ACHTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, 15. DEZEMBER 1932, 7V. UHR Dirigent: Bruno Walter * ERSTER TEIL In der Natur. Fünf Chöre für Sopran, Alt, Tenor und Baß (op. 63) von Anton Dvorak (1841 — 1904), vorgetragen vom Thomanerchor. 1. Es zog manch Lied Es zog manch Lied ins Herz mir ein, Von wannen weiß ich nicht zu sagen, Fragst du die taubeglänzte Flur, Woher die Halme Penen tragen? Rings duftet neuerblühtes Leben, Bald fühl’ ich Wonne, fühl’ ich Lust, Bald Wehmut mir die Brust erbeben. Der Tau erstand im Mondenschein, Und aus dem Herzen quillt der Born der Lieder: Drin strömen Freud’ dahin und Leid, Und neuer Morgen kehret wieder. 2. Im Haine hört das Abendläuten Im Haine hört das Abendläuten, Der Vöglein Sang schon leis verklingend, Des fernen Kuckuck neckend Rufen, Die Nachtigall von Liebe singend. Der linde West durchrauscht die Zweige, Betaut von feuchtem Perlenkranze, Rings prangt der Wald vom Monden silber, Umwebt mit tausendfachem Glanze. Bald träumen Halme, träumen Blumen, In Baumeswipfeln hangen Träume, Nur Rehlein wacht noch, daß im Taue Es Bad und Nachttrunk nicht versäume. Dann schlummert’s auch, die Vöglein schlummern, Nachtigall läßt allein sich hören, Ihr Liebeslied, das sanfte Flöten Wird Schläfer nicht noch Träumer wecken. Drauf schweigt auch sie. Nun ruhen alle, Und Nacht bedeckt mit dunklem Schleier Den Hain und drinnen jeglich Leben, Das ist des Waldes Abendfeier.