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ERSTES SONDER-KONZERT IM GEWANDHAUS DONNERSTAG, DEN 11. DEZEMBER i 9 24, 7 UHR Dirigent: Dr. Karl Straube SOLI: Frau Amalie Merz-Tunner-München (Sopran), Fräulein Helene yzm^-Dresden (Alt), Herr Emil Graf-München (Tenor), Herr Rudolf Bockeimann (Bariton) An der Orgel: Herr Max Fest Paria (J. W. von Goethe) für Soli, gemischten Chor und Orchester von Arnold Mendelssohn (geb. 1855). Des Paria Gebet Großer Brahma, Herr der Mächte! Alles ist von deinem Samen, Und so bist du der Gerechte! Hast du denn allein die Brahmen, Nur die Rajahs und die Reichen, Hast du sie allein geschaffen? Oder bist auch dus, der Affen Werden ließ und unseresgleichen? Edel sind wir nicht zu nennen: Denn das Schlechte, das gehört uns, Und was andre tödlich kennen, Das alleine, das vermehrt uns. Mag dies für die Menschen gelten, Mögen sie uns doch verachten; Aber du, du sollst uns achten, Denn du könntest alle schelten. Also, Herr, nach diesem Flehen, Segne mich zu deinem Kinde; Oder eines laß entstehen, Das auch mich mit dir verbinde! Denn du hast den Bajaderen Eine Göttin selbst erhoben; Auch wir andern, dich zu loben, Wollen solch ein Wunder hören. Legende Wasser holen geht die reine, Schöne Frau des hohen Brahmen, Des verehrten, fehlerlosen, Ernstester Gerechtigkeit. Täglich von dem heiligen Flusse Holt sie köstlichstes Erquicken — Aber wo ist Krug und Eimer? Sie bedarf derselben nicht. Seligem Herzen, frommen Händen Ballt sich die bewegte Welle Herrlich zu kristallner Kugel; Diese trägt sie, frohen Busens, Reiner Sitte, holden Wandelns, Vor den Gatten in das Haus. Heute kommt die morgendliche Im Gebet zu Ganges’ Fluten, Beugt sich zu der klaren Fläche — Plötzlich überraschend spiegelt, Aus des höchsten Himmels Breiten Über ihr vorübereilend, Allerlieblichste Gestalt Hehren Jünglings, den des Gottes Uranfänglich schönes Denken Aus dem ewgen Busen schuf. Solchen schauend, fühlt ergriffen