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DerSäMjeLrMer TageöLtt firrMsthoftwerda Aleukirch und Almgegend Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. Dicht verbreitet itt allen Volksschichten. Der Sächsische Erzähl« ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- «LN Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage , Frau machungen der Amtshauptmannschast, des Arbeitsgerichts und de» Haupt- «Vl und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iugendpost. Dmck und D«latz -ollamt» zu Bautzen, des Amtsgericht», de» Finanzamt», der Schulinspektion von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischof»w«rda. — Postscheckkonto AM und de» Stadttat» zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Drem^Rr, 1521. GemeindeveckandsgiroKasse Bischofswerda Konto Rr. 64 Erscheinungsweise- Jeden Werktag abend, für den folgende« Tag. Bezugspreis für di, Zeit «ine» halben Monat«: Frei in» Jan, halbmonatlich Mk. 1.M, beim «bholen tn der Geschöftsstell« wöchentlich SV Pfg. Einzelnummer 10 Pfa. (Sonnabend- und Sonntagsnummer IS Pfg.) Jernsorecher Am« Bischofswerda Nr. <44 und 44S Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung des Betrieb,« der Zeitung oder der BefSrderungseinrlch- tunaen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Anzeigenpreis (in Reichsmark): Li« 44 wm breit« einspaltig« Millimeter-,il« 10 Pfg, örtliche Anzeigen 8 Pfg, Sm LeAell 8« V0 nun breite Milllmeterzell« SV Pfg. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Püitzen kein« Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. m Nr. 221 Donnerstag, den 20. September 1028. 83. Jahrgang „Graf Zeppelins" erste Fahrt. schien er wieder über dem werfigeläude, ging bi« auf 200 Meter herunter und warf dann au, der Lugluk« Avkerfes- sein, an denen er dann langsam zur Erd« gezogen wurde. Er wird nun vorsichtig zur Halle hiuübergeführt. Tagesschau. » va» Luftschiff „Gras Zqrpelin" ist am Dienstagnachmittag .1.25 Uhr zu seiner ersten Werkstättensahrt aufgestiegen und nach einer erfolgreichen Fahrt um 6.48 Uhr wieder glatt gelandet. * Reichspräsident von Hindenburg traf am Dienstag, von Ratibor und Lubowih kommend, in Breslau ein, wo ihm von der Bevölkerung ein begeisterter Empfang bereitet wurde. Zn einer offiziösen Mitteilung wird milgeteilt, daß da« Reichskablnett die Haltung des Reichskanzler» und der deutschen Delegation einstimmig gebilligt habe. Die bayrische Skaaksregierung hat an Reichskanzler Müller das Ersuchen gerichtet, zum Zwecke der Informatton und Aus sprache über die Ergebnisse der Genfer Besprechungen über die Rheinlandsräumung, dle Staats- und Ministerpräsidenten d:c Länder zu einer Besprechung noch Berlin zu berufen. * Der Chef der Marineleitung, Admiral Zenker, hat feil Rücktrittsgesuch eingereicht, das genehmigt worden ist. Al» Nach folger ist der bisherige Ehef der Marinestreltkräfte der Ostsee, Vizeadmiral vr. li. o. Raedcr in Aussicht genommen. Admir.'l Zenker hat der Marine 39 Jahre angehört. * Vie Zahl der Todesopfer der Sturmkatastrophe in Amerika wird auf 1300 geschätzt. Das Sturmzentrum liegt heut« in Georgia, jedoch hat die Windstärke abgenommen. ") Ausführliche» an anderer Stelle. Friedrichshafen in Erwartung. Friedrichshafen, 18. Sept. (Dom Sonderberichterstatter des WTB.) In Erwartung des Aufstieges des Luftschiffes drängt sich heute vormittag eine große Menschenmenge vor dem Außentor der Zeppelinwerst. Einheimische und Touristen, di« die klein« Stadt seit Tagen überfüllen, richten ihre Blicke unverwandt nach der großen