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H. o. Gilm. MSrzveilch« Dunkler als des Himmels Bläue, Duftender als Rosmarin, Schaut das Veilchen, das getreue Aus dem ersten Wiesengrun. Stolz und prahlend buhlt die Rose Dort in jenem Morgenwind, Doch das Veilchen birgt im Moose Sich wie ein geängstigt Kind. Denn von allen Eck' und Enden Geht » hinaus auf sein' Fang — Ach, und vor gewissen Händen Äst ihm unaussprechlich bang. er hatte etwas an sich, was ihn den ihm das Leben dadurch zur Hölle machten, daß sie gerude M seine Stunden als ein bevorzugtes Erholungsstündchen jau-'W sahen, und was die Erwachsenen abhielt, ihm ein hartes-W Dort zu sagen. Etwas kirchlich Vertrauendes, Unschuld^«» M lag in seinem Greisenalter, etwas freundlich Sanfter in Kn M graublauen Augen, welche we Welt anblickten, cüs ob es H darin nicht Böses gäbe, als ob er sich nicht dreißig Jotzre H lang mit kärglicher Besoldung geplagt und gequält hätte. Seine Frau war ihm jung gestorben, dann «in Kbw, ein Junge von drei Jahren. Von diesem Augenblick an drehte sich sein ganzes Leben, all seine Freude urch Archst, feine Gedanken, Sorgen und Hoffnungen um seinen nun Z noch einzigen Sohn. Ihm widmete Rod« seine ganze st«« Zeit und machte alle seine kindlichen Liebhabereien und I Spiele fröhlich mit. Als Evert heramvuchs, wurden sie unzertrennliche Käme- roden, innig aneinandergekettet, beide mit demselben liebe- vollen Empfinden, derselben gefügigen freundschaftlichen H Fröhlichkeit. Kaum war Evert 14 Jechre alt, als er sei»«» Vater um Kopfeslänge überragte und wie selbstverständlich ' wurde er als der Stärkere auch sehr bald der Beschützer fei nes Vaters. „Wenn ich nur erst einmal genug verdiene, dann achst du aber von der langwelligen Schule ab und brauchst nutzt» niehr zu tun, den ganzen Tag über nichts", pflegte er zu sagen ! Denn schüttelte Roos lachend den Kopf; aber inneelich 2 sirahlte er und in der Schule erzählte er beglückt wie be- « sorgt sein Junge immer um ihn war, und wie bemüht, ihm > das Leben angenehm zu machen. Everts Wunsch, zur See ! zu gehen, war für Roos der erste Kummer. Er war fhr nichts sicheres zugänglich, davon träumte er Tag und Rächt. „Ich werde schon dafür sorgen, daß ich bach Steuermann : werde! Uird wenn ich dann Kapitän bin! Wie würdest du « das finden, Vater!" Roos gab nach. Tapfer verbarg er vor Evert den schweren Kampf, den es ihn kostete, seine eigenen Wünsche ' zum Opfer bringen zu müssen, und der Jüngling bezog die Marineschule, ohne daß ein Schatten von dem inneikich ge- i tragenen Kummer des Vaters auf seine eigene sonnige Fröh lichkeit fiel. ... ' „Es ist hart für den alten Roos, seinen einzigen Sohn . zur See gehen zu lassen", hieß es in der Schute. Z Roos beklagte sich nicht. Wenn man mit ihm darüber ' sprach, schüttelte er mit einem schmerzlichen Zug im Gesicht den Kopf, und niemand wußte, was die Trennung von Evert für ihn bedeutete, was die langen, endlosen Abende kür ihn waren, die er nun allein in seinem einsamen Zimmer ? verbringen mutzte. Ader langsam gewöhnte er. sschdnean, ; nur noch in Gedanken auf die Ferien zu leben, und da wa- ! ren dann doppelt glückliche Zeiten, wenn der Junge ihmuon Sein Stolz. Tine holländ, Geschichte von Robert Wendlandl. (Nachdruck verboten.) „Roos, hoben Sie daran gedacht, die Liste abzugeben?" Er stand still, den bleichen kleinen Kopf mit den dichten grauen Haaren vornübergebeugt, in den sanftmütigen blauen Augen einen beinahe vorwurfsvollen schmerzlichen Ausdruck. ,T>ie Liste? — Die Liste?" Di« anderen Lehrer standen im Flur beieinander; er j sah sie an, indem er den Blick langsam von einem zum an dern wandte, und war ängstlich bemüht, seine Gedanken auf die Frage zu richten. ! „Die Liste? — Ach, nein! — Ich werde sie holen." „Lassen Sie nur, Roos; ich werde sie mir gelegentlich einmal mitnehmen", sagte der andere mitleidig. Er nickte i leise, etwas wie Dankbarkeit im Blick; dann ging er weiter. ! Die anderen sahen noch, wie er mit gebeugtem Rücken, i als trüge er zu schwer an seiner Last, langsam im Flur da- j hinschritt. „Mit dem alten Roos steht es schlecht; der macht es nicht mehr lange", meinten sie. ! Und noch lange sprachen sie mitleidig über den Fall, der in der Schule Aufsehen erregt hatte. Der alte Roos, der, der seinen einzigen Sohn auf der See verloren hat. — Jeder an der Schule kannte seine Ge- ! schichte. < „Der alte Roos", so hieß er schon vor dreißig Jahren, ! da er als Lehrer an die Schule kam, und damals war er doch erst 32 Jahre alt. Auch war er seitdem immer derselbe geblieben. Nur wenig verändert war der saubere, alte, keine Herr, dessen ganze äußere Erscheinung etwas peinlich Or dentliches hatte. In -er Schule war er allgemein beliebt und geachtet, halb bemitleidet» obwohl er seine Klasse nie recht in Ord- i „„ . nung hatten konnte und sein Unterricht darunter litt. Aber , seinem Leben dort alle* erzählte, von den Vielen Freude«, KörmtWAei «r.12. A.WY1M