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MW vemerktt, er habe nur dar getan, war jeder Deutsche getan hätte,'wenn ihm da» AMck-b»stimmt gewesen wäre, vor eine solche Ausgabe gestellt zu werden und eine solche Maschine zu haben. Dänn dankte Masor Fitzmaurlce in englischer Sprache für dl« Wor be, die Oberbürgermeister Scharnagel seinem Vaterlande gewidmet habe. Hauptmann Köhl u. Freiherr v. Aüne- few kommen nach Dresden. Dresden, 28. Juni. Am 20. Juli werden in einem, von der Buchhandlung Ttttmann veranstalteten Dortrag die bei den Lremenflieger Hauptmann Köhl und Freiherr v. Hüne- > selb über da» Thema „Unsere Fahrt nach Amerika" sprechen. Rücktritt des polnischen Kabinetts. ckn Kabinett Varlel» mit Pilsudski al» Kriegsminister Marsch««, 27. Juni, heute nachmittag um 13^0 Uhr Hal Mlni- KeqrrLMeat Marschall pilsudski dem Präsidenten der Republik !d« Racktrittsgriuch de» gesamten Kabinett» überreicht. Der präsi- dentide» Republik hat dle Demission angenommen und den bisher!- «» fiellvertreteuden Ministerpräsidenten Professor Dr. Kafimir Kartet zum Ministerpräsidenten ernannt. Auf Vorschlag Varlel» »at der präfidenl der Republik al, Minister de, neuen Kabinett» «di« Minister de» vorigen Kabinett« mit zwei Ausnahmen ernannt. An Ltelle de» blrherlgen Unlerrichtiminister» Do druckt wurde zmn Unierrichkiminister der bisherige Direktor de» politischen De- partement» d«, Innenministerium» Saflmir Svitalski und an Stelle de» bt»herigen Verkehmminister» Ramockl der Ingenieur Alfred Kühn zum Verkehrrminlster ernannt. Marschall Pit- «sudskr übernimm» im neuen Kabinett da» Krieg,ministerium. Die Kabinettumbildung steht, wie offiziell versichert wird, nicht Mit dem Urlaub in Zusammenhang, den Pilsudski aus Gesundheits rücksichten in den nächsten Tagen antritt. Dieser Urlaub wird vor- oussichtlich drei Monate dauern. Auch Bartel wird einen längeren Urlaub antxeten und die Ernennung von Dr. Svitalski ist zweifellos darauf zurückzuführen, daß Pilsudski während dieser Zeit ihn als seinen Vertrauensmann am Staatsruder sehen wollte. Der Ge sundheitszustand Pilsudskis scheint also tatsächlich doch maßgebend gewesen zu sein, wenn auch offiziell dieses in Abrede gestellt wird. Im übrigen dürste die Umbildung des Kabinetts von besonderer politischer Tragweite nicht sein, da alle Kabinettmitglieder Anhänger Pilsudskis sind und er selbst wohl die starke Persönlichkeit in dem «euen Kabinett bleiben dürfte. Ast die „Italia-verbrannt? i Alle Funksprüche, die Nobile aus seinem Lager an die „CittL di Mlano" sandte, hielten absichtlich den Glauben wach, daß die .Ballonhülle der .Ltalia" mit sieben oder acht Mann an Bord etwa M Kilometer östlich der Sturzlandung der ,Ztalia"-Gondel ruhig chiedergegangen sei. Auf diese Mitteilungen des Generals gründe ten sich zahlreiche Suchexpeditionen, die ja allmählich riesenhafte Ausmaße angenommen haben. Auch Amundsen, Dietrichsen und i<8ilbaud hatten sich die Ausgabe gesetzt, gerade diese, von Nobile «bgesprengte Gruppe zu suchen. Nunmehr veröffentlicht Nobile Mm ersten Male präzisere Angaben, die auf eine Brandkatastrophe der mit der „Italia"-Hülle abgetriebenen Mannschaft schließen las sen. Eine Rauchsäule, die auf 10 Kilometer Entfernung sichtbar w», würde auf eine erhebliche Katastrophe, auf einen Vrand des ganze» Luftschiffes, und damit aus die Vernichtung dieser Gruppe, schließen lassen, wenn man nicht annehmen will, daß Nobile das iOpfer einer Sinnestäuschung geworden ist, die bei diesem nervösen Mann durchaus im Bereiche der Wahrscheinlichkeit liegt. Auch iüber dieses