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^v»m« 246 Sonntaa. 20.^Oktober ir»1d 73. Jahrganz. DerSäGsHeLrMer «HGMG^ck» FF ' Bischofswerda« Tageblatt Wöchentliche Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Sonntags-Unterhaltnngsblatt. Aff nach- !Ä MLs5 s !.tSZ^ »S'8 <r L > Erscheint seit 1846. Fernsprecher Nr. 22. „Angesichts der Morgenröte des Friedens und der Freiheit darf und wird sich die klassenbewußte Arbeiter schaft an und hinter der Front nicht zu Unbesonnenheiten verleiten lassen, die letzten Endes nur den Feinden des Vol kes nützen." —„..i — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de^ Bezugspreises. — Gemeinde- Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Grundzeile (ZIm. Alosse 25, _ _ „ . » Nr. S4. oder deren Raum 30 Pfg., örtliche Anzeigen 20 Pfg. Im Text- »ugspreis ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bei Abholung Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher teil (ZIm. Mosse 17) 60 Pfg. die 3gespaltene Zeile. 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L . v A k .enden Sätzen. — Amtliche Anzcig die 3gespaltene Zeile 50 Pfg. — Für bestimmte Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. - München, IS. Oktober. (Priv.-Tü.) Der bäuerische Ministerpräsident begab sich gestem abend nach Berlin, um den Vorsitz in dem für heute einberufenen Bundesratsaus- schuß für auswärtige Angelegenheiten zu übernehmen. Bersin, IS. Oktober. (Prkv.-Tel.) Wie der „Vorwärts" mittelst wird der Text der deutschen Antwort an Wilson im Laufe des heutigen Tage« seine Schluhrodaktion erfahren. Die bisherig« Antwort der Regierung in der Friedensfrag«, so schreibt das Blatt, läßt vermuten, daß man über Mei- nungsverschiedenheiten mit den Gegnern das Ziel, den Frie den, nicht au» den Augen verlieren werde. Es dürste we- Dor dem Abschlutz der deutschen Antwortnote. Bersin, 19. Oktober. fvon unserem Berliner Vertreter.) Gestern abend trat das sogenannte Kriegskabinett noch mals zusammen, um über die endgültige Fassung der deut schen Antwort an Wilson Beschluß zu fassen. Auch der in- terfraktionelle Mehrheilsausschuh ist abends zusammenge treten und hat bis in die späten Nachtstunden beraten. Zu einem Abschluß der Verhandlungen über die neue Note ist es aber noch nicht gekommen. Man nimmt an, daß die Ver zögerung auf das Eintreffen neuer Nachrichten zurückzufüh ren sei. Jedenfalls 'dürfte die Antwort nicht vor Sonntag abgehen. Man will sich diesmal nicht übereilen, sondern gründlich die Lage prüfen. Ich erfahre von maßgebender Seite, daß die Antwort diesmal deutlich den deutschen Wil len ausdrücken soll, daß Deutschland nicht willens ist, sich einem Gewaltfrioden zu unterwerfen. Die Antwort wird heroorheben, daß Deutschland einen Rechtsfrieden wünscht, daß es sich deshalb aus die Grundsätze Wilsons stützt, aber jede Einmischung in innerdeutsche Angelegenheiten ablchnt. Bor allem soll zum Ausdruck gebracht werden, daß Deutsch land es wohl erkennt, daß die Gegner eine Verschleppung der Verhandlungen in d«r Vorsicht wünschen, bis zum Zu sammentritt der Friedenskonferenz neue Erfolge aufweisen zu können. Mit allem Nachdruck wird die Wilson'sche Be hauptung zurückgewiesen werden, daß deutsche Truppen Verwüstungen und Plündereien verursacht haben. Es wird eine Kommission in Vorschlag gebracht werden, der es ob liegen soll, «ine unparteiische Prüfung darüber angusteilen, wieweit sich die Wilsonschen Behauptungen bewahrheiten. In aller Sachlichkeit wird so versucht, vMden, Wilson zu be weisen, daß wir Frieden und Waffenstillstand wünschen, auf einer gerechten, ehrenhaften Grundlage, daß Deutschland aber ablehnen muß, sich Bedingungen zu unterwerfen, die «in Sieger dem Besiegten nicht einmal stellen darf. In den Mehrheitsparteien ist WA einmütig der Ansicht, daß wir stark genug sink den Krigh tvenn's sein muß, fort zusetzen. Selbst in sozialdemokratWm Kreisen vertritt man den Standpunkt, daß der Hinweis auf die Aufhebung des Paragraphen. 