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Griechenland, Bulgarien und der Türkei gibt es keinen Adel. — Die Haut der innerafrikanischen Eingeborenen ist IZHmal so dick wie die der Europäer. Hauswirtschaftliches. Gemüse aus rote« «üben. Rote Rübe, auch Rote Rahne und Rote Beete genannt, werden itk größten Teile Deutchtands meist nur im Form von Saktt oder Koitwott genossen. In den östlichen preußischen Provinzen allerdnrgs ist auch die „Rote Beeten-Suppe" von jeher eingebürgert, in Ost- und Westgreußen ist sie geradezu eine Art provin ziellen Nationalgerichts. Ganz besonders wohlschmeckend und nahrhaft aber ist Gemüse von Roten Beeten. Der Krieg nötigt uns, unseren Organismus noch immermehr auf pflanzliche Nahrung eingustellen, als es bereits geschehen ist. Aber die pflanzlick^ Ernährungsweise verlangt auch viel Abwechslung. Jedes neue nahrhafte Gemüsegericht ist daher willkommen. Hier das Rezept für Gemüse von Ro ten Beelen: Gewaschen, weich gekocht, abgeschätt und fein geschnitten oder noch besser fein gehobelt, werden sie mit we nig Wasser, das den Boden des Kochgefäßes etwa 3 Am. bedeckt, zum Aufwallen gebracht. Dann verdickt man sie mit etwas vorher ^mgrrührtem Mehl oder Kartoffelmehl oder mit 2 bis 3 feingeriebenen rohen Kartoffeln und schmeckt das Gericht süßsauer ab. Ein Zusatz von Äpfeln und Verwendung von Nelken oder anderen Gewürzen und Zuk- ker erhöht den Wohlgeschmack. So zubereitet, geben die Roten Beete ein vortreffliches und auch jetzt unter Berück sichtigung des Mangels an Fett und Flei ch leich herstell bares, nahrhaftes Gemüse, das sich als Hauptmahlzeit für die Spätherbst- und Wintermonate für jedermann eignet. Wer es noch nicht kennt, versuche es! Die Ernte an Roten Rüben ist in diesem Jahre außerordentlich reich ausgefallen. Während frischer Rotkohl nur bis Weihnachten zu haben ist, kann die Hausfrau mit frischen Roten Beeten den ganzen Winter hindurch und bis in das spätere Frühjahr hinein Essen bereiten. Jede Familie weiß es zu würdigen, wenn sie gerade in den schwierigsten Monaten nicht aus Dörrge- müfe angewiesen! ist. VLrgerttcher Küchenzettel. Montag: Hagebuttensuppe, gekochte Kartoffelklöße mit Zwiebelbrühe. Dienstag: Tomatensuppe mit Nudeln, Salzkartoffeln mit Kürbisgemüse Mittwoch: Suppenmehlsuppe, Krautwickel mit Pilzfüllung und Kartoffeln. Donnerstag: Gemüsesuppe, gebackene Tomaten speise*) mit Bohnensalat. Freitag: Saure Kartoffelstückchen mit Wurst. Sonnabend: Krautsalat mit Kartoffeln und gebratenen Pilzen. Sonntag: Blumenkohlsuppe, Wiegebraten mit Salzkartof feln und Wirsinggemuse, Selleriesalat. »»Kunst und Wissenschaft «» Li« wissenschaftliche Forschung in den Gefangenenlagern, die bald nach Kriegsbeginn sowohl in Deutschland wie in Österreich-Ungarn einfetzte, hat einen Erfolg gehabt, der die kühnsten Erwartungen übertrifft. Wir haben u. a. Völker und Sprachen kennen gelernt, von denen wir bisher kaum den Namen wußten. Die verschiedensten Wissenschaften haben reichen Stoff und neue Erkenntnisse gewonnen, allen voran die Anthropologie, die Ethnographie und die Spra- chenwifsenschast, aber auch die Erforschung der primitiven Dichtung und Musik hat Erhebliches gewonnen. Nicht nur die körperliche Eigenart von über 200 Bolksstämmen, son dern auch chr psychisches Mesen ist eingehend studiert wor den. „Zum Verständnis der Völker" haben, wie Prof. Dr. Stüde sagt, die Gefangenenlager mehr geleistet als die vor trefflichsten Schriften, dr« unter darauf bezüglichen Titteln bisher erschienen find. Photographie, Grammophon un^ Kinematograph waren wichtige Hilfsmittel der in den Ge fangenenlagern tätigen Forscher. Das Archiv für Musik umfaßt z. L. tausende von Platten. Mit gleichem Erfolg hat die Sprachforschung besprochene Platten benutzt, um mit den Texten in fremden Sprachen zugleich ihre Lautverhält- nisfe festzuhalten. Di« Erneuerung de» menschlichen Gehirns. Im und am menschlüAn Körper findet eine fortwährende Erneue rung statt. Am interessantesten ist das