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K-lMfche^lrLrrsichk. Tine hochemste Nachricht von heute noch unübersehbarer Tragweite kommt au» Marokko: Sultan Mu lei Hassan, der seit fast 21 Jahren auf dem Scherifenthron saß, ist am 7. Juni plötzlich gestorb en, wie in London eingelangte Bankier-dcpeschcn aus Tanger wissen wollen, von Mörderhand getödtet. Der Sultan befand sich offenbar aus dem Zuge nach der Küste, denn nach der einen Lesart ist er in Tadla zwischen Marrakesch und Dar-el-Beida (Casablanca) nach der anderen zwischen Marrakesch und Rabat gestorben, im Kriegsloger, wie der Zusatz erkennen laßt, Minister und Truppe» Hütten alsbald seinen Sohn, den Prinzen Abd el Aziz, zum Kaiser ausgerufen. Abd el Aziz war das Haupt >ener de» Spanien, feindlichen Kriegvpartei am fcherifischen Hofe, die anläßlich des MelillastreitS ab solute ttnnachgiebigkeit verlangte und der Mission Le« Marschalls Martinez Campo» die größten Hemmnisse in den Weg legte. Sultan Mulei Hassan war sich der Ge fahr, die ihm von dieser Seite droht, genau bewußt, und er wies im Laufe der Verhandlungen m,t Martinez Cainpoü ausdrücklich darauf hin, daß er durch zu weitgehende Zuge ständnisse die fanatische Partei, an deren Spitze sein eigener Sohn stehe, zum Ausstand treiben und Thron und Leven aufs Spiel setzen würde. Die Vermutlmng liegt nahe, daß der Sultan von dieser über den Vergleich mit Spanien tief ergrimmten Partei ermordet morden ,st. Für Spanien be deutet die Thronbesteigung des Priiizen Abd el Aziz nicht weniger, als den Vcrluit der Rüstungsentschädigung, die Mulei Hassan ihm zugesichert hatte und von der höchstens die erste Rate im Betrage von einer Million Duro» oüs- gezablt worden ist. Vielleicht bedeutet sie noch mehr, nämlich die Wiederaufrollung des ganzen Melilla-Streites, denn die Kunde von dem Tode Mulei Hassans, der sie mit Waffen gewalt nicderzuzwingcn im Begriffe war, wird die Rifioten mit neuem Unternehmungsgeist erfüllen, zu mal da sie wissen, daß sie an dnn neuen Kaiser stets einen wohlgesinnten Fürsprecher besaßen. Doch nicht allein Spanien werd durch die Todcökunde aus Marokko berührt, senden, auch alle andern europäischen Staaten, die ander Marokkofrage, einer der heikelsten unter allen afrikanischen, intcresfirt sind. Die Partei ocs fanatischen Fremdenhaffe» herrscht von nun an wieder in Fez und Marrakesch, aussichtsloser denn je seit Jahren sind jetzt die besonders von England und Frankreich betriebenen Bc- strebungen,Marokko dem europäischcnHandcl und allgemach auch der Zivilisation zu erschließen, kritische Tage ziehen für die Lort angesiedelten Europäer herauf. „Das diplomatische Korps ist in Tanger versammelt", meldet eine Depesche; bald bürsten weitere folgen, welche die Entsendung europäischer Kriegsschiffe in die marokkanische^ Hafenstädte ankündigen. Schon wird über London gemeldet, daß man in Fez Un- ruhen befürchtet und daß in Tanger Vorsichtsmaßregeln zur Aufrechterhaltung der 'Ruhe getroffen werden mußten. Eine Madrider Depesche geht noch weiter und besagt, man be fürchte in ganz Marokko Unruhen, ganz besonder« ober in der Umgegend der spanischen Plätze, speziell in Ecuta und Melilla. Deutsches Reich. Da« Kaiserliche Gesundheitsamt veröffentlicht den Be richt über den Stand der Cholera an derrussi- schen Grenze. Danach ist iu Myslowitz, einem hart an Kriegsgefangen. Von H. Htrschfeld. «Nachdruck verboten.) (Schluß) Stumm neigte der junge Mann das Haupt. „Es kann nicht sein," — flüsterte er vvr sich hui, „auch in mir hätte die innere Stimme gesprochen und mich von diesem Ort des Friedens gescheucht." — Der Eintritt des alten Berthold unterbrach die peinliche Scene. Nach herzlicher Begrüßung der Seinen wandte er sich zu Charles. „Ihnen, mein junger Freund, habe ich eine ernste Botschaft