Rätsel wird im Lause der nächsten Zeit, wenn die ^übrigen Mitglieder der Gruppe Nobile gerettet worden sind, Klar- 'heit geschafft werden. Hier sei nur noch verzeichnet, daß Rom von wilden Gerüchten erfüllt ist, die in der Tatsache, daß Nobile erst jetzt den Tod des Mötorwarts Pomella zugibt, reichlich Nahrung finden. Aus dem römischen Marineministerium wird soeben mitgeteilt, Nobile habe die Nachrichten über die Ballonhülle bisher zurück- Auf Austavs Spuren. Der „Eiserne Iustav" hat auf dem Gebiete der „Verständigungs politik" Erfolge gezeitigt, die einigen Leuten zu Kopf gestiegen !find. Umjubelt von einer sensationshungrigen Menge zieht ein bra ver alter Droschkenkutscher, der in Wannsee, also zwischen Berlin und Potsdam! seinen Standplatz hat, in die Hauptstadt Frankreichs -ein. Das zwingt zur Nachahmung, besonders in einem Augenblick, ,da dieses selbe Frankreich in Bezug auf den Kellogg-Pakt der «Kriegsächtung urplötzlich seine bisherige Haltung wechselt und freu dige Zustimmung nickt. Die Pariser „Volontö" und das im Rudolf Mosse-Derlag erscheinende „Acht-Uhr-Abendblatt" rüsten da her ein ausgedientes Automobil aus dem Jahre 1886 aus, legen chm den lieblich klingenden Namen „Locarno" bei und lassen es im 20 Kilometer-Tempo, befrachtet mit Grüßen des französischen Kam merpräsidenten, an seinen deutschen Kollegen Löbe „nach Berlin starten". Außer der Botschaft des französischen Kammerpräsidenten wird das Locarnoauto auch Geschenke französischer Städte für die Stadt Berlin mitnehmen. Hoover s deutsche Abstammung. Der unlängst auf dem Parteikonvent der Republikaner in »Kansas City zum Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl ge wählte Staatssekretär Hoover, der aller Voraussicht nach auch der künstige Präsident der Vereinigten Staaten werden dürste, stammt trotz seines so englisch anmutenden Namens aus deutschem Blut. Ein in einem führenden New Parker Blatt unlängst verösfentlichter Brief beschäftigt sich eingehend mit der Geschichte einer im Jahre 1740 aus Deutschland nach Amerika eingewanderten Familie Hu ber, der auch der republikanische Präsidentschaftskandidat angehört. Einer anderen Lesart zufolge soll sogar noch der Großvater des Benannten in Deutschland geboren sein. — Troß seiner deutschen Abstammung war Hoover, der lange Zeit unter Engländern gelebt hat, während des Weltkrieges ausgesprochener Deutschenseind. Neuartige Heilung von Blut vergiftungen. Ost schon hat eine winzige Verletzung durch Hinzutritt einer Blutvergiftung zu einem tödlichen Ausgang geführt, weil es sich als unmöglich erwies, der Verbreitung des in den Blutkreislauf «ingedrungenen Giftstosses Einhalt zu gebieten, so daß dann selbst verzweifelte Mittel, z. B. Amputationen, keine Rettung mehr brach ten. vr. E. A. Röder in Omaha hat, wie aus einem Bericht der mexikanischen Medizinischen Gesellschaft hervorgeht, ein neues Verfahren erfunden, um das Fortschreiten einer Infektion aufzu halten. Es beruht auf der Erfahrung, daß die Schwellung und Röte rings um die verletzten Gewebe, sowie das begleitende Fieber Anzeichen des Widerstandes des Körpers gegen die Infektion, also de» Heilunasprozesses der Natur selbst, sind. Er kam dadurch auf Len Gedanken, künstliche Entzündungsherde zu schaffen, die gewis sermaßen wie eine Barriere sich dem Fortschreiten des Gisistosfes entgegenstemmen sollten. In mehreren Fällen machte er eine Reihe von Einschnitten in das gesunde Gewebe rund um die verletzte Stelle und rief damit einen Kreis von heftigen Entzündungen her vor. Al» die primäre Infektion bis zu der zweiten vorgeschritten «vor, befanden sich die im Blut enthaltenen Schutzkräste bereits so sehr an der Arbeit, daß die erstere nicht weiter vordringen konnte. Leid« Verletzungen wurden alsdann durch die gewöhnliche antisv Asch« Behandlung in kurzer Zell geheilt. Aus dem Gerichtssaal. Die Brandstiftungen in Baruth vor Gericht. ihn zunächst nach Erlangen, dann im Jahr« 1902 an di« Universität Leipzig führte, wo er Professor der systematischen Theologie (Dogmatik und Ethik) gewesen ist, di» ihn die sächsische eo.