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zur Lrm--fhahrMr -er -Lm«eiß»«g -er HiEireße i« Msch»fs«er-4 am 30. Oktober IU8. Beilage -um ,Sächsischen Erzähler*. -AS^MMWWBK^ME-! - ' - - —E Al» unsere Stadt im Jahre 1913 mit dem denkwürdigen Heimatfest die hundertjährige Erinnerung ihrer Einäsche rung durch die Franzosen beging, da dachte wohl niemand, daß der hundertjährig« Jahrestag der Einweihung der wie dererbauten Stadtkirche in eine Zeit fallen würde, in der das deutsche Vaterland in schwerster Not und Bedrängnis steht, im Existenzkampf gegen den Vernichtung-Willen einer Welt von Feinden. Doch dank der unvergleichlichen Waffen taten unserer heldenmütigen Baterlandsoerteidiger ist in diesem beispiellosen Verteidigungsringen der deutsche Loden dis auf einige Grenzgebiete vom Feinde verschont geblie ben, und di« Schrecken des Krieges sind diesmal in die Län der der Feinde selbst getragen worden. Aufs neue werden wir daher heute, wenn wir den Blick wieder zurücklenken in jene Zeit, da das deutsche Vaterland der Tummelplatz der feindlichen Heere war und unsere schmucke Stadt mit ihren schönen, alten Bauwerken in Schutt und Asche sank, voll Dankbarkeit derer gedenken, die mit ihrem Blute die deut sche Heimat schützen. Was unsere Vorfahren in jenen Kriegsjahren an Lei den auszustehen hatten, lebt noch vielfach in der Erinne rung. Welche Schreckenszeit, erfüllt von Leid und Kümmer nissen mögen wohl für die Bewohner unserer Stadt jene Tage gewesen sein, als sie, obdachlos, Hab und Gut beraubt, dastanden. In der Schrift, die im Grundstein des Rathau ses niedergelegt ist, und in der die Niederbrennung der Stadt geschildert wird, heißt es: „Wir irrten nun als Flüchtlinge umher, sahen aus Büschen und Bergen di« Feuersäulen aus unseren Woh nungen emporsteigen, sich ausbretten und erlöschen und mit ihnen erlosch fast die Hoffnung auf Gott, der uns «ine so hart« Prüfung auslegte. Wir kämpften seitdem mit Hunger und Blöse, oft auch gegen harte Urtheil« der Menschen, gegen di« Plünderer, die uns auch noch auf unserer Brandstätte in Kellern, Stroh- und Brethütten, ungeachtet der uns ertheitten Schutzbriefe, nicht schonten und gegen zahllose unbeschreibliche Sorgen, die uns bis jetzt der Aufbau unserer Wohnung zuzog. An gottesdienstliche Versammlungen war in den ersten Wochen nach dem Brande wegen des häufig hier durchströmenden und uns ängstigenden Militärs nicht zu denken. Am Feste der Himmelfahrt (den 26. Mai) fand sich zum erstenmal ein klein Häuflein zur Andacht aus den Ruinen der Begräbniskirche ein und es würde da selbst bis Pfingsten 1813 öffentlicher Gottesdienst unter freiem Himmel gehalten, was selbst die vorüberzrehenden Krieger erschütterte, ja manche bis zu Thränen rührte. Nicht selten unterbrach aber heftiger Regen den Got tesdienst, die Oblaten wurden bei den Communionen vom Winde auf dem Schult herumgetrieben und die Ge meinde nahm daher ihre Zuflucht zu dem unversehrt gebliebenen Schießhause, wo der Gottesdienst vom Trini tatisfest 1813 bis Dominica XII. post Trinitatis 1814 ge halten wurde. Die Entfernung des Hauses und der da- hin über Ruinen führende, von Militärtrains überdies äußerst ruinirte Weg fiel jedoch Greisen und Kindern sehr - . . . , — schwer, der Raum des obern Stocfiverks war ft» be schränkt, daß während des Gottesdienstes mehrer« Zu- Hörer ohnmächtig wurden und himuwgetragen werbe» mußten, und es wurde dccher im Laufe des Jahres 1814 die Begräbnißkirche hergestellt, auch am 4. September 1814 unter sehr Srmkchen, aber eben deshalb desto rüh renderen Feierlichkeiten eingeweiht. GM sah an diesem Tage zahllose Thränen banger Rückerinnerung, aber auch zahllose Thränen de« Dames und der Freude." Die vorhandenen Mittel zum Wiederaufbau der Kirch» waren gering. Die Lrandvergütung für Kirche, Schule und Pfarrhaus betrug nur 8975 Thlr., der auf die Gebäude «m» fallende Anteil an den französischen Hilfsgeldern 1950 Thkr. Das Oberkonsiftorium genehmigte daher eine allgemeine Kollekte in den königlich sächsischen Landen. In Nr. 118 der „Leipziger Zeitung" vom Jahre 1815 erschien, wahr scheinlich aus der Feder des um seine Vaterstadt Hochoer dienten Stadtschreibers Süßmilch folgender Aufruf. „Allen Bewohnern Sachsens ist das unglückliche Schick» sal der Stadt Bischofswerda bekannt. Ae fiel als «in Opfer des für Sachsen so verhängnißvollen Kriege«, und als die einzige, die gänzlich eingeäschert ward. Ihr» Ruinen gewahrten geraume Zett den schauderhaftesten Anblick, allem jeden Durchreffenden überraschen jetzt die schon zur Hälfte und unweich schöner wiederum au» der Asche emporgestiegenen Wohnungen, wovon freilich di« meisten inwendig noch leeren Höhlen Weichen, worin sich die mit unbeschreiblichen Sorgen belasteten Bewohner - frühe Gräber bauen. Da» Loos einer im Kriege gänzllch verheerten Stadt ist beiweitem schrecklicher, al» das Loo« eüM Stadt, die in Friedenszeit durch Feuer vernichtet wiW, und es-konnte daher in der bisherigen furchtbaren Epoche, wo Jedermann aus seine eigene Erhaltung Be dacht nehmen muht«, nur Gottes Allmacht, die hauptsäch lich durch ein» der weisesten und wohlthätigsten Institute Sachsens, durch die Brandversicherungsanstalt sich ifffen- öarte, und außerdem noch manche andere unerwartete Hilfsquellen öffnete, in Verbindung mit dem unermüde ten Fleiße der Einwohner Bischofswerdas schnellen urw schönen Aufbau bewirken. Aus den verschiedenen Pro vinzen des Königreichs erhielten die ärmeren Waebrann- ten nach und nach überhaupt 2805 Thlr. milde Beiträge, welche einen überzeugenden Beweis von dem in Sachsen ungeachtet der vielen Drangsale herrschenden Wohtthättg- keitsstnn« liefern. Bischofswerda wird, wenn nicht aber- mals unglückliche Ereignisse eintreten, allmälig vollend« aus der Asche erstehen; allein der Blick auf die in der Mitte der Stadt hoch sich noch erhebende Ruin« des Kirch thurms, die von dem Schutthaufen der Kirche, ingleichru der geistlichen und Schulgebäude umgeben ist, erfüllt so wohl Einheimische als Auswärtige, welchen die große Är- muth der Kirche bekannt ist, mit gegründeter Besorgniß wegen Herstellung dieser zur Beförderung religiöser Lul- tur so nöthigen Gebäude. Es hat daher die bisherige H. Behörde noch unterm 11. a. c. eine altzemeine Kirchen- colleete in den gesamten Mntglich Sächsffchen Landen -u dem Wiederaufbau ermüdeter Eeftünd» ans nächpmw