von unserem Hausarzt, Doktor Waller zu überbringen," nahm er das Wort, „den ja auch Sie kennen und schätzen; er hat sie seit den ersten Tagen Ihres Hierseins beobachtet, dcr Organismus Ihres Körpers ist nicht in der gehörigen Ordnung, sclische Stimmungen mögen darauf wirken. Ich habe ihn in Ihren, Namen zu heute Nachmittag bestellt. Sie werden ihn empfangen und sich, ich glaube im Namen liebender Elten,, im Namen treuer Freunde sprechen zu dürfen, seinen Vor schriften auf das pünktlichste fügen." „Wie foll ich so viel Güte, so viel Sorgfalt danken?" rief Charles, „aber ich versichere Sie, abgerechnet uner träglichen Kopfschmerz, eines stehende» Ucbcls, befinde ich mich wohl." „Ich bitte Sie, Herr Lieutenant," rief Erna, „folgen Sic dem Rath unsere» bewährten Freundes, sein Scharf blick ist unerträglich, ich selber bemerke schon seit längerer Zeit eine Veränderung in Ihrem Antlitz, die mich ängstigt — die" — Dem Strom des Gefühl» folgend, der jeden Damm der Couvcniciiz sprengte, ergriff der junge Man», un- der russischen und österreichischen Grenze in Oderschlesien liegenden Ort, die Seuche durch eine hermnstreichende Person eingeschleppt worden, welche nachweislich am 22. Mai au« dem Kreise Bendzin in Russisch-Polen anlangte und Tag» darauf Brechdurchfall bekam. Bei ihr und bet » zu 3 Familien, in denen sie sich aufaehalten hatte, gehörigen Personen wurde Cholera fcstaestellt; in 6 Fällen nahm die Erkrankung einen tödtlichen Verlauf. In Schilno, Kreis Thorn, sind 2 Weichselstromarbeiter und ein Sohn eines derselben am 1. bezw. 2. Juni ge storben ; auch hier ist die Cholera aus dem nahen Rußland durch Holzflößer auf der Weichsel eingeschleppt. Sämmtliche im vorigen Jahre m diesem Bezirk eingerichtet gewesenen ärztlichen Stromübcrwachmigs- und Kontrolstationen sind sofort wieder in Funktion gesetzt. Die Militär-Verwaltung bat hierzu bcrcilivilligst dem an die Spitze der Weichselstrom- Ueberwachung gestellten Obcrpräsidcnten der Provinz West preußen Staatsminister v. Goßler nicht weniger als 30 Sanitäts-Offiziere (Stabs- und Assistenzärzte) und eine große Anzahl von Lazareth-Gehilfen zur Disposition gestellt. Im Baufach fteben neue Spejialisirunaen kn Frag«. Zunäldst wird in Verbindung mir den übrigen Fragen der Dor bildung für di« Eüenbahnkarriere auch «Ine gesondert« Vorbildung drr Eisenbahn daudeamtrn «ewogen, di« au« einer Kombinirung von Wasserbau- und Hochbau studium bestehen dürft». Diese Sve,ialisiruug 8er Ausbildung würde, wenn sie «ndgillig beschlossen fein wird, bereilö bei dem Studium auf den technischen Hochschulen in Wirkung treten. Während ferner bisher »ine besonder« A urbildung in der Melioration-technik nicht stottfand, neigt man setz, in der eritgedaäNen Verwaltung der Auffassung zu, da« da« landwirthschaftliche Meliorationtwesen in seiner heutigen Ent wickelung Anforderungen an da« technische Können und da« Per- itändniß drr auSlübrenden Beamten stellt, wie sie ohne «ine be sonder« Schulung und praktische Vorbereitung nicht füglich erfüllt werden können. Die« gilt namentlich von dem eingehenden B-r- ständniß der Boden- und Landerkulturverhäilnisse und ihren Be stehungen ,u den» Wasserbau»bal«, ohne das eine wirklich erfolg reich« Melioratidnsivätigkeit nicht wohl renkbar ist. Zwar wir» der auf der Hochschule zu legende wissenschaftliche Unterbau für alle Zweig« der Wasserbaukund« nach wie vor der gleich« bleiben können, aber es würde sich empseblen, diejenigen Wasserbau beamten, di« im Meliorationswesen thätig sein sollen und wollen, möglich» von der Baumeisterprütung ad planmäßig und ständig in diesem Zweige der Wasserbaukunft zu verwenden. Die preußische StaatSbahnverwoltung bat sich nunmehr auch entschlossen, dem löblichen Beispiele anderer Zweig« drr Staatsverwaltung zu folgen