Volltext Seite (XML)
SImrsprmtE Trag muntern Herzens deine Last, und übe fleißig . dich im Lachen! Wenn du an dir nicht Freude hast — di« Welt wird dir nicht Freude machen. (P. Heyse.) Der Flug zum Glück. L Novelle aus Deutschlands größter Zeit, von Otto Hoecker. (Nachdruck verboten.) „Oberleutnant und Kompagnieführer Dufner gehor samst zur Stelle!" Der General ließ seinen Blick von den.auf dem Feld tische ausgebreiteten Karten, mit deren Studium er beim trüben Licht der flackernden Zelllampe beschäftigt war, auf den noch jungen, gebräunten Offizier schweifen, der in stramm dienstlicher Haltung vor ihm stand. Der Willens stärke Ausdruck in seinen kühngeschnitten«« Zügen mußte -em greisen Haudegen gefallen, er nickte bedächtig vor sich hin. — „Sie sind in Ihrem Privatberuf Flugtechniker?" „Ich leitet« die Flugabteilung in der väterlichen Fabrik." „Gebrüder Dufner im Wuppertal?" „Zu Befehl, Exzellenz." „Das Stammhaus Ihrer Firma befindet sich in Brüs sel, nicht wahr?" „Unter Leitung meines Großvaters, der dort die ur sprüngliche Fabrik vor einem Jahrhundert begründete und ihr heute noch vorsteht." „Dann kennen Sie vermutlich Belgien gründlich?" „Auf meinen Flügen lernte ich ganz Europa genau kennen. Don Osmonde, dem unweit gelegenen Sommer sitze meines Großvaters aus, pflegte ich in dep letzten Jah ren zahlreiche Probeflüge zu veranstalten." „Dann wären sie gerade der richtige Mann für mich!" Eine Sekunde hielt der General inne und lauschte auf das Heulen der Windsbraut, die mit fauchenden Sckflägen die dünne Zeltleinwand zu zerreißen trachtete und klatschende Regengüsse gegen sie schleuderte. „Eine nichtsnutzig ge wagte Sache bei solchem Sturm", brummte er dann, ohne einen Mick von dem jungen Offizier zu verwenden, „aber die Meldungen sind dringend und wir sind augenblicklich kurz an Fliegern." Er hatte während des Sprechens einige Papiere gefaltet und zusammen in einem Umschläge ver- fchkossen. Nun hob er diesen empor. „Sein oder Nichtsein unserer weitvorgeschobenen Abteilung hängt vielleicht da von ab, ob diese Depeschen das Hauptquartier bis spätestens morgen früh sieben Uhr erreichen oder nicht. Wir haben einen Doppeldecker aus Ihrer Fabrik zur Verfügung. Ge trauen Sie sich die Fahrt zu übernehmen?" „Zu Befehl, Exzellenz!" Dufner überschlug flüchtig die zurückzulegende Entfernung. „Ich werde den Wind in einer Stärke von mindestens 65 Kilometer stündlich gegen Mich haben und unsere Doppeldecker leisten höchstens 90 Kilo meter. Ich könnte also durchschnittlich nur 25 Kilometer stündlich zurücklegen. Dazu käme noch ein etwa halbstündi ger Aufenthalt unterwegs, da ich unterwegs neues Benzin fassen muß. Das könnte in Osmonde geschehen, dort lagern noch von früher her bedeutende Menge Heizmaterial im Ktller. Außerdem kenne ich dort jeden Fußbreit Boden. Komm« ich glücklich durch, so liefere ich die Depeschen mor gen früh 6 Uhr im Hauptquartier ad." „Ich erwartete es nicht anders von Ihnen! Hier find die Depeschen. Sei mit Ihnen Gott! Bon Ihrem rechtzei tigen Eintreffen hängt viel ab!" Ein wohlwollendes Nicken. Hugo Dufner machte kurz Kehrt und verließ das Generalszelt, um sich auf schnellstem Wege nach