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f) Epiphanias Die heiligen drei König’ mit ihrem Stern, Sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern: Sie essen gern, sie trinken gern, Sie essen, trinken und bezahlen nicht gern. Die heiligen drei König’ sind kommen allhier, Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier; Und wenn zu dreien der vierte wär’, So wär’ ein heil’ger drei König mehr. Ich erster bin der weiß’ und auch der schön’, Bei Tage solltet ihr erst mich sehn! Doch ach, mit allen Spezerein, Werd’ ich sein Tag kein Mädchen mir erfrein. Ich endlich bin der schwarz’ und bin der klein’, Und mag auch wohl einmal recht lustig sein. Ich esse gern, ich trinke gern, Ich esse, trinke und bedanke mich gern. Die heiligen drei König’ sind wohlgesinnt, Sie suchen die Mutter und das Kind; Der Joseph fromm sitzt auch dabei. Der Ochs und Esel liegen auf der Streu. Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold, Dem Weihrauch sind die Damen hold; Und haben wir Wein vom guten Gewächs, So trinken wir drei so gut als ihrer sechs. Ich aber bin der braun, und bin der lang’, Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang. Ich bringe Gold, statt Spezerein, Da werd’ ich überall willkommen sein. Da wir nun hier schöne Herren und Frau’n, Aber keine Ochsen und Esel schaun, So sind wir nicht am rechten Ort Und ziehen unseres Weges weiter fort. Goethe V. Richard Strauß (geb. 1864), Arie der Naxos«. Maria Ivogün Gfoßmächtige Prinzessin, wer verstünde nicht, Daß so erlauchter und erhabener Personen Traurig keit Mit einem anderen Maß gemessen werden muß Als der gemeinen Sterblichen. — Jedoch Sind wir nicht Frauen unter uns und schlägt denn nicht In jeder Brust ein unbegreiflich Herz? Von unserer Schwachheit sprechen, Sie uns selber einzugestehen, Ist es nicht schmerzlich süß? Und zuckt uns nicht der Sinn danach? Sie wollen mich nicht hören — Schön und stolz und regungslos, Als wären Sie die Statue auf Ihrer eigenen Gruft — Sie wollen keine andere Vertraute Als diesen Fels und diese Wellen haben? Prinzessin, hören Sie mich an — nicht Sie allein, Wir alle, — ach, wir alle — was Ihr Herz erstarrt, Wer ist die Frau, die es nicht durchgelitten hätte? Verlassen! in Verzweiflung! ausgesetzt! Ach, solcher wüsten Inseln sind unzählige Auch mitten unter Menschen, ich — ich selber, Ich habe ihrer mehrere bewohnt — Und habe nicht gelernt, die Männer zu verfluchen. Treulos — sie sind’s! Zerbinetta aus der Oper »Ariadne auf Ungeheuer, ohne Grenzen! Eine kurze Nacht, Ein hastiger Tag, Ein Wehen der Luft, Ein fließender Blick Verwandelt ihr Herz! Aber sind denn wir gefeit Gegen die grausamen — entzückenden, Die unbegreiflichen Verwandlungen? Noch glaub’ ich dem einen ganz mich gehörend, Noch mein ich mir selber so sicher zu sein, Da mischt sich im Herzen leise betörend Schon einer nie gekosteten Freiheit, Schon einer neuen verstohlenen Liebe Schweifendes freches Gefühl sich ein! Noch bin ich wahr, und doch ist es gelogen, Ich halte mich treu und bin schon schlecht, Mit falschen Gewichten wird alles gewogen — Und halb mich wissend und halb im Taumel Betrüg’ ich ihn endlich und lieb ihn noch recht! So war es mit Pagliazzo Und mit Mezzetin! Dann war es Cavichio, Dann Burattin, Dann Pasquariello! Ach, und zuweilen,