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»Ger» hätte tch Ähre Einladung, mich noch schnei an Ihrem Lisch durch eine Taffe KcHe« zu stärken, ebenfalls angenommen, Herr Hilgard. «der einmal wartet das Dienstauto noch am Fuße der Berge auf mich, und dann ruft mich auch eine dienstliche Besprechung nach dem Prä sidium »»rück. — Sie, Herr Wenger», können ganz außer Sorge sein: von dem heutigen Vorkommnis wird Ihrem Wunsche gemäß nichts in die Presse gelangen, dafür ver bürge tch mich. — Ich empfehle mich, meine Herrschasten!" Di« Unterhaltung unter den Zurückbleibenden wurde, nachdem man erst etwa» warm mit einander geworden war, sehr bald lebhaft und ungezwungen. „Run sind Sie also doch hinter mein Geheimnis gekom- men, Herr Wenger»/ meinte Lore Hilgard im Laufe des Gesprächs. »Vst genug merkte ich, wie gern Sie herausge bracht hätten, was für einen Beruf ich habe, «der ich wollt« von der Tatsache, daß ich für die erst kurze Zeit bestehende Filmfabrik meines Bruders gelegentlich als Darstellerin tätig wär, möglichst wenig in die Hfentlichkeit gelangen zu lassen viele Herren sehen ja auch heutzutage noch in einer Schauspielerin — ich hab« tatsächlich eine Theaterschule besticht, bin allerdings noch nie an einer Bühne angKellt gewesen — «in gesellschäftltch nicht gleichberechtig tes Wesen, der gegenüber man die üblichen Umgangsformen weniger streng zu beachten braucht. Und dieser Minderem- fchätzung metner Person und ihren unter Umständen recht störenden Folgeerscheinungen wollte ich entgehen.' Trust Wenger» fiel förmlich ein Stein vom Herzen. Also Lore hatte noch keine Anstellung an einem Theater gehabt und war auch nur bei der Aufnahme einiger Films betelligt gewesen! Wenn diese Film» nun noch nicht in den Handel gebrächt waren, was man eigentlich annehmen konnte, da di« Fabrik noch »richt lange bestand, so würde er sie ihrem Bruder einfach abkaufen und vernichten. Lus den Preis sollte es ihm nicht ankommen. Damit wären ja dann die schwersten seiner Bedenken gegen diese Heirat beseitigt! Je denfalls mußte er sich über diesen letzten Punkt baldigst Ge- wtßhett verschaffen. Hierzu bot sich ihm die beste Gelegenheit bei dem Spa ziergang, den man nach dem Kaffee am Seeufer entlang un ternahm. Geschickt verstand er es, mit Lore immer mehr zurückzubleiben. Und als er wett und breü keinen Beobach ter mchr zu fürchten brauchte, verschaffte er sich diese Gewiß heit so gründlich, daß er seiner Mutter, der verwitweten Steuerrätin, noch an demselben Abend feine Verlobung mit Lore Hilgard Mitteilen, konnte. Inwieweit das Eifersucht»- drama bei dem glücklichen Abschluß dieses Lebensromans mttaehossen hatte, das blieb für alle Zetten auf Wunsch des Brimtigams strenges Geheimnis der wenigen Tingewechten. Unterwasierschallfignale. von Direktor Professor Dr. Schulze-Lübeck. Auf dem letzten Seeschiffahrtstag« in Bremen fiel das Dort: „technische Ortsbestimmung statt astronomischer Ra- oigierung'. Bisher habe man den Kurs de« Schiffes über den ofcchlosen Ozean nach dem Magnetkompaß gewählt. Das Schiffsessen, aus dem alle großen Ozeanschiffe heute wlchl ousnahmslo» erbaut sind, lenkt die Magnetnadel ab. Aus diesem Grunde hatte die Technik schon den Kreiselkompaß er sonnen. Man war dadurch vom Magnetismus und seinen Störungen unabhängig geworden. Strömungen, ost unbe kannter Art, „versetzen das Schiff, so daß man im Nebel bei Ansteuerung von Land über das „Besteck' unsicher wur, de. Feuerschiffe und Leuchttürme hat inan deshalb mit Glocken, Sirenen oder Kanonen ausgerüstet, durch deren aku stische SignÄe annähernde Schiffe zeitig gewarnt werden. Ts zeigte sich, daß das menschliche Ohr die Schallrichtung ost nur sehr unscharf bestimmen und dadurch den Abstand und Kurs nur ungenau angeben konnte. Das Wasser überträgt Schallwellen rascher als die Lust; man machte daher Ver suche, unter Wässer versenkte Glocken ertönen uiü» ihre er- zeugten Schallwellen durch geeignete Apparate auffangen zu kaffen. Die soeben durch Brand geschädigten Atlaswerke in Bremen haben den Teilnehmern des Seeschiffahrtstaaes einen eingehenden Experimentalvortrag über derartige In strumente hätten lassen. Auch die Signatgesellschaft in Kiel (Werk Ravensberg) baut solche Apparate, die den Schiffen ermöglichen, durch geeignete „Empfänger" die von kräftigen „Gebern hervorgebrachten Schallwellen aufzunehmen. Schon ISsiV