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Anktthal-Zeitung MshsM fir Aue, AmhllMll, Zkllr-Klöstcrlei«, Mk-er-11. OdklOmGir! u. Umge-en- Mittwoch», Krritag« u »»««tag». Mil: Deutschem Aamitienbtati, Huie Heister, Jeiispiegei. di« einspaltig? Cvrpuszeile 10 Pf., A bvnnementspret« Petttsatz wird nach Pelitzeilen berechnet. inkl.d«r 3 werthvellenBeilagen vierteljährlich Verantwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister in Au « (Erzgebirge). -MA r Bastion n. Erp.di.ion - M-rktstraße. E ^^^bnchr'g« Mittwoch, den 20. Juni 1894. No. 71. 7. Jahrgang. Aus dem Auerthal und Umgebung, »ttthetlvnge« »ou totalem Interest« sind »er ««»aktio« stet» willtom«»«. (Eiitgesaadt) Aue, 17.Zuni. Mädchen he im u. HauShaltuugSschulen. Gestern fand im Bürgergarten eine öffentliche Verfamm- lung statt, die von H. Papst zur Gründung eines Wo chenheim- einberufen worden war. Die Mitlheilungen, weiche Hr. Förster Undescheid machte, haben für weitere «reise Znteresfe; ich Hede dethalb das Wichtigste daraus hervor. Der materielle und sittliche Notstand in den meisten unserer Arbeiterfamilien liegt zu Tage. Viele Männer und Frauen u. zahlreiche Vereine sind bemüht, ihn zu beseitigen oder zu lindern. Nicht in den ungün stigen Erwerb-Verhältnissen, sondern meist in einem un geordneten, verlotterten Hau-Halt, in einem zerrütteten Familienleben wurzelt das Elend. Der Schwerpunkt eine glücklichen Familienlebens liegt in der Hausfrau. Umso mehr ist e» zu beklagen, daß so viele Frauen gar nicht imstande sind, ihren hohem Beruf al» Hauefrau, Gattin und Muller gerecht zu werden. Dieser Uebelstond ist eine Folge der sozialen Verhälinisfe, wie sie sich in den letz ten Jahrzehnten gestaltet haben; an der Erziehung, welche da« Mädchen aus niedrigem Stande erhält, an den häus lichen Verhälinisfe», in denen eS auswächst, liegt dieHaupt- schrrtd. Früher »er für viele Mädchen die Dilustdrlen- laufbahn «ine, wenn auch nnfnttge Schule und Vorbe reitung für den drauenberuj, wenigstens an Fleiß, Ord nung, guten Ton wurden fie gewLhnt. Jetzt ziehen die mei sten Mädchen die Arbeit in den Fabriken vor, in den freien Stunden gehen sie dem Vergnügen nach, viele ver heiraten sich, ohne sich die Fertigkeiten und «enntnisje angeeignet zu haben, die zur Führung eines Haushalts erforderlich sind. Die Führung eines Haushalt- aber, tntdesoi dere Mit dstchräuklen Mitteln, ist eine Kunst, di« erlernt werden muß wie jede andere. Die Thätigkeit der Hausfrau ist nicht minder wichtig wie die des Manne«; dieser erwirbt, jene verwendet die Mittel zu den vielseitigen Zwecken de» Haushalt». Dost der Berus de» Mannes erlernt werden muß, ist immer selbstverständlich gewesen/ aber daß die Mädchen auf den Frauenberuf äußerst jetten vorbereitet werden, fiel nicht auf. Erst in neuester Zeil ist die Einsicht allgemeiner verbreitet, daß auch den Heran wachsenden Mädchen der unbemittelten Volkstreise Gelegen heit gegeben werden muß, sich diejenigen Kenntnisse und Fertigteitrn anzurigne», die zur Führung eines Haushal te« ersordetlich sind. Die Volkefchule tann hierbei nur in dejchränilem Maße Hellen, wenn auch ter Lehrplan sür den Müdchenunterrichl noch der Verbesserung fähig ist. Auch die elterliche Hau-Haltung tann meist nicht al« Mu ster dienen. Wa« joll also zur Abhilfe geschehen? Den Anstoß zur Erörterung dieser Frage gab ei» Vortrag über „Fortbildungsschulen sür Mädchen', der rm August 1887 in Franlsurt a. M. gehalten wurde. Er kam im Druck der Kaiserin Augusta in die Hände, und aus ihre Anregung jaßte der Verein sür Armenpflege im fol genden Jahre den Beschluß, auf die Errichtung hau-wirt- schastltcher Fortbildungsschulen sür unbemiilelte Mädchen und auf die gesetzliche Einführung von FortbildungSschu- len sür Mädchen hinzuwirlen. Auch andere Vereine und Personen nahmen sich der Sache an, und jetzt sind in den «eisten größeren Städten Deutschlands, auch unsere« engeren Vaterländer Sachsen, Haushaltungsfchule» errichtet. Eine Musteranstalt ist namentlich