Halle. Aber noch ist es nicht so weit. Die Wetterleute sind zufrieden, Hoch es wird noch eine Weile dauern, bis der Bodenwind sich mehr gelegt hat. Heute morgen war er 6 Sekundenmeter stark, setzt hat er noch 3 bis 4 Meter. Er hat sich etwas gedreht, so daß er nunmehr seitwärts auf die Halle stößt. Das ist nicht schön, hat aber immerhin einen Borteil. Auf den: kleinen Platz läßt sich das Schiff nämlich nur schwer um seine Spitze drehen, ohne gegen einig« Baracken gegenüber der Halle an- zustoßen. Es muß deshalb um einen Punkt bewegt werden, der etwa in feiner Mitte liegt. Dieses Manöver wird durch den jetzigen Wind unterstützt, nur darf er nicht zu stark sein. Deshalb wartet man. Inzwischen stattet man dem „Gras Zeppelin" noch einen kurzen Besuch in der Halle ab. Unter dem Schiff stehen einige Herren der Besatzung. Man freut sich, daß es nun doch losgeyen soll. Oben, auf hohen Leitern, malen Anstreicher in großen Strichen noch die amtlichen Zu lassungszeichen auf den Rumpf: „D. Z. 127". Währenddes- sen hängt der Graf Zeppelin mit majestätischer Ruhe in den Drähten und Laufkatzen. Um die Mittagszeit sind auf der Werft alle Vorberei tungen getroffen, so daß der „Graf Zeppelin" jeden Augen blick ins Freie geführt werden kann. Das Riesentor der Hall« steht offen. Di« Motoren haben noch einen kurzen Probe lauf gemacht. Haltemannschaften sind zur Stelle. Die Mann- schäft wartet auf den Befehl zum Aufsteiger:. Dieser Be fehl zögert sich aber immer weiter hinaus, da di« Führung angesichts des großen Risikos immer noch «ine Verminde rung des Windes abwartet. Von Zeit zu Zeit werden r eue Windmessungen vorgenommen und Dr. Eckener berät mit einen beiden Mitarbeitern Lehmann und Flemming, den tellvertretenden Kommandanten des Schiffes. Man spricht >aoon, daß das Schiff schlimmstenfalls heute nur aus der Halle gebracht werden soll, um eventuell dann morgen früh gleich aufsteigen zu können. Gelingt es aber, das Schiff heute nach rechtzeitig aus der Halle zu bringen, daß «ine wenn auch nur kurze Fahrt vor Anbruch der Dunkelheit möglich ist, so wird es auch aufsteigen. Der Platz vor der Hall« ist um säumt von riesigen Menschenmassen, die sehnlichst diesen Augenblick erwarten. Der erste Aufstieg. Um 3 Uhr hat sich der Wind so weit gelegt, daß man weiß, jetzt wird der Graf Zeppelin auffteigen. Dr. Eckener gibt Befehl, das Tor ganz aufzudrehen und den Zaun vor der Halle umzulegen. Hundert« von Händen greifen zu, di« Halle weitet sich, so daß man, da das volle Licht eindringt, jetzt die gigantische Größe des Schiffes erkennt. Die Schienen, auf denen di« Laustatzen den Zeppelin halten, werden durch Einlegung von Verbindungsstück«« bi« auf den Platz hinaus verlängert. Neue Kolonnenarbeiter treten an; die Fäuste, die dieses Werk mitgeschaffen, ergreifen die Halteseile, die sich von der Gondel und den Seiten aus fächer- förmig nach allen Richtungen straffen. Man kann alle dies« Vorbereitungen, die außergewöhnlich fieberhaft vor sich gehen, und doch vorher genau festgelegt waren, nicht ohne innere Erregung beobachten. Nur Dr. Eckener geht mtt der gewohnten, unbewegten Ruhe umher, gibt hier ein Kom mando, nimmt dort ein« Meldung entgegen; dann vor dem Schiff noch «ine kurze Führerbesprechung. Dr. Eckener hat seine Mitarbeiter um sich gesammelt und entwickelt ihnen in großen Zügen seinen Marschplan. Nun werden die Sand säcke abgehängt, die Motorengondeln sind schon besetzt. Dann besteigt auch die Besatzung das Schiff — als letzter Dr. Ecke ner. Kommando: Alles loslasfen an der Gon del! Festhalten! Die