und allen ihren abkömmlichen Beamten einen Sommerurlanb von 14 Tagcn bis 3 Wochen zur Erholung zu bewilligen. Al« abkömmlich gelten all- die jenigen Beamten, deren lausende Arbeiten während der Be urlaubung von den ondecen Beamten miterledigt werden können. Beaiute mir einer Dienstzeit bis zu 20 Fahren können 14 Tage, solch« mit einer längeren Dienstzeit 3 Wochen Urlaub erkalten, ohne daß e«, wie bisher, der Beibringung einer ärztlichen Be scheinigung von der Rothwenbigkeil einer Urlaubs«»« bedarf. * Nach einer soeben ergangenen Verfügung des preußischen Kulturminister« sollen di- Vorschulen an dendöheren L « branstalt« n «»gehen. falls ibre Unterkaliungskosten nicht durch die Schulgelder gedeckt werden. Damit würden wir tbcil- weise zu der bereit« seit langer Zeit in Bayern bestehenden Ein richtung gelangen, wo die Unterstufen der Volks- bezw. Gemeinde schulen zur Vorbereitung für alle Schüler dienten. » Die jüngst durch die Blätter gegangenen Angaben über ge- vlante Maßnahmen zum Schutz der Hallige» stellen sied al» bekümmert um der Eltern Gegenwart, die Hand des Mädchens. „Erna, Sie ängstigen sich um mich, ich bin Ihnen nicht fv ganz, ganz gleichgültig, der französische Offizier, der Besiegte errang sich einen Platz im Herzen des lieblichsten, des edelsten der deutschen Mädchen?" „Charles!" — schlnchzcnd flüchtete die erglühende Erna in die Arme der Blutter. „Ja, ein Fieber verzehrt mich," sur Charles leiden schaftlich fort, „bange Zweifel machten mich krank an Seele und Körper, aber ich brauche keinen Arzt, um zu genesen, hier, hier sei meine Heilung, zu Ernas Füßen, zu den Euren — meine Eltern!" — Wie segnend legte Berthold seine Hände auf das Haupt des Kniccndcn — „so sei willkommen, Charles, in unserem Kreise, und Du, verklärter Geist, der Du hcrnicderblickst auf diese heilige Stunde, zürne mir nicht, wenn ich einen Deiner Würdigen mit den, 'Namen be lehne, den wieder ausznsprcchcu ich nie hosscu durfte — mein Sohu." Wie so oft im Lebe» dcu erhabensten Moment eine fast komische Trivialität folgt, geschah es auch hier. Ein leises Klopfen an der Thür unterbrach den Strom der Empfindungen und beruhigte die Gefühle der kleinen Gruppe. ES war das Mädchen des Hauses, das Frau Berthold ein Paquct überbrachte und sich im nächsten Augenblick wieder entfernte. Die Züge der alten Dame verklärten sich. „Ja," sagte sie und ihre Stimme klang feierlich und tief erregt — „ja, die Geister der Geschiedenen leben fort bei ihren Lieben. Daß in diesem Augenblick eben dieses Bild in unseren Kreis gebracht wird, ich erkenne mehr darin, als den Zufall des Zweiflers. Wenn ich, seit Ich von meiner Krankheit erstanden, mich weigerte. Euch das in meinem erheblich übertrieben Heraul. Bon einer Rettung der entfernt» liegend»» Halligen mußt« leider der unuerbältnißmäßig hohen Kosten »e-en «ndgiltig Abstand genommen werden. Man mutz sich darauf beschränken, di« dem Festland« zunächst liegenden Halligen zu befestigen und durch Dimm« mit dem Festland« zu verbind«». Di« hierzu «rfordrrllch«» Vorarbeiten find bereit« ia Sange. Ausland. ^.D.v. Pest, U. Juni. Da« neueKgdinet ist wie folgt zusammengesetzt: Dr. Wekerle Präsidium und Finanzen, Szilagyi Justiz, Hieronymi Innere», Lukac« Handel, Baron Lorand Eötoves Kultus und Unterricht, Fejer- vary Landcsvertheidigung und provisorisch Ackerbau, Graf Julius Andrassi) Minister » latere, Josipowich kroatischer Minister ohne Portefeuille. Die neuen Minister Andrassi) und Eoetvoe« wurden heute beeidigt, da« ganze Kabine» wird sich morgen in beiden Häusem des Reichstag« vorstellen. >V.P.V. Pest, 12. Juni. Dos Amtsblatt ver öffentlicht ein Kaiserliches Handschreiben betreff» der Neubildung des Kabineta Wekerle sowie be treffs der Ernennung des Grafen Franz Esterhazy sen., de« Barons Siegmund