11 der Reichsverfassung Wilson genügen müßte und die Neuordnung in Deutschland beweise, daß das Volk bisher hinter dem Friedensangebot steht und dafür die Garantie übernimmt. Demütigende Bedingungen lehnen die Sozialdemokraten ebenfalls ab. So stimmen sie und die übrigen Mehrheitsparteien in der Beurteilung der Lage mit den Parteien der Rechten völlig überein, und es macht sich in allen parlamentarischen Kreisen die Ansicht geltend, daß eine Ablehnung der neuen deutschen Antwort zur Folge haben würde, daß sämtliche Parteien geschlossen für eine nationale Verteidi gung eintreten. Borläufig halten sich die Parteien noch mit ihren Äußerungen zurück. Sie wollen sich einstwei len hinter di« Regierung stellen, dann aber, wenn die Re gierung einsehen muß, daß der Gegner den Frieden des Rechts nicht will, werden von allen Parteien Aufrufe ge plant, die übereinstimmend das VE auf die Ziele der Geg ner Hinweisen und das Volk aufrufen -um Endkamps um deutsches Gut und Recht. Der Rechtsfrieden. Man gewinnt immer mehr den Eindruck, daß die Geg ner nicht den Rechtssrieden wollen, sondern dahin streben, Deutschland einen Gewaltsrieden aufzuzwingen. Schon di« Antwort Wilsons ließ das deutlich erkennen, noch deutlicher liest man es aus englischen und französischen Pressestimmen, Schon seit Jahren haben die Entente-Maaten ja ihr Frie densprogramm, das selbst dann nicht herabgemindert wur de, wenn unsere Heere siegreich waren. Mit zäher Aus dauer verfolgten sie ihre Ziele: Die Vernichtung Deutsch lands, di« Zerstückelung Deutschlands und seine Beraubung. England wollte unsere Kolonien, Frankreich Elsaß-Lothrin- gen. Und ihnen entgegen hat Wilson den Frieden des Rechts proklamiert. Man hörte schon früher, daß die Wil sonschen Grundsätze nicht die Billigung der englischen und französischen Regierung fänden, heute weiß man, daß Wil son so antwortete, wie es geschehen ist, weil er von seinen Verbündeten dazu gezwungen wär. Mit einem Wilsonschen Rechtsfrieden, mit einem Frieden, wie ihn der deutsche Reichskanzler verlangt, ist es selbstverständlich Nicht verein bar, daß England uns unserer Kolonien, Frankreich uns der Neichslande beraubt. Das sehen die Gegner wohl ein, des halb sträuben sie sich, jetzt schon an den Verhandlungstisch zu treten, um den Frieden nach den Rechtsgrundsätzen zu beschließen. Der Frieden soll verzögert werden. Wilson bot die Hand dazu, indem er Deutschland den Vorwurf machte, daß es französisch-belgisches Land, Dörfer und Städte verwMe. Er will den Entente-Heeren, die jetzt im Erfolg sind, Ge legenheit geben, ihre günstige Situation weiter auszunutzen und will Deutschland gleichzeitig zwingen, das besetzte Ge biet vielleicht unter Zusicherungen zu räumen, daß wir das Zerstörte wieder aufbauen oder ersetzen. Selbstverständlich kann sich Deutschland solcher Forderung nicht unterwerfen und nicht auf sich den Vorwurf fitzen lassen, den Wilson aus gesprochen hat. So ist es erklärlich, daß man in Deutschland empört ist über den Mann, dem unsere Regierung so gro ßes Vertrauen entgegen gebracht hat, daß das deutsche Volk willens ist, das Schwert weiter zur Verteidigung deutschen Bodens, aber auch zur Verteidigung der deutschen Ehre zu führen. Heute geht «s um die deutsche Ehr«. Dos deutsch« Volk hat sich Jahre lang beschimpfen lassen, es ist in der Welt als „Hunne", „Barbar^ verleumdet worben, heute, in der Stunde, da darüber befunden werden soll, ob diese Vor würfe länger auf uns sitzen sollen, muß es sich zur Wehr setzen, wenn es sich in der Geschichte nicht selbst beflecken will. Frankreich fordert, mit Hilfe seiner Verbündeten die Gutmachung eines, begangenen Unrechts. Wir dürfen ver langen, daß das Unrecht, das an uns geschehen ist, endlich beseitigt wird. Und wenn deutscherseits eine Kommission oorgeschlagen werden sclllte, di« zu prüfen hätte, wem die Verwüstungen in Frankreich und Belgien zuzuschreiben sind, wenn wir verlangen, daß endlich der Welt gesagt wird, wer Dörfer und Städte mutwillig vernichtet hat, so werden sich Berlin, 18. Oktober. (W. T. B.) Das Kriegsernäh rungsamt teilt mit: In einem im „Vorwärts" vom 18. Ok tober veröffentlichten Aufruf des Vorstandes der sozialdemo kratischen Partei heißt es u. a.: „Es mehren sich die Anzei chen dafür, daß agrarische Kreise durch Zurückhaltung der Lebensmittel di« Schwierigkeiten der neuen Regierung er höhen wollen". — Dem Kriegsernährungsamt, sowie den ihm unterstellten Stellen und Behörden sind