Holzböck«, auf denen die Gon del ruhte, fallen: das Schiff schwebt nun frei über dem Erd- boden. Der Ballast wird ausprobiert. Auf ein neues Kom mando hebt sich der Bug de« Schiffer; von achtern wird Zu fluß von Wasserballast verlangt — dann liegt das Schiff wie der ruhig, «» i st ausbalanciert. Einer der Anderen Motoren springt an, dann wieder Still«: Das Schiff ist klar. Am 3.2S Ühr kommt der Marschbefehl. Die Ar beiter sehen sich ia Bewegung und ziehen den riesigen Leib langsam au» der Halle heraus, wieder springt ein Propel ler an nnd drückt nach. Einige Miauten später hat sich das Schiff im Freien schon nach link» gedreht; das Manöver geht vollkommen glatt. Dar Schiff läßt wasftrballast ab, dle Ma- schiaentelegraphen beginnen zu arbeiten und geben das Zei chen zum Anlauf. Kommando: Los! Alle Vropäler springen an und da» SOff bebt flch unter brausenden Hochrufen einer unübersehbaren Menschenmenge ia lang samer Fahrt nach Westen. Das große wert ist ge- lungen, und das deutsche Volk hat wieder seinen Zeppelin. Das Luftschiff unterwegs. Graf Zeppelin erschien um 4 Uhr nachmittags, von Lin dau kommend, in ruhigem Fluge über der Bregenzer Bucht und fuhr in Ver Richtung gegen di« Schweizer Grenze wei ter. Vier Flugzeuge begleiteten den Grafen Zeppelin auf dem ersten Flug. In den Straßen der Stadt sammelten sich die Leute, um das Luftschiff zu bewundern. Da« Luftschiff fährt weiter. Nachricht von der Fahrt de» Zeppelin. Im Mrenden Luftschiff sind offenbar alle Arbeiten, die sich auf Vermessungen und Proben erstrecken, im vollen Gange. Schon bald nach dem Ausstieg nahm die Funk station de« Schiffes die Verbindung mtt der Erde auf; sie teilte mit, daß das Luftschiff um 4.48 Uhr über Konstanz war. Schon wenige Minuten später ober erscheint der Graf Zeppelin erneut über Friedrichshafen. Er zieht über dem Fluggelände große Kreise und entfernt sich dann wieder in der Richtung zum Bodensee. Bier Flugzeuge begleiten ihn. Farrdmrgsvorberettrrnsen In Friedrichshafen. Dr. Eckener und die Besatzung de» Luftschiffe» warben bet der Landarm lebhaft begrüßt, namentlich Gras Bran denstein und seine Gattin, dle Tochter de» Grafen Aqwelln sprachen dem Führer des Luftschiffe, ihre herzlichste« Glück wünsche au». Um 19.50 Uhr war da» Schiff sicher la der Halle geborgen und zwar wurde es mit de« Lug zu- erst hlneiagefithrl, so daß e» also dieselbe Lage Hal, wie vor her. Der Grund liegt darin, daß man mit westlichen win den rechnet. Za der Abenddämmerung bot da» erleuchtete Luftschiff in seinem riesigen Ausmaße gegen den Himmel einen phantastischen Anblick, bi« es langsam tu der Halle verschwqnd. Glanzendes Ergebnis der Probefahrt. Friedrichshafen, 18. Sept. (Vom Sonderberichterstatter des WTB.) Gleich nach der Landung erklärte Dr. Eckener dem Sonderberichterstatter de» WTV. in einer Unterredung, daß die Fahrt ausgezeichnet verlaufen und er mit de« Schiff sehr zufrieden sei. ver „Graf Zeppelin" habe alle» gehalten, was er versprochen und was man von ihm erwartet habe. Zn mancher Beziehung habe er die Erwartungen sogar über troffen. So hat die heutige Fahrt schon gezeigt, daß da» Sststff ohne Anstrengung ans eine Marschgeschwindigkeit von 120 Kilometer zu bringen ist. Jedenfalls ist e» noch schnel ler als der I. R. 3. Die Geschwindigkeit wurde aus der übliche» Meßstrecke Friedrichshafen—Sohlen (Hel Ravens burg) erprobt. Diese Strecke, die ö 700 Meter lang tfh wurde zweimal durchfahren. Dabei hak flch auch die Manövrier fähigkeit de» Schiffe» glänzend gezeigt. Höhen- und Seiten steuer funktionierten