der öffent lichen Meinung al- der Mörder seine- Stief sohne-. Die Anflage gegen Crome hat sich übrigens nm auf die Ermordung Lasse- bezogen, nicht aber auch auf die seiner ersten Frau, deren seltsames Ende mindestens auch al» sehr auf fallend zu bezeichnen ist. Bo« einem Radfahrer wurde jüngst ein Witt in München arg geprellt. Bei einem im Norden der Stadt wohnenden Witte kehrte ein Velocipedist ein, der ihm sein Belociped um 200 Mk. zum Kaufe anbot. Der Witt glaubte damit ein gute- Geschäft zu machen, ging auf den Kauf ein und bezahlte die 200 Mk. auS. MS der Kauf perfekt geworden, machte der Velocipedist eine Probefahrt vor den Augen des Wittes, indem er mehrmals die Straße auf- und abfuhr. Plötzlich aber schwenke der Veloci pedist um die Ecke und verschwand auf Nimmer wiedersehen vor den Augen deS verblüfften Wittes, der bis heute weder daS Geld, noch das Belociped wieder zu Gesicht bekommen hat. Ein furchtbare- Unwetter hat am 14. einige Teile Oberbayerns, namentlich die Be zirke Ebersberg und Schrobenhausen, heimge sucht. Die Ortschaft Forstinning wurde durch eine Windhose total zerstört, von 150 Wohn häusern wurden 80 dem Erdboden gleich ge macht. Selbst ältere Waldbestände wurden förm lich niedergemäht. In den Ortschaften Moo» und Schwabenwegen sind viele Häuser demoliert. In Forstern hat der Sturm den Kirchturm nieder- geschmettert. Ueberall ist die Ernte vernichtet. Der Schaden ist unberechenbar und das Elend groß. Hunderte sind obdachlos und eine Hilfs aktion ist eingeleitet. IJn den Alpen hat es in der Nacht geschneit. Am Morgen erglänzten die Berggipfel in Neu-Schnee. — Prinz-Regent Luit pold hat für die durch den Cyclon Geschädigten 3000 Mk. gespendet. Ein Denkmal zu Ehren der bei Mars la Tour gefallenen französischen Offiziere und Soldaten wurde bei dem Dorfe Ärouville am Montag eingeweiht. Unter Sportsgenossen. Ein eigentüm liches Bittgesuch wurde von einer Frau Renier, deren Gatte wegen eines Preßvergehens zu längerer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, an den „ . Unterstützt wurde . Begnadigung nämlich damit, daß der Verurteilte em ebenso vorzüglicher Bicyclist sei, wie der König selber, und man unter Spott genossen doch sicherlich leichter Gnade für Recht üben könne. Ein Bombenattentat ist abermals in Belgien versucht, aber glücklicherweise noch ver eitelt worden. Vor dem Wohnhause eines Bankiers in Mastricht wurde eine Dynamit bombe mit verlöschter Lunte gefunden, der Regen hatte die Explosion vereitelt. Der Urheber de» Verbrechens ist unbekannt. In der Untersuchung wider Fra« Joniaux (Giftmischer-Affäre) in Antwerpen hat die Beschlußkammer trotz der einen Verdacht wenig unterstützenden Ergebnisse der chemischen Unter suchung die Hast aufrecht erhalten. Theaterbrand. Nach Meldungen aus Rio de Janeiro wurde das Politema-Theater während der Vorstellung durch einen Brand zerstört. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. , _ , , Hinrichtung. Am Donnerstag ist in Gruppen an und besorgte Eltern kamen, um Chicago der Mörder des früheren Bürgermeister- Truppen in Korea stehen, ist der lokale Auf stand gegen die einheimische Regierung keines wegs unterdrückt. Nach einem Drahtbericht der ,TuneS' au» Chemulpo entstanden neue Rübe« stvrungen in jenem Teile Koreas, welcher der Schauplatz de« jüngsten Ausstande» gewesen. Eine Anzahl Christen wurde getötet, die fran zösischen Missionare bedroht. Sin Kanonenboot ist nach dem nächstgelegenen Punkte abgegangen, um ihnen Schutz zu gewähren. Verwaltung sorat auch insofern für die Hinter bliebenen ihrer Beamten, indem sie dm letztem» dm Abschluß von Lebensversicherungen in jeder Wesse erleichtert. Al» sehr nützlich haben sich auch die Spar- und Vorschubvereine, sowie die Postkrankenkaffen bewähtt. *Auf der diesjährigen Kalholikenver- farnmlungwtrd auch Frhr. v. Schor! em er in einer der öffentlichen Versammlungen reden. Derselbe erhielt von der Rednerkommssston deS Lokalkomitees eine dahingehende Aufforderung und hat auch bereits zugesagt. In mehreren ZmtrumSblättern wird hiergegen in ziemlich scharfer Weise Einspruch erhoben. So erklärt die »Wests. Volksztg.' in Bochum, von dem Auftreten deS Herrn v. Schorlemer - Alst bei den vorjährigen Reichstagswahlen und seiner damaligen Sezession vom Zentrum sei eine arge Verstimmung in Westfalen zurückgeblieben, so daß sein jetzige» Auftreten Aufsehen Hervorrufe. * Major v. FranyoiS, der Führer der Schutztruppe von Südwestafrika, ist, wie da» »Deutsche Kolonialblatt' mittelst, in leidendem Zustand in Kapstadt eingetroffen und hat zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen mehr- uwnatigen Urlaub erhalten. "Zur Bekämpfung de» Sklavenhandels in Deutsch. O st afrika find im vergangenen Jahre 452 Freibriefe an Sklaven verteilt und 186 der betreffenden Leute steigekauft worden. 427 Sklaven sind durch den Tod ihrer Herren oder durch freiwillige Losgabe zu Freien ge worden. Fälle von Sklavenraub kamen im ganzen noch 54 zur Kenntnis der Behörden und zur Aburteilung. Doch heißt es, daß ein Teil deS Raubes mit Zustimmung der betreffenden Per sonen stattgefunden habe. (?) Frankreich. * Die Kommission für den Gesetzentwurf zur Unterdrückung des Anarchismus verwarf auf Verlangen deS Justizministers die Abände rungsanträge, welche die Dauer deS Gesetzes beschränken wollten. -EinanarchistischeS Komplott ist in Marseille entdeckt worden. Der Zweck desselben soll gewesen sein, das dortige italie- nische Konsulat in die Lust zu sprengen. Der Konsul hat letzter Zeit die französischen Behörden bei der Gefangennahme und der Aus weisung italienischer Anarchisten vielfach unter stützt und sich auf diese Weise die Rache der letzteren zugezogen. Das Konsulat wird durch die geheime Polizei ständig Überwacht. Italien. *Der italienische Senat nahm am Montag die drei Gesetzentwürfe bett, die Explo sivstoffe, die Aufreizung zu Ver brechen und deren Verteidigung durch die Presse sowie die Zwangsdomiz»le an. * Die Banca Generale wird mit ge richtlicher Genehmigung am 28. d. ihre Schauer wieder öffnen zur Auszahlung der Gläubiger, welche weniger als 1000 Frank zu bekommen haben. Außerdem wkd die Zahlung der ersten 30 Prozent an die übrigen Gläubiger erfolgen, deren Restforderungen in fest bestimmten Raten zahlungen beglichen werden sollen. Balkanstaaten. "Die Unruhen in Bulgarien an läßlich des Sturzes Stambulows haben immer noch nicht ein Ende gefunden. Am Montag fand vor dem Gefängnis in Sofia eine Zu sammenrottung von etwa 2000 Personen statt. Ein Teil versuchte in das Gefängnis einzu dringen, wurde jedoch von der Wache zurück gewiesen. Es wurde darauf eine Deputatton an die Regierung gesandt, um die Freilassung Karawelows, der die Haft wegen seiner Mit schuld an der Ermordung Beltschews verbüßt, zu fordem. Weitere Zusammenrottungen vor den Häusern Stambulows und Petkows wurden von der Gendarmette zerstreut. Aste». * Die russische Regierung setzt ihre Be mühungen fort, um die Gefahr eines Zusammen stoßes zwischen China und Japan zu be seitigen. Japan will vor Wiederherstellung der Ordnung in Korea auf eine Einmischung nicht verzichten. — Trotzdem japanische und chinesische
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)