derartige An zeichen nicht bekannt. Es muh vielmehr festgestellt werden, daß die Anlieferung an Brotgetreide, Gerste und Hafer bis zum 17. Oktober trotz verspäteter und erschwerter Ernte diejenigen bis zum gleichen Tag« des Vorjahres um 695 484 Tonnen übertreffen und daß an Kartoffeln vonseiten der Landwirt« den Wmahmestellen er heblich größere Mengen zur Verfügung gestellt sind, als nach Lage der Transportmittel zurzeit in die Städte abge- rollt werden kann. der Neigung bestehen, sich den Wünschen der französischen Chauvinisten-Presse bedingungslos zu fügen, noch die Ab sicht, den mit Festigkeit beschrittenen Weg aufzugeben. Zusammentritt -es Reichstags. Berlin, 18. Oktober. (W. T. B.) Die nächste Sitzung des Reichstages findet am Dienstag, den 22. d. M mittags 2 Uhr statt. Die neuen Dolksminister , zur Aufklärung an die Front. Berlin, 19. Oktober. (Priv.-Tel.) Die „Voss. Ztg." schreibt, in parlamentarischen Kreisen, die der Regierung nah« stehen, sei ein« stark« Strömung vorhanden, die in einem steigenden Maße daraus dringt, daß Redner aller Parteien, insbesondere aber di« neuen Nolksminister, Volks staatssekretäre und Dolksunterstaatssekretär« an die W e st - front gehen, um den Truppen den wahren Stand der inner- und außenpolitischen Dinge in aller Offenheit aus einander zuMen. Dieses. Verlangen uMxringe^dex_.rich- tigen Erkenntnis, daß Volkskriege zur Verteidigung des hei matlichen Bodens stets in der Geschichte die engste Verbin dung zwischen der Regierung, der Heimat und den Kämp fern an der Front zur Voraussetzung hatten. Die „Voss. Ztg." schließt sich der Auffassung jener parlamentarischer Kreise an und ist sogar der Ansicht, daß keine Zeit versäumt werden dürfe. Die unabhängigen Sozialdemokraten und die Wilson-Note. Das Auftreten des Präsidenten Wilson scheint selbst den Unabhängigen Sozialdemokraten um Haase und Lede- bour über die Hutschnur zu gehen. Sie haben bereits in einer früheren Besprechung erklärt, daß auch sie in ein« Ab tretung deutschen Bodens an Frankreich nicht willigen könn ten, daß sie vielmehr höchstens über eine Abstimmung der gemischtsprachigen Bevölkerung mit sich reden lassen wür den. Jetzt scheinen sie noch einen Schritt weiter gehen und sich wenigstens mittelbar an der Regierung beteiligen zu wollen. Jedenfalls verzeichnet die „Boss. Ztg." die Meldung, daß die Abgeordneten Haase und Lede- bour beim Präsidenten des Reichstags erschienen sind und ihm den Wunsch der Unabhängigen Sozialdemokraten aus gesprochen haben, sich an den parlamentarischen Beratun gen über die Antwortnote zu beteiligen, um den geschlo s- senen Willen des deutschen Volkes zur not wendigen Verteidigung auszudrücken. An Deutschlands Männer und Frauen richtet der Vorstand der sozialdemokratischen Partei Deutsch lands einen Aufruf. Darin stellt er fest, wie Deutschland auf dem Wege vom Obrigkeitsstaat zum Volksstaat sei. „Der Wille des Volkes oberstes Gesetz" müsse das entscheidende Leitmotiv für die Regierung des Reiches und der Hundes staaten bleiben. Leider sei die Lage des Landes bitter ernst. Der Aufruf fährt dann fort: „Deutschland und das deutsche Volk ist in Gefahr, das Opfer der Eroberungssucht englisch französischer Chauvinisten und Eroberungspolitiker zu werden. Was wir am 4. August 1914 erklärt haben: „In der Stunde der Gefahr lassen wir unser Vaterland nicht im Stich," gilt heute in verstärktem Maße. Mil einem Frieden der Vergewaltigung, der Demütigung und der Verletzung feiner Lebensinteressen wird sich das deutsche Volk nie und nimmer abfinden. Nur um unser Land und sein Wirtschaftsleben vor dem Zusammenbruch zu bewahren, haben Vertreter unserer Partei das Opfer auf sich genommen und sind in die Regie rung eingetreten. Sie haben in dieser furchtbaren Situation ihr verantwortungsvoll«« Amt angetreten mit dem heißen Bestreben, unserem Volke Frieden und Freiheit zu bringen." Sodann wendet sich der Aufruf gegen diejenigen, die die innerpolitische Wandlung stören könnten, gegen das, was er me „alldeutschen Demagogen" nennt, und gegen die Treibereien mit den bolschewistischen Revolutionsphrasen. Allo putschistffchen Treibereien durchkreuzten dm Weg zum Frieden und zur Demokratie. Dor Aufruf schließt: 'S -s- 8