hervorragend, namentlich haben aber auch die Maschinen tadello» gearbeitet, dabei hob Dr. Eckener besonder, hervor, daß sie bei der Umstellung auf Rückwärts- fahrt feine Erwartungen gerechtfertigt hätten. Desandere Aufmerksamkeit wurde naturgemäß der Durchlüftung de» Schiffe» zugewaudt, da ja bei der Versuchsanstalt für Luft- fahrt Bedenken wegen de» Triebgase» bestanden. Vr. Ecke ner erklärt, daß die Lüftung allen Ansprüchen tu volle« Maße genüge, so daß er hoff«, daß diese Bedenken flch durch praktische Erprobung überwinden lasten. Die Ventile habe« so gut funktioniert, sagte Dr. Eckener scherzend, daß ich ßa- schlöflea habe» im Schiff einen Luftkurort ein,«richten. An« Schluß betonte vr. Eckener noch, dle Landung sel dadurch verzögert worden, daß die Fangleinen zu kur, gewesen seien, und daß er gerade bei« ersten Male eine schöne Landung habe zeigen wollen. Das Mrteil b<s Ksmmimpilmten der „Kos Angeles". Friedrichshafen, 18. Sept. Der Kommandant der „Los Angeles", des früheren Z. R. S, Commander Roserckahl, hatte die Freundlichkeit, dem Sonderberichterstatter de» W. T. D. seinen Eindruck von der ersten Fahrt de» Grafen Zep- petin" zu schildern: „Ich habe Hern Dr. Eckener", sagte er, „von Herzen gratuliert. Wenn Dr. Eckener über den Erfolg de, heutigen Tage« glücklich ist, so hat er durchaus da» Recht dazu. Das Schiff war tn seinen Manövern wundervoll. Es war «in hervorragender Aufstieg, allerdlng« ist di« Landung schwierig; das liegt eben an den hiesigen Platzverhältnissen. Schiff und Mannschaften zusammen er- gaben ein vortreffliches Ganzes. Iedenfcckls ist der heutige Tag von großer Bedeutung für die Luftfahrt der ganzen Welt gewesen." Friedrichshafen, 18. Sept, vom Sonderberichterstatter des W. T. B. Um 6.20 Uhr zog Graf Zeppelin noch einmal eine große Schleife über Friedrichshafen und den Bodensee. Als die Landungsflagge unter der Gondel sichtbar wurde, nahmen die Landungsmannschaften auf dem Gelände Auf- tellung, um das Luftschiff zu erwarten. In Ver Mtt« des Feldes ist ein großes weißes Tuch mit rotem vuerftretfen aufgespannt. Der rote Streifen wird entfernt zum Zeichen, daß das Landungssianal verstanden ist. In langsamem Fluge nähert sich das Luftschiff dem Landungsplatz. In etwa ISO Meter Höh« setzen di« Propeller aus bi» auf einen. Lang- am neigt sich die Spitze, so daß man setzt deutlich in die er- euchtete Gondel hineinschauen kann. Ganz plötzlich setzen >i« Motoren erneut ein, und das Schiff fliegt noch einmal lber die Werft hinweg. Offenbar ist das Schiff noch zu eicht und muß deshalb erst Gas ablassen. Glatt gelandet. Um V.4S Uhr ist „Graf Zeppelin" glatt gelandet. Lach seiner letzten Schleife, in der er noch eiumal Gew ublleß» er- gegen Flieger- angriste. Auf dem Flugplatz Böblingen bei Stuttgart wurden Dienstag mittag interessante Grvhvernedelungsvrrsuch« in- dustrieller Werke unternommen, denen insofern «ine groß« öedeutung zukonunt, als damit erstmals in Deutschland tste langjährigen Bestrebungen am den Schutz industrieller An- lagen, Dörfer und Städte bei Fliegerangriffen im Krieg« n dl« Tat umgesetzt und die Verwendbarkeit der Nebelsäure geprüft wurde. Es wurde ein« Anzahl von Flugzeugen mit Seobachtern entsandt, di« über ihre Feststellungen genauen Bericht erstatteten. Es stellte flch heraus, daß die Nebelwol- ken nickst nur die eigentlichen Gebäude, sondern auch die ganze Umgebung weithin derart verhüllt hatten, daß nicht einmal die Umrisse der Gebäude mehr erkannt «erden kann- en. Die Versuche sind daher unbedingt al» völlig gelungen zu bezeichnen. ,