dem dicht an der Meeresküste untergebrachten Trainlager zu begeben. Schweigend schritt neben ihm der Adjutant des Generals, der sich ihm angeschloffen hatte, durch Sturm und Regen dahin. Die Nacht war «nheimllch finster und sternenlos. Vom Ärmelkanal kam hohl , un dumpf das Aufschlagen der gegen die Felsenküfte branden den Wogen. Eistgkalt die Oktoderlust, die sturmgepeitschten Regentropfen lauter nadelspitze Geschosse, die vom Salzge- halt des Meerwassers erfüllt waren und feuergleich auf -er Gesichtshaut brannten. „Kein Freundschaftsdienst von mir, Hugo, daß ichdich dem Alten vorschlug", meinte nach einer Welle der Adju tant, „aber es ging nicht anders. Er wagte sich in seinem Husareneifer mit der Brigade zu wett vor, mm find wir durch die Übermacht der Engländer und Franzosen von un serer Hauptmacht abgeschnitten — und wüßten die lieben Vettern, wie schwach es um unsere Vorhut bestellt ist, so hätten sie uns schon zum Nachtmahl verspeist. Ader der kommende Tag muß sie auftlaren und wird uns nicht schleu nigst Hilfe zuteil — je nun, dann ." Mit einem viel ¬ sagenden Achselzucken brach er ab.. „Aber um dich tut mir« leid!" setzte er dann noch hinzu, als Dufner nicht antwortete. „Um mich? Ich -in dir Dank schiüdig!" gab Hugo jetzt rasch zurück. „Endlich doch mal «in« Gelegenheit, wirklich etwas tun zu dürfen. Denn dieses Nachtrotten hinter einem ewig davonlaufenden Feind wird auf di« Dauer lang weilig." „An Kurzweil für uns dürsten es die Englmider mor gen nicht fehlen lassen", warf sein Bereiter ein. „Schon möglich! Merken diese Sportsbrüder, daß ihrer zehn gegen einen Gegner sind, erwacht in ihren Män nerherzen Löwenmut. Aber ich will mein Möglichstes da zu tun, um ihnen die Siegesfreude grüittllich zu versahen." Sie hatten den Lagerplech^der Trainabteilung erreicht. Einige kurze, rasch weitergegebene Befehlsworte. Lus den langhingestreckten Reihen der trotz Sturm und Regen schauer im Freien biwakierenden Krieger erhoben sich flink eine Anzahl Manschasten. Die beiden Offizier« setzten sich - nebeneinander aus einen riesigen Baumstumpf und beobach teten die gewandte, sachverständige Zusammensetzung der eilig ausgepackten Flugmaschine. Nur das zuweilen hinter zerissenen Wolkenfetzen herunterflimmernde, aber immer wieder scheu sich bergende Mondlicht leuchtete dem nächt lichen Tun. Fackellicht durfte wegen der bedrohlichen Röhe des Feindes nicht verwendet werden. Hin und wieder blink te der scharfe Schein einer elektrischen Handlaterne, aber es bedurfte keiner Warnung, um die verräterische Leuchte wie der verschwinden zu kaffen. „Fertig!" meldete der Führer der kleinen Pionierabtei lung. Dufner erhob sich, nahm verstohlen die eigene La terne in die Hand und umschritt langsam das zusammen gefügte Flugzeug. Mit peinlicher Genauigkeit pruste er jede Strebe und Schraube auf ihre Festigkeit. Bon einer Nachprüfung des Motors nahm er Abstand denn dessen Ge dröhn und das Aufzucken der grellen Flammenfunken, so- bald die Waschin« in Tätigkeit versetzt wurde, mußte nach her ohnehin die Aufmerksamkeit des Feindes erregen und Nr. 40 Sonntag, den 29. September. » Fonnt«gs.tt»trrhalt«ng»blall des Sächsische« Eyählers.