-lrtth, Landessynode im Jahre 1922 zum ersten Landesbischof unserer ev-luch. Landeskirche wähltet Seit 1907 ist er Präsident der Allgemeinen Eo.-luth. Konferenz und seit 1928 Präsident des luth. Welttonvent» zu Eisenach. Als Stiftsherr dk tzochsttst« Meißen ist er (an Stelle des Königs bezw. der in ovoogsUois beauftragten Minister) ein Träger der wertvollen Tradition unserer sächsischen ev.-luth. Kirche. Wie er schon als Universttätsprediger in Leipzig eine große Schar von Kirchgängern an sich zog, die das Got teshaus am Augustusplatze füllten, so greift er noch als Pre diger in seiner Kirche, der Domkirche zu Dresden, und als Festprediger in vielen Kirchen des Landes unmittelbar in das innere Leben der Kirchgemeinden hinein und seinen Zu hörern ans Herz. Auch durch seine wissenschaftlichen Werke und seine gedruckten Predigten übt er ein« starke Wirkung aus. gehalten, weil er sie nur mit Chiffre drahten «oll«. E, wurde keine Auskunft erteilt, ob Nobile and»re Mitteilungen außer den veröffentlichten gemacht hat. Schmere» Eisenbahnunglück in England. London, 28. Juni. (Drahtbericht). Del Darlington stieß heute nacht eine Lokomotive mit einem Ausfiüglerziig zu- sammen. Dle Zahl der Toten beträgt 19. London, 28. Juni Da» Eisenbahnunglück von Darling ton ereignete sich um 11,20 Uhr nacht«. Der Avaslüglerzug war von Scarborough nach Newcastle unterweg». Trotzdem alle Züge, wie gemeldet wird, mit geringer Geschwindigkeit fuhren, stürzte bei dem Zusammenstoß di« eine Lokomotive um und zwei Waggon« der Ausslüglerzuges schoben sich in einander. Die Rettungsmannschaften hatten große Mühe, die verletzten au, dem Trümmerhaufen heran» zu bringen. 22 Lote beim englischen Eisenbahn unglück in Darlington. London, 28. Juni. Dle Zahl der Toten bei dem Eisen bahnunglück in Darlington hat sich auf 22 erhöht. Der Au sland der Verletzten gibt zu ernster Besorgnis keinen Anlaß. Zum 70. Geburtstag des Landesbifchofs v. Zhmels. Der Landesbischof unserer Evangelisch-lutherischen Lan deskirche O. Ludwig Ihmels feiert am Freitag, 29. Juni, seinen 7V. Geburtstag. Weit über die Grenzen unseres Sach senlandes, ja unseres deutschen Vaterlandes hinaus wirkt 0. Jhmels durch seine überragende Persönlichkeit, so daß die lutherischen Kreise in der ganzen Welt ihre Freude an der Feier seines Geburtstages zum Ausdruck bringen wer den. Ist er doch nicht nur als Theologe, als Kirchenmann, alp Prediger und als Seelsorger weithin bekannt, son dern auch als ein Führer des Luthertums in aller Welt. V7. Bautzen, 27. Juni. Die Verhandlung in dem Bautz- ner Massenbrandstiftungsprozeß gegen die Baruther Feuer wehrleute nahm am Dienstag ihren Fortgang mit dem Ver fahren gegen den Stellmacher Paul Klimke aus Baruch wegen vorsätzlicher Brandstiftung zunächst in vier Fällen. Auch Klimke wap Mitglied der Baruther Feuer wehr. Er und der Arbeiter Jäckel haben die meisten Brandstiftungen verübt. Es wurde festgestellt, daß auch der Bürgermeister des Ortes von den Brand stiftungen wußte. In einer Feuerwehrversammlung hat er erklärt, wenn es brenne, sollten er st