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Staffel! Seht mir doch mein schönes Kind, Mit den goldnen Zottellöckchen, Blauen Augen, roten Bäckchen! Leutchen, habt ihr auch so eins? Leutchen, nein, ihr habt keins! Seht mir doch mein süßes Kind, Fetter als ein fettes Schneckchen, Süßer als ein Zuckerweckchen, Leutchen, habt ihr auch so eins? Leutchen, nein, ihr habt keins! Seht mir doch mein holdes Kind, Nicht zu mürrisch, nicht zu wählig! Immer freundlich, immer fröhlich, er, Drang. ZWEITER TEIL Tod und Verklärung. Tondichtung für großes Orchester (op. 24 von Richard Strauss (geb. 1864) >In der ärmlich kleinen Kammer, Matt vom Lichtstumpf nur erhellt, Liegt der Kranke auf dem Lager. — Eben hat er mit dem Tod Wild verzweifelnd noch gerungen. Nun sank er erschöpft in Schlaf, Und der Wanduhr leises Ticken Nur vernimmst du im Gemach, Dessen grauenvolle Stille Todesnähe ahnen läßt. Um des Kranken bleiche Züge Spielt ein Lächeln wehmutsvoll. Träumt er an des Lebens Grenze Von der Kindheit goldner Zeit? Doch nicht lange gönnt der Tod Seinem Opfer Schlaf und Träume. Grausam rüttelt er ihn auf Und beginnt den Kampf aufs neue. Lebenstrieb und Todesmacht! Welch entsetzensvolles Ringen! — Keiner trägt den Sieg davon Und noch einmal wird es stille! Kampfesmüd’ zurückgesunken, Schlaflos, wie im Fieberwahn, Sieht der Kranke nun sein Leben, Zug um Zug und Bild um Bild, Inn’rem Aug’ vorüberschweben. Erst der Kindheit Morgenrot, Hold in reiner Unschuld leuchtend! Dann des Jünglings keck’res Spiel — Kräfte übend und erprobend — Bis er reift zum Männerkampf, Der um höchste Lebensgüter Nun mit heißer Lust entbrennt. — Was ihm je verklärt erschien, Noch verklärter zu gestalten, Dies allein der hohe Drang, Der durchs Leben ihn geleitet. Kalt und höhnend setzt die Welt Schrank’ auf Schranke seinem Drängen. Glaubt er sich dem Ziele nah, Donnert ihm ein ,Halt‘ entgegen. ,Mach’ die Schranke dir zur Immer höher noch hinan! 4 Also drängt er, also klimmt Läßt nicht ab vom heil’gen Was er so von je gesucht Mit des Herzens tiefstem Sehnen, Sucht er noch im Todesschweiß, Suchet — ach! und findet’s nimmer. Ob er’s deutlicher auch faßt, Ob es mählich ihm auch wachse, Kann er’s doch erschöpfen nie, Kann es nicht im Geist vollenden. Da erdröhnt der letzte Schlag Von des Todes Eisenhammer, Bricht den Erdenleib entzwei, Deckt mit Todesnacht das Auge. Aber mächtig tönet ihm Aus dem Himmelsraum entgegen, Was er sehnend hier gesucht: Welterlösung, Weltverklärung.« Alexander Ritter. Lieder mit Orchesterbegleitung von Richard Strauss, vorgetragen von Frau Elisabeth Schumann a) Muttertändelei Leutchen, habt ihr auch so eins? Leutchen, nein, ihr habt keins! Seht mir doch mein frommes Kind! Keine bitterböse Sieben Würd’ ihr Mütterchen so lieben, Leutchen, möchtet ihr so eins? O, ihr kriegt gewiß nicht meins! Komm’ einmal ein Kaufmann her! Hunderttausend blanke Taler, Alles Gold der Erde zahl’ er! O, er kriegt gewiß nicht meins! Kauf’ er sich wo anders eins! Bürger.