hatte Beudant Bestimmungen über da» vmchat- ten des Schalle« im Wasser gemacht; 1W8 unternahmen TN« ladon und Sturm im Genfer See systematische versuche «Nit tel» besonders für dies« Zwecke angefertigter Glocken. Sie stellten die Schallgeschwnüttgkett im Wässer zu IM» Meter in der Sekunde fest. INS erreichten sie mittels einer LOü Kilogramm schweren Kirchenglocke eine Reichweite von Ak Kilometern. Obwichl sie bereit» die praktische Ausnutzungs möglichkeit dieser Beobachtungen für die Seeschiffahrt er kannt hatten, kam es doch nicht zu einer Anwendung für di« Praxi». Erst vanars, ein französischer Offizier, hat sich mit praktischen Versuchen abgegeben; die Amerikaner haben tt»ä- ter diese Proben fortgesejst. Man versenkte Unterwasser- alocken und schlug sie durch pneumatischen oder elektrischen Antrieb an. Di« Empfänger wurden an jeder Seite de» Bu ges (Vorderteil de« Schiffes) unter Wasser an die inne« Bordwand angedrückt urch mit Müssigkeit gefüllt; die in die sen Wasserkästen hängenden Empfänger bestärken wiederum aus' wasserdichten, mit Lust gefüllten Metallkapseln. Ba- narss Versuche hatten schon gezeigt, daß der Schall durch eine Waich, die von beiden Setten mit Wasser umgebe« ist, ohne zu große Schwächung htndurchgeht. Die sich demnach durch die Schiffswand forssetzenden Schmsschwingungen wer den auf der Innenseite einer Membrane, der Kapsel von einem Mikrophon ausgenommen. Bon diesem führen Lei- tungsdräht« zu der Horchstation auf der Kommandobrücke. Hört man nun das linke (vockwch) Vugmikrvzchon besser als das rechte, ist man in der Lage zu beurteilen, ob man den anzusteuernden Punkt mehr link» oder recht» hat. Hört inan die Signale in beiden Mikrophonen gleich deutlich, so liegt der Abgabeort rechts voraus. Die Signal-Gesellschast, ein Tochterinstttut der Fa. Neufeldt L Kuhicke in Kiel, hat sich seit dem Iah« 1908 mit der Verbesserung dieser Unter- wafferschallsignale beschäftig und in den Kriegsjähren na turgemäß zumeist für di« Kriegsmarine gearbeitet. Um dte Fruchte ihrer Laboratoriumsversuche besser m natur» au»- vroben zu können, errichtete sie am Plöner See eine Ver suchsstation. Man kann auf seiner 10 Kilometer langen bi» 68 Meter Tiefe erreichenden Wasserfläche den prccktischen Verhältnissen möglichst nahe kommen und arbeitet dort eistig an der Vervollkommnung des Problems, da» man heute den Bedürfnissen der Handelsflotte anzupaffen bestrebt ist. Ein Besuch der Einrichtungen ist lohnend und zeigt dem Fach mann jetzt recht deutlich, wie wett man unser« U-Voote mit Derständrgungsmitteln bei der Unterwasserfahrt ausgerüstet hatte. Was wir während -es Krieges nicht erfahren durf ten, können wir auf dem Versuchsstände in Plön heute selber ausprobteren, nämlich, wie man sich unter Wasser durch da» Morse-ABC gegenseitige Mittellungen machen, wie man durch ganz genial erdachte und wiederum einfache Instru mente die Richtung der zu uns gelangenden Schallwelle auf wenige Grade genau bestimmen und vermittels der Geräusch- Horcb^Apparate auf die drohende Gefahr aufmerksam wer den tonnte. ' - Allerlei. Vssss«» Luftpost in vergangenen Zett«. Heredot erzählt uns uin» Jahr 450 vor Christus, daß Artabazos, ein persischer Heerführer vor der Stadt Potidäa mit einem Manne, der die Stadt verraten wollte, auf dem Luftwege Briefe wechselte: „Sie wickelten den Brief um den Kerb eines Pfeiles also, daß er dem Pfeil als Befiederung diente, und schossen den Well nach einem verabredeten Ort. Zufällig wurde aber ein Soldat von einem solchen Briefpfell an der Schulter verwundet, „und es versammelte sich viel Volk um ihn, wie es im Kriege zu geschehen pflegt. Sie nah men den Pfeil, und wie sie den Brief gewcchr wurden, tru gen sie ihn zum Obersten . . ." Lus dem Mittelatter ist uns eine prächtige Malerei de« Briefschießens aus der berühm ten Großen Heidelberger Ltederhändschrift (der sogenannten Mannessischen Handschrift) etwa aus dem Jahre 1320 be kannt. Tine Maid, die auf einem Buraturm steht, wechselt mit ihrem Liebhaber, der unten an der Mauer kauert, einen Brief, der an einem Pfeil angebunden ist. Ale Karl der Kühne die Festung Neuß im Jahre 1475 schwer belagerte, kam«,» die Kölner den Neußern zu Hisse, und seit dem 21. April jenes Jahres wechsetten die Kölner und die Neußer hohle Geschützkugeln miteinander, in denen Briefe verbor gen waren. Das Kölner Stadtarchiv besitzt noch di« vrigi-