menschliche Gehirn, dos sich aller 60 Tage vollständig erneuert. Das Gehirn besaht durchschnittlich aus 300 Millionen Nervenzellen, von denen jede einzelne ein selbständiger Organismus ist, aber nur eine Lebensdauer von etwa 60 Tagen hat. Daraus geht hervor, daß jeden Tag rund 5 Millionen Nervenzellen absterben, die sofort durch ebensoviel« neugebildete ersetzt werden. So kann man affo sagen, daß der Mensch immer nach zwei Monaten ein vollständig neues Gehirn besitzt. ««GTT»» Merlei. Gsss»»s Da» warschauer Findelhaus. In Warschau besteht seit 1757 ein Asyl, das „Kindlein Jesu-Krankenhaus", das von einem Franzosen, dem Pater Gabriel Baudouin, gegründet wurde und noch heute in des sen Geist geleitet wird. Der Pater kam 1709 als achtzehn jähriger Jüngling nach Warschau, sah hier das große Kin derelend und beschloß, sein ganzes Leben der Kinderfürsorge zu widmen, wobei ihm private Mildtätigkeit behilflich war. Sein Eifer im Almosensammeln brachte ihn schließlich da hin, daß er für verwahrloste und verlassene Kinder, die er vielfach auf der Straße auflas, ein eigenes Gebäude einrich ten konnte, das in der Krakauer Vorstadt gelegen ist. Lange Jahrzehnte bestand hier auch das geheime Aufnahmesystem, das vis in die Gegenwart nur noch in Spanien beibehalten wurde. Mütter, die sich hier ihrer Säuglinge entledioen wollten oder muhten, legten das Kind auf eine wagrechte Scheibe am Eingangstor des Hauses, die zur Hälfte aus dem Tor herausstand, drehten dann die Scheibe, so daß das Kind nach innen kam, klingelten und entfernten sich danach. Biele Hunderte von Kindern wurden auf diese Weise geret tet, viele Mütter von einer sonst üblichen Mordtat abaehal- ten. Das Asyl nahm sich der Kleinen in jeder Weise an. Roch heute steht der Spruch über dem Tore: „Vater und Mutter haben mich verlassen, Gott hat mich ausgenommen!" Allerlei Weisheit. Di« Telefunken-Gesellschaft, welche die Großstarion Nauen unterhält, besitzt über 200 Patente. — Das älteste noch heute in Gebrauch befindliche Schiff besitzt Schweden, es ist 17-19 gebaut und diente ursprünglich als Kaperschiff. — Die Durchschnittsgröße der Italienerin beträgt 152 Am., die der Französin 154 Ztm., die der Germanin dagegen 158 Zentimeter. — In den 60er Jahren des vorigen Jahr hunderts gab es noch rund 28 Millionen Schafe in Deutsch land, bis 1900 verringerte sich die Zahl auf 9,7 Millionen und vor dem Kriege betrug sie nur noch 5'/, Millionen. — In Deutschland sind 26 Prozent des Bodens Waldungen, in Frankreich 14,3 Prozent, in England nur 4 Prozent. — In Deutschland waren vor dem Kriege 9,3 Prozent der gesam ten Bodenfläche Oedland, in Frankreich 14,3 Prozent, in England sogar 1S,L Prozent. — In Norwegen, Serbien, *) Gebackene Tomalenfpeise. Zutaten: 1 Pfund reife Tomaten, eine große Zwiebel, etwas Salz und Pfeffer, an derthalb Pfund gekochte geriebene Kartoffeln, drei EhiöffÄ geriebenes, geröstetes Brot (oder ebensoviel Grieß oder ge röstete Haferflocken). — Die Zwiebel^wiegt man fern und die Tomaten schneidet man in kleine Stückchen; beides zu sammen läßt man in etwas Fett oder Butter im eigenen Saft mit einem Teelöffel Salz und einer Prise Pfeffer weich dämpfen, etwa eine Viertelstunde lang, und streicht dann alles durch ein Sieb. Diesen Tomatonbrei vermischt man dann mit den gerösteten Brotkrumen (oder Haferflocken oder dem Grieß), tut die kalten, gekochten geriebenen Kar toffeln und noch das nötige Salz dazu, füllt die Masse in eine eingefettete Auflaufform oder feste Schüssel und läßt die Tomatenspeise bei Oberhitze eine halbe Stunde backen und oben bräunen. Man trägt sie warm in der Form auf und gibt nach Geschmack Bohnensalat oder Bohnen- oder Blumenkohlgemüfe dazu. — Bei der Zubereitung von allen Tomatengerichten muß man jetzt da rauf achten, daß man keine bittere Tomate mit verwendet. Beim Zerschneiden muß man alle weichen, angefaulten Stellen sorgfältig ausschneiden und die Tomaten auch mög lichst kosten; denn eine bittere kann di« ganz« Speise ver derben.