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FonntagsUnterhaltungsWtt Sächsischen Errählers. Nr- 18 SmmttG da» W. ichM. MS Sinufpruch. Denken, was wahr ist, fühlen, was schön ist, un wollen, was gut ist, darin erkennt der Geist da» Ziel des vernünftigen Lebens. (Plato,) Das Stärkste. Skizze von Käte Lubowski. (Rach-ruck verboten.) Als der junge Italiener Kamillo Santgago mit seinem einzigen Freunde, dem jungen Tiroler Sepp Pinggera, von der Sonntagswanberung aus die NagkMtze aus die wun dervollen Serpentine der Stilfzer Jochstriche herunterspran g, kam ihnen schon der Alte — der Wirt von der Ferdinands- Höhe — entgegen, hob beide Arme, und ließ sie dann gen Ost und West wie rasende Windmühlenflügel kreisen un sagte: -' - - „Net zu glaube. Aber doch wahr. — Bub, Kamillo, mach' di weg. Bischt im Krieg mit uns. JtaLen hat uns die Freundschaft ausgesagt. Gcht auseinander, Buben , , Die beiden sahen sich eine geraume Weile sprachlos an, r dann faßte der lechenschaMche Italiener nach der Hand des Tirolers und stieß zornig hervor: „Laß sie machen, was sie wollen! Sie sind wohl toll geworden. Ich kümmere mich nicht darum . ." Er hatte es in einem wilden Gemisch von Italienisch und Roma nisch heroorgestvtzen, wie sie das weiter unten in dem kkei- non Dörstein Santa Maria, woher auch seine Mutter stanunte, sprechen gelernt mW Und Sepp Pinggera, dem dies Pfingstfest nicht wie sonst die ersten lohnenden Führertaxen eingetragen hatte, nickte dazu, ' . „Sell ischt recht! Wir beid' tua Net mit 7' . ." Der Alte hohnlachte aus. , „Werdet eh müssen, Dub'n. Macht surt. Geht aus- einand'. Daß euch keiner net meh beiander sich». Könnt euch net gut tun." Sie rührten sich nicht. Ihr« Hände grollten sich zusammen und ihre jungen Pulse schlugen schneller. Es ging über ihr Begreifen und Verstehen, daß sie — die einander in treuester Kamerad schaft und mehr wie brüderlicher Liebe zugetan waren — sich vielleicht — morgen schon — gegenseitig totschiehen soll ten. Das war doch selbst für ihre durchaus einfachen Be griffe etwas Unmögliches, gegen das es noch irgendeine höhere Stimme, «inen Befehl, geben mußte, der diesen ersten, den der Alte da verhieß, einfach niederreißen mußte. Hundert kleine Sachen, die sie miteinander verbanden, standen aus der Vergangenheit aus und redeten zu ihnen. Fast mechanisch plapperten sie das, was ihnen innere Stim men jetzt zuraunten, aus: „Weischt noch, Kamill, wie ich den Fuß brache hat und du hast mich ncch'trage — un die ganze Nacht hei mir ge- sesse und dei Schwester nachher hat mi gepflegt ..." Ja, diese Schwester, hie schöne, schlanke, gkutäugige Senta. Wie her blonde, kraushaarige junge Tiroler p, doch liebte. Und die sollten jetzt feine Feiode sein . . Es war hoch unfaßbar. Und der junge Kamill atmete hoch auf und begann nun auch — wie träumend: : . „Und meinen Bater hast du vor zwei Jahren aus der Spalte an der Bal Furva erlöst. Ich habe sie mir nach her ost angesehen." „Hör' schon «ms, Dummheiten! Grob-' wär er naus- klnnme — auch ohne mei -iff. Aber, was soll jetzt. . Sie wußten es Heide nicht, wollten den Wirt befragen, aber der war plöMch nicht mehr an ihrer Seite. Gr-mar in sein leeres Wirtshaus, da» doch hgrt an dem schölten bequemen Gletscher unterhalb' der Dreidrachenspitze lag, zurück und wÄlte seine SiebeiHachen einpacken. T«M mußt« man sich vorfchen, um zu retten, was nur Ligen- möglich war. - .: - " Die beiden Jungen gingen weiter. Schweigsam. De» Bluk in die Ferne gerichtet. Der Gbenservar — der stolz»' Ortler — und weit, wie zerstießen-, rostg AstE dahstttrr, dis Berninaspitze. ' 7 -7 , Noch niemals war ihnen ist« Heimat s» sthöa echchie» n«i, wie in dieser Stunde. Ihre Brust -Ante sich u«U auch ihr« jungen starken Arme hoben fich. Wer Mcht, ww zu warnen und dem Ausdruck Mer großen un-7 gerechte» Empörung schweigsamen Laut zu geben, sondern» wie mtz das, was hier stund utid glänzte zum Zeugen dgfur anzu^ rufen, -ast der grüße Gott im Himmel dies«» neuen Kämpf zwischen alten Freunden verhindern wolle. Dann gingen sie weiter. Immer, noch mchtssprechockk Ihre Lippen waren zusammengepreht, al» wollten sie den Wehlaut, der darauf lag,um jeden Preis «stickien. Auf der faust abfallenden Straße kam ihnen der Ita liener Umrv entgegen. Ns er fie stch, bllrb er ftchen, stieß den jungen Tiroler hart vor die Bnfft und schüttest^ ihn. „Hund, -du," sagte er aus ÄaliMsch, olffchynerhicher iimner nur ein gutes Tiroler Deutsch geredet hatte. „Mach, daß du fort kömmst- Sonst mach' ich dich kay.^ N L - - Sie stanban wie leblos^ ' ' < : Dieser alternde Italiener hatte mehr an« «in DicheiG mal von des jungen Sepps Bater Gasffreundsihaft «mSan- gen. . 7 - - Nun mußten st« ts glauben. :. Aber doch nicht! Es konnte ja nur «inGerede: eine Phantast« sein. Die Beweise mussten erst stärker cmwach st». 777 7 Eine Stunde Mttteren Wege» lag hmser ihnen. — Sonst hätten sie zu diesem Stück kaum 2V. Minute» ge braucht, aber harte waren ihre Kni« schwer und ihr-Atem setzte öfter aus. ' ' : ' Da war das keine Dors Bormio, in dem Kamllko bei seinen Eltern lebte. Da war auch die Senta, da» Mädchen, das Sepp Pinggera fo oft und heiß geküßt hatte. Un plötzlich kam es chnen beiden wie eine hell« Flannne, die jMs Dunkel «rlemhten würde. ^ie Senta war «in fetten Auges Geschöpf. Vir s-stt,