die in Frankfurt a. M., über deren Einrichtung der Vortragende ausführlichere Angaben macht. Der Unterricht erstreckt sich in der Regel aus Ko chen, «eidliche Handarbeiten, Rrtnmachen und Bügeln; auch di» zweckmäßige Behandlung der Wäsch«, die Kenntnisse de» Nährwerte« der Nahrungtttnittel wird gelehrt. Immer aber wird dabei aus di« Bedürfnisse einer eiusachen Haus haltung Rücksicht genommen. Gegen ISO derartige An stalten find bereit« in den S Jahren entstanden und fort während entstehen neue. Auch in unserer Stadt Aue, wo so viele Mädchen in den Fabriken beschäftigt sind, muß etwa« grthan «erden. Sind die Schwierigkeiten auch groß, sie sind nicht unüberwindlich. Aber nicht eine HauShaliungSjchule, sondern ein Heim sür Mädchen, die hier in Arbeit sind, aber ihre Eltern Nicht hier habe», ist da- nächste, wa« tn« Ange gesaßt ist. Daraus teilt Hr. Papst mit» das er für diesen Zweck eine Stiftung gemacht habe unter dem Namen „Auguste Papst-Stiftung', zum Gedächtnis seiner verstorbenen Gat- tin, und überreicht Herrn Bürgermeister vr. Kretschmar ein Sparkassenbuch über 5000 Mk. und die Stislungs- urkunde. Er habe sich die Sache folgendermaßen gedacht: ES möge vor der Hand ein Versuch gemacht werten, mit 10 bi« 12 Fabrikmädchen. E» soll eine große Stube mit eini gen Schlaskammern gemietet, eine Hausmutter angestellt werben. Die Mädchen wohnen bei der Hausmutter und werden gegen ein Kostgeld beköstigt; fie sollen an eine Hausordnung gebunden sein und süßer der Fabrikzeit in den einfachen häuslichen Verrichiungen unterwiesen wer den, tn der Küchenardeit, im Nähen, Flicken u. Stopfen usw. Er bittet die Frauen von Aue, sich an der Einnq- tung und Beaujsichtlgung der Anstalt zu beteiligen, und legt diese auch den Fabulanten an- Herz. Der Sladt- rath habe seine Unterstützung zugesogt und da« Protektorat über tas Mädchenheiw, zu testen Gründung laut Stis- tungSurtvnte vom Kapital bi« zu 1000 Mt. entnommen werden können, übernommen. Für die hochherzige Gabe dankt der Bürgermeister im Namen der Slatl. Das gute Werl verlient tie lhälige Teilnahme der «nsichtigen und wvhlwollenten Menschen; möge es einen glücklichen Anfang nehmen und gedeihen! Die Königl. Amtshauptmannschast Schwarzenberg macht bekannt: Am 13. dss. Monats ist in Bernsbach ein schwarz und gelb gesteckter Hund männlichen Geschlechts, ro. 2 Jahre alt, nachdem derselbe einige Tage frei herumgelausen war und mehrere Hunde gelosten hatte, getödtet und durch Ve- zirkslhierärzllichc Untersuchung die Tollwuth desselben fest gestellt worden. Es wird daher sür die Orte Bernsbach, Oberpsannenstiel, Grünhain, Niederpfannensiiel, fvwie sür den GulSbezirk Oberpfannenstiel eine bis zum 20. Sep tember 1894 »ährende Hundesperre andurch angeordn-t. Auch die sür die Orte Beierfeld, Obersachsenseld, Neuwell mit Unterjachstnselb und Lauter, sowie für den GulSbezirk Forstrevier Grünhorn bis zum 12. Juli dieses Jahres be reits bestehende Hundefperre bis zum obigen Lage hier durch verlängert. Alle in diesenOrlen vorhandenen Hunde i sinb anzukelten oder mit einem sicheren Maulkorbe ver sehen an der Lein« zu ,«hren. Am Sonnlag unternahm der Singvögel-Liedhaber-Ver- rin ..Kanaria zu Aue' einen Ausflug mit Damen, nach Fürpenbrunn und Schwarzenberg. Früh 8 Uhr wurde abmarschirt, über O berpfannenstlei, König-Albert-Thurm aus dem Spiegelwatd, Wajchleithe, nach dem historischen Hürstenbrunnen, nach längerem Aufenthalt marschtrte man nach vem Schützenhau» zu Schwarzenberg, wo em Tänz chen vollzogen wurde. Von da au« begab man sich nach verschiedenen Lokalen der Stadt, dis man gegen 8 Uhr abend« wieder der Heimat zu marjchirte. Der Verbund der Metall- und Holzarbeiter, Ort-verem Auerthal, unternahm zu gleicher Zett unter starker Belhei- ligung (ca. ISO Personen) einen Ausflug nach Schwar zenberg, im Gasthof zu Anter war das Renoez vvus ' mit dem Schwärzend. Bruderverein u. vergnügte man sich nach gegenseitiger Begrüßung bi« in die späten Abend stunden, wo man tn statttichem Auszug mit