die Men schen gerettet werden, dann das Vieh. Das an dere könne brennen. Um die alten Buden sei es nicht schade. Einmal war der Bürgermeister von einem Brandstifter geohrfeigt worden, ohne daß er den Mann an zeigte. Er erklärte: „Wenn ich die Ohrfeige nicht eingesteckt hätte, stände mein Wohnhaus heut« nicht mehr." Klimke gestand ferner» in der Nacht zum 11- April 1926 die Scheune des Landwirts Symmank in Baruth angebrannt zu haben, nachdem am Vorabend bei der Feuerwchrübung der Wunsch ausgesprochen worden war: „daß es bald wie der einmal brennen möchte. Der Feuerwehrhauptmann Gude von Rackel habe ihn bei dieser Uebung gefragt, ob er die Scheune der Wijaczka angebrannt habe. Als er dies be jaht habe, habe Gude gesagt, da könne er auch Symmanks und Peschels Scheune anbrennen, dabei könnte sich die Rackeler Feuerwehr die Prämie holen. Diesen Wunsch des Feuerwehrmannes habe er dann nach der Feuerwöhr übung prompt besorgt. Er begab sich von Schusters Gast haus nach dem Symmankschen Anwesen und zündete die Scheune an. Als er schnell nach der Gastwirtschaft zurück kehrte, sei ihm die Feuerwehr mit der Spritze schon ent gegengekommen. Vielfach wären die Scheunen zu retten gewesen, aber die Feuerwehr habe absichtlich daneben ge spritzt. Dem Antrag des Staatsanwalts entsprechend wurde Klimke zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jah ren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Er ist in Ostfriesland geboren, wo er auch als junger Pfarrer tätig war. Als Studiendirektor des Predigerseminars Klo ster Loccum begann er seine wissenschaftliche Laufbahn, die — Arme Tauben. Die Archäologen haben den Tauben den Krieg erklärt. Die „schmutzigen Tiere" verderben, wie jene behaupten, die alten Monumente, und deshalb müssen sie vertilgt werden. Die Entfernung der Tauben hat bereits auf dem Domplatz in Mailand begonnen, indem Tausende von Tauben gefangen und beim Kastell Visconto in Käfige gesetzt wurden. Auch in Venedig wurden Maßnahmen gegen die Tauben angekündigt, weil der San-Marco-Dom und der Campanile sehr darunter gelitten haben sollen. Verjagt sind sie schon in Verona, in Padua und in Bologna. Auch in London bei der St. Pauls-Kathedrale sinnt man auf Rache. Arme Tauben! Die Anwesenheit der Tauben sowohl in Mailand wie in Venedig und in London war für die Frem den immer ein anziehendes Bild. Was soll der Kanonen schuß mittags um 12 Uhr in Venedig noch bedeuten, wenn nicht mehr auf der Piazza San Marco dann viele Hunderte von Tauben auffliegen? Die Pflanze als Gasanstalt. Eine der seltsamsten unter den vielen eigenartigen Erscheinungen der Pflanzenwelt ist eine kürzlich entdeckte Pflanze, die man als lebende Gasanstalt bezeichnen kann, da sie ein brennbares Gas er zeugt. Das Verbreitungsgebiet dieser Pflanze erstreckt sich über das südliche Europa und Mittelasien. Das Gas wird in drüsenartigen Körpern heroorgebracht, die ein sich leicht verflüchtendes Oel ent halten. Bei warmem Wetter verdampft dieses Oel, und das so ent stehende Gas ist, wenn es mit der Luft in Berührung kommt, leicht in Brand zu setzen. Der Papagei. (Nachdruck verboten.) Pietsch kaust sich einen Papagei. Einen sprechenden. „Er spricht alles sofort nach, was er hört", lobt der Verkäufer. Demzufolge kauft Pietsch den Papagei. Am nächsten Tage kommt Pietsch wieder. Mit dem Papagei im Arme. „Das ist Schwindel! Der Kerl spricht kein Wort. Ich habe ihm gestern den ganzen Goethe vorgelesen. Nichts hat er behalten." Der Verkäufer stellt sich dumm. „Aber Sie sagten doch", schimpft Pietsch weiter, „er spricht sofort alles