Volltext Seite (XML)
ZWEITER TEIL. In der Natur. Fünf Chöre für Sopran, Alt, Tenor und Baß (Op. 63) von Anton Dvorak (1841 —1904), vorgetragen vom Thomanerchor. 1. Es zog Es zog manch Lied ins Herz mir ein, Von wannen weiß ich nicht zu sagen, Fragst du die taubeglänzte Flur, Woher die Halme Perlen tragen? Rings duftet neuerblühtes Leben, Bald fühl’ ich Wonne, fühl’ ich Lust, manch Lied. Bald Wehmut mir die Brust erbeben. Der Tau erstand im Mondenschein, Und aus dem Herzen quillt der Born der Lieder Drin strömen Freud’ dahin und Leid, Und neuer Morgen kehret wieder. 2. Im Haine hört Im Haine hört das Abendläuten, Der Vöglein Sang schon leis verklingend, Des fernen Kuckuck neckend Rufen, Die Nachtigall von Liebe singend. Der linde West durchrauscht die Zweige, Betaut von feuchtem Perlenkranze, Rings prangt der Wald vom Mondensilber, Umwebt mit tausendfachem Glanze. das Abendläuten. Bald träumen Halme, träumen Blumen, In Baumeswipfeln hangen Träume, Nur Rehlein wacht noch, daß im Taue Es Bad und Nachttrunk nicht versäume. Dann schlummert’s auch, die Vöglein schlummern, Nachtigall läßt allein sich hören, Ihr Liebeslied, das sanfte Flöten Wird Schläfer nicht noch Träumer wecken. Drauf schweigt auch sie. Nun ruhen alle, Und Nacht bedeckt mit dunklem Schleier Den Hain und drinnen jeglich Leben, Das ist des Waldes Abendfeier. Goldne Fluren, goldne Fluren, Hei, wie lustig reifen sie! Halme, sanft im Winde schaukelnd, Spielen auf als Musici. Flüstern, kosen nachbarlich, Heiß berührt vom Sonnenkusse, Bebt die Ähre wonniglich. 3. Goldne Fluren. Bienlein dorten summt dem Falter Wohl gar wicht’ge Kunde zu! Auch die Wachtel und die Grille Geben neckend keine Ruh. Goldne Fluren, goldne Fluren, Lieblich prangend weit und breit, Freudetrunken hat dies Liedlein Meine Seele euch geweiht. 4. Birke am grünen Bergeshang. Birke am grünen Bergeshang, Gleich wie die Geis der Herd’ entsprang, Kamst du, nach schwerem Winterstraum, Munter hervor zum Waldessaum. Birklein im weißen Frühlingskleid, Schlank wie die jugendzarte Maid, Voll süßer Ahnung alles lauscht Der Kunde, die dein Laub durchrauscht. Welch frohe Botschaft mag das sein? Tönend wie Geigen und Schalmein, Wehend aus sanftbewegter Luft Und rings umher aus Blütenduft. Schon stehen prangend Baum und Strauch, Geschmückt zum Fest nach altem Brauch, Und jedes Zweiglein, jedes Reis Will singen nun des Schöpfers Preis. Viel’ Gäste fanden auch sich ein, Manch’ Lied durchhallt den weiten Hain, Und eh’ zwei Tage noch vorbei, Grüßt alle Welt den schönen Mai.