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VIERTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 29. OKTOBER 1925, 7 UHR Dirigent: Wilhelm Furtwängler ERSTER TEIL Symphonie Nr.2 (Ddur op. 36) von Ludwig van Beethoven (1770—1827). I. Adagio molto — Allegro con brio. II. Larghetto. III. Scherzo: Allegro. IV. Allegro molto. ZWEITER TEIL Parergon zu »Sinfonia domestica« für Klavier (linke Hand allein) und Orchester (op. 73) von Richard Strauss (geb. 1864), vorgetragen von Herrn Paul Wittgenstein [Wien]. [Zum ersten Male.] »Also sprach Zarathustra.« Tondichtung op. 30 (frei nach Friedrich Nietzsche) von Richard Strauss. »Zarathustras Vorrede.« »Als Zarathustra dreißig Jahre alt war, verließ er seine Heimat und den See seiner Heimat und ging in das Gebirge. Hier genoß er seines Geistes und seiner Einsamkeit und wurde dessen zehn Jahre nicht müde. Endlich aber verwandelte sich sein Herz — und eines Morgens stand er mit der Morgenröte auf, trat vor die Sonne hin und sprach zu ihr also: Du großes Gestirn! Was wäre Dein Glück, wenn Du nicht die hättest, welchen Du leuchtest! Zehn Jahre kamst du hier herauf zu meiner Höhle: Du würdest Deines Lichtes und dieses Weges satt geworden sein, ohne mich, meinen Adler und meine Schlange. Aber wir warteten Deiner an jedem Morgen, nahmen Dir Deinen Überfluß ab und segneten Dich dafür. Siehe! Ich bin meiner Weisheit überdrüssig, wie die Biene, die des Honigs zu viel gesammelt hat, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken. Ich möchte verschenken und austeilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Torheit und die Armen wieder einmal ihres Reichtums froh geworden sind. Dazu muß ich in die Tiefe steigen: wie Du des Abends tust, wenn Du hinter das Meer gehst, und noch der Unterwelt Licht bringst, Du überreiches Gestirn! Ich muß, gleich Dir, untergehen, wie die Menschen es nennen, zu denen ich hinab will. So segne mich denn, Du ruhiges Auge, das ohne Neid auch ein allzu großes Glück sehen kann. wenden