Volltext Seite (XML)
SIEBZEHNTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 4. MÄRZ 1926, 7 UHR Dirigent : in Vertretung von Wilhelm Frirtwängler Generalmusikdirektor Fritz Busch [Dresden] ERSTER TEIL »Juventus academica.« Ouvertüre für großes Orchester (op. 73) von Paul Graener (geb. 1872). [Der Universität Leipzig gewidmet; Uraufführung.] Lieder mit Klavierbegleitung von Franz Schubert (1797 —1828), vor getragen von Herrn Kammersänger Richard Mayr [Wienl. a Der Lindenbaum Am Brunnen vor dem Tore Da steht ein Lindenbaum, Ich träumt’ in seinen Schatten So manchen süßen Traum, Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud’ und Leide Zu ihm mich immer fort. Ich mußt’ auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht, Da hab’ ich noch im Dunkeln Die Augen zugemacht. Und seine Zweige rauschten, Als riefen sie mir zu: Komm her zu mir, Geselle, Hier find’st du deine Ruh’. Die kalten Winde bliesen Mir grad’ ins Angesicht, Der Hut flog mir vom Kopfe, Ich wendete mich nicht. Nun bin ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort, Und immer hör’ ich’s rauschen: Du fändest Ruhe dort! Wilhelm Müller. b) Nachtstück Wenn über Berge sich der Nebel breitet, Und Luna mit Gewölken kämpft, So nimmt der Alte seine Harfe, und schreitet Und singt waldeinwärts und gedämpft: »Du heil’ge Nacht, bald ist’s vollbracht, Bald schlaf’ ich ihn, den langen Schlummer, Der mich erlöst von allem Kummer.« Die grünen Bäume rauschen dann : Schlaf’ süß, du guter alter Mann; Die Gräser lispeln wankend fort: Wir decken seinen Ruheort; Und mancher liebe Vogel ruft: O laßt ihn ruhn in Rasengruft. Der Alte horcht, der Alte schweigt. Der Tod hat sich zu ihm geneigt. c) Der Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach der Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht, Teilt sich die Flut empor, Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor. Fischer Mayerhofer. Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: »Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist Hinauf in Todesglut? Ach, wüßtest du, wie’s Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter wie du bist, Und würdest erst gesund.