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eine neue Verbindung zwischen Gewandhaus und Thomas-Kantorat. Waren Hiller und Schicht zuerst Musikdirektoren am Gewandhaus gewesen und später Kantoren zu St. Thomae, so können wir jetzt auf den Thomaskantor Karl Straube, unseren bewährten Freund und Berater, dessen alljährliches Erscheinen mit seinen auch diese Feier verschönenden Alumnen im Gewandhaus jedesmal freudigst begrüßt wird, als Leiter zweier Gewandhaus-Chorkonzerte rechnen, die ehedem vom Gewand haus-Kapellmeister einstudiert und dirigiert wurden. Eine von der Chorvereinigung anläßlich Karl Straubes 25 jährigem Leipziger Jubiläum geschenkte Büste von Albrecht Leistner ziert unsere Wandelhalle. Unfern dieses Kunstwerkes befinden sich andere, ebenfalls von treuen Freunden des Gewandhauses gestiftete Porträtbüsten, wie die von Liszt, Grieg, Tschaikowsky, Brahms, Bruckner und anderen. Ferner eherne Tafeln mit den Namen der Wohltäter für den Orchester- Pensionsfonds sowie anderer hochherziger Stifter und von anderen Männern, deren aller heute in Dankbarkeit gedacht sei; so des Begründers unserer Konzerte, des Bürgermeisters Müller und späterer hochverdienter Mitglieder der Gewandhaus- Konzertdirektion, die sich uneigennützig dem Gewandhaus gewidmet, ihm in Hingabe an ihr Ehrenamt Liebe und Anhänglichkeit bewiesen haben und im Bewußtsein ihrer freiwillig übernommenen Verpflichtungen treue Hüter und Pfleger des von den Vor fahren übernommenen edlen Gutes gewesen sind. In erster Linie nenne ich: Jakob Bernhard Limburger, Heinrich Dörrien, Heinrich Konrad Schleinitz, Adolf Keil, Paul Bernhard Limburger, Otto Fr. Günther, Carl Lampe-Vischer, Heinrich Flinsch, Adolf Geibel, William Göhring, Hugo von Stieglitz und Reinhold Anschütz. Wenn im Rahmen dieses Rückblickes berühmte Namen von Dirigenten, Komponisten und Solisten genannt werden, so ist mit gleichem Recht auch der Leistungen des Orchesters zu gedenken. So mögen mit allem Nachdruck die Verdienste dieser Künstlerschar der aufeinanderfolgenden Generationen, insbesondere der jetzigen, volle Würdigung und hohe Anerkennung finden. Trotz des anstrengenden Theater dienstes, dem sich der Kern des Stadtorchesters zu unterziehen hat, nimmt das Gewandhaus-Orchester unter den deutschen und ausländischen Konzertorchestern den höchsten Rang ein, wie gelegentlich der Reisen unter Nikisch und Furtwängler und ganz besonders gelegentlich der letzten unter Bruno Walter wieder allgemein anerkannt wurde. Nie würden unsere Konzerte ihren Ruf erlangt, nie ihn gewahrt haben, wenn wir uns nicht eines solchen Orchesters rühmen könnten; dieses Orchesters, das den zu Weltruhm gelangten Julius Klengel — wir sehen den verehrten Künstler zu unserer Freude in unserer Mitte — mit Stolz den Seinen nennen durfte 50 Jahre hindurch und ebenfalls 50 Jahre hindurch seinen Großvater Moritz Klengel, den Pultgenossen Ferdinand Davids, der einst als Kreuz schüler von Dresden zu Fuß nach Leipzig gewandert war, um im Gewandhaus öffent lich aufzutreten. Wir rühmen uns dieses Orchesters, dessen Führer Bayreuth mehr mals und noch letzthin an die Spitze seines Festspiel-Orchesters gestellt hat. Die Kammermusik in diesen Rückblick einzubeziehen muß ich mir versagen; es sei aber des Gewandhaus-Quartetts gedacht, das unter Edgar Wollgandts Führung