Ucchtritz und des früheren Odcr- gespans von Zuber zu lebenslänglichen Mitgliedern de» Äagnatenhausc». Ebenso wird die Amtsenthebung dr» Staatssekretär« im Ministerium für Kultus und Unterricht v. Berzeviczy veröffentlicht. Ferner bringt da« Amtsblatt drei gleichlautende Kaiserliche Handschreiben, in denen die Mnistcr Graf Csaky, Gras Bethlen und Graf Tisza unter Anerkennung der mit unermüdlichem Eifer geleisteten Dienste ihrer Poste» enthoben werden. Frankreich- Der Org,nisation«au»schutz für die Weltaus stellung von 19ÜV Hal sich gestern zum ersten Mal», unter dem Vorsitz des Hinbelsininifter«, vereinigt. Der Ausschuß Hit die Klassifikationen der auszuftellenven Produkte in 17 Gruppen und 117 Klaffen angenommen. V/.T.8. Paris, 12. Imst. Die Morgenblälter äußern insgesammt eine ziemlich lebhafte Bcsorgniß über die mögltchen Konsequenzen des Todes de« Sultans von Marokko. Die französische Regierung muffe den Ereignissen sehr wachsam folgen, damit dieselben keinen Rückschlag auf Algerien auüübcn. Das „Journal des Töbats" erklärt, an der Küste von Marokko dürfe nichts ohne ein Einvernehmen mit Frankreich und ohne Mitwirkung Frankreichs geschehen. — Die nach Tanger in See gegangene Division besteht aus den Panzerschiffen „Hoche", „Neptun" und den beiden großen Kreuzern „Tage" und „Lalande". Den Befehl über die Division führt der Kontreadmiral Bourgeois. * Italien. Die Kabinetskr is e schleppt sich noch immer hin, weil Herr Crispi die Ankunft B.'ns aus Mai land abwartet, un init »hm zu bcrathrn. Brin gilt als entschiedener Gegner der auf Verminderung der natio nalen Wehrkraft abzielenden Bestrebungen, die neueste»; in d.m Marchese di Nudini einen eifrigen Anwalt gefunden haben. Dieser fordert als Preis einer Verstän digung mit Crispi eine Schmälerung der HeeresauSgaben un, 35 Millionen Lire, wovon 10 sofort, 16 binnen Jahresfrist erspart werden sollen, ferner Abstriche am Budget der Zivilvcrwaltung im Betrage von 25 Millionen; das rst ganz der Stil seiner und der Luzzattischcn Finanzrcttungs- küuste vom Jahre 1801. Außerdem schlägt er das Programm des Fünfzehnerausschusses vor: 15 Prozent. Mobilienstcuer, Erhöhung der Salz- der Erbschaftssteuer, ein Grund« Besitz befindliche Portrait unseres Gustavs zu weisen, eSgeschah nicht aus dcrwundcrlicheii Laune der Genesenden, die Ihr achtetet — ich bereitete Euch eine Ueberraschung; dieses Bild unseres Gustavs, das ich nach dem rnei.en auscrtigen ließ, sei ein Schmuck unseres Hauses; zu guter Stunde tritt cs zwischen uns — Segen spendend im Namen des Geschiedenen der Schwester, die er s„ sehr geliebt, dem neuen Bruder, der — —" Ein Aufschrei unterbrach ihre Worte, er kam äu» Charles Munde — bleich, das Antlitz von Schweiß bedeckt, lehnte der junge Offizier in seinem Sessel. DäS Ange starr ans das prachtvolle photographische Bild ge richtet, von dem, während Frau Berthold redete, die Hülle entglitte» war. „Nm GottcSwilleu," rief Erna entsetzt, „was ist Ihnen, Charles, rasch den Arzt!" Eur Wink des jungen Mannes hielt den nach Wasser eilenden Berthold zurück; „cs ist nichts," sagteermühsam, „nur ein kleiner Anfall, ich kenne das, heute Nachmittag kommt der Arzt, Dank Ihrer Güte, mit ihm will ich reden, gestatten Sie mir, Sie zu verlassen — Ruhe wird mir wohlthun." „Ich bringe Sie nach Hause," rief Berthold, „und werde bei Ihnen verweilen, Charles." „Bemühen Sie sich nicht, ich kenne diesen Zufall," brachte Charles mühsam hervor, indem er sich erhob, nur eine Stunde Schlaf, eine Stunde des Alleinsein» und alles ist vorüber, alles" — „Charles — dürfen wir beruhigt sein?" rief Erna — „täuschen Sie nicht unsere Angst?" — „Gewiß nicht, thcurc Erna, wir werden un- wieder» sehen, kein Leiden wird dann die Stunden de» höchste« Glückes trüben — leben Sic wohl — Alle — Alle." —