nach, was er hört?" „Tut er auch. Aber er hört nichts. Er ist leider taub." Morgensonne. (Nachdruck verboten.) Nötig fährt in die Sommerfrische. Sucht eine Bleibe. „Was tosten bei Ihnen die Zimmer?" ,Zimmer mit Morgensonne von sechs Mark an. Die ohne Morgensonne sind billiger." Fragt Nötig: „Und wie ist der Preis für Zimmer mit Morgensonne, wenn e» früh regnet?" Amtsgericht Bischofswerda. Mit wenig angenehmen Mietverhälknissen hatte sich am Mittwoch das hiesige Amtsgericht zu beschäftigen. Der 67jährige Landwirt Ernst Robert Lehmann aus Neu- kirch war angeklagt, am 4. Februar d. I. seine Hausbewoh nerin ohne Grund mißhandelt und als die hilflose Frau, eine Witwe, auf dem Flur lag, mit den Füßen gestoßen zu haben, so daß sie sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Unter anderem stellte der Arzt einen Nervenschock fest. Der Angeklagte, der nach Zeugenaussagen als gewalt tätig gefürchtet wird, wollte, wie die verletzte Zeugin angab, diese aus der Wohnung heraushaben, da ihm die Miete zu gering. Es kam dabei öfter zu Reibereien. An die sem Tage stieß der Junge der Frau, der zur Schule gehen wollte, beim Oeffnen der Türe gegen einen Eimer mit Wasser, den der Angeklagte in den Stall tragen wollte. Er beschimpfte den Knaben, dem er auch schon eine Mistgabel nachgeschleudert haben soll. Als die Mutter dazukam, schlug Lehmann auf diese mit den Fäusten gegen die Brust, so daß sie an der Hausflur halb bewußtlos in sich zusam mensank. Außerdem wurde sie mit Füßen gestoßen und mit der Tür nach ihr geschlagen. Die Frau lag mit dem Kopf auf der Haustürschwelle. Durch das Geschrei der Frau des Angeklagten, die ausrief: „Die muß aufftehen, die tut nur so," kamen einige Nachbarn heran, denen gegenüber di« Eheleute erklärten, daß die am Boden Liegende nur simu liere. In der Verhandlung gab Lehmann an, „es wäre gar nichts vorgefallen." Er hätte wegen einer kranken Kuh die Haustüre zumachen wollen, die Frau wäre jedoch nicht weg gegangen und da habe er es sein lassen. Die Frau hätte ich hingekauert und zu schreien angefangen. Die Aussagen einer Frau stimmten mit den seinen auffallend bis ins kleinste überein und standen mit den anderen Zeugenaus- agen in grossem Widerspruch. Der Amtsanwatt betonte, daß der Angeklagte auf Grund der einwandfreien Zeugen aussagen überführt sei. Den Aussagen der Frau des An geklagten, die unvereidigt blieb, sei nicht die geringste Be deutung beizumessen. Er bezeichnete die Tat des Angeklag ten, der bis zuletzt hartnäckig leugnete, als bodenlose Roheit und außerdem habe der Angeklagte eine große Niederträch tigkeit an den Tag gelegt, indem er die Sache hinstellte, als ob die Hauptzeugin nur simuliert hätte. In Anbetracht der ganzen Umstände dieser Roheit erschien ihm die im Straf- befehl ausgeworfene Gefängnisstrafe von 3 Monaten zu ge- ring, er beantragte 4 Monate Gefängnis. Das Gericht ver urteilte den Angeklagten in Uebereinstimmung mit dem Amtsanwatt wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Monaten Gefängnis. Dem Angeklagten stand als Vertei diger Herr Referendar Dr. Constantin vom Büro der Her ren Rechtsanwälte und Notar« Dr. Peisel, Dr. Schwaer und Bretschneider zur Seite. Ruheftörenden Lärm hatten hier am 27. Marz gegen 11 Uhr abends mehrere junge Fleischergesellen verübt, von denen einige an diesem Tage losgesprochen worden waren. Nachdem sie verschiedene Kneipen besucht hatten, vollführten sie in der Dresdner Straße, Lutherstraße und Crunagasse großen Lärm, worauf schließlich in der „Germania" durch «inen Polizeibeamten die Ramenrfeststellung erfolgte.