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Im Treibhaus Hochgewölbte Blätterkronen, Baldachine von Smaragd, Kinder ihr aus fernen Zonen, Saget mir, warum ihr klagt? Schweigend neiget ihr die Zweige, Malet Zeichen in die Luft, Und, der Leiden stummer Zeuge, Steiget aufwärts süßer Duft. Weit in sehnendem Verlangen Breitet ihr die Arme aus Und umschlinget wahnbefangen öder Leere nicht’gen Graus. Wohl, ich weiß es, arme Pflanze, Ein Geschicke teilen wir, Ob umstrahlt von Licht und Glanze, Unsre Heimat ist nicht hier! Und wie froh die Sonne scheidet Von des Tages leerem Schein, Hüllet der, der wahrhaft leidet, Sich in Schweigens Dunkel ein. Stille wird’s, ein säuselnd Weben Füllet bang den dunklen Raum: Schwere Tropfen seh’ ich schweben, An der Blätter grünem Saum. Schmerzen Sonne, weinest jeden Abend Dir die schönen Augen rot, Wenn im Meeresspiegel badend Dich erreicht der frühe Tod; Doch erstehst in alter Pracht, Glorie der düstren Welt, Du am Morgen neu erwacht, Wie ein stolzer Siegesheld! Ach, wie sollte ich da klagen, Wie, mein Herz, so schwer dich sehn, Muß die Sonne selbst verzagen, Muß die Sonne untergehn? Und gebieret Tod nur Leben, Geben Schmerzen Wonnen nur: O wie dank’ ich, daß gegeben Solche Schmerzen mir Natur! Träume Sag’, welch’ wunderbare Träume Halten meinen Sinn umfangen, Daß sie nicht wie leere Schäume Sind in ödes Nichts vergangen? Träume, die in jeder Stunde, Jedem Tage schöner blühn Und mit ihrer Himmelskunde Selig durchs Gemüte ziehn? Träume, die wie hehre Strahlen In die Seele sich versenken, Dort ein ewig Bild zu malen: All-Vergessen, Ein-Gedenken! Träume, wie wenn Frühlingssonne Aus dem Schnee die Blüten küßt, Daß zu nie geahnter Wonne Sie der neue Tag begrüßt. Daß sie wachsen, daß sie blühen, Träumend spenden ihren Duft, Sanft an deiner Brust verglühen, Und dann sinken in die Gruft. Siegfried-Idyll. »Es war Dein opfermutig hehrer Wille, Der meinem Werk die Werdestätte fand, Von Dir geweiht zu weltentrückter Stille, Wo es nun wuchs und kräftig uns erstand, Die Heldenwelt uns zaubernd zum Idylle, Uraltes Fern zu trautem Heimatland. Erscholl ein Ruf da froh in meine Weisen: »Ein Sohn ist da«! - der mußte Siegfried heißen. Für ihn und Dich dürft’ ich in Tönen danken, Wie gäb’ es Liebestaten holdren Lohn? Sie hegten wir in unsres Heimes Schranken, Die stille Freude, die hier ward zum Ton. Die sich uns treu erwiesen ohne Wanken, So Siegfried hold, wie freundlich unsrem Sohn, Mit Deiner Huld sei ihnen jetzt erschlossen, Was sonst als tönend Glück wir still genossen.«