der Auer Gtabttapell« an der Spitze, wieder heimwärls zog. Die Vereinsmeierei, »m Auerthal treibt frisch« Zweige. Zu den 48 Vereinen haben sich noch 2 gesellt, ein „Ka- nmchenzüchierverein,' der im Restaurant „Germania" lagt und «tu „Zoologischer Verein", der tnden „Reich-Hallen" seinen Sitz hat und sich die Kenntniß, Pfleg« und Scho nung aller kleineren Thiergattungen» der Raffehunde, Ka ¬ ninchen, Sing- und Ziervögel, Amphibien und Insekten zur Aufgabe gemacht hat. (Theater). Morgen Mittwoch wird feiten« der Gesell schaft „Korb" auf vielseitige« Verlangen zum 2. Male der gediegene Schwank Oskar Blumenihal- „Großstadtluft" zur Aufführung gebracht, wohl die beste Novität dieses de- liebten Bühnendichters» die Vorstellung wird auch diesmal nicht verfehlen, ein volles Hau- zu schaffen. Don nerstag geht in Fischers Gasthaus in Lauter da» herrliche Schauspiel der Charlotte Birch-Pfeiffer „Der Goldbauer" in Scene, währeud Freitag in Aue voraussichtlich die berühm te Novität „Die Heimal" gegeben wiro. — Die Kgl. Amtshauptmannschast und der Bezirksaus schuß Zwickau haben den derzeitigen Bürgermeister in Har- stein al» derusSmätzige» Äemeinvebeamten anerkannt. Aus Sachsen und Umgegend. Kirchberg, 15 Juni. Gesttrn Nachmittag entstand auf vis jetzt unaufgeilälte Weife im Dvtzler'schen Wohnhause am Kasjeeberg Feuer, da» ein ziemlich bejahrter Mann zuerst entdeckte und Lärm machte. Das verheerende Ele ment griff sehr schnell um sich. Mit todteSmulhiger Ent schlossenheit und eigener Lebensgesahr stmzle ein Vater Namens Schöne in die brennende und mit Rauch gefüllt« Kammer und rettete von dort sein schtasendes Kino, wo bei er im Gesicht und Haar versengt wurde unser mit sei nem Kinde außerdem noch einige Brandwunden erhielt. Da schnell ärztliche Hitse rintraf, hofft man- auf Genesung beider. Klingenthal. Aus seltsame Welse verunglückie in dem nahegelegenen Walde eine arme Frau, Nomens Graupner. Letztere war mit Holzauflcjen beschäftigt, als durch den hef tigen Sturm eine starte Fichte enlwurzelt und umgeworsen wurde, der Stamm tras die Frau mn voller Wucht und zerschmetterte ihr beide Beine. Chemnitz. In einer Wohnung in der Schloßvorstadt brachte sich ein 23 Jahre aller Strumpswirler aus Venus berg mittelst Revolvers vier Schüsse in die Brust bei. Der Lebensmüde wurde schwerverletzt. — Svnnabenv feierte Herr Schlvsjermeister Richter fein 50 jährige» M-i- flerjubiiäum. — Die Bezirks »chulinspettion nimmt Veranlassung, hinsichtlich der religiösen Erzuhuug ter >n giunschlen Ehen geborenen Kinder auf folgende, nach den bisherigen Er fahrungen mehrfach nicht beschiele gesetzliche Vorschriften be sonders aufmerksam zu machen: Eheliche Kinder, deren Vater dem evangelischen, deren Mutter aber dem katholi schen oder >em deutsch-kaiholischen Glaubensbekenntnisse, desgleichen Kinder, deren Vater dem katholischen oder dem drusch-katholischen und bereu Mutter dem evangelischen Glaubensbekenntnisse zugcthan ist, sind in dem Bekennt« niste de» Vaters zu erziehen. Eine Abweichung von die sen Bestimmungen ist nur bann zulästig, wenn die Eltern vor erfülltem sechsten Levrnejahle rer betreffenden Kinder an Gerirhtsstelle uno ohne Bestem anderer Personen eine Ueberelntunjt vor dem Richter dahm zu Protokoll abge schlossen haben, daß ihre Kinder oder eines oder das an dere derselben in dem Brtenntuiffe der Mutter erzogen «erden solle»!. Aus die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche zur Zeit einer solchen Vereinbarung bereit» da» sechste Lrvensjahr erjüllt haben, bleibt jedoch der Ab schluß der letzteren ohne Einfluß. O Sonne, liebeSonnel wa» fällt dir jetzt nur ein ? Du willst dich ganz verstecken, da« kann dein Ernst nicht sein, Uns länger fv zu quälen, mit kaltem Wvlkennaß, Im Sommer gar noch frieren, nun höre, da» ist graßl — Gebannt jetzt noch an» Zimmer, bei blühender Statur Da« >st ja zum Verzweifeln, du treibst wohl Wasserkur? Un« und vielen Andern au» der Seele gesprochen, d. frdl